39.1935 (1936)
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Hermann Lübbing, Bism arck und G roßh erzog P eter von O ldenburg 19<br />
dafür zu wirken, durch Anwesenheit in Eutin der preußischen Partei<br />
als Mittelpunkt zu dienen. In nicht zu langer Zeit wird die augustenburgische<br />
Partei auf ein kleines Häuflein zusammengeschmolzen sein,<br />
und der Erbprinz wird sich entschließen zu resignieren.<br />
Die Mittelstaaten selbst werden diese Lösung der Suzeränität<br />
vorziehen, und in der öffentlichen Meinung in Deutschland wird bald<br />
die herrschende Stimmung für uns sein. Klare einfache Lösungen<br />
dringen leichter durch als komplizierte. Wenn Preußen auf dem Wege<br />
der Verträge annektiert, so wird auch Österreichs Stellung eine andere.<br />
Da Österreich vor allem ein baldiges Ende wünscht, so wird es sich<br />
fügen müssen, da ihm keine Möglichkeit zu Gebote steht, den Mitbesitzer<br />
aus dem Kondominium herauszubringen; um so weniger, wenn<br />
Preußen die Rechte der Erbprätendenten erwirbt, und hat es auch nur<br />
das Recht eines Prätendenten erworben, so erstarkt dadurch sein<br />
Mitbesitzrecht. Dann kann Österreich leichter durch Erstattung der<br />
Kriegskosten und Verjüngung der Allianz abgefunden werden. Österreich<br />
braucht keine Territorialabfindung zu verlangen, wenn Preußen<br />
die Prätendenten abfindet.<br />
Der Schluß des ganzen Procederes würde die Einberufung der<br />
schleswig-holsteinischen Stände bilden, welche dem Könige zu huldigen<br />
hätten, die es mit Freuden tun würden. Damit ist auch Frankreich<br />
zum Schweigen gebracht, denn in der Huldigung ist die Zustimmung<br />
der Bevölkerung zum Ausdruck gebracht, ohne daß dem monarchischen<br />
Prinzip ein Abbruch geschieht.<br />
So wäre denn die Lösung auf dem Wege des Rechts und der Versöhnung<br />
herbeigeführt und Preußen an Macht, Ehre und Vertrauen<br />
gewachsen und Deutschland beruhigt. Das Bewußtsein, zu diesem<br />
nationalen Versöhnungswerk mitgewirkt zu haben, wird mir eine große<br />
Beruhigung sein und mir helfen, das schmerzliche Gefühl der Entsagung<br />
zu überwinden, welches noch oft an mir nagt.<br />
Und damit Gott befohlen!<br />
Dein treuer Freund."<br />
Kurz vor dem preußisch-österreichischen Krieg kam Peter auf<br />
diese Idee zurück, nannte sie „spießbürgerlich-ehrlich", glaubte aber,<br />
sie wäre geeignet gewesen, die ganzen Wirren zu vermeiden.<br />
Während sich Oldenburgs Vertreter bemühten, möglichst bald<br />
einen Zessionsvertrag abzuschließen — der Großherzog verhandelte<br />
Anfang Juni 1865 sogar persönlich in Berlin mit Bismarck und dem<br />
König — wandte Bismarck wieder d ie alte Verschleppungstaktik<br />
an. Preußen sah in einer Zession nicht viel mehr als einen