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Rebecca Liebesverbot

Im Dezember erklärte Gabriel lapidar: „Rebecca, ich werde gehen. Ich stelle einen Versetzungsantrag.“ Rebecca konnte nichts sagen. Ob sie ihren Mund tatsächlich aufgesperrt hatte, wusste sie nicht, jedenfalls kam sie sich innerlich so vor. „Ich halte es so nicht mehr aus. Mich macht das fertig. Diese perverse, verlogene Situation zwischen uns ertrag ich nicht länger. Wir sind gute Freunde und mögen uns, mehr nicht, und dann sitzt du vor mir mit meinem Schwanz in deiner Va­gina und schaust mich an. Ich liebe dich, dein Gesicht vor meinem, und ich darf es nicht küssen, nicht einmal berühren. Beim Sex, da gibt es nichts Soziales, nein? Da haben wir keine Beziehung, da sind wir gegenseitige Befriedigungsmaschi­nen? So ein Schwach­sinn, Rebecca. Ich weiß nicht, wie du es für dich verstehst. Ich will das nicht mehr und vor allem kann ich die per­verse Situation nicht mehr ertragen. Welche Chance hätte ich denn jemals ge­habt, etwas daran zu ändern? „Mehr nicht.“ hätte ich immer nur gehört. Du tust mir auch weh, Rebecca. Ich liebe dich, und so will und kann ich das nicht mehr. Es zerreißt mich, macht mich psychisch fertig.“ erläuterte Gabriel es näher. Re­becca sprang auf seinen Schoß. „Walden, du darfst nicht gehen. Du musst blei­ben, das geht nicht. Sie umarmte und drückte ihn. Ich liebe dich doch auch, Walden, ich darf es nur nicht sagen. Weißt du, Gabriel, wenn ich sage, dass ich dich liebe, dann bekomme ich Ärger mit mir. Hast du Lust, soll'n wir uns mal küssen?“ schlug Rebecca vor, Gabriel schmunzelte. „Das mit dem Ärger musst du mir nochmal erklären.“ meinte er.

Im Dezember erklärte Gabriel lapidar: „Rebecca, ich werde gehen. Ich stelle
einen Versetzungsantrag.“ Rebecca konnte nichts sagen. Ob sie ihren Mund
tatsächlich aufgesperrt hatte, wusste sie nicht, jedenfalls kam sie sich
innerlich so vor. „Ich halte es so nicht mehr aus. Mich macht das fertig. Diese
perverse, verlogene Situation zwischen uns ertrag ich nicht länger. Wir sind
gute Freunde und mögen uns, mehr nicht, und dann sitzt du vor mir mit
meinem Schwanz in deiner Va­gina und schaust mich an. Ich liebe dich,
dein Gesicht vor meinem, und ich darf es nicht küssen, nicht einmal berühren.
Beim Sex, da gibt es nichts Soziales, nein? Da haben wir keine Beziehung,
da sind wir gegenseitige Befriedigungsmaschi­nen? So ein Schwach­sinn,
Rebecca. Ich weiß nicht, wie du es für dich verstehst. Ich will das nicht mehr
und vor allem kann ich die per­verse Situation nicht mehr ertragen. Welche
Chance hätte ich denn jemals ge­habt, etwas daran zu ändern? „Mehr nicht.“
hätte ich immer nur gehört. Du tust mir auch weh, Rebecca. Ich liebe dich,
und so will und kann ich das nicht mehr. Es zerreißt mich, macht mich
psychisch fertig.“ erläuterte Gabriel es näher. Re­becca sprang auf seinen
Schoß. „Walden, du darfst nicht gehen. Du musst blei­ben, das geht nicht.
Sie umarmte und drückte ihn. Ich liebe dich doch auch, Walden, ich darf es
nur nicht sagen. Weißt du, Gabriel, wenn ich sage, dass ich dich liebe,
dann bekomme ich Ärger mit mir. Hast du Lust, soll'n wir uns mal küssen?“
schlug Rebecca vor, Gabriel schmunzelte. „Das mit dem Ärger
musst du mir nochmal erklären.“ meinte er.

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Elvi Mad<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong><br />

Einen Mann lieben? Nie wieder<br />

Erzählung<br />

Aimer, c'est se donner corps et âme<br />

Im Dezember erklärte Gabriel lapidar: „<strong>Rebecca</strong>, ich werde gehen. Ich stelle<br />

einen Versetzungsantrag.“ <strong>Rebecca</strong> konnte nichts sagen. Ob sie ihren Mund<br />

tatsächlich aufgesperrt hatte, wusste sie nicht, jedenfalls kam sie sich<br />

innerlich so vor. „Ich halte es so nicht mehr aus. Mich macht das fertig. Diese<br />

perverse, verlogene Situation zwischen uns ertrag ich nicht länger. Wir sind<br />

gute Freunde und mögen uns, mehr nicht, und dann sitzt du vor mir mit<br />

meinem Schwanz in deiner Vagina und schaust mich an. Ich liebe dich,<br />

dein Gesicht vor meinem, und ich darf es nicht küssen, nicht einmal berühren.<br />

Beim Sex, da gibt es nichts Soziales, nein? Da haben wir keine Beziehung,<br />

da sind wir gegenseitige Befriedigungsmaschinen? So ein Schwachsinn,<br />

<strong>Rebecca</strong>. Ich weiß nicht, wie du es für dich verstehst. Ich will das nicht mehr<br />

und vor allem kann ich die perverse Situation nicht mehr ertragen. Welche<br />

Chance hätte ich denn jemals gehabt, etwas daran zu ändern? „Mehr nicht.“<br />

hätte ich immer nur gehört. Du tust mir auch weh, <strong>Rebecca</strong>. Ich liebe dich,<br />

und so will und kann ich das nicht mehr. Es zerreißt mich, macht mich<br />

psychisch fertig.“ erläuterte Gabriel es näher. <strong>Rebecca</strong> sprang auf seinen<br />

Schoß. „Walden, du darfst nicht gehen. Du musst bleiben, das geht nicht.<br />

Sie umarmte und drückte ihn. Ich liebe dich doch auch, Walden, ich darf es<br />

nur nicht sagen. Weißt du, Gabriel, wenn ich sage, dass ich dich liebe,<br />

dann bekomme ich Ärger mit mir. Hast du Lust, soll'n wir uns mal küssen?“<br />

schlug <strong>Rebecca</strong> vor, Gabriel schmunzelte. „Das mit dem Ärger<br />

musst du mir nochmal erklären.“ meinte er.<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 1 von 21


<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> Inhalt<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong>.....................................................................4<br />

Der Cowboy.................................................................................... 4<br />

<strong>Rebecca</strong>s Qualen............................................................................4<br />

Neue Schule - Neues Leben............................................................5<br />

Béatrice.......................................................................................... 6<br />

Alles Neu – Neues Leben................................................................7<br />

Now or never.................................................................................. 8<br />

Das wird es nicht mehr geben........................................................8<br />

Einweihungsfète............................................................................. 9<br />

Mehr nicht.................................................................................... 10<br />

Bei den Grünen............................................................................. 11<br />

Nie wieder mit einem Mann.......................................................... 12<br />

<strong>Rebecca</strong> allein...............................................................................13<br />

Heut schon im Wald gewesen?.....................................................13<br />

Nicht in dieser Welt...................................................................... 14<br />

Nichts ändern............................................................................... 15<br />

Vor den großen Ferien.................................................................. 16<br />

Im Herbst..................................................................................... 16<br />

Gabriels Versetzungsantrag.........................................................16<br />

<strong>Rebecca</strong>s Freund..........................................................................17<br />

Bleib Gabriel................................................................................. 18<br />

Wer bist du................................................................................... 19<br />

<strong>Rebecca</strong> verliebt........................................................................... 20<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 2 von 21


<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong><br />

Der Cowboy<br />

Was war er denn für einer? „Na, geht’s?“ brummte er <strong>Rebecca</strong> an, als er auch<br />

zum Kopierer kam. Sie hatte ihn zwar schon mehrfach gesehen, aber er hatte<br />

nicht mit ihr gesprochen. Die meisten Kolleginnen und Kollegen teilten ihr, der<br />

Neuen, einen Schwall an Informationen und Tips mit. Der Kollege war jünger<br />

als sie, Mitte dreißig etwa. Sie fand es lustig. Der Cowboy macht nicht viele<br />

Worte, oder verbarg sich hinter seinem Auftreten der kleine Möchtegern-Macho?<br />

Einfach antworten: „Na ja, es muss ja.“ oder so, wäre ihr dämlich vorgekommen.<br />

„Die meisten ihrer Kollegen verraten mir, wie sie heißen. Haben sie<br />

einen Geheimnamen?“ reagierte <strong>Rebecca</strong>. „Ach, natürlich, Entschuldigung. Ich<br />

heiße Gabriel Nicolai. Wie das mit dem Du und Sie ist haben sie ja sicher schon<br />

mitbekommen. Normalerweise bin ich für sie der Gabriel, wenn sie das auch<br />

wünschen. Dann müssten sie mir jedoch noch ihren Vornamen verraten. Ich<br />

weiß nur dass sie die Frau Westerhoff sind.“ antwortete der Kollege darauf.<br />

Jetzt schien er doch ganz locker zu werden. „Willst du denn auch noch wissen,<br />

ob's geht?“ fragte <strong>Rebecca</strong>. „Ja, natürlich, hatte ich schon fast vergessen.“ Gabriel<br />

darauf. „Überhaupt nicht geht’s. Nichts geht. Jeden Tag nur Frust und Verzweiflung.<br />

Die Schüler machen mich fertig, die Kollegen ranzen mich an, es ist<br />

zum heulen.“ erklärte <strong>Rebecca</strong>. Gabriel schaute sie verdutzt an, dann lachte er<br />

los. „Das ist doch Unsinn. Da stimmt kein Wort von. Du siehst nicht gerade<br />

aus, als ob dir zum Heulen wäre eher das Gegenteil. Du wirkst als ob du dich<br />

wohlfühltest und glücklich seist.“ meinte er. „Und warum fragst du dann?“ wollte<br />

<strong>Rebecca</strong> wissen. „Vielleicht hättest du mir ja verraten, warum du dich wohlfühlst.“<br />

Gabriel darauf.<br />

<strong>Rebecca</strong>s Qualen<br />

Ewige Querelen hatte <strong>Rebecca</strong> hinter sich, Qualen, Zweifel und Missmut. Sie<br />

hatte gelitten, es hatte an ihren Kräften gezehrt, betrübt hatte sie oft ins Leere<br />

gestarrt und nicht gewusst, ob sie jemals wieder glücklich sein könne. Ihren<br />

Mann schien das gar nicht zu berühren. Er nahm sie nicht wahr, und wenn,<br />

dann hätte er wahrscheinlich wieder erklärt, dass es sich dabei um ihre psychischen<br />

