Bildende Kräfte und Steiners Philosophie der Freiheit - Studien zur ...
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42 Die Quelle des Bildes ist jenseits der physiologischen Leibesvorgänge zu suchen in einem geistig Wesenhaften, das sich am Leibe spiegelt. Dort liegen die ursprünglichen kraftenden Quellen - wenn man so will: die Bildekräfte. Davon aber kommt im gewöhnlichen Denkbewusstsein nichts weiter an als leblose gespiegelte Bilder, Gedanken genannt. Herabgelähmt, wie Steiner in der Schrift Von Seelenrätseln (GA-21, S. 138ff) ausführlich erläutert. Diese Quelle des Bildes muss folglich gesehen und untersucht werden, wenn die Freiheitsfrage schlüssig beantwortet werden will. In der Philosophie der Freiheit firmiert diese Quelle der Bilder, bzw das, was aus der Perspektive des reinen Denkbewusstseins überhaupt davon sichtbar ist, unter dem Ausdruck Intuition. (Siehe Kap. V., S. 95) Dies erläutert Steiner in der Schrift Von Seelenrätseln (S. 60) mit den Worten: "Ich sage also hier: Intuition wolle ich als Ausdruck für die Form gebrauchen, in der die im Gedankeninhalt verankerte geistige Wirklichkeit zunächst in der menschlichen Seele auftritt, bevor diese erkannt hat, daß in dieser gedanklichen Innenerfahrung die in der Wahrnehmung noch nicht gegebene Seite der Wirklichkeit enthalten ist. Deshalb sage ich: Intuition ist «für das Denken, was die Beobachtung für die Wahrnehmung ist»". Man beachte: Die geistige Wirklichkeit ist nicht der begriffliche, gedankliche Inhalt, denn der ist ja mausetot, sondern in diesem ist die geistige Wirklichkeit nur "verankert". Der tote gedankliche Inhalt verweist nur über seinen erlebbaren intuitiven Ursprung auf seine eigentliche, lebendige und wirksame Quelle. Die Intuition ist gleichsam der Silberfaden vom toten Gedanken des gewöhnlichen Bewusstseins hin zu dieser Quelle. Deswegen bezeichnet Steiner das Erleben des intuitiven Denkens bereits als Geist-Erleben. Was ja angsichts der beschriebenen Verhältnisse auch zutrifft. Nur: zu beurteilen ist das erst von einem Standort des schauenden Bewusstseins. Dem Leser muss das von Steiner in der Ausgabe von 1918 in den Ergänzungen und Zusätzen extra gesagt werden, denn allein aus der Sicht der Philosophie der Freiheit von 1894 könnte der Leser gar nicht erkennen, was eigentlich alles dahintersteckt. Wer eine vertiefte Wahrnehmung für diese verankerte geistige Wirklichkeit - den lebendigen Ursprung des mausetoten Spiegelbildes sozusagen - anstrebt, muss daher auf spezifische Weise sein Intuitionsvermögen schulen und ausdehnen. Wie das im Prinzip geschieht erläutert Steiner in dem hier mehrfach erwähnten Skizzenhaften Ausblick am Ende der Schrift Die Rätsel der Philosophie. Es ist kein ausgeführtes Thema der Philosophie der Freiheit. Schon gar keines ihrer ersten Ausgabe von 1894. Letzte Frage in diesem engeren Zusammenhang: Was wollte dann die Philosophie der Freiheit, wenn es für ihren Verfasser von vornherein ausgeschlossen war, das erklärte Ziel in diesem Werk zu erreichen, den Ursprung des Denkens gründlich zu erhellen, und nachfolgend die Freiheitsfrage? - Ich möchte sagen: es war aus akademischer Perspektive ein thematisches Einstiegswerk. (Es mögen auch andere Perspektiven zu berücksichtigen sein, die ich hier nicht weiter behandeln kann.) Wie oben schon gezeigt: Projektentwurf und Grundriss eines grossangelegten Forschungsunternehmens. Man kann ruhig auch sagen Grundlegungswerk, was Steiners persönlicher Einschätzung sehr entspricht. Grundlagenwerk eines jungen Mannes, der sich einige und nicht ganz unrealistische Hoffnung auf eine akademisch philosophische Laufbahn machte. Und darauf, dass ihm die detaillierte Einlösung der aufgeworfenen Forschungsfragen später mit akademischen Mitteln einigermassen gelingen werde. Das war Steiners berufliche Perspektive und Hoffnung damals. Ob er selbst in dieser Zeit bereits die Möglichkeit hatte, den Ursprung des Denkens aus dem schauenden Bewusstsein heraus zu beurteilen, wollen wir nicht von vornherein von der Hand weisen. Das ist gut möglich, und wird irrt gar sehr. Es muß sogar das gewöhnliche normale Bewußtsein in jedem Augenblicke das schauende Bewußtsein begleiten, weil sonst dies letztere Unordnung in die menschliche Selbstbewußtheit und damit in das Verhältnis des Menschen zur Wirklichkeit brächte."
