Bildende Kräfte und Steiners Philosophie der Freiheit - Studien zur ...
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plizit mit den Schriften Wahrheit <strong>und</strong> Wissenschaft <strong>und</strong> <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> verknüpft,<br />
<strong>und</strong> thematisch sogar den gesamten, umfangreichen Doppelband <strong>der</strong> GA-18 mit ihnen verbindet<br />
über die <strong>Freiheit</strong>sfrage, dahingehend: Welche Rolle spielt <strong>der</strong> Gedanke in <strong>der</strong> geistigen<br />
Entwicklung des Menschen hin <strong>zur</strong> Autonomie? sollte ein hinreichen<strong>der</strong> Anlass dafür sein,<br />
diese von Steiner angelegte Verbindung auch entsprechend zu würdigen. Auch <strong>Steiners</strong><br />
Schrift Die Rätsel <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> ist, wenn auch von einem an<strong>der</strong>en Blickwinkel her als die<br />
<strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>, <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>sfrage gewidmet. Ein vertieftes Verständnis <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> kommt infolgedessen an den Gedankengängen <strong>der</strong> Rätsel <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong><br />
(GA-18) im allgemeinen, <strong>und</strong> dem Skizzenhaften Ausblick im speziellen, folglich an den<br />
Gr<strong>und</strong>fragen <strong>der</strong> anthroposophischen Methode, nicht vorbei.<br />
Vor allem gilt das für <strong>Steiners</strong> spätere Zusätze <strong>zur</strong> <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>, die er 1918 wie<strong>der</strong>holt<br />
mit expliziten Hinweisen auf die anthroposophische Geisteswissenschaft versehen hat.<br />
Mit <strong>der</strong> Wendung: "Logisch ableiten - durch Schlußfolgerungen - läßt sich aus dem Inhalte<br />
dieses Buches [<strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>, MM] allerdings nicht, was in des Verfassers späteren<br />
Büchern dargestellt ist. Vom lebendigen Ergreifen des in diesem Buche gemeinten intuitiven<br />
Denkens wird sich aber naturgemäß <strong>der</strong> weitere lebendige Eintritt in die geistige Wahrnehmungswelt<br />
ergeben." hat Steiner in <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> im Kapitel Die Konsequenzen<br />
des Monismus auf die Verbindung mit <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> Anthroposophie hingewiesen.<br />
Freilich einigermassen kryptisch mit den Worten "Vom lebendigen Ergreifen des in diesem<br />
Buche gemeinten intuitiven Denkens ...". Darunter kann sich <strong>der</strong> Leser, je nach dem, was er<br />
sich unter dem intuitiven Denken <strong>und</strong> seinem lebendigen Ergreifen so vorstellt, alles mögliche<br />
<strong>zur</strong>echt reimen, je nach Kenntnisstand <strong>und</strong> Phantasie. Wer allerdings nicht weiss, was das intuitive<br />
Denken ist, <strong>der</strong> kann es natürlich auch nicht lebendig ergreifen. O<strong>der</strong> er wird es eben<br />
so ergreifen, wie er das nach Massgabe seiner individuellen Einschätzung glaubt tun zu können.<br />
Und entsprechend sieht es auch aus, was darüber gelegentlich geschrieben wird. Voll von<br />
Mythen <strong>und</strong> individuellen Phantastereien über das sagenhafte intuitive Denken bis in akademische<br />
Dissertationen von Anthroposophen hinein. (Entsprechende Beispiele findet <strong>der</strong> Leser<br />
reichlich in den übrigen Arbeiten meiner Website.)<br />
Man muss also noch nicht einmal an erklärte Gegner <strong>Steiners</strong> denken, es reicht schon ein<br />
Blick in die anthroposophischerseits publizierte einschlägige Literatur, um festzustellen, dass<br />
durch eine wenig hilfreiche Empfehlung wie die vom lebendigen Ergreifen des intuitiven<br />
Denkens ein gehöriger geistiger Budenzauber seitens <strong>der</strong> Nachfolger <strong>Steiners</strong> so gut wie vorprogrammiert<br />
ist. Das hätte Steiner eigentlich schon bei seinen Schäfchen vorausahnen können.<br />
Nun, wie dem auch sei - naheliegend ist doch, dass Steiner im Skizzenhaften Ausblick<br />
selbst exemplarisch vorführt, wie er sich dieses lebendige Ergreifen denkt, <strong>und</strong> damit einen<br />
eindeutigen Hinweis gibt, wie methodisch an die <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> das dortige intuitive<br />
Denken anzuknüpfen ist. Thematisch ist das im ganzen Buch (GA-18) weit ausholend<br />
vorbereitet <strong>und</strong> philosophisch begründet.<br />
von Steiner in Anlehnung an Spicker gezeichneten Grenzen des verstandesmässigen Denkens mit einer prinzipiellen<br />
Logikfeindlichkeit. Traub konstruiert dort (S. 100) absur<strong>der</strong>weise einen antimathematischen <strong>und</strong> antilogischen<br />
Affekt <strong>Steiners</strong>. Diese Unterstellung Traubs zeigt nur seine mangelnde Bereitschaft an, sich auf die von<br />
Steiner angegebenen literarischen Quellen <strong>und</strong> Problemstellungen einzulassen. (Wobei neben Spicker vor allem<br />
auch <strong>der</strong> Erkenntnistheoretiker Johannes Volkelt zu nennen wäre, <strong>der</strong> mit seinem Buch Erfahrung <strong>und</strong><br />
Denken, (1886) von Steiner in <strong>der</strong> Einleitung zu Wahrheit <strong>und</strong> Wissenschaft als massgebliche Quelle für seinen<br />
Begriff des Gegebenen genannt wird, bei Traub aber trotz dessen umfangreicher Auseinan<strong>der</strong>setzung mit diesem<br />
Begriff <strong>Steiners</strong> keinerlei Beachtung findet.) Der geistige Ursprung des logischen Denkens liegt für <strong>Steiners</strong><br />
zwar jenseits des gewöhnlichen, logischen Denkens. Um ihn aber zu beurteilen ist die gewöhnliche Logik vonnöten,<br />
die das schauende Bewusstsein stets begleiten muss. Zum letzteren Punkt siehe auch <strong>Steiners</strong> Vortrag von<br />
1911, auf dem <strong>Philosophie</strong>kongress in Bologna, Die psychologischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> die erkenntnistheoretische<br />
Stellung <strong>der</strong> Anthroposophie; abgedruckt in GA 35, Dornach 1984, S. 111 ff. Speziell <strong>zur</strong> Logik S. 136.