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Camilla Liebesrausch nach achtzehn Jahren

Als ich wieder in mein Zimmer kam, saß Timm doch noch da. Mit leicht betretenem Gesicht meinte er: „Es ist alles klar, Fabia, ich bleibe.“ „Nein, nein, Timm, das brauchst du nicht. Ich bin ein bisschen durchgedreht. Entschuldige. Selbstver­ständlich gehen wir erst zusammen ins Bett, wenn du es auch möchtest. Ob nächste Woche oder in zwei, drei oder vier Wochen, was spielt das für eine Rol­le. Es gibt Paare die lieben sich schon ein ganzes Jahr und haben noch nicht miteinander geschlafen. Wichtig ist doch, dass wir beide es wollen, und du sagst mir, wenn es soweit für dich ist, o. k.? Ich war vorhin verrückt. Rege mich tierisch auf, dass du es nicht willst, meinte wohl, wenn man sich liebt, ist es selbstverständlich, dass man auch gleich miteinander ins Bett geht. So ein Unsinn. Wir können doch warten. Das ist doch ganz normal. Da muss man ein wenig Geduld haben.“ verdeutlichte ich ihm. „Hör auf, Fabia, ich bleibe doch heute Abend.“ stoppte Timm mich. „Nein, Timm, du fühlst dich gedrängt. Das ist keine gute Basis. Wir machen es, wenn du soweit bist und es von dir aus gerne möchtest. Es drängt uns doch nichts.“ reagierte ich. Timm lachte: „Fa­bia, ich bin jetzt so weit und möchte von mir aus, dass wir die heutige Nacht zusammen verbringen. Warum willst du mich los werden und wegschicken?“ Jetzt fiel mir nichts anderes mehr ein, als ihn einfach nur kräftig zu drücken.

Als ich wieder in mein Zimmer kam, saß Timm doch noch da. Mit leicht
betretenem Gesicht meinte er: „Es ist alles klar, Fabia, ich bleibe.“
„Nein, nein, Timm, das brauchst du nicht. Ich bin ein bisschen
durchgedreht. Entschuldige. Selbstver­ständlich gehen wir erst
zusammen ins Bett, wenn du es auch möchtest. Ob nächste Woche
oder in zwei, drei oder vier Wochen, was spielt das für eine Rol­le.
Es gibt Paare die lieben sich schon ein ganzes Jahr und haben noch
nicht miteinander geschlafen. Wichtig ist doch, dass wir beide es wollen,
und du sagst mir, wenn es soweit für dich ist, o. k.? Ich war vorhin
verrückt. Rege mich tierisch auf, dass du es nicht willst, meinte wohl,
wenn man sich liebt, ist es selbstverständlich, dass man auch gleich
miteinander ins Bett geht. So ein Unsinn. Wir können doch warten.
Das ist doch ganz normal. Da muss man ein wenig Geduld haben.“
verdeutlichte ich ihm. „Hör auf, Fabia, ich bleibe doch heute Abend.“
stoppte Timm mich. „Nein, Timm, du fühlst dich gedrängt. Das ist
keine gute Basis. Wir machen es, wenn du soweit bist und es von dir
aus gerne möchtest. Es drängt uns doch nichts.“ reagierte ich. Timm
lachte: „Fa­bia, ich bin jetzt so weit und möchte von mir aus, dass wir
die heutige Nacht zusammen verbringen. Warum willst du mich
los werden und wegschicken?“ Jetzt fiel mir nichts anderes mehr ein,
als ihn einfach nur kräftig zu drücken.

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Carmen Sevilla<br />

<strong>Camilla</strong><br />

<strong>Liebesrausch</strong> <strong>nach</strong> <strong>achtzehn</strong> <strong>Jahren</strong><br />

Fabia und Timm Erfolgloses Verkuppeln<br />

Erzählung<br />

Your hights are never scaled<br />

Als ich wieder in mein Zimmer kam, saß Timm doch noch da. Mit leicht<br />

betretenem Gesicht meinte er: „Es ist alles klar, Fabia, ich bleibe.“<br />

„Nein, nein, Timm, das brauchst du nicht. Ich bin ein bisschen<br />

durchgedreht. Entschuldige. Selbstverständlich gehen wir erst<br />

zusammen ins Bett, wenn du es auch möchtest. Ob nächste Woche<br />

oder in zwei, drei oder vier Wochen, was spielt das für eine Rolle.<br />

Es gibt Paare die lieben sich schon ein ganzes Jahr und haben noch<br />

nicht miteinander geschlafen. Wichtig ist doch, dass wir beide es wollen,<br />

und du sagst mir, wenn es soweit für dich ist, o. k.? Ich war vorhin<br />

verrückt. Rege mich tierisch auf, dass du es nicht willst, meinte wohl,<br />

wenn man sich liebt, ist es selbstverständlich, dass man auch gleich<br />

miteinander ins Bett geht. So ein Unsinn. Wir können doch warten.<br />

Das ist doch ganz normal. Da muss man ein wenig Geduld haben.“<br />

verdeutlichte ich ihm. „Hör auf, Fabia, ich bleibe doch heute Abend.“<br />

stoppte Timm mich. „Nein, Timm, du fühlst dich gedrängt. Das ist<br />

keine gute Basis. Wir machen es, wenn du soweit bist und es von dir<br />

aus gerne möchtest. Es drängt uns doch nichts.“ reagierte ich. Timm<br />

lachte: „Fabia, ich bin jetzt so weit und möchte von mir aus, dass wir<br />

die heutige Nacht zusammen verbringen. Warum willst du mich<br />

los werden und wegschicken?“ Jetzt fiel mir nichts anderes mehr ein,<br />

als ihn einfach nur kräftig zu drücken.<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 1 von 23


<strong>Camilla</strong> - Inhalt<br />

<strong>Camilla</strong>........................................................................................... 4<br />

Terrasse......................................................................................... 4<br />

Harald.............................................................................................4<br />

Liebestraum...................................................................................5<br />

Mein Mädchen.................................................................................6<br />

Gewöhnungsbedürftig.................................................................... 8<br />

Fremder Mann.............................................................................. 10<br />

Neuigkeiten von Timm..................................................................11<br />

Timms Eltern................................................................................ 12<br />

Männer für <strong>Camilla</strong>....................................................................... 13<br />

Aber Lust hast'e schon.................................................................14<br />

Klärungen..................................................................................... 15<br />

Partnervermittlung....................................................................... 15<br />

Neue Familie.................................................................................17<br />

Julianes Geburtstag...................................................................... 17<br />

Neuer Bekanntenkreis.................................................................. 18<br />

Leonard........................................................................................ 19<br />

Keine Treffen................................................................................ 20<br />

Klärendes Gespräch...................................................................... 21<br />

So läuft das nicht, <strong>Camilla</strong>............................................................ 22<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 2 von 23


<strong>Camilla</strong> <strong>Liebesrausch</strong> <strong>nach</strong> <strong>achtzehn</strong> <strong>Jahren</strong><br />

Terrasse<br />

In jedem Herbst kam immer die Zeit, in der Mama es nicht wahrhaben wollte,<br />

dass es irgendwann zu kalt würde, um auf der Terrasse zu sitzen. „Komm doch<br />

rein. Du bist gleich ganz durchgefroren, und lesen kannst du doch drinnen genauso<br />

gut.“ versuchte ich sie hereinzulocken. <strong>Camilla</strong> kam nicht etwa vom<br />

Bauernhof oder dergleichen und musste sich ständig draußen bewegen. Nur bei<br />

ausgeglichenen Tätigkeiten liebte sie es, auf der Terrasse zu sitzen. Wenn sie<br />

einen Knopf annähte, Kaffee trank oder las, geschah das auch bei beginnender<br />

Kühle noch draußen. Auf der Terrasse essen genoss einen besonderen Vorzug.<br />

Ich weiß nicht, wie oft ich schon mit dicker Jacke beim Abendbrot gesessen<br />

habe, weil ich es ihr nicht immer abschlagen wollte. Ob sie als Kind immer<br />

draußen gespielt habe, hatte ich sie gefragt. Aber sie musste ja auch nicht permanent<br />

raus, ging kaum spazieren, nur das Leben auf der Terrasse kannte ich<br />

seit den <strong>achtzehn</strong> <strong>Jahren</strong>, die ich allein mit meiner Mutter zusammen lebt. An<br />

die drei Jahre vorher mit meinem Vater konnte ich mich nicht erinnern.<br />

Etwas anderes war es ja schon, auf der Couch zu lesen oder in einem Sessel<br />

auf der Terrasse sitzend, wobei man immer seine Gedanken zum endlos weiten<br />

offenen Himmel fliegen lassen konnte. Und für <strong>Camilla</strong> brauchten Gedanken<br />

und Träume weite offene Räume. Meine Mutter schien mir nicht träumerisch<br />

und gedankenverloren. Ich empfand sie als agil und kregel, nur die Terrasse<br />

war für sie ein Ort, der zur Beschaulichkeit anregte, und ihrer Mimik eine<br />

Weichheit verlieh, die stets zu einem besinnlichen Lächeln bereit war.<br />

Es waren die Sommerabende mit Harald, ihrem Freund und späteren Mann, die<br />

sie emotional so tief erfasst hatten. Als pures Glück musste sie sie erlebt haben.<br />

Es war kein beibehaltenes Ritual und Harald spielte dabei heute <strong>nach</strong><br />

<strong>achtzehn</strong> <strong>Jahren</strong> keine Rolle mehr, aber so hatte sie wonniges Glück erlebt, und<br />

wenn es auch heute nicht immer ebenso wonnig wurde, der Ort und Raum bildeten<br />

die Bühne, auf der das Stück von den Glückserfahrungen gespielt wurde.<br />

Wenn sie träumend vom Buch aufschaute, dann sah ihr Blick in der Weite<br />

manchmal Szenen daraus.<br />

Harald<br />

Aber Harald war nicht nur das Glück auf der Terrasse gewesen. Als er <strong>Camilla</strong><br />

damals sagte, er habe Probleme und wolle sie ihr nicht verschweigen, habe sie<br />

im Moment das Bedürfnis verspürt, ihm helfen zu wollen. Er müsse für sich alles<br />

neu sortieren und wolle ausziehen. Sortieren bedeutete, <strong>Camilla</strong> gegen eine<br />

andere Frau, eine Mitarbeiterin aus dem Betrieb, austauschen. Das war nicht<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 3 von 23


denkbar in <strong>Camilla</strong>s damaliger Welt und der Sichtweise des Stellenwerts ihrer<br />

Beziehung. Immer noch warnte sie mich: „Es gibt Bereiche und Tiefen in deiner<br />

Seele, die gehören nur dir, dir ganz allein. Lass da nie jemanden anders hin.<br />

Das bringt dich um.“ Sie sei damals völlig durchgedreht und habe öfter mit<br />

dem Gedanken gespielt, sich umzubringen. Ich und ihre Mutter hätten sie<br />

davor bewahrt. Sie habe ihre Arbeit aufgeben müssen. Als sie halbwegs wieder<br />

beisammen gewesen sei, habe sie einen Schulungskurs besucht und eine völlig<br />

neue Arbeit begonnen. Ihr Leben sei dadurch ein anderes geworden, und als<br />

anderer Mensch könne sie wieder leben. Sie erwähnte den Namen Harald nie.<br />

Sie sagte, wenn sie von ihm sprach, „dein Vater“. Ich hatte kaum etwas über<br />

meinen Vater wissen wollen, es interessierte mich nicht. Emotional herrschte<br />

weitgehend Gleichgültigkeit mit der Fußnote, dass er ja Mami verlassen hatte.<br />

Das wirkte sich nicht gerade förderlich aus. Jetzt, als Erwachsene bekam ich<br />