43 von ihm auch nahegelegt. 63 Eine seriöse Beantwortung dieser Frage ist an dieser Stelle allerdings nicht zu leisten. Wie auch immer sich das verhalten haben mag: Für die strategische Planung einer wissenschaftlichen Bewältigung des Problems ist das zwar nicht gleichgültig, aber relativ unerheblich, weil die sich so oder so den (akademischen) Forschungsbedingungen zu fügen hat, wenn sie öffentlich Anerkennung finden will. Auch das macht Steiner unmissverständlich deutlich. 64 Die Dinge sind nicht so gekommen, wie von ihm erwartet und erhofft. Die akademische Perspektive ist weggebrochen. Er musste sich damit den Bedürfnissen eines sehr anderen Publikums anbequemen. Dieses Publikum war weit weniger auf Philosophie und Wissenschaft hinorientiert. 65 Was er dann als anthroposophisch-geisteswissenschaftliche Forschung im ausserakademischen Rahmen und vor anderem Publikum entwickelt hat, das hätte eigentlich innerhalb dieses Rahmens und vermutlich ganz anders stattfinden sollen. Und es hätte zweifellos anders ausgesehen - viel eher geeignet deutlich erkennbar an die Philosophie der Freiheit anzuschliessen. Und in weiten Teilen wohl wie eine sachliche Fortführung dessen, was er an Franz Brentano so schätzte, und worauf er in seinem Aufruf in der Schrift Von Seelenrätseln so eindringlich hinweist. (Siehe oben) Die Frage, wie sich dieses Werk zur Philosophie der Freiheit verhält oder besser: verhalten hätte, hätte eine ganz andere Qualität, augenfälligere Konturen und zugänglichere Lösungslinien bekommen. Während heute wegen der drastisch veränderten Verhältnisse vielfach und von allen Seiten, mit mal mehr und mal weniger sinnvollen Erklärungen darüber gebrütet wird, was beides - Anthroposophie und Philosophie Steiners - eigentlich miteinander zu tun haben. Steiners Versuche von 1918, in den Zusätzen zur Philosophie der Freiheit die Verbindung zur Anthroposophie deutlicher aufzuzeigen, waren ebenfalls nicht immer von Erfolg gekrönt, und scheinen oft mehr zur Verwirrung als zur Klärung beigetragen zu haben. Aber auch hier gilt allzu oft die Devise: "Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstossen ...". Über Hintergründiges gut informierte Leser möchten bei dieser Gelegenheit vielleicht noch darüber nachdenken, was Steiner 1894 über methodische Fragen der Geistesforschung überhaupt an die Öffentlichkeit hätte bringen können. Und wie weit das gegebenenfalls Einfluss hatte auf die Unvollständigkeit der Philosophie der Freiheit. Methodische Fragen wurden bezeichnenderweise erst sehr viel später von Steiner öffentlich besprochen und eingehender vorgestellt. 63 Siehe dazu Steiners öffentlichen Vortrag Anthroposophie und Dreigliederung, von ihrem Wesen und zu ihrer Verteidigung, Stuttgart, 25. Mai 1921, in GA-255b, Dornach 2003, S. 295 ff. Er skizziert dort auch (S. 300 ff) den Übungsweg, der vom reinen Denken direkt zu den höheren Formen des Erkennens führt, wie es auch im Sizzenhaften Ausblick am Ende der Schrift Die Rätsel der Philosophie dargelegt ist. 64 Ebd, S. 298 ff 65 Ein Umstand, auf den Steiner gelegentlich ganz offen in Vorträgen vor Mitgliedern hinweist. So in München am 26. August 1910, in GA-125, Dornach 1992, S. 69 ff. Dort heisst es (S. 69) unter anderem: "Wenn ich heute den Versuch machen will, mit einigen skizzenhaften Strichen auf den gegenwärtigen Stand von Philosophie und Wissenschaft hinzuweisen, so liegt der Grund darin, daß im weitesten Umkreis geisteswissenschaftlicher Anschauungen