Probleme handle. Alles verlief ganz normal in ihrer Beziehung. „Das ist<br />

dein Problem“ sagte er immer. Wenn sie sich über sein idiotisch, stupides Verhalten<br />

aufregte, waren das für ihn hysterische Anwandlungen. Nach dem, wie<br />

er sich verhielt, hätte <strong>Rebecca</strong> sich schon lange von ihm trennen müssen, und<br />

anderen hätte sie auch wohl dazu geraten. „Da ist doch nichts mehr zwischen<br />

euch, ihr versteht euch doch überhaupt nicht mehr, was willst du denn mit<br />

ihm?“ hätte sie rational argumentiert. Dann trennt man sich eben. Einerseits<br />

kann die Beziehung das Wundervollste sein, was du erlebst, aber für <strong>Rebecca</strong><br />

war sie zur Fessel geworden. Die Verhältnisse waren unerträglich, aber trotz-<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 3 von 21


dem konnte sie sich nicht von diesem Mann lösen. Er war ein Teil von ihr, ein<br />

Teil ihres Lebens, und für ein Leben ohne ihn, sah sie kein Bild. Nach endlosen<br />

und immer wieder neuen Gesprächen mit ihren Freundinnen, entschloss sie<br />

sich schließlich doch zur Trennung. Ihr Mann war sprachlos, konnte es<br />

überhaupt nicht fassen und versprach alles zu ändern. „Du brauchst nichts zu<br />

ändern, Thomas. Ich habe die Schnauze von dir voll, endgültig voll. Ich will es<br />

nicht mehr, keinen Tag länger mehr.“ Ihr Mann redete und redete in der festen<br />

Überzeugung, <strong>Rebecca</strong> wieder umstimmen zu können. „Wirst du mich jetzt<br />

endlich einmal für voll nehmen und mit deinem Sermon aufhören. Du hast<br />

gehört, was ich gesagt habe. So ist es und dabei bleibt es.“ stoppte ihn<br />

<strong>Rebecca</strong>. Sie empfand es, als ob sich ihre frühere Verbundenheit und<br />

Abhängigkeit in Hass gegen diesen Mann zu verwandeln begann. Sie wollte die<br />

Scheidung so schnell wie möglich. Sie wollte diesen Namen nicht mehr tragen,<br />

nicht mehr die Frau von Thomas Langenbach sein, ihm nicht mehr gehören. So<br />

hatte er es anscheinend in den letzten Jahren empfunden. <strong>Rebecca</strong> wollte alle<br />

Zeichen, die sie an diese Zeit erinnern konnten, aus ihrem Leben verbannen,<br />

aus ihrem neuen, zukünftigen Leben, von dem sie sich noch gar nicht<br />

vorstellen konnte, wie es sich eigentlich für sie gestalten würde. Als sie es<br />

ihrem Mann erklärt hatte, war sie nicht gleich anschließend vor Freude in die<br />

Luft gesprungen. Erst nach und nach wurde sie sich dessen bewusst und<br />

konnte über ihre neu gewonnene Freiheit jubilieren. Allmählich war es ständig<br />

gegenwärtig und bereitete ihr ein anhaltend leichtes Hochgefühl. Sie hatte Lust<br />

auf ihr neues Leben.<br />

Neue Schule - Neues Leben<br />

<strong>Rebecca</strong> war neu an der Schule. Sie hatte sich versetzen lassen. Alles war neu<br />

und unbekannt. Weder Schülerinnen oder Schüler noch Kolleginnen oder Kollegen<br />

kannte sie. Keine Voreingenommenheiten, keine fest gefügten Strukturen,<br />

alles war neu. Fast wie eine neue Welt, so hatte <strong>Rebecca</strong> es sich gewünscht<br />

und freute sich darauf, alles kennenzulernen. Ein neues Leben beginnen? Das<br />

hörte sich ein wenig großartig und übertrieben an und war auch wohl gar nicht<br />

möglich. Sie hatte ja immerhin sich selbst mitgebracht. Aber sie suchte eine<br />

neue Umgebung, in der es so wenig wie möglich Erinnerungsanlässe an ihre<br />

Vergangenheit gab. Schlecht gefallen hatte es ihr in der früheren Schule nicht,<br />

aber da war sie die Frau von Thomas Langenbach und würde es immer bleiben,<br />

zumindest die ehemalige. An der neuen Schule wusste nur die Chefin, dass<br />

Frau Westerhoff mal mit Herrn Langenbach verheiratet gewesen war. Die Direktorin<br />

schien nicht nur eine freundlich aufgeschlossene Frau zu sein, sondern<br />

erweckte auch einen feministisch angehauchten Eindruck. „Jetzt suchen sie<br />

einen neuen Mann?“ scherzte sie, „nur damit sieht es hier schlecht aus. Hier<br />

gibt’s nur biedere Familienväter, und so was ganz Junges sagt ihnen doch sicher<br />

auch nicht zu.“ Die beiden lachten, und <strong>Rebecca</strong> schlug vor, sie könne ja<br />

mal einen Aushang am schwarzen Brett machen. Einen Mann suchen. Warum<br />

sollte sie sich einen Mann suchen? Weil Frauen sich immer einen Mann suchen.<br />

Frauen brauchen einen Mann. So ein dummes Gewäsch. Sie hatte sehr enge<br />

Freundinnen, das reichte ihr nicht nur, die hatten ihr sogar das Leben erträglich<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 4 von 21


gemacht, als sie noch einen Mann hatte und sich noch nicht zu einer Trennung<br />

entscheiden konnte. Eine isolierte Frau gab immer noch ein leicht sonderbares<br />

Bild ab. Eine Frau ist ohne einen Mann nicht vollständig. Auch wenn sie es nicht<br />

mehr zu formulieren wagen, empfinden doch noch viele so.<br />

Béatrice<br />

Es gab nicht nur eitel Sonnenschein. Auch wenn sie damit gerechnet hatte, war<br />

es doch nervig, wenn die Schüler herausfinden wollten, wie weit sie es bei 'der<br />

Neuen' treiben konnten, und da Latein nach Mathematik das zweitbestgehasste<br />

Fach war, übertrug es sich auf das Verhältnis zu den Lehrern. Auch dass <strong>Rebecca</strong><br />

sich mit nichts auskannte und ständig andere fragen musste, hatte weniger<br />

den Reiz des Neuen, sondern war oft lästig. <strong>Rebecca</strong> bedauerte es aber in keinem<br />

Moment, dass sie sich hatte versetzen lassen. Wahrscheinlich sah sie es<br />

durch die Wunschbrille ihres neuen Lebensabschnitts, dass ihr die Kolleginnen<br />

und Kollegen hier alle viel unbeschwerter, offener, leichter erschienen als an ihrer<br />

früheren Schule. Vielleicht würde sich das ja im Laufe der Zeit auch noch<br />

ändern, wenn jede und jeder erst mal sein Bündel an Erfahrungen, an Urteilen<br />

und Vorurteilen aufgeladen bekommen hatte. Trotzdem hatte man natürlich<br />

auch sofort von ihnen, von jedem ein Bild. Dass Frau Redemann gouvernantenhafte<br />

Züge aufwies, konnte keinem verborgen bleiben, auch wenn sie in<br />

dem kurzen Begrüßungsgespräch äußerst nett gewesen war. Manche erschienen<br />

einem eben sympathischer andere weniger. Zu den <strong>Rebecca</strong> sympathischer<br />

erscheinenden gehörte auch die junge Kollegin Béatrice Fehrenbach. Sie kannte<br />

<strong>Rebecca</strong> und hatte sie schon öfter gesehen. Für die Grünen war sie Mitglied<br />

im Rat der Stadt, und an Empfängen, an denen auch der Beigeordnete Langenbach<br />

teilnahm, hatte er meistens seine Frau mit geschleppt. Béatrice wusste<br />

nicht, dass sie verheiratet gewesen waren und jetzt geschieden, es interessierte<br />

sie aber auch nicht sonderlich. „Da wirst du mich in Zukunft nicht mehr sehen.<br />

Ich habe das sowieso immer gehasst, aber bin einfach so hingetrottet,<br />

weil es sich gehört, dass eine Frau ihren Mann bei so etwas begleitet. Das wird<br />

mir jetzt erst nach und nach bewusst, zu wie vielem, dass nicht in meinem<br />

persönlichen Interesse lag, ich mich habe verleiten lassen.“ erklärte <strong>Rebecca</strong>.<br />

„Deshalb lebe ich ja auch vorsichtshalber allein.“ meinte Béatrice, „Ich halte<br />

mich da auch für sehr anfällig. Wenn du jemanden liebst und immer mit ihm<br />

zusammen bist, kannst du dich leicht selbst verlieren.“ „Zu Anfang, als er noch<br />

ein kleiner Regierungsrat war, gab's auch keinerlei Probleme. Immer nett und<br />

freundlich war er, ließ sich auf alles ein. Nur dann bezog sich plötzlich alles auf<br />

seine Kariere. Alles war unwichtig und seine Frau wurde zu einer selbstverständlichen<br />

Einrichtung bei ihm zu Hause. Nichts war davon zu ahnen, dass er<br />

sich mal so entwickeln und verhalten könnte. Ich bin der Ansicht, dass Männer<br />

grundsätzlich, gleichgültig ob genetisch oder durch Sozialisation, über ein Frauen<br />

diskriminierendes machohaftes Potential verfügen. Es ist nur die Frage<br />

wann und wodurch es zum Ausbruch kommt.“ erläuterte <strong>Rebecca</strong>. Béatrice<br />

musste lachen. „Du bist immer noch ganz schön frustriert und gekränkt, nicht<br />

war? Vielleicht war das mit den Männern so, und heute gibt’s die auch sicher<br />

noch, aber beim Durchschnitt ist das nicht mehr so. Die Jungs gehen heute<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 5 von 21


eher in Richtung metrosexuell, und so einen wie deinen Mann würdest du heute<br />

in Mittelschichtkreisen wohl kaum noch finden.“ meinte Béatrice dazu. „Und<br />

trotzdem suche ich mir keinen neuen. Hast du denn einen?“ <strong>Rebecca</strong> fast patzig.<br />

Lächelnd erklärte Béatrice: „Ja schon, aber er wohnt nicht bei mir. Wir verstehen<br />

uns ganz gut, mögen uns und machen öfter etwas zusammen. Und<br />

manchmal braucht Frau eben einen Mann.“ antwortete Béatrice. <strong>Rebecca</strong> grinste<br />

und meinte: „Ich brauche keinen, auch manchmal nicht.“ Béatrice antwortete<br />

nicht darauf. Sie hob die Augenbrauen und ihren Mund umspielte ein süßsäuerlich,<br />

skeptisches Grinsen. „Ja, Béatrice, so ist das. Seit es mit meinem<br />

Mann einschlief, ist da nichts mehr bei mir. Früher habe ich ja auch mal masturbiert,<br />

aber heute, kein Bedarf. Alles verschwunden.“ reagierte <strong>Rebecca</strong> auf<br />

ihre fragenden Augen. „Verschwinden kann deine Libido nicht, ebenso wenig<br />

wie Hunger und Durst. Sie ist ja Antrieb für alles. Du wirst es sublimiert haben.<br />

