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Bildende Kräfte und Steiners Philosophie der Freiheit - Studien zur ...

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60<br />

hen, dass es die Psychologie (ob Anthroposophie o<strong>der</strong> eine Vorform davon) vorrangig mit<br />

<strong>der</strong> "Beschaffenheit des Geistes als eines Tätigen" zu tun hat. Im Umkehrschluss lässt sich<br />

daraus ableiten, dass dort wo dieses Tätige von ihm zum philosophischen Hauptthema ge ­<br />

macht wird, dieses auch bereits <strong>der</strong> Anthroposophie respektive <strong>der</strong> Geistesforschung zu<strong>zur</strong>echnen<br />

ist. Das gilt vorrangig für seine <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>. Es lässt sich übrigens<br />

auch gut belegen, dass es tatsächlich so ist. 87 Zwischen <strong>der</strong> späteren anthroposophischen<br />

Geistesforschung <strong>und</strong> ihrer vom gewöhnlichen Bewusstsein ausgehenden Gr<strong>und</strong>legung gibt<br />

es keinen Bruch. Aber eine Menge Fehlstellen, die noch aufzufüllen sind, wie Steiner in<br />

dem mehrfach hier erwähnten Hinweis auf das psychologische Laboratorium in GA-21 hervorhebt.<br />

Infolge dieser Fehlstellen ist nicht nur in <strong>der</strong> ausseranthroposophischen Welt, son ­<br />

<strong>der</strong>n auch bei manchen Anhängern <strong>Steiners</strong> <strong>der</strong> Eindruck entstanden, dass es einen solchen<br />

gen <strong>zur</strong> Psychologie von 1886 wie folgt "«Psychologie, Volksk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Geschichte sind die hauptsächlichsten<br />

Formen <strong>der</strong> Geisteswissenschaft.» Nachdem ich nunmehr die verschiedenen Gebiete dessen, was ich «Anthroposophie»<br />

nenne, bearbeitet habe, müßte ich - schriebe ich dies Schriftchen heute - diese «Anthroposophie» hier einfügen.<br />

Vor vierzig Jahren, beim Schreiben desselben, stand mir als «Psychologie», in einem allerdings ungebräuchlichen<br />

Sinne, etwas vor Augen, das die Anschauung <strong>der</strong> gesamten «Geistes-Welt» (Pneumatologie) in sich einschloß.<br />

Daraus darf aber nicht geschlossen werden, daß ich damals diese «Geistes-Welt» von <strong>der</strong> Erkenntnis des Menschen<br />

ausschließen wollte."<br />

Nun spricht Steiner hier zwar davon, dass ihm damals so etwas wie eine Anthroposophie bereits vorschwebte,<br />

dennoch muss man zwischen dieser ausgeführten Anthroposophie <strong>und</strong> dem Weg dorthin bzw ihrer<br />

wissenschaftlichen Veranlagung unterscheiden. Es heisst also generell nur, diese Anthroposophie ist in dem inbegriffen,<br />

was er 1886 Psychologie nannte - mehr nicht. Aber sie muss natürlich methodisch <strong>und</strong> wissenschaftlich<br />

erst einmal ihren Ausgang nehmen. Und <strong>der</strong> kann ja nur, wie Steiner das in <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

dann entwickelt, beim gewöhnlichen Bewusstsein seinen Anfangspunkt nehmen.<br />

87<br />

Ausführlicher darüber äussert sich Steiner zwar nicht in <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>, son<strong>der</strong>n dort eher nur andeutungsweise.<br />

Eingehen<strong>der</strong> dann allerdings in Stuttgart am 31. August 1921; Siehe GA-78, Dornach 1986, S.<br />

46 ff. Dort vor allem auch zum Untertitel <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> "Seelische Beobachtungsresultate nach<br />

naturwissenschaftlicher Methode". So sagt Steiner dort auf S. 50 ff: "Was hier das Denken vollzieht, es wird selber<br />

ein Akt <strong>der</strong> Befreiung. Es hebt sich das Denken, indem es nicht inhaltlos wird, son<strong>der</strong>n gerade indem es angefüllt<br />

ist mit dem intimsten Fließen des Menschenwesens selbst, herauf zu einem freien Flusse, <strong>der</strong> das eine aus<br />

dem an<strong>der</strong>n hervorströmen läßt. Es erfüllt sich <strong>der</strong> Seeleninhalt mit etwas, das er selber erzeugt <strong>und</strong> das in seiner<br />

Erzeugung zu gleicher Zeit objektiv ist. Der Geist naturwissenschaftlicher Denkungsweise ist heraufgetragen in<br />

das Aufsuchen <strong>der</strong> dem Menschen wichtigsten Seelenresultate.<br />

Damit aber war für das Gebiet, das dem Menschen als ethisches, als sittliches Wesen zugr<strong>und</strong>e liegt, die<br />

geisteswissenschaftliche Methode geltend gemacht, <strong>und</strong> diese besteht in nichts an<strong>der</strong>em als in dem Erleben eines<br />

Inhalts, <strong>der</strong> da ist, wenn das menschliche Seelenleben sich losreißt von dem Haften an einem äußeren Objekte.<br />

Und wenn die Seele dann noch etwas erleben kann, dann ist das Erlebnis ein übersinnliches. Qualitativ ist dasjenige,<br />

was da erstrebt worden ist als seelische Beobachtungsresultate, nichts an<strong>der</strong>es, als was später von mir geltend<br />

gemacht worden ist mit Bezug auf die Erforschung <strong>der</strong> verschiedenen Gebiete <strong>der</strong> übersinnlichen Welten.<br />

Man wird durch dasjenige, was später geltend gemacht worden ist, allerdings in an<strong>der</strong>e Gebiete geführt als diejenigen,<br />

die dem Menschen zunächst im gewöhnlichen Leben vorliegen; aber man verfährt mit Bezug auf das Innerste<br />

<strong>der</strong> Seelenverfassung auch für diese übersinnlichen Gebiete nicht an<strong>der</strong>s, als man zu verfahren hat, wenn<br />

man das Wesen <strong>der</strong> menschlichen <strong>Freiheit</strong> untersucht, so daß man eine wirkliche Erkenntnis dieses Wesens erhält.<br />

Man beschränkt den Gegenstand <strong>der</strong> Untersuchung zunächst auf den Menschen als freies Wesen innerhalb<br />

<strong>der</strong> physischen Welt, aber dieses freie Wesen wurzelt in einem Übersinnlichen. Man bewegt sich in den <strong>Freiheit</strong>suntersuchungen<br />

in einem Strom übersinnlicher Forschung. Wer dann in vollem Sinne ernst nimmt, was er da<br />

eigentlich tut, was da eigentlich in ihm geschieht, indem er sich in diesem Strom übersinnlicher Forschung bewegt,<br />

bei dem bietet sich nach <strong>und</strong> nach selbst <strong>der</strong> Weg, dasjenige, was er nun angewendet hat behufs Untersuchung<br />

<strong>der</strong> menschlichen <strong>Freiheit</strong>, auch für weitere Gebiete anzuwenden. Und eines tritt für ihn hervor aus solchen<br />

Untersuchungen mit einer deutlich sprechenden Notwendigkeit: daß <strong>der</strong> Mensch, wenn er sich nur nicht<br />

durch naturwissenschaftliche Vorurteile den Weg <strong>zur</strong> <strong>Freiheit</strong> verdunkelt, wenn er unbefangen dasjenige im <strong>Freiheit</strong>swesen<br />

untersucht, was ihm im alleralltäglichsten Leben vorliegt, daß <strong>der</strong> Mensch dazu kommt, wenigstens<br />

zunächst für dieses Gebiet anzuerkennen, daß er imstande ist, sich in seinem inneren Seelenleben los<strong>zur</strong>eißen<br />

von <strong>der</strong> Leiblichkeit, die sonst das Werkzeug des Denkens ist, weil diese Leiblichkeit eben gerade das liefern<br />

muß, was die äußere Beobachtung bietet, zu <strong>der</strong> dann <strong>der</strong> Gedanke als die Ergänzung hinzutritt. Und man weiß,<br />

was übersinnliche Forschung ist, wenn man in richtiger Weise geforscht hat über das <strong>Freiheit</strong>sproblem. Man<br />

steht in dem Geiste dieser Forschung schon drinnen, <strong>der</strong> dann auch hinaufführt in die Höhe <strong>der</strong> übersinnlichen

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