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NZg_25-2010 - Neue Zeitung

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<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT 54. Jahrgang, Nr. <strong>25</strong> Preis: 180 Ft Budapest, 18. Juni <strong>2010</strong><br />

Gute Leistungen lohnen sich:<br />

Sommerstipendien für Schüler<br />

Am 12. Juni machten sich 24 Schülerinnen und<br />

Schüler auf den Weg nach Deutschland. Alle lernen<br />

an ausgewählten Nationalitätenschulen<br />

und zweisprachigen Gymnasien (sogenannten<br />

PASCH-Schulen) und wurden für ihre besonderen<br />

Leistungen im Fach Deutsch mit einem<br />

dreiwöchigen Stipendium ausgezeichnet. Der<br />

Fachberater für Deutsch in Ungarn Holger<br />

Wendlandt, der auch bei der Auswahl der Stipendiaten<br />

mitgemacht hat, verabschiedete die<br />

Gruppen am Bahnhof und wünschte ihnen, daß<br />

sie in den drei Wochen nicht nur neue deutsche<br />

Wörter lernen, sondern vor allem viele neue<br />

deutsche Freunde finden.<br />

Jeweils eine Gruppe machte sich<br />

auf den Weg nach Merzig (Saarland)<br />

bzw. Marburg (Hessen). Dort<br />

leben die Jugendlichen in Gastfamilien,<br />

lernen ein deutsches Gymnasium<br />

kennen und nehmen an<br />

einem Kulturprogramm teil. Vorbereitet<br />

wurden die Stipendiaten bei<br />

einem Treffen in der Deutschen<br />

Botschaft Budapest im April.<br />

Neben diesen dreiwöchigen Stipendien,<br />

die in Zusammenarbeit mit<br />

dem Pädagogischen Austauschdienst<br />

(Bonn) vergeben werden,<br />

gibt es weitere Stipendien, die erst<br />

in den kommenden Wochen<br />

beginnen. Das sind zum einen<br />

4wöchige Sommerstipendien, die<br />

Die Stipendiaten vor ihrer Abreise am Ostbahnhof in<br />

Budapest. Begleitlehrerinnen sind Bernadett Bencze<br />

(ELTE-Budapest, hinten links) und Orsolya Fuchs<br />

(Schiller-Gymnasium Werischwar, hinten rechts)<br />

mit einer Städtereise verbunden<br />

sind (Bonn, Köln, Berlin und München<br />

werden besucht) sowie zwei<br />

Stipendienplätze für den Internationalen<br />

Sommerkurs an der Fachhochschule<br />

Schmalkalden. Erstmalig<br />

konnten auch zwei Praktikumsplätze<br />

beim Campus of Excellence<br />

in Hof vergeben werden.<br />

Ein Wochenende mit den Ungarndeutschen<br />

Vor zwei Wochen bin ich in Budapest<br />

angekommen und habe hier<br />

schon sehr viel erlebt! Ich bin Doris,<br />

die neue Praktikantin der GJU, und<br />

werde noch bis Ende August bleiben.<br />

Von all meinen bisherigen<br />

Erlebnissen möchte ich nun eins<br />

herausgreifen und etwas mehr<br />

davon berichten: meinen Ausflug<br />

nach Nadasch und Ofalo.<br />

Da die GJU am Wochenende – 12.<br />

und 13. Juni – ihre Delegiertenversammlung<br />

in Nadasch und Ofalo<br />

abhielt, sind Monika, Sarolta und ich<br />

Der „Sibirische Bär“ lernt Deutsch<br />

Deutsche in Nowosibirsk, der größten Stadt Sibiriens<br />

In seinem 1928 in Berlin veröffentlichten „Führer durch die<br />

Sowjetunion“ beschrieb der ungarische Kartograph und spätere<br />

Sowjet-Spion Alexander Radó (1899 – 1981) auch die sibirische<br />

Stadt Nowosibirsk. Radó vermerkte, die Stadt sei innerhalb<br />

von zwei Jahrzehnten „das wirtschaftliche Zentrum Sibiriens“<br />

geworden und „mit amerikanischer Schnelligkeit (Sib-<br />

Chicago)“ gewachsen.<br />

Heute ist Nowosibirsk, das am Fluß<br />

Ob liegt, mit 1,4 Millionen Einwohnern<br />

die drittgrößte Stadt Rußlands.<br />

Seine Geschichte hängt eng<br />

zusammen mit der Erschließung<br />

von Westsibirien und der Errichtung<br />

der längsten Eisenbahnstrecke der<br />

Welt, der 9.297 Kilometer langen<br />

Transsibirischen Eisenbahn. 1893<br />

gründeten Eisenbahner an einer<br />

Brücke über den Ob eine Siedlung<br />

mit 3 000 Einwohnern. Diese hieß<br />

ab 1895 Nowonikolajewsk und<br />

bekam 1903 das Stadtrecht verliehen.<br />

Nach der Oktoberrevolution<br />

entwickelte sich die Stadt zum<br />

wichtigsten Industriezentrum und<br />

Hauptverkehrsknotenpunkt Sibiriens.<br />

Als sie 1926 in Nowosibirsk<br />

(Fortsetzung auf Seite 12)<br />

am 11. Juni mit dem Bus nach<br />

Nadasch gefahren. Schon die Busfahrt<br />

war für mich spannend, denn<br />

ich bekam Gelegenheit, mir die<br />

ungarische Landschaft anzuschauen.<br />

(Fortsetzung auf Seite 13)<br />

Theaterförderung<br />

rassistisch?<br />

Besonders förderungswürdig seien<br />

Theater der nationalen und ethnischen<br />

Minderheiten, die jährlich<br />

mindestens 100 Vorstellungen<br />

geben, mit eigenem Ensemble<br />

mindestens zwei Premieren produzieren<br />

und mindestens 75 Prozent<br />

der Aufführungen Eigenproduktionen<br />

des Theaters sind. Dieser Vorschlag<br />

wurde am Montag im Kulturausschuß<br />

des Parlaments diskutiert.<br />

Elôd Novák (Jobbik) bezeichnete<br />

dies als „Rassismus“. Als Protest<br />

verließ die Abgeordnete Elisabeth<br />

Menczer (FIDESZ) den Saal.<br />

(Lesen Sie dazu unseren Kommentar<br />

auf Seite 2.) Der Förderungsvorschlag<br />

wurde für die Plenardebatte<br />

zugelassen.<br />

Aus dem Inhalt<br />

Kakucs: „Wir möchten an die<br />

Geschichte erinnern“<br />