Etwas anderes wird dir Lust bereiten.“ meinte Béatrice. „Na, umso besser. Nur<br />

einen Orgasmus habe ich anderswo bei noch nicht bekommen.“ <strong>Rebecca</strong> darauf.<br />

Beide lachten und Béatrice meinte: „Keine Angst, bei unseren Konferenzen<br />

wird das geschehen. Die sind so Lust fördernd und Erregungs steigernd, dass<br />

du es irgendwann nicht mehr an dich halten kannst.“ „Aber Frau Klingenberg<br />

(die Chefin) macht doch einen ganz passablen Eindruck.“ erwiderte <strong>Rebecca</strong>.<br />

„Nein, die ist ja völlig o. k., an den lieben Kolleginnen und Kollegen liegt es, die<br />

aus einer Konferenz am liebsten ein endloses Plauderstündchen machen möchten.<br />

Alle nervt es, aber selber macht es jeder genauso.“ erklärte Beatrice dazu.<br />

„Die Klingenberg meinte, sie würde auch bei den Grünen eintreten, wenn sie<br />

nicht Schulleiterin wäre. Sie will die Politik der Grünen immer mit mir diskutieren,<br />

dabei finde ich die ja selber in weiten Bereichen schrecklich, stupide und<br />

angepasst. Im Kulturbereich auf kommunaler Ebene, was kannst du da denn<br />

schon reißen, außer die Streichung von Mitteln zu verhindern versuchen. Da<br />

habe ich dann meine große Stunde und fahre meinen ganzen kulturwissenschaftlichen<br />

Background auf. Aber es ist auch ein wenig öde, ich arbeite fast allein.“<br />

<strong>Rebecca</strong> erkundigte sich nach den Bedingungen, nach Einzelheiten bei<br />

den Grünen und der Art von Béatrices Arbeit. „Ja, <strong>Rebecca</strong>, das wäre doch<br />

was. Du machst bei den Grünen mit und kämpfst politisch gegen den Langenbach.<br />

Einen besseren Weg, selber stark zu werden, kann's doch nicht geben.“<br />

schlug Béatrice vor. <strong>Rebecca</strong> wollte es sich überlegen.<br />

Alles Neu – Neues Leben<br />

Für sie selbst stand keinesfalls der Kampf gegen Thomas zur Disposition. <strong>Rebecca</strong><br />

sah ein neues Betätigungsfeld, neue Gruppenzusammenhänge, die vielleicht<br />

hervorragend in die Vorstellungen zu ihrem neuen Lebensabschnitt passten.<br />

Mit Politik hatte sie sich immer nur privat beschäftigt, hatte die Zeitungen<br />

gelesen und sich ihre Gedanken gemacht. Mit Thomas konnte sie nicht darüber<br />

reden. Wegen seiner Position kam er sich wie der oberste Politikpapst vor, obwohl<br />

seine Ansichten oft sehr simpel waren. Mit den Spielregeln der politischen<br />

Kumpanei kannte er sich allerdings sehr gut aus. Sie dachte zunächst, mit Béatrice<br />

im Kulturbereich zusammen zu arbeiten, meinte dann aber, dass sie im<br />

Moment feministische Fragen stärker interessierten. In der Frauengruppe schi-<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 6 von 21


en man jedoch nur Quotenpolitik und Lohnfragen zu kennen. Sicher ganz wichtig,<br />

aber ihrem Klärungsbedarf in Frauenfragen entsprach das nicht. Folglich<br />

wechselte sie doch zu Béatrice in den Kulturbereich. Béatrice kam zu <strong>Rebecca</strong>,<br />

um mit ihr etwas vorzubereiten. Sie bestaunte die schicke Einrichtung. „Hat alles<br />

der Langenbach bezahlt.“ kommentierte <strong>Rebecca</strong>. „Alles ist neu in meinem<br />

Leben. Neue Wohnung, neue Möbel, neue Umgebung, neue Arbeit, neue<br />

Aktivitäten, ob das wohl ein ganz neues Leben werden kann?“ erklärte <strong>Rebecca</strong><br />

mit leicht scherzhaften Unterton. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wo ich<br />

denn immer noch die alte sein sollte.“ Béatrice schmunzelte. „Neu ist deine<br />

ganze Umgebung und deine Kontakte, das macht sicher viel aus, um sich zu<br />

verändern, aber das geht ganz langsam. Deine Empfindungen, deine<br />

Einstellungen, wie du etwas wahrnimmst und beurteilst, das ändert sich nicht<br />

so schnell. Das hat sich über dein ganzes Leben hin in dir entwickelt. Deine<br />

Libido zum Beispiel stellt sich nicht von heute auf morgen um, weil du in einer<br />

neuen Wohnung lebst.“ meinte sie. „Du willst sagen, dass ich auch mein Leben<br />

mit Thomas Langenbach psychisch noch einige Zeit mit mir herumschleppen<br />

werde?“ fragte <strong>Rebecca</strong> nach. „Was willst du machen? Vergessen kannst du es<br />

nicht. Du hast es zum Beispiel mit ihm erlebt, verliebt zu sein, da wirst du dran<br />

denken, wenn es wieder geschieht.“ meinte Béatrice. „Das wird nicht wieder<br />

geschehen. Ich werde mich nicht mehr in einen Mann verlieben können.“<br />

<strong>Rebecca</strong> dazu, worauf Béatrice nur lächelte.<br />

Now or never<br />

In der Schule frotzelte sie der Cowboy an. Er blickte nicht mürrisch, aber immer<br />

sehr ernst und gefasst. Wenn sie sich jetzt begegneten, schenkte er ihr<br />

großzügig ein Blinzeln und seine Lippen ließ er dabei sich zu einem leichten Lächeln<br />

formen. „Na, geht’s schon ein bisschen besser? Nicht mehr so viel heulen?“<br />

ironisierte er. „Hast du nicht von dem Boom der Taschentuchindustrie gehört?<br />

Alles meine Tränen. Einen Ozean voll, wie Elvis es versprach, wenn sein<br />

Darling ihn nicht now or never küssen würde, habe ich aber noch nicht geschafft.“<br />

reagierte <strong>Rebecca</strong>. „Was ist das mit Elvis, Elvis Presley wahrscheinlich<br />

doch, oder?“ fragte Gabriel. Der junge Schnösel kannte „It's now or never“<br />

nicht. „“'Oh, sole mio' ist das.“ meinte er, als <strong>Rebecca</strong> ihm ein Stückchen vorsang.<br />

„Genau, die ganze Welt war damals zu Neapel geworden und litt mit Elvis<br />

an seiner Sehnsucht. Heute schreien sie alle nur hart und herb, und romantisches<br />

Wehklagen hat keine Chance mehr.“ meinte <strong>Rebecca</strong> und Gabriel konnte<br />

sich nicht mehr halten vor Lachen. „Hörst du denn überhaupt Musik, dass du<br />

zu solchen Urteilen kommst?“ fragte er erstaunt, „Oder hast du mal zufällig jemanden<br />

kreischen gehört, und das hat dich genervt.“ „Mein Junge, das bezog<br />

sich ironisch auf Elvis sentimentales Gejammer. Manchmal muss man da eben<br />

ein wenig erläuternd nachhelfen, oder?“ <strong>Rebecca</strong> darauf. Gabriel schien es zu<br />

gefallen. „Wir sollten mal öfter miteinander reden.“ meinte er, „Nur gibt es<br />

fachlich zwischen Mathematik und Latein so wenig Berührungspunkte.“ „Wir<br />

könnten uns ja auch über etwas anderes unterhalten, Musik zum Beispiel.“<br />

schlug <strong>Rebecca</strong> vor, und Gabriel schmunzelte.<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 7 von 21


Das wird es nicht mehr geben<br />

Fast noch häufiger als früher telefonierte <strong>Rebecca</strong> mit Miriam, ihrer Freundin.<br />

Damals war es fast immer darauf hinaus gelaufen, das <strong>Rebecca</strong> ihr Leid beklagte,<br />

Miriam ihr zuhörte, es mit ihr besprach und sie tröstete. Jetzt musste<br />

sie wie ein Kind Miriam jede Lappalie mitteilen, die für sie neu war. Wenn sie<br />

sich trafen, umarmte sie Miriam. „Meine Liebe, du bist süß. Dass du dich so<br />

freust, macht mich selber glücklich. Es will mir erscheinen, als ob wir uns<br />

damals ständig in tiefen Gruften von dunklen Kellern bewegt hätten, und jetzt<br />

bist du ans Tageslicht gekommen, lässt dich von der Sonne bescheinen und<br />

strahlst selber.“ meinte sie. „Ich bin selber erstaunt, Miriam, wie tief das<br />

Empfinden von Freiheit wirkt. Unbeschwert und leicht, wie ein junges Mädchen<br />

erlebe ich mich manchmal. Nie wieder gefangen, worin auch immer.“<br />

verkündete <strong>Rebecca</strong> lachend. „Das hört sich gut an,“ meinte Miriam, „aber<br />

manchmal musst du auch abwägen. Wenn du Kinder haben willst, zum<br />

Beispiel, gibt es eben nicht alle Freiheiten.“ „Ich denke du hast Recht. Eine<br />

völlige Freiheit kann es gar nicht geben, aber du kannst dich hüten, dir den<br />

Genuss von Erwünschtem durch leichtfertige Aufgabe von Freiheiten zu<br />

erkaufen. Jedenfalls weiß ich, was für ein schätzenswertes Geschenk sie ist und<br />

werde sie sorgsam hüten.“ „Manchmal kannst du dich auch gar nicht dagegen<br />

wehren.“ meinte Miriam, „Zum Beispiel, wenn du dich verliebst, begibst du<br />

dich auch immer mehr oder weniger in eine Abhängigkeit.“ Mit Kopfschütteln<br />

und einem „M, M.“ erklärte <strong>Rebecca</strong>, „Das wird es nicht mehr geben.“ „Ach so,<br />

wenn sie dich überfallen will sagst du ihr „Nein, nein nicht bei mir.“, und dann<br />

zieht sich die Liebe wieder zurück?“ versuchte Miriam <strong>Rebecca</strong> zu verstehen.<br />

„Ich will das nicht mehr Miriam. Was ich durchgemacht habe reicht mir. Ich bin<br />

froh, dass ich allein und frei bin, und ich habe keine Lust, mich auf etwas<br />

anderes einzulassen.“ verdeutlichte <strong>Rebecca</strong> ihre Position. „Trotzdem glaube<br />

ich, dass so etwas auch bei dir, <strong>Rebecca</strong>, anderswo entschieden wird, als in<br />

deiner Ratio.“ fügte Miriam noch an.<br />

Einweihungsfète<br />

Leicht möglich wäre es schon, dass sie sich verlieben könnte. <strong>Rebecca</strong> fand alle<br />

