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Gesichter zerschnitten, oder das leibhaftige Fleisch von den eigenen Knochen<br />

geschabt. Reales Blut oder reales Fleisch hat sich, bis auf eine einzige<br />

Ausnahme, als nicht geeignet erwiesen, um den von ihnen erfassten Grundsatz,<br />

dieses existentielle Prinzip, dass sie tatsächlich leben und dann auch noch<br />

sterben müssen, um also dies fürchterliche Prinzip zu bebildern.<br />

Die Blumes problematisieren das Prinzip der Grausamkeit und erheben somit<br />

das Selbstverständliche zum Thema ihrer Arbeit. Anna Blume nimmt ihre<br />

Ideen aus der Welt des Kleinbürgertums. Bei den Arbeiten des Künstlerehepaares<br />

wird der Betrachter immer wieder aufgefordert seine Wahrnehmung<br />

zu verändern und neu sehen zu lernen. Andererseits bekommen die Arbeiten<br />

ihre eigenartigen Elemente dadurch, dass der Betrachter von der normalen<br />

Funktion oder besser „Nicht-Funktion“ des Dargestellten weiß.<br />

Den Serientitel sowie „die illusionslosen philosophischen Einsichten, die als<br />

plakativ-verkürzte Statements die Bildreihe unterbrechen“ 42 , verdanken sie<br />

einem Essay des französischen Philosophen Clement Rosset. Diese Bildserie<br />

ist jedoch keine Illustration dieser Sätze, sondern Texte und Bilder verweisen<br />

nur unmittelbar auf die blutige Tatsache der Existenz selbst, deren Grausamkeit<br />

ist, wie sie ist. Die beiden Künstler haben versucht, den Aspekt des „Schönen“<br />

in ihrer Serie hineinzuretten: „Sozusagen als ein ästhetisches Therapeuticum,<br />

mit welchem wir uns über die eigentliche Grausamkeit des Realen, wie sie<br />

tatsächlich ist und wie Clement Rosset sie konstatiert, ästhetisch hinwegtröstet“<br />

43 . So, wie nach Clement Rosset eine Theorie unerbittlich sein muss,<br />

damit sie sich nicht gegen ihren Urheber wendet, so müssen Bilder nach ihrer<br />

ästhetischen Auffassung unerbittlich schön sein, damit sie sie als Bildermacher<br />

nicht widerlegen. Deshalb spielt sich das Ganze, trotz fotorealistischer Bezüge,<br />

nur im Ästhetisch-Imaginären ab.<br />

__________________________________<br />

42. Blume, Bernhard, Eröffnungsrede der Ausstellung in der Trinitatiskirche, Köln, 1998<br />

43. Blume, Bernhard, a.a.O., 1998<br />

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