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39.1935 (1936)

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Hermann Lübbing, Bism arck und G roßh erzog P eter von O ldenburg 21<br />

Kandidatur des Großherzogs hin. Wenn diese allerdings verworfen<br />

würde, so werde Preußen in drei Tagen mobil machen1).<br />

Tatsächlich haben die Dinge dann den Lauf genommen, den Bismarck<br />

wohl von je als den für Preußen allein möglichen gewollt hat, und<br />

nicht den, der Großherzog Peter vorschwebte. Der Krieg mit<br />

Österreich vom 16. Juni bis Ende Juli 1866 zeigte aller Welt, wie<br />

Bismarck den gordischen Knoten zerhieb. Der Großherzog konnte<br />

nicht umhin, Bismarcks geniale Staatsführung zu bewundern. Als<br />

Napoleon III. sich in die deutschen Verhältnisse einmischte, um bei<br />

dem Krieg im Trüben zu fischen, schrieb Peter am 12. Juli 1866: „Ich<br />

habe zu Bismarck das Vertrauen, daß er auch mit Napoleon fertig<br />

wird, dann ist er der größte Mann unserer Zeit. Dann sind seine<br />

staatsmännischen Leistungen denen der preußischen Armee ebenbürtig-)."<br />

Eine besonders tiefgehendeVerstimmung zwischen Peter<br />

und Bismarck trat schon bald darauf wieder ein, und zwar so nachhaltig,<br />

daß der Großherzog sie bis zum Ende seines Lebens kaum überwunden<br />

hat. Es handelte sich hierbei allerdings nicht um die schleswigholsteinische,<br />

sondern um die hannoversche Frage. Bekanntlich<br />

hatte Hannover die Partei Österreichs ergriffen trotz eindringlicher; Warnungen<br />

Peters an seinen Schwager König Georg. Als nach der unglücklichen<br />

Schlacht von Langensalza sich bei Bismarck der Plan verdichtete,<br />

auch Hannover zu annektieren, war es der Großherzog von<br />

Oldenburg, der durch eindringliche Vorstellungen beim König von<br />

Preußen versuchte, das schlimmste zu verhindern. Indem er für den<br />

Welfen plädierte, arbeitete er natürlich aufs stärkste gegen Bismarcks<br />

Bestrebungen. Dem Minister von Rössing, der die großherzoglichen<br />

Ansprüche in Berlin mündlich durchsetzen sollte, erklärte am<br />

19. August 1866 Bismarck: „Er (der Großherzog) hat den König in<br />

betreff Hannovers wankend gemacht, und Sie können sich denken, wie<br />

unangenehm dies für mich war. Ich annektiere nicht zum Vergnügen,<br />

sondern nur aus höheren Rücksichten." Schon die Begrüßung empfand<br />

v- Rössing als kühl und frostig; auf die Glückwünsche zu den militärischen<br />

und diplomatischen Erfolgen und auf die großherzoglichen<br />

Grüße fand Bismarck kaum eine Antwort, sondern bot nur die obligate<br />

»Friedenspfeife" in Form einer Zigarre an. Er war sichtlich gereizt und<br />

verbat sich lange diplomatische Einleitungen. Unvermittelt fragte er:<br />

„Wollen Sie Birkenfeld austauschen? — Ich denke an die Grafschaft<br />

Hoya, lege aber keinen Wert auf den Austausch."<br />

‘ ) V D 32 C onv. II, 118.<br />

! ) V D 32 C onv. II, 205.

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