nicht überall Klarheit darüber herrscht, wie man als Anthroposoph sich in ein richtiges Verhältnis zu dem setzen kann, was sonst in der Gegenwart existiert an geistigen, an wissenschaftlichen Bestrebungen. Ich habe ein paarmal in die Kurse geisteswissenschaftlicher Vorträge Philosophisches eingefügt, anknüpfend an Spezialgebiete. Ich habe im speziellen über die Philosophie Hegels und ihren Zusammenhang mit der Gegenwart gesprochen. Ich möchte heute das Thema etwas ausgedehnter nehmen und im allgemeinen über die gegenwärtige Lage von Philosophie und Wissenschaft sprechen. Da ich Ihnen das Thema angekündigt habe und die Teilnehmer an meinen Kursen schon über die Gestalt unterrichtet sind, die solche philosophischen Einstreuungen haben, so werden Sie sich nicht wundern, wenn ich von vornherein sage, daß ich mir in bezug auf Popularität keinen besonderen Zwang auferlegen werde. Ich will mehr das Gefühl hervorrufen, wie man als streng wissenschaftlicher Mensch die Beziehungen von der Geisteswissenschaft zu anderen geistigen Bestrebungen der Gegenwart finden kann. Daß schließlich auf dem Gebiet der theosophischen Literatur nicht viel Bewußtsein davon vorhanden ist - was in einem Vortrag, wie der heutige es ist, gesagt werden muß -, das ist ja nicht zu verwundern. In der Regel sind die theosophischen Schriftsteller nicht eigentlich Philosophen und kennen gar nicht jene Schwierigkeiten, die dem Philosophen erwachsen, wenn er mit seinem wissenschaftlichen Grundcharakter an das geisteswissenschaftliche Feld herantreten will."
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Die Quelle des Bildes ist jenseits <strong>der</strong> physiologischen Leibesvorgänge zu suchen in einem<br />
geistig Wesenhaften, das sich am Leibe spiegelt. Dort liegen die ursprünglichen kraftenden<br />
Quellen - wenn man so will: die Bildekräfte. Davon aber kommt im gewöhnlichen Denkbewusstsein<br />
nichts weiter an als leblose gespiegelte Bil<strong>der</strong>, Gedanken genannt. Herabgelähmt,<br />
wie Steiner in <strong>der</strong> Schrift Von Seelenrätseln (GA-21, S. 138ff) ausführlich erläutert. Diese<br />
Quelle des Bildes muss folglich gesehen <strong>und</strong> untersucht werden, wenn die <strong>Freiheit</strong>sfrage<br />
schlüssig beantwortet werden will.<br />
In <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> firmiert diese Quelle <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>, bzw das, was aus <strong>der</strong> Perspektive<br />
des reinen Denkbewusstseins überhaupt davon sichtbar ist, unter dem Ausdruck Intuition.<br />
(Siehe Kap. V., S. 95) Dies erläutert Steiner in <strong>der</strong> Schrift Von Seelenrätseln (S. 60)<br />
mit den Worten: "Ich sage also hier: Intuition wolle ich als Ausdruck für die Form gebrauchen,<br />
in <strong>der</strong> die im Gedankeninhalt verankerte geistige Wirklichkeit zunächst in <strong>der</strong> menschlichen<br />
Seele auftritt, bevor diese erkannt hat, daß in dieser gedanklichen Innenerfahrung die in <strong>der</strong><br />
Wahrnehmung noch nicht gegebene Seite <strong>der</strong> Wirklichkeit enthalten ist. Deshalb sage ich: Intuition<br />
ist «für das Denken, was die Beobachtung für die Wahrnehmung ist»". Man beachte:<br />
Die geistige Wirklichkeit ist nicht <strong>der</strong> begriffliche, gedankliche Inhalt, denn <strong>der</strong> ist ja mausetot,<br />
son<strong>der</strong>n in diesem ist die geistige Wirklichkeit nur "verankert". Der tote gedankliche Inhalt<br />
