Die Überwindung des Pessimismus Arbeit, Bildung ... - LBS
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Noch immer wird in unseren Schulen und Universitäten im Grunde industrielles Fertigungs-Lernen<br />
praktiziert: Ein Lehrer, ein Stoff, dreißig Schüler, eine frontale Lern-Situation mit wachsenden<br />
Motorik- und Disziplin-Schwierigkeiten. Dabei geht es um ganz andere soft scills: Um<br />
Selbstwissen, Selbstlernen. <strong>Die</strong> Fähigkeit zum Eigenen, zur Kooperation und Kommunikation.<br />
2.<br />
Ständige Weiterentwicklung von <strong>Die</strong>nstleistungsressourcen. Das Zentrum der Wertschöpfung<br />
verlagert sich dabei von einfachen Services in immer komplexere <strong>Die</strong>nstleistungen, von Urlaub zu<br />
Wellness, von Produzieren zum Providen, vom <strong>Die</strong>nen zum Coachen. Produktion wird nicht<br />
abgeschaftt, sondern verdienstleistet. Und gerade im Wohnen ist diese Frage entscheidend:<br />
Servicewohnen ist, in der unruhigen und anstrengenden <strong>Arbeit</strong>s- und Lebenswelt, in der Männer<br />
und Frauen arbeiten, die entscheidende Entwicklung.<br />
3.<br />
Eine kontinuierlich steigende Produktivität in allen Sektoren der Wirtschaft. Eine Produktivitätssteigerung<br />
von 2,5 Prozent pro Jahre, die die US-Wirtschaft über längere Strecken realisiert (und<br />
von der wir in Zentraleuropa weit entfernt sind) verdoppelt den Wohlstand alle 24 Jahre. Bei 1,4<br />
Prozent dauert dieser Prozess 50 Jahre.<br />
4.<br />
Aktivierende Sozialsysteme und, dahinterliegend, ein Gesellschaftskontrakt, in dem nicht mehr der<br />
Staat alle menschlichen Verhältnisse dominiert. Nein, nicht Rückzug <strong>des</strong> Staates ist hier gemeint,<br />
sondern seine intelligente Neupositionierung.<br />
5.<br />
Ein neues Menschenbild <strong>des</strong> „Empowerment“. <strong>Die</strong>ses Menschenbild geht von der Annahme aus,<br />
dass nicht nur eine kleine Elite von Menschen zu Selbst- und Eigenständigkeit fähig ist. Dass nicht<br />
nur (lebenslange) Sicherheiten, sondern auch Freiheiten, Aufbrüche, Wachstums- und Emanzipationsprozesse<br />
in unseren Lebensplänen eine wichtige Rolle spielen.<br />
Wer genau hinschaut, sieht, das diese Elemente auf verblüffende Weise ineinander greifen. Er<br />
versteht aber auch, weshalb eine derart heillose Verwirrung in der politischen Debatte herrscht. Das<br />
Projekt der Wissensökonomie ist keine Frage von Links oder Rechts. Für einige dieser Elemente<br />
brauchen wir starke Interventionen <strong>des</strong> Staates. Andere lassen sich nur auf einer kulturellen Ebene<br />
lösen. Wieder andere kombinieren gesellschaftliche und staatliche Elemente. Wie immer in der<br />
Evolution geht es um geschickte Re-Kombination. Um höhere Intelligenz unserer Systeme.<br />
Lohnte es sich nicht, für ein solches Gesellschaftsmodell einzutreten und sich zu engagieren?<br />
Irgendwann habe ich dann verstanden, was meine Frau in ihrem gediegenen englischen Zynismus<br />
meinte. Heidiland der Angst, das meint, dass wir Ängste in falscher Weise professionalisieren, sie<br />
Ideologisieren, Kultivieren, Inszenieren.<br />
Heidiland der Angst heißt aber auch, dass wir aufhören können, das Spiel mitzuspielen. Wir können<br />
aus dem Schlangestehen an der Kasse der Angst-Lobbyisten aussteigen. Und sei es mit Humor und<br />
Ironie!<br />
Matthias Horx, <strong>Die</strong> <strong>Überwindung</strong> <strong>des</strong> <strong>Pessimismus</strong> 8