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Diana und Monika Liebe und Vielmännerei

Diana war ein freches Mädchen, eine selbstbewusste junge Frau und mittlerweile eine nüchterne Wissenschaftlerin. Über Liebe dachte sie so: Monika hatte zwei Männer, in die sie verliebt war und ich keinen. Nur ich war ja selbst Schuld. Ich wollte ja gar nicht. „Miles, sag mir endlich, was du von mir sieht. Vielleicht fixiert dein Bild ja eine Fassade, die du zu sehen wünscht, aber mit mir nicht viel gemeinsam hat.“ „Nein, Diana, du quälst mich. Das kann ich nicht. Aber dass du stolz und kräftig blühst, sehe ich schon so.“ antwortete Miles, strich meinen Pony zur Seite und wollte mir offensichtlich einen Kuss auf die Stirn geben. Hätte das nicht unverschämt sein müssen, das dieser fremde Mann mich einfach anfasste und küssen wollte? Ja schon, nur daran hab' ich nicht gedacht. Ich tippte mit dem Finger auf die Lippen als Ort für seinen Kuss. Wir schauten uns an und grinsten, ein wenig, als ob uns gerade ein Streich gelungen sei. Wir umarmten uns, als wenn man das jetzt selbstver­ständlich müs­se und Miles flüsterte mir ins Ohr: „Diana, ich begehre dich.“. Sonderbar, wer sagte denn so etwas? Das hatte mir noch nie ein Mann ge­sagt. „Ich begehre dich.“ gut anhören tut es sich schon. „Ich begehre dich.“ wie schön. Ja, es fühlt sich doch gut an, warum sagte man so etwas nicht. Tau­send Redewendungen gibt es, die das umschreiben, aber ich war mir sicher, das schlichte, direkte „Ich begehre dich.“ würde jede Frau am liebsten hören. Ich sagte nichts, strahlte Miles ein wenig an und strich ihm mit meinen Fingern über die Wange. Über das tatsächliche Verhältnis der zwischenmenschlichen Beziehung sagt das Wort Liebe nichts aus. „Wie schön, dass wir uns lieben.“ Sprache muss es sich gefallen lassen, auch so platt, hohl und banal missbraucht zu werden. Aber was mir mit Miles geschehen war, was für ein Wort gab es denn dafür? Ich wusste ja noch nicht einmal was es überhaupt war, was mich dabei überfallen und was sich meiner bemächtigt hatte. Emotional vergewaltigt kam ich mir vor. Ob ich Miles mal fragen sollte? Vielleicht würde er ja meinen, das es genau so mit der Liebe sei.

Diana war ein freches Mädchen, eine selbstbewusste junge Frau und mittlerweile eine nüchterne Wissenschaftlerin. Über Liebe dachte sie so: Monika hatte zwei Männer, in die sie verliebt war und ich keinen. Nur ich war ja selbst Schuld. Ich wollte ja gar nicht. „Miles, sag mir endlich, was du von mir sieht. Vielleicht fixiert dein Bild ja eine Fassade, die du zu sehen wünscht, aber mit mir nicht viel gemeinsam hat.“ „Nein, Diana, du quälst mich. Das kann ich nicht. Aber dass du stolz und kräftig blühst, sehe ich schon so.“ antwortete Miles, strich meinen Pony zur Seite und wollte mir offensichtlich einen Kuss auf die Stirn geben. Hätte das nicht unverschämt sein müssen, das dieser fremde Mann mich einfach anfasste und küssen wollte? Ja schon, nur daran hab' ich nicht gedacht. Ich tippte mit dem Finger auf die Lippen als Ort für seinen Kuss. Wir schauten uns an und grinsten, ein wenig, als ob uns gerade ein Streich gelungen sei. Wir umarmten uns, als wenn man das jetzt selbstver­ständlich müs­se und Miles flüsterte mir ins Ohr: „Diana, ich begehre dich.“. Sonderbar, wer sagte denn so etwas? Das hatte mir noch nie ein Mann ge­sagt. „Ich begehre dich.“ gut anhören tut es sich schon. „Ich begehre dich.“ wie schön. Ja, es fühlt sich doch gut an, warum sagte man so etwas nicht. Tau­send Redewendungen gibt es, die das umschreiben, aber ich war mir sicher, das schlichte, direkte „Ich begehre dich.“ würde jede Frau am liebsten hören. Ich sagte nichts, strahlte Miles ein wenig an und strich ihm mit meinen Fingern über die Wange. Über das tatsächliche Verhältnis der zwischenmenschlichen Beziehung sagt das Wort Liebe nichts aus. „Wie schön, dass wir uns lieben.“ Sprache muss es sich gefallen lassen, auch so platt, hohl und banal missbraucht zu werden. Aber was mir mit Miles geschehen war, was für ein Wort gab es denn dafür? Ich wusste ja noch nicht einmal was es überhaupt war, was mich dabei überfallen und was sich meiner bemächtigt hatte. Emotional vergewaltigt kam ich mir vor. Ob ich Miles mal fragen sollte? Vielleicht würde er ja meinen, das es genau so mit der Liebe sei.

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Carmen Sevilla<br />

<strong>Diana</strong> <strong>und</strong> <strong>Monika</strong>, <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong><br />

Vielmännerei<br />

Emotional vergewaltigt<br />

Erzählung<br />

Sie sank, weil sie zu stolz <strong>und</strong> kräftig blühte.<br />

Prothoe, treueste Fre<strong>und</strong>in Penthesileas, begründet ihren Tod<br />

<strong>Diana</strong> war ein freches Mädchen, eine selbstbewusste junge Frau <strong>und</strong><br />

mittlerweile eine nüchterne Wissenschaftlerin. Über <strong>Liebe</strong> dachte sie so:<br />

<strong>Monika</strong> hatte zwei Männer, in die sie verliebt war <strong>und</strong> ich keinen. Nur ich war ja<br />

selbst Schuld. Ich wollte ja gar nicht. „Miles, sag mir endlich, was du von mir<br />

sieht. Vielleicht fixiert dein Bild ja eine Fassade, die du zu sehen wünscht, aber<br />

mit mir nicht viel gemeinsam hat.“ „Nein, <strong>Diana</strong>, du quälst mich. Das kann ich<br />

nicht. Aber dass du stolz <strong>und</strong> kräftig blühst, sehe ich schon so.“ antwortete Miles,<br />

strich meinen Pony zur Seite <strong>und</strong> wollte mir offensichtlich einen Kuss auf<br />

die Stirn geben. Hätte das nicht unverschämt sein müssen, das dieser fremde<br />

Mann mich einfach anfasste <strong>und</strong> küssen wollte? Ja schon, nur daran hab' ich<br />

nicht gedacht. Ich tippte mit dem Finger auf die Lippen als Ort für seinen Kuss.<br />

Wir schauten uns an <strong>und</strong> grinsten, ein wenig, als ob uns gerade ein Streich gelungen<br />

sei. Wir umarmten uns, als wenn man das jetzt selbstverständlich müsse<br />

<strong>und</strong> Miles flüsterte mir ins Ohr: „<strong>Diana</strong>, ich begehre dich.“. Sonderbar, wer<br />

sagte denn so etwas? Das hatte mir noch nie ein Mann gesagt. „Ich begehre<br />

dich.“ gut anhören tut es sich schon. „Ich begehre dich.“ wie schön. Ja, es fühlt<br />

sich doch gut an, warum sagte man so etwas nicht. Tausend Redewendungen<br />

gibt es, die das umschreiben, aber ich war mir sicher, das schlichte, direkte<br />

„Ich begehre dich.“ würde jede Frau am liebsten hören. Ich sagte nichts,<br />

strahlte Miles ein wenig an <strong>und</strong> strich ihm mit meinen Fingern über die Wange.<br />

Über das tatsächliche Verhältnis der zwischenmenschlichen Beziehung sagt das<br />

Wort <strong>Liebe</strong> nichts aus. „Wie schön, dass wir uns lieben.“ Sprache muss es sich<br />

gefallen lassen, auch so platt, hohl <strong>und</strong> banal missbraucht zu werden. Aber<br />

was mir mit Miles geschehen war, was für ein Wort gab es denn dafür? Ich<br />

wusste ja noch nicht einmal was es überhaupt war, was mich dabei überfallen<br />

<strong>und</strong> was sich meiner bemächtigt hatte. Emotional vergewaltigt kam ich mir vor.<br />

Ob ich Miles mal fragen sollte? Vielleicht würde er ja meinen, das es genau so<br />

mit der <strong>Liebe</strong> sei.<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 1 von 36


<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei - Inhalt<br />

<strong>Diana</strong> <strong>und</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei........................................... 4<br />

<strong>Monika</strong>........................................................................................... 4<br />

Vielmännerei................................................................................... 4<br />

Sentimentale Selbstbefriedigung........................................................6<br />

Gefühl ohne Wort............................................................................. 7<br />

Love and Sex.................................................................................. 8<br />

Göttin – Königin - Arbeitsbiene......................................................... 10<br />

Lonesome..................................................................................... 11<br />

Shimo.......................................................................................... 11<br />

Hoc est Audi.................................................................................. 12<br />

Shimos Liebste..............................................................................12<br />

Klagelieder.................................................................................... 13<br />

Schon bist du im Nebel...................................................................14<br />

Claudia......................................................................................... 15<br />

<strong>Monika</strong> disturbed............................................................................15<br />

Was musst du gedopt sein............................................................... 16<br />

Die Kosmopolitin............................................................................ 17<br />

Porridge........................................................................................ 18<br />

Ravenmaster................................................................................. 19<br />

Penthesilea....................................................................................19<br />

Hast du keine Angst?...................................................................... 20<br />

Mir gefällt es hier nicht mehr...........................................................21<br />

Regenbogen aus dem Blick gerissen.................................................. 22<br />

Ganz dicht an mir........................................................................... 23<br />

Noch nie untreu............................................................................. 23<br />

Missing Link...................................................................................24<br />

Wo steckst du?..............................................................................24<br />

Neues Paradies.............................................................................. 25<br />

Du bist nicht ehrlich........................................................................25<br />

Wedding night...............................................................................26<br />

Stumm......................................................................................... 26<br />

Ja, ich liebe Paco............................................................................ 27<br />

Etwas zu bereden........................................................................... 28<br />

So läuft das nicht........................................................................... 28<br />

Mich trösten.................................................................................. 30<br />

Shimo, hör auf!.............................................................................. 30<br />

Le Mans........................................................................................ 31<br />

Heiratsantrag.................................................................................32<br />

<strong>Diana</strong>, die Braut............................................................................. 33<br />

Presseempfang.............................................................................. 33<br />

Charulekha....................................................................................34<br />

Charulekhas Augen.........................................................................35<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 2 von 36


<strong>Diana</strong> <strong>und</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei<br />

<strong>Monika</strong><br />

Das war <strong>Monika</strong>, sicher das musste sie sein. „Moni!“ schrie ich ihr so laut ich<br />

konnte nach. Alle Menschen in der Fußgängerzone schienen heute Moni zu heißen.<br />

Jeder drehte sich nach mir um <strong>und</strong> schaute mich an, aber <strong>Monika</strong> auch.<br />

Die Fußgängerzone war noch frisch belebt. Zwischen zehn <strong>und</strong> elf verschwanden<br />

langsam die kleinen Wagen der Zulieferer, die Reste des Wischwassers vor<br />

den Geschäften waren getrocknet, die Menschen wurden mehr <strong>und</strong> ihre Dichte<br />

nahm zu. Aus Tiefgaragen, S- <strong>und</strong> U-Bahnen sog dieses kleine Pflaster mit den<br />

vielen Geschäften sie magnetisch an. In den Fußgängerzonen kommt der Morgen<br />

später, aber zwischen elf <strong>und</strong> zwölf ist die ganze Masse versammelt. Unzählige<br />

laufende Menschen, von denen keiner weiß, wo der andere hin will. Jeder<br />

hat etwas vor, aber sie werden es auch wohl einfach mögen in dieser geschäftig<br />

wirkenden überfüllten Ameisenstraße. Du bist nicht allein, lässt dich<br />

dein Empfinden wissen, nur wo willst du anonymer <strong>und</strong> isolierter sein, als in<br />

dieser manchmal fast erdrückenden Menge. Wer nicht Moni hieß, drehte sich<br />

wieder weg, nur die eine kam auf mich zu <strong>und</strong> erkannte mich. „Hey, du alte<br />

Hexe, was machst du hier?“ begrüßte ich sie nach der Umarmung. <strong>Monika</strong> war<br />

eine Klassenkameradin von mir gewesen. Seit der Schulzeit hatten wir uns<br />

nicht mehr gesehen. Meine Fre<strong>und</strong>in war sie nicht direkt. Aber so etwas wie<br />

eine dicke Fre<strong>und</strong>in hatte ich auch in der Schule gar nicht. Meine absolute<br />

Fre<strong>und</strong>in war meine ältere Schwester. Zudem empfand ich mich auch ein wenig<br />

über den Dingen stehend, zumindest den Dingen, die meine Mitschülerinnen<br />

vorrangig bewegten. Ich kam mit allen ganz gut klar, soziale Probleme mit<br />

meinen Mitschülerinnen, die gab es nicht. Ich denke schon, dass man mir<br />

einen gewissen Durchblick attestierte, mich wegen meiner demonstrierten<br />

Coolnes <strong>und</strong> wegen meiner frechen Schnauze, achtete. Nur das war eben alles<br />

Schule, <strong>und</strong> die ließ ich in mein Privatleben nicht rein, auch Moni nicht. Sie<br />

stand mir wohl am nächsten, ich mochte sie auch. Meiner Ansicht nach hatte<br />

sie den besten Durchblick <strong>und</strong> lachen konnten wir auch gut zusammen. Sie hat<br />

mich öfter eingeladen auch zu ihren Geburtstagen. Ich machte keine Geburtstagsfeiern<br />

mit Mitschülerinnen. Wenn Moni nicht meine Klassenkameradin gewesen<br />

wäre, hätte ich vielleicht mehr mit ihr zu tun gehabt.<br />

Vielmännerei<br />

Auch die Strahlen der Junisonne wirkten noch frisch, als wir außer einem älteren<br />

Ehepaar allein draußen im Café saßen. „Ha, jetzt ist wieder Schule.“ meinte<br />

ich scherzhaft, denn die Zeit dazwischen gab es ja für uns nicht. Natürlich<br />

waren wir zwölf Jahre älter geworden, aber welche Rolle spielt das Gesicht,<br />

wenn du den Menschen kennst. „Alles geregelt <strong>Monika</strong>? Mann, verheiratet, Kinder?“<br />

fragte ich provokant. Moni schaute mich an, machte eine Schnute <strong>und</strong><br />

grinste. „Ja, Mann, verliebt <strong>und</strong> irgendwann wird es wohl alles darauf hinaus-<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 3 von 36


laufen.“ antwortete sie tranig, „Aber ich liebe auch noch einen anderen Mann,<br />

da wird es das alles nicht geben. Das ist beruhigend <strong>und</strong> fühlt sich gut <strong>und</strong> frei<br />

an.“ „Wie du hast zwei Männer, <strong>und</strong> die beiden wissen von einander? Und das<br />

funktioniert?“ erk<strong>und</strong>igte ich mich erstaunt. „M,m,“ schüttelte sie den Kopf,<br />

sinnierte kurz <strong>und</strong> fuhr fort „ich mag Robby doch, ja ich liebe ihn richtig, immer<br />

noch, aber dass ich Jan auch liebe, würde er bestimmt nicht ertragen können.<br />

Warum eigentlich? Es hätte doch keine Nachteile für ihn. Jetzt ist es doch auch<br />

schon so, <strong>und</strong> ich liebe ihn doch nicht weniger. Mich verwirrt das alles<br />

prinzipiell kein bisschen. Mir gefällt es sogar sehr, die unterschiedliche <strong>Liebe</strong><br />

von zwei verschiedenen Männern zu erhalten.“ „Vielmännerei ist das, <strong>Monika</strong>.“<br />

kommentierte ich lachend, „Das gibt es nirgendwo, nicht war? In keiner<br />

Religion oder Moralvorstellung. Außer bei irgendwelchen Königinnen, die sich<br />

vielleicht mal ein paar Gespielen hielten, gibt es doch kein Volk, in dem das<br />

verbreitet ist. Warum eigentlich nicht?“ „Weil häufig schon ein Mann allein zu<br />

viel sein kann.“ reagierte Moni lachend. „In Zeiten des Matriarchats war das<br />

bestimmt anders.“ erklärte ich. „Ach wo, da haben sich die Frauen einfach<br />

immer genommen, was sie gerade gebrauchen konnten. So wie die Männer<br />

sich das heute umgekehrt wünschen.“ berichtigte Moni meine Vorstellungen.<br />

„Ja, machst du solche Erfahrungen? Sind die alle genetisch so programmiert<br />

<strong>und</strong> lernen nur ihre Gelüste in Schach zu halten, oder meinst'e nicht, dass es<br />

eher an der Sozialisation liegt? Also bei meinem Paco zum Beispiel könnte ich<br />

mir das gar nicht vorstellen.“ kommentierte ich, <strong>und</strong> wir hatten wieder etwas<br />

zu lachen. „Dein Paco, ist dein Mann, aus Spanien?“ wollte Moni wissen.<br />

„<strong>Monika</strong>, ich habe einen Fre<strong>und</strong>, der kommt aus dem Emsland <strong>und</strong> heißt Frank.<br />

Kann man das ertragen? Paco macht ihn da nach außen wenigstens schon ein<br />

bisschen kompatibler.“ erläuterte ich. „Bist unzufrieden, oder?“ fragte sie nach.<br />

„Nein, nein, überhaupt nicht. Ich mag ihn schon sehr <strong>und</strong> als Mann ist er ganz<br />

in Ordnung. Was willst du mehr?“ antwortete ich ihr. Wir saßen bei Cappuccino<br />

<strong>und</strong> Espresso <strong>und</strong> viel anders als in der Schule war es nicht. Nur Frau Grothe<br />

<strong>und</strong> Herr Brandner waren jetzt nicht mehr die Objekte unserer Scherze, das<br />

waren wir selbst. Nicht wir selbst, sondern unsere Wege erwachse Mitglieder<br />

dieser Society zu werden. Ambivalent verlief es. Wir waren es ja in der Schule<br />

schon <strong>und</strong> fühlten uns nicht entsprechend respektiert <strong>und</strong> mit über dreißig ging<br />

kein Weg mehr daran vorbei. Unser Schlingerkurs zwischen unbewusster <strong>und</strong><br />

erforderlicher Affirmation <strong>und</strong> gewünschter <strong>und</strong> praktizierter Subversion bot<br />

Anlässe zum Lachen über uns selbst.<br />

„Und wie sieht's bei dir mit Family <strong>und</strong> Kindern aus?“ wollte <strong>Monika</strong> noch wissen.<br />

„Moni, du sprichst von Welten, die mich nicht tangieren. Ich habe das ja<br />

bei meiner Schwester erlebt. Praktisch von der Genese an. Die beiden haben<br />

es immer w<strong>und</strong>erbar verstanden, als ob der Horror Kleinfamilie für sie außen<br />

vor geblieben wäre. Alles läuft glatt. Aber, <strong>Monika</strong>, das macht mir Angst. Das<br />

will ich nicht. Das ist kein Leben. So geht Leben nicht.“ reagierte ich. „Und wie<br />

geht Leben nach deiner Vorstellung?“ erk<strong>und</strong>igte sich <strong>Monika</strong>. „Wild <strong>und</strong> gefährlich.“<br />

antwortete ich lachend, „Nein, <strong>Monika</strong>, ich weiß es doch auch nicht,<br />

wie Leben zu gehen hat. Ich denke eher es hat überhaupt nicht, sondern ist<br />

wie ein Abenteuer, eine Forschungsreise, an der du teilnimmst, immer etwas<br />

neues entdeckst, das du nicht kanntest <strong>und</strong> das den Fortgang deiner Reise beeinflusst.<br />

Du musst nur die Augen aufhalten, damit du gut siehst, was da geschieht<br />

mit dir <strong>und</strong> deinem Leben.“ Dass man häufig etwas ganz anderes se-<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 4 von 36


hen soll, als wirklich geschieht, wollte ich ihr am Beispiel Schule erläutern:<br />

„Schau mal, wenn dir jemand beschreibt, was Schule ist, dann leiert er dir eine<br />

Menge von Formalien herunter. Nur tatsächlich passiert da ja viel, viel mehr<br />