öfter hilfreiche Tips und weise Ratschläge für Beziehungen und<br />

Liebesangelegenheiten. Sie mussten ja auf ihre Beziehung zu Harald<br />

rekurrieren. Ich hätte sie gern mal näher gefragt. Auch wenn es ihr heute<br />

sicher nichts mehr bedeutete, vergessen haben würde sie es ja nicht. Ich kann<br />

es nicht benennen, welches Empfinden mir riet, es nicht zu tun.<br />

Liebestraum<br />

Ich redete gern mit ihr über Beziehungen und Männer. Für mich und für <strong>Camilla</strong><br />

wohl auch war es vorrangig lustig und verblieb im Allgemeinen. Ob ich Beziehungsprobleme<br />

hatte? Ich weiß es nicht. Ich hatte zwar immer einen<br />

Freund, doch die Warnungen vor allzu großer und tiefer Liebe waren bei mir<br />

absolut überflüssig. Bei mir kam es immer nur zu einer Arbeitsliebe. Ich mochte<br />

den jungen Mann schon, war mit ihm im Bett gewesen, und ab jetzt war er<br />

mein angestellter Freund. Zur sehnsüchtigen Julia schien ich überhaupt nicht<br />

zu taugen. In der Regel dauerte es nicht lange, bis es zu irgendwelchen Meinungsverschiedenheiten<br />

kam, und dann war's vorbei. Recht hatte meine Mutter<br />

schon, wenn's nur an der Oberfläche bleibt, tut's auch gar nicht weh. Gewollt<br />

hätt' ich ja eigentlich schon ganz anders. So richtig romantisch, voll verknallt.<br />

Nur wie soll das denn funktionieren? Das kannst du doch nicht organisieren.<br />

Daher gab ich mich mit meiner Situation notgedrungen zufrieden. Hatte aber<br />

kein Leidens- oder Entbehrungsempfinden deshalb.<br />

Beim Abendbrot diskutierten wir über Selbstbild und Selbstwertempfinden. Wir<br />

kamen darauf, weil ich gerade an einem Referat zur emotionalen Kompetenz<br />

arbeitete. „Das bist doch du, deine Geschichte, die dein Bild malt. Da kannst<br />

du doch nicht einfach <strong>nach</strong>träglich retuschieren, etwas wieder ungeschehen<br />

machen.“ meinte <strong>Camilla</strong>. „Das ist wahr, ungeschehen machen kannst du's<br />

nicht, aber du kannst deine Sichtweise, deine Bewertung, deine Interpretation<br />

ändern, und das ist immer die von heute und nicht von damals.“ reagierte ich.<br />

<strong>Camilla</strong> schaute versonnen ins Leere. „Aber es gibt doch Tatsachen die sind<br />

einfach so gewesen, die hast du so empfunden, und da kannst du doch nicht<br />

im Nachhinein kommen und sagen: „Nein, nein, in Wirklichkeit war das alles<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 4 von 23


ganz anders.“, nur weil's dir heute besser passen würde. Das glaubst du dir<br />

doch selber nicht.“ <strong>Camilla</strong> darauf. „Du denkst an etwas Bestimmtes.“ reagierte<br />

ich. „Ja, natürlich. In der Zeit mit Harald bin ich absolut glücklich gewesen, wie<br />

sonst noch nie in meinem Leben, habe erfahren, wie wundervoll Liebe sein<br />

kann. Soll ich das denn jetzt einfach abstreiten? Es leugnen? Sagen das war<br />

gar nicht so? Diese Erfahrung wird immer da bleiben, wo sie ist. Sie ist ein Teil<br />

von mir.“ antwortete sie. Oh je, <strong>Camilla</strong> hätte doch lieber zum Psychotherapeuten<br />

gehen sollen. Soweit ich wusste, war sie nur beim Hausarzt in Behandlung<br />

gewesen. Die ganzen <strong>achtzehn</strong> Jahre war sie wohl an diesen Traum vom Glück<br />

gefesselt gewesen. Dass sie sich in dem Verursacher des Glücks maßlos getäuscht<br />

haben musste, das Glück ihr eigener Traum vom Glück gewesen war,<br />

schien unerheblich. Die Erinnerung an die wundervollen Emotionen war das<br />

Entscheidende. Dass Harald ein übler Betrügerteufel gewesen war, stand zwar<br />

außer Zweifel, aber dadurch wurden die Erlebnisse nicht ungeschehen gemacht.<br />

Jetzt sprachen wir öfter über die 'zu große Liebe' und den anderen, den man<br />

'zu tief in seine Seele' lässt. Ich sah das völlig anders. Sie habe nicht Harald zu<br />

tief in ihre Seele gelassen, sondern in liebend okkupiert, bis sie sehr schmerzhaft<br />

feststellen musste, dass er doch nicht ein Teil von ihr, sonder ein selbständiger<br />

anderer Mensch war. So unvermittelt direkt habe ich es nicht gesagt, zumal<br />

<strong>Camilla</strong> alles immer noch sehr stark zu berühren schien. „Mami, versteh,<br />

bitte, nichts falsch. Ich will dir keinesfalls ausreden, dass es für dich wunderschön<br />

gewesen ist, nur ich denke, dass sich für dich in deiner Interpretation<br />

und auch in deiner Psyche ganz viel verknotet hat, was dir dein Leben äußerst<br />

erschwert. Wie junge Männer mit einem Ödipuskomplex ihre Schwierigkeiten<br />

haben, so ähnlich ist es für dich mit deinem Haraldkomplex. Harald kann's<br />

nicht sein, aber ein anderer darf's auch nicht sein. Du hast deiner Seele eine<br />

ganz sonderbare Fixierung auflegen lassen. Ich habe bestimmt auch meine<br />

Probleme, aber mit deinen würde ich zum Therapeuten gehen, wenn sich da<br />

nichts ändert.“ meinte ich. „Aber ich habe doch sonst keine Macken, oder?“ erkundigte<br />

sich <strong>Camilla</strong>. „Ne, aber du träumst von der großen Liebe, hast wundervolle<br />

Vorstellungen davon, aber mit einem Mann, der nicht Harald ist, wie er<br />

mal war, geht das nicht. Ist das denn nicht Macke genug?“ suchte ich Bestätigung.<br />

<strong>Camilla</strong> lächelte. Sie wurde aktiv. Schaute im Internet <strong>nach</strong>, las etwas zu<br />

Obsession und Fixierung, zu Kommunikation und Anerkennung und wühlte sich<br />

natürlich durch das unendliche Thema Liebe. Wir diskutierten häufiger, tiefgehender,<br />

emotional engagierter. Ein verliebtes Duo waren wir beide immer gewesen,<br />

aber jetzt kamen wir uns noch näher. Als angehende Kommunikationswissenschaftlerin<br />

hätte mich das nicht verwundern dürfen, dass Art und Gehalt<br />

der Kommunikation die Beziehung vertiefen und die Zuneigung intensivieren<br />

können. Jetzt bekam ich schon liebevolle Gefühle, wenn ich <strong>Camilla</strong> nur sah.<br />

Mein Mädchen<br />

Ob es liebevolle Gefühle waren, die mich einen Kommilitonen fragen ließen, ob<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 5 von 23


wir das Referat gemeinsam schreiben wollten, weiß ich nicht. Empfunden habe<br />

ich jedenfalls nichts davon. Als wir uns zum ersten mal bei uns trafen, und ich<br />

mit dem Kaffee aus der Küche kam, sagte er irgendetwas und beschloss seinen<br />

Satz mit: „Mein Mädchen“. Zunächst musste ich mich so kringeln, dass ich den<br />

meisten Kaffee verschüttete. „Was ist das denn? Was bist du denn für einer?<br />

Wie komme ich denn zu der Ehre, dein Mädchen sein zu dürfen?“ wollte ich von<br />

ihm wissen. Mein Opi sagte das auch immer. Er sagt es heute noch, und es<br />

fühlt sich für mich immer gut an. Als ob er mich auf den Schoß nähme und ein<br />

wenig streicheln würde. Bei Opi gefiel es mir, das kleine Mädchen zu sein. Nur<br />

welcher Macho sagt denn zu einer so gut wie fremden Frau „Mein Mädchen“?<br />

Das machen die nicht mal. Timm, so hieß der junge Mann, erläuterte, warum<br />

er das für eine freundliche und auch höfliche Anrede halte. In allen Sprachen<br />

gebe es das, freundliche Benennungen für junge Frauen. In Frankreich sei die<br />

Bezeichnung Mademoiselle keineswegs herabwürdigend oder unhöflich. Aber<br />

Fräulein, welche junge Frau wolle hier denn gern so angesprochen werden und<br />

junge Frau sei eine ebenso unbeliebte Floskel, weil damit an der Fleischtheke<br />

auch noch Siebzigjährige angesprochen würden. Die Bezeichnung Mädchen<br />

hingegen würde von niemandem als diskriminierend empfunden. Ich musste<br />

immer lachen, während er dozierte. „Im ersten Moment habe ich dich für einen<br />

Macho gehalten, aber jetzt weiß ich, dass du ein Spinner bist.“ erklärte ich<br />

ihm. „Ist auch alles nur Brause.“ sagte Timm, „Ich hatte einfach Lust, dich<br />

durch einen Joke zu provozieren.“ Offensichtlich hatte ich mir den richtigen<br />

ausgesucht. Der Typ gefiel mir. „Kannst du denn auch ernsthaft arbeiten, ohne<br />

Jokes?“ wollte ich selbst nicht so ganz ernsthaft wissen. Eine Antwort bekam<br />

ich auch nicht, sondern nur ein freundliches Grinsen. Die Arbeit mit Timm<br />

machte nicht weniger Freude, als über seine Späße zu lachen. Er dachte kreativ,<br />

bestand aber nie rechthaberisch auf seinen Ansichten und hatte auch nicht<br />

die Allüren vieler Männer, den Naseweis zu spielen. Seine kommunikative Kompetenz<br />

beförderte das Fortkommen an und die Zufriedenheit mit unserer Arbeit.<br />

„Jetzt musst du noch etwas Lustiges für dein Mädchen machen.“ bat ich<br />

ihn bevor er <strong>nach</strong> unserem dritten Treffen gehen wollte. „Bestellte Komik kann<br />

ich nicht. Das muss sich situativ ergeben. Ich bin doch nicht dein Witzeerzähler,<br />

oder siehst du mich so?“ antwortete Timm. „Nein, nein, ich würde dir gerne<br />

erzählen, wie ich dich sehe, aber das machte dich nur übermütig.“ sagte ich,<br />

obwohl ich es <strong>nach</strong>dem es meinen Mund verlassen hatte, so am liebsten nicht<br />

gesagt hätte. „Ein Kompliment war das, nicht wahr?“ fragte Timm. „Ich mag<br />

dich, Timm.“ antwortete ich ihm darauf, aber das war auch wieder falsch. Ich<br />

wollte ihm nur sagen, dass ich ihn sympathisch fände. Nein, das war ja auch<br />

zu billig und zu wenig. Als Timm gegangen war, plagte ich mich damit zu überlegen,<br />

wie ich ihn wohl fände. Am Zeitungsrand auf dem Küchentisch notierte<br />

ich alle mir einfallenden Eigenschaften und Einschätzungen.<br />

Beim Abendbrot grinste <strong>Camilla</strong> mich an. „Haste 'nen neuen Freund?“ „Nö, wieso?“<br />

fragte ich. „Dann haste notiert wie du dir deinen Freund wünscht?“ wollte<br />

sie wissen. Jetzt endlich klickte es bei mir. „Meinste so kann man nur seinen<br />

Freund beschreiben?“ fragte ich <strong>nach</strong>. „Na, ich bitte dich. Haste mal überlegt,<br />

wie viel da von deinen Wunschvorstellungen drin ist?“ meinte <strong>Camilla</strong>. Ich<br />

kramte die Zeitung nochmal raus und überflog meine Notizen. Ja, <strong>Camilla</strong> hatte<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 6 von 23


Recht. Ein toller Typ musste er schon sein, aber ich sah ihn ja tatsächlich so.<br />

