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Stadtmagazin Neue Szene Augsburg 2012-02

Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info immer auch unter www.neue-szene.de

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24 Tag&Nacht<br />

AUGSBURGS<br />

1000 MEISTERWERKE<br />

Geistreiche Blicke auf eine verkannte Stadt<br />

von Professor Dr. August Spätzle<br />

>> Das Leben ist schön!<br />

Sagte einmal ein fröhlicher Mann,<br />

der mit verträumtem Gesicht und<br />

einer kindlichen Melodie auf den<br />

Lippen durch irgendeine herrlich<br />

fruchtbare und herrlich sonnige und<br />

herrlich herrliche Gegend stolperte.<br />

Es ist nicht bekannt, in welcher Gegend<br />

er unterwegs war und warum<br />

er alles so herrlich fand, vielleicht<br />

war er einfach nur betrunken,<br />

schwachsinnig oder religiös (ja, ja,<br />

unkt nur, ihr Gläubigen!). Man weiß<br />

es nicht, was man aber mit einer<br />

gewissen Sicherheit sagen kann: Er<br />

lebte nicht in dem Hochhaus, das<br />

ein unbekannter <strong>Augsburg</strong>er Künstler zu seinem Fotomotiv mit dem treffenden<br />

Titel Grau-Bau machte und es somit verewigte.<br />

Nun muss Kunst nicht schön sein, sie muss uns keinen Zuckerguss über<br />

die hässliche Wirklichkeit gießen, sie muss uns nicht einlullen, nein, sie soll uns<br />

reizen, uns nachdenklich machen. Dieses Ziel erreicht der Künstler mit dem<br />

Grau-Bau ohne Zweifel, doch die Ehre gebührt nicht ihm, der den Bau nur<br />

abbildet, die Ehre gebührt einem vorzüglichen Virtuosen der modernen Architektur,<br />

einem namenlosen Meister des Betonwerks, der den Bau entwarf und<br />

schuf. Was muss der Mann oder die Frau gelitten haben, was für Abgründe<br />

müssen in Hirn und Herz des Baumeisters geklafft haben, um ihn zu einem so<br />

wütend-tristen Werk zu treiben?<br />

War er in einer Phase des Schwermuts? Lies er die beiden Türme links<br />

und rechts als Abbild der grauen, ihn bedrängenden Geister der Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft errichten? Stellt die Mitte mit den tristen Balkonen,<br />

neben denen voll Hohn die winzigen Fensterchen der Türme prangen,<br />

stellt diese Mitte sein eingepferchtes inneres Ich dar? Nun, manche schlichten<br />

Geister meinen, Architekten seien keine echten Künstler, seien höchstens<br />

leidlich kreativ, hätten keine Vision, hätten keine Botschaft, hätten, hahaha,<br />

nur Geld im Kopf. Was für schmähliche Gedanken. Als ob der Architekt keine<br />

Sekunde an die armen Geschöpfe gedacht hätte, die in seinem Bau leben<br />

müssen, als ob es ihm nicht bewusst gewesen wäre, dass man Menschen nicht<br />

nur mit einer Axt, sondern auch mit Architektur erschlagen kann. Was für ein<br />

himmelstoßender Unsinn. Der Bauherr wusste wohl, was er tat und er tat es<br />

zum Wohle beinahe aller.<br />

Sein Grau-Bau ist kein dumpfes Hochhaus, sein Bau ist ein belebtes<br />

Experiment, das freilich nur gelingen kann, wenn Leben in der Bude herrscht.<br />

Man nehme Beton, fleißige Bauarbeiter und ein tristes Stückchen Erde am<br />

Rande einer großen Stadt und man werkele drauflos, so dass am Ende etwas<br />

Hässliches entsteht. Dann schlage man Löcher in die Wände, damit man hinein<br />

und hinaussehen kann, und dann schlage man weitere Löcher, damit man hinein<br />

und hinausgehen kann, und ordne alles so an, dass möglichst wenig Licht<br />

in diese Löcher fällt, denn Licht lenkt ab .Und dann streiche man alles grau an,<br />

denn Grau bringt den Himmel zur Geltung und dann nehme man Menschen,<br />

nicht zu reiche Menschen, denn die Reichen haben zu feine Sinne, und pferche<br />

diese Menschen hinein und nenne es sozialen Wohnungsbau, denn Ironie<br />

braucht ihren Platz. Und dann gehe man weg und warte ab und warte weiter<br />

ab, was aus den Menschen wird, wie sie sich fühlen. Und wenn sie sich gut<br />

fühlen, ist es eben gut, und wenn sie sich schlecht fühlen, ist es eben schlecht<br />

und all das tut man nicht aus Ignoranz und Eigennutz und Gier, denn das wär<br />

hässlich, so hässlich wie der Graue Bau.<br />

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Pow Wow Hüttenzauber erstmals<br />

in Tirol<br />

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