Die Großgemeinde Kakucs liegt<br />

zwischen Budapest und Kecskemét<br />

und ist der Wohnort von etwa 100<br />

Ungarndeutschen, die sich vor vier<br />

Jahren zusammengetan haben, um<br />

eine deutsche Minderheitenselbstverwaltung<br />

zu gründen.<br />

Seite 3<br />

Bogdan – Heimatmuseum<br />

Bogdan/Dunabogdány hat die Türkenherrschaft<br />

eigentlich gut überstanden,<br />

aber um die verschwundene<br />

reformierte ungarische Bevölkerung<br />

zu ersetzen, siedelte Péter<br />

Graf Zichy im Jahre 1723 katholische<br />

deutsche Familien im Dorf an.<br />

Seite 4<br />

Mehr als 1300 Angster-Orgel<br />

Sein Name ist ein Begriff, und es<br />

gibt in Ungarn kaum Ortschaften,<br />

wo seine Instrumente in den Kirchen<br />

nicht bei jeder Messe ertönen<br />

würden. Dieser Name gehört zu<br />

einem der größten in der Geschichte<br />

des ungarländischen Kunstgewerbes.<br />

Die Rede ist von Orgelbauer<br />

Josef Angster, dem Gründer<br />

der berühmten Fünfkirchener<br />

Orgelfabrik.<br />

Seite 11<br />

Delegiertenversammlung in Ofalo<br />

Die halbjährliche Delegiertenversammlung<br />

der GJU in Ofalo/Ófalu<br />

war beschlußfähig. Die Delegierten<br />

der Freundeskreise kamen am<br />

12. Juni zahlreich. Dies war wichtig,<br />

da auch die Wahl der Vorsitzenden<br />

und einer Vizevorsitzenden<br />

auf der Tagesordnung stand.<br />

Seite 13<br />

„Waschechte“ schwäbische Musik<br />

seit fast 20 Jahren<br />

Die Waschludter Johann’s Kapelle<br />

wurde 1991 von vier Musikern<br />

gegründet und spielte von Anfang<br />

an ungarndeutsche, deutsche und<br />

österreichische Volkslieder, wobei<br />

ihr Repertoire inzwischen auch<br />

schon mit anderen Musikrichtungen<br />

bereichert wurde.<br />

Seite 14


2 B E R I C H T E<br />

NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />

<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Ungarndeutsches Wochenblatt<br />

Herausgeber<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong> Stiftung<br />

Chefredakteur:<br />

Johann Schuth<br />

Adresse/Anschrift:<br />

Budapest VI., Lendvay u. 22 H-1062<br />

Telefon Sekretariat:<br />

+36 (06) 1/ 302 68 77<br />

Fax: +36 (06) 1/354 06 93<br />

Mobil: +3630/956 02 77<br />

E-Mail: neueztg@hu.inter.net<br />

Internet: www.neue-zeitung.hu<br />

Druckvorlage:<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong> Stiftung/Héra István<br />

Druck: Croatica Kft.<br />

Anzeigen und Vertrieb:<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong> Stiftung<br />

Monika Hucker<br />

+36 (06) 1/302 68 77<br />

Fax: +36 (06) 1/354 06 93<br />

E-Mail: neueztg@hu.inter.net<br />

Index: <strong>25</strong>/646.92/0233<br />

HU ISSN 0415-3049<br />

Mitglied der weltweiten Arbeitsgemeinschaft<br />

Internationale Medienhilfe<br />

(IMH-NETZWERK)<br />

Gedruckt mit Unterstützung der Stiftung<br />

für die Nationalen und Ethnischen<br />

Minderheiten Ungarns<br />

Gefördert aus Mitteln der<br />

Donauschwäbischen Kulturstiftung des<br />

Landes Baden-Württemberg und der<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Vertrieb<br />

Zu bestellen bei:<br />

<strong>Neue</strong>-<strong>Zeitung</strong>-Stiftung<br />

Budapest, Lendvay u. 22 H-1062<br />

E-Mail: neueztg@hu.inter.net<br />

www.neue-zeitung.hu/publikationen<br />

Außerhalb von Budapest:<br />

Auf den Postämtern<br />

In Budapest:<br />

Levél-és Hírlapüzletági Igazgatóság,<br />

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Budapest, 1846<br />

Fax 061 303-3440<br />

E-Mail: hirlapelofizetes@posta.hu<br />

Telefon: 06-80-444-444<br />

Sie finden die <strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

in Geschäften von Lapker Zrt.<br />

Einzelpreis: 180 Ft<br />

Jahresabonnement:<br />

Ungarn: 7800 Ft<br />

Deutschland: 110 Euro<br />

Österreich: 100 Euro<br />

Schweiz: 170 sfr<br />

Deutschland:<br />

KUBON UND SAGNER<br />

Abt. Zeitschriftenimport<br />

D-80328 München<br />

*<br />

Unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos werden weder aufbewahrt noch<br />

zurückgeschickt<br />

Lassen Sie sich in das deutsche<br />

Wählerverzeichnis eintragen!<br />

Liebe ungarndeutsche Landsleute,<br />

Bis zum 15. Juli müssen Sie sich im deutschen Wählerverzeichnis registrieren<br />

lassen, wenn Sie bei den Wahlen der deutschen Minderheitenselbstverwaltungen<br />

im Oktober <strong>2010</strong> wählen oder gewählt werden wollen.<br />

Zur Eintragung haben Sie vom örtlichen Wahlbüro bis zum 31. Mai ein entsprechendes<br />

Formular erhalten müssen. Das Formular muß beim örtlichen Wahlbüro<br />

eingereicht werden.<br />

Falls Sie das Formular nicht finden, können Sie es von der Seite<br />

www.valasztas.hu herunterladen, ausfüllen und einreichen.<br />

Wichtiger Hinweis: Auf dem Formular muß man die neunstellige Personalnummer<br />

(személyi szám!) eintragen.<br />

Liebe ungarndeutsche Landsleute,<br />

Die Wahl bietet uns die Möglichkeit, uns stolz zu unseren bisherigen Erfolgen<br />

und zu unserer Zugehörigkeit zu bekennen und unsere Vertreter für die nächsten<br />

vier Jahre selbst zu wählen! Deshalb bitten wir alle, denen die Zukunft unserer<br />

