d050103.pdf
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3.3 Robert Rauschenberg „Zeichnungen zu Dantes Höllengesang“<br />
Während William Blakes unvollendete Illustrationen zu dem Werk Dantes<br />
„Göttliche Komödie“ meist nur Kommentare der einzelnen Episoden sind,<br />
umschreiben die Zeichnungen von Rauschenberg und Botticelli den Inhalt<br />
eines ganzen Gesanges. Hier werden mehrere Geschehen und Symbole auf ein<br />
Blatt vereinigt. Dantes Allegorien sind voll von Anspielungen auf Ereignisse<br />
und Persönlichkeiten seiner Zeit. Die in den Gesängen geschilderten<br />
Geschehen interpretiert Rauschenberg in Bildern unserer Zeit. Die<br />
Identifizierung mit dem 20. Jahrhundert gibt Dantes Offenbarung prophetische<br />
Bedeutung.<br />
Rauschenberg verwandte achtzehn Monate lang seine ganze Zeit und Energie<br />
auf diese Zeichnungen. Er begann seine Arbeiten Ende 1958 in New York im<br />
Alter von 35 Jahren ( genauso alt war Dante als er sein großes Werk begann)<br />
und beendete sie 1960 in Florida. Er konzentrierte sich auf die Anwendung des<br />
zeichnerischen Mediums. Man könnte sagen, dass erst im Dante-Zyklus die<br />
autographische Zeichentechnik in der Vielfalt ihrer Möglichkeiten voll zum<br />
Tragen gekommen ist. Er ging dabei konsequent chronologisch vor. Er<br />
bearbeitete Blatt für Blatt des „Inferno“ bis die ganze Serie von 34<br />
Zeichnungen vollendet war. Er arbeitete sehr intensiv und konzentriert in<br />
einem für ihn sehr kleinen Format von maximal 37x 39,3 cm. Für dieses Werk<br />
existierte kein konkreter Illustrationsauftrag.<br />
Er achtete sehr darauf, dass seine Arbeit nicht in Konkurrenz zum Werk<br />
Dantes stand. Sowohl Rauschenberg als auch Dante benutzten für ihre Interpretationen<br />
eine praktikable Bildsprache, um die Ereignisgefühle sowie die<br />
Atmosphäre der Höllenlandschaften aufzeigen zu können. Um den Unterschied<br />
zwischen einem Helden und einem Missetäter erkennbar zu schildern, zieht<br />
Rauschenberg Klischees, die eine unmittelbar erlebte Situation sowie<br />
politische Sachverhalte der Jetzt-Zeit zur Verbildlichung heran. Seine Technik<br />
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