<strong>und</strong> hauptsächlich etwas ganz anderes. H<strong>und</strong>erte von Schülern leben dort,<br />

jeden Tag st<strong>und</strong>enlang. Latein <strong>und</strong> die anderen Fächer lernen ist für den<br />

jungen Menschen relativ nebensächlich. Wenn er's nicht braucht, wird er später<br />

das meiste davon wieder vergessen. Was er aber nicht vergessen wird, stand<br />

in keinem Lehrplan. Das sind seine Einstellungen, seine Emotionen, sein<br />

soziales <strong>und</strong> kommunikatives Verhalten, die seine Persönlichkeit in dieser Zeit<br />

gebildet haben. Das Leben in der Schule hat ihn geformt. In seinem Leben<br />

steckt ein ganz großer Teil Schule <strong>und</strong> Schulerfahrung. Und das hat er einfach<br />

so blind geschluckt, die Entwicklung seiner eigenen Persönlichkeit.“ versuchte<br />

ich mich verständlich zu machen. „Mein Chaos wäre bestimmt näher am Leben<br />

als das funktionierende Familylife deiner Schwester.“ meinte <strong>Monika</strong>. „Wieso<br />

Chaos, was du empfindest hat doch einfach seine Berechtigung <strong>und</strong> ist in<br />

Ordnung. Bewerte doch nicht deine Gefühle.“ ich dazu. „Ja, hast ja Recht. Ich<br />

habe das alles zu sehr internalisiert, stör mich schon fast gar nicht mehr daran.<br />

Das verdammt dich auf Dauer zum Trottel. Ich finde es ja schön mit Kindern zu<br />

leben. Ich habe überhaupt nichts gegen Kinder, nur wieso selbstverständlich<br />

ich? Immer selbstverständlich ich. Weil ich die Frau bin. Hat mich da jemals<br />

einer nach gefragt, ob ich das überhaupt sein will? Ja, gefällt mir auch an sich<br />

schon besser so. Aber was für eine denn? Das selbstverständliche Programm,<br />

das man ihr in ihrem Spielraum zubilligt, hat sie abzuspulen. Und sie macht es,<br />

weil sie zu doof ist <strong>und</strong> nichts anderes kennt. Sie kann sich gar nichts anderes<br />

vorstellen <strong>und</strong> wünschen. Weißt du, <strong>Diana</strong>, manchmal wünsche ich mir, alles<br />

nochmal von vorne beginnen zu können. Nochmal zur Schule zu gehen <strong>und</strong><br />

alles ganz anders zu machen.“ reagierte <strong>Monika</strong>. „W<strong>und</strong>erschön, meine <strong>Liebe</strong>.<br />

Ich bin sicher, du wirst auch heute nichts falsch machen. Wenn du dir deine<br />

Widerspenstigkeit nicht austreiben lässt, wirst du nie als Trottel deine<br />

zugewiesenen Muster abspulen. Du tust es ja jetzt auch nicht. Wo lebst du eigentlich?<br />

Bist du wieder hier?“ fragte ich. „In Darmstadt, ich bin nur einige<br />

Tage zu Besuch. Mein Vater hat Geburtstag.“ antwortete <strong>Monika</strong>. „Wenn dein<br />

Vater wieder Geburtstag hat, werden wir uns dann wieder treffen? Ich würde<br />

mich freuen.“ sagte ich. „Ich werde dich anrufen. Mit der Fußgängerzone ist es<br />

doch sehr unbequem. Da musst du so laut schreien. Ich komme auch, wenn<br />

meine Mutter Geburtstag hat <strong>und</strong> sonst auch schon mal, soll ich dich dann<br />

auch anrufen?“ erk<strong>und</strong>igte sie sich noch launig. Wir tauschten Telefonnummern<br />

<strong>und</strong> Mail-Adressen aus.<br />

Sentimentale Selbstbefriedigung<br />

Dieser Sommermorgen brachte nicht nur die fre<strong>und</strong>lich stimmenden Strahlen<br />

der Sonne, er hatte mir auch Leichtigkeit gebracht. Leicht war mir's für den<br />

Tag, unser Treffen beschwingte mich, aber es verwirrte mich auch ein wenig.<br />

<strong>Monika</strong> hatte zwei Männer, in die sie verliebt war <strong>und</strong> ich keinen. Nur ich war ja<br />

selbst Schuld. Ich wollte ja gar nicht. Ich war auch nicht verwirrt, weil ich neidisch<br />

auf <strong>Monika</strong> mit ihren Zweien war. Ich versuchte es mir nur vorzustellen,<br />

in zwei Männer gleichzeitig verliebt zu sein. Aber verliebt waren sie ja alle. Das<br />

einzig Gemeinsame daran, was alle Verliebten verband, war die Verliebtheit in<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 5 von 36


das Wort. Ich mochte es nicht. Es begann mit den vier Ecken des Poesiealbums,<br />

in denen sie drinstecken musste, die <strong>Liebe</strong>, lief über die Sehnsucht nach<br />

Musik- oder Filmstars, den Weihnachtsmarkt mit seinen Rauschgoldengeln direkt<br />

in die ekstatische Verzücktheit bezüglich eines Geschlechtspartners. Eine<br />

Veranstaltung zur sentimentalen Selbstbefriedigung vermittels extensiver<br />

Sehnsucht nach einem anderen Menschen stellte sie für mich dar. Für<br />

Wahrsager, Hellseher <strong>und</strong> andere im Okkulten Tätige vielleicht ein<br />

wünschenswerter oder notwendiger Zustand, als Gr<strong>und</strong>lage einer persönlichen<br />

Beziehung zu einem anderen Menschen aber denkbar ungeeignet. Meiner<br />

Einschätzung nach bedient sie ein Bedürfnis nach gefühlsbetonter Oberfläche<br />

bei dir selber, eine Entrücktheit zu der dich das schwärmerische Gerede über<br />

die <strong>Liebe</strong> leicht verleitet. Ich mag Paco sehr gern. Wir kommen prima<br />

miteinander aus. Haben viel Spaß zusammen, nicht nur im Bett. Was soll dem<br />

fehlen? Müsste ich auch vor Sehnsucht nach ihm beduselt sein? Schwachsinn.<br />

Zu meiner Schwester habe ich die längste <strong>und</strong> intensivste Beziehung. Sie ist<br />

mir äußerst wichtig, aber verliebt? So ein Quatsch. <strong>Liebe</strong> ist eine<br />

kulturgeschichtliche Applikation, deren Stellenwert seit Beginn der bürgerlichen<br />

Kleinfamilie ständig gewachsen ist, <strong>und</strong> in den heutigen Hochzeiten<br />

sentimentalen Überschwangs ihren Zenit erreicht. Über das tatsächliche<br />

Verhältnis der zwischenmenschlichen Beziehung sagt das Wort nichts aus. „Wie<br />

schön, dass wir uns lieben.“ Sprache muss es sich gefallen lassen, auch so<br />

platt, hohl <strong>und</strong> banal missbraucht zu werden.<br />

Gefühl ohne Wort<br />

Obwohl, bei meinem Vater wäre es sehr dünn, zu sagen, wir verstehen uns<br />

gut <strong>und</strong> mögen uns. Da ist noch irgendetwas anderes, ein Gefühl, für das ich<br />

keine Worte habe. Meine Eltern waren immer beide wichtig. Mich an ihnen abzuarbeiten,<br />

das funktionierte nicht <strong>und</strong> Lust dazu, ich konnte sie nicht spüren.<br />

Sie waren wohl die beiden einzigen Erwachsenen, bei denen ich keinen Anlass<br />

sah, meine Widerspenstigkeit unter Beweis zu stellen. Wenn ich etwas zu bereden<br />

hatte, meinte ich es besser mit meinem Vater zu können. Als ich damals<br />

eine Woche nicht zur Schule gegangen war <strong>und</strong> eigentlich abhauen wollte, war<br />

klar, dass ich mit ihm darüber sprach. Dass er nicht sagen würde, da hast du<br />

etwas falsch gemacht <strong>und</strong> aus diesem <strong>und</strong> noch andren Gründen solltest du<br />

dich so verhalten, stand völlig fest. Das hatte er noch nie getan. Er fragte immer<br />

viel, als ob er mich besser kennenlernen wollte, interessiert daran, nachzuempfinden,<br />

wie es sich für mich verhielt. Bei dem Gespräch zum Schwänzen<br />

wurd' mir deutlich, dass meine Flucht eher Zeichen dafür war, wie sehr ich<br />

mich von Schule hatte okkupieren lassen. „Du bist die Königin der Welt. Du<br />

suchst dir aus, was du für dich gebrauchen kannst, <strong>und</strong> wenn's die Schule ist,<br />

wirst du sie für dich nutzen.“ Lange hatten wir noch gesprochen, nicht über<br />

Schule nur, auch über alles, was im Leben wichtig war. Da war'n wir fit, ein<br />

höchst beliebtes Thema zwischen uns. Doch es veränderte mich stark. Ein neues<br />

Rückgrad hatte ich bekommen, das ich in Zukunft festigte <strong>und</strong> expandierte.<br />

Bestimmend blieb es für mein ganzes Leben. Noch heute herrscht der Feudalismus.<br />

Mein Untertan, die Welt, lässt seine Königin nicht immer dominieren.<br />

Auch in der Schule hat sich vieles schnell verändert, sehr radikal durch das Gespräch<br />

mit meinem Vater. Ich war nicht ihr Vasall, das konnte ich nicht länger<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 6 von 36


sein. Ich litt nicht mehr, ich stellte Forderungen. Ich konnt' mich nicht mehr als<br />

Geknechtete empfinden, ich hatte Knechte, deren Pflicht es war mich klug zu<br />

machen. Dass konnt' ich kommunikativ gut bringen. Vorwürfe <strong>und</strong> Beschwerden<br />

vertrat ich eloquent. Hier sah ich es zum ersten mal, dass Sprache meine<br />

Fre<strong>und</strong>in war. Von Rose Ausländer lernt ich es später kennen. Sie sagte im Gedicht<br />

„Die Sprache“, zu ihr wie's mich im Innersten betraf. Einige Zeilen davon<br />

lauten:<br />

„Halt mich in deinem Dienst<br />

lebenslang<br />

in dir will ich atmen<br />

Ich folge dir<br />

bis in den Schlaf<br />

buchstabiere deine Träume<br />

Wir verstehn uns aufs Wort<br />

wir lieben einander.“<br />

„In dir will ich atmen“ ist es besser zu formulieren? Süchtig saugte ich Literatur<br />

auf, als fixierte Sprache. Sie formte meine Welt. Ich ließ mich nicht nur tief bewegen,<br />

sah wie viel zusätzlich gesprochen sie bedeutet. Es sind ja nicht Ansichten<br />

<strong>und</strong> Meinungen, nicht nur Erzählungen, Berichte, von denen du den Inhalt<br />

verbalisierst. Sie ist ja ein Kompositum aus den vielen Möglichkeiten, die<br />

dir zu Äußerungen zur Verfügung stehen. Du sagst genauso viel über dich<br />

selbst, als in den Texten deiner Worte nachzulesen. Deine Persönlichkeit spricht<br />

mit, wenn Körper, Augen, Lippen sich bewegen. Dem Gegenüber schenkst du<br />

Anerkennung über Sprache. Das Zentrum deiner Kommunikation ist deine<br />

Sprache. Und daraus formt sich, wer du bist im Austausch mit den Menschen<br />

<strong>und</strong> den andren Dingen deiner Welt. Für meinen Vater war ich völlig offen. Es<br />

freute mich, wenn er erkennen wollte. Er hatte bei mir sprachlich jede Freiheit.<br />

Mit ihm zu reden, war <strong>und</strong> ist stets ein Genuss. Ja, aufs Wort verstehen wir uns<br />

beide. Und das ist mehr, als du mit Fre<strong>und</strong>schaft schlicht benennst.<br />

Love and Sex<br />

Meine Vorstellung war klar. Ein Mann, wenn der mein Fre<strong>und</strong> sein wollte, musste<br />

so wie mein Vater sein. Die Jungs, die ich so kannte, hielt ich für Kinder,<br />

nicht würdig meiner, nicht im Entferntesten. Für's Sexuelle hat ich damals<br />

schon Bedarf. Doch einen Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> 'Miteinander- Gehen' <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaft<br />

<strong>und</strong> was alles noch dranhing, es schockte mich. Das wollte ich auf keinen Fall.<br />

Doch als ich Schule schwänzte, lag's ja auch an einem Jungen. Ich wollte eigentlich<br />

nur einen Tag im Park verbringen. Ich hatte Stress gehabt, für heute<br />

sah's nicht anders aus. Sollt ich erklären, dass mich Wut getrieben, ich aus<br />

Verärgerung die Pflichten nicht erfüllt? Entwürdigend wär' das gewesen. Gelogen<br />

hätt' ich, das entwürdigte noch mehr. Er grinste <strong>und</strong> dann quatschte er<br />

mich an, als Ben vorbeikam <strong>und</strong> mich sitzen sah. Verbale kurze Rangelei, <strong>und</strong><br />

uns war klar, dass wir verbündet waren. Nur flüchten konnt' man dieses<br />

Scheißsystem. Wir mussten weg, das war uns beiden sehr bald klar. Aber wohin?<br />

Ich musste nach Paris, er nach Italien. Wir einigten uns nicht <strong>und</strong> diskutierten<br />

weiter. Längst hätten wir uns in Perugia schon gesonnt, hätt' ich nicht<br />

auf Paris bestanden. Wir diskutierten immer noch, als alles aufflog, <strong>und</strong> der<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 7 von 36


Traum zerplatzte. Wir beide mochten uns wohl sehr gut leiden in diesen kurzen<br />

Tagen. Nicht nur Verb<strong>und</strong>enheit der Schuleschwänzer war es, da war mehr. Ich<br />

hätte doch mit ihm zusammenleben wollen, wär' er mir in's Quartier Latin gefolgt.<br />

Das war doch selbstverständlich klar für alle beide. Als ich ihn anschließend<br />

dann treffen wollte, war er verschw<strong>und</strong>en. Keiner wusste wo er war. Ich<br />

hätt' es sagen könnten. Nur das kam nicht über meine Lippen.<br />

So etwas sah ich jetzt nicht. Es kam nicht in meinen Sinn. Er kam nicht vor der<br />

Wunsch nach mehr Gemeinsamkeit. Bedürfnisse, mit einem Jungen, einem<br />

Mann Interessen <strong>und</strong> Erfahrungen zu teilen, es gab sie nicht. Langweiliges Getändel,<br />

meint' ich, sei es, wenn ich es bei andern sah. Ein Ritual, das qualvoll<br />

zäh vollzogen werden wollte. Ein Mann war Sex, sonst konnte ich in ihm nichts<br />

sehen. Ich dachte ernsthaft, an die Fre<strong>und</strong>schaft, die nur ficken wollte. Es<br />

musste sie doch geben solche Jungs. Man hörte <strong>und</strong> man wusste doch, dass sie<br />

es immer wollten, sich ständig wichsend nackte Frau'n ansah'n. Ob Wandlungen<br />

der Pubertät, sich zu stark in mir ausagieren wollten? Zu viel Hormone, die<br />

mich Sexuelles präferieren ließen? So sah ich es nur kurz, es war eher der soziale<br />

Change, den dieses neue Leben mit sich brachte. Sehr unruhig kam ich<br />

mir häufig vor. Als ob ich dringend etwas wollte, doch gar nicht wusste was es<br />

wirklich war. Ich war ja stark <strong>und</strong> dominant, so wollte ich mich sehen, doch ich<br />

war eingeengt <strong>und</strong> abgestellt. Ich war doch jetzt erwachsen, entscheiden durft'<br />

ich aber nur Banales. Man wollte es nicht wissen, dass ich jetzt kein Kind mehr<br />

war. Unausgefüllt kam ich mir vor, verantwortlich für nichts, nur meine Pflichten<br />

hatt' ich zu erfüllen. Leer <strong>und</strong> bedeutungslos sollte sie sein, die junge Frau,<br />

die 'Ich' als meinen Namen trug. Das macht nervös, es macht dich unruhig <strong>und</strong><br />

rastlos suchend, gemischt ist es aus Wut, Enttäuschung <strong>und</strong> 'nicht wissen, was<br />

zu tun'. Letztendlich bleibt da immer nur, dich selbst zu suchen. Die Finger, die<br />

den Körper streicheln <strong>und</strong> die Clit. Nur das kann jetzt Entspannung bringen.<br />

Orgasmus <strong>und</strong> mit einem andren Menschen glücklich sei, das fand auf ganz<br />

verschiedenen Planeten statt. Da war ich meiner Ansicht ziemlich sicher. Auch<br />

diese nicht gerechtfertigte Verbindung, war Teil der <strong>Liebe</strong>, wie sie jeder sah.<br />

Die Frau'n in Pornofilmen konnt' ich gut versteh'n. Was war denn schon dabei,<br />

sich ständig fickend fremden Männern anzubieten. Nur meine Möse vor die Linse<br />

einer Kamera zu halten, das wollt ich nicht <strong>und</strong> hielt es für entwürdigend.<br />

Für Wichsvorlagen fremder Männer war mein Körper nicht zu haben. Es sollt<br />

auch mein Privates bleiben, Bezug nach außen hatt' ich anderswo genug. Beschäftigt<br />

hat es mich damals schon sehr, zumal es ja auch immer Steigerungen<br />

wollte. Anwandlungen, mich exhibitionistischen zu gebaren, die gab es nicht.<br />

Auch meine Kleidung war nicht brav <strong>und</strong> bieder, jedoch sexistisch war sie keinesfalls.<br />

Das war auch wichtig zum Verständnis meiner Rolle. Objekt für Männerfantasien<br />

wollt' ich niemals sein.<br />

Im Laufe der Zeit bin ich ruhiger geworden, absolut ruhig. Allein diesen einengenden,<br />

entwürdigenden sozialen Clinch Schule los zu werden, macht frei <strong>und</strong><br />

gelassener. Ich wollte ja diejenige sein, die bestimmte, was mit mir in Schule<br />

geschah, aber eine Affirmation muss sich auch wohl gegen deinen Willen nicht<br />

verhindern lassen. 'Kein richtiges Leben im falschen', das konnte ich nur unterstreichen.<br />

Das richtige Leben sah dann so aus, dass sich die junge Frau die<br />

Freiheit nahm, sich unendlich in Arbeit zu vertiefen. Jetzt hatt' ich's selbst entschieden,<br />

<strong>und</strong> ich wollte's so. Unausgeglichen <strong>und</strong> nervös waren Vokabeln, die<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 8 von 36


ich nicht mehr kannte. Mit Zuneigung hat es auch wieder unbedingt zu tun.<br />

Einfach rattig sein <strong>und</strong> ficken wollen, das ließ mich lachen, so etwas gab es<br />

längst nicht mehr. Ich hab's ja im Prinzip schon gern, natürlich, aber wie sich<br />

was entwickelt, das hängt von Paco <strong>und</strong> uns beiden ab. Und das ist angenehm<br />

<strong>und</strong> trägt nicht wenig bei zu unsrem Glück. Warum wir uns mögen, weiß ich<br />

gar nicht. Es hat sich einfach so ergeben. Dadurch dass wir öfter in Seminaren<br />

<strong>und</strong> bei Arbeiten miteinander zu tun hatten, redeten wir häufig miteinander. Es<br />

ergab sich eine Nähe, die uns beiden nicht unangenehm war. Das haben wir intensiviert,<br />

mehr eigentlich nicht. Verstanden haben werden wir uns gegenseitig.<br />

Gut verstanden <strong>und</strong> das ist sehr viel. Ob wir uns gegenseitig instinktiv gef<strong>und</strong>en<br />

haben? Ausschließen will ich's nicht. Rational hätte ich so etwas keineswegs<br />

gebraucht, aber was wäre das denn für ein Leben ohne Paco? Empfindungen<br />

<strong>und</strong> Bedürfnisse aus Regionen meiner Welt die ihre Königen nicht respektierten<br />

schienen eigenmächtig Regie zu führen. Den an meinem Vater orientierten<br />

Vorstellungen über einen potentiellen Fre<strong>und</strong> entsprach Paco in keiner weise.<br />

Ich fühlte mich ihm zwar manchmal ein wenig überlegen, aber dass ihn das<br />

nicht störte, machte ihn sicher zusätzlich sympathisch. Er kam mir vor wie ein<br />

Mann, bei dem sich jede halbwegs vernünftige Frau glücklich schätzen könnte.<br />