Nicht ein toller, ein freundlicher, kompetenter, verständnisvoller, aufmerksamer<br />

Typ war er, das waren eher seine charakteristischen Eigenschafen. Ja gut leiden<br />

musste ich ihn schon können, und das tat ich ja auch. Ob ich ihn das mal<br />

wissen lassen müsste, oder ob er es schon bemerkt hatte. Vielleicht hatte er ja<br />

auch eine dicke Freundin. Bei so einem netten Jungen konnte man da fast<br />

sicher sein.<br />

„Sagst du deiner Freundin eigentlich immer, dass du zu mir gehst, wenn du<br />

herkommst?“ fragte ich Timm bei unserem nächsten Treffen. Er verzog seinen<br />

Mund zu einem Grinsen, und ich grinste ebenfalls, weil ich mich ertappt fühlte.<br />

„Ich habe keine Freundin mehr. Wir haben uns getrennt.“ antwortete Timm.<br />

Mein Blick sagte wohl, dass ich gern Näheres wissen möchte. „Wir haben uns<br />

immer gezankt, und da hatten wir beide keine Lust drauf, und das hat auch die<br />

ganze Lust darauf, zusammen zu sein, zerstört.“ erklärte es Timm. Die Kinder<br />

hatten sich gezankt? Das konnte ich mir bei Timm gar nicht vorstellen. „Fabia,<br />

ich weiß nicht, wo meine Schuld daran liegt. Mir schien Anetta immer schrecklich<br />

launisch, trotzig und rechthaberisch wie ein verzogenes kleines Mädchen,<br />

würde man sagen. Mir kam es vor, als ob sie noch gar nicht erwachsen geworden<br />

wäre. Es hat mich nur ständig mehr und mehr genervt.“ erläuterte Timm<br />

näher. „Anscheinend stehst du auf kleine Mädchen.“ reagierte ich darauf. Tim<br />

grinste. „Und das Mädchen fängt auch gleich an, mir Kopfzerbrechen zu bereiten.“<br />

mein fragender Blick veranlasste ihn, sich zu erklären. „Fabia, ich hatte<br />

nicht daran gedacht, ein gemeinsames Referat zu schreiben, aber im Moment<br />

als du mich fragtest, habe ich mich anders entschieden. Seitdem macht mir<br />

unsere Arbeit zunehmend Freude und genauso oder mehr die Tatsache, dass<br />

ich dich treffe. Ich habe bestimmt Minderwertigkeitsgefühle. Du schienst mir<br />

immer in unerreichbaren Höhen. Vielleicht habe ich mich ja auch an Anetta<br />

orientiert. Beim letzten mal hast du so ein verschlüsseltes Kompliment<br />

gemacht und gesagt, dass du mich magst. Da weiß ich auch nicht wie ich das<br />

interpretieren soll.“ sagte Tim dazu. „Ich wusste's ja selbst nicht, Timm. Ich<br />

musste es erst mal genau analysieren, und bin zu dem Schluss gekommen,<br />

dass du, wenn du ein wenig feinfühlig wärest, es eigentlich schon gemerkt<br />

haben müsstest, wie sehr ich dich mag. Aber allem Anschein <strong>nach</strong> müssen sich<br />

angehende Kommunikationswissenschaftler auch manches einfach platt<br />

sagen.“ reagierte ich. „Und was sagt mir mein Mädchen?“ fragte Timm. „Dass<br />

du ein wenig stupid bist. Gib mir einen Kuss.“ ich dazu. Mein großer Macho<br />

grinste verlegen, kam mit seinem Mund auf mich zu und schlang im letzten<br />

Moment dann doch seine Arme um meinen Hals. „Fabia, meinst du, wir würden<br />

auch noch zum Arbeiten kommen?“ wollte Timm in einer Kusspause wissen.<br />

„Ist das keine Arbeit, was wir machen? Sieben Kilojoule sind nötig um die<br />

Köpfe zum Küssen zusammen zu führen. Bei der Zungenarbeit sind die<br />

Wegstrecken schwer berechenbar. Reine Arbeit ist Liebe, nichts als Arbeit.“<br />

bekam Timm von mir als Antwort. „Ja, lieben wir uns jetzt schon?“ fragte<br />

Timm. „Warum denn nicht? Oder findest zu Liebe nicht gut?“ meine<br />

Gegenfrage. „Schon, schon, nur das kommt alles so überraschend. Ich muss<br />

mich erst mal daran gewöhnen.“ meinte Timm und ich musste lachen. „Weißt<br />

du was, Timm, wir arbeiten jetzt noch fleißig an unserem Referat, und wenn du<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 7 von 23


dann <strong>nach</strong> Hause gehst, hast du eine ganze Woche zum gewöhnen. Wenn du<br />

schon vorher meinst, dich genug gewöhnt zu haben, rufst du einfach an und<br />

kommst vorbei.“ erklärte ich. Timm rief aber nicht vorher an.<br />

Gewöhnungsbedürftig<br />

„Ziemlich gewöhnungsbedürftig bin ich ja anscheinend schon.“ empfing ich ihn.<br />

„Fabia, verstehe das, bitte, nicht falsch. Wir kennen uns ja nur aus unserer gemeinsamen<br />

Arbeit und sonst eigentlich gar nicht. Dass ich Angst hätte, kann<br />

ich zwar nicht sagen, aber gewöhnlich erlebt man sich doch auch in anderen<br />

Zusammenhängen.“ versuchte Timm zu erläutern. Was er redete, machte mich<br />

wütend. „Und welche anderen Institutionen der Partnervermittlung müssten<br />

wir deiner Meinung <strong>nach</strong> durchlaufen haben? Gemeinsame Disco- und Kinobesuche,<br />

oder was gehört heute sonst noch dazu. Müssen wir auch mal in der<br />

Kneipe zusammen einen trinken, oder was darf's sonst noch sein, bevor du<br />

weist, ob du mich liebst. Du Hirni, wer sagt dir denn, ob du mich liebst oder<br />

nicht? Deine eigenen Emotionen sagen es dir dir selber und sonst nichts. Wie<br />

es dazu kommt, ist doch piep egal und kein Stückchen davon abhängig, ob du<br />

irgendetwas von dem gemacht hast, wodurch sonst Beziehungen zustande<br />

kommen. Du sagst, ich wäre dir von Anfang an begehrenswert aber unerreichbar<br />

erschienen. Dann such dir doch eine von den Erreichbaren und geh mit ihr<br />

in die Disco. Vielleicht wird ja im Laufe der Zeit mal etwas draus.“ schimpfte<br />

ich. „Fabia, bitte, so meinte ich das doch nicht. Ich habe mir nur unsere Beziehung<br />

vorzustellen versucht, und da sah ich immer nur das Bild, wie wir gemeinsam<br />

arbeiteten, andere waren nicht da, gibt es ja nicht. Und da fragte ich<br />

mich natürlich, ob das reicht.“ Timm dazu. „Mein Trottelchen, und bei deinen<br />

Eigenschaften hatte ich gemeint, du seist intuitiv und kreativ, aber du scheinst<br />

massive Blöcke und Abstraktionsprobleme zu haben. Wenn dir beim Arbeiten<br />

mein Lächeln gefällt, wenn du beim Arbeiten meine Stimme gern hörst, wenn<br />

ich dir beim Arbeiten zuhöre, wird dann außerhalb der Arbeit alles ganz anders<br />

sein? Werde ich dann eine andere Frau sein, die du gar nicht kennst? Mein lieber<br />

Timm, ich will dich keineswegs zu irgendetwas drängen, aber die Gewöhnungszeit<br />

hat dir offensichtlich nicht gut getan. Sag mal, gibt es irgendetwas,<br />

vor dem du Angst hast?“ fragte ich ihn. Timm gab gar keine Antwort, sondern<br />

schaute zum Fenster. Offenbar schien da etwas zu existieren. Ich wartete.<br />

„Nein, Angst direkt nicht.“ begann Timm, „aber der Unterschied zwischen Annetta<br />

und dir ist riesig, obwohl ihr wahrscheinlich beide etwa gleich alt seid.<br />

Nur Annetta war ein Kind und zu dir passt eher das Bild einer weisen Dame.<br />

Ich habe dich von Anfang an für überlegen gehalten, und obwohl ich in unserer<br />

Arbeit erfahren habe, dass es dafür überhaupt keine Berechtigung gibt, ist das<br />

Bild geblieben. Ich hätte dir von mir aus auch nie gesagt, wie sehr du mir gefällst.<br />

Ob da Liebe entstehen kann, wenn einer immer das Empfinden hat, den<br />

anderen bewundern, zu ihm aufblicken zu müssen? Da bin ich skeptisch.“ äußerte<br />

sich Till. „Das muss so sein, Till, einer muss schließlich immer der Chef<br />

sein, und in diesen fortgeschrittenen feministischen Zeiten natürlich die Frau.<br />

Till, ich möchte nicht, dass du zu mir aufschaust. Du sollst mich lieben, mich<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 8 von 23


egehren. Da bleibt gar keine Zeit zum Aufschauen mehr.“ war meine Meinung<br />

dazu. Die Gewöhnungsphase schien zu ihrem Ende zu kommen. Timm war näher<br />

gerückt, saß schräg an mich gelehnt und streichelte mir Gesicht und Oberkörper.<br />

„Bleibst du heute Abend?“ fragte ich sanft als die übliche Zeit zum Aufbruch<br />

näher rückte. „Wieso? Ist etwas Besonderes?“ Timm darauf. „Nein, ich meine<br />

nur ob du heute Nacht bei mir bleiben wolltest?“ erklärte ich es und hatte es<br />

im Grunde schon abgehakt. Timms Blick sagte mir, dass ich mich eigentlich wie<br />

eine Nymphomanin oder Nutte zu empfinden hätte. „Timm es ist alles o.k..<br />

Fahr schön <strong>nach</strong> Hause und gewöhn dich wieder eine Woche an den Gedanken,<br />

dass Frauen und Männer, die sich lieben manchmal auf die Idee kommen, miteinander<br />

ins Bett zu gehen und nächste Woche besprechen wir dann die Ängste,<br />

die bei dir dabei aufgetaucht sind. Ich weiß gar nicht, ob ich das alles noch<br />

will, Timm. Möglicherweise hast du ja Recht, und es gibt da wirklich noch etwas<br />

Entscheidendes, was bei der Arbeit nicht evident geworden ist.“ machte<br />

ich ihm erbost klar.<br />

Ich lief in die Küche und hätte am liebsten in die Tischplatte gebissen. Sie war<br />

zu dick. Mit meinen Fäusten trommelte ich auf sie ein. Timm würde sich wahrscheinlich<br />

davon schleichen. <strong>Camilla</strong> kam wegen meines Getöses. „Es ist bestimmt<br />

alles vor bei, bevor es begonnen hat.“ meinte ich und erklärte <strong>Camilla</strong>,<br />

was gelaufen war. Sie fixierte mich mit einem süß saueren Lächeln. „Du bist<br />

ein bisschen durcheinander, meine Liebe, nicht wahr? Sonst beschwerst du dich<br />

immer, und jetzt rastest du aus, wenn er nicht sofort mit ins Bett will, anstatt<br />

dich zu freuen, mal so jemanden gefunden zu haben.“ bewerte sie meine Situation.<br />