Leute nett, seitdem sie frei und immer gut aufgelegt war. Sie hatte noch keine<br />

Fète gemacht. Viele Kolleginnen oder Kollegen wollte sie nicht einladen, da<br />

hätte sie ja auch Näheres erklären müssen. Außer Béatrice sollten nur noch<br />

zwei weitere Kolleginnen, zu denen sie intensiveren Kontakt hatte, kommen.<br />

Den Cowboy, sollte sie den auch einladen? Er blinzelte jetzt nicht mehr, sondern<br />

sprach immer <strong>Rebecca</strong> an. Hatte immer ein paar nette Worte für sie, oder<br />

fragte und erzählte etwas. Sie unterhielten sich auch schon mal länger während<br />

der Pause. Er war ein völlig anderer Mann, als sie es kannte. Ein starker<br />

Mann, der nach außen zwar ein wenig herb und spröde wirken konnte, aber<br />

wenn <strong>Rebecca</strong> sich mit ihm unterhielt, war er das keinesfalls. Da war er sanft<br />

und freundlich. Dass er sich auch mal völlig verändern könne, hielt <strong>Rebecca</strong> bei<br />

Gabriel für ausgeschlossen, aber wie Thomas sich entwickelt, konnte sie sich<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 8 von 21


vorher ja auch nicht denken. Nein, nein, sich in einen Mann zu verlieben, blieb<br />

immer potentiell riskant. Ein Risiko, das <strong>Rebecca</strong> nicht noch einmal eingehen<br />

wollte. Ob so wie Gabriel metrosexuelle Männer waren. Sie hatte dabei immer<br />

eine negative Konnotation von Männern, die sich Homo-Allüren zugelegt hatten,<br />

aber Béatrice musste damit ja wohl etwas völlig anderes verbinden. Nichts<br />

hätte zu Gabriel weniger gepasst als Weichheit und Wehleidigkeit und eine Vorliebe<br />

für modischen Tand. Aber nein, <strong>Rebecca</strong> würde ihn keinesfalls einladen,<br />

was hätte das denn bedeutet. Außerdem hatte sie mit ihm neben den Pausengesprächen<br />

über irgendetwas nichts zu tun. Sie kannte ihn überhaupt nicht,<br />

wusste nichts von ihm, nicht ob er Familienvater oder Single war, nichts wusste<br />

sie. Ausgelassen ging es auf der Fète zu. <strong>Rebecca</strong> bekam eine Geburtsurkunde<br />

für ihr neues Leben, und zum Taufen nahm man Wein statt Wasser, der ihr<br />

aber nicht über den Kopf, sondern in den offenen Mund gegossen wurde. Zwei<br />

Frauen von den Grünen waren auch auf der Fète. Sie wunderten sich, dass <strong>Rebecca</strong><br />

in so kurzer Zeit völlig genesen schien. Sie meinten, wenn man so lange<br />

mit dem verheiratet gewesen sei, müsse man doch für's Leben gezeichnet sein.<br />

Mehr nicht<br />

<strong>Rebecca</strong> musste Aufsichtsvertretung für eine erkrankte Kollegin machen. Zufällig<br />

war das Gabriels Aufsichtstag. Sie sprachen über ihre Bekleidungsvorlieben<br />

und Mode. <strong>Rebecca</strong> hatte etwas gesagt, aber Gabriel reagierte nicht darauf,<br />

sondern schwieg. Plötzlich sagte er: „<strong>Rebecca</strong>, ich mag dich. Ich mag sich sehr.<br />

Du gefällst mir.“ <strong>Rebecca</strong> traute ihren Ohren nicht. Nie hatte es Andeutungen<br />

in dieser Richtung gegeben. Sie verstanden sich gut, und meistens machte es<br />

Spaß, miteinander zu reden. So wollte sie es auch verstanden wissen. „Ich<br />

mag dich auch, Gabriel. Es ist schön, dass wir es wissen, und es gefällt mir.<br />

Aber das ist es, Gabriel. Das ist alles, mehr nicht. Verstehst du? Mehr ist da<br />

nicht und wird es niemals geben.“ antwortete <strong>Rebecca</strong>. „Ist es unverschämt,<br />

wenn ich nach dem Grund frage?“ erkundigte sich Gabriel. „Das geht dich<br />

nichts an, Gabriel. Mehr nicht, ist das klar.“ reagierte <strong>Rebecca</strong>. In der Pause<br />

sprachen sie nicht mehr weiter miteinander. Am folgenden Tag war Gabriel<br />

aber schon wieder ganz locker. „Ich glaube, ich habe mich in dich verknallt. Die<br />

einfachste Erklärung ist ja, du hast einen Partner, aber warum hättest du das<br />

nicht sagen sollen. Wenn du wüstest, wie viele Gründe es geben kann, dass<br />

man keine Beziehung zu einem Mann wünscht, könntest du die Qualen meines<br />

endlosen Grübelns erfassen. Liegt es an mir, habe ich etwas falsch gemacht,<br />

oder bin ich überhaupt nicht dein Typ?“ wollte er von <strong>Rebecca</strong> wissen. „Natürlich,<br />

alles machst du falsch.“ antwortete die, „Ein ganz schlimmer Fehler ist es<br />

zum Beispiel, dass du jetzt doch wieder anfängst zu fragen, obwohl ich dir gesagt<br />

habe, dass es dich nichts anginge. Du hörst mir offensichtlich nicht zu<br />

oder nimmst mich nicht für voll. Gabriel, Gabriel, das hätte ich nicht von dir<br />

gedacht. Befrage mich fürderhin nie wieder.“ Gabriel starrte <strong>Rebecca</strong> an. Seine<br />

Lippen grinsten, aber seine Augen sprachen Wehmut. „Lass es, Gabriel. Entweder<br />

es wird wie immer sein oder überhaupt nicht. Auf den enttäuschten Lover<br />

habe ich keine Lust.“ meinte <strong>Rebecca</strong> zu seinem Gesicht. Wie es mit Gabriels<br />

Zuneigung bestellt war, konnte <strong>Rebecca</strong> nicht abschätzen, jedenfalls verhielt er<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 9 von 21


sich wieder ganz wie gewohnt, als ob es dieses kleine Interludium nicht gegeben<br />

hätte. <strong>Rebecca</strong> war ja sieben bis zehn Jahre älter als er, was er wohl an ihr<br />

fand? Ganz vor sich selbst verheimlichen, dass es ihr auch gefiel, konnte sie es<br />

nicht. Sie kannte Gabriel zwar überhaupt nicht außer von ihren kurzen Pausengesprächen,<br />

aber wenn für sie so etwas wie Beziehung zu einem Mann in Frage<br />

gekommen wäre, hätte sie Gabriel schon ganz interessant gefunden. Er machte<br />

einen so natürlichen, direkten Eindruck. Diese ganze schmierig, verlogene<br />

Politeness, die auch schon junge Referendare zeigten, schien ihm zuwider. Er<br />

wirkte kräftige, leicht hart und herb, konnte es vielleicht auch sein, aber zu <strong>Rebecca</strong><br />

war er immer sanft und offen für sie, ließ sich auf alles ein, schien gern<br />

zu lachen und hatte Lust zu scherzen. Als sehr ungewöhnlichen Mann sah ihn<br />

<strong>Rebecca</strong> schon. Aber außergewöhnlich war ihr Thomas ja damals auch erschienen.<br />

Wohl Voraussetzung für den Beginn jeder Liebe, und das würde es für sie<br />

nicht mehr geben.<br />

Bei den Grünen<br />

Bei den Grünen war Béatrice gar nicht allein, nur die Arbeit für den Rat musste<br />

sie alleine machen. Sonderlich an Kommunalpolitik interessiert, schienen die<br />

Mitglieder des Kulturarbeitskreises allerdings nicht zu sein. Sie diskutierten lieber<br />

die neue Inszenierung der Traviata oder die gerade eröffnete Skulpturen<br />

Ausstellung. „Béatrice, das ist ein Dilemma.“ meinte <strong>Rebecca</strong> als Béatrice mal<br />

wieder bei ihr war. „Was soll man auch großartig über Mittelkürzungen für's<br />

Theater diskutieren. Man lehnt sie ab, mehr ist da nicht zu sagen, wie du es<br />

vertrittst, ist deine Sache. Dabei steckt die ganze Kultur in dieser Stadt in einem<br />

riesigen Dilemma. Das Theater wird nur voll, weil viele Leute von außerhalb<br />

kommen, obwohl diese Stadt von der Bevölkerungszahl her zwei Theater<br />

füllen könnte. Diese Stadt ist ausgesprochen kulturfern. Dass es unsere tollen<br />

Philharmoniker überhaupt gibt, wissen sicher nur die wenigsten Schüler. Wer<br />

kennt schon unsere wundervolle Orgel in der Halle? Weltstars, aber von unseren<br />

Bürgern nur wenige. Unsere Hochkultur hier ist nicht heimisch. Sinnvolle<br />

Kulturpolitik wäre, da etwas dran zu ändern, aber wie, das weiß ich auch<br />

nicht.“ Béatrice überlegte. „Völlig Recht hast du natürlich.“ meinte sie dann.<br />

„Die gebildete Mittelschicht ist hier zu dünn, Und in den Schulen, da sieht's<br />

auch ziemlich mau aus. Musiklehrer und Kunstlehrer fehlen überall. Trotzdem<br />

finde ich es ausgezeichnet, das mal zu besprechen. Wir sehen dadurch ja auch,<br />

worum wir uns zur Zeit überhaupt kümmern. Den Kampf der Arbeiterklasse<br />

unterstützen wir jedenfalls nicht.“ erklärte Béatrice lachend. „Sag mal, <strong>Rebecca</strong>,“<br />

fuhr sie fort, „den Nicolai magst'e sehr gut leiden, nicht wahr?“ „Nein, wir<br />

finden uns ganz nett, aber sonst ist da nichts, überhaupt nichts, und wird es<br />

auch nicht geben.“ beantworte es <strong>Rebecca</strong>. „Im Kollegium meint man, ihr hättet<br />

etwas miteinander. Wie oft ihr zusammen redet, und wie man euch dabei<br />

erlebt, scheint es eindeutig zu sein. Ich weiß von dem Nicolai auch kaum etwas.<br />

Der ist ja nicht sehr gesprächig. Ich weiß nur, dass er eine Freundin hat<br />

oder zumindest hatte.“ erklärte Béatrice.<br />

Béatrice wusste, was sie besprochen hatten, begeisternd darzustellen. Man er-<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 10 von 21


götzte sich daran, Beispiele dafür anzubringen. Bei einem weltberühmten Violinisten<br />

hatte man Karten in den Schulen verschenkt, damit der Künstler nicht<br />

vor halbvollen Rängen spielte. Dergleichen gab es aus allen Bereichen zu berichten.<br />

