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5.2 Radierung<br />
Daniel Hees „Lindenblüten“<br />
Die Radierung ist immer noch ein klassisches Medium wie es auch heute noch<br />
viele Künstler zur Buchgestaltung benutzen. Im Folgenden analysiere ich ein<br />
Werk, bei dem die Radierplatte vor dem Druck „zerstört“ wurde.<br />
In der druckgraphischen Kunst von Daniel Hees findet man ein grundlegendes<br />
Element, das die Verbindung der verschiedenen zufällig entstandenen Radierungen<br />
mit eigenen oder literarischen Texten herstellt. Im Gegensatz zu vielen<br />
anderen Künstlern stellt Hees die meisten Radierfolgen zuerst her und im<br />
Nachhinein fügt er den passenden Text hinzu. Er präsentiert diese Verbindung<br />
von Bild und Text als ein einheitliches Werk. Der Text kann dabei auch in das<br />
Bild eingefügt werden, wie z.B. bei der “Lindenblüten“ - Mappe.<br />
„Lindenblüten“ ist eine seiner wenigen Radierfolgen, in der Bild und Text<br />
nicht nachträglich kombiniert wurden, sondern hier hat er den Text und das<br />
Bild von Anfang an miteinander verbunden. Die Folge „Lindenblüten“ entstand<br />
1984. Sie besteht aus sechs Blättern im Format 40 x 52 cm und hat eine<br />
Auflage von 60 Exemplaren (Abb. 36).<br />
In dieser Arbeit vereinigt Daniel Hees Radierschnipsel, d.h. Partikel einer<br />
Druckplatte, die mit einer Blechschere zugeschnitten wurden. Die kleinteiligen<br />
Chiffren auf diesen Fragmenten suggerieren eine in dieser Zerstückelung nicht<br />
lesbare, aber dennoch vorhandene, vielleicht geheim entzifferbare Schrift.<br />
Dazu kommt die Beschreibung eines Tellers voller Lindenblüten, aus dem<br />
Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust. Der Satz<br />
„..., als habe ein Maler sie angeordnet, um sie besonders ornamental wirken zu<br />
lassen“ 41 . beeindruckte Hees so sehr, dass er die Textpassage dieses Buches<br />
benutzt hat, um sie in seine Radierfolge „Lindenblüten“ zu integrieren. Jedes<br />
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41. Hees, Daniel, Radierungen, Ausstellung Katalog, Köln, 1986, S.3/4<br />
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