„Sofort? Wir kennen uns immerhin schon anderthalb Monate. So lange<br />

hat es sonst noch nie gedauert.“ reagierte ich. „Aber dass du ihn liebst, das ist<br />

dir doch erst letzte Woche klar geworden.“ erwiderte <strong>Camilla</strong>. „Mhm,“ meinte<br />

ich kopfschüttelnd, „vor vierzehn Tagen habe ich so eine Charakteristik entworfen,<br />

aber dass ich ihn sehr gern mochte? Ich weiß gar nicht genau, wann das<br />

begonnen hat. Klick hat's nicht gemacht, aber mehr, oder etwas anderes als<br />

ein fremder Kommilitone war er fast sofort bei unserer ersten Begegnung.<br />

Timm sagt das von sich ja auch. Du musst etwas spüren, das sofort woanders<br />

landet, als bei den üblichen Bekannten. Wahrscheinlich notiert deine erste Begegnung<br />

direkt hohe Sympathiewerte. Ich werde Timm morgen, oder nein,<br />

jetzt gleich noch anrufen und mich entschuldigen. A little bit disturbt, ja, das<br />

bin ich wohl schon.“<br />

Als ich wieder in mein Zimmer kam, saß Timm noch da. Mit leicht betretenem<br />

Gesicht meinte er: „Es ist alles klar, Fabia, ich bleibe.“ „Nein, nein, Timm, das<br />

brauchst du nicht. Ich bin ein bisschen durchgedreht. Entschuldige. Selbstverständlich<br />

gehen wir erst zusammen ins Bett, wenn du es auch möchtest. Ob<br />

nächste Woche oder in zwei, drei oder vier Wochen, was spielt das für eine Rolle.<br />

Es gibt Paare die lieben sich schon ein ganzes Jahr und haben noch nicht<br />

miteinander geschlafen. Wichtig ist doch, dass wir beide es wollen, und du<br />

sagst mir, wenn es soweit für dich ist, o. k.? Ich war vorhin verrückt. Rege<br />

mich tierisch auf, dass du es nicht willst, meinte wohl, wenn man sich liebt, ist<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 9 von 23


es selbstverständlich, dass man auch gleich miteinander ins Bett geht. So ein<br />

Unsinn. Wir können doch warten. Das ist doch ganz normal. Da muss man ein<br />

wenig Geduld haben.“ verdeutlichte ich ihm. „Hör auf, Fabia, ich bleibe doch<br />

heute Abend.“ stoppte Timm mich. „Nein, Timm, du fühlst dich gedrängt. Das<br />

ist keine gute Basis. Wir machen es, wenn du soweit bist und es von dir aus<br />

gerne möchtest. Es drängt uns doch nichts.“ reagierte ich. Timm lachte: „Fabia,<br />

ich bin jetzt so weit und möchte von mir aus, dass wir die heutige Nacht<br />

zusammen verbringen. Warum willst du mich los werden und wegschicken?“<br />

Jetzt fiel mir nichts anderes mehr ein, als ihn zu umarmen.<br />

Fremder Mann<br />

Timm war ein fremder Mann wie Jan und Dirk und Thomas auch gewesen waren,<br />

aber da war etwas, was es bei den anderen nicht gegeben hatte. Ja, fremde<br />

Männer waren die anderen und waren es im Grunde durchgängig geblieben.<br />

Timm verursachte mir ein irrationales Kribbeln, als ob er ein neues Familienmitglied<br />

wäre. Es fehlte die Distanz. Beim Abendbrot sprachen wir, als ob er<br />

dazu gehöre, selbstverständlich seinen Platz hier hätte. Timm war mir sehr<br />

nah, näher als je ein anderer zuvor. Er hätte mein Bruder sein können, obwohl<br />

ich gar nicht wusste, wie sich ein Bruder anfühlen würde. Ich freute mich kindlich<br />

auf unser gemeinsames Erleben im Bett. „Aphrodite? Für mich ist die Liebe,<br />

das Schöne und das Begehren durch Fabia auf die Welt gekommen.“<br />

erklärte Timm lachend. Er lachte immer. „Ah, du schummelst. Du verstehst ja<br />

doch etwas.“ sagte ich. Er hatte gemeint, von meinem Love-Talk nichts verstehen<br />

zu können, wollte aber auch nicht dass ich anders spräche. Ich war es gewohnt,<br />

dass man miteinander schmuste, sich küsste, sich erregte und dann<br />

fickte. Jetzt schien alles ganz anders zu sein. Dass Beziehung und Sexualität zu<br />

zwei verschiedenen Kategorien gehören, hätte ich abgestritten. Wir überschwemmten<br />

uns mit Zuneigung- und Liebeszeichen. Meine Seele musste ganz<br />

weit offen sein, dass Timm auch bestimmt in die Tiefen hätte vordringen können,<br />

wo ich doch niemanden hinlassen sollte. Ich wusste nicht, was ich stärker<br />

spürte, unsere Liebe oder Timms Körper.<br />

Neuigkeiten von Timm<br />

Timm musste am Morgen schon früh fort. Ich saß mit <strong>Camilla</strong> beim Frühstück.<br />

„Mama, der ist einfach süß, ich könnte den ganzen Tag mit ihm spielen.“ meinte<br />

ich und wir platzten los. „Er würde kein Wort von dem verstehen, was ich<br />

sagte, meinte er. Ich hatte ihm etwas vorgesäuselt, so ähnlich, wie du das früher<br />

auch bei mir gemacht hast. Nein, lauter sprechen sollte ich nicht. Ich würde<br />

alles so zusammen schleifen. Er lachte immer. Ständig lacht er im Bett. Präziser<br />

artikulieren sollte ich auch nicht. Er wolle das gar nicht verstehen. Beim<br />

Gesang der Elfen sei es ja auch so, den verstehe man ja auch nicht und trotzdem<br />

sei er wunderschön. Genauso empfinde er das bei mir.“ erzählte ich.<br />

„Mama, bei Timm ist das nicht so, wie das mit einem Mann ist. Mit Timm wird<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 10 von 23


die Nacht zum Fest. Bevor es zum Sex kommt, hätte ich ihn schon vor Glück<br />

auffressen können. Sonst hast du ein bisschen Unterhaltung, ein bisschen<br />

Zärtlichkeit und dann merkst du: „Aha, jetzt fängt Sex an.“. Bei Timm empfinde<br />

ich alles wie eins. Du weißt gar nicht, ob es jetzt mehr Liebe oder mehr Sex<br />

ist, und das ist auch völlig egal. Du würdest wahrscheinlich sagen, der wäre<br />

ganz tief in deiner Seele, ich sage: „Timm ist ganz nahe an mir dran.““<br />

schwärmte ich weiter.<br />

Neuigkeiten von Timm waren jetzt wohl unser häufigstes Thema, wenn <strong>Camilla</strong><br />

und ich zusammensaßen. <strong>Camilla</strong> wollte es gerne hören und ich erzählte es<br />

gern. „Jetzt haste ja deine große Amore, was du dir immer gewünscht hast.<br />

Und du dachtest, du hättest keine Anlagen dazu.“ scherzte sie. „Gleichgültig ob<br />

große Amore oder was, Mama das ist einfach das Schönste, was es gibt auf der<br />

Welt. Das Timm und ich uns lieben, verändert mein Lebensgefühl. Die Welt<br />

sieht für mich anders aus. Aber das weißt du ja von dir früher. Dass du dir so<br />

etwas bis heute vorenthältst, ist unverzeihlich. Es ist doch deine Liebe, die du<br />

geben kannst. Die bleibt immer bei dir ganz alleine. Du hast sie nicht an deinen<br />

früheren Mann verkauft.“ erklärte ich. „Ich weiß, ich weiß,“ bestätigte mich<br />

<strong>Camilla</strong>, „aber selbst wenn ich etwas anderes wollte, ich fühlte mich völlig ratund<br />

hilflos.“ So hatte ich sie ja noch nie gehört. Anscheinend hatte sie es doch<br />

schon mal in Erwägung gezogen, etwas zu verändern.<br />

<strong>Camilla</strong> hatte zwei Freundinnen die auch geschieden waren, ansonsten hatte<br />

sie auch keinen größeren lockeren Bekanntenkreis. Sie lege da auch keinen<br />

Wert drauf, zu irgendwelchen Fèten oder Partys mit stundenlangem Smalltalk<br />

eingeladen zu werden. Nur wie sollte sie denn irgendwelche Bekanntschaften<br />

machen, wenn sie sich aus allem raushielt. Früher hatte sie mir als Begründung,<br />

dafür dass sie keinen neuen Mann hätte, gesagt. Eine alleinstehende<br />

Frau mit Kind die wolle doch niemand. Ich kannte natürlich mittlerweile die<br />

wahren Gründe. Jetzt war sie fünfundvierzig und das Kind konnte nun auch absolut<br />

kein Grund mehr sein. Nur wenn sie außer zum Einkaufen und Cafébesuchen<br />

mit ihren Freundinnen nicht unter Leute kam, wie sollte sie denn da jemanden<br />

kennen lernen.<br />

Timms Eltern<br />

„Timm, wir müssen einen Mann für <strong>Camilla</strong> suchen.“ sagte ich lachend. „Ja, der<br />

Siemer wär doch klasse. Oder find'ste nicht. Also ich mag den unheimlich gut<br />

leiden.“ Herr Siemer war ein Professor bei uns. Dass Timm ihn mochte, verstand<br />

ich sehr gut. Timm hätte sein Sohn sein können. „Nein, alles Quatsch.“<br />

sagte ich, „<strong>Camilla</strong> hat zum ersten mal Andeutungen gemacht, dass sie vielleicht<br />

wohl für sich etwas ändern wollte. Nur sie kennt ja überhaupt keine Leute.<br />

Da könnten wir uns ja vielleicht mal drum kümmern, dass sich in dem Bereich<br />

etwas ändert.“ Wir überlegten Stationen und Wege, wie sich da für sie etwas<br />

ändern ließe, nur die erste befand sich gar nicht in unserem Konzept und<br />

ergab sich zufällig. Timms Eltern quälten ihn damit, dass sie unbedingt mal<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 11 von 23


seine neue Freundin kennenlernen wollten. Da wollten wir <strong>Camilla</strong> gleich mitnehmen.<br />

Ja, selbstverständlich sollte auch die neue „Schwiegermutter“ mitkommen,<br />

umso besser. <strong>Camilla</strong> wollte zuerst nicht, wir konnten es ihr aber lustig<br />

vermitteln, dass wir ohne sie nicht fahren würden. Timms Vater war Chefarzt<br />

am örtlichen Krankenhaus und seine Mutter hatte eine HNO Praxis. Ich<br />

habe immer gedacht, Timm muss eine glückliche Kindheit gehabt haben, als<br />

ich seine Eltern kennenlernte, erklärte sich mir vieles fast beim ersten Kontakt.<br />

Seine Eltern waren aufgeschlossen und lustig, und ich konnte mir vorstellen,<br />

dass sich bei seinem Vater das Hand auflegen erübrigte, weil er die Patienten<br />

schon durch einen Blickkontakt heilen konnte. Seine Mutter sah ich mit dem<br />

kleinen Timm im Bettchen scherzen, und er kugelte sich vor Lachen. Das<br />

mussten glückliche Verhältnisse gewesen sein, anders konnte ich es mir gar<br />

nicht vorstellen. „Sie haben es gut.“ sagte Timms Mutter zu <strong>Camilla</strong>, „Sie<br />

haben ihr Töchterchen bei sich behalten können. Was meinen sie, wie schwer<br />

es mir geworden ist, meinen Süßen abzugeben.“ „Ich glaube, ich hätte es gar<br />

nicht überlebt, Fabia fortgehen zu lassen.“ kommentierte <strong>Camilla</strong>. „Ja, nun ist<br />

ihre Situation auch noch mal besonders strukturiert.“ meinte Timms Mutter.<br />

Und dann erzählte <strong>Camilla</strong>, was ich für sie bedeute und bedeutet hätte.<br />

Natürlich sprach sie auch die Trennung von Harald an und die Konsequenzen,<br />

die es für sie gehabt habe. Frau und Herr Bohringer, Timms Eltern,<br />

unterbrachen nur manchmal durch kleine Nachfragen. Ich konnte nur staunen.<br />

<strong>Camilla</strong> erzählte offen und detailliert und vor allem so, wie ich es noch nie von<br />

ihr gehört hatte. „Sie hätten Hilfe gebraucht.“ meinte Timms Vater, „Sie sind<br />

zwar am Leben geblieben, aber der Mann hat doch ihr gesamtes Leben<br />

destruiert. Heute noch. Wie stehen sie denn da, wenn ihre Tochter mal fort<br />

geht?“ „Ja, in ihrer Tochter müssen sie eine wunderbare Therapeutin gehabt<br />

haben. Timm, was hast du für ein Glück. Aber haben sie denn keine Angst,<br />

dass sie sich auch mal bis über beide Ohren verlieben könnte?“ fragte Timms<br />