Also tat ich es auch.<br />

Göttin – Königin - Arbeitsbiene<br />

Ich, <strong>Diana</strong>, wer war das denn, diese jungfräuliche Göttin der Jagd, des Waldes<br />

<strong>und</strong> des Mondes? Nicht Jagd, Wald, Mond dominierten mein Interessen, sondern<br />

vornehmlich der Dschungel in dem sich unser soziales Leben auf der Erde<br />

abspielte, <strong>und</strong> welche Rolle ich darin einnahm. Nicht die Göttin, mit der Kraft<br />

andere in Hirsche zu verwandeln, die Rolle gaben viele auch ohne mein Zutun<br />

längst, aber die Königin meiner selbst wollte ich schon sein. Sprache, der Umgang<br />

mit ihr, <strong>und</strong> ihre vielfältige Bedeutung hatte mich schon während der<br />

Schulzeit in ihren Bann gezogen. Dass ich Germanistik studierte war nur folgerichtig.<br />

Als ich begann, die Möglichkeiten der Schule umfänglich für mich zu<br />

nutzen, hatte das auch eine Menge zusätzliche Arbeit zur Folge. Im Studium<br />

erging es mir nicht anders. Alles Mögliche konnte bedeutsam <strong>und</strong> interessant<br />

sein. Mein starkes Interesse für die Dramaturgie legte eigentlich ein zusätzliches<br />

Studium der Theaterwissenschaften nahe. Das tat ich zwar nicht, besuchte<br />

aber viele Vorlesungen <strong>und</strong> Seminare. Meine beste Fre<strong>und</strong>in dort, war jetzt<br />

Regieassistentin am Theater <strong>und</strong> hatte mir auch einen Vertrag mit einigen<br />

St<strong>und</strong>en vermittelt. Neben meiner Dissertation <strong>und</strong> den Veranstaltungen, die<br />

ich durchzuführen hatte, war ich bis über beide Ohren beschäftigt. So verliefen<br />

meine Tage.<br />

Das sollte ich sein, diese eifrige Arbeitsbiene? Deren Kalender mit Terminen<br />

gefüllt <strong>und</strong> für die die Zeit am Schreibtisch immer viel zu knapp war. Mit einem<br />

süffisanten Lächeln schaute ich sie an. Ja, ja, in Widerspruch zu mir stehen<br />

konnte sie ja nicht, <strong>und</strong> zu dem meisten hatte ich ihr ja auch geraten. Ich wollte<br />

ja schließlich nur ihr Bestes, wollte, dass sich ihr alle Chancen eröffneten.<br />

Aber war es auch das, was ich selber wollte, immer gewollt hatte? Würde Bienchen<br />

langsam abdriften <strong>und</strong> sich eines Tages davon entfernen? Alles vergessen<br />

haben <strong>und</strong> nicht merken <strong>und</strong> verstehen, wie <strong>und</strong> warum ich nicht mehr glück-<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 9 von 36


lich war? Ich persönlich legte gar keinen Wert darauf, fleißig zu sein <strong>und</strong> gute<br />

Noten zu bekommen. Das waren doch signifikante Zeichen höchster Affirmation.<br />

Sie auch im Gr<strong>und</strong>e nicht. Sie sagte immer nur, es sei die Bedingung für irgendetwas.<br />

Na schön, aber sie machte sich dadurch doch auch abhängig, ließ<br />

sich immer mehr in alles Mögliche einbinden. Das wäre ich doch nicht mehr. In<br />

mir war der Traum, nach Paris abzuhauen, nie gestorben. Selbst wenn er nur<br />

noch eine Metapher darstellte. Auch wenn sie nicht mehr mit mir in die große<br />

Freiheit flüchten wollte, Bienes Selbstbehauptung <strong>und</strong> Coolnes gefielen mir<br />

schon sehr. Und auch ihre Vorstellungen zu Amore <strong>und</strong> sentimentalen<br />

Anwandlungen lagen voll mit mir auf einer Linie. Ich hatte doch die<br />

bedingungslose Freiheit gesucht. Ich wollte alles flüchten <strong>und</strong> ein freier Vogel<br />

sein. Nur ich sollte bestimmen, wo ich hinflog <strong>und</strong> mich niederließ. Daddy hat<br />

mir gezeigt, dass ich hier ein Zuhause hatte. Dass man mich hier verstand,<br />

<strong>und</strong> man mich liebte. Als freier Vogel war ich ganz allein. Ich wollte beides,<br />

sehnte mich nach beidem. Es war mehr als ein schwärmerischer Traum. Und<br />

heute? Beides sind jetzt nur noch Fantasien, die absolute Freiheit <strong>und</strong> das<br />

wärmende Zuhause. Bienchen würde es vergessen, langsam vergessen <strong>und</strong><br />

verdrängen, weil sie ja immer so beschäftigt ist <strong>und</strong> Gedanken daran nur lästig<br />

<strong>und</strong> ineffektiv wären. Aber träumen, wovon will sie denn träumen?<br />

Lonesome<br />

Was ich nachts träumte, offenbarte sich mir nie, wenn ich nicht aus einem<br />

Traum geweckt wurde. Aber wenn ich am Schreibtisch saß <strong>und</strong> meinen Blick<br />

durch's Fenster auf die im leichten Wind klimpernden kleine Blättchen des gegenüberliegenden<br />

Baumes gleiten ließ, überkamen mich schon öfter traumhafte<br />

Anwandlungen. Blütenträume waren das nicht. Ich konnte es mir nicht anders<br />

vorstellen, aber sinnierende Tragträumereien hatten immer einen melancholischen<br />

Gr<strong>und</strong>ton. Sie waren der einzige Raum, zu dem das, was mich nicht<br />

erfreute offen Zugang hatte, in dem ich meine Klagen, meine Schmerzen äußern<br />

oder sie einfach nur beweinen durfte. Nie weinte ich. Offen gezeigte Verletzbarkeit<br />

<strong>und</strong> Traurigkeit waren mir verboten. Ich durfte sie nicht einmal<br />

empfinden. Was machst du denn, wenn die Augen deines Doktorvaters permanent:<br />

„Komm mit mir ins Bett!“ sagen, während er mit dir spricht. Entwürdigender<br />

Macho, Wut, dass du dich nicht wehren kannst. Du lässt es aber vor dir<br />

selber gar nicht zu. Patriachatstrivialitäten über die du dich doch nicht echauffierst,<br />

erklärst du dir, aber er hat dich verletzt. Als Königin bist du so einsam,<br />

du fühlst dich schrecklich einsam. Nicht weil du dich von allem ausgegrenzt<br />

siehst, sondern weil du selbst mit deinem Herzen alles verlassen hast. Weil du<br />

auf die Spitze des Berges klettern wolltest, um über allem zu stehen, den besten<br />

Überblick zu haben, aber jetzt meinst du oft, nur noch die Wolken von<br />

oben zu sehen. Ich hatte doch emotional gar nicht alles verlassen. Mein Vater,<br />

meine Schwester, mein Fre<strong>und</strong>, trotzdem empfand ich mich manchmal grenzenlos<br />

einsam. Verstehen konnte ich es nicht.<br />

Shimo<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 10 von 36


Ich war doch nicht allein. In mir lebte doch Shimo <strong>und</strong> ich war sicher, dass es<br />

umgekehrt genauso sein musste. Shimo <strong>und</strong> ich waren zwar getrennte Wesen,<br />

aber ohne den anderen war der eine nicht denkbar. Shimo hieß eigentlich Simon.<br />

Zuerst hatte ich ihn Shimon genannt, dann nur noch Shimo. Meine<br />

Schwester <strong>und</strong> mein Schwager nannten ihren Sohn dann auch so. Meine Begeisterung<br />

für den Kleinen, fast vom ersten Moment an, tat meiner Schwester<br />

gut. Meine Faszination damals war grenzenlos. Nicht weil ich etwa als Mädchen<br />

Babys so niedlich gef<strong>und</strong>en hätte, ich konnte miterleben, wie aus dem, was<br />

den Bauch meiner Schwester so dick gemacht hatte, immer mehr Mensch wurde<br />

<strong>und</strong> das war er im Gr<strong>und</strong>e schon vom ersten Moment an. Er suchte Kontakt.<br />

Sicher erkannte er das Gesicht meiner Schwester eher als meines, aber dass er<br />

lächelte, wenn er mein Gesicht sah, ohne dass ich ihn vorher angesprochen<br />

oder angelächelt hätte, erstaunte <strong>und</strong> faszinierte mich. Es machte mich glücklich.<br />

Das tun wir beide automatisch bis heute, uns gegenseitig glücklich machen.<br />

Den anderen zu sehen <strong>und</strong> mit ihm einige Worte zu wechseln, reicht<br />

dazu schon. Die Beziehung zwischen Shimo <strong>und</strong> mir als Fre<strong>und</strong>schaft zu bezeichnen,<br />

wäre Sprachmissbrauch. Shimo hatte bei mir alle Freiheiten, so, wie<br />

ich es auch für meinen Vater sehen würde.<br />

Hoc est Audi<br />

Sein unbedingtes Vertrauen war nicht zuletzt dadurch entstanden <strong>und</strong> gefestigt<br />

worden, dass ich die einzige war, mit der er über Autos reden konnte, beziehungsweise<br />

die ihm dabei zuhörte. Shimo war nämlich ein bisschen gaga.<br />

Wahrscheinlich war schon sein erstes Wort 'Mama', aber 'Audi' folgte dem bestimmt<br />

direkt. An Automarken hatte er den Gebrauch seiner Sprechwerkzeuge<br />

ausgebildet. Zuerst lachte man über dies Kuriosum, aber als Shimo sich auch<br />

weiter in allem nur für Autos interessierte, versuchten Claudia, meine Schwester,<br />

<strong>und</strong> ihr Mann es strickt zu unterbinden. Doch für den kleinen Mann war es<br />

ja keine Theateraufführung gewesen, die sich jetzt durch ein Finale beenden<br />

ließ. Ich habe mich oft mit meiner Schwester auseinander gesetzt, weil ihr Vorgehen<br />

mir inakzeptabel <strong>und</strong> ineffektiv erschien. Ich machte ihr keinen Vorwurf,<br />

aber versuchte ihr zu erklären, wieso sie in gewisser weise selber die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

dafür gelegt hätte: „Wenn du ihn als Baby anschaust, weißt du, dass er ein<br />

Junge ist. Etwas Neutrales gibt es nicht. Was siehst du denn, wenn du ihn anschaust?<br />

Du siehst einen Jungen. Und was ist denn ein Junge für dich? Wie<br />

sieht denn dein Bild von einem Jungen aus. Anders als von einem Mädchen bestimmt.<br />

Wenn du schaust, ist dein Blick nicht nur leer offen empfänglich, für<br />

das was sich dir darstellt. Deine Augen erwarten immer etwas. In alles was<br />

sich dir zeigt, sehen sie auch etwas hinein. Und oft, oder sogar meistens siehst<br />

du nur das, was deine Erwartungen erhoffen. Den kleinen Jungen, so wie du<br />

ihn dir vorstellst, wirst du in deinem Sohn sehen, <strong>und</strong> das tun, von dem du<br />

meinst, dass es einem kleinen Jungen gut gefällt. Zartheit <strong>und</strong> Sanftheit werden<br />

voraussichtlich nicht deine dominierenden Verhaltensweisen sein. Er wird<br />

sich nach dir richten, etwas anderes gibt es ja nicht. Und bevor er ein Wort sagen<br />

kann, wird er schon zeigen, das ihm etwas ganz anderes Spaß macht als<br />

einem sogenannten typischen Mädchen. Auch wenn es nicht das ist, was du<br />

gerne möchtest, aber die Basis dafür hast du ihm trotzdem schon vermittelt.<br />

Damit umgehen solltest du jetzt, denn einfach verbieten lässt es sich, glaube<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 11 von 36


ich, gar nicht.“<br />

Shimos Liebste<br />

Wir respektierten unsere unterschiedlichen Auffassungen wie es zwischen uns<br />

beiden selbstverständlich war, <strong>und</strong> so wurde ich Shimos Liebste, die Einzige,<br />

bei der er etwas von Autos erzählen durfte <strong>und</strong> die ihm zuhörte. Auch wenn<br />

mich nichts weniger interessierte, als Gespräche über Autos, <strong>und</strong> mir nichts so<br />

verhasst war, wie die deutsche Ingenieursmentalität, die zerstörte, was sie<br />

meinte zu entwerfen, weil jegliches Gespür für Leben <strong>und</strong> Natur in ihrem Rahmen<br />

wesensfremde Elemente waren, <strong>und</strong> die ja gerade durch den Automobilbau<br />

gestärkt <strong>und</strong> gefördert wurde, Shimo hörte ich trotzdem zu. Shimo musste<br />

ich bei allem zuhören, was erzählte. Die Lust bestand darin, zu erfahren, dass<br />

er mich etwas von sich wissen lassen wollte. Er teilte mir etwas für sich Bedeutsames<br />

mit, wie hätte das für mich unbedeutend sein können. Ähnlichkeiten<br />

zu dem Verhältnis zwischen mir <strong>und</strong> meinem Vater gab es bestimmt, nur<br />

bei Shimo kam auch noch etwas hinzu. Zu allem fragte er mich <strong>und</strong> alles besprach<br />

er immer mit mir. Wie sein Alter Ego kam ich mir manchmal vor <strong>und</strong><br />

musste ihn öfter darauf verweisen, dass dies eine Entscheidung von ihm für<br />

sich sei, die nur ganz alleine er selbst treffen könne. Ich möchte seine Persönlichkeit<br />

mal in einer Graphik mit unterschiedlichen Farben sehen. Bestimmt<br />

würde ich den größten Bereich ausfüllen. Von mir war ganz viel in seinem Leben<br />

<strong>und</strong> bei mir würde auch sehr viel von ihm sein. Ja, seit seiner Geburt hatten<br />

wir immer einander gelebt. Seine Faszination für Autos hat sich aber nie<br />

gelegt. Gedanken darüber, was es wohl ausgelöst haben könnte, machte ich<br />

mir schon lange nicht mehr. Das Rollen <strong>und</strong> der Glanz <strong>und</strong> das sie selber sich<br />

bewegen, bestaunt ja jedes Kind <strong>und</strong> liebt es mit kleinen Autochen zu spielen,<br />

nur Timo musste sich mit einem Jahr noch etwas anderes vermitteln, das emotional<br />

Tiefen berührte. Wer wollte jemals sagen, was das war. Wahrscheinlich<br />

hatte die Autobegeisterung wie bei jungen Musikern ein eigenes Gehirnareal<br />

ausgebildet. Aber sie wird heute nur noch als sein intensives Hobby bedient.<br />

Obwohl er Informatik studiert, ist er nicht in die Ingenieurswelten abgetaucht.<br />

Auch im Cyberspace lässt sich w<strong>und</strong>erbar über Literatur, Lyrik <strong>und</strong> die sonstigen<br />

schönen Künste kommunizieren. Dem Ingenieur ist nichts zu schwör, außer<br />

ein Gedicht zu lesen. Shimo liebt es aber <strong>und</strong> tut es häufig. Mehr als das,<br />

was Shimo <strong>und</strong> mich verband, konnte <strong>Liebe</strong> nicht sein.<br />

Klagelieder<br />

Wie konnte ich mich trotz Shimo einsam fühlen? Aber diese Melancholia war<br />

da. Einfach da. Nicht tagsüber wenn ich arbeitete <strong>und</strong> kommunizierte, auch<br />

nicht einfach so abends oder beim Einschlafen, nur in meinen Tagträumen,<br />

wenn ich in die Leere blicke <strong>und</strong> alles los zu lassen schien. Eigentlich wollte ich<br />

das nicht, aber mir kam es vor, als ob ich es auch ein wenig möchte. Einfach<br />

traurig sein, traurig sein erleben, als ob es mir ein Bedürfnis wäre. Der Ingenieur<br />

las nicht nur keine Gedichte er sang auch keine Klagelieder. Vielleicht war<br />

es aber für die Psyche genauso wichtig, wie sich über Angenehmes freuen, sein<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 12 von 36


Leid klagend zum Ausdruck bringen zu können. Ich meinte zwar kein Leid zu<br />

haben, fühlte mich stark <strong>und</strong> keineswegs depressiv, aber eine unerfüllte Sehnsucht<br />

zu beklagen, von der ich gar nicht wusste, worin sie denn bestehen sollte,<br />

das tat auch trotzdem gut. Die Lieder vieler Völker taten das, nur auf deutschen<br />

Autobahnen kam es nicht vor. Dass diese Misskultur, der Menschenfeindlichkeit<br />

zu Gr<strong>und</strong>e liegen musste, hier so das Leben dominieren konnte, ärgerte<br />

mich oft so maßlos, dass ich wirklich überlegte, auszuwandern. Aber nicht<br />

nur Shimo förderte diese Kultur durch seinen Formel 1 bis 999 Fetischismus,<br />

ich hatte ja in anderen Zusammenhängen selbst auch wohl einiges davon internalisiert.<br />

Doch auch das Bild der Königin gefiel mir gar nicht mehr. Wenn es eine Metapher<br />

für meinen Vorsatz war, mich nicht affirmativ vereinnahmen zu lassen,<br />

kritisch, subversiv <strong>und</strong> widerspenstig mit meinem Leben <strong>und</strong> den Auseinandersetzungen<br />

mit dieser Welt umzugehen, dann war es ja in Ordnung. Nur ich hatte<br />

meistens viel mehr hinein interpretiert. Als ob ich mich <strong>und</strong> mein Leben aus<br />

einer höheren Warte sähe, objektiv sehen könne, <strong>und</strong> daran meine Entscheidungen<br />

ausrichten. In der Schule hatte es mir geholfen, nur jetzt passte alles<br />

manchmal überhaupt nicht mehr. Außerhalb <strong>und</strong> darüber stehen ist ein Trugschluss,<br />

der nicht funktionieren kann. Du bist immer selber mitten drin, bestehst<br />

aus ihr, bist Teil von dem, was dich umgibt. Das ist schon so, seitdem du<br />

nach der Brust von deiner Mutter suchtest. Alles was seither geschehen ist, hat<br />

die Skulptur geformt, die du jetzt bist. Dein Rationales <strong>und</strong> Bewusstes, das ist<br />

heute, Erkenntnisse, die sich dir offenbaren <strong>und</strong> Folgerungen die du schließt,<br />

nur da ist auch noch vieles andere, was dir Gestalt gab, aber du nicht siehst.<br />

Du kannst nur das Bewusste sehen, Melancholie <strong>und</strong> Sehnsucht wohnen anderswo.<br />

Schon bist du im Nebel<br />

Ein realer Anlass für die Klageweiber bot sich schon bald. Das Undenkbare war<br />

geschehen, Gerd mein Schwager, hatte eine Fre<strong>und</strong>in <strong>und</strong> wollte Claudia verlassen.<br />

Was er auch in die Tat umsetzte. Das war tatsächlich unfassbar. Alles<br />

nur Fassade, das glückliche Leben der beiden? Nein, nein so war es nicht, dafür<br />

hatte ich zu tiefe Einblicke. „Ich denke die Leute finden Verliebtsein ungeheuer<br />

schön.“ versuchte Shimo das Verhalten seines Vaters zu analysieren, „aber das<br />

dauert ja nicht lange, <strong>und</strong> dann kannst du es nicht einfach mit Mutti nochmal<br />

neu machen. Das geht immer nur einmal, aber die Lust darauf behältst du immer<br />

<strong>und</strong> träumst immer stärker davon, je länger es her ist. Und sobald sich<br />

eine Möglichkeit bietet, lässt du's einfach geschehen. Und schon bist du im Nebel<br />

<strong>und</strong> siehst nichts mehr.“<br />

Claudia war völlig zusammengebrochen. Sie wohnte jetzt erst mal bei uns, damit<br />

ich sie immer bei Bedarf in den Arm nehmen <strong>und</strong> wir gemeinsam weinen<br />

konnten. Es war oft anrührend gewesen, die beiden nach zwanzig gemeinsamen<br />

Jahren immer noch so liebevoll, zuvorkommend <strong>und</strong> zärtlich zu sehen.<br />