Volksgruppe am Herzen liegt, sich in das deutsche Wählerverzeichnis eintragen<br />

zu lassen und an den Wahlen im Oktober teilzunehmen! (Den Wahlaufruf der<br />

Landesselbsrverwaltung der Ungarndeutschen finden Sie auf<br />

www.neue-zeitung.hu/wir empfehlen oder auf www.ldu.hu)<br />

Klaus Johannis erhält höchste<br />

Auszeichnung des BdV<br />

Der Bund der Vertriebenen<br />

wird auf seiner Festveranstaltung<br />

zum Tag der Heimat<br />

am 11. September in Berlin<br />

den Oberbürgermeister von<br />

Hermannstadt, Klaus<br />

Johannis, mit der Ehrenplakette<br />

auszeichnen. Johannis<br />

erhält die Ehrenplakette für<br />

seine hervorragenden Verdienste<br />

um die Völkerverständigung<br />

als Brückenbauer<br />

in einem zusammenwachsenden<br />

Europa. Mit Klaus<br />

Johannis wird ein Siebenbürger<br />

Sachse der jüngeren<br />

Generation ausgezeichnet,<br />

der erheblich zum Verständnis<br />

zwischen beiden Völkern<br />

beigetragen hat. In<br />

Klaus Johannis an seinem Arbeitsplatz<br />

Foto: NZ-Archiv<br />

zahlreichen persönlichen<br />

Auftritten hat er in Vorträgen Kenntnisse über Land und Leute vermittelt und<br />

um Verständnis für Rumänien und seine deutsche Minderheit geworben.<br />

Durch seine großen Leistungen als Bürgermeister ist Hermannstadt nicht<br />

nur eine Vorzeigestadt in Rumänien geworden sondern auch Kulturhauptstadt<br />

Europas 2007.<br />

Er ist ein anerkannter Politiker, der sich den Problemen stellt. Seine Initiativen<br />

beeinflussen das deutsch-rumänische Verhältnis in vielfacher positiver<br />

Weise. Gleichzeitig ist er auch Vorsitzender des Forums der Deutschen<br />

in Rumänien.<br />

Klaus Johannis wurde am 13. Juni 1959 in Hermannstadt geboren. Nach<br />

seinem Studium der Physik war er Lehrer in Hermannstadt. Im Jahr 2000<br />

wurde er zum ersten Mal zum Oberbürgermeister gewählt und zweimal<br />

wiedergewählt und das, obwohl es inzwischen eine überwältigende rumänische<br />

Mehrheit in Hermannstadt gibt. Er genießt das Vertrauen sowohl der<br />

Rumänen als auch der Deutschen in Hermannstadt. Geschätzt wird er<br />

besonders wegen seiner Tugenden wie Ehrlichkeit, Fleiß und Einsatz für<br />

die Allgemeinheit.<br />

Ausstellung<br />

Die Galerie Magyar Mûhely (Ungarische Werkstatt) in Budapest lädt am 23.<br />

Juni um 18.00 Uhr zur Ausstellungseröffnung der Niveaupreisträger von<br />

Matricák 2007 ein. Ausstellende Künstler: Beaty Czetö (Niederlande),<br />

Zsuzsa Lakner (Deutschland), Antal Lux (Deutschland). Eröffnung: Ágnes<br />

Haász. Die Ausstellung ist vom 23. Juni bis zum 16. Juli (werktags von 10<br />

– 17 Uhr) zu besichtigen. Adresse: Magyar Mûhely Galéria, Budapest VII.,<br />

Akácfa u. 20.<br />

Wir sind Politik<br />

Es geschah folgendes: In der Sitzung<br />

des Kulturauschusses im<br />

Parlament ging es am Montag um<br />

die „positive Diskriminierung“ der<br />

Minderheitentheater. In der<br />

Debatte sagte der Vertreter von<br />

Jobbik, Elôd Novák, dies sei „Rassismus“<br />

und „Rassentheorie“, fördern<br />

sollte man Theater, die rein<br />

mit ungarischen Mitarbeitern tätig<br />

sind. Die Fidesz-Abgeordnete<br />

Erzsébet Menczer protestierte und<br />

verließ den Raum. In einem <strong>Zeitung</strong>sinterview<br />

sagte sie dann, sie<br />

sei eine Schwäbin und sie sei über<br />

diese Bemerkungen einfach<br />

empört!<br />

Ich bin einfach verwundert.<br />

Zum einen, weil es möglich ist,<br />

daß <strong>2010</strong> im ungarischen Parlament<br />

einem gewählten Abgeordneten<br />

über die ungarländischen<br />

Minderheiten der Begriff „Rassentheorie“<br />

einfällt. Nicht minder<br />

wäre ich verwundert, wenn Novák<br />

sich ähnlich äußern würde, wenn<br />

es um die staatliche Förderung der<br />

ungarischen Theater in Rumänien<br />

oder in der Slowakei ginge. Ob er<br />

auch dort „Rassismus“ schreien<br />

würde, wenn der rumänische oder<br />

slowakische Staat einfach die<br />

grundlegenden Betriebskosten<br />

garantiert?<br />

Ich bin verwundert, daß im<br />

ungarischen Parlament eine Abgeordnete<br />

die Situation blitzschnell<br />

erfaßt und so handelt, wie es in<br />

einer stabilen europäischen Demokratie<br />

auch der Fall wäre. Und<br />

dann sagt sie auch noch öffentlich,<br />

daß sie Schwäbin sei und ihre Kinder<br />

die Nationalitätenschule besuchten<br />

und ihr die Deutsche<br />

Bühne in Seksard, wie die anderen<br />

Minderheitentheater auch, wichtig<br />

seien.<br />

Ich bin auch verwundert, daß<br />

die anderen gut demokratisch<br />

gewählten Abgeordneten im Kulturausschuß<br />

nicht ähnlich protestierten<br />

und den Raum verließen,<br />

aber meine Verwunderung in diesem<br />

Zusammenhang ist etwas leiser.<br />

Es ließe sich vielleicht damit<br />

begründen, daß sie nur selten ins<br />

Theater gehen. Andere, nicht entwickelte<br />

Empfindlichkeiten fallen<br />

mir gar nicht ein.<br />

Wie auch immer, wir sind zum<br />

Thema geworden. Wir sollen<br />

etwas mehr an Mitteln erhalten als<br />

bisher, jemand setzt sich für uns<br />

ein und die Presse findet den Fall<br />

so interessant und wichtig, daß sie<br />

darüber berichtet. Fast verdächtig<br />

ist schon, daß die meisten Kommentare<br />

davon ausgehen, daß die<br />

„positive Diskriminierung“ der<br />

Minderheiten berechtigt sei.<br />

Verrückte Zeiten! Man nimmt<br />

die <strong>Zeitung</strong> in die Hand und versteht<br />

die Welt nicht mehr. Glücklich,<br />

wer nur Fußball auf der Mattscheibe<br />

guckt!<br />

cl<br />

Ihre Meinung, Bemerkung erwarten<br />

wir an<br />

nzmeinung@yahoo.de


NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong> G E M E I N S C H A F T E N D E R U N G A R N D E U T S C H E N<br />