Mutter lächelnd <strong>Camilla</strong>. Timm und ich schauten uns grinsend an und auch<br />

<strong>Camilla</strong> lächelte und antwortete: „Bis über die Ohren? Die beiden sind voll in<br />

der Liebe versunken. Aber ich habe keine Angst. Fabia sieht es anders und hat<br />

ein anderes Verhältnis dazu. Hätte ich das damals auch schon gehabt, hätte es<br />

mir nicht mein ganzes Leben verdorben.“ „Ganzes Leben? Frau Gassner. Sie<br />

stehen doch mitten drin. Sie sind eine wundervolle intelligente,<br />

aufgeschlossene und kluge Frau. Ihnen steht doch noch alles offen. Das Leben<br />

wartet darauf, von ihnen gelebt zu werden.“ reagierte Timms Mutter. Die Zeit<br />

reichte nicht, um sich alles Lustige von den Kindern mitzuteilen. Es gab viel zu<br />

lachen, bis zum Abendbrot duzte man sich und ich wusste gar nicht mehr<br />

richtig, wer sich denn jetzt mehr liebte, Timm und ich, oder die Bohringers und<br />

<strong>Camilla</strong>. Es wurde spät, und wir sollten unbedingt über<strong>nach</strong>ten. <strong>Camilla</strong> hatte<br />

Angst gehabt, dass Timms Eltern sich nur für mich interessieren würden, und<br />

sie wie ungebeten daneben säße. Umgekehrt war es. Die Alten beschäftigten<br />

sich miteinander. Das schien höchst interessant und amüsant. Wir beide, Timm<br />

und ich, waren ziemlich überflüssig. Wir fuhren raus, und Timm zeigte mir<br />

etwas aus seiner Jugend und Geschichte. Das Bohringers und <strong>Camilla</strong> sich<br />

nicht auch in Zukunft öfter treffen würden, war undenkbar.<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 12 von 23


Männer für <strong>Camilla</strong><br />

„Das bringt doch alles nichts, Timm. Wir sind jeden Abend unterwegs, schleppen<br />

<strong>Camilla</strong> zu allen Volksaufläufen. Es ist ja schön gemeinsam ins Theater<br />

oder ins Ballett zu gehen, aber laufen da denn alleinstehende Männer zwischen<br />

vierzig und fünfzig rum, die eine Frau suchen. Ist <strong>Camilla</strong> jemals angesprochen<br />

worden?“ klagte ich, „das ist unser Wunsch. Ein netter Herr in ihrem Alter<br />

spricht sie in der Konzertpause an. Sie unterhalten sich gut. Beide treffen sich<br />

und verlieben sich. Theoretisch unmöglich ist das nicht, aber so unwahrscheinlich<br />

wie sonst was auf der Welt.“ „Ja, aber was willst du denn tun. Wo sind<br />

denn die alleinstehenden Männer in ihrem Alter, die eine Freundin suchen?“<br />

wollte Timm wissen. „Aber es muss in diesem Alter doch viele geben, die sich<br />

getrennt haben oder geschieden sind.“ war meine Meinung. „Ja, wegen einer<br />

anderen Frau, und mit der leben sie jetzt zusammen.“ Timm dazu. „Ach wo, du<br />

erkennst sie ja nicht, und dein Blickfeld ist ja sehr beschränkt. Bei dem Siemer<br />

zum Beispiel, da vermutest du selbstverständlich, dass er verheiratet ist und<br />

Frau und Kinder hat. Vielleicht er ja bislang immer so fleißig gewesen, dass er<br />

dafür gar keine Zeit hatte, und jetzt merkt er, was ihm fehlt.“ war meine Ansicht.<br />

Timm lachte, aber er wusste es ja auch nicht. „Die beiden mal bekannt<br />

machen. Vielleicht trennt er sich ja wegen <strong>Camilla</strong> von seiner Frau.“schlug<br />

Timm blödelnd vor. „Das ist echt ein Problem. Wo und wie willst du denn jemanden<br />

finden. Bei den Partnervermittlungsagenturen, da tummeln sie sich.“<br />

meinte ich dazu. „Ja natürlich, warum sollte <strong>Camilla</strong> das nicht mal versuchen.<br />

Da gibt es doch ganz seriöse wie Akademikervermittlung oder so ähnlich. Da<br />

bestünde doch 'ne Chance.“ Timm dazu. „Das wird <strong>Camilla</strong> niemals machen,<br />

und das kann ich gut <strong>nach</strong>vollziehen. Warum haben wir beide uns denn nicht<br />

über die Partnervermittlung kennengelernt? Du hattest keine Freundin und ich<br />

keinen Freund, wir wollten aber beide. Ich habe dich noch nicht mal kennengelernt,<br />

weil ich einen Freund suchte und dachte du könntest so etwas sein oder<br />

werden. Mit Partnervermittlung läuft das nicht. <strong>Camilla</strong> läuft auch nicht mit Stilaugen<br />

rum und sucht einen Freund. Wenn sich so etwas ergeben würde, dann<br />

wäre sie dafür offen, und sie würde sich freuen.“ war meine Ansicht. „Dann<br />

muss sie weiter träumen. Wenn sie sich nicht aktiv bemühen will, wird sie mit<br />

achtzig immer noch da sitzen und warten.“ Timm hoffnungslos.<br />

Aber Lust hast'e schon<br />

Der hoffnungslose Timm, war ständig bei uns. Wir hatten ihm schon das sogenannte<br />

Bügelzimmer eingeräumt, damit er unter vernünftigen Bedingungen,<br />

und nicht am Küchentisch, arbeiten konnte. Die Frage kam auf, wozu er sein<br />

Apartment noch brauche. <strong>Camilla</strong> klärte, natürlich völlig rational, aber dafür zu<br />

emphatisch, dass die derzeitige Situation pervers sei, und Timm doch auch offiziell<br />

zu uns ziehen solle. <strong>Camilla</strong> mochte Timm sehr gut leiden und Timm <strong>Camilla</strong><br />

auch. Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte es mit den beiden sicher geklappt.<br />

Aber wie hätten sie zueinander kommen, sich kennenlernen sollen? Das<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 13 von 23


war's, wir mussten öfter passende Leute zu uns <strong>nach</strong> Hause einladen. Zuerst<br />

musste geklärt werden, wie's um unseren Idealkandidaten Professor Siemer<br />

stand. Volle Enttäuschung, natürlich verheiratet. Leider mussten wir feststellen,<br />

dass wir auch niemanden kannten, den wir als potentiellen Kandidaten<br />

hätten einladen können. Wir sprachen mit allen darüber, dass wir einen Mann<br />

für meine Mutter suchten. Vielleicht kannte ja jemand anders einen Mann auf<br />

der Suche. Sie brauchte dringend einen eigenen. Ständig mit Timm schäkern,<br />

das ging doch zu weit. Aber immer sprachen die Bekannten von Partnervermittlung,<br />

als ob anderes Sich-kennen und lieben-lernen, out oder zumindest<br />

ungewöhnlich wäre. Obwohl es ja eine irrationale Diskussion war, redeten wir<br />

doch häufig darüber, ob Timm offiziell zu uns ziehen sollte. Er war ja immer da,<br />

aber mit meinem Freund zusammen ziehen? Das kam für mich einer<br />

Festlegung gleich, so etwas wie eine Vorstufe zur Familiengründung. Es<br />

widerstritt sich in mir. Natürlich wollte ich Timm behalten, ihn nie wieder<br />

verlieren, aber meine Freiheit wollte ich auch behalten und sie nicht abgeben.<br />

<strong>Camilla</strong> meinte, ich sei nicht clean. Das Pärchen, die sich liebten<br />

zusammenlebten, sei doch die Regel. Heiraten oder Kinder kriegen, sich auf<br />

ewig binden habe damit doch überhaupt nichts zu tun. Timm war auch nicht<br />

besonders begeistert von dem Gedanken. Er meinte auch etwas Eigenes für<br />

sich zu gebrauchen. Vielleicht bewahrte er ja die Tiefen seiner Seele, wo ich<br />

nicht hin durfte, in seinem Apartment auf. Aber er neigte schon dazu, es<br />

rational zu klären. „Weiß du Mami, Timm wird das zuviel, dass du so verknallt<br />

bist in ihn.“ <strong>nach</strong>dem wir ausgelacht hatten, fuhr ich fort, „Er meint du solltest<br />

dich doch mal an eine Partnervermittlung wenden.“ Jetzt lachte nur <strong>Camilla</strong>.<br />

„Ich könnte ja auch eine Annonce aufgeben: „Einsame Fünfundvierzigjährige<br />

sucht die Arme eines treuen Mannes, die sie liebend umfangen.“ oder so“<br />

schlug <strong>Camilla</strong> vor und lachte wieder. „Du lachst, Mama, aber so ganz abwegig<br />

ist das doch auch nicht. Wenn du nichts machst, passiert auch nix.“ meinte ich<br />

dazu. „Aber Fabia, ich bin doch nicht krampfhaft auf der Suche <strong>nach</strong> einem<br />

Mann. Wenn sich etwas ergibt, könnte das vielleicht ganz schön sein, aber<br />

wenn nicht, dann nicht. Oder haben mir die <strong>achtzehn</strong> Jahre ohne Mann etwa<br />

geschadet? Haben sie mich verbittert oder verhärmt?“ so <strong>Camilla</strong>. „Aber Lust<br />

hättest'e schon. Das kannst du doch nicht verbergen. Dann musst du auch<br />

etwas machen.“ war meine Ansicht.<br />

Klärungen<br />

Juliane Bohringer, Tims Mutter, kam zu Besuch und war ausgelassen happy. So<br />

empfindsam sei sie, sagte sie. Wenn ihre Nachbarin Seelenpein habe, leide sie<br />

mit. Wieviel mehr freue sie sich da mit, wenn Tim, der nicht nebenan, sondern<br />

in ihrem Herzen wohne, glücklich sei, oder Timm? Timm stand auf, um Mutti<br />

einen Kuss zu geben. Alles wurde geklärt. Wir, Timm und ich, seien realitätsferne<br />

Mimosen. Timm solle zu uns ziehen und <strong>Camilla</strong> zöge zu ihr. So schade<br />

empfand sie es, das die Entfernung so groß sei. Ihre Freundinnen seien alle so<br />

lahme Enten. Einfach der Gedanke daran, <strong>nach</strong>mittags mit <strong>Camilla</strong> etwas zu<br />

unternehmen, mit ihr auf Shopingtour und Männerjagd zu gehen, bereite ihr<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 14 von 23


schon ausgesprochen Spaß. Uns nicht weniger als ihr selbst. Mit <strong>Camilla</strong> litt sie<br />

auch, wahrscheinlich sogar mehr als diese selbst. Sie überlegte und wägte alles<br />

ab, versuchte sich selbst in ihre Lage zu denken, kam aber letztendlich<br />

auch zu dem Schluss, dass es wohl außer Partnervermittlung keine realistische<br />