Das musste auch mehr als intensive Fre<strong>und</strong>schaft gewesen sein. Nur Claudia<br />

hatte ihre Identität aufgegeben. Es gab sie nicht mehr allein, sie war im Gemeinsamen<br />

aufgegangen. Sie hatten das andere im Gegenüber nicht mehr ge-<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 13 von 36


sehen, nicht mehr das andere akzeptiert <strong>und</strong> geliebt, sondern alles aus der Gemeinsamkeit<br />

definiert. Jetzt konnte sie nur weinen <strong>und</strong> klagen <strong>und</strong> empfand<br />

sich persönlich zerstört. Sie wollte Gerd immer Briefe schreiben, er müsse das<br />

doch verstehen. Er war noch immer Teil von ihr in ihrem Denken. Ich riet ihr<br />

davon ab. Mich würde es interessieren, was sie sähe. Gerd wolle so etwas<br />

wahrscheinlich im Moment gar nicht verstehen. Sie solle es für mich aufschreiben.<br />

Eigentlich hatte ich gar keine Zeit, aber dass meine Schwester in meinen<br />

Armen weinen wollte, war mir jetzt wichtiger als ein Seminartermin. Wenn wir<br />

beide uns nicht gehabt hätten, wäre sie bestimmt in der Psychiatrie gelandet.<br />

Alle im Haus wollten ihr gut sein, das war wichtig, aber anscheinend war nur<br />

ich ihr die direkte Hilfe. Paco musste öfter ins Gästezimmer, weil Claudia bei<br />

mir schlief. Wenn vorher schon die Beziehung zu meiner Schwester einen wesentlichen<br />

Teil meines Lebens darstellte, dann hatte sie jetzt etwas Zusätzliches<br />

bekommen, das sie qualitativ veränderte. Meine Fre<strong>und</strong>in war sie nicht<br />

mehr, das wäre ein viel zu dürftiges Wort.<br />

Claudia<br />

Shimo sprach öfter mit seinem Vater. Mir erzählte er davon, Claudia nicht. Er<br />

hatte seinem Vater nichts vorgeworfen oder aus- <strong>und</strong> einzureden versucht. Er<br />

hatte ihn nur auf sein eigenes Bild von sich aufmerksam gemacht, auf seine eigene<br />

Geschichte, die man nicht im Nachhinein umdeuten <strong>und</strong> umwerten könne,<br />

<strong>und</strong> dass seine Gefühle so etwas auf Dauer nicht mit sich machen ließen.<br />

Er müsse es schon akzeptieren, wie es gewesen sei <strong>und</strong> er es empf<strong>und</strong>en<br />

habe. Er könne sich selbst ein Bild malen, wie es ihm im Moment gefalle, aber<br />

wenn es nicht mit ihm <strong>und</strong> seiner Geschichte übereinstimme, mache es ihn<br />

höchstens krank. Sich selbst belügen über sich <strong>und</strong> die Erfahrung seines Lebens,<br />

das bringe auf die Dauer nichts. So <strong>und</strong> ähnlich hatte er ihm den Wert<br />

seiner Beziehung zu Claudia zu vermitteln versucht. Kein Wort über Claudias<br />

Kränkung <strong>und</strong> ihr Leid hatte er verloren.<br />

Nach zwei Monaten kam ein langer handschriftlicher Brief von Gerd. „Er will zurückkommen.<br />

Er will zurück zu mir. Stell dir das vor.“ trällerte Claudia lachend<br />

auf dem Weg zu mir. Sie lachte aber nicht, weil sie sich freute <strong>und</strong> schon begann<br />

ihre Arme auszubreiten, sie empfand es kurios. Was dachte dieser Typ<br />

sich eigentlich? Niemals hatte sie in ihrem Leben jemand so gekränkt wie<br />

Gerd, <strong>und</strong> den sollte sie jetzt mit offenen Armen empfangen <strong>und</strong> zum Liebsten<br />

erklären? Nein das war er einfach nicht mehr, dafür hatte sie zu viel über das<br />

geweint, was er ihr angetan hatte. Zu ihm wieder Vertrauen haben, wie sollte<br />

das möglich sein. Das war ein anderer gewesen, den sie geliebt hatte. Der hätte<br />

so etwas eigentlich nicht tun können, doch tatsächlich war er es ja gewesen,<br />

der es getan hatte. Jetzt weinte Claudia nicht mehr, dafür diskutierten wir<br />

Abende <strong>und</strong> Nächte lang über Beziehungen, <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> die mögliche Rückkehr<br />

von Gerd. Claudia schrieb Gerd einen ausführlichen Brief. Dass sein Rückkehrwunsch<br />

nicht bedingungslos begrüßt wurde, <strong>und</strong> Claudia statt die Arme auszubreiten,<br />

den Sachverhalt klärte <strong>und</strong> wissen wollte, was sie denn von ihm zu erwarten<br />

habe, konsternierte ihn. Sie schrieben sich mehrmals, bis sie ein Treffen<br />

vereinbarten. Sie trafen sich öfter. Dass es ein zurück zum ex ante nicht<br />

geben könne, sahen beide so. Über das 'Wie denn dann' diskutierten sie,<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 14 von 36


machten es oft <strong>und</strong> gern <strong>und</strong> verliebten sich dabei. Das war meine Schwester.<br />

Einfältig oder naiv war sie keineswegs, über feministische Fragen redeten wir<br />

gern miteinander, nur sie hatte von der Frauenrolle so viel internalisiert, dass<br />

es mich manchmal leicht schauerte. Sie war eindeutig Mamis Daughter <strong>und</strong> das<br />

würde sie immer bleiben. Mir gefiel es ja. Sie verfügte über viel Weichheit die<br />

mir fehlte. Suchte nicht Sentimentales sondern Harmonie. Bestimmt wäre sie<br />

eine tolle Künstlerin geworden, wenn nicht schon im ersten Semester ihre<br />

Schwangerschaft begonnen hätte <strong>und</strong> sie deshalb auf Lehramt wechselte.<br />

<strong>Monika</strong> disturbed<br />

<strong>Monika</strong> hatte sich gemeldet, sie wollte vorbei kommen <strong>und</strong> alles mal mit mir<br />

besprechen. Unser Zusammentreffen begann immer noch mit dem schulischen,<br />

leicht provokanten Agrinsen, das aber auch die Gemeinsamkeit für den nächsten<br />

Streich in sich trug. Man wollte gemeinsam frech sein <strong>und</strong> Spaß daran haben.<br />

Das wäre heute auch noch schön. Wahrscheinlich war es zum Teil der Persönlichkeit<br />

geworden, der einen auch mit fünf<strong>und</strong>sechzig noch erfreuen würde.<br />

Sie sei völlig disturbed, erklärte <strong>Monika</strong>. Als ich wissen wollte, was ich mir darunter<br />

vorzustellen hätte, erklärte sie mir, dass Robby von ihrem Verhältnis mit<br />

Jan erfahren habe, <strong>und</strong> da sie nicht sofort bereit gewesen sei, alles zu beenden,<br />

habe er sie verlassen. Sie habe sich noch einzureden versucht, das damit<br />

ja auch der ganze Horror Kleinfamilie vom Tisch sei, aber empf<strong>und</strong>en habe sie<br />

wohl etwas anderes. Anstatt sich von Jan trösten zu lassen, habe sie es gar<br />

nicht mehr gemocht, ja sogar eine Form von Hass auf ihn entwickelt, als ob er<br />

der Schuldige für ihre Wut darüber sei, dass Robby sie verlassen hatte. Jetzt<br />

habe sie niemanden mehr, aber am meisten konfus mache es sie, dass sie es<br />

anscheinend nicht ertragen könne, sich immer Gedanken darüber mache, ganz<br />

lieb <strong>und</strong> brav Robby bitten wolle <strong>und</strong> derartigen Schwachsinn mehr. „<strong>Diana</strong>, ich<br />

bin schlicht im Innersten eine dumme Ziege, <strong>und</strong> da lässt sich durch noch so<br />

viel Wissen nichts dran ändern.“ klagte Monica. Ich nahm sie in den Arm.<br />

„Dass du keine dumme Ziege bist, meine <strong>Liebe</strong>, brauche ich dir ja wohl nicht<br />

extra zu sagen. Du nimmst dich selber nur nicht wichtig <strong>und</strong> ernst genug. Das<br />

mit der Befreiung von dem möglichen Familyhorror ist ja ein schönes rationales<br />

Argument, aber du hast doch jemanden verloren. Jemanden, den du begehrt<br />

<strong>und</strong> geliebt hast, es gibt ihn nicht mehr in deinem Leben. Du bist doch verletzt<br />

<strong>und</strong> traurig. Da kannst du doch nicht sagen: „Ich will das nicht.“ Dein Leben ist<br />

ein anderes, als wie du Robby hattest. Das kann man nicht einfach so ertragen.<br />

Verlust tut weh. Egal was du mit deiner Ratio beschließt. Die Trauer<br />

weicht nicht, sie kommt immer wieder. In Schüben kommt sie, wenn du's gar<br />

nicht willst. Genauso wie das Glück mit Robby, wird sein Verlust Teil deines Lebens<br />

werden. Es wird dich ändern. Du wirst eine andere sein.“ reagierte ich<br />

darauf. „Soll ich jetzt um Robby weinen? Das kann ich nicht.“ erklärte <strong>Monika</strong>.<br />

„Nein, um dich selbst, du hast die Trauer <strong>und</strong> den Schmerz, <strong>und</strong> den kannst du<br />

rauslassen, wenn's geht.“ antwortete ich. „Aber dumm bin ich schon. Na ja,<br />

vielleicht nicht selbstsicher genug. Ich trau mir selber immer nicht so richtig,<br />

als ob meine Gedanken auch ganz dumm sein könnten, <strong>und</strong> es andere gäbe,<br />

die den besseren Durchblick hätten. Aber ich glaube, das ist nicht nur bei mir,<br />

das ist bei vielen Frauen so oder ähnlich.“ meinte <strong>Monika</strong>. Ich musste sie umarmen.<br />

„Moni, bleib doch einfach hier. Ich hätte Lust, mit dir alles Mögliche an-<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 15 von 36


zustellen <strong>und</strong> gemeinsam zu heulen.“ erklärte ich. <strong>Monika</strong> lachte laut auf: „Wie<br />

soll ich das denn machen? Ich muss doch arbeiten.“ Lust darauf schien sie aber<br />

schon zu haben. Zum Psychotherapeuten sollte sie gehen <strong>und</strong> sich für zwei<br />

Wochen krank schreiben lassen. Anschließend wollte sie ihren Urlaub dann hier<br />

verbringen.<br />

Was musst du gedopt sein<br />

W<strong>und</strong>erbare Wochen begannen. Moni war absolut quirlig. Sie fühlte sich offensichtlich<br />

sauwohl. Brachte immer etwas Neues <strong>und</strong> uns ständig zum Lachen.<br />

Natürlich sind alle Frauen Blumen, nur <strong>Monika</strong> schien jeden morgen als eine<br />

neue Blüte mit frischer Kraft <strong>und</strong> andren Farben zu sprießen. Moni war das Leben,<br />

wie konnte sie sich nur in Darmstadt durch die Tage quälen. Shimo fand<br />

sie klasse. Er sei absolut gut drauf, meinte sie <strong>und</strong> wollte von mir näheres über<br />

ihn wissen. „Moni, lass das, der könnte fast dein Sohn sein.“ reagierte ich auf<br />

ihr Interesse. „Ach wo, so mein ich das doch gar nicht. Ich finde ihn einfach<br />

nur interessant.“ reagierte sie, „Autofan, so etwas habe ich noch nie erlebt.“<br />

<strong>und</strong> lachte. Shimo mochte Moni aber auch wohl gut leiden, <strong>und</strong> wollte von mir<br />

auch mehr zu ihr wissen. „Shimo, sie ist eine alte feministische Hexe <strong>und</strong> wird<br />

dich in den Abgr<strong>und</strong> reißen.“ erklärte ich lapidar. „Jetzt sag noch, dass sie allen<br />

Männern den Schwanz abbeißt. <strong>Diana</strong>, darum geht’s mir doch gar nicht. Ich<br />

finde sie einfach nur nett, interessant <strong>und</strong> lustig. Ja schon klasse, aber ich will<br />

mich nicht in sie verlieben, damit hat das nichts zu tun.“ reagierte Shimo, was<br />

ihn aber nicht davon abhielt, sie abends mit in die Kneipe zu nehmen oder ihr<br />

sonst alles Mögliche zu zeigen. Einmal kam sie erst morgens wieder. Verkatert<br />

<strong>und</strong> abgekämpft erklärte sie: „<strong>Diana</strong>, ich weiß es nicht. Es war so, als ob ich's<br />

selber gar nicht war. Es war was anderes, das sagte mir: „Du musst!“. Ich<br />

konnte gar nicht anders. Hätt' es ja auch nicht gewollt. Komisch ist das, nicht<br />

war? Vielleicht fängt süchtig werden ähnlich an.“ schloss sie lächelnd <strong>und</strong><br />

stöckelte sinnierend auf ihr Zimmer zu. Natürlich wollte sie Falco wiedersehen.<br />

Er war Informatik-Assi <strong>und</strong> schrieb an seiner Habilitation. Nachmittags rief<br />

Falco schon an. Von Shimo hatte er ihre Telefonnummer erhalten. Als er kam,<br />

um sie abzuholen, boxte Moni ihm in den Bauch. Lachend krümmte er sich<br />

kurz, aber dann musste erst mal ausgiebig geküsst werden. „Wir fahren dann<br />

mal.“ meinte <strong>Monika</strong>, „Sonst weiß ich nix.“ <strong>Monika</strong> wusste eigentlich nie etwas<br />

Genaues, nur dass sie beide schrecklich ineinander verknallt waren, Falco<br />

gleich am zweiten Tag beschlossen hatte, sich von seiner langjährigen Fre<strong>und</strong>in<br />

zu trennen <strong>und</strong> meinte nach Abschluss der Habilitation in Darmstadt immer<br />

etwas finden zu können. <strong>Monika</strong> liebte nämlich ihren Job. Sie hatte eigentlich<br />

Archäologie studiert, war über ein Praktikum in Messel nach Darmstadt<br />

gekommen, hatte sich dort verliebt <strong>und</strong> war jetzt Denkmalpflegerin. Das wollte<br />

sie behalten. „Ach, <strong>Diana</strong>, was kann das Leben schön sein.“ sagte sie immer<br />

nur. „Ach, Moni, was musst du gedopt sein.“ konnte ich nur reagieren. Lustig<br />

war es auch während ihres Falco-Rausches. Dicke Fre<strong>und</strong>innen waren wir jetzt<br />

schon. Mail-Kontakt hatten wir ständig <strong>und</strong> wenn sie Falco besuchen kam,<br />

trafen sie sich entweder bei uns, <strong>und</strong> wenn er sie am Bahnhof abgeholt hatte,<br />

kamen sie immer wenigstens kurz bei uns vorbei.<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 16 von 36


Die Kosmopolitin<br />

Wir hätten ja auch mal gemeinsam in Urlaub fahren können. Aber ich mochte<br />

so etwas im Gr<strong>und</strong>e gar nicht. Irgendwohin zu fremden Orten fahren <strong>und</strong> dort<br />

Wochen nutzlos verbringen. Entspannend sollte das sein? Crazy machte mich<br />

so etwas. Natürlich gab es Landschaften, die den Augen schmeichelten, natürlich<br />

konnte der Ozean berauschende Empfindungen vermitteln. Im Winter, aber<br />

doch nicht bei überfüllten Touristenstränden. Ich brauchte auch meine Kommunikation<br />

in allen Breiten, über Bedeutsames, Organisatorisches, Lustiges reden<br />

zu können. Das war doch keine Last, von der ich mich erholen musste. Das war<br />

mein Leben, das ich leibte <strong>und</strong> gewohnt war. Mich dort rausreißen <strong>und</strong> mich für<br />

vier Wochen irgendwo abstellen lassen, war mir ein Graus, war Folter. Ich war<br />

auch nicht viel rumgekommen, obwohl ich mich gern kosmopolitisch gab. Aber<br />

die Welt war nicht mein Zuhause, bestimmt war ich ziemlich hausbacken. Auch<br />

wenn ich während der Schulzeit ein Jahr in den USA gewesen war. Das war natürlich<br />

mit tollen neuen Erfahrungen verb<strong>und</strong>en. Vor allem hatte ich aber fast<br />

eine zweite Muttersprache dazu bekommen. Es war mein eigenes Interesse,<br />

mich nicht nur fließend verständigen zu können, <strong>und</strong> die Worte in der<br />

amerikanischen Literatur zu verstehen, ich wollte die andere Welt sehen,<br />

erfahren <strong>und</strong> begreifen können, wie Schriftsteller ihre Sprache brauchten, um<br />

sie zu kommunizieren. Ich wollte sie in allen Nuancen erfassen können. In<br />

Frisco bin ich eigentlich aus Neugier zum ersten mal so richtig fleißig geworden<br />

<strong>und</strong> fand Gefallen daran. Es gab ja keine Belobigungen oder Anerkennungen<br />

dafür, es war nur die Begeisterung über Entdecktes <strong>und</strong> die Bestätigung für<br />

mich selbst. Alles, was ich auf deutsch kannte, musste ich im amerikanischen<br />

Original nachlesen, <strong>und</strong> meistens ergab sich ein ganz anderes Bild. Auch wenn<br />

die Übersetzer sich noch so viel Mühe gaben, A Streetcar Named Desire ist <strong>und</strong><br />

bleibt einfach etwas anderes, als was du mit Endstation Sehnsucht verbindest.<br />

Vielleicht konnte ich auch vieles anders sehen, nur weil ich ja jetzt hier lebte.<br />

Aber ein Interesse, weiter in der Welt herumzukommen, <strong>und</strong> mir irgendwas<br />

mal anzuschauen, hat es in mir nicht geweckt. Wenn mich eine ägyptische<br />

Familie eigeladen hätte, zwei Wochen mit ihnen zu verbringen, darauf hätte ich<br />

mich gefreut, aber die Pyramiden? Dafür reichte das Fernsehen doch. In<br />

Avignon war ich einmal mit meiner Fre<strong>und</strong>in. Sehr gemischt waren meine<br />

Gefühle. Die Aufführungen waren schon faszinierend. Hätte mann die Stadt nur<br />

für die Theaterbesucher zugänglich gemacht, w<strong>und</strong>erbar, doch hauptsächlich<br />

befindest du dich im Menschengedränge auf einer Kirmes. Das ertrag ich nicht.<br />

Natürlich war ich auch schon mal kurz in London, Paris, Rom, Barcelona etc.,<br />

aber mehr als dass ich sagen konnte. „Ich war da.“ gab's da eigentlich nicht.<br />

Und im Hinblick auf Theater spielte sich bei uns ja unendlich viel ab. Sie kamen<br />

doch alle zu uns. Es gab eine riesige Menge an Bühnen <strong>und</strong> überall Festivals<br />

mit internationaler Besetzung. Aber auch was die kleine autonome Bühne aus<br />

Kleists zerbrochenem Krug machen konnte, war ja oft nicht zu übergehen. Die<br />

Welt der Kosmopolitin spielte sich bei mir zu Hause <strong>und</strong> auf den Brettern dieser<br />

Stadt ab.<br />

Porridge<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 17 von 36


Kleists Penthesilea wurde heute Abend uraufgeführt. Dass es auf dem Spielplan<br />

stand, war letztendlich auf meine Initiative zurückzuführen. Sie spielte nicht<br />

nur eine zentrale Rolle in meiner Dissertation über Kleist, sondern war auch<br />

meine Leib- <strong>und</strong> Magentragödie, die mich selbst immer wieder von Neuem aufwühlte.<br />

Das Ergebnis von viel Kraft <strong>und</strong> langen Diskussionen wurde heute endlich<br />

auf der Bühne dargeboten. Einer Katharsis gleich fühlte ich mich frei erleichtert<br />

<strong>und</strong> wie neu geboren. „Oh, Entschuldigung, nach ihnen, selbstverständlich.“<br />

meinte der junge Mann am Buffet beim kleinen Empfang nach der<br />

Premiere. Er sprach mit starkem Akzent, amerikanisch war das nicht, dafür näselte<br />

er zu viel. Es war sowieso kurios. Er hatte schon dort gestanden, als ich<br />

kam. Von Vordrängeln konnte keine Rede sein. „Oh, danke, das ist sehr höflich,<br />

von hier können sie nicht sein. Verraten sie mir denn auch, woher sie kommen.“<br />

reagierte ich lächelnd mit gleichem Akzent. Natürlich hatte er die Ironie<br />

verstanden <strong>und</strong> meinte: „Schon, aber wenn ich ihnen das verrate, müssen sie<br />

mich auch vorlassen.“ „Sie können gerne vor mir nehmen, aber dass sie aus<br />

England kommen, höre ich auch schon so.“ reagierte ich. „Aus Groß-Britannien.“<br />

korrigierte er mich. „Oh, oh, ja natürlich. Wie konnte mir das passieren,<br />

aber nach Porridge werden sie hier vergeblich suchen.“ kommentierte ich <strong>und</strong><br />

der junge Mann platzte los vor Lachen. Bekam sich gar nicht wieder ein. Wollte<br />

etwas sagen <strong>und</strong> konnte gar nicht. Alle schauten schon rüber.<br />

