d050103.pdf
d050103.pdf
d050103.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4.3 Das Verhältnis von Bild und Text im Künstlerbuch<br />
So interessant die oft poetischen Ergüsse der für das Künstlerbuch schwärmenden<br />
Autoren auch sein mögen, bleiben sie doch persönliche Bekenntnisse, aus<br />
denen wenig objektivierbare Fakten zu gewinnen sind. So stellt sich hier die<br />
Frage nach einem methodischen Weg, der zu greifbaren Ergebnissen führen<br />
kann. Es erscheint mir sinnvoll im Folgenden das Verhältnis von Bild und Text<br />
im Künstlerbuch zu untersuchen, wobei ich gleichzeitig auch schon die<br />
verschiedenen Druckmedien bei der Betrachtung mit einbeziehen werde.<br />
Stefan Gronert behandelt Fragen zu Formen der Interaktion von Schrift und<br />
Bild in seinem Aufsatz über den einbezogenen Betrachter, „The Implicite<br />
Viewer“ unter besonderer Berücksichtigung der Rezeptionsästhetik. Gronert<br />
verweist zunächst auf die Tradition des Künstlerbuches und im 20. Jahrhundert<br />
international auf Futurismus und Surrealismus und in Deutschland auf<br />
Expressionismus und Dadaismus, stellvertretend jeweils durch den „Blauen<br />
Reiter“ Almanach und Kurt Schwitters „Merzhefte“.<br />
Da sein Aufsatz im Kontext einer Ausstellung mit amerikanischen Künstlerbüchern<br />
erscheint, geht Gronert auf die Situation in den Vereinigten Staaten ein<br />
und verweist auf die frühe Einrichtung von eigenen Museumsabteilungen für<br />
das Künstlerbuch. Er nennt die „Concept Art“ und die „besondere Privilegierung<br />
des Individuums“ als Voraussetzung für den großen Stellenwert des<br />
Künstlerbuches in der amerikanischen Kunst. Angesichts des schnellen Wandels<br />
des Künstlerbuches im 20. Jahrhundert, fragt Gronert nach Funktion, Sinn<br />
und Rang dieser Kunstgattung in der Gegenwart. In einer Zeit der neuen<br />
Bilderflut und allgemeinen Abwendung vom Buch erscheint ihm das Künstlerbuch<br />
als antizyklisches Refugium. Er versucht das Phänomen ästhetikimmanent<br />
zu beleuchten und fragt sowohl nach der Bedürftigkeit des Bildes durch<br />
verbale Ergänzung, als nach einer Korrespondenz von Bild und Wort, die zu<br />
einem erweiterten Neuen führen kann.<br />
- 68 -