Chance gebe. <strong>Camilla</strong> bestritt ständig, dass sie konkret einen Mann brauche,<br />

während wir ihr das Gegenteil zu beweisen versuchten. Juliane meinte zwar<br />

auch, dass eine Frau grundsätzlich auch ohne Mann komplett sei und leben<br />

könne, aber das sei theoretisch und individuell sicher auch praktisch möglich,<br />

aber für sie zum Beispiel seien das auch realitätsferne Gedankenspiele. „Ich<br />

kann ja auch allein im Bett ohne Bernd, Timms Vater, einschlafen, aber ich<br />

weiß er kommt <strong>nach</strong> dem Kongress wieder. Nur immer allein, und gerade<br />

abends im Bett, da fehlt deiner Seele doch Entscheidendes. Dazu ist der<br />

Mensch doch nicht geschaffen.“ erklärte Juliane und <strong>Camilla</strong> grinste. „Genau,“<br />

bestätigte Timm, „der Mensch ist seine Kommunikation und besonders die<br />

abends im Bett. Da reden immer Stimmen mit dir, die du tagsüber gar nicht zu<br />

hören bekommst.“<br />

Partnervermittlung<br />

In <strong>Camilla</strong> verdichtete sich langsam die Überzeugung, dass es doch wohl nicht<br />

abwegig sein könne, sich einen Mann zu suchen. Ob sie neidisch auf Timm und<br />

mich war? Das glaube ich eher nicht, aber einen Wunsch, nein bestimmt auch<br />

eine Sehnsucht <strong>nach</strong> ähnlichen Bedingungen für sie selber, war bestimmt gewachsen.<br />

Wie freundlich, liebevoll und zärtlich sie sich oft gegenüber Timm<br />

verhielt, verriet ihr Bedürfnis, nur konnte Timm ja keine Perspektive bieten.<br />

Gemeinsam starteten wir das Unternehmen Partnervermittlung. Der beste Service<br />

wurde ausgesucht und <strong>Camilla</strong>s Profil erstellten wir gemeinsam. „Nein,<br />

nein, das ist Schwachsinn. Du musst das Altersspektrum erweitern. Fünfundvierzig<br />

bis fünfzig, das ist doch viel zu eng. Wenn du Timm kriegen könntest,<br />

würdest du den doch auch nehmen.“ meinte ich. „Red' nicht so einen Unsinn.“<br />

<strong>Camilla</strong> darauf, „Ich will doch keinen alten Mann, mit dem es noch zwei Jahre<br />

ganz schön ist, und dann kann ich ihn pflegen.“ „Du solltest vierzig bis sechzig<br />

angeben.“ schlug ich vor, nur konnte man das nicht einfach mehr so ändern.<br />

Da musste man Mitglied werden und Beiträge bezahlen. Also neue Anmeldung<br />

unter anderem Namen. Wir meinten, den Persönlichkeitstest genauso beantwortet<br />

zu haben, wie zuvor, nur hatte <strong>Camilla</strong> jetzt ein ganz anderes Profil. Das<br />

Angebot der Männer, die zu ihr passen sollten, war riesig. Da würde bestimmt<br />

einer drunter zu finden sein. Einen ganzen Nachmittag verbrachten wir damit,<br />

welche auszusuchen, auf die sie reagieren sollte, wenn sie sich angemeldet<br />

hätte. Ihr E-Mailpostfach war schon voll mit Männern, die Interesse an ihr hatten.<br />

Auch die klickten wir alle an. Wir wollten ja schließlich nicht den ultimativen<br />

Lover übersehen. Serienmäßig teilte <strong>Camilla</strong> den potentiellen Kandidaten<br />

mit, dass ihr Profil sie interessiert habe, und sie gerne mehr von ihnen hören<br />

würde. Bis jetzt sei es schon viel Arbeit gewesen, dachten wir, aber fast alle<br />

Angeschriebenen reagierten mit mehr oder weniger langen Erklärungen. Nicht<br />

nur Liebe ist Arbeit, ihre Anbahnung ist mit noch viel mehr Mühen verbunden.<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 15 von 23


„Da siehst du es, wie unbedeutend der Text in der Kommunikation ist. Du<br />

kannst dir bei jedem Brief fünf verschiedene Männer vorstellen, wie sie es<br />

sprechen und dann sind es immer ganz andere Typen.“ meinte Timm. „Trotzdem<br />

müssen wir unsere Schlüsse daraus ziehen. Etwas anderes haben wir ja<br />

nicht.“ reagierte ich. Timm und ich, wir konnten uns stundenlang über unterschiedliche<br />

Interpretationen streiten, <strong>Camilla</strong> selbst schien die Bewertung ihrer<br />

potentiellen Partner weniger zu interessieren. Mit zwölf sollten letztendlich die<br />

Kontakte intensiviert werden. Zwei von ihnen schieden in der Mailkommunikation<br />

noch aus. Zehn waren übrig geblieben, bei denen man einen Date für sinnvoll<br />

erachten würde. Den Top—Kandidaten aus unserer Rankingliste sollte sie<br />

zuerst treffen. Das spannt dich an, da bist du doch aufgeregt. Für uns war das<br />

so, nicht so für <strong>Camilla</strong>. Es schien sie völlig kalt zu lassen, und das konnte<br />

nicht gespielt sein. Als ob sie noch ein wenig Aufschnitt holen müsse, nahm sie<br />

als Angestellte den Termin unseres Partnerdienstes war. So kam sie auch<br />

zurück. Wir platzten vor Spannung und wollten alles wissen, aber es gab<br />

nichts. Nur Lappalien. „Das ist doch Unfug. Stell dir vor, du gehst in die<br />

Verwaltung, sitzt einem fremden Mann gegenüber, und denkst, der ist ganz<br />

nett. Wenn du dir aber vorzustellen versuchst, du solltest ihn liebkosen und<br />

küssen, dann entwickelst du Aversion oder lachst über so einen Unsinn. Nichts<br />

anderes war das jetzt. Was habe ich mit diesem fremden Typen zu tun? Wenn<br />

du dann noch merkst, wie er sich einzuschmeicheln versucht, wird’s absolut<br />

lächerlich.“ so <strong>Camilla</strong> zu ihrem ersten Date. Wir versuchten ihr klar zu<br />

machen, dass sie eine völlig falsche Einstellung habe. Sie treffe sich doch, weil<br />

sie ihn interessant fände und ihn kennenlernen wolle. Ob sie ihn umarmen und<br />

küssen solle, stehe doch gar nicht zur Debatte. Sie wolle ihn nur näher<br />

kennenlernen. Trotzdem gaben wir es <strong>nach</strong> drei weiteren Dates auf. <strong>Camilla</strong><br />

hatte zwar versucht, mit den Männern näher ins Gespräch zu kommen, aber<br />

die Barriere blieb. Ein Horror davor, das diese fremden Typen mal etwas von ihr<br />

wollen, sie anfassen könnten. <strong>Camilla</strong> war offen und kommunikativ, konnte mit<br />

allen gut reden, nur wenn die Absicht dahinter stand, es eventuell zu einer<br />

näheren Beziehung kommen zu lassen, blockierte sie und wurde arrogant. „Du<br />

bist nicht clean, Mami, du willst es doch selber, behandelst aber Männer, die es<br />

auch wollen, despektierlich, obwohl du gerade diese suchst.“ machte ich ihr<br />

deutlich. „So läuft das nicht, Fabia. Deine Augen sind doch nicht frei. Bei dieser<br />

organisierten Liebesvermittlung nimmst du doch den Mann nicht<br />

unvoreingenommen wahr. Da hast du doch eine dicke Brille auf, die dir sagt,<br />

woran du bei der Begegnung zu denken hast.“ erklärte <strong>Camilla</strong> sich. Es hatte<br />

offensichtlich keinen Zweck. Auch wenn die Partnervermittlung ein probates<br />

Mittel war, für <strong>Camilla</strong> traf das nicht zu.<br />

Neue Familie<br />

Im Grunde war ich ganz froh, dass dieser Partnerzirkus vorbei war. Er hatte<br />

uns massiv in Anspruch genommen, und immer stärker konnte ich <strong>Camilla</strong>s<br />

Vorbehalte <strong>nach</strong>empfinden. So konnte man einen Betrieb organisieren, aber<br />

nicht die Beziehung unter Menschen. Wollte ich denn eine Beziehung, die sich<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 16 von 23


nicht aus der kommunikativen Praxis des Lebens ergeben hätte? Ich saß nicht<br />

auf der Terrasse, sondern in meinem Zimmer und ließ meinen Blick nicht in die<br />

Weite des Himmels schweifen, sondern starrte auf mein Bücherregal. Das war<br />

mein gewohntes Mantra, wenn ich sinnierte, träumte, <strong>nach</strong>dachte. Meine Beziehung<br />

hatte sich spannend aus dem Leben entwickelt und tief in meiner Seele<br />

lebte Timm bestimmt. Aber ich hatte ihn auch in mein Leben gelassen und<br />

das hatte er verändert. Vorgesehen und gewünscht war das nicht. Das Leben<br />

mit meiner Mutter gefiel mir hervorragend. Unsere Zweisamkeit war beschaulich<br />

und äußerst vertrauens- und liebevoll. Da brauchte nichts geändert zu werden,<br />

wir waren beide glücklich damit. Der Gedanke an einen Mann war für <strong>Camilla</strong><br />

außen vor und für mich unbedeutend. Dass je ein Freund von mir bei uns<br />

wohnen und mit uns leben könnte, der Gedanke war so irrational, dass er gar<br />

nicht gedacht wurde. Der Status quo unserer Welt gehörte nur uns beiden, und<br />

für Änderungen bestand kein Bedarf. So war die Welt nicht mehr für mich. Mit<br />

Wehmut erfüllte es mich schon, aber wir hatten es beide ja nicht nur<br />

zugelassen, sondern fördernd unterstützt. Seitdem ich Timm kannte, hatten<br />

wir es ja zugelassen, dass unser duales Beziehungssystem aufgebrochen<br />

wurde und ein dritter es zu einer Gruppe umfunktionieren konnte. Es hat sich<br />

einfach so ergeben, geplant und gewollt hatten wir es nicht. Das Leben selbst<br />

und wie wir damit umgehen bewirkt die entscheidenden Veränderungen und<br />

nicht voluntaristisch konstruierte Handlungsabläufe. Selbstverständlich können<br />

und müssen wir Segmente planen, aber für tiefgreifende psychosoziale<br />

Veränderungen ist es zu komplex. Alles hatte sich wieder beruhigt. Wir<br />

genossen es richtig. <strong>Camilla</strong> liebte wieder ihre Neckereien mit Timm, und der<br />

freute sich immer, wenn er sich mit ihr gegen mich solidarisieren konnte. Bei<br />

der Terrasse unterstützte er nicht nur <strong>Camilla</strong>s Ansicht, sondern überbot sie in<br />

Lobpreisungen und Elogen über die Vorzüge des Sitzens im Freien, auch wenn<br />

er dabei selbst schon fast vor Kälte blaue Lippen bekam. Er funktionierte<br />

unsere Terrasse verbal zu einem Luftkurort um, und <strong>Camilla</strong> musste immer so<br />

lachen, dass es ihre gewöhnlich beschauliche Stimmung auflöste.<br />

Julianes Geburtstag<br />

Juliane fand unser Zusammenleben idyllisch und wenn <strong>Camilla</strong> kein dringendes<br />

Bedürfnis verspüre, sei ein weiterer Mann doch nicht erforderlich. Aber zunächst<br />

mal hatte Juliane Geburtstag. Sie wurde auch fünfundvierzig und das<br />

sollte gar nicht idyllisch gefeiert werden. Der fünfundvierzigste Geburtstag sei<br />

im Leben einer Frau ein bedeutendes Datum, darüber hinaus könne sie sich<br />

nicht erinnern, eine großartige Geburtstagsfeier gemacht zu haben. Jetzt sollte<br />

es so sein. Alles war mit <strong>Camilla</strong> telefonisch ausgeheckt und die Party fand bei<br />