Ravenmaster<br />

Ich wollte nicht viel essen <strong>und</strong> wieder zum Platz gehen. „Nein, nein,“ meinte<br />

der junge Mann, „gehen sie doch nicht, reden sie mit mir. Ich würde mich sehr<br />

gerne mit ihnen unterhalten.“ Wir setzten uns an ein freies Tischende <strong>und</strong> ich<br />

erklärte, dass ich England gar nicht möchte. „Wenn man sieht, welche Leute<br />

die sich als Premierminister oder -ministerin wählen, müssen das ja ganz<br />

schreckliche Menschen sein.“ erklärte ich einfach dumm provokant. Ich war gut<br />

drauf <strong>und</strong> wäre gern ein wenig ausgelassen albern. „Na ja,“ erklärte mein Gegenüber,<br />

„es gibt eben nicht in jedem Land so Rosen <strong>und</strong> Lilien wie Helmut<br />

Kohl <strong>und</strong> Angela Merkel.“ „Mag ja sein, das mein Englandbild aus lauter Vorurteilen<br />

besteht. Aber die liebe ich. Und ich will sie auch behalten. Von England<br />

weiß ich nichts, außer dass es oben einen Kanal gibt <strong>und</strong> nördlich davon die<br />

Caledonier wohnen. Die Hauptstadt heißt London, liegt mehr im Süden, da gibt’s<br />

eine Königin <strong>und</strong> die hat einen Raven-Master. Das reicht.“ erklärte ich. „Ich<br />

wüsste gerne wie sie heißen. Das Porridge war anscheinend kein Einzelfall.<br />

Aber mit dem Raven-Master verfügen sie doch schon über sehr differenzierte<br />

Kenntnisse.“ versuchte er krampfhaft ernst zu bleiben. Miles hieß er. „Raben<br />

sind sehr besondere <strong>und</strong> kluge Vögel. Nicht nur am englischen Hof auch in unserer<br />

Kultur haben sie einen besonderen Platz:<br />

„Let me quaff this kind nepenthe and forget this lost Lenore!"<br />

Quoth the raven "Nevermore."“<br />

zitierte ich. Miles schaute mich an. Wissen sie, ich arbeite hier für den Guardian<br />

<strong>und</strong> für den Observer auch manchmal. Bestimmt hat die Zentrale etwas von<br />

einem Braintrust, aber bei ihren Korrespondenten wird meines Wissens der Bildungsstand<br />

nicht überprüft. Ich weiß nicht nur nicht, worum es sich bei ihrem<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 18 von 36


Zitat handelt, ich verstehe es auch nicht einmal richtig, obwohl es in meiner eigenen<br />

Sprache ist. „Miles, Miles, das hinterlässt einen schlechten Eindruck. Von<br />

Edgar Allan Poe werden sie doch schon mal etwas gehört haben.“ Miles grinste<br />

immer. „Ja, aber erklären sie mir mehr.“ Dann konnte ich ihm alles erzählen<br />

von dem Raben Nevermore, von der toten Lenore, <strong>und</strong> der Droge Nepenthe,<br />

was ohne Sorgen,ohne Kummer bedeutet. „Aber auch die Sprache, so spricht<br />

doch heute niemand mehr. Verstehen sie das, oder haben sie nur dieses Gedicht<br />

mal gelernt?“ wollte Miles wissen. Ich erklärte es ihm <strong>und</strong> er meinte trocken:<br />

„Ich bew<strong>und</strong>ere sie.“ „Tun sie das, es scheint ihnen ein Bedürfnis zu<br />

sein.“ reagierte ich darauf.<br />

Penthesilea<br />

Dann wollte er wissen, was ich beruflich mache. Als er erfuhr, dass ich maßgeblich<br />

an der Penthesilea beteiligt gewesen war, sah er mich mit großen Augen<br />

an. „Sind sie Penthesilea?“ fragte er direkt unkommentiert. „Sehen sie so<br />

etwas bei mir?“ wollte ich wissen. „Das weiß ich nicht, ich kenne sie ja gar<br />

nicht.“ antwortete Miles, „Aber für eine sehr starke Frau halte ich sie schon.“<br />

„Und woran machen sie das fest?“ wollte ich wissen. Miles schaute mir in die<br />

Augen. „Das ist sehr schwer zu sagen. Wenn man zusammentrifft, hat man<br />

fast sofort ein Bild voneinander, aber woran es im Einzelnen liegt, kann man<br />

meist gar nicht benennen. Das machen die Emotionen untereinander aus.“<br />

antwortete er. „Und wie sieht das Bild aus, das sie von mir haben? Beschreiben<br />

sie es, es interessiert mich.“ forderte ich ihn auf. „Nein, nein, das werde ich<br />

nicht tun.“ erklärte Miles lachend <strong>und</strong> schüttelte dabei den Kopf. „Sie trauen<br />

sich nicht, weil Männer bei Frauen immer ans Sexuelle denken oder sehen sie<br />

Negatives, was sie mir nicht sagen wollen?“ hakte ich nach. „Nein beides nicht<br />

<strong>und</strong> beim Letzteren eher umgekehrt.“ meinte Miles dazu. „Miles, sie haben mir<br />

noch gar nicht verraten, was wir übermorgen im Guardian zu unserer<br />

Penthesilea Aufführung lesen werden.“ machte ich ihn aufmerksam. Miles bog<br />

sich wieder vor Lachen. „<strong>Diana</strong>, sie sind w<strong>und</strong>erbar <strong>und</strong> verrückt. Ich hatte<br />

gedacht, aus unserem Gespräch würde sich das ergeben, aber sie erzählen mir<br />

etwas von Raben <strong>und</strong> dass sie England nicht mögen. Was soll ich denn da<br />

schreiben?“ erklärte er mit unterdrücktem Lachen. „Schreiben sie, dass die<br />

Regieassistentin sich voll mit Penthesilea identifizierte <strong>und</strong> erwartet, dass auch<br />

ihre Fre<strong>und</strong>in einst von ihr sagen wird: „Sie sank, weil sie zu stolz <strong>und</strong> kräftig<br />

blühte.“. Zu den Raben könnte ich ihnen bei Bedarf auch noch etwas Schlichtes<br />

sagen.“ riet ich ihm. Jetzt lachte Miles nicht mehr, schaute mich aber mit<br />

großen Augen durchdringend an. „Ist das nur Scherz oder gibt es da auch ein<br />

Fünkchen Wahrheit dran?“ „Miles, das bin doch nicht ich. Nicht ich allein.<br />

Penthesilea hat Stärke bewiesen, wollte <strong>und</strong> konnte lieben, folgte ihren<br />

lebhaften Gefühlen, das ließ das Gesetz nicht zu. Heute gibt es zwar keine<br />

Gesetze, wen wir wie zu lieben haben, aber dein gesamtes Ego besteht aus<br />

einer Ansammlung von Gesetzmäßigkeiten <strong>und</strong> Regulierungen, die du alle brav<br />

internalisiert hast. Da hast du einen kleinen Spielraum. Aber mach mal etwas<br />

ganz anderes, dann fliegst du raus. Das ist dein sozialer Tod. Das hat Kleist<br />

damals schon gesehen, dass dein Fühlen, dein Unbewusstes im sozialen<br />

produziert wird. Niemand hat das gesehen <strong>und</strong> verstanden. Wenn du Goethes<br />

Reaktion auf den Text ließt, wirst du beschließen, von so einem Idioten nichts<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 19 von 36


mehr zu lesen.“ antwortete ich darauf <strong>und</strong> Miles meinte: „<strong>Diana</strong>, ich möchte<br />

gern ganz viel mit dir reden.“ Ich schaute ihn länger an, grinste <strong>und</strong> erkläre:<br />

„Du würdest mir dann ganz viel von England erzählen? Dass auch der Mensch<br />

aus England mir begreiflich werden könnte?“ Wir waren ganz unbemerkt dazu<br />

übergegangen, uns zu duzen.<br />

Hast du keine Angst?<br />

Im Raum wurde abgeräumt <strong>und</strong> wir mussten in die Lounge oder an die Hotelbar.<br />

Warum fuhr ich nicht nach Hause? Spät genug war es doch <strong>und</strong> Wesentliches<br />

gab es doch nicht zu bereden. Nur zwei Männer saßen noch in den Polstern<br />

der Lounge. Jetzt einfach gehen <strong>und</strong> „Tschüß Miles“ sagen? Nein, das wollte<br />

ich doch überhaupt nicht. Aber was war denn mit Miles? Weiß gar nicht. Er<br />

war einfach so, dass ich bei ihm sein wollte. Er erklärte mir, wieso er bei der<br />

Premiere war <strong>und</strong> warum er was für den Guardian zu schreiben hätte. Ich sah<br />

<strong>und</strong> hörte ihn gern reden, aber den Inhalt seiner Worte verfolgte ich kaum.<br />

Plötzlich viel mir auf, dass er merken müsste, wie ich träumte. „Entschuldigung,<br />

ich hab gerade an meine Schwester gedacht.“ erklärte ich. Miles grinste.<br />

„Wieso, was hast du?“ fragte ich <strong>und</strong> musste dabei lachen. „Nichts, nichts, du<br />

kannst an alles <strong>und</strong> an jeden denken, wie es dir gerade Lust <strong>und</strong> Laune macht.<br />

Das ist völlig allein deine Privatsache.“ reagierte er. „Danke, so hätt' ich das<br />

auch gern gesehen.“ sagte ich mit einem Zwinkern <strong>und</strong> Miles bog sich wieder<br />

vor Lachen. Anschließend hielt er sich lange die Hände vor's Gesicht. Mit ernstem<br />

Gesichtsausdruck sagte er dann: „Du bist eine ganz bezaubernde Frau,<br />

<strong>Diana</strong>, du bist w<strong>und</strong>ervoll.“ „So, findest du?“ reagierte ich lächelnd, „Hast du<br />

gut überlegt, nicht wahr? Und keine Angst? Achilles sah das bei Penthesilea<br />

doch wohl auch so.“ „Schon, ich vermute ja auch, das du sehr stark lieben<br />

kannst,“ antwortete er, „aber Anzeichen zu einem Hang für exaltierte Raserei,<br />

würde ich ehr nicht erkennen wollen.“ „Das siehst du schlicht Miles, du solltest<br />

tiefer denken.Eros <strong>und</strong> Tanatos, <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Tod, eine Ambivalenz ist stets gegeben.<br />

Aber ich kann dich beruhigen. Ich denke nicht, dass sich mein Leben <strong>und</strong><br />

meine <strong>Liebe</strong> nur zwischen diesen Extremen bewegen. Meine <strong>Liebe</strong> ist ehr 'like a<br />

raven'.“antwortete ich ihm. „Was hat das zu bedeuten? Wie soll ich das verstehen?<br />

Nevermore?“ meinte er erschreckt. „Nein, nein so nicht. Mit Poe hat das<br />

nichts zu tun. Es ist nur ein kleines Lied. Ich kann dir davon ein bisschen singen,<br />

aber dazu brauche ich erst noch etwas von diesem dunkelroten Nepenthes.<br />

Dann sang ich ihm an der Bar ein paar Zeilen von Rebecca Pidgeons 'My<br />

love is like a raven' vor:<br />

My love is like a raven<br />

Black against a sky of grey<br />

With cold in your bones<br />

And the winter coming on<br />

And the smell of snow on the way.<br />

„Nein, nein, <strong>Diana</strong> das glaube ich dir nicht.“ meinte Miles, „so kann ich dich<br />

nicht sehen. Heute nicht sehen, <strong>und</strong> du erweckst auch nicht den Eindruck, dass<br />

du gestern oder morgen jemand anders wärst. Das ist vielleicht ein schöner<br />

Blues, doch deine <strong>Liebe</strong> ist das nicht.“ „Miles, sag mir endlich, was du von mir<br />

sieht. Vielleicht fixiert dein Bild ja eine Fassade, die du zu sehen wünscht, aber<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 20 von 36


mit mir nicht viel gemeinsam hat.“ „Nein, <strong>Diana</strong>, du quälst mich. Das kann ich<br />

nicht. Aber dass du stolz <strong>und</strong> kräftig blühst, sehe ich schon so.“ antwortete Miles,<br />

strich meinen Pony zur Seite <strong>und</strong> wollte mir offensichtlich einen Kuss auf<br />

die Stirn geben. Hätte das nicht unverschämt sein müssen, das dieser fremde<br />

Mann mich einfach anfasste <strong>und</strong> küssen wollte. Ja schon, nur daran hab' ich<br />

nicht gedacht. Ich tippte mit dem Finger auf die Lippen als Ort für seinen Kuss.<br />

Wir schauten uns an <strong>und</strong> grinsten, ein wenig, als ob uns gerade ein Streich gelungen<br />

sei. Wir umarmten uns, als wenn man das jetzt selbstverständlich müsse<br />

<strong>und</strong> Miles flüsterte mir ins Ohr: „<strong>Diana</strong>, ich begehre dich.“. Sonderbar, wer<br />

sagte denn so etwas? Das hatte mir noch nie ein Mann gesagt. „Ich begehre<br />

dich.“ gut anhören tut es sich schon. „Ich begehre dich.“ wie schön. Ja, es fühlt<br />

sich doch gut an, warum sagte man so etwas nicht. Tausend Redewendungen<br />

gibt es, die das um schrieben, aber ich war mir sicher, das schlichte, direkte<br />

„Ich begehre dich.“ würde jede Frau am liebsten hören. Ich sagte nichts,<br />

strahlte Miles ein wenig an <strong>und</strong> strich ihm mit meinen Fingern über die Wange.<br />

Mir gefällt es hier nicht mehr<br />

Dass ich Miles diese Nacht nicht verlassen würde, wusste mein Bauch längst<br />

<strong>und</strong> für Miles schien es wohl nicht anders zu sein, aber unsere Worte wollten es<br />

offensichtlich nicht benennen. Trennen würden wir uns nicht können, das<br />

brauchte man nicht zu erwähnen, nur sollten wir wartend bis zum Morgen an<br />

der Bartheke hängen, ob nicht vielleicht doch irgendwann mal jemand sagte:<br />

„Ich will jetzt mit dir ins Bett.“? Skurril war es schon. Ich sagte es auch nicht.<br />

„Miles, mir gefällt es hier nicht mehr.“ erklärte ich. Lächelnd meinte Miles dazu:<br />

„Wir können zu mir fahren oder hier im Hotel bleiben. Was du möchtest.“ „Hotel“<br />

war für mich klar. Diese Nacht sollte Miles <strong>und</strong> mir gehören. Sie konnte irgendwo<br />

stattfinden. Im Wald, auf der Wiese meinetwegen auch im Himmel,<br />

aber keineswegs in irgendeiner stickigen Privatwohnung. Hier gab es nur luxuriöse<br />

großräumige Zimmer. Entsprechend waren die Preise, aber was bedeutete<br />

das schon.<br />

Regenbogen aus dem Blick gerissen<br />

Ganz vorsichtig <strong>und</strong> ständig lächelnd, küssend zogen wir uns gegenseitig aus.<br />

Ein sonderbares Feeling. Beim ersten Mal damals war ich ziemlich kaltschnäuzig<br />

<strong>und</strong> grob gewesen, meinte, müsste meine Dominanz beweisen, jetzt beherrschte<br />

ein Kitzel mein Gefühl, in dem ich gleichzeitig freudig gespannt, aufgeregt,<br />

nervös <strong>und</strong> unsicher war. Da lagen sie nackt nebeneinander im Bett,<br />

der Porridgefan <strong>und</strong> die Ravenmasterin. Warum? Es war schon klar, nur außer<br />

beim Entkleiden, hatten ihre Körper sich noch nie berührt. Wir lachten <strong>und</strong> wir<br />

spürten beide, dass wir nicht ratlos waren, aber kurios war's schon. Wir küssten<br />

<strong>und</strong> erforschten uns <strong>und</strong> waren zärtlich, die Symphonie der sanften Lust.<br />

Lang dauerte die Reise, war elegisch weit, bis sich die Höhen der Gebirge zeigten.<br />

„Ich bin noch da.“ machte ich mit Schweiß verklebten Haaren <strong>und</strong> errötetem<br />

Gesicht auf mich aufmerksam, als Miles schlapp neben mir auf dem<br />

Rücken im Bett lag. Er drehte sich, stützte sich auf seinen Arm <strong>und</strong> beugte sich<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 21 von 36


über mich. „<strong>Diana</strong>“ sagt er nur <strong>und</strong> küsst mein Gesicht an allen Stellen. „<strong>Diana</strong>,<br />

du bist die Göttin. Du machst die Gesetze. Ich will keine Rosenfeste. Ich will<br />

sie jeden Tag, die Rosen, immerzu.“ „Penthesilea will kein neues Gesetz, sie<br />

will nur ihrer <strong>Liebe</strong> folgen, auch wenn sie dabei die Gesetze bricht.“ erklärte ich<br />

dazu. „Wirst du Gesetze für die <strong>Liebe</strong> brechen?“ fragte Miles. „Miles, mir war<br />

der 'Regenbogen aus dem Blick gerissen', so hat Rose Ausländer es einmal im<br />

Gedicht benannte. Ich habe mich an etwas andrem festgehalten. Jetzt bin ich<br />

mir nicht sicher, ob sich die Farben wieder zeigen. Ich wünsch es mir, doch klar<br />

erkennen kann ich's jetzt noch nicht.“ antwortete ich. „Lass mich den Regenbogen<br />

kolorieren, nur Farben, die dich glücklich machen, werde ich verwenden.<br />

Sie werden leuchten, <strong>und</strong> du wirst dich an dem Glanz erfreu'n.“ Jetzt redeten<br />

wir wieder in vollen Sätzen, <strong>und</strong> weniger zärtlich waren wir doch nicht. Vorher<br />

hatten wir nur in Ein- bis maximal Zweiwortsätzen hauchend kommuniziert. Intuitiv.<br />

Vielleicht ein höherer Level verbaler erotischer Interaktion. Aber wir hatten<br />

uns auch öfter vielsagend angeschaut. Unsere bevorzugten erotic languages<br />

waren für mich englisch <strong>und</strong> für Miles deutsch, aber sein Blick, der musste<br />

englisch sein, was der mir sagte, konnte er auf deutsch doch gar nicht formulieren.<br />

Nachdem wir miteinander geschlafen hatten, gehörte Miles mir. Nein, Quatsch,<br />

das war es nicht. Er war auch vorher schon ganz nah bei mir. Nur die Barriere,<br />

die noch im Körperlichen lag, die war jetzt auch gefallen. Er wohnte völlig bei<br />

mir <strong>und</strong> das war selbstverständlich. Natürlich war alles völlig neu, aber ich<br />

empfand auch, dass es so sein müsse. Als ob es Gesetz <strong>und</strong> immer so gewesen<br />

wäre <strong>und</strong> zu bleiben hätte. Meine Welt. Unter ständigen gegenseitigen Liebkosungen<br />

tauschen wir in Metaphern unsere Wünsche <strong>und</strong> <strong>Liebe</strong>sbezeugungen<br />

aus, schmeichelten <strong>und</strong> neckten uns <strong>und</strong> schliefen zwischendurch auch noch<br />

mal miteinander. Miles war erschöpft <strong>und</strong> eingeschlafen. Schlafen das konnte<br />

<strong>und</strong> wollte ich nicht. „Miles, das geht nicht. Bei so viel Geld, kannst du doch<br />

nicht einfach pennen.“ machte ich ihn barsch wach. Ich war doch hier, um etwas<br />

von ihm zu haben <strong>und</strong> nicht, um ihm beim Schlafen zuzusehen. „<strong>Diana</strong>,<br />

weißt du, Miles, das bedeutet Krieger, Soldat, Kämpfer. Schrecklich, nicht war?<br />

