Die Überwindung des Pessimismus Arbeit, Bildung ... - LBS

zurück. Man verkehrt miteinander über Anwälte oder aus der sicheren Distanz der Single-Haushalte
heraus.
Irgendwann führt das dann zu einer Haltung des pseudofeministischen Rassismus, wie sie sich in
einer Titelgeschichte des SPIEGEL im letzten Jahr offenbart. Dort hieß es:
Eine Krankheit namens Mann – Als Fötus sind sie empfindlicher, in der Schule scheitern sie,
häufiger sie neigen zu Gewalt und Kriminalität, und sie sterben früher: Sind Männer die
Mängelwesen der Natur? Nun offenbaren auch noch die Biologen: Das Y-Chromosom ist ein
Krüppel, der Mann dem Untergang geweiht (in 200.000 Jahren).
Die Silberne Revolution
Nein, ich möchte nicht von Vergreisung, Rentenkatastrophe, Krieg der Generationen sprechen. Ich
möchte nicht jenen Ton anschlagen, den Frank Schirrmacher, FAZ, in seinem Buch ‚Das
Methusalem Komplott‘ wählt, obwohl er auf etwas Richtiges hinweist:
...Unsere Gesellschaft wird die Alterung als einen Schock erleben, der mit dem der Weltkriege
vergleichbar ist. ... Die Menschheit altert in unvorstellbarem Ausmaß. Wir müssen das Problem
unseres Alterns lösen, um das Problem der Welt zu lösen. Die große Mobilmachung hat begonnen.
Am Horizont baut sich eine erbitterte Streitmacht gegen die Alten auf... Das Euthanasische Zeitalter
beginnt...
Das ist die Sprache des Krieges. Die Sprache der Welt-Erlösung. Der Mobilmachung gegen einen
imaginären Feind, den wir auf diese Weise vielleicht erst aufbauen.
Vielleicht sollten wir die Fragen anders stellen:
Wer sagt denn, wie alt eine Gesellschaft sein kann, darf, muss?
Muss eine jugendliche Kultur immer frisch, lebendig, klug agieren – man denke an die islamischen
Länder!
Sind ältere Herrschaften in der Politik von Übel – man denke an Adenauer, Churchill...
Sind Ältere immer unkreativ, reaktionär, lustfeindlich – Wie war das mit Picasso? (Immendorf ist
immerhin auch schon 64)...
Hippokrates von Kos, der Begründer der Medizin, wurde 56 Jahre alt und war der Überzeugung,
dass mit 42 Jahren „die Lebenssäfte aus den Menschen wichen“. Die durchschnittliche
Lebenserwartung Europas lag vor 100 Jahren bei 43 Jahren, sie wird im Lauf des 21. Jahrhunderts
auf 82 Jahre im Jahre 2020 und 85 bis 90 Jahre im Jahre 2050 steigen. In allen Ländern der Erde,
mit Ausnahme einiger GUS-Länder und der Bürgerkriegsgebiete Afrikas, erweitert sich die
menschliche Lebensspanne im statistischen Durchschnitt um 6 bis 7 Wochen pro Jahr!
Wir alle haben sofort die Bilder des Siechtums im Kopf, die unsere visuellen Medien prägen:
Menschen am Stock, Hilfsbedürftig, allein. Palliativmedizin fällt uns ein. Aber wer dauerhaft
bettlägerig wird, hat noch eine mittlere Lebensdauer von sechs Monaten – alt werden können wir
nur in Bewegung.
Dies erfordert in der Tat eine Entscheidung. Eine alternde Gesellschaft braucht in weitesten Sinne
eine Mobilisierung. Und eben nicht nur bei den Älteren!
Matthias Horx, Die Überwindung des Pessimismus 5