Bohringers in Haus und Garten statt. Es waren heiße Sommertage und vom<br />

Wetter war nichts Böses zu befürchten. Wir fuhren schon am Freitag<strong>nach</strong>mittag,<br />

um bei der Vorbereitung für Samstagabend zu helfen. Achtzig Leute hatte<br />

Juliane eingeladen, Kreti und Pleti, alle, denen sie nicht ganz böse war. Juliane<br />

hatte ihr zwar viel zu den Personen erklärt, aber das konnte <strong>Camilla</strong> ja nicht<br />

behalten. Am Abend selbst schien Juliane total high zu sein. Sie versuchte Ca-<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 17 von 23


milla möglichst vielen vorzustellen, nannte sie primär ihre beste Freundin und<br />

lobte sie über den grünen Klee. <strong>Camilla</strong> hatte gedacht, immer ein wenig zu helfen,<br />

doch jetzt war sie permanent in Gespräche eingebunden und viele fragten<br />

sie, als ob sie die eigentliche Gastgeberin wäre. Die Dämmerung setzte schon<br />

ein, als die letzten Gäste gingen. <strong>Camilla</strong> hatte einen leichten Schwips und Juliane<br />

wohl auch. Sie erzählten sich immer etwas, lachten sich tot und fielen<br />

sich gegenseitig um den Hals. Wir drängten sie, ins Bett zu gehen, doch Juliane<br />

reagierte, dass es sich nicht zieme, seinen Müttern Vorschriften zu machen.<br />

Und die beiden lachten sich wieder schief. Am nächsten Morgen war Juliane immer<br />

noch ganz glücklich. Es sei das schönste Fest in ihrem Leben gewesen. So<br />

unbeschwert frei, so offen glücklich habe sie sich seit ihrer Schulzeit nicht<br />

mehr empfunden. <strong>Camilla</strong> interpretierte es so, dass fünfundvierzig ja den Abschied<br />

von der Jugend bedeute und da müsse man sie noch einmal wieder erleben.<br />

Sie durchforstete ihr Notizbuch und wollte sich mit Julianes Hilfe vergewissern,<br />

dass sie zu den aufgeschriebenen Telefonnummern und E-Mailadressen<br />

auch die richtigen Zuordnungen traf. Über einen Leonard Schüssler wollte<br />

sie gern Näheres wissen, aber Juliane wusste auch nur, dass Bernd ihn wohl<br />

näher kennen würde. Der wusste jedoch nicht mehr, als dass er irgendetwas in<br />

Köln an der Uni mache. Er habe ihn kurz vor der Féte wiedergetroffen, sie hätten<br />

allgemein geredet, und weil er ihn ganz sympathisch fand, habe er ihn zur<br />

Party eingeladen. Die Identität der anderen Achtzehn war schnell geklärt. <strong>Camilla</strong><br />

war anscheinend nicht nur eine interessante Gesprächspartnerin gewesen,<br />

sondern hatte auch wohl sehr sympathisch gewirkt. Na, und die beste<br />

Freundin von Frau Bohringer und zukünftige Schwiegermutter von Timmy<br />

musste man doch mal näher kennenlernen.<br />

Neuer Bekanntenkreis<br />

<strong>Camilla</strong> registrierte erst zu Hause, was sie da angestellt hatte. An einem Abend<br />

fast zwanzig neue Freunde, na ja Bekannte gewonnen. Überwiegend Frauen,<br />

aber drei Männer waren auch darunter. Das hatte mit irgendwelchen amourösen<br />

Tendenzen überhaupt nichts zu tun. Sie hatten sich gut unterhalten, sich<br />

gegenseitig interessant gefunden und wollten den Kontakt aufrecht erhalt. Nur<br />

bei den neunzehn Leuten musste sie sich ja auch mal melden. Bislang hatte sie<br />

nur einen E-Mail Kontakt zu einer Cousine, mit der sie alle paar Monate mal ein<br />

Briefchen wechselte. Sie gab nicht nur die E-Mailadressen in ihren Computer<br />

ein, sondern notierte sich auch Gesprächserinnerungen zu den einzelnen Personen.<br />

Es wäre interessant gewesen, zu untersuchen, wie sich aus einem einzigen<br />

Gespräch per E-Mail die Kontakte weiterentwickelten oder auch zerbrach.<br />

Das war aber bei <strong>Camilla</strong> bislang noch nicht geschehen. Sie gab sich außerordentliche<br />

Mühe ihre Briefe zu gestalten, fragte uns oft <strong>nach</strong> unserer Einschätzung<br />

und war vor allem permanent damit beschäftigt. Für einen Mann hätte sie<br />

jetzt gar keine Zeit mehr gehabt. Außer mit uns lebte sie hauptsächlich in den<br />

vielfältigen Welten ihrer Kommunikationspartner. Jetzt saß sie auch mit ihrem<br />

Laptop auf der Terrasse und laß in den vorbeifliegenden Wolken, was sie unbedingt<br />

Sandra noch wissen lassen musste.<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 18 von 23


Zu zweien hatten sich die Kontakte besonders intensiv entwickelt und mit ihnen<br />

telefonierte sie auch öfter. Ulrike meinte, sie brauche wenigstens ein wöchentliches<br />

Gespräch mit <strong>Camilla</strong>. Es gebe ihr die nötige Energie und Freude,<br />

die sie brauche, wie andere einmal in der Woche die reinigende Kraft einer<br />

Beichte bräuchten. Ulrike war die Schwester von Timms Vater, also seine Tante.<br />

Sie ließ Timm nicht immer nur grüßen, sondern einen Kuss von ihr geben und<br />

ihn streicheln. Bis ihr irgendetwas auffiel. „Allegorisch hast du es verstanden,<br />

nicht wahr?“ wollte sie sich vergewissern. „Nein, warum sollte ich?“ fragte <strong>Camilla</strong>.<br />

„Du hast ihn also jedes mal richtig geküsst und gestreichel?“ fragte Ulrike<br />

<strong>nach</strong>. „Wieso nicht, Timm gefällt es und ich tue es gern.“ antwortete <strong>Camilla</strong>.<br />

Ein „Oh je!“ stieß Ulrike aus, bevor sie beide schallend lachten. Das Bild<br />

vom Sodom und Gomorrah, das sich ihr beim 'Oh je' gezeigt hatte, war wohl<br />

im Moment des Auftauchens verschwunden. „Hat der's gut, der Timm.“ meinte<br />

sie. Bei ihr zu Hause lief alles wohl überhaupt nicht gut. Deshalb waren ihr die<br />

Gespräche mit <strong>Camilla</strong> auch so hilfreich. Ihr Mann sei ein absolutes Arschloch,<br />

meinte Timm, und die Kinder bewunderten ihn auch noch. Warum solche<br />

Idioten nicht einfach verschwinden würden. Größeres Glück könne seine Tante<br />

überhaupt nicht haben. Aber die Blödmänner verlassen ihre Frauen nicht, nur<br />

die Netten, meinte Timm.<br />

Leonard<br />

„Nein, nein, nein und nochmals nein, Leonard.“ bekamen wir mit. „Lass es, all<br />

deinen Erklärungen und Versicherungen wird kein Erfolg beschieden sein. Es<br />

bleibt dabei, was ich gesagt habe.“ Leonard Schüssler war Patient im Krankenhaus<br />

bei Timms Vater gewesen. Da hatte er wahrscheinlich noch gewusst, dass<br />

er Professor für Anglistik hier an der Uni war, während ihm später nur in Erinnerung<br />

geblieben war, dass er irgendetwas an der Uni mache. Über Berufliches<br />

wollten sich Leonard und <strong>Camilla</strong> aber in ihren Mails nicht unterhalten. Völlig<br />

ausschließen konnten sie es jedoch zumindest indirekt nicht. <strong>Camilla</strong> hatte<br />

Amerikanistik studiert und früher Englisch und Geschichte in der Schule unterrichtet,<br />

bevor sie sich dann beim Regierungspräsidenten um Beamtenangelegenheiten<br />

kümmern musste. Stellenbesetzungen, Einstellungen und Versetzungen<br />

von Lehrern waren ihre Aufgaben. Obwohl Englisch ihr Hauptfach gewesen<br />

war, schien sie sich jetzt mehr für Geschichte und Politik zu interessieren. Von<br />

entsprechenden Büchern quoll unsere Bibliothek über. Leonard hatte wohl auch<br />

ihre alte Liebe zum Englischen wieder erweckt. Da das Gespräch bei der Fète<br />

auch auf kulturelle Entwicklungen in England gekommen war, hatten sie neben<br />

den hohen Sympathiewerten sich auch wohl gegenseitig reiche Bildungskompetenzen<br />

attestiert. Von den Hintergründen wussten sie ja nichts. Jetzt kannten<br />

sie die natürlich, aber unabhängig davon hatte sich ihr Mailaustausch für beide<br />

wohl höchst amüsant entwickelt. <strong>Camilla</strong> freute sich darauf, Leonard zu schreiben<br />

und Mails von ihm zu erhalten. „Leonard hat eine Joyce Exkursion <strong>nach</strong> Irland<br />

organisiert und meinte ich solle mitfahren. Der spinnt doch wohl.“ echauffierte<br />

sich <strong>Camilla</strong>, „Er ist ein sehr netter Mensch, das ist es und dabei bleibt es<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 19 von 23


und kein Fitzelchen mehr. Der ist doch verheiratet und ich soll mit ihm in Urlaub<br />

fahren. So etwas ausgerechnet mir. Er will mir klar machen, dass es sich<br />

nur um das literarisch Interessante handelte. Oh man!“ <strong>Camilla</strong> hatte einen<br />

neuen Bekanntenkreis gewonnen, mit dem sie per E-Mail korrespondierte. Die<br />

jeweiligen Beziehungen hatten schnell unterschiedlich intensive Formen angenommen.<br />

Verheiratet oder liiert waren alle. Zu ihrer damaligen Männersuche<br />

hatte es keinerlei Bezug. Nur seine Mails interessant finden, ihn nur für einen<br />

netten Menschen halten? <strong>Camilla</strong> hatte sich nicht nur in früherem Mann getäuscht,<br />

jetzt schien sie sich selbst täuschen zu wollen. Jeder Satz, den sie mit<br />

Leonard sprach, auch die strikte Absage war von einem Lächeln begleitet. Er<br />

werde ihr <strong>nach</strong>her alles exklusiv berichten, hatte <strong>Camilla</strong> Leonard am Telefon<br />

vorgeschlagen und solche Berichte schien <strong>Camilla</strong> wohl häufiger zu erhalten.<br />

Ihre Telefonate nahmen zu und wurden immer länger. Während sie zu Beginn<br />

noch dort telefoniert hatte, wo sie sich gerade befand, ging sie jetzt immer mit<br />

dem Telefon in ihr Zimmer.<br />

Keine Treffen<br />

„Ich werde mich nicht mit ihm treffen.“ sagte <strong>Camilla</strong>. Es klang wie eine trotzige<br />

Warnung an sich selbst. „Leonard möchte es aber gern, oder?“ fragte ich<br />

rhetorisch. „Ja, natürlich.“ <strong>Camilla</strong> darauf. „Und du selbst möchtest es gar<br />

nicht, <strong>Camilla</strong>, oder?“ fragte ich sie provozierend. <strong>Camilla</strong> grinste. „Ich glaube,<br />

ich mag ihn schon sehr. Aber die Vorstellung, dass ich es bin, die die Beziehung<br />

zu seiner Frau zerstört, ist für mich unerträglich. Solange wir uns schreiben<br />

und telefonieren kann nichts passieren.“ meinte sie. Ich blickte sie skeptisch an<br />

und bließ meine Luft prustend durch die Lippen. „Mami, wenn du es willst,<br />

kannst du ganz schön naiv sein. Wo hat Leonard denn die Liebe zu seiner Frau?<br />

In seinen Augen, weil er sie sehen kann? In seinen Händen, damit er sie anfassen<br />

kann? In seinen Lippen zum Küssen oder in seinem Schwanz zum vögeln?<br />

Jedes Kind weiß, dass die Liebe sich im Herzen, respektive im Kopf befindet.<br />