Die Elternhäuser könne man nicht ändern, aber in Schule und Freizeit<br />

könne man doch hineinwirken. Eine Schauspielerin wusste davon, was das<br />

Theater in einer ähnlich strukturierten Stadt tat. Als ob alle plötzlich wach geworden<br />

wären. Darum wollte man sich kümmern, wie man Theater, Oper und<br />

Philharmonie der Bevölkerung und vor allem der Jugend näher bringen könne.<br />

Eine Theatergruppe, ein Chor und ein Schulorchester müsse eigentlich für jede<br />

Schule selbstverständlich sein. Jetzt hätten sie nichts von alledem, früher an<br />

ihrer Schule hätte sie das nicht als etwas Besonderes empfunden, meinte <strong>Rebecca</strong>.<br />

Ein Kollege von einer anderen Schule, wollte sich auch sofort darum<br />

kümmern, und Béatrice und <strong>Rebecca</strong> an ihrer Schule natürlich auch. Sie wollten<br />

es mit Frau Klingenberg klären, und es auf der nächsten Konferenz gemeinsam<br />

verlockend darstellen. So kam es auch. Jede und jeder erinnerte sich<br />

wehmütig an die eigene Zeit im Chor oder der Theatergruppe.<br />

Nie wieder mit einem Mann<br />

„Da ist ja anscheinend doch tatsächlich mehr mit Musik bei dir.“ staunte Gabriel<br />

am folgenden Tag. Sie waren wie so häufig in der Pause in ein Besprechungszimmer<br />

gegangen, denn die Hektik und der Lärm im Lehrerzimmer<br />

wirkten oft störend. „Spielst du ein Instrument?“ fragte Gabriel. „Nein, ich singe<br />

gern.“ antwortete <strong>Rebecca</strong>, „Aber mein Repertoire ist äußerst begrenzt. Ich<br />

kann nur „It's now or never““ Gabriel schmunzelte und strich <strong>Rebecca</strong> liebevoll<br />

über den auf dem Tisch liegenden Handrücken. Sie schaute ihn an und erklärte<br />

dann: „Gabriel, lass es. Du nötigst mich. Wenn du so etwas vor hast, werden<br />

wir nur noch ins Lehrerzimmer gehen können.“ So hielten sie es auch erst einmal<br />

in der folgenden Zeit. Als sonderbar empfand <strong>Rebecca</strong> es schon, dass sie<br />

in den Pausen am häufigsten mit jemandem redete, der ein Mann war. Natürlich<br />

hätte sie sich auch öfter mit Béatrice oder anderen netten Kolleginnen unterhalten<br />

können, aber irgendetwas schien sie zu ihrem Cowboy zu ziehen. Zu<br />

Anfang war es immer lustig gewesen. Sie fanden Gefallen daran sich gegenseitig<br />

leicht zu provozieren und zu scherzen, aber mittlerweile redeten sie auch<br />

ernsthaft miteinander. Gabriel war durchaus nicht immer ihrer Ansicht, aber er<br />

war offen, beharrte nicht und versuchte nicht seine Meinung durchzusetzen.<br />

Mit ihm zu diskutieren empfand <strong>Rebecca</strong> als äußerst angenehm. Aber da schien<br />

auch mehr zu sein. Er hatte es ihr ja erklärt, dass er sie sehr gern möge, aber<br />

<strong>Rebecca</strong> wollte dieses Empfinden von Zuneigung in sich nicht aufkommen lassen.<br />

Es musste schon dieser Mann, dieser ungewöhnliche Mann sein, der etwas<br />

in ihr ansprach. Aber da war doch nichts bei ihr. Was sollte sie denn verspüren.<br />

Der Gedanke daran, mit Gabriel ins Bett zu gehen, ließ sie lachen. <strong>Rebecca</strong><br />

fand viele Leute sympathisch, ob Mann oder Frau war ihr dabei gleichgültig.<br />

Gabriel gehörte natürlich auch dazu. Sie würde sich nur nie wieder auf eine engere<br />

Beziehung mit einem Mann einlassen. Sie liebte ihre Freundinnen auch,<br />

aber mit einem Mann würde das nie wieder funktionieren.<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 11 von 21


Zusätzliches Geld bekam niemand in der Stadt. Wenn keine Mittel gekürzt wurden,<br />

war das ein Anlass zur Freude. Trotzdem wollten sie es frech versuchen,<br />

zusätzliche Gelder für die Schulen zu beantragen, damit sie Kräfte zur Einrichtung<br />

eines Schulchores, einer Theatergruppe oder eines Orchesters beschäftigen<br />

konnten. Béatrice hatte damit gerechnet, dass man sie auslachen würde.<br />

Nach ihrer Jeremiade über den kulturellen Zustand der Bevölkerung dieser<br />

Stadt, und der Rat es bevorzuge, sich dem gegenüber blind zu stellen, sollte<br />

der Beigeordnete für Kultur eruieren, welche Möglichkeiten es gäbe, und was<br />

sich machen ließe. Wäre ja sowieso seine Aufgabe gewesen, nur hatte er sich<br />

darum bislang nicht gekümmert. Jetzt machte es Spaß bei den Grünen. Am<br />

Theater tat sich auch schon etwas und zwei neue Mitglieder waren zum Arbeitskreis<br />

Kultur hinzu gekommen.<br />

<strong>Rebecca</strong> allein<br />

Für <strong>Rebecca</strong> hatten sich die aufregenden täglichen Neuerungen gelegt. Sie war<br />

in ihrer neuen Wohnung heimisch geworden, und auch im Supermarkt kannte<br />

man sie bereits. Eigentlich wollten sie damals Kinder haben, aber <strong>Rebecca</strong><br />

konnte keine bekommen. Es war ihnen beiden nicht so wichtig, und Kinder adoptieren,<br />

das wollten sie nicht. Später war <strong>Rebecca</strong> oft froh für die potentiellen<br />

Kinder, dass sie diese Situationen nicht erleben mussten. Jetzt könnte sie es<br />

sich gut vorstellen. Sie hatte dabei das Bild von Miriams Kindern vor Augen<br />

und sah die Freude, die es bereiten konnte. Vor allen sah sie auch die Freude,<br />

die es allein schon machen würde, dass sie da wären. So sehr Miriam die große<br />

Freiheit des Alleinlebens auch schätzte, aber es war nie jemand da. Sie merkte,<br />

dass sie sich freute, wenn die Putzfrau kam. Genauso wichtig wie die Freiheit,<br />

sei ihr die Möglichkeit zur Kommunikation. Aber was sollte sie machen?<br />

Kaffeekränzchen? Nein, das mochte sie nicht und das hätte es ja auch nicht<br />

gebracht. Hätte sie damals vielleicht gar nicht in eine isolierte Wohnung sondern<br />

in eine WG mit einer anderen Frau ziehen sollen? Damals hätte sie es<br />

überhaupt nicht überblickt, und es war sicher besser, dass sie zunächst mal allein<br />

gewohnt hatte, aber jetzt konnte <strong>Rebecca</strong> es sich schon sehr gut und auch<br />

realisierbar vorstellen. Ob sie sich mal darum bemühen sollte? Sie wollte es mit<br />

Freundinnen und Bekannten besprechen. Béatrice selbst wollte lieber allein in<br />

ihrem Reich wohnen bleiben, aber sie wusste von einer Freundin, die entfernt<br />

mit ihr verwandt sei, die so etwas suche. Sie studiere aber noch. Als sie kam,<br />

musste <strong>Rebecca</strong> lachen. „Hat Béatrice dir überhaupt nicht gesagt, wie alt ich<br />

bin?“ fragte <strong>Rebecca</strong> Lucy, die junge Frau. „Doch schon. Dich stört mein Alter<br />

eher, nicht wahr?“ reagierte Lucy. „Im Gegenteil, Lucy. Wenn du mit mir zufrieden<br />

bist, freut mich das in ganz besonderem Maße.“ Sie besprachen ihre Vorstellungen,<br />

und <strong>Rebecca</strong> konnte es gar nicht fassen. Würde sie demnächst mit<br />

einer so jungen Frau zusammenleben. Ihre Referendarinnen kamen ihr immer<br />

schon wie Kinder vor, Lucy war anders, ganz anders. Sie habe sich aus welchen<br />

dummen Gründen auch immer dazu verleiten lassen, Jura zu studieren. Sie sei<br />

dringend darauf angewiesen, dass sie mit <strong>Rebecca</strong> das wirkliche Leben erfahren<br />

könne. Sie freue sich darauf und sei voller Hoffnungen. „Warum müssen<br />

wir uns eine neue Wohnung suchen?“ fragte Lucy erstaunt, „Diese Wohnung ist<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 12 von 21


doch für Vater, Mutter und zwei Kinder gebaut. Wirst du da nicht wenigstens<br />

eine Tochter unterbringen können?“ Natürlich, umso besser, Lucy zog einfach<br />

zu <strong>Rebecca</strong>. Wieder ein Wandel in <strong>Rebecca</strong>s neuem Lebensabschnitt. Sie kam<br />

sich mit Lucy oft jünger vor. Als Lucy sie mal im Bad gesehen hatte und anschließend<br />

fragte, ob sie ins Fitnesscenter gehe, weil sie noch so jung und<br />

straff wirke, empfand sich <strong>Rebecca</strong> wie fünfundzwanzig.<br />

Heut schon im Wald gewesen?<br />

„Na, mein Schatz, heut schon im Wald gewesen?“ raunzte sie Gabriel an. Der<br />

lachte zwar, aber er verstand ja nichts. „Nein, wieso? Hätte ich da schon sein<br />

sollen?“ fragte er lachend. „Ach, Gabriel, das ist eine ganz lange Geschichte.<br />

Die kann ich dir gar nicht erzählen.“ <strong>Rebecca</strong> dazu. Da Gabriel auf sie so ursprünglich,<br />

natürlich wirkte, hatte sie an das Buch „Walden oder Leben in den<br />

Wäldern“ des amerikanischen Romantikers Thoreau denken müssen. Wenn sie<br />

daran dachte, dass Gabriel wahrscheinlich in einer Blockhütte im Wald lebte,<br />

ließ es sie innerlich kichern, aber in gewisser weise urwüchsig wirkte er schon.<br />

Als sie wieder im Besprechungszimmer saßen, und <strong>Rebecca</strong> Gabriel musterte,<br />

fiel ihr die Erhebung an seiner Hose auf, unter der sich sein Geschlechtsteil<br />

verbarg. Nie war ihr das aufgefallen, warum auch, aber jetzt musste sie noch<br />

einmal hinschauen. So dämlich, auf die Beule in der Hose beim Mann blicken.<br />