Aber du solltest Kriegers Nachtlied kennen:<br />

„Ach, ich bin des Kämpfens müde!<br />

Was soll all der Schmerz <strong>und</strong> Lust?<br />

Süßer Friede,<br />

Komm, ach komm in meine Brust!“<br />

zitierte Miles abgefälscht <strong>und</strong> ich ergänzte: „Warte nur, balde - Ruhest du<br />

auch.“ „Wenn er mir den Regenbogen malen will, wird der Kämpfer dabei aber<br />

nicht einfach einschlafen dürfen.“ monierte ich. Aneinander gekuschelt tauschten<br />

wir noch einige Neckereien aus, schliefen dann aber doch beide ein.<br />

Ganz dicht an mir<br />

Ein nüchternes Erwachen, oder was man so bezeichnet, gab es nicht. Alles war<br />

o. k. so, wie es gewesen war. Aber was daraus folgen könnte, das wussten<br />

nicht einmal die Sterne. Der Abend <strong>und</strong> die Nacht mit Miles waren ein anderes<br />

Leben. Mein Leben war das <strong>und</strong> da hatte ich Miles getroffen. Er war genau da,<br />

ganz dicht an mir. Einfach so, obwohl ich ihn gar nicht kannte, nur kleine Äu-<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 22 von 36


ßerlichkeiten von ihm wusste. Aber deine Ratio ist sowieso völlig untauglich, so<br />

etwas zu merken. Was wusste ich denn? Was hatte mich denn an ihm festgehalten?<br />

Was hatte mich denn dazu getrieben, mit ihm ins Bett zu wollen?<br />

Nichts wusste ich. Mir blieb nur, Mutmaßungen über das Geschehene anzustellen.<br />

Ich hatte mich nur unendlich wohl gefühlt, mit meiner ganzen Persönlichkeit<br />

in diesem Wohlgefühl aufgehoben. Warum gerade mit Miles? Wer wollte<br />

das wissen? Er schien einfach genau zu mir zu passen, als ob er schon immer<br />

mein engster Fre<strong>und</strong> gewesen wäre. So selbstverständlich, obwohl wir uns gar<br />

nicht kannten.<br />

Noch nie untreu<br />

Als ich nach Hause kam, saß Paco gerade am Frühstückstisch. Nicht nur der<br />

Zeitpunkt meiner Rückkehr auch mein Aussehen konnten die Stürme der Nacht<br />

nicht leugnen. Wir schauten uns an. Niemand sagte etwas. Nach längerem<br />

Schweigen erklärte ich: „Frank, ich bin dir noch nie untreu gewesen.“ Wieder<br />

längeres Schweigen. „Und warum dann heute?“ fragte Paco. „Ich weiß es nicht,<br />

Frank. Ich konnte nicht anders. Mehr weiß ich nicht. Überhaupt nicht. Mit dir<br />

hat es nichts zu tun. Zu dir hat sich nichts verändert.“ erklärte ich dazu. „Und<br />

wirst du jetzt öfter nicht anders können?“ fragte er weiter. „Frank, du quälst<br />

mich. Ich weiß nur, dass es geschehen ist <strong>und</strong> sonst nichts.“ antwortete ich. Es<br />

tat mir weh, mit Paco darüber zu reden. Er würde sich vorstellen, wie seine geliebte<br />

<strong>Diana</strong> mit einem anderen Mann im Bett liegt, ihn liebkost <strong>und</strong> mit ihm<br />

fickt. Sein Herz würde weinen. Ich wusste es. Ich wollte ihm ja gar nicht weh<br />

tun. Nur mein Leben konnte sich doch nicht daran orientieren, ob Paco es<br />

lieber anders gehabt hätte.<br />

Missing Link<br />

Tatsächlich wusste ich ja wirklich überhaupt nicht was werden würde. Ich<br />

konnte nur sagen, dass der gestrige Abend <strong>und</strong> die Nacht für mich <strong>und</strong> meine<br />

Emotionen etwas Exzeptionelles hatten. Genau das würde ich mir wieder wünschen.<br />

Nicht die Premieren <strong>und</strong> anschließenden Empfänge, sondern das bei<br />

diesem Mann sein, mit diesem Mann zusammen sein. Jeden Abend von ihm<br />

den Vorrang bei den Bratkartoffeln eigeräumt zu bekommen, ernst zu bleiben,<br />

wenn man etwas Saudummes sagte, mit ihm zu Lachen, ihn zum Lachen zu<br />

bringen <strong>und</strong> von ihm zum Lachen gebracht zu werden. Ihn berühren zu können,<br />

wenn wir uns über etwas unterhielten. Dass alles so genau passte <strong>und</strong><br />

w<strong>und</strong>ervoll selbstverständlich funktionierte, wie das Missing Link in meiner<br />

Psyche, von dessen Fehlen ich gar nicht gewusst hatte. Einfach nur bei ihm<br />

sein, mich in seiner Nähe wissen. Natürlich war Miles ein anderer Mensch, aber<br />

es waren doch meine Augen, die ihn sahen <strong>und</strong> meine Ohren, die ihn hörten,<br />

sie sagten mir doch, wer das war <strong>und</strong> was ich sah. Die kannten nur, was schon<br />

längst in mir war. Wen sah ich denn in Miles hinein. In meinem Leben konnte<br />

es den nicht gegeben haben. Ich hatt' auch keine Träume von Menschen, bei<br />

denen ich mir so etwas gewünscht, doch nicht erreichen konnte. Das kam bei<br />

mir nicht vor. Wie sollte ich mein Glück mit Miles denn vorher träumen? Dass<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 23 von 36


es das gab, lag außerhalb von dem, was ich erblicken konnte. Jetzt ist es mir<br />

ein Traum, doch wie es sich entwickeln lässt <strong>und</strong> ist völlig offen.<br />

Wo steckst du?<br />

Ich musste eigentlich etwas vorbereiten, aber ich war ja völlig derangiert. Ein<br />

wenig Schlaf brauchte ich unbedingt. Nur an Schlaf war gar nicht zu denken.<br />

Alles wiederholte sich, formte sich zu neuen Bildern, als ob der Abend mit Miles<br />

ein großes Begehren erfüllt hätte. Aber wann hatte ich so etwas begehrt, wann<br />

hatte ich mich denn danach gesehnt? Vielleicht kennst du deine Sehnsüchte<br />

gar nicht, oder du sehnst dich nach etwas Unbestimmtem, das du erst erkennst,<br />

wenn es Realität wird. Als meine Sehnsucht kannte ich nur die leichte<br />

Melancholie, die mich Blues, Fado, Jazzgesang <strong>und</strong> Ähnliches lieben ließ. Aber<br />

Miles hatte mit Blues nichts zu tun. Es hatte keinen Zweck, ich konnte nicht<br />

schlafen, konnte nicht lesen, konnte nicht arbeiten. Was konnte mich denn so<br />

okkupieren, dass sich die Gedanken daran nicht mal zur Seite legen ließen. Wo<br />

sollte ich denn so immense Bedarfe gehabt haben, die in dieser Nacht erfüllt<br />

worden wären? Sie hätten sich mir doch zeigen müssen. Nichts verstand ich.<br />

Natürlich hielt ich trotzdem das Seminar. Eine Studentin grinste mich verstehend<br />

schelmisch an. Dann würden es die anderen auch wohl trotz Rouge <strong>und</strong><br />

Bemalung erkennen. Es lief aber. Miles hielt sich aus dem Seminar heraus. Ich<br />

brauchte also heute noch nicht zum Therapeuten. Gerade war ich zu Hause,<br />

stellte mein Handy wieder an, es klingelt sofort, Miles. „Wo steckst du?“ kein<br />

Hallo <strong>Diana</strong>, wie geht es dir, ich liebe dich oder dergleichen, einfach 'wo steckst<br />

du?' ich könnte mich totlachen über diesen Rüpel. „Nah, wo brave Frauen immer<br />

stecken, wenn der Mann ruft. Zu Hause, wo sonst.“ antwortete ich. „Willst<br />

du denn nicht kommen, <strong>Diana</strong>? Wollen wir uns denn nicht sehen?“ fragte Miles<br />

fast ungehalten. „Ja, doch, Junger Mann. Soll ich zu dir kommen, oder geht<br />

das nicht?“ erk<strong>und</strong>igte ich mich. Also fuhr ich zu Miles. Eine schreckliche Neubauwohnung<br />

in Mitte, wahrscheinlich sauteuer <strong>und</strong> der Guardian bezahlt.<br />

Neues Paradies<br />

Beim Begrüßungskuss fing Miles schon an mich auszuziehen. „Hey, hey, hey,<br />

hey, hey,“ drängte ich ihn zurück, „der Herr scheint heute aber sehr stürmisch<br />

zu sein.“ „Oh, oh, Entschuldigung. <strong>Diana</strong> du machst mich a little bit confused.<br />

Nein, es ist mehr als a little bit, viel mehr, total benebelt fühle ich mich. Ja, ich<br />

frage mich, ob ich das geträumt habe, oder ob es das wirklich gibt.“ reagierte<br />

Miles. „Mach uns mal erst einen traumhaften Kaffee, das wird uns wieder auf<br />

den Teppich bringen.“ forderte ich ihn auf. „Weißt du, Miles, ich fand es wohl<br />

ähnlich traumhaft wie du. Nur ich lebe mit meinem Fre<strong>und</strong> zusammen, meinem<br />

Fre<strong>und</strong>, den ich sehr mag, der so etwas aber überhaupt nicht gut findet. Einmal<br />

wird er mir verzeihen, vielleicht sogar zweimal, aber dann wird er mich<br />

verlassen. Das will ich nicht, Miles, das täte mir sehr weh <strong>und</strong> machte mich<br />

sehr traurig.“ erklärte ich. Miles starrte mich an. „<strong>Diana</strong>!“ stöhnte er auf, „<strong>Diana</strong>,<br />

ich habe von uns geträumt, den ganzen Tag. Ich habe eine neue Welt, ein<br />

neues Leben gesehen. Ja, ja, es war wie ein Paradies mit uns beiden. Ich bin<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 24 von 36


vielleicht ein wenig durchgedreht, aber es war doch für dich auch mehr als nur<br />

ein schönes Ereignis?“ Längere Stille „Miles, du hast mich gestern gefragt, ob<br />

ich auch Gesetze brechen würde. Mit meinem Fre<strong>und</strong> das wäre etwas, das dem<br />

gleich kommt. Jedoch ich würd' es auf mich nehmen <strong>und</strong> die Trauer tragen,<br />

wenn du mir garantieren würdest, dass die Türen deines Paradieses nur uns<br />

beiden offen stehen, dann spürte ich schon Lust, mit dir zu gehen.“ erklärte ich<br />

ihm.<br />

Du bist nicht ehrlich<br />

Miles fixierte mich <strong>und</strong> äußerte dann rasch: „Ja, natürlich, selbstverständlich.“<br />

„M,m,“ schüttelte ich den Kopf, „Miles, du bist nicht ehrlich. Dass es dir hier<br />

mit mir gefallen würde, kann ich mir schon vorstellen, <strong>und</strong> dass ich deine einzige<br />

Frau hier wäre auch. Dann kommst du wieder nach Hause <strong>und</strong> da wartet<br />

deine Frau mit den Kindern auf dich. Und dass bedeutet dir alles nichts mehr,<br />

weil's ja mit uns beiden so schön war? Soll ich das glauben?“ fragte ich ihn. Miles<br />

machte ein gequältes Gesicht <strong>und</strong> erklärte dann: „Ich habe keine Kinder,<br />

weil ich so selten zu Hause bin. Verheiratet bin ich auch nicht, aber ich lebe mit<br />

meiner Fre<strong>und</strong>in schon viele Jahre so ähnlich zusammen, nur dass ich eben<br />

sehr selten dort bin. Ich liebe sie, ja das ist schon so. Dass ich sie mit dir betrogen<br />

habe, ist mir gar nicht eingefallen. Im Nachhinein will es mir so erscheinen,<br />

als ob das mit uns beiden etwas ganz anderes war. Die <strong>Liebe</strong> findet statt<br />

an Teichen, romantisch nett ist sie <strong>und</strong> macht das Leben schön. Wir aber haben<br />

uns im Ocean getroffen, das gibt es nur, wenn wir zusammen sind. Doch<br />

meiner Fre<strong>und</strong>in Pat zu sagen: „Ich liebe dich nicht mehr. Ich liebe jetzt eine<br />

andere Frau.“ Das kann ich nicht. Und außerdem stimmt es ja auch nicht. An<br />

meiner <strong>Liebe</strong> für sie hat sich doch durch uns nichts geändert.“ „Ich glaube,<br />

dich schon zu verstehen, Miles. Deine Fre<strong>und</strong>in in Reading das bist ja du selbst.<br />

Dein Leben ist es jetzt <strong>und</strong> wird es sein. Sie wird deine Fre<strong>und</strong>in bleiben, nur<br />

du wirst in zwei Jahren in Lissabon oder Neu Delhi sitzen <strong>und</strong> deiner Fre<strong>und</strong>in<br />

dort von deiner guten Bekannten in Berlin erzählen. M,m, Miles, so wird da<br />

nichts draus. Das nicht mit mir. Ich möchte dich, ja. Ich will dich, aber ganz,<br />

dein Herz <strong>und</strong> nicht deine zukünftigen Erinnerungen an Berlin inszenieren.<br />

Entweder ich habe es oder habe es nicht. Du musst es wissen, wem es gehört<br />

oder gehören soll. Ich will mit dir leben Miles, neben meinem <strong>und</strong> deinem wird<br />

es ein drittes, unser gemeinsames Leben geben. Miles, für etwas anderes<br />

stehe ich nicht zur Verfügung. Das wird es nicht geben mit uns beiden. Ein<br />

paar schöne Abende <strong>und</strong> Nächte, das ist es mir nicht wert, das will ich nicht.“<br />

legte ich meine Position dar.<br />

Wedding night<br />

Die Stimmung, in der ich zu Miles gefahren war, es nicht abwarten zu können,<br />

ihm um den Hals zu fallen, existierte nicht mehr. Miles hatte seine Ellenbogen<br />

auf den kleinen Küchentisch gestützt, seine Hände übereinander gelegt, <strong>und</strong><br />

die Zeigefingerlinie berührte sein Kinn kurz unterhalb der Unterlippe. Er starrte<br />

mich an, starrte aus dem Fenster, wieder zu mir <strong>und</strong> wieder aus dem Fenster.<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 25 von 36


„Ich habe mich nicht getäuscht <strong>und</strong> täusche mich nicht, auch wenn es nur eine<br />

Nacht war. Ich will dich nicht verlieren. Dass du es auch so willst, ist w<strong>und</strong>ervoll.<br />

Es ist ein Traum. Nur ich hab Angst. Angst davor, dass ich mit dem, was<br />

sich ergibt nicht fertig werden könnte.“ äußerte sich Miles schließlich. „Miles,<br />

du bist nicht allein. Ich werd' dir helfen, wo du möchtest.“ unterstützte ich ihn.<br />

Wir blickten uns an. Immer sucht dein Blick etwas, erwartet etwas, hofft etwas<br />

zu sehen. Aber unsere Blicke trafen sich jetzt leer, dumm <strong>und</strong> selbstverständlich.Wir<br />

lachten <strong>und</strong> ich erklärte: „Miles du weißt gar nicht, was wir beide gerade<br />

gemacht haben. Du weißt es nicht, aber vielleicht macht es dich doch<br />

sprachlos, auch in deinem Blick?“ Miles lächelte gespannt in Erwartung der Auflösung,<br />

„wir haben gerade gesagt, dass wir einander nicht verlieren wollen, unsere<br />

Leben gemeinsam führen wollen. Sonst werden Mann <strong>und</strong> Frau immer gefragt,<br />

ob sie dazu bereit sind. Wir haben's einfach für uns selbst entschieden.<br />

Meinst du nicht, dass man sich trotzdem küssen <strong>und</strong> ein wenig Champagner<br />

trinken müsste?“ Im Hotel von gestern gingen wir essen, fuhren aber anschließend,<br />

ohne die Bar zu kontaktieren, sofort zu Miles. „<strong>Diana</strong>, du bist stark. Du<br />

wirst mir helfen.“ sagte Miles als wir gerade im Bett lagen. „Miles, vielleicht<br />

werde ich selber Hilfe brauchen. Aber lass uns jetzt doch nicht darüber reden.<br />

Ist doch unsere wedding night, oder hast du's ganz vergessen?“<br />

Stumm<br />

Ich hatte Paco noch vorm Abendessen angerufen, gesagt, dass ich nicht nach<br />

Hause käme, <strong>und</strong> Verständnis für seine Lage geäußert. Als ich zurückkam,<br />

sprach er nicht mehr mit mir. Bei meiner Schwester weinte er sich aus <strong>und</strong> beklagte<br />

sich bitter über mich. Ich hätte die Möglichkeit, Vertrauen zu entwickeln<br />

in ihm zerstört. Eine größere Enttäuschung habe er noch nie in seinem Leben<br />

erfahren. Verlogen sei ich, wenn er daran denke, was ich zu ihr, zu Claudia, gesagt<br />

habe, als sie betrogen worden war. Er sprach überhaupt nicht mehr mit<br />

mir. Ich sah ihn auch kaum noch. Er verkroch sich in sein Zimmer <strong>und</strong> schlief<br />

auch dort. Er musste mir doch mal zu hören. Das ihm alles entsetzlich weh tat,<br />

verstand ich ja, aber ich tat es doch nicht weil ich ihm gegenüber hätte rücksichtslos<br />

sein wollen. „Frank, ich will jetzt mit dir reden. Du musst mir einmal<br />

zuhören, bitte.“ forderte ich ihn auf, als ich in sein Zimmer gegangen <strong>und</strong> mich<br />

auf den Stuhl an seinem Schreibtisch gesetzt hatte. „Bitte, <strong>Diana</strong>, geh!“ sagte<br />

er nur. „Frank, ich glaube, ich kann dich sehr gut verstehen, auch wie enttäuscht<br />

du von mir bist, nur dass du nicht redest, das ist Kinderei, das ist kindisches<br />

Verhalten, so geht ein erwachsener Mensch nicht mit seinen Problemen<br />

um. Wenn ich etwas von dir nicht gekannt habe, dann ist es auf jeden Fall dieses<br />

Bedürfnis gewesen, sich selbst desavouieren zu wollen, das du jetzt ja<br />

wohl unbedingt demonstrieren musst.“ wütend knallte ich die Tür seines Zimmers<br />

hinter mir zu.<br />

Ja, ich liebe Paco<br />

Fast jede freie Minute verbrachte ich mit Miles, hatte auch einen Schlüssel zu<br />

seiner <strong>Liebe</strong>stöterwohnung <strong>und</strong> viele Blumen besorgt, die es schon mal ein we-<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 26 von 36


nig angenehmer machen sollten. Das Grün des Dschungels erfreut <strong>und</strong> besänftigt<br />

die Augen beim <strong>Liebe</strong>n <strong>und</strong> Leben. Die weißen Wände der rechteckigen<br />

Kästen hätten Tarzan <strong>und</strong> Jane verkümmern lassen, sie aber niemals zum <strong>Liebe</strong>n<br />

animiert. Ich lebte fast ausschließlich hier <strong>und</strong> Paco kam dabei nie in meine<br />

Gedanken. Aber an der Uni, auf der Straße <strong>und</strong> natürlich besonders zu Hause<br />

quälte er mich. Ich hatte mir traurige Momente vorgestellt, in denen ich<br />

mich an ihn <strong>und</strong> unser gemeinsam Schönes erinnern musste. Jetzt war er noch<br />

da, aber redete kein Wort mit mir, ich konnte ihn sehen, aber er verweigerte<br />

die Kommunikation. Mein lieber Mensch steht mir gegenüber, beklagt sich<br />

nicht, dass ich ihm weh tue, dass ich ihn verletze, ich bin ihm keines Wortes<br />

würdig. Wusste er, wie schwer das für mich zu ertragen war? Wollte er sich dadurch<br />

rächen. War er noch hier, um mich zu quälen. Es ist sehr schwer, einen<br />

Menschen zu verlieren, den man gern hat <strong>und</strong> begehrt, aber sein Wort zu verlieren,<br />

wollte mich verrückt machen. Ich hielt es zu Hause nicht mehr aus,<br />

konnte es nicht ertragen, zu wissen dass er dort in seinem Zimmer saß, nur<br />

um schweigend zu demonstrieren, wie er mich verachtete. „Verschwinde endlich,<br />

ich will dich nicht mehr sehen!“ hätte ich schreien können, aber ich liebte<br />

ihn doch, da hatte sich doch nichts geändert. Ich liebte ihn? Das hatte ich noch<br />

nie gedacht. Einfach ein netter Mensch neben mir war Paco aber doch nicht.<br />

Ich hatte eine Phobie vor dem Gebrauch dieses Wortes. Mein M<strong>und</strong> brauchte es<br />

nicht, dieses Wort, das hohl <strong>und</strong> schal war, weil alle es für alles platt missbrauchten.<br />

