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3.1 Willi Baumeister „Gilgamesch“<br />
Zur Gilgamesch-Folge hat Willi Baumeister 64 Zeichnungen hergestellt, bei<br />
denen er die jeweils gemeinte Textstelle auf der Rückseite ausführlich zitiert.<br />
Er setzte sich mit diesem Thema sehr intensiv auseinander. Dies belegen 150<br />
zeichnerische Varianten zum Epos „Gilgamesch“, wie die auf den Zeich -<br />
nungen von 1943 basierenden Lithographienmappe „ Sumerische Legende“ sowie<br />
eine Serigraphienfolge, die er noch kurz vor seinem Tode begonnen hatte.<br />
Außerdem entstanden zahlreiche Ölbilder und großformatige Zeichnungen seit<br />
1942 bis in die 50er Jahre, die Szenen aus dem Epos umsetzen.<br />
Haftmann geht davon aus, „dass Baumeister bereits Mitte der 30er Jahre, als<br />
durch intensivierte Forschung das Wissen über die frühen Hochkulturen des<br />
Zweistromlandes einen neuen Stand erreichte, die Bearbeitung des Epos durch<br />
Georg Burckhardt von 1916 kennen lernte“ 4 .<br />
Das älteste überlieferte Heldengedicht faszinierte Baumeister und bewog ihn<br />
zur Illustrierung des Epos. Die ausführlichste babylonische Niederschrift<br />
stammte aus dem späten zweiten Jahrtausend v. Chr. Der historische König<br />
Gilgamesch lebte zu Beginn des dritten Jahrtausends v. Ch. Im Altertum baute<br />
er die berühmte Mauer von Uruk und wurde bereits um 2000 v. Chr. als<br />
göttlich verehrt.<br />
Baumeister war von dem Inhalt der mythischen Erzählung sehr betroffen. Dies<br />
kann man aus der dichten Folge der Zeichnungen, die den alten Text parallel<br />
als „Bildgeschichte“ begleiten, erkennen. Die Geschichte erzählt von dem<br />
„Weh-Froh-Menschen“ Gilgamesch, der sich nach dem Tode seines Freundes<br />
Enkidu auf die Suche nach der Unsterblichkeit begibt. Dieses Grundproblem<br />
zeigt menschliche Existenz mit einer poetischen Eindringlichkeit auf, die heute<br />
noch immer nachdenklich stimmt.<br />
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4. Werner Haftmann , Willi Baumeister, Gilgamesch, Köln 1971, S.7<br />
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