<strong>Rebecca</strong> wusste gar nicht, was sie sich dabei dachte und was sie daran interessieren<br />

könne. Welche Frau konnte daran Gefallen finden. <strong>Rebecca</strong> dachte zwar<br />

nicht häufig an Gabriel, aber wenn sie jetzt an ihn dachte, war da immer auch<br />

das verrückte Bild von dieser Ausbuchtung an seiner Hose, und es ließ sie nicht<br />

unbewegt. Saßen sie zusammen, musste sie jetzt natürlich auch öfter darauf<br />

schauen. Irgendwann blieb es Gabriel nicht verborgen, wohin <strong>Rebecca</strong> blickte.<br />

„Was ist, <strong>Rebecca</strong>?“ eine lange Pause. Ihre Blicke fixierten sich gegenseitig.<br />

Gabriel grinste. „Möchtest du mal anfassen, mal fühlen?, fragt er. „Nein, nein.“<br />

sagte die hastig, führte aber doch ihre Hand zaghaft zu Gabriels Hose. Ihre Blicke<br />

trafen sich wieder und sie lächelten ein wenig verlegen. „Willst du mal richtig<br />

anfassen, nicht nur durch die Hose?“ fragte Gabriel kurz darauf und öffnete<br />

schon ohne <strong>Rebecca</strong>s Antwort abzuwarten seine Hose. <strong>Rebecca</strong> betastete vorsichtig<br />

Gabriels Penis, der schon im Begriff war steif zu werden. <strong>Rebecca</strong> schob<br />

ein paar mal die Vorhaut hin und her und befahl: „Es ist gut. Pack das wieder<br />

ein.“ Sie schauten sich ernst an und sprachen nicht, nur <strong>Rebecca</strong> atmete immer<br />

noch tiefer. Was da in sie gefahren war, konnte <strong>Rebecca</strong> nicht begreifen.<br />

Es hatte sie ja offensichtlich erregt, Gabriels Penis zu sehen und anzufassen.<br />

Nicht in dieser Welt<br />

Zwei Tage später saßen sie wieder im Besprechungszimmer. <strong>Rebecca</strong> hätte ja<br />

ahnen können, wohin es sich entwickeln würde, hätte ins Lehrerzimmer gehen<br />

können und das Besprechungszimmer meiden. Es drängte sie aber, ohne es rational<br />

zu überdenken. Sie blickten sich vielsagend an. „Ja?“ fragte Gabriel nur<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 13 von 21


und <strong>Rebecca</strong> nickte. Jetzt befasste sie sich intensiver mit Gabriels Penis, schob<br />

die Vorhaut rauf und runter und befühlte alles. Nach kurzer Zeit fragte Gabriel:<br />

„Möchtest du?“. Auf <strong>Rebecca</strong>s fragende Augen fuhr er fort, „Für dich wird der<br />

so steif.“ und lächelte. <strong>Rebecca</strong> katte verstanden aber an so etwas nicht gedacht.<br />

Sie zögerte, war sich unschlüssig, sie schaute Gabriel noch mal an und<br />

stimmte dann „M,m“nickend zu. <strong>Rebecca</strong> zog Hosen und Slip herunter und legte<br />

sich gebückt über den Tisch. Gabriel befühlte noch ihre Vulva und dann<br />

merkte <strong>Rebecca</strong>, wie sein Penis langsam in sie eindrang. Als Gabriel fertig war,<br />

zog er sich die Hosen hoch und ging. <strong>Rebecca</strong> versuchte sich so gut wie möglich<br />

mit Tempos abzuwischen und legte sich noch eins in ihren Slip, der sowieso<br />

schon feucht war. Jeder könne riechen, dass sie nach Sperma stinke, meinte<br />

<strong>Rebecca</strong>. In der folgenden Unterrichtsstunde war sie nicht in dieser Welt. Sie<br />

hatte etwas getan, was sie niemals gewollt hätte. Das spielte in dem Moment<br />

selbst keine Rolle, da hatte sie es unbedingt gewollt. Trotz der unmöglichen<br />

Bedingungen und der rational eindeutigen Ablehnung, hatte es <strong>Rebecca</strong> keinesfalls<br />

als unangenehm empfunden. Eine sie tief berührende, aufregende neue<br />

Erfahrung, die sie innerlich aufwühlte, so hatte sie es emotional erlebt. Das<br />

Nachdenken darüber ließ sie den ganzen Tag und Abend nicht los. Hatte ihr<br />

neues Leben auch Perversitäten für sie bereit? Dass sie direkt Sex wollte, hatte<br />

sie in ihrem Leben noch nie erfahren. Ein Penis hatte sie noch nie interessiert<br />

oder gar erregt. An den Penis ihres Mannes konnte sie sich gar nicht erinnern.<br />

Aber jetzt, da sie frigide war, regte sie so etwas auf. Jetzt brauchte sie kein Liebesspiel<br />

und allmähliche Erregung, jetzt erregte sie der Gedanke daran, diesen<br />

Mann haben zu wollen, schon genug. Aber sie wollte ja nicht allgemein Sex.<br />

Sie war ja nicht nymphomanisch geworden. Nur dieser Mann hatte das ausgelöst.<br />

Sie wollte Gabriel. <strong>Rebecca</strong> machte sich Vorwürfe über ihr idiotisches Verhalten,<br />

aber dadurch konnte sie es ja nicht ungeschehen machen. Am nächsten<br />

Tag fuhr sie zu Miriam. Sie musste es jemandem erzählen. Als sie es erzählte,<br />

begann <strong>Rebecca</strong> zu weinen. Das war so abgeschmackt und unter ihrer Würde.<br />

Sie schämte sich für das, wozu sie sich hatte verleiten lassen und wusste nicht<br />

im Geringsten warum, nur dass sie es in dem Moment gewollt hatte. Nachvollziehen<br />

konnte Miriam es auch nicht. Direkte Lust auf puren Sex und dann mit<br />

einem doch reletiv Fremden, das überstieg ihr Vorstellungsvermögen. Sie<br />

meinte nur: „Da gibt es so manches in dir, wovon dein Bewusstsein nicht die<br />

geringste Ahnung hat, und wenn es dann geschieht, bist du völlig erstaunt,<br />

weil du so etwas in deinem Ego gar nicht vorgesehen hattest.“ Na schön, aber<br />

was erklärte ihr das?<br />

Nichts ändern<br />

Sonst waren sie immer freundlich lächelnd aufeinander zugegangen. Jetzt<br />

blickten <strong>Rebecca</strong> und Gabriel ernst und gefasst. Sie schwiegen, als sie gemeinsam<br />

am Tisch im Lehrerzimmer saßen. „Mehr nicht, Gabriel“ bemerkte <strong>Rebecca</strong>.<br />

„Ist ja schon o. k.. Wir brauchen das ja nicht zu wiederholen.“ Gabriel darauf.<br />

„So nicht, Gabriel. An unserer Beziehung ändert sich nichts. Da bleibt alles<br />

beim alten. Wie damals, mehr nicht.“ erläuterte <strong>Rebecca</strong>, was sie meinte. <strong>Rebecca</strong><br />

merkte, dass sie sich unbeabsichtigt in der Pause häufiger mit anderen<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 14 von 21


unterhielt. Gabriel, der jetzt auch von ihr Walden genannt wurde, hatte sie dabei<br />

aber immer fest im Blick. „Was wollte der Kollege da bei ihm? Er sollte verschwinden.<br />

Der Cowboy gehörte ihr.“ fiel <strong>Rebecca</strong> ein und ließ sie schmunzeln.<br />

Ihren Begegnungen fehlte diese kindlich offene unvoreingenommene Freude,<br />

von der sie sonst getragen waren. Sie verhielten sich eher so, als ob sie gemeinsam<br />

etwas wüssten, woran sie schwer zu tragen hätten. Für <strong>Rebecca</strong> war<br />

es ja auch so, sie hatte etwas getan, das sie sich nicht erklären konnte und<br />

von dem sie nicht wusste, warum sie es getan hatte. Ob sich so der pure Geschlechtstrieb<br />

äußern könnte, dem es nur um die Kopulation ging, und alles<br />

andere kulturgeschichtlich entwickelte Accessoires waren? Wenn sie daran<br />

dachte, wie es zum Sex zwischen Thomas und ihr, zu Zeiten als es noch schön<br />

war kam, konnte sie keinerlei Verlangen danach spüren. Als ob es gar nicht<br />

Sex wäre, was sie gewollt hätte, sie wollte diesen Mann, Gabriel. Sie hatten<br />

untereinander gar nicht darüber geredet, Gabriel und sie, und <strong>Rebecca</strong> wollte<br />

es auch nicht.<br />

Vor den großen Ferien<br />

Das Schuljahr ging zu Ende. und bald gab es Sommerferien. Länger als ein<br />

Monat war vergangen als <strong>Rebecca</strong> und Gabriel wieder im Besprechungszimmer<br />

saßen. Sie hatte ihm von Walden erzählt und Gabriel hatte sich schließlich das<br />

Buch selbst gekauft. Es war häufig Anlass ihrer Gespräche gewesen und <strong>Rebecca</strong><br />

nannte Gabriel selbst öfter scherzhaft und liebevoll Walden. Sie würden sich<br />

jetzt für längere Zeit nicht treffen. Sie schauten sich an und <strong>Rebecca</strong> spürte ein<br />

sonderbares Gefühl. Sie merkte, wie sich etwas in ihr veränderte, sie in einem<br />

Trance ähnlichen. Zustand versetzte. In ihrem Blick musste es sich abzeichnen.<br />

„Ist etwas, <strong>Rebecca</strong>?“ erkundigte sich Gabriel. <strong>Rebecca</strong> antwortete nicht, sondern<br />

schaute Gabriel nur durchdringend an. Gabriel überlege, wie er ihren Blick<br />

interpretieren sollte. „Möchtest du das wieder? Nochmal?“ fragte er. Anders<br />

hatte er <strong>Rebecca</strong>s Blick nicht deuten können. Der Gedanke daran hatte <strong>Rebecca</strong>s<br />

Atem schon intensiviert, sie nickte nur zustimmend. Gabriel wollte liebevoll<br />

zu ihr sein und streichelte zärtlich <strong>Rebecca</strong>s Po. Sie merkte, dass sie so etwas<br />

eigentlich nicht wollte. „Mach, wir haben keine Zeit.“ hätte sie am liebsten gesagt.<br />

Im Herbst<br />

Nach den Sommerferien hatten sie einmal zusammengesessen und über die<br />

Ferien geredet. Aber <strong>Rebecca</strong> hatte schon gespürt, dass sie nach dieser langen<br />

Zeit Gabriel, den Mann wieder wollte. In unregelmäßigen Abständen machten<br />

sie es jetzt immer wieder. Es gab einen Blick zwischen den beiden, der danach<br />

fragte, ob der andere heute auch wolle. Kopfschütteln oder ein krauses Gesicht<br />

teilten mit, dass man es heute nicht wolle. Wenn <strong>Rebecca</strong>, die sonst fast immer<br />