Wie hieß das Wort, das Zwischenmenschliches benannte, das anders<br />

war, als du sonst bist? Das dich erfreut <strong>und</strong> glücklich macht, nur weil es<br />

geben kann. Das Wohlempfinden spürt, wenn es den anderen beglückt. Das<br />

gibt es nicht. Du wirst es <strong>Liebe</strong> nennen müssen, oder ein Wort erfinden, das<br />

niemand versteht. Vom Missbrauch ließ ich es mir nicht verbieten. Ja, ja ja, ja<br />

ich liebte Paco, auch wenn mein Leben Miles war. Aber was sollte ich denn tun?<br />

Paco, der da vorne hinter der Tür <strong>und</strong> in meinem Herzen saß vielleicht einen<br />

Brief schreiben. Dass ich ihn verlieren würde, hatte ich in Kauf genommen,<br />

aber dass er mich so quälen konnte, hatte ich nicht erwartet. Ich begann damit<br />

alles aufzuschreiben, immer wenn ich irgendwo saß, nur bei Miles ging es<br />

nicht.<br />

Etwas zu bereden<br />

„<strong>Diana</strong>, haben wir nicht doch mal etwas zu bereden?“ sagte Paco plötzlich. Ich<br />

war nicht nur über seinen plötzlichen Gesinnungswandel <strong>und</strong> seine kuriose Formulierung<br />

erstaunt, ich musste meine Arme zurückhalten, in denen es zuckte,<br />

weil sie seinen Hals umschlingen wollten. Was ihn auf einmal dazu verleitet<br />

hatte? Ich wollte es gar nicht wissen. Wir redeten bis in die Nacht. Noch nie<br />

war Paco mir so w<strong>und</strong>ervoll erschienen. Sonst war er einfach da, <strong>und</strong> es war<br />

gut. Ich hatte ihn noch nie so tief erlebt. Jetzt hätt ich mich in ihn verliebt,<br />

wenn ich's nicht schon gewesen wäre. Ich spürte, wie ich entsetzliche Lust auf<br />

ihn hatte, aber ich wollte stark bleiben. Ja, ich sehnte mich nach dem, was wir<br />

gehabt hatten. Das war ja dieser Mann. Ich wollt' es nicht verlieren. Es war<br />

vorbei. Nie würd' es das mehr geben. In meinen Augen stand die Feuchtigkeit.<br />

„Ich verurteile dich nicht, <strong>Diana</strong>. Wer bin ich, dass ich mir so etwas anmaßen<br />

könnte. Ich glaube, dass ich dich sogar verstehe, aber weh tut es deshalb kein<br />

bisschen weniger. Ich weiß nicht, was ich lieber möchte, dich möglichst schnell<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 27 von 36


vergessen oder weiter von dir hören.“ sagte Paco. „Vergessen, das geht glaube<br />

ich nicht, das ist nur Selbstbetrug. Vergessen werde ich dich nicht. Ich werde<br />

die <strong>Diana</strong> sein, die Frank verloren hat, den sie vorher so lange hatte. Das wird<br />

so sein <strong>und</strong> wird auch stets so bleiben. Ob wir noch von einander hören, ist<br />

eine andere Frage, die daran nichts ändert. Wir umarmten uns lange <strong>und</strong> innig.<br />

„Frank, ich würde im Moment ganz gerne bei dir bleiben. Du siehst, da ist<br />

nichts tot. Ich liebe dich. Nur muss ich mir das selbst verbieten, das kann ich<br />

nicht <strong>und</strong> will es nicht.“ erklärte ich. In der folgenden Woche zog Paco aus.<br />

So läuft das nicht<br />

Wer Miles in mir war, wusste ich immer noch kein bisschen mehr. Die meisten<br />

Affinitäten sah ich noch zu Ben, dem Jungen im Park damals, mit dem ich<br />

flüchten wollte. Da war ja auch alles ziemlich schnell selbstverständlich. Nur<br />

war das niemals Basis eines Traumes, einer Wunschvorstellung. Ne nette Episode<br />

war es, die ich gern erinnerte, mehr nicht. Vielleicht war Miles ja ein Produkt<br />

von meiner Mutter, ein Held, eine Gestalt, die sie erschaffen hatte, in einer<br />

ihrer endlos immer wieder neu erf<strong>und</strong>enen Geschichten. Nur Miles war gar<br />

kein Held. Ich sah den Helden nicht <strong>und</strong> auch nix anderes. Nur einfach da sein,<br />

das war gut. Das andere würd sich schon irgendwie entwickeln.<br />

Meine Mutter meinte, wenn meine Gefühle so intensiv seien, müsse Miles wohl<br />

etwas sehr tief liegendes berühren <strong>und</strong> dabei handele es sich meistens um Erfahrungen<br />

aus ganz früher Kindheit. In meinem Bezug zu Daddy könne sie keine<br />

Affinitäten sehen, aber im Kinderladen hätte ich einen Fre<strong>und</strong> gehabt, der<br />

mir ganz wichtig gewesen sei. Wir beiden hätten permanent zusammengehangen<br />

<strong>und</strong> wenn er nicht da gewesen sei, hätte ich auch wieder nach Hause gewollt.<br />

Ja, das wusste ich auch. Zwischen zwei <strong>und</strong> vier Jahren war das. Dann<br />

wurde der Kinderladen aufgelöst. Ich hatte aber gar keine konkreten Erinnerungen,<br />

wusste nur, dass wir beide immer zusammen operiert hatten, <strong>und</strong> dass<br />

er eine braune Hose trug, das wusst' ich ganz genau. Er war wohl blond, denn<br />

dunkle Haare hatte er keinesfalls. Als ich anschließend in einen öffentlichen<br />

Kindergarten in der Nähe kam, fing alles an. Frech, ungezogen sei ich, Aufsässigkeit<br />

<strong>und</strong> Wutausbrüche konstatierte man. Stets wurde meine Mutter konsultiert,<br />

zum Therapeuten sollte sie mit mir. Nach einem Monat nahm sie mich<br />

wieder raus <strong>und</strong> zu sich auf den Schoß. „Ich bin stolz auf dich kleine Hexe <strong>und</strong><br />

bew<strong>und</strong>ere dich. Das hätte ich in meinem Leben auch so gern gekonnt. Von<br />

mir wirst du's nicht haben, dass muss Daddy sein der alte Kämpfer. Weißt du,<br />

wenn es abends schon ganz spät ist, <strong>und</strong> er denkt, ich schliefe schon, dann<br />

holt er manchmal seine Ritterrüstung raus <strong>und</strong> dann … . Dann wusste ich, dass<br />

es jetzt Zeit war, meine Wange auf die Haut von Mamis Dekolletées zu legen<br />

<strong>und</strong> ihrer Geschichte zu lauschen.<br />

War Miles der kleine Junge mit der braunen Hose? Ganz unwahrscheinlich war<br />

das nicht. Er war ja der erste Gleichaltrige zu dem ich kontinuierlichen Kontakt<br />

gehabt hatte. Äußerst wichtig war er mir wohl gewesen. Ja, ja direkte Ähnlichkeit<br />

mit heute gab's ja auch. Nur da sein musste er, dann würden wir schon alles<br />

managen. Bestimmt hing es damit zusammen, nur wie war ausgerechnet<br />

Miles in diese Rolle gekommen <strong>und</strong> vor ihm kein anderer? Was hatte er in mir<br />

bewirkt, dass er dies Bild reaktivieren konnte, das ich selber nicht mehr kann-<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 28 von 36


te. Ich versuchte mir Miles in braunen Hosen vorzustellen. Ob er mir dann noch<br />

sympathischer wäre.<br />

Am Wochenende fuhr Miles nach Reading. Ich litt mit ihm, obwohl ich mir überhaupt<br />

kein Bild davon machen konnte, was sich für ihn abspielen würde. Er<br />

hatte mir zwar einiges von seiner Frau, respektive Fre<strong>und</strong>in erzählt, aber meine<br />

Bilder waren komplette Imagination. Ich holte ihn in Tegel ab, <strong>und</strong> wir waren<br />

überglücklich uns nach dieser unendlich langen Trennung jetzt wieder zu<br />

haben. Der ganze Weg war nur Zärtlichkeiten <strong>und</strong> Neckereien vorbehalten. Erst<br />

zu Hause beim Kaffee wollte ich erfahren, wie es gelaufen sei. Miles antwortete<br />

nicht direkt. Dann druckste er heraus: „Ich konnte nicht, <strong>Diana</strong>, ich konnte es<br />

nicht.“ Mir fiel das Kinn runter. „Nein, Miles, nein, nein, nein. So läuft das nicht.<br />

So kann das nicht laufen. Das haut so nicht hin. Du machst mich böse auf dich.<br />

Ich habe dir alle Hilfe angeboten, nur einfach sagen: „Ich kann nicht.“ das<br />

funktioniert nicht. Verstehst du? Wenn du nicht kannst, dann will ich nicht. Das<br />

ist nicht das, was du gesagt hast. Deine Worte können noch so schön sein,<br />

wenn du aber anders handelst, dann sind sie nichts wert <strong>und</strong> gelogen. Miles,<br />

das ist mir ganz, ganz ernst. Wenn du mich nicht erkennen lässt, was sich da<br />

ändert <strong>und</strong> du nochmal von Reading zurückkommst <strong>und</strong> sagtst: „Ich konnte<br />

nicht.“, ist augenblicklich alles absolut Finito, verstehst du. Dann bist du nicht<br />

mehr der, den ich in dir jetzt sehe. Mit dem anderen will ich aber überhaupt<br />

nichts zu tun haben. Ich hoffe, ich habe mich so deutlich ausgedrückt, dass<br />

auch der ungebildetste Guardian Reporter das unzweideutig verstehen konnte.“<br />

hielt ich meine Philippika. Miles hatte sein Gesicht auf die rechte Hand gestützt<br />

<strong>und</strong> rieb mit der linken über Schläfe <strong>und</strong> Wange der anderen Gesichtshälfte,<br />

betreten nachdenklich starrte er dabei in die Gegend. „<strong>Diana</strong>, ich habe die ganze<br />

Zeit in Reading an uns gedacht <strong>und</strong> nichts so sehnlich erwartet wie meine<br />

Rückkehr, dich wieder zu sehen, deinen schelmischen Blick zu bekommen. Ja<br />

ich brauche das, ich will das, nichts anderes.“ Miles Augen begannen sich befeuchten,<br />

„Ich will mit dir leben, nur mit dir, natürlich. Da hat sich nichts verändert,<br />

das ist genauso, wie ich es gesagt habe <strong>und</strong> da wird sich nichts verändern.<br />

Es wird so bleiben. Mit Reading ist es etwas anderes. Ich habe schon gewusst,<br />

dass ich nicht der Mutigste bin, aber ich muss wohl entsetzlich feige<br />

sein. Die Vorstellung es Pat zu sagen <strong>und</strong> der Gedanke an die Bedeutung für<br />

sie, lassen mich offensichtlich alles andere vergessen. Ich muss eine Strategie<br />

entwickeln. Einfach nach Hause zu fahren, Pat gegenüber zu stehen <strong>und</strong> es ihr<br />

zu sagen, ist eine Illusion, eine Wunschvorstellung, die nicht funktioniert. Dafür<br />

bin ich nicht stark genug oder brutal genug.<br />

Mich trösten<br />

Miles informierte alle Fre<strong>und</strong>e, Bekannten <strong>und</strong> Verwandte. Er wolle es ihr schon<br />

selber sagen, aber bat sie, sich um Pat zu kümmern <strong>und</strong> ihr zu helfen. Dann<br />

schrieb er einen ganz langen Brief, in dem er zu allem Stellung nahm <strong>und</strong> ihr<br />

alles erklärte. Er wollte ihn abschicken, wenn er mit ihr telefoniert hätte. Das<br />

tat er, st<strong>und</strong>enlang. Anschließend war er völlig fertig. „Ich bin ein Schwein,<br />

<strong>Diana</strong>, Pam hat nur geweint <strong>und</strong> immer nur weinend gesprochen. Dabei war sie<br />

so lustig als ich anrief. Ich kann so etwas nicht. Wir sollten noch mal neu anfangen<br />

<strong>und</strong> alles ganz anders machen, hat sie vorgeschlagen. Sie hat sich<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 29 von 36


selbst Vorwürfe gemacht, erklärt, dass sie Schuld an allem sei. Oh je, ich ertrag<br />

es nicht. Nie hätte ich in meinem Leben einem Menschen so etwas antun<br />

wollen <strong>und</strong> dann ausgerechnet Pat.“ klagte er. „Und ich bin Schuld daran. Das<br />

denkst du das jetzt?“ erk<strong>und</strong>igte ich mich? Miles schaute mich groß an. Bestimmt<br />

hatte er das gedacht. „Miles, das Leben, das du für dich führen möchtest,<br />

das dir wichtiger ist, lässt dir keine Alternative. Ich habe dir nie gesagt,<br />

du sollst mit Pat Schluss machen, wenn du dich entschieden hättest, dass ihr<br />

dein Herz <strong>und</strong> dein Leben gehörte, es wäre ja o. k. gewesen. Ich hätte damit<br />

gelebt. Gedrängt habe ich dich niemals. Es ist deine ureigene Entscheidung gewesen.<br />

Du hast Pat verloren, darunter wirst du leiden, aber ich habe sie dir<br />

nicht genommen. Wenn du es so sehen willst, wird es böse für uns beide <strong>und</strong><br />

deiner Trauer wird es gar nichts nützen. Deine Trauer musst du selber leben,<br />

weinen, wenn dir danach ist. Sei traurig, wenn du traurig bist. Ob Pat lebt oder<br />

verunglückt wäre, für deinen Schmerz spielt es keine Rolle. Du hast nicht<br />

mehr, was du mal hattest, <strong>und</strong> was dir lieb, teuer <strong>und</strong> begehrenswert war. Du<br />

hast es verloren, hast Pat verloren <strong>und</strong> damit wirst du leben müssen, du allein.<br />

Ich kann dich nur trösten in deiner Trauer <strong>und</strong> deinem Schmerz über den Verlust.“<br />

erklärte ich. Miles konnte wieder lächeln. „Bitte“ sagte er. „Bitte, was?“<br />

fragte ich. „Mich trösten.“ er darauf. Aber er bekam zunächst mal meinen<br />

schelmischen Blick <strong>und</strong> einige mimische Verrenkungen, bevor detaillierte Entscheidungen<br />

über gemeinsame körperliche Aktivitäten fielen.<br />

Shimo, hör auf!<br />

„Shimo, nein, was soll ich denn da? Ich bin eine alte Frau. Das ist doch etwas<br />

für junge Leute!“ deklamierte ich laut. „Shimo lachte auch, drückte mich <strong>und</strong><br />

warf mich auf die Couch. Wir rangelten ein wenig. Er lag schräg über mir<br />

schaute in mein lachendes Gesicht. Ich merkte an meinem Bein, wie er sich erregte.<br />

„Shimo, hör auf! Sofort!“ sagte ich. Nebeneinander auf der Couch erklärte<br />

ich: „Weiß du, es macht ja Spaß zu balgen, <strong>und</strong> besonders wenn ein<br />

Mann <strong>und</strong> eine Frau das machen. Und weil sie so eng mit ihren Körpern Kontakt<br />

haben, kommen sie dabei häufig auf Ideen, auf die wir beide aber auf keinen<br />

Fall kommen wollen, oder siehst du das anders.“ „Nein, nein, ist doch klar,<br />

Entschuldigung.“ erklärte er hastig, „Ich hab bestimmt 'nen Ödipus. Bei Mutti<br />

habe ich da noch nie dran gedacht.“ „Aber bei mir.“ ergänzte ich. Shimo<br />

druckste: „Ja, <strong>Diana</strong>, es gibt niemanden auf der Welt, der mir so viel bedeutet<br />

wie du, <strong>und</strong> dass du eine Frau bist, kann ich dem Mann in mir nicht zu sehen<br />

verbieten. Und dass ich von dir träume, ist auch einfach da. Das lässt sich auch<br />

nicht verbieten.“ „Nein, nein! Ich will das nicht! Das soll nicht sein!“ ich hätte<br />

es schreien können <strong>und</strong> sagte: „Natürlich nicht, Träume, Wünsche <strong>und</strong> Emotionen<br />

kann man nicht verbieten. Ich sehe ja auch, dass du ein Mann bist, ein<br />

schöner junger Mann, <strong>und</strong> äußerst viel bedeutest du mir ja wohl auch, aber du<br />

löst gar keine erotischen Fantasien bei mir aus. Überhaupt nicht. Habe ich noch<br />

nie dran gedacht. Anscheinend ist das nicht zwangsläufig so, wie du es bei dir<br />

deutest. Da wird etwas anderes sein Shimo.“ „Ja, das war ja auch nicht immer<br />

so. Für eine tolle Frau habe ich dich schon immer gehalten. Meine Fre<strong>und</strong>in<br />

habe ich mir so vorgestellt, vielmehr gewünscht. Na ja, träum weiter, konnte<br />

ich mir da nur sagen. Und das habe ich auch getan. Zuerst war es noch eine<br />

imaginäre Fre<strong>und</strong>in, die dir aber mit der Zeit immer ähnlicher wurde. Ich habe<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 30 von 36


ja auch gar keine Bandbreite, fast alles Männer <strong>und</strong> die wenigen Frauen, die<br />

ich kenne, na ja. Laura ist ja an sich ein ganz netter Mensch, aber ich kann mir<br />

gar keine wünschenswerte Perspektive vorstellen. <strong>Monika</strong>, die mochte ich sehr,<br />

da hätte ich etwas sehen können, aber für die war ich nur ein netter Junge.“<br />

erklärte er. „Ich bin also nur dein Traumersatz, weil du in Wirklichkeit selbst nix<br />

Besseres hast. Shimo, du missbrauchst mich, ohne mich vorher gefragt zu haben.<br />

In Zukunft werde ich also immer, wenn wir uns treffen, denken, ob er<br />

jetzt wohl wirklich mit dir reden will oder dich eigentlich lieber missbrauchen<br />

würde.“ meinte ich dazu <strong>und</strong> Shimo platzte los vor Lachen. „Ja, Shimo, nur<br />

witzig ist das nicht. Das ist schon ein anderes Gefühl, wenn wir uns unterhalten,<br />

<strong>und</strong> mir gegenwärtig ist, dass du gern mit mir zärtlich sein würdest. Das<br />

stört, stört mich, verwirrt. Aber es liegt ja anscheinend daran, das du keine gescheite<br />

Fre<strong>und</strong>in hast. Nur mich dabei als Vorbild <strong>und</strong> Muster zu sehen, behindert<br />

dich nicht nur, sondern wird auch gar nicht deinen tatsächlichen Bedürfnissen<br />

entsprechen. Die müssen aus dir selber kommen <strong>und</strong> nicht einer Folie entsprechen.<br />

Bei mir war das genauso mit meinem Vater. Ich habe nie so einen<br />

Mann getroffen. Ich bin allerdings nicht auf die Schnapsidee gekommen, mit<br />

meinem Vater ins Bett zu wollen. Das ist bei dir übrigens nichts anderes. Dicker<br />

Inzest ist das, ich habe die gleichen Gene wie Claudia. Also bitte, Inzesttabu,<br />

<strong>und</strong> daraus resultiert, dass du dir ne andere Frau suchst.“ Shimo lachte<br />

sich wieder schief. „<strong>Diana</strong>, ich kann da doch nichts dran machen. Ich hab' dich<br />

einfach unheimlich gern. Aber keine Angst, ich werde nie mit dir ins Bett wollen.<br />

