Bildende Kräfte und Steiners Philosophie der Freiheit - Studien zur ...
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17<br />
geschieht, wie man den Gedanken als lebendigen Keim erfasst <strong>und</strong> "unter gewissen Bedingungen<br />
in <strong>der</strong> Seele <strong>zur</strong> Entfaltung" bringt, das beschreibt er in dem erwähnten Abschlusskapitel<br />
Skizzenhaft dargestellter Ausblick auf eine Anthroposophie auf S. 594 ff von GA-18. Es entspricht<br />
dem methodischen Verfahren, wie es hier weiter oben schon anhand des <strong>Steiners</strong>chen<br />
Aufsatzes aus GA-35 andeutend erläutert wurde. 15 Es ist auch dasselbe Verfahren, das in dem<br />
gemeinsam von Steiner <strong>und</strong> Ita Wegmann herausgegebenen Buch skizziert wird, das ich oben<br />
erwähnt habe: Gr<strong>und</strong>legendes für eine Erweiterung <strong>der</strong> Heilkunst, GA-27, Dornach 1991.<br />
Aber beileibe nicht nur dort, son<strong>der</strong>n auch im Methodenteil <strong>der</strong> Geheimwissenschaft im Umriss<br />
(GA-13), <strong>und</strong> auch im hier anmerkungsweise schon erwähnten französischen Kurs von<br />
1922 (GA-25), um nur einiges zu nennen. 16 Wenn sich <strong>der</strong> Leser also über das konkrete Proze<strong>der</strong>e<br />
unterrichten will, wie Steiner sich die Bedingungen vorstellt, unter denen <strong>der</strong> Gedanke<br />
"in <strong>der</strong> Seele <strong>zur</strong> Entfaltung" gebracht wird, dann kann er das in den genannten Schriften tun.<br />
Schliesslich ein Wort noch aus dem Schlusskapitel, dem Skizzenhaften Ausblick von GA-18,<br />
Goethe <strong>und</strong> Hegel betreffend, um wie<strong>der</strong> an die Ausgangslage unseres Exkurses <strong>zur</strong>ückzukehren.<br />
Wir werden dann auch verdeutlichen können, warum Steiner Goethe auf dem richtigen<br />
Wege sieht, aber noch nicht ganz als angekommen betrachtet. Dort im Skizzenhaften Ausblick<br />
(S. 610) resümiert Steiner einiges aus <strong>der</strong> Gesamtdarstellung seiner Schrift <strong>und</strong> sagt: "Die<br />
Entwickelung <strong>der</strong> philosophischen Weltanschauungen hat im griechischen Zeitalter <strong>zur</strong> Geburt<br />
des Gedankens auf dem Felde dieser Weltanschauungen geführt. Der Fortschritt dieser<br />
Entwickelung ging später dahin, durch die Gedankenerlebnisse die philosophische Betrachtung<br />
auf das selbstbewußte Ich hinzuführen. Goethe strebte in dem selbstbewußten Ich nach<br />
solchen Erlebnissen, die, indem sie von <strong>der</strong> Menschenseele erarbeitet werden, zugleich diese<br />
Seele in den Bereich <strong>der</strong>jenigen Wirklichkeit stellen, welche den Sinnen unzugänglich ist.<br />
Wenn er nach einer solchen Idee <strong>der</strong> Pflanze strebt, die nicht mit Sinnen geschaut werden<br />
kann, die jedoch das übersinnliche Wesen aller Pflanzen so enthält, daß man, von ihr ausgehend,<br />
Pflanzen ersinnen kann, die lebensmöglich sind, so steht Goethe mit solcher Geistesart<br />
auf dem hier angezeigten Boden. - Hegel hat dann in dem Gedankenerleben <strong>der</strong> Menschenseele<br />
selbst das «Stehen in dem wahren Weltenwesen» gesehen; ihm wurde die Welt <strong>der</strong> wahren<br />
Gedanken zum inneren Wesen <strong>der</strong> Welt. - Ein unbefangenes Verfolgen <strong>der</strong> philosophischen<br />
Entwickelung zeigt, daß das Gedankenerleben zwar das Element war, durch welches<br />
das selbstbewußte Ich auf sich selbst gestellt werden sollte, daß aber über das Leben in Gedanken<br />
fortgeschritten werden muß zu einem solchen seelischen Erleben, das über das gewöhnliche<br />
Bewußtsein hinausführt. Denn auch Hegels Gedankenerleben verläuft noch in dem<br />
Bereiche dieses gewöhnlichen Bewußtseins. [] In <strong>der</strong> Seele eröffnet sich so <strong>der</strong> Ausblick auf<br />
eine Wirklichkeit, welche den Sinnen unzugänglich ist."<br />
Kapitel 4<br />
Das Belebende des empirischen Zugangs zu einer Welt, die den Sinnen unzugänglich ist.<br />
Lassen Sie uns jetzt den anfänglichen Faden wie<strong>der</strong> aufnehmen, <strong>und</strong> kehren wir vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
des Exkurses <strong>zur</strong>ück zu jenem Abschnitt in GA-18, den Hartmut Traub irrtümlich paraphrasierend<br />
in eine kritische Sentenz aufgenommen hat. Dazu werde ich gleich das gesamte<br />
15<br />
Siehe <strong>Steiners</strong> Aufsatz von 1916, Die Erkenntnis vom Zustand zwischen dem Tode <strong>und</strong> einer neuen Geburt, in<br />
GA-35, Dornach 1984, S. 269-306. Dieser Aufsatz <strong>Steiners</strong> ist wie oben erwähnt vor allem erhellend, weil er<br />
sehr eingehend das methodische Proze<strong>der</strong>e hin zu diesen Bildekräften beschreibt.<br />
16<br />
Rudolf Steiner, Die Geheimwissenschaft im Umriss, (GA-13) Dornach 1989, S. 307 ff<br />
Den französischen Kurs siehe: Rudolf Steiner, Drei Schritte <strong>der</strong> Anthroposophie: <strong>Philosophie</strong>, Kosmologie,<br />
Religion. Zehn Autoreferate zum französischen Kurs am Goetheanum, Dornach, 6. bis 15. September<br />
1922,= GA-25, Dornach 1999.