39.1935 (1936)
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Hermann Lübbing, Bism arck und G roßh erzog P eter von O ldenburg 3<br />
vor und durchbrach ihn am 10. Januar 1864 mit Gewalt. Der Großherzog<br />
war über diese Verletzung der oldenburgi sehen<br />
Souveränitätsrechte aufs äußerste empört und ließ durch<br />
seinen Ministerresidenten in Berlin, Dr. Geffken, Verwahrung dagegen<br />
einlegen. Bismarck äußerte diesem gegenüber am 21. Januar kühl, man<br />
könne einem General nicht die Subtilität zumuten, zwischen seinen<br />
Truppen als Bundeskontingent und preußischem Kontingent zu unterscheiden.<br />
Amtlich ließ er durch Prinz Ysenburg aus Hannover am<br />
23. Januar die nachträgliche Genehmigung zum Durchmarsch einholen.<br />
Aber der Großherzog war zu tief verletzt, als daß er sich hiermit<br />
hätte zufrieden geben können. Er glaubte, seine Ehre nur wiederherstellen<br />
zu können, indem er von Bismarcks höchstem Vorgesetzten,<br />
dem König von Preußen selbst, Genugtuung forderte. Er entschloß<br />
sich schon am 25. Januar zu einer Reise nach Berlin, über die<br />
er später einen Bericht erstattete, der hier wörtlich nach den Akten<br />
wiedergegeben wird1).<br />
,,Der Entschluß des Großherzogs, dem Könige von Preußen persönlich<br />
in Berlin vorzustellen, wie wenig das Verfahren Bismarcks<br />
bezüglich der Besetzung des Fürstentums Lübeck mit preußischen<br />
Truppen den Bundesgrundgesetzen entspräche, um hierdurch womöglich<br />
eine Genugtuung für diesen verletzenden Akt, vor etwaigen<br />
weiteren Schritten am Bunde, zu erlangen, wurde am 25. Januar<br />
ausgeführt.<br />
Die Ankunft in Berlin erfolgte abends, und am 26. Januar früh<br />
um 9 Vi Uhr fuhr der Großherzog direkt beim königl. Palais vor,<br />
nachdem es geglückt war, die Ankunft nicht schon vorher bekanntwerden<br />
zu lassen — ließ sich durch den Adjutanten melden und<br />
wurde auch sofort vom Könige empfangen.<br />
Der Großherzog, welcher übrigens nicht als preußischer General<br />
mit dem Schwarzen Adler, sondern in eigener Uniform mit dem oldenburgischen<br />
Orden sich repräsentierte, begann damit, dem König zu<br />
sagen: Er komme in einer penibelen Angelegenheit. „Nun, was gibt es<br />
denn? Man hat jetzt so viele unangenehme Dinge", sagte der König.<br />
Hierauf trug der Großherzog in ruhiger Weise den aktenmäßigen<br />
Sachverhalt vor, indem er betonte, er komme in rein versöhnlichem<br />
Sinne, da er bestrebt sei, vor etwaigen weiteren Schritten sich offen<br />
dem Könige gegenüber auszusprechen und ein versöhnendes Wort<br />
von ihm zu hören. Er könne aber einen so offenbaren Landfriedens-<br />
*) A a. H of- u. Privatkanzlei. Tit. V D 5. D ie R echtschreibung m od ern i<br />
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