Und ob du ihn triffst oder nicht, seine Frau hast du möglicherweise längst von<br />

ihrem Platz vertrieben.“ erklärte ich zu <strong>Camilla</strong>s Ansicht. Sie hatten wohl schon<br />

oft darüber gesprochen und <strong>Camilla</strong> war über die Beziehung von Leonard zu<br />

seiner Frau bis ins Detail informiert. Die große Liebe sei es auch mal gewesen,<br />

aber in letzter Zeit ein wenig ermüdet. Er liebe sie schon, schätze und achte<br />

sie. Über seine Empfindungen für <strong>Camilla</strong> habe er sie vom ersten Moment an<br />

informiert, wahrscheinlich wisse sie mehr als <strong>Camilla</strong> selber. Sie sähen es beide<br />

sehr nüchtern und seien ratlos, was aus ihrer Beziehung werden solle. So zog<br />

es sich noch lange. Sie blieben ratlos und <strong>Camilla</strong> traf sich nicht mit Leonard.<br />

Müde wurde die Beziehung zwischen Leonard und <strong>Camilla</strong> aber nicht. Timm<br />

und ich empfanden es so, dass unsere Bedeutung als <strong>Camilla</strong>s Kommunikationspartner<br />

abnahm. <strong>Camilla</strong> brauchte ihre tägliche Dosis Leonard. Was sie<br />

jetzt sah, wenn sie träumend auf der Terrasse in die Ferne blickte, waren bestimmt<br />

nicht mehr ihre Glückserfahrungen mit Harald.<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 20 von 23


Klärendes Gespräch<br />

<strong>Camilla</strong> war immer quirlig und lebendig gewesen, redete gern und hatte Lust<br />

zu scherzen. Sie hatte sich verändert Etwas Ernstes schien sie zu beschäftigen,<br />

und wenn man sie ansprach, hatte man oft den Eindruck, dass sie erst aus einer<br />

anderen Welt umschalten musste. „Was wird denn jetzt eigentlich aus<br />

euch?“ wollte ich wissen. „Wir müssen schauen.“ solche Antworten bekam ich.<br />

Wie Idioten kamen wir uns manchmal vor. <strong>Camilla</strong> lebte offensichtlich primär in<br />

einer anderen Welt, in der wir ziemlich unbedeutend waren und nur einen geringen<br />

Stellenwert hatten. Wir witzelten untereinander. <strong>Camilla</strong> war auf's Tiefste<br />

verknallt. Das hatte man sich nicht ausmalen können. Einerseits war es ja<br />

wundervoll und auch in gewisser weise lustig, wie es die Bedeutsamkeit ihrer<br />

Welten verschob, aber andererseits ging es uns auch auf die Nerven und<br />

stimmte ärgerlich, wie sie sich unseren Zusammenhängen entzog. „<strong>Camilla</strong>, du<br />

bist maßlos verliebt. Nichts hätte ich dir mehr gewünscht. Du hast <strong>achtzehn</strong><br />

Jahre von Harald geträumt, obwohl er dich betrogen hat, willst du jetzt <strong>achtzehn</strong><br />

Jahre von Leonard träumen, der doch bei seiner Frau geblieben ist? Wenn<br />

er dich so liebt, wie du ihn, wird er klare Verhältnisse schaffen und sich für dich<br />

entscheiden, aber das tut er ja ganz offensichtlich nicht. Fragst du dich denn<br />

gar nicht, was dahinter stehen könnte?“ wollte ich ernst wissen. „Nein, nein,<br />

nein, das siehst du völlig falsch.“ korrigierte <strong>Camilla</strong> mich, „So wie es jetzt läuft<br />

gefällt es uns beiden. Er weiß von mir, dass ich nicht möchte, dass er<br />

meinetwegen seine Frau verlässt. Und was wäre, wenn sie sich trennen<br />

würden, wissen wir gar nicht. So ist es schön, aber ob ich mit Leonard<br />

zusammen leben wollte, weiß ich doch gar nicht.“ Ich schaute sie skeptisch an.<br />

Wovon träumte sie denn, wenn sie versonnen beim Kaffee saß? Von Leonards<br />

letzten schmeichelnden Worten? Von seiner wie auch immer gearteten Stimme,<br />

die in ihren Ohren klang. <strong>Camilla</strong> redete Unfug. Natürlich wollte sie in den Arm<br />

genommen werden, ihn anschauen, ihn berühren, seine Hände und Lippen<br />

spüren, merken wie ihre Körper sich berührten. „Du machst dir selbst etwas<br />

vor <strong>Camilla</strong>. Du willst mit ihm sprechen, verliebte Worte wechseln, aber sehen,<br />

umarmen willst du ihn nicht, kein Bedürfnis da<strong>nach</strong>. Wenn er hier bei uns am<br />

Tisch säße, wüsstest du gar nicht, ob du das auch möchtest. Kannst du dir so<br />

etwas denn selber glauben? Wenn es Leonard tatsächlich so wichtig wäre, mit<br />

dir zusammen zu sein, hätte er seine Frau längst verlassen, mit welcher<br />

Begründung auch immer. Bei aller Liebe scheint ihr euch gegenseitig zu<br />

belügen.“ meinte ich dazu. <strong>Camilla</strong> schwieg. Unberührt schien es sie nicht zu<br />

lassen. Nur zwei Wochen später hatten Leonard und seine Frau die Trennung<br />

beschlossen. <strong>Camilla</strong> meinte, sie hätten mal ein klärendes Gespräch geführt.<br />

Jetzt braucht Leonard sofort eine Wohnung in Köln. Wenn die beiden nicht gerade<br />

ausgegangen waren, wohnte Leonard aber in seiner freien Zeit bei uns.<br />

Timm hatte sich in die Beziehung zwischen <strong>Camilla</strong> und mir eingebracht. Wie<br />

<strong>Camilla</strong> und Leonard Zärtlichkeiten austauschend beieinander saßen, gab ein<br />

wundervolles Bild. <strong>Camilla</strong> leidenschaftlich küssend, das hatte ich mir nie ausmahlen<br />

können, reine Wonne strahlte ihr Gesicht nur vernünftig reden konnte<br />

man mit ihr kaum. Aber sie sprach ja auch kaum mit so Leuten wie Timm und<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 21 von 23


mir. Die beiden hockten immer zusammen und unterhielten sich untereinander.<br />

Selbst beim Abendbrot kamen wir uns manchmal wie Fremde vor, die sich<br />

auch einfach an den Tisch geschlichen hatten. Wir belächelten die Situation,<br />

meinten sie ginge vorüber und freuten uns riesig für <strong>Camilla</strong>. Es dauerte aber<br />

nicht lange, da kam <strong>Camilla</strong> <strong>nach</strong> dem Konzert nicht mehr <strong>nach</strong> Hause, sondern<br />

über<strong>nach</strong>tete bei Leonard. Sie würde ja kaum in seinem Gästezimmer geschlafen<br />

haben. Kommentare von <strong>Camilla</strong> hörte man dazu nicht. Nach der dritten<br />

Nacht fragte ich sie: „Was ist eigentlich los? Sprichst du jetzt nicht mehr<br />

mit mir. Du gehst mit Leonard ins Bett und verlierst kein Wort darüber.“ „Wieso,<br />

was soll man denn dazu sagen?“ fragte sie und fügte mit einem kindlich<br />

schelmisch Gesicht hinzu, „Ja, gut ist es.“ Ein aufstöhnendes „Oh, <strong>Camilla</strong>“<br />

brachte ich nur hervor. Sie lebte anscheinend gar nicht mehr mit uns sondern<br />

komplett in ihrer neuen Liebeswelt. Wir gingen davon aus, dass es mit der Zeit<br />

<strong>nach</strong>lassen würde, und unser Leben wieder zu den gewohnten Bahnen zurückfinden<br />

würde.<br />

So läuft das nicht, <strong>Camilla</strong><br />

Das Gegenteil war aber der Fall. Oft fuhr sie von der Arbeit aus direkt zu Leonard.<br />

Wir bekamen sie oft tagelang nicht zu sehen. Es würde sicherlich nicht<br />

lange dauern, bis sie sich fragte: „Was soll ich überhaupt noch zu Hause?“ Im<br />

Grunde war es schon gar nicht mehr ihr Zuhause. Mit Till und mir hatte sie gelebt.<br />

Wir waren ihr Zuhause gewesen, und <strong>Camilla</strong> war Teil dessen, was für Till<br />

und mich das Zuhause bedeutete. So war es nicht mehr. Sie hatte sich einfach<br />

davon geschlichen, als ob Timm und ich ihr nichts mehr bedeuteten. „So läuft<br />

das nicht, <strong>Camilla</strong>.“ begann ich unser Gespräch, zu dem wir extra einen Termin<br />

vereinbart hatten. <strong>Camilla</strong> begann im Verlaufe des Gesprächs zu weinen. „Ich<br />

mache das doch nicht vorsätzlich. Ich habe das doch nicht geplant. Könnt ihr<br />

denn nicht verstehen, dass mich meine neue Situation einfach völlig überwältigt<br />

hat. Wie eine Sucht ist es. Ja Liebe ist eine Sucht. Wenn es dir Liebe verspricht,<br />

kannst du dem nicht widerstehen. Alles andere verschwimmt im Nebel.<br />

Du willst nur das.“ versuchte <strong>Camilla</strong> sich zu erklären. Selbstverständlich wollte<br />

sie mit mir zusammen bleiben und auch mit ihrem Timmy. Sie liebe uns wie eh<br />

und je, nur habe ihr Leonard den Blick dafür verstellt. Alle gemeinsam, auch<br />

Leonard, berieten wir, wie wir zukünftig damit umgehen wollten. Wir wollten<br />

Zeit- und Organisationspläne aufstellen, aber konnten immer nur darüber lachen.<br />

„Wenn das Haus ein wenig größer wäre, könnten wir doch alle zusammen<br />

wohnen, dadurch wären doch alle Probleme gelöst.“ meinte Leonard und<br />

dachte daran, vielleicht am Dach etwas auszubauen. Das war aber kompliziert<br />

und brachte nicht viel. Wir brauchten ein neues, größeres Haus. „Aber nur eins<br />

mit Terrasse erklärte Timm und <strong>Camilla</strong> schmunzelte.<br />

FIN<br />

<strong>Camilla</strong> – Seite 22 von 23


Your hights are never scaled<br />

Als ich wieder in mein Zimmer kam, saß Timm doch noch da. Mit leicht<br />

betretenem Gesicht meinte er: „Es ist alles klar, Fabia, ich bleibe.“ „Nein, nein,<br />

Timm, das brauchst du nicht. Ich bin ein bisschen durchgedreht. Entschuldige.<br />

Selbstverständlich gehen wir erst zusammen ins Bett, wenn du es auch<br />

möchtest. Ob nächste Woche oder in zwei, drei oder vier Wochen, was spielt<br />

das für eine Rolle. Es gibt Paare die lieben sich schon ein ganzes Jahr und<br />

haben noch nicht miteinander geschlafen. Wichtig ist doch, dass wir beide es<br />

wollen, und du sagst mir, wenn es soweit für dich ist, o. k.? Ich war vorhin<br />

verrückt. Rege mich tierisch auf, dass du es nicht willst, meinte wohl, wenn<br />

man sich liebt, ist es selbstverständlich, dass man auch gleich miteinander ins<br />

Bett geht. So ein Unsinn. Wir können doch warten. Das ist doch ganz normal.<br />

Da muss man ein wenig Geduld haben.“ verdeutlichte ich ihm. „Hör auf, Fabia,<br />

ich bleibe doch heute Abend.“ stoppte Timm mich. „Nein, Timm, du fühlst dich<br />

gedrängt. Das ist keine gute Basis. Wir machen es, wenn du soweit bist und es<br />

von dir aus gerne möchtest. Es drängt uns doch nichts.“ reagierte ich. Timm<br />

lachte: „Fabia, ich bin jetzt so weit und möchte von mir aus, dass wir die<br />

heutige Nacht zusammen verbringen. Warum willst du mich los werden und<br />

wegschicken?“ Jetzt fiel mir nichts anderes mehr ein, als ihn einfach nur kräftig<br />

zu drücken.<br />

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