3<br />

Kakucs<br />

„Wir möchten an die<br />

Geschichte erinnern“<br />

Die Großgemeinde Kakucs<br />

liegt zwischen Budapest und<br />

Kecskemét und ist der Wohnort<br />

von etwa 100 Ungarndeutschen,<br />

die sich vor vier<br />

Jahren zusammengetan<br />

haben, um eine deutsche Minderheitenselbstverwaltung<br />

zu<br />

gründen. Die meisten der<br />

heutigen Deutschen im Ort<br />

zogen aus dem Nachbardorf<br />

Neuhartian/Újhartyán<br />

hierher, wo ebenfalls noch<br />

eine lebendige deutsche<br />

Gemeinschaft existiert.<br />

Ein Buch über „malenkij robot“ ist<br />

eine der wichtigsten Errungenschaften<br />

des deutschen Gremiums: Die<br />

schrecklichen Geschehnisse der<br />

Nachkriegszeit erzählen im Buch<br />

noch heute lebende Betroffene aus<br />

Kakucs. „Wir möchten an die<br />

Geschichte erinnern“, meint Anita<br />

Kleineisel, Mitglied der Deutschen<br />

Minderheitenselbstverwaltung.<br />

Auch ein Kreuz auf dem Friedhof<br />

soll an die Deutschen, die einst hier<br />

lebten, erinnern, dies wurde ebenfalls<br />

von der Deutschen Selbstverwaltung<br />

initiiert und gefördert.<br />

Bei der Arbeit geht es jedoch<br />

nicht nur um die Vergangenheit, mit<br />

verschiedenen Veranstaltungen<br />

möchten sie das kulturelle Leben<br />

der Ortschaft bunter gestalten. Zum<br />

Dorffest und zum Weinlesefest werden<br />

regelmäßig ungarndeutsche<br />

Kulturgruppen eingeladen, Musikanten<br />

und Tänzer aus schwäbischen<br />

Ortschaften. Ein jährliches<br />

Blasmusikfestival organisiert die<br />

Ortschaft nun schon zum dritten<br />

Mal, das soll auch so weitergehen.<br />

Um dem Sprachgebrauch den richtigen<br />

Schwung zu geben, wollen die<br />

Mitglieder der Deutschen Selbstverwaltung<br />

einen Sprachkurs organisieren.<br />

Die Ungarndeutschen in<br />

Kakucs haben bisher keinen einzigen<br />

Verein und<br />

Deutschunterricht<br />

gibt es für die Kinder<br />

erst ab der 5.<br />

Klasse. Doch „die<br />

Menschen haben<br />

sich über dieses<br />

Buch und über das<br />

Kreuz sehr<br />

gefreut“, meint<br />

Anita Kleineisel,<br />

die auch in Zukunft<br />

in diesem Gremium<br />

tätig sein<br />

möchte.<br />

Chr. A.<br />

Salzkipfelkosten in Ofalo<br />

Ein beliebter Leckerbissen<br />

Eifrig bei der Arbeit in der Küche. Alles<br />

wurde ganz genau erklärt.<br />

In heiterer Runde versammelten<br />

sich Ofaloer Frauen und<br />

lernfreudige Gäste, um in die<br />

geheime Welt der Salzkipfel<br />

einzutauchen. Das Rezept ist<br />

eigentlich ganz einfach: Mehl,<br />

Salz, ein Ei, Milch, Hefe und<br />

Öl (früher Fett). Doch auch<br />

diese einfach klingenden Zutaten<br />

für den Teig haben so ihre<br />

Feinheiten, hat doch jedes<br />

Haus sein eigenes Rezept mit<br />

kleinen Unterschieden.<br />

Die Ofaloer organisieren seit<br />

Jahren einen Salzkipfel-Wettbewerb,<br />

weil aber die Hausfrauen<br />

nicht so gerne an einem<br />

Wettbewerb als solchen teilnehmen<br />

wollten, wurde dieses Jahr einfach<br />

eine Salzkipfelkostprobe angeboten.<br />

Mitte Juni ist Ofalo immer voll, denn<br />

der Dorftag lockt viele Gäste und<br />

ehemalige Ofaloer aus dem In- und<br />

Ausland in die kleine Gemeinde, die<br />

zwar gerne Salzkipfel essen, mit der<br />

Herstellung dieser Leckerei aber<br />

nicht vertraut sind. Ihnen bot man in<br />

diesem Jahr einen ausführlichen<br />

Salzkipfelkurs an.<br />

Nach der ausgiebigen Feierstunde<br />

am Samstag trafen sich die neugierigen<br />

Salzkipfel-Anfängerinnen und<br />

die Profis aus Ofalo am Sonntag in<br />

der Gemeindeküche, um gemeinsam<br />

zu backen. Vergilbte Rezeptblätter<br />

hat man vergeblich erwartet, denn<br />

jeder hat im Kopf, wie mans macht<br />

und oft werden die Zutaten nach<br />

Augenmaß hinzugegeben. „Früher<br />

hat man Salzkipfel nach einer dicken<br />

Suppe als Hauptgericht gegessen,<br />

heute wird das den Gästen am Sonntag<br />

auch angeboten“, sagt Elisabeth<br />

Kófiás, während sie gerade jemandem<br />

ihr Hausrezept mitteilt. Wichtig<br />

ist, daß man den richtigen Salzkipfelteig<br />

mal sieht, denn die Konsistenz<br />

des Teiges ist ausschlaggebend. „Das<br />

ist noch sehr klebrig, wir brauchen<br />

noch Mehl“, meint die salzkipfelunerfahrene<br />

Anneliese aus Deutschland,<br />

doch genau das ist ein Irrtum,<br />

wird sie schnell belehrt, denn der<br />

Salzkipfelteig muß so sein, damit die<br />

Kipfel locker und luftig werden,<br />

erklären die Profis, die ab und zu<br />

auch den rohen Teig kosten, um den<br />

richtigen Salzgehalt zu prüfen. Während<br />

der Teig in der Sonne aufgeht,<br />

einigen sich die Köchinnen auf die<br />

Dekoration, denn im Gegensatz zu<br />

früher, wo nur Salz oder Kümmel auf<br />

die Kipfel gestreut wurden, kann<br />

man sie jetzt mit Sesamkörnern oder<br />

gar mit Räucherkäse verfeinern.<br />

Wichtig ist auch, daß die Dreiecksformen,<br />

aus denen die Kipfel gerollt<br />

werden, erst einmal richtig gezogen<br />

werden an den Ecken, denn so werden<br />

die Kipfel noch leichter und luftiger.<br />

Dann muß man die Kipfel mit<br />

Eiweiß bestreichen und Salz oder<br />

Sonstiges draufstreuen. Frisch aus<br />

dem Ofen sind die Kipfel am besten.<br />

Christina Arnold<br />

Schupfnudeln mit Tomatensoße,<br />

Bohnenzuspeis und zum Nachtisch<br />

Strudel, das und noch vieles mehr<br />

konnten die Interessenten am vergangenen<br />

Samstag in Bonnhard bei<br />

der Buchpräsentation einer schwäbischen<br />

Rezeptsammlung kosten.<br />

Zsuzsanna Lohn aus Bonnhard<br />

hegte schon lange den Wunsch, die<br />

einstigen typisch ungarndeutschen<br />