Jeans oder andere Hosen trug, ein Kleid oder einen Rock an hatte, war das in<br />

der Regel schon ein Hinweis. Sie machten es jetzt auch anders. Gewöhnlich<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 15 von 21


saß <strong>Rebecca</strong> bei Gabriel auf dem Schoß. Sie schauten sich dabei an, konnten<br />

sich etwas sagen und lachen. Den ganzen Herbst über machten sie es so. <strong>Rebecca</strong><br />

fragte sich nichts mehr, als ob es selbstverständlich und in Ordnung sei.<br />

Trotz aller Widrigkeiten ließ <strong>Rebecca</strong>s Verlangen nicht nach. In der Schule<br />

konnte es niemand mitbekommen, da die Besprechungszimmer von innen verschließbar<br />

waren, damit man nicht gestört werden konnte, und da <strong>Rebecca</strong><br />

nicht laut stöhnte, sondern nur intensiv atmete, konnte auch niemand etwas<br />

hören. <strong>Rebecca</strong> hatte sich an ihr sonderbares Verhalten gewöhnt. Außer Miriam,<br />

die auch nur verständnislos den Kopf schüttelte, wusste niemand etwas<br />

davon.<br />

Gabriels Versetzungsantrag<br />

Im Dezember erklärte Gabriel lapidar: „<strong>Rebecca</strong>, ich werde gehen. Ich stelle<br />

einen Versetzungsantrag.“ <strong>Rebecca</strong> konnte nichts sagen. Ob sie ihren Mund<br />

tatsächlich aufgesperrt hatte, wusste sie nicht, jedenfalls kam sie sich innerlich<br />

so vor. „Ich halte es so nicht mehr aus. Mich macht das fertig. Diese perverse,<br />

verlogene Situation zwischen uns ertrag ich nicht länger. Wir sind gute Freunde<br />

und mögen uns, mehr nicht, und dann sitzt du vor mir mit meinem Schwanz in<br />

deiner Vagina und schaust mich an. Ich liebe dich, dein Gesicht vor meinem,<br />

und ich darf es nicht küssen, nicht einmal berühren. Beim Sex, da gibt es<br />

nichts Soziales, nein? Da haben wir keine Beziehung, da sind wir gegenseitige<br />

Befriedigungsmaschinen? So ein Schwachsinn, <strong>Rebecca</strong>. Ich weiß nicht, wie du<br />

es für dich verstehst. Ich will das nicht mehr und vor allem kann ich die perverse<br />

Situation nicht mehr ertragen. Welche Chance hätte ich denn jemals gehabt,<br />

etwas daran zu ändern? Mehr nicht, hätte ich immer nur gehört. Du tust<br />

mir auch weh, <strong>Rebecca</strong>. Ich liebe dich, und so will und kann ich das nicht mehr.<br />

Es zerreißt mich, macht mich psychisch fertig.“ erläuterte Gabriel es näher. <strong>Rebecca</strong><br />

sprang auf seinen Schoß. „Walden, du darfst nicht gehen. Du musst bleiben,<br />

das geht nicht. Sie umarmte und drückte ihn. Ich liebe dich doch auch,<br />

Walden, ich darf es nur nicht sagen. Weißt du, Gabriel, wenn ich sage, dass ich<br />

dich liebe, dann bekomme ich Ärger mit mir. Hast du Lust, soll'n wir uns mal<br />

küssen?“ schlug <strong>Rebecca</strong> vor, Gabriel schmunzelte. „Das mit dem Ärger musst<br />

du mir nochmal erklären.“ meinte er. Nach wenigen Worten war schon klar,<br />

dass Gabriel keinen Versetzungsantrag stellen würde, aber jetzt gab es ungeheuer<br />

viel zu besprechen, wozu die Pause natürlich überhaupt nicht ausreichte.<br />

Er sollte nach der Schule mit zu <strong>Rebecca</strong> kommen und nicht in seine Blockhütte<br />

fahren, worin er nach <strong>Rebecca</strong>s Vorstellungen zu wohnen hatte.<br />

<strong>Rebecca</strong>s Freund<br />

Lucy staunte nicht schlecht, als <strong>Rebecca</strong> ihr Gabriel als ihren neuen Freund<br />

vorstellte. Sie kannte ja auch <strong>Rebecca</strong>s Einstellungen und Schwüre. Lucy nahm<br />

es nicht ernst und meinte <strong>Rebecca</strong> mache einen Joke. „Aha, und seit wann ist<br />

er dein neuer Freund?“ fragte Lucy scherzhaft. „Seit der großen Pause heute.“<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 16 von 21


<strong>Rebecca</strong> darauf. Jetzt lachten alle. „In Wirklichkeit weiß ich es gar nicht, Lucy.<br />

Ich glaube schon sehr lange. Nur heute morgen musste ich es mir endlich eingestehen.“<br />

Leicht übermütig hatte <strong>Rebecca</strong> Gabriel Lucy als Tochter vorgestellt.<br />

Die sagte nichts und grinste nur. Für <strong>Rebecca</strong> selbst war es viel unfassbarer. In<br />

dem Schock als Gabriel gehen wollte, wurde es ihr blitzartig klar, dass sie ihn<br />

liebte. Wie Männer sind und welche Gefahren es mit sich bringt, sich zu verlieben,<br />

wie wichtig ihr die Unabhängigkeit und größtmögliche Freiheit waren, in<br />

dem Moment tauchte das alles nicht auf. Die Angst, Gabriel, ihre Liebe verlieren<br />

zu können, ließ alles andere in den Hintergrund treten. Neben Freiheit und<br />

Möglichkeiten zur Kommunikation war auch für <strong>Rebecca</strong> Liebe, Liebe zu einem<br />

Mann wieder zu einem unverzichtbar hohen Gut geworden.<br />

Als <strong>Rebecca</strong> Gabriel das Schlafzimmer zeigte, schauten sie aufs Bett. „Meinst<br />

du, wir würden es da auch können?“ fragte <strong>Rebecca</strong> scherzhaft. Tatsächlich sah<br />

sie aber schon ein Problem. Diese übliche Entwicklung, die früher dann zum<br />

Sex geführt hatte, reizte sie immer noch nicht. Im Hinblick auf das Interesse<br />

an Sex hatte sich bei ihr nichts geändert. Aber zum Küssen und Liebkosen ließen<br />

sie sich erstmal darauf aufs Bett fallen. Für <strong>Rebecca</strong> war es ein tatsächliches<br />

Tabu gewesen, sodass sie auch kein Bedürfnis danach verspürt hatte, Gabriel<br />

zu streicheln. Aber das schien in einem Moment verflogen. Jetzt betastete<br />

sie sein Gesicht überall, küsste es, spielte zärtlich mit Lippen und Zunge und<br />

lächelte Gabriel wieder an. Der strahlte nur ständig vor Wonne und wusste<br />

nicht wohin mit seinem Glück.<br />

Du kommst öfter Gabriel, nicht wahr, und bleibst auch für länger, aber hier<br />

wohnen kannst du nicht. Gabriel sollte auch ein Zimmer bekommen, entweder<br />

das zweite Kinderzimmer oder <strong>Rebecca</strong> würde umziehen und Gabriel bekäme<br />

ihr Zimmer, was Gabriel aber keinesfalls zuließ. „Wir müssen das noch mit<br />

Lucy, abklären.“ meinte <strong>Rebecca</strong>. „Lucy, Gabriel, wird in Zukunft öfter hier<br />

sein, auch mal für zwei, drei Tage, und da braucht er einen Raum, in dem er<br />

ungestört arbeiten kann. Wäre das o. k., oder stört es dich, wenn sich für mehrere<br />

Tage ein Mann in unserer Frauen-WG aufhält?“ fragte <strong>Rebecca</strong>. „Grundsätzlich<br />

stört mich das nicht, aber eine Veränderung ist es ja schon, und da<br />

kommt es eben darauf an, was für ein Typ er ist. Meinst du er ist so nett, dass<br />

ich ihn auch mögen könnte?“ erklärte Lucy. „Weißt du, Lucy, er wollte mir immer<br />

gern zeigen, wie lieb er mich hat, aber weil ich es nicht wollte, hat er es<br />

stets unterdrückt. Nur einmal hat er mir das Händchen gestreichelt. Ist er nicht<br />

süß?“ <strong>Rebecca</strong> darauf. Lucy musste lachen. „Was unterrichtest du denn, Gabriel?“<br />

fragte Lucy ihn. „Oh Gott!“ stieß sie erschreckt aus. „Dann geht das nicht.“<br />

erklärte sie scherzhaft, als sie erfahren hatte, das Gabriel Mathe und Physik<br />

unterrichtete. „<strong>Rebecca</strong>, wenn du dich doch schon verliebst, hättest du da nicht<br />

euren Musik- oder Kunstlehrer nehmen können?“<br />

Bleib Gabriel<br />

Gabriel wollte nach dem Abendbrot zu sich fahren, aber <strong>Rebecca</strong> bat ihn zu<br />

bleiben. „Mehr nicht, und jetzt ist in ganz kurzer Zeit sehr viel mehr dazu ge-<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 17 von 21


kommen, nicht wahr, <strong>Rebecca</strong>?“ fragte Gabriel. „Es muss schon länger da gewesen<br />

sein, nur es hat sich mir nicht gezeigt oder als Zeichen der Liebe offenbart,<br />

weil ich es mir verboten hatte. Ich denke, dass unsere Sexsituationen<br />

auch daraus resultierte. Ich wollte dich, mir ging es ja nicht darum, auf irgendeine<br />

Art Sex zu haben, ich wollte dich und das betraf alles in mir, und das war<br />

da, auch wenn ich nicht empfinden durfte, dass ich dich liebte.“ <strong>Rebecca</strong> darauf.<br />

„Mir tat es immer weh. Ich wollte diese Quicky-Pausensex Situationen<br />

nicht, ich hätte mir gewünscht, dass wir uns richtig liebten, aber so empfand<br />

ich mich dir schon als sehr nah. Diese Perversität war allerdings unerträglich.<br />

Ich darf nicht dein Händchen streicheln, du sitzt vor mir mit meinem Penis in<br />

deiner Vagina, ich liebe dich, aber ich darf dich nicht küssen.“ erklärte Gabriel.<br />

„Ja, natürlich. Ich war absolut erschrocken über mich selbst, verwirrt und<br />

blind. Wann ist man sich so nah, wie beim Sex. Das wollte ich ja auch, dir ganz<br />

nahe sein. Es war nie seelenlos, eine irgendwie geartete sexuelle Befriedigung<br />

brauchte ich nicht. Ich war dir immer ganz nah, darum ging es. Wem willst du<br />

denn ganz nahe sein und dann in so einer intimen Situation? Den du liebst,<br />

wem sonst. Aber das darf ich blinde Kuh nicht erkennen, muss es vor mir<br />

selbst verleugnen. Ich hätte nach dem ersten mal gleich zum Psychiater gehen<br />

sollen. Der hätte mir wahrscheinlich nach fünf Minuten erklärt, dass ich intensiv<br />

in dich verliebt sei.“ bestätigte ihn <strong>Rebecca</strong>. Sie lachten und scherzten über<br />

die ungewöhnliche Situation, jetzt gemeinsam im Bett zu liegen. Für alle Zärtlichkeiten,<br />

die sie sich in der Vergangenheit versagt hatten, war jetzt Zeit.<br />

Wundervoll empfand es <strong>Rebecca</strong>, die nicht wusste, wie viele Jahre schon vergangen<br />

waren, seit sie liebevoll umarmt, zärtlich gestreichelt und begehrlich<br />

geküsst worden war. Es existierte nicht mehr in ihrer Erinnerung, oder es hatte<br />

zumindest mit dem, wie sie es jetzt erlebte, nichts zu tun. Sie schmolz vor<br />

Wonne, aber sexuell erregte es sie nicht. Sie nahm Gabriels Hand von ihrer<br />

Vulva, weil es ihr unangenehm war. „Das geht nicht, Gabriel.“ sagte <strong>Rebecca</strong><br />

und ihre Augen begannen sich zu befeuchten. „So geht das nicht. Da ist nichts,<br />

keine Lust.“ Sie erläuterte Gabriel, dass sie eigentlich gar keine Lust auf Sex<br />

habe, frigide sei, und wie völlig unerklärlich ihr daher das eigene Verhalten erschienen<br />

sei. Jetzt war es ja ganz wie früher, sich streicheln, langsam erregen<br />

und zum Sex kommen. So bewegte es <strong>Rebecca</strong> nicht. Gabriel wusste zunächst<br />

nicht, ob es ein Scherz von <strong>Rebecca</strong> sein sollte, spürte dann aber, dass es ernst<br />

war. Er starrte <strong>Rebecca</strong> an, umschlang sie mit seinen Armen, drückte sie intensiv<br />

und meinte lachend: „Das musst du mir aber noch mal genauer erklären.“<br />

Gabriel strich ihr das Haar zurück und sagte tröstend: „<strong>Rebecca</strong> wir haben Lust<br />

aufeinander. Das wissen wir doch. Vielleicht nicht heute Abend beim Schmusen<br />

im Bett, aber wir werden es schon herausfinden, wann es uns drängt.“ So kam<br />

es auch bald. Bei jeder Gelegenheit konnte es sie drängen. <strong>Rebecca</strong> musste<br />

nur Gabriel, den Mann erleben, dann war es möglich, dass sie Lust auf ihn bekam<br />

und ihn wollte. Zunächst gebrauchten sie das Bett zu jeder Tageszeit,<br />

aber langsam wurden sie ein wenig disziplinierter. Jetzt konnten sie ihre Liebe<br />

zueinander körperlich voll erleben. Die ausgedehnten Liebesszenen hatten mit<br />

dem, was in der Schule geschehen war, nichts zu tun hatten. Sie hatten sich<br />

ganz und nicht nur das Gesicht des anderen und seine Genitalien. Wenn <strong>Rebecca</strong><br />

Gabriel hatte, existierte nichts von fehlendem sexuellen Bedürfnis oder irgendwelchen<br />

Einschränkungen. Ihr ganzes Begehren, ihre Liebe, ihre Sehn-<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 18 von 21


sucht nach Gabriel erfüllte sich in diesen Situationen. Es ging sogar abends im<br />

Bett. Gabriel musste nur etwas machen, bei dem <strong>Rebecca</strong> ihn beobachten<br />

konnte. Wenn er etwas vorlas, oder auch schon wenn er etwas erzählte, konnte<br />

sie Lust auf diesen Mann, der das gerade machte, bekommen. Sie musste<br />

Lust auf Mann, auf diesen Mann haben. Nach längerer Zeit konnte das auch<br />

einfach so ohne erkenntliche Anlässe geschehen. Wer das war, die ihre Liebe<br />

und ihr Begehren äußerte, indem sie Lust auf diesen Mann hatte, wusste <strong>Rebecca</strong><br />

nicht. Aus ihrem früheren Leben war ihr eine solche Person nicht bekannt.<br />

Wer bist du<br />

Bislang in der Schule war der oder die andere persönlich immer sehr fremd geblieben.<br />

Sie wussten kaum etwas von sich. <strong>Rebecca</strong> hatte auch nicht den<br />

Wunsch, mehr Persönliches von Gabriel zu erfahren. Was sie über ihn erfuhr,<br />

wenn sie ihn erlebte, wenn er redete, das war bedeutsam. Jetzt war nichts so<br />

interessant, wie ihr persönliches Leben, alles aus ihrer privaten History mussten<br />

sie sich erzählen. Warum <strong>Rebecca</strong> Gabriel nicht lieben durfte, hatte sie<br />

gleich in der Schule schon erklären müssen, warum sie es aber trotzdem getan<br />

hatte, war ihr auch jetzt noch schleierhaft. Sie habe gar nichts getan, es sei<br />

mit ihr geschehen. Aber wer oder was es hatte geschehen lassen, wusste sie<br />

auch nicht. Vielleicht hatte sie als Kind mal ein Buch von einem Cowboy gelesen,<br />

der ganz sanft war und ein mildes Herz trug. Gabriel hatte sich schon sehr<br />

früh wegen <strong>Rebecca</strong> von seiner Freundin getrennt. Er liebe <strong>Rebecca</strong> und es<br />

mache keinen Sinn, seine Beziehung aufrecht zu erhalten, wenn er dabei doch<br />

immer nur an <strong>Rebecca</strong> dächte. „Eigentlich war es ganz dumm. Du hattest ja<br />

klar gesagt, dass du es nicht wolltest. Trotzdem habe ich untergründig fest<br />

daran geglaubt. Warum? Ich kann es nicht sagen. Vielleicht hat mich etwas<br />

Unbestimmtes spüren lassen, dass du es doch wolltest. Ich habe gespürt, was<br />

du vor dir selbst nicht wahr haben wolltest, das war es bestimmt. Oder ich<br />

empfand, dass es so sein müsste, weil ich wusste, dass wir beide einfach zusammen<br />

gehörten. Unseren Sex habe ich auch als Bestätigung dafür empfunden.<br />

Und am nächsten Tag sagst du: „Alles bleibt wie bisher.“. Oh <strong>Rebecca</strong>, da<br />

war mir der Selbstbetrug offensichtlich.“ erklärte Gabriel.<br />

<strong>Rebecca</strong> verliebt<br />

Am Schlimmsten für <strong>Rebecca</strong> war, dass sie jetzt allen erklären musste, sie<br />

habe einen Freund und sei verliebt. Man wollte wissen, wie es doch dazu gekommen<br />

sei, aber bei der Erklärung musste <strong>Rebecca</strong> natürlich viele Details<br />

verschweigen und das Entscheidende wusste sie ja auch selber gar nicht. Béatrice<br />

meinte: „Vor dir selbst kannst du es vielleicht verbergen und abstreiten,<br />

aber man hat es immer gesehen, wie viel Freude es euch beiden bereitet, miteinander<br />

zu reden. Und wer will das denn für einen Zufall halten, dass ihr beide<br />

permanent zusammen sitzt. Was vermutet man denn, was euch zu einander<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 19 von 21


hin zieht? Der Gabriel, der sonst eher als wortkarg und reserviert gilt, schien<br />

mit dir richtig aufzublühen. Das blieb keinem verborgen.“ Nur mit ihrem Sex<br />

das blieb allen, auch Béatrice verborgen. Außer Miriam wusste niemand davon,<br />

und die schüttelte nur immer den Kopf. Wer sollte das auch schon verstehen.<br />

In der Schule spielten Béatrice und Gabriel jetzt auch nicht mehr Verstecken.<br />

Man küsste sich und hatte keine Probleme sonstige Liebesbezeugungen öffentlich<br />

zu zeigen. „Na so was,“ meinte Frau Klingenberg, „also doch einen gefunden.“<br />

„Ne, der hat mich gefunden. Ach wo, da müssen sich wohl doch beide<br />

finden.“ reagierte <strong>Rebecca</strong>.<br />

FIN<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Liebesverbot</strong> – Seite 20 von 21


Aimer, c'est se donner<br />

corps et âme<br />

Im Dezember erklärte Gabriel lapidar:<br />

„<strong>Rebecca</strong>, ich werde gehen. Ich stelle<br />

einen Versetzungsantrag.“ <strong>Rebecca</strong><br />

konnte nichts sagen. Ob sie ihren Mund<br />

tatsächlich aufgesperrt hatte, wusste<br />

sie nicht, jedenfalls kam sie sich<br />

innerlich so vor. „Ich halte es so nicht<br />

mehr aus. Mich macht das fertig. Diese<br />

perverse, verlogene Situation zwischen<br />

uns ertrag ich nicht länger. Wir sind<br />

gute Freunde und mögen uns, mehr<br />

nicht, und dann sitzt du vor mir mit<br />

meinem Schwanz in deiner Vagina und<br />

schaust mich an. Ich liebe dich, dein<br />

Gesicht vor meinem, und ich darf es<br />

nicht küssen, nicht einmal berühren. Beim Sex, da gibt es nichts Soziales,<br />

nein? Da haben wir keine Beziehung, da sind wir gegenseitige<br />

Befriedigungsmaschinen? So ein Schwachsinn, <strong>Rebecca</strong>. Ich weiß nicht, wie du<br />

es für dich verstehst. Ich will das nicht mehr und vor allem kann ich die perverse<br />

Situation nicht mehr ertragen. Welche Chance hätte ich denn jemals gehabt,<br />

etwas daran zu ändern? „Mehr nicht.“ hätte ich immer nur gehört. Du<br />

tust mir auch weh, <strong>Rebecca</strong>. Ich liebe dich, und so will und kann ich das nicht<br />

mehr. Es zerreißt mich, macht mich psychisch fertig.“ erläuterte Gabriel es<br />

näher. <strong>Rebecca</strong> sprang auf seinen Schoß. „Walden, du darfst nicht gehen. Du<br />

musst bleiben, das geht nicht. Sie umarmte und drückte ihn. Ich liebe dich<br />

doch auch, Walden, ich darf es nur nicht sagen. Weißt du, Gabriel, wenn ich<br />

sage, dass ich dich liebe, dann bekomme ich Ärger mit mir. Hast du Lust, soll'n<br />

wir uns mal küssen?“ schlug <strong>Rebecca</strong> vor, Gabriel schmunzelte. „Das mit dem<br />

Ärger musst du mir nochmal erklären.“ meinte er.<br />

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