d050103.pdf
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In Baumeisters Illustrationen erhalten alle dramatischen Höhenpunkte ebenso<br />
wie kontemplative Momente und bildhafte Sprachwendungen die gleiche<br />
Wertigkeit. Er hebt in seinen Schilderungen das Typenhafte von Charakteren<br />
und Situationen hervor und lässt somit die Individualität der Personen weg.<br />
Trotzdem bleibt er in seiner Darstellung eindeutig gegenständlich orientiert.<br />
Heinrich Geissler hat zu Recht hervorgehoben, „ dass Baumeister die Suggerierung<br />
der „urzeitlichen Ferne“ des Textes ( und seiner gleichzeitigen „Tragweite<br />
bis in unsere Zeit“) vor allem durch die eingesetzten Gestaltungsmittel<br />
gelingt“ 5 . Die verschiedenartigen Techniken und das verschiedenfarbige<br />
Ingres- Papier bewirken eine abwechslungsreiche und das Fragmentarische der<br />
Überlieferung betonende Darstellung der Motive. Die Raumgründe erscheinen<br />
durch die sachte Wischung der Kohle diffus, wie von magischen Licht matt<br />
durchleuchtet, die Gestalten werden somit nicht mehr durch die lineare<br />
Umrisszeichnung bestimmt, sondern durch durchgeriebene Muster (Stoffe,<br />
geriffeltes Glas, Holzmaserungen). Durch diese Technik erscheinen sie mit<br />
dem Grund zu einem flachen, friesenartigen Mauerrelief verschmolzen zu sein.<br />
Baumeister beginnt seine Illustrierung mit den Anfangszeilen des Epos.<br />
(Abb. 4) Diese sagen aus, dass Gilgamesch der Herr des Landes war, der alles<br />
durchschaute. Baumeister deutet das Gesicht Gilgameschs nur mit wenigen<br />
Strichen an. Die Augen sind sehr groß hervorgehoben. Man hat das Gefühl,<br />
dass er über einem Gewässer schwebt. Aus der Kopfform wachsen zwei riesige<br />
Arme mit beschwörend erhobenen Händen.<br />
In der dritten Illustration wird Gilgamesch in seiner ganzen Gestalt dargestellt.<br />
(Abb. 5) Er steht unter dem Schutz des Sonnengottes und wird in diesem Epos<br />
als zu zwei Dritteln göttlich und zu einem Drittel menschlich beschrieben.<br />
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5. Geissler,Heinrich, Willi Baumeisters Zeichnungen zum Gilgamesch Epos, Ausst. Kat. Stuttgart 1987, S. 99<br />
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