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| Luzern, Weinmarkt 3 | Zunfthaus zur Metzgern | Metzgerbögli ...

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<strong>Zunfthaus</strong> der Metzger und Balenherren verfügte nicht nur wegen seines Stubenrechts,<br />

das die zeitweilige Aufnahme und Bewirtung von Gästen einschloss,<br />

eine öffentliche Funktion; zu den zünftischen Funktionen gehörte auch die<br />

Rechtssprechung in Berufsangelegenheiten, die Aufnahme und den Ausschluss<br />

von Berufsleuten. Einer Zunft anzugehören, bildete auch in <strong>Luzern</strong> die Voraussetzung,<br />

um das Bürgerrecht zu erlangen.<br />

Allein eine wesentliche Frage bleibt: Weshalb zeigt sich an der Westwand eine<br />

Zwillingspforte dort, wo eigentlich ein Tor allein als Zugang zum <strong>Zunfthaus</strong> zu<br />

<strong>Metzgern</strong> funktional genügt hätte? Die grün gefasste Holztüre mit den Angeln<br />

und geschmiedeten Eisenbändern stammt in dieser Form konstruktiv aus dem<br />

19. Jh.; die neu entdeckte Pforte ist am Ende des 19. Jh. mit Kalksandsteinen<br />

und einem Zementmörtel zugemauert worden und entspricht technologisch<br />

Vormauerungen im Dachgeschoss aus der selben Zeit. Die Inschriften am<br />

Korbbogen sind längst verloren gegangen, die möglicherweise eine klare Antwort<br />

auf die Frage gegeben hätten. Allein bemerkenswert ist der Umstand, dass<br />

an den Torstürzen trotz Altersspuren deutlich ablesbar ist, dass die Gewandung<br />

ursprünglich sorgfältig gefasst wurde.<br />

Die Funktion dieser Zwillingspforte lässt sich allerdings erschliessen: Als im<br />

15. Jh. die Metzgerzunft, zahlenmässig gross und bedeutend, sich mit der<br />

Zunft der Balenherren (Fischer und Rohrgesellen), ihrerseits klein, aber zahlungskräftig<br />

zusammenfand, um das vierstöckige, neue <strong>Zunfthaus</strong> zu verwirklichen,<br />

fand sich ein gesellschaftlich höchst ungleiches ‚Paar’ zusammen. Die<br />

Balenherren (Fischer und Rohrgesellen) waren sich ihrer adligen Herkunft bewusst<br />

und pflegten bis ins 15. Jh. grossregional Beziehungen zu anderen Gesellschaften<br />

an Reuss, Aare und Rhein (z.B. durch die Fischermaien). Sie lebten,<br />

wie die Änderungen ihrer Gesellschaftshäuser belegen, in Distanz zu den auf<br />

das lokale Handwerk fokussierten, aber sozial gut vernetzten und angesehenen<br />

Metzger.

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