Das ist absolut sicher.“ erklärte er. Ich überlegte, ob man ihm nicht mehr<br />

<strong>und</strong> andere Kontakte ermöglichen könnte. Am Theater <strong>und</strong> bei den Germanisten<br />

gab's doch auch viele kluge Frauen.<br />

Le Mans<br />

„Aber zu Le Mans. Erstens bist du nicht alt <strong>und</strong> zweitens sind da keineswegs<br />

nur junge Leute. <strong>Diana</strong>, ich erzähle dir immer davon, aber du weißt gar nicht,<br />

wovon ich eigentlich spreche. Du musst es einfach mal einmal erleben. Jetzt<br />

ordnest du alles was ich erzähle in deine Vorstellungen ein, die werden dann<br />

bestimmt ganz andere sein. Wenn du dahin möchtest, wird Miles dich bestimmt<br />

nicht allein lassen. Ich wollte euch beiden eine Freude machen. Von alleine wäret<br />

ihr bestimmt nicht drauf gekommen.“ erläuterte Shimo zu den Karten für<br />

Le Mans. Was sollte es schon bedeuten? Was vergab ich mir denn? Ich würde<br />

ihm eine Freude machen, wenn ich dahin führe. Das war mir am meisten wert.<br />

„Ich werde es mit Miles besprechen. Danke schön, es ist sehr lieb von dir <strong>und</strong><br />

ich will auch dahin.“ erklärte ich. Ich will zu einem Autorennen, 24 St<strong>und</strong>en,<br />

Tag <strong>und</strong> Nacht, um Himmels Willen. Das ist ja so ungeheuerlich, dass mir diese<br />

Idiotie schon wieder beginnt, Spaß zu machen. Mit Miles haben wir auch<br />

schrecklich darüber gelacht, aber er wusste, dass da wohl alles in deutscher<br />

Hand sein sollte, <strong>und</strong> Audi immer alles gewinnen würde. Vielleicht könne man<br />

dazu ja etwas schreiben. „Every second brings a new excitement.“ stand in einem<br />

Prospekt. Wir mutmaßten, was wohl in der nächsten Sek<strong>und</strong>e bei uns so<br />

exciting werden könne. Würde das nicht auch zur Maxime für eine lebendige<br />

Beziehung taugen. Ich erzählte Miles auch von meinem neuen Liebhaber, <strong>und</strong><br />

Miles konnte es gar nicht verstehen. Die Welt in Berlin sei doch voll kluger<br />

Frauen, er sei bestimmt trotz seiner kosmoplitischen Bolidenraserei ziemlich<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 31 von 36


hausbacken <strong>und</strong> müsse sich mal ein wenig kümmern.<br />

Heiratsantrag<br />

Für die nächste Sek<strong>und</strong>e mit excitement sorgte Miles. Im Mai, schon vor Le<br />

Mans, meinte er, dass man als Korrespondent in der Regel nur immer für einige<br />

Jahre an einem Ort bleibe. Er sei jetzt schon fünf Jahre in Berlin, <strong>und</strong> da er fließend<br />

Französich <strong>und</strong> auch ganz ordentlich Spanisch spreche, sei er sicher ein<br />

Kandidat für einen erforderlichen Ortswechsel, zumal Berlin wohl auch recht<br />

begehrt sei. „Wie, <strong>und</strong> dann kommst du einmal im Monat aus Madrid nach<br />

Hause?“ fragte ich entgeistert. „Ja, das wusste ich ja auch, <strong>und</strong> fand es auch<br />

nicht schlecht. Nur jetzt fänd' ich das überhaupt nicht mehr gut. Es sei denn,<br />

du würdest auch mitkommen. Nur das wäre dann völlig deine Privatsache.“<br />

antwortete Miles. „Ich kann doch hier gar nicht weg. Wie sollte das denn gehen?<br />

Alles bis jetzt Erreichte fliegen lassen, weil ich gern bei dir sein möchte?<br />

Miles!“ reagierte ich. „Es gibt eine Möglichkeit, die uns schützen könnte, wenn<br />

wir zum Beispiel verheiratet wären.“ erklärte Miles. Ich musste durchatmen.<br />

„Oh nein, Miles, was für ein umständlicher Heiratsantrag. Du vermutest wahrscheinlich,<br />

dass ich so etwas für mein Leben überhaupt nicht vorgesehen haben<br />

könnte, <strong>und</strong> so ist es in der Tat. Ich will ja mit dir zusammenleben. Endlos.<br />

Weil mir unsere <strong>Liebe</strong> wichtig ist. Mit Behörden <strong>und</strong> Gesetzen hat das nichts zu<br />

tun <strong>und</strong> soll es auch nicht zu tun haben.“ machte ich meine Position deutlich.<br />

„<strong>Diana</strong>, das brauchst du mir gar nicht zu erzählen. Ich seh es doch kein Fünkchen<br />

anders. Die Vorstellung, in einem Standesamt darauf antworten zu müssen,<br />

ob ich mit dir zusammenleben will, macht mich zornig. Nur wenn ich die<br />

Vorteile <strong>und</strong> Nachteile sehe, die mit oder ohne Schein verb<strong>und</strong>en sind, bin ich<br />

mir nicht mehr sicher. Ohne Trauschein existierst du für den Guardian nicht,<br />

mit habe ich Versetzungsschutz <strong>und</strong> du bist die Frau des Korrespondenten, die<br />

auch ein Recht zu wohnen hat <strong>und</strong> weitere Vergünstigungen mehr. Wir könnten<br />

die Urk<strong>und</strong>e ja verstecken, dass wir sie nie sehen <strong>und</strong> leben als ob wir sie nie<br />

gesehen hätten.“ schlug Miles vor. „Miles, du wirst mir dann nicht eines Tages<br />

einfach sagen können: „Ich liebe jetzt eine andere Frau, tschüss <strong>Diana</strong>, mach's<br />

gut. Dann werde ich mit dem Zettel winken, auf dem steht, dass du mir gehörst.<br />

Dass du's versprochen hast, <strong>und</strong> alle es gehört haben.“ merkte ich dazu<br />

an. „<strong>Diana</strong>, das ist böse <strong>und</strong> unsinnig. Sag so etwas nicht, das tut weh.“ reagierte<br />

Miles. „Ich habe gehört, was du gesagt hast, aber ich kann das jetzt<br />

nicht einfach so für mich entscheiden. Ich bin hier, weil ich,<strong>Diana</strong>, die Frau,<br />

dich lieben möchte, aber nicht, weil ich die Frau von Miles sein möchte. Ich<br />

möchte nicht diejenige sein, die der Guardiankorrespondent als seine Frau vorführt.<br />

Sich als den Besitz eines Mannes vorzeigen zu lassen, ist in meinem Leben<br />

verboten. Miles, die Königin kann alles geben, aber sie gehört niemandem.“<br />

erklärte ich dazu. Wir diskutierten noch lange darüber, obwohl wir uns<br />

im Gr<strong>und</strong>e völlig einig waren. Miles legte prinzipiell auch überhaupt kein Wert<br />

auf's Heiraten. Er unterstützte mich auch in meinen Ansichten. Die Frage war<br />

nur, ob man die nicht unerheblichen Nachteile in Kauf nehmen sollte, oder alle<br />

Hürden der Bedenken <strong>und</strong> Vorbehalte überwinden, <strong>und</strong> zum Standesamt gehen<br />

wollte. Ich hätte noch zusätzlich eine Ehephobie zu überwinden. Wir waren uns<br />

nicht schlüssig, <strong>und</strong> wenn ich nicht gewollt hätte, wäre es für Miles genauso<br />

akzeptabel gewesen.<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 32 von 36


<strong>Diana</strong>, die Braut<br />

Die Vorstellung, dass wir eventuell schon bald nicht mehr zusammen sein<br />

könnten, ließ mich zu <strong>Diana</strong>, der Braut, werden. „Lass es uns schnell hinter uns<br />

bringen.“ meinte ich zu Miles <strong>und</strong> außer meinen Liebsten war auch niemand<br />

anwesend bis auf Moni. Die hatte sich nicht wieder eingekriegt, als sie davon<br />

erfuhr <strong>und</strong> wollte unbedingt dabei sein, mit Falco natürlich. Deshalb fuhren wir<br />

auch nicht einfach vom Standesamt nach Hause, sondern gingen gemeinsam<br />

essen. Obwohl wir ausdrücklich vorhatten, keinesfalls irgendwelche Feierlichkeiten<br />

zu veranstalten, gingen wir, weil es so lustig war, alle zu mir, <strong>und</strong> erzählten<br />

<strong>und</strong> tranken bis in die späte Nacht. Dass das Ehepaar gemeinsam 24 St<strong>und</strong>en<br />

bei einem Autorennen in Le Mans verbringen wollte, war der absolute Gag.<br />

Fassen konnte ich es nicht, dass ich jetzt verheiratet war. Wir alberten damit,<br />

redeten uns als mein Mann <strong>und</strong> meine Frau an, sprachen von dem Ehepaar, anstatt<br />

wir zu sagen, nur draußen merkte man es nicht, dass wir jetzt verheiratet<br />

waren, weil wir unsere Namen beibehalten hatten. Nur in allen Formularen<br />

wollte man es ständig wissen. Als ich nicht verheirated war, fiel mir das gar<br />

nicht auf, nur jetzt kam es mir vor, als ob es für alle eines der wesentlichsten<br />

Persönlichkeitsmerkmale war, in welchem amtlich bescheinigten Familienstand<br />

man lebte. Vielleicht hatte man ja mit diesen ledigen irgendwan mal etwas vor.<br />

Wollte sie schulen, kasernieren oder einfach nur wissen, wo sie steckten.<br />

Presseempfang<br />

Miles saß öfter mit Shimo zusammen, um sich über Le Mans, Autorennen <strong>und</strong><br />

das ganze System zu informieren. Er hatte noch viel weniger Ahnung davon als<br />

ich. Von der Sportredaktion des Guardian kam niemand nach Le Mans <strong>und</strong> Miles<br />

wurde gebeten, doch auf jeden Fall etwas zu schreiben, das für den Sportteil<br />

passe. Oh, armer Miles! Aber er <strong>und</strong> Shimo verstanden sich klasse. Shimo<br />

hatte von mir immer wissen wollen, warum ich denn in Miles verliebt sei. Er<br />

konnte es gar nicht verstehen. Etwas besonderes müsse für mich doch an ihm<br />

sein. „Ja, er muss einfach da sein, dann ist's gut, dann bin ich selig.“ reagierte<br />

ich, <strong>und</strong> Shimo kriegte sich nicht wieder ein. Ob er denn auch wohl selig würde,<br />

wenn Miles bei ihm sei, erk<strong>und</strong>igte sich Shimo. Ganz so war es nicht, wenn<br />

die beiden sich trafen, aber völlig entfernt davon konnte es auch nicht sein,<br />

sonst hätten sie nicht so viel Spaß miteinander gehabt.<br />

In der Botschaft gab's einen Empfang für die Presse <strong>und</strong> Miles animierte Shimo<br />

doch einfach mitzukommen, da sei die ganze Welt zugegen. Shimo hatte sich<br />

mit einer jungen Frau der Times of India unterhalten. Sie war keine Korrespondentin<br />

in Berlin, sondern war wegen ihrer Französischkenntnisse nach Cannes<br />

geschickt worden, aber die Leute wollten sowieso am liebsten nur etwas von<br />

ihren Bollywood-Stars dort hören. Kinematografisch hatte sie sich hauptsächlich<br />

mit den Unterlagen eingearbeitet <strong>und</strong> ihr Frankreichkorrespondent war<br />

Franzose. Sie würde gern nach Paris gehen, aber da gäbe es keine Chance.<br />

Jetzt habe sie sich Urlaub genommen <strong>und</strong> mache einen Europa Trip. Shimo<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 33 von 36


hatte gesagt, dass er im nächsten Monat in Frankreich sei <strong>und</strong> erklärt warum.<br />

Sie habe immer gelacht. Shimo hatte gefragt, ob es unhöflich sei, ihr zu sagen,<br />

dass sie eine sehr schöne Frau sei. Da hatte sie sich gew<strong>und</strong>en vor Lachen <strong>und</strong><br />

gesagt, dass es w<strong>und</strong>ervoll sei, ein Kompliment <strong>und</strong> sie bedanke sich dafür.<br />

Miles war auch noch dazu gekommen. Charulekha, so hieß die junge Frau, hielt<br />

die beiden für ein homoerotisches Paar, da nur so der Begleiter ohne Presseausweis<br />

Zugang hatte. Sie scherzten darüber <strong>und</strong> es war wohl sehr lustig geworden.<br />

Jedenfalls wollten sie sich am nächsten Tag treffen, <strong>und</strong> Shimo sollte<br />

Charulekha ein wenig von Berlin zeigen.<br />

Charulekha<br />

„Sie lacht immer.“ sagte Shimo, „Das ist w<strong>und</strong>erschön, aber ich weiß gar nicht<br />

warum.“ „Wird Charulekha deine Fre<strong>und</strong>in werden?“ fragte ich platt. „Ach wo,<br />

sie wird noch ein paar Tage hier sein, dann will sie nach London, Madrid <strong>und</strong><br />

Lissabon <strong>und</strong> dann wird sie wieder in Delhi sein. Es ist einfach nur schön mit<br />

ihr, jede Minute.“ reagierte Shimo. So lief es aber nicht. Sie ließ sich nicht nur<br />

an einem Nachmittag von Shimo Berlin zeigen, sondern auch am nächsten <strong>und</strong><br />

übernächsten <strong>und</strong> sogar morgens schon. Nach London brauche sie nicht mehr,<br />

weil Miles ihr schon alles erklärt habe. Madrid wurde auch gecancelt <strong>und</strong> bei<br />

Lissabon würde es wahrscheinlich nicht anders aussehen. Aber da wollten sie<br />

gemeinsam hin <strong>und</strong> blieben eine ganze Woche, bis Charulekha wieder nach<br />

Hause musste. Für Le Mans hatte Shimo zwar Karten für sich <strong>und</strong> seine Fre<strong>und</strong>in<br />

Laura gekauft, aber das war natürlich vorbei. Ungewöhnlich war das nicht.<br />

Shimo hatte zwar immer eine Fre<strong>und</strong>in, das Träumen von mir reichte anscheinend<br />

allein doch nicht, aber länger als ein halbes Jahr hatte es noch nie gedauert.<br />

Dass er mir fast nie etwas davon erzählte, zeigte welche Bedeutung es für<br />

ihn hatte. Charulekha sollte nach Le Mans kommen. Ihre Eltern waren zwar<br />

nicht reich, aber doch relativ begütert <strong>und</strong> recht fortschrittlich. Keinesfalls sollte<br />

der Verdacht entstehen, das sie benachteiligt werden könnte, weil sie die<br />

Tochter sei. Charulekha hatte eine Woche unbezahlten Urlaub genommen <strong>und</strong><br />

kam. Die beiden skypten wenigstens einmal am Tag <strong>und</strong> klagten gegenseitig<br />

ihre Sehnsüchte. Charulekha war Journalistin im Onlinebereich. Shimo bedrängte<br />

sie immer, Deutsch zu lernen <strong>und</strong> hierher zu kommen. Mit ihren Erfahrungen<br />

aus dem Riesen Times of India sei sie hier doch eine Top-Frau <strong>und</strong> Charulekha<br />

meinte, er solle zum Studieren nach Indien kommen, da lerne er als<br />

Informatiker viel mehr als hier. Nach Le Mans weinte Charulekha am Flughafen<br />

<strong>und</strong> meinte dabei: „German is so difficult, but I will be diligent.”<br />

Charulekhas Augen<br />

Mich hatte Le Mans nicht zum Autofan gemacht <strong>und</strong> es waren auch wohl nicht<br />

die Boliden dort, die Charulekha bewegt hatten, nach Deutschland kommen zu<br />

wollen. Man konnte Shimo auch trotz seines Autofimmels lieben. Wer wusste<br />

das besser als ich. Trotz allem war das Wochenende in Le Mans aber ein w<strong>und</strong>erbares<br />

Abenteuer, nicht wegen der Autos, sondern wegen uns. Wir waren<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 34 von 36


glücklich miteinander, auch wenn die Autos entsetzlichen Lärm verbreiteten.<br />

Ich liebte meinen Shimo ja, aber gegenüber Charulekha kam er mir ein wenig<br />

holzig vor, doch sie würde bestimmt etwas in ihm sehen, das meinen Augen<br />

bislang verborgen geblieben war. Nur mit Charulekhas w<strong>und</strong>erschönen indischen<br />

Augen hatte das wahrscheinlich nichts zu tun. Meine Augen verrieten mir<br />

ja auch nur unbedeutende Äußerlichkeiten über Miles. Was ich im Anderen in<br />

einer Beziehung sehe, mein Bedürfnis weckt, ihm Zuneigung zu schenken <strong>und</strong><br />

mein Begehren auslöst, sieht nur mein Herz, mein Bauch, meine Emotionen<br />

oder wie immer du es benennen willst. Die einsame Königin hatte immer ihre<br />

Augen offen gehalten, wollte alles sehen <strong>und</strong> erkennen, was mit ihr <strong>und</strong> ihrem<br />

Leben geschah. Bedeutsam <strong>und</strong> wichtig war das schon. Nur bei der Forschungsreise<br />

ihres Lebens, waren die Augen bei der Entdeckung des Kontinents<br />

ihrer unbekannten Sehnsucht völlig überflüssig gewesen <strong>und</strong> auch Penthesilea<br />

hatte nicht das Gesetz missachtet, weil sie etwas verfolgen wollte, das<br />

nur ihre Augen gesehen hatten.<br />

FIN<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 35 von 36


Sie sank, weil sie zu stolz <strong>und</strong> kräftig blühte.<br />

Prothoe, treueste Fre<strong>und</strong>in Penthesileas, begründet ihren Tod<br />

<strong>Diana</strong> war ein freches Mädchen, eine selbstbewusste junge Frau <strong>und</strong><br />

mittlerweile eine nüchterne Wissenschaftlerin. Über <strong>Liebe</strong> dachte sie so:<br />

<strong>Monika</strong> hatte zwei Männer, in die sie verliebt war <strong>und</strong> ich keinen. Nur ich war ja<br />

selbst Schuld. Ich wollte ja gar nicht. „Miles, sag mir endlich, was du von mir<br />

sieht. Vielleicht fixiert dein Bild ja eine Fassade, die du zu sehen wünscht, aber<br />

mit mir nicht viel gemeinsam hat.“ „Nein, <strong>Diana</strong>, du quälst mich. Das kann ich<br />

nicht. Aber dass du stolz <strong>und</strong> kräftig blühst, sehe ich schon so.“ antwortete Miles,<br />

strich meinen Pony zur Seite <strong>und</strong> wollte mir offensichtlich einen Kuss auf<br />

die Stirn geben. Hätte das nicht unverschämt sein müssen, das dieser fremde<br />

Mann mich einfach anfasste <strong>und</strong> küssen wollte? Ja schon, nur daran hab' ich<br />

nicht gedacht. Ich tippte mit dem Finger auf die Lippen als Ort für seinen Kuss.<br />

Wir schauten uns an <strong>und</strong> grinsten, ein wenig, als ob uns gerade ein Streich gelungen<br />

sei. Wir umarmten uns, als wenn man das jetzt selbstverständlich müsse<br />

<strong>und</strong> Miles flüsterte mir ins Ohr: „<strong>Diana</strong>, ich begehre dich.“. Sonderbar, wer<br />

sagte denn so etwas? Das hatte mir noch nie ein Mann gesagt. „Ich begehre<br />

dich.“ gut anhören tut es sich schon. „Ich begehre dich.“ wie schön. Ja, es fühlt<br />

sich doch gut an, warum sagte man so etwas nicht. Tausend Redewendungen<br />

gibt es, die das umschreiben, aber ich war mir sicher, das schlichte, direkte<br />

„Ich begehre dich.“ würde jede Frau am liebsten hören. Ich sagte nichts,<br />

strahlte Miles ein wenig an <strong>und</strong> strich ihm mit meinen Fingern über die Wange.<br />

Über das tatsächliche Verhältnis der zwischenmenschlichen Beziehung sagt das<br />

Wort <strong>Liebe</strong> nichts aus. „Wie schön, dass wir uns lieben.“ Sprache muss es sich<br />

gefallen lassen, auch so platt, hohl <strong>und</strong> banal missbraucht zu werden. Aber<br />

was mir mit Miles geschehen war, was für ein Wort gab es denn dafür? Ich<br />

wusste ja noch nicht einmal was es überhaupt war, was mich dabei überfallen<br />

<strong>und</strong> was sich meiner bemächtigt hatte. Emotional vergewaltigt kam ich mir vor.<br />

Ob ich Miles mal fragen sollte? Vielleicht würde er ja meinen, das es genau so<br />

mit der <strong>Liebe</strong> sei.<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Monika</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Vielmännerei – Seite 36 von 36

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