verweist nur über seinen erlebbaren intuitiven Ursprung auf seine eigentliche, lebendige<br />
<strong>und</strong> wirksame Quelle. Die Intuition ist gleichsam <strong>der</strong> Silberfaden vom toten Gedanken des gewöhnlichen<br />
Bewusstseins hin zu dieser Quelle. Deswegen bezeichnet Steiner das Erleben des<br />
intuitiven Denkens bereits als Geist-Erleben. Was ja angsichts <strong>der</strong> beschriebenen Verhältnisse<br />
auch zutrifft. Nur: zu beurteilen ist das erst von einem Standort des schauenden Bewusstseins.<br />
Dem Leser muss das von Steiner in <strong>der</strong> Ausgabe von 1918 in den Ergänzungen <strong>und</strong> Zusätzen<br />
extra gesagt werden, denn allein aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> von 1894 könnte<br />
<strong>der</strong> Leser gar nicht erkennen, was eigentlich alles dahintersteckt. Wer eine vertiefte Wahrnehmung<br />
für diese verankerte geistige Wirklichkeit - den lebendigen Ursprung des mausetoten<br />
Spiegelbildes sozusagen - anstrebt, muss daher auf spezifische Weise sein Intuitionsvermögen<br />
schulen <strong>und</strong> ausdehnen. Wie das im Prinzip geschieht erläutert Steiner in dem hier mehrfach<br />
erwähnten Skizzenhaften Ausblick am Ende <strong>der</strong> Schrift Die Rätsel <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong>. Es ist kein<br />
ausgeführtes Thema <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>. Schon gar keines ihrer ersten Ausgabe von<br />
1894.<br />
Letzte Frage in diesem engeren Zusammenhang: Was wollte dann die <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>,<br />
wenn es für ihren Verfasser von vornherein ausgeschlossen war, das erklärte Ziel in diesem<br />
Werk zu erreichen, den Ursprung des Denkens gründlich zu erhellen, <strong>und</strong> nachfolgend<br />
die <strong>Freiheit</strong>sfrage? - Ich möchte sagen: es war aus akademischer Perspektive ein thematisches<br />
Einstiegswerk. (Es mögen auch an<strong>der</strong>e Perspektiven zu berücksichtigen sein, die ich hier<br />
nicht weiter behandeln kann.) Wie oben schon gezeigt: Projektentwurf <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>riss eines<br />
grossangelegten Forschungsunternehmens. Man kann ruhig auch sagen Gr<strong>und</strong>legungswerk,<br />
was <strong>Steiners</strong> persönlicher Einschätzung sehr entspricht. Gr<strong>und</strong>lagenwerk eines jungen Mannes,<br />
<strong>der</strong> sich einige <strong>und</strong> nicht ganz unrealistische Hoffnung auf eine akademisch philosophische<br />
Laufbahn machte. Und darauf, dass ihm die detaillierte Einlösung <strong>der</strong> aufgeworfenen<br />
Forschungsfragen später mit akademischen Mitteln einigermassen gelingen werde. Das war<br />
<strong>Steiners</strong> berufliche Perspektive <strong>und</strong> Hoffnung damals. Ob er selbst in dieser Zeit bereits die<br />
Möglichkeit hatte, den Ursprung des Denkens aus dem schauenden Bewusstsein heraus zu beurteilen,<br />
wollen wir nicht von vornherein von <strong>der</strong> Hand weisen. Das ist gut möglich, <strong>und</strong> wird<br />
irrt gar sehr. Es muß sogar das gewöhnliche normale Bewußtsein in jedem Augenblicke das schauende Bewußtsein<br />
begleiten, weil sonst dies letztere Unordnung in die menschliche Selbstbewußtheit <strong>und</strong> damit in das Verhältnis<br />
des Menschen <strong>zur</strong> Wirklichkeit brächte."