Rezepte der Gegend zu sammeln<br />

und herauszugeben. Vor einem Jahr<br />

startete sie einen Aufruf in den<br />

Medien, um die Rezepte zu sammeln,<br />

doch niemand meldete sich,<br />

keine Schwäbin hielt ihr eigenes<br />

Gericht für gut genug. So schnell<br />

wollte Frau Lohn aber nicht aufgeben,<br />

also sprach sie die schwäbischen<br />

Familien in der Stadt persönlich<br />

an und konnte die Scheu der<br />

Köchinnen nach und nach abbauen.<br />

Von Anfang an standen ihr die<br />

Deutsche Minderheitenselbstverwaltung<br />

und vor allem die Partnerstadt<br />

Bonnhards Wernau zur Seite,<br />

die zuletzt die Druck- und Graphikarbeiten<br />

übernahmen und auch die<br />

Kommt Essen!<br />

Traditionelle Rezepte der ungarndeutschen Küche<br />

Kosten trugen. Sogar Wernauer<br />

Rezepte kamen in das Buch, denn<br />

auch dort leben Heimatvertriebene,<br />

die ihre Rezepte nicht vergaßen.<br />

44 teils bekannte, teils schon vergessene<br />

Leckerbissen werden im<br />

Buch mit genauen Mengenangaben<br />

und Kochablauf beschrieben und<br />

mit Fotos illustriert. „Es war gar<br />

nicht so einfach, die Rezepte aufzuschreiben,<br />

denn die alten Frauen<br />

wußten keine Mengen, kein Dekagramm<br />

war festgelegt,<br />

die Zutaten<br />

wurden mit<br />

Tassen oder mit<br />

Augenmaß und<br />

mit Handvoll<br />

gewogen, so<br />

mußten wir erst<br />

einmal den ganzen<br />

Ablauf<br />

dokumentieren<br />

und mit einer<br />

Waage zwischendurch<br />

immer<br />

wieder wiegen“,<br />

erzählt<br />

Zsuzsanna Lohn.<br />

Das bunte, aufwendig<br />

gestaltete Buch beinhaltet<br />

auch Geschichten über die wichtigsten<br />

Feste der Ungarndeutschen,<br />

dazu mit den passenden Menüabläufen.<br />

Das Rezeptbuch wurde im<br />

Rahmen des 10. Völgységi Buchfestivals<br />

vorgestellt und lockte<br />

viele Besucher in den Park vor der<br />

Bibliothek. „Letztendlich kamen<br />

viel mehr Rezepte zusammen als in<br />

das Buch paßten, so denken wir<br />

schon über die zweite Auflage<br />

nach“, sagt Zsuzsanna Lohn.<br />

Das Buch enthält natürlich viele<br />

Leckerbissen, die nach der heutigen<br />

Auffassung über moderne Ernährung<br />

eigentlich nicht besonders<br />

gesund sein sollen, denn Zutaten<br />

wie Fett oder gar Schweinebauchfett<br />

waren gang und gäbe und<br />

Gerichte, die damit zubereitet wurden,<br />

standen früher regelmäßig auf<br />

dem Tisch. Vegetarier allerdings<br />

könnten neue Anregungen für ihre<br />

Gerichte im Buch finden, denn die<br />

sparsame schwäbische Küche bot<br />

oft Nudeln oder Gemüsezuspeis an.<br />

Christina Arnold


4 G E M E I N S C H A F T E N D E R U N G A R N D E U T S C H E N<br />

NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />

Häuser, die uns erzählen<br />

Bogdan – Heimatmuseum<br />

Bogdan/Dunabogdány hat die Türkenherrschaft<br />

eigentlich gut überstanden,<br />

aber um die verschwundene<br />

reformierte ungarische Bevölkerung<br />

zu ersetzen, siedelte Péter Graf Zichy<br />

im Jahre 1723 katholische deutsche<br />

Familien im Dorf an.<br />

Die Filoxera setzte dem Weinbau,<br />

dem Haupteinkommen der Bauern,<br />

ein Ende. Sie stellten sich um auf die<br />

Arbeit mit Stein und auf den Obstanbau.<br />

Mit den sog. „Kofa“-Schiffen<br />

(Kofa = Marktfrau) brachten sie ihre<br />

Produkte auf die Märkte von Pest,<br />

Preßburg und Wien.<br />

Die Produkte der feinen Steinmetzkunst:<br />

verzierte Torpfeiler, Fenster-<br />

und Türumrahmungen, Ruhebänke<br />

vor den Häusern sowie Grabsteine<br />

sind heute noch in der Ortschaft<br />

zu finden. Man fertigte auch<br />

Weinpressen, Tröge, aber auch kleine<br />

Truhen, in denen man die wichtigsten<br />

Dokumente der Familie aufbewahrte,<br />

aus Stein, an.<br />

Im Zeitraum von 1933-35 suchten<br />

wegen der Arbeitslosigkeit viele<br />

Männer in Deutschland Arbeit. Ihre<br />

Familien konnten nur dann ihren<br />

Lohn erhalten, wenn sie Mitglieder<br />

im Volksbund wurden. Infolge der<br />

ungerechten kollektiven Bestrafung<br />

wurden in den Jahren 1945/46 viele –<br />

auch Frauen und Kleinkinder – für<br />

lange Monate interniert, den meisten<br />

wurde ihr ganzes Hab und Gut weggenommen.<br />

Gleichzeitig brachte man<br />

an ihre Stelle Magyaren aus dem<br />

Oberland. So wird heutzutage der<br />

örtliche „schwäbische“ Dialekt nur<br />

noch von älteren Leuten gesprochen.<br />

Die Gegenstände des Heimatmuseums,<br />

die 2008 in ein selbständiges<br />

Gebäude verlegt und in vier Räumen<br />

thematisch verteilt wurden, sind noch<br />

Ende der 60er Jahre von Frau Antos<br />

(geb. Edit Schüminchen) gesammelt<br />

worden. Die Möbelstücke zeigen<br />

einen bäuerlichen Wohnraum vom<br />

Ende des 19. Jahrhunderts, die<br />

Sammlung von Werkzeugen gibt<br />

einen Einblick in das Alltagsleben, in<br />

zeitgemäße Arbeitsvorgänge. Es gibt<br />

hier auch eine reiche Sammlung an<br />

Trachten, Wandschonern und Bildern.<br />

Die Ausstellung ist nach Anmeldung<br />

zu besichtigen!<br />

Adresse: Dunabogdány, Kossuth u.<br />

47. Telefon: 06 20/984-6453<br />

XV. Treffen deutscher Kulturgruppen in Harkány<br />

Publikum genoß die<br />

Darbietungen aus dem Wasser<br />

Der Chor aus Sulk<br />

Um den Badegästen in Harkány die Zeit durch ein abwechslungsreiches<br />

Kulturprogramm zu versüßen, wurde am 13. Juni in der Branauer Badestadt<br />

bereits das XV. Treffen der Deutschen Minderheitengruppen Südtransdanubiens<br />

durchgeführt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Selbstverwaltung<br />

und der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung der Stadt. Die<br />

Zuschauer kamen an diesem Nachmittag voll auf ihre Kosten, denn was<br />

könnte es Besseres geben, als an einem heißen Tag aus dem angenehmen<br />

Wasser des Heilbades die Präsentationen der verschiedenen ungarndeutschen<br />

Kulturgruppen zu genießen.<br />

Den Reigen auf der Freilichtbühne eröffneten die Gastgeber, denn es<br />

spielte die Harkányer Jugendkapelle und anschließend gaben örtliche<br />

Grundschüler ein Programm. Mit Spannung wurde die ungarndeutsche<br />

Volkstanzgruppe „Blauer Enzian“ aus Kleindorog erwartet. Sie begeisterte<br />

die Anwesenden durch ihr Können und durch ihre Lust am Tanzen. Für weitere<br />

Tanzeinlagen sorgte die Tanzgruppe aus Sulk und der Sulker Chor sang<br />

seine schönsten Lieder. Natürlich durften an diesem Nachmittag die Kulturgruppen<br />

der Nachbarstädte nicht fehlen, aus Willand trat der Frauenchor<br />

mit seinen wohlbekannten Weisen auf und erntete viel Applaus. Am Abend<br />

machte die Kapelle BayeRock aus Sasawar Musik – und noch dazu was für<br />

welche! Die Stimmung war am Kochen!<br />

Marianne Hirmann<br />

Branauer Stimmungsparade<br />

in Borjad<br />

Vergangenen Samstag<br />

legte das Stimmungsboot<br />

der Branauer<br />

Stimmungsparade in<br />

Borjad an. Bereits das<br />

vierte Jahr geht diese<br />

Parade durch die Branau<br />

und begeistert groß<br />

und klein mit Musik,<br />

Gesang und Tanz. Die<br />

Idee zum Erfolgsrezept<br />

hatten Seppi Millich<br />

und Robert Hahner aus<br />

Nimmesch/Himesháza.<br />

Das Konzept der<br />

Branauer Stimmungsparade<br />

ist ganz einfach: ein Festival<br />

auf die Beine zu stellen, mit viel<br />

Musik, Tanz und allem, was dazugehört,<br />

und mit dem Programm die<br />

ungarndeutschen Gemeinden zu<br />

besuchen, um den Einwohnern gute<br />

Unterhaltung und viel Spaß zu bieten.<br />

Ganz genau so, wie es uns die<br />

Schlagerstars der deutschsprachigen<br />

Musikszene Woche für Woche<br />

vormachen.<br />

Im Festivalzelt in Borjad kam<br />

das zahlreich erschienene Publikum<br />

musikalisch voll auf seine<br />

Kosten. Durchs Programm führte<br />

der Kapitän des Stimmungsbootes<br />

Zoltán Schmidt. Vivien Tóth, die<br />

junge Musikstudentin, begeisterte<br />

gleich zu Beginn mit Melodien aus<br />

der Operette „Komm mit nach<br />

Waraschdin“, unterstützt wurde sie<br />

dabei von der Tanzgruppe aus<br />

Bawaz. Ferenc Tarlós – engagiert<br />

im Nationaltheater von Fünfkirchen<br />

– sang „Ich bin der kleine<br />

Toni“ – und das Publikum war hin!<br />

Die Gastgeber, die Borjader, waren<br />

Der Sonnenblumenchor stellte fest, ob der alte<br />

Holzmichel noch lebt<br />

gleich mit zwei Tanzgruppen vertreten,<br />

von denen die kleinen Tänzer<br />

den größeren Beifall ernteten.<br />

Das Publikum bekam an diesem<br />

heißen Nachmittag auch einen bunten<br />

Liederstrauß von Intermelodie<br />

aus Surgetin überreicht. Aus<br />

Schomberg kamen die fünf Jungs,<br />

welche die Zuhörer musikalisch in<br />

die Oberkrain entführten. Melinda<br />

und Robert Hahner gaben ein bayerisches<br />

Medley und eine Zusammenstellung<br />

aus Schlagern der 60er<br />

Jahre zum Besten. Der Sonnenblumenchor<br />

gab eine Antwort auf die<br />

Frage, ob der alte Holzmichel noch<br />

lebt, und das auf lustige Art und<br />

Weise, dank dem liebenswerten<br />

alten Holzmichel. Und zum Schluß<br />

sang Kitti Göbel Countrysongs und<br />

sorgte dafür, daß die Veranstaltung<br />

mit einem Stimmungshoch ausklang.<br />

Die Gäste hatten trotz lähmender<br />

Hitze viel Spaß an diesem<br />

Nachmittag und sangen fröhlich bei<br />

den bekannten Songs mit.<br />

M. H.


NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong> G E S C H I C H T E N<br />

5<br />

Das geheimnisvolle Einschlafen<br />

der Rosa Dorn<br />

Vorführung der DBU-Laientheatergruppe<br />

Zum Einschlafen kam an diesem<br />

Abend nur Dornröschen auf der<br />

Bühne, denn die Zuschauer wurden<br />

35 Minuten lang prächtig unterhalten.<br />

Zwar merkte man die Sprachbarrieren<br />

der Kinder, doch das wurde<br />

durch die Einlagen von ungarischen<br />

Textstücken geschickt gelöst. Die<br />

Laientheatergruppe der Deutschen<br />

Bühne existiert seit 2007, dieses<br />

Stück wurde innerhalb von drei<br />

Monaten geschrieben und auf die<br />

Bühne gestellt. Die Neuauflage des<br />

Märchenklassikers Dornröschen<br />

gelang der Schultruppe besonders<br />

gut, ist amüsant und abwechslungsreich.<br />

Unter den Fittichen von Schauspielerin<br />

Kata Lotz und Kulturmanagerin<br />

Juliane Jung wurde den Seksarder<br />

Kindern das Theaterleben nähergebracht.<br />

Spielerisch, mit viel Improvisation,<br />

verliefen die Proben, und<br />

allmählich kristallisierte sich eine<br />

Geschichte heraus, die ideenreich<br />

Unter dem Titel „Central Europe<br />

Revisited III“ findet zum dritten<br />

Mal an der österreichisch-ungarischen<br />

Grenze, und zwar im prachtvollen<br />

Barockschloß Esterházy in<br />

Eisenstadt (Foto), die internationale<br />

Ausstellung zeitgenössischer Künstler<br />

aus Mitteleuropa statt. Der Kurator<br />

ist von Anfang an der seit Jahrzehnten<br />

im Ausland arbeitende,<br />

renommierte ungarische Kunsthistoriker<br />

Dr. Lóránd Hegyi, der aus<br />

dem aktuellen Angebot immer wieder<br />

authentische Beispiele auswählt.<br />

Was die benutzten Grundmaterialien<br />

und ausgewählten Techniken<br />

betrifft, erstreckt sich die breite<br />

Palette von der traditionellen Malerei<br />

über einzelne oder multiplizierte<br />

Grafik sowie Bildhauerei bis zu<br />

modernsten Kategorien wie Fotografie,<br />

Installation und Videokunst,<br />

die heutzutage bei repräsentativen<br />

internationalen Veranstaltungen als<br />

ganz gewohnt gelten.<br />

Diesmal sind neben den ständigen<br />

„Gastgeberpartnern“ Österreich (mit<br />

sechs Künstlern) und Ungarn (mit<br />

fünf Teilnehmern) zwei neue, bisher<br />

ausgeführt wurde. Die kleine Amateurgruppe<br />

schaffte es, ein Märchenthema<br />

mit modernen Jugendproblemen<br />

zu vereinen, und zwar mit Hilfe<br />

von Rap-Einlagen und Medieninszenierungen.<br />

Sogar ein Hauch ungarndeutsche<br />

Geschichte paßte in die<br />

Erzählung.<br />

„Diese Arbeit mit den Kindern ist<br />

eine Mission“, meinte Kata Lotz<br />

nach der Vorführung, „wir suchen<br />

hier keine Nachwuchsschauspieler,<br />

sondern bringen den Kindern bei, mit<br />

ihrem Körper, mit ihrer Stimme<br />

umzugehen, und das spielerisch.“<br />

Musikeinlagen, Bilder, die an die<br />

Wand projiziert wurden, und die<br />

moderne Situation eines Fernsehauftrittes<br />

in einer Talkshow versetzten<br />

die Dornröschen-Rahmengeschichte<br />

in die heutige Welt. Doch im Mittelpunkt<br />

stand die Auseinandersetzung<br />

von Eltern und Kindern, ein Thema,<br />

das immer aktuell bleibt.<br />

Christina Arnold<br />

Zeitgenössische Kunst<br />

in Eisenstadt<br />

nicht vertretene Länder präsent,<br />

nämlich Bulgarien (mit sechs<br />

Repräsentanten) und Serbien (mit<br />

sieben Teilnehmern). Außer diesen<br />

neuen geographischen Schwerpunkten<br />

wird der in- und ausländischen<br />

Besucher auch einen neuen Ausstellungsort<br />

entdecken: das ehemalige<br />

Kloster, das an das Schloß<br />

angrenzende Gebäude in der<br />

Joseph-Haydn-Gasse 1. Die vor drei<br />

Jahren frisch renovierte und für das<br />

Publikum geöffnete Sala Terrena im<br />

Parterre des Schlosses bleibt weiter<br />

Hauptort dieser Veranstaltung). Aus<br />

Ungarn können wir übrigens Ölgemälde<br />

von Lôrinc Borsos, Daniel<br />

Horváth und Ákos Siegmund sowie<br />

Aquarelle von Eszter Szabó und<br />

Beatrix Szörényi bis zum 1. November<br />

bewundern. István Wagner<br />

Ganz hinten im Garten bei<br />

uns in Weindorf standen zwei<br />

oder drei Holzfässer. Als die<br />

Pflaumen, Äpfel und Birnen<br />

überreif waren und von den<br />

Bäumen fielen, haben wir sie<br />

aufgehoben und in die Holzfässer<br />

geschüttet. Das war der<br />

Grundstoff des Schnapses<br />

(Pálinka). Im Herbst hat die<br />

Gärung der Maische bald<br />

angefangen, in der Luft flatterte<br />

Alkoholgeruch herum.<br />

Die Taufliegen waren dauernde<br />

Besucher um die Fässer<br />

herum. Ein Teil von den Vorbereitungen<br />

war auch das<br />

Entkernen und Mahlen des<br />

Obstes.<br />

Schnapsbrennen<br />

Drillingsgeschichten<br />

Essen,<br />

ein ewiges Thema<br />

Für Privatpersonen war Schnapsbrennen<br />

verboten, das war Staatsmonopol,<br />

man mußte die Maische<br />

in die Spiritusfabrik bringen. Dort<br />

wurde der Schnaps destilliert.<br />

Brennerei gab es in Weindorf aber<br />

keine. Deshalb hat mein Onkel<br />

Pista selbst zu Hause Schnaps<br />

gemacht (und ich bin überzeugt,<br />

daß das alle Dorfbewohner taten).<br />

Warum auch nicht? Ohnehin hat<br />

der Onkel nicht Schnaps zum Verkaufen<br />

gebrannt, sondern nur für<br />

sich selbst und für die Verwandtschaft.<br />

Und wie gut war der<br />

Schnaps für die Erwachsenen beim<br />

Weihnachtsfest und am Silvesterabend!<br />

(Jetzt im Jahre <strong>2010</strong> will die<br />

neue Regierung ja Schnapsbrennen<br />

zu Hause erlauben!)<br />

Onkel Pistas guter Freund, der<br />

Kollege Guszti, wohnte in der<br />

Nähe, er hatte einen Destillationsapparat.<br />

Dieser Apparat wurde ausgeliehen.<br />

Onkel nahm ein paar<br />

Tage Urlaub. Er brachte den Apparat<br />

in die Sommerküche und die<br />

Arbeit hat begonnen. Kinder konnten<br />

hier nicht helfen, nur beim Lekvarkochen,<br />

aber das war ganz<br />

anders. Hier und jetzt war „Alkoholgefahr“.<br />

Erwachsene brachten<br />

in Eimern die Maische hinein. Alle<br />

Erwachsenen haben die Maische in<br />

dem großen Topf gekocht. Sie<br />

erhitzten sie auf dem Sparherd und<br />

rührten sie um. So bekamen sie den<br />

„Grundspirit“.<br />

Ich war ein ganz kleines Kind,<br />

habe aber den Alkoholgeruch<br />

gemocht. Nach dem Einheizen des<br />

Destillationsapparats ging alles<br />

tadellos. Das Kupferrohr in dem<br />

Apparat hatte eine bedeutende<br />

Rolle: Die durch das Rohr fließende<br />

Maische bekam ein sehr gutes<br />

Aroma. Das haben alle gewußt,<br />

kümmerten sich aber nicht immer<br />

darum. Das Zeug mußte zweimal<br />

gekocht – destilliert – werden.<br />

Nach der ersten Etappe bekam man<br />

noch eine trübe Flüssigkeit. Die<br />

zweite Etappe war schon die Verfeinerung:<br />

das Kochen der Flüssigkeit<br />

mit Dampf. Danach strömte<br />

der Dampf durch das Kupferschlangenrohr,<br />

das Wasser hat ihn<br />

abgekühlt – und die herauströpfelnde<br />

Flüssigkeit war schon der fertige<br />

Schnaps! Er war so klar, so sauber<br />

wie das Wasser. Und er war sehr<br />

stark! Im allgemeinen fand jemand<br />

die allerhöchste Anerkennung,<br />

wenn er starken Schnaps gekocht<br />

hat. Der Schnaps wurde erst einmal<br />

in einem Topf gesammelt und dann<br />

in Flaschen gefüllt. Opa, Oma und<br />

Tante Erzsi arbeiteten mit Flaschen<br />

und Fülltrichtern.<br />

Ich stand daneben und hätte beinahe<br />

einen Schnapstropfen<br />

gekostet. Der Onkel hat das gesehen.<br />

Ich fragte ihn: „Onkel Pista,<br />

was ist das?“ Er hatte sehr guten<br />

pädagogischen Sinn und wußte,<br />

daß ich den Essiggeruch verabscheue.<br />

Deshalb antwortete er:<br />

„Essigwasser!“ Damit konnte er<br />

mich nicht nur von dem Kupferkessel,<br />

sondern auch von der Küche<br />

fernhalten!<br />

Miklós Tarján<br />

Um die Ernährung der Kinder muß man sich ständig Gedanken machen,<br />

man meint, mit Obst und Gemüse ist man immer auf dem richtigen Weg,<br />

doch Nachrichten über Pestizide vermiesen einem das gute Gefühl. Für<br />

einen kleinen Gemüsegarten fehlt einem die Zeit und die Lust, dabei macht<br />

es den Kindern umheimlichen Spaß, Kirschen vom Baum zu pflücken,<br />

Zwiebeln vom Feld zu essen oder Kartoffelkäfer zu jagen, das dürfen unsere<br />

bei der Uroma üben.<br />

Auch als Erwachsener hört man ständig Experten, die einem immer wieder<br />

mit neuen Regeln den Appetit vermiesen. Salat ja, aber ohne Salatsoße,<br />

Joghurt, gut, aber bloß ohne Früchtegeschmack, Hühnchenfleisch ist in<br />

Ordnung, aber wehe in Öl gebacken oder mit Gewürzen versehen. Da kann<br />

man sich genauso gut auf die Wiese stellen und Gras fressen wie die Kühe,<br />

ach übrigens Milch soll neuerdings krebserregend sein. Milliarden von<br />

Menschen haben auf der Welt nichts zu essen, die würden sich über Grillhühnchen<br />

und Früchtejoghurt garantiert freuen. Christina Arnold


6 K Ü N S T E<br />

NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />

Eine Diplompädagogin aus<br />

Oberösterreich, Gabi Kreslehner,<br />

bringt frischen Wind in<br />

den deutschsprachigen Literaturbetrieb.<br />

Während ihr Buch<br />

„Charlottes Traum – Ringlotten<br />

am Erdbeerbaum“ noch mit<br />

den wichtigsten Preisen für<br />

Jugendliteratur ausgezeichnet<br />

wird, ist schon das nächste<br />

Werk – „In meinem Spanienland“<br />

– diesmal für Erwachsene<br />

– erschienen. NZ traf die<br />

Schriftstellerin zu einem<br />

Gespräch.<br />

Sie sind Autorin, Schriftstellerin,<br />

Lehrerin, Mutter von zwei Kindern,<br />

leiten Literatur- und Theaterprojekte.<br />

Wie viele Stunden hat Ihr Tag – oder,<br />

anders gefragt, sind Sie ein Workaholic?<br />

Nein, glaub’ ich nicht, vielleicht<br />

schaffe ich es einfach, mir meine Zeit<br />

gut einzuteilen. Außerdem bemühe<br />

ich mich, wenn ich arbeite, das sehr<br />

konzentriert zu tun, also dabei keine<br />

Zeit zu verschwenden. Und ich habe<br />

Freude an meiner Arbeit.<br />

Wie haben Sie den Weg vom Bauernhof<br />

in die Festsäle erlebt?<br />

Ringlotten am Erdbeerbaum<br />

Sehr entspannt. Menschen sind überall<br />

Menschen.<br />

Sie zeichnet eine moderne, kurzweilige,<br />

klare Sprache – ohne Kitsch und<br />

Rokoko – mit spielerischer Leichtigkeit<br />

aus. Gefühle und Stimmungen<br />

werden direkt an den Leser herangetragen.<br />

Ist das ein Ergebnis Ihrer<br />

pädagogischen Arbeit?<br />

Vielen Dank für das Kompliment an<br />

meine Sprache! Keine Ahnung, es ist<br />

vielleicht ein Ergebnis meines<br />

Lebens, daß ich gelernt habe, alles<br />

möglichst auf den Punkt zu bringen.<br />

Das allerdings ist in der Schule schon<br />

wichtig – klar und transparent die<br />

Dinge darzustellen.<br />

In „Charlottes Traum“ geht es um die<br />

Trennung der Eltern aus der Sicht des<br />

Kindes und um Scheidung, um<br />

Patchworkfamilien, Neuorientierung<br />

... Sind das die Themen der Zukunft,<br />

der Gegenwart?<br />

Ja. Unter anderem. Und es sind die<br />

Themen, die im Innersten berühren.<br />

Aber es gibt viele wichtige Themen<br />

für die Gegenwart und Zukunft. Also<br />

da ist noch längst nicht ausgeschrieben.<br />

Pubertät, wachsende Verantwortung<br />

und erste Liebe. Ewige Themen und<br />

ewig neu.<br />

Ja, klar. Jeder muß das mal durchleben<br />

und dann ist es immer das erste<br />

Mal. Und häufig schmerzhaft und<br />

wahrscheinlich immer sehr intensiv.<br />

Kann man das Spanienland als die<br />

„erwachsene“ Umsetzung von Charlottes<br />

Traum deuten?<br />

Nein, das ist eine ganz andere<br />

Geschichte mit ganz anderen Protagonisten.<br />

Zwar geht es in beiden<br />

Büchern um Gefühle wie Liebe,<br />

Trauer, Sehnsucht – aber die Grundsituationen,<br />

die Leben, die dargestellt<br />

werden, sind ganz unterschiedliche.<br />

Die Verbindungen zu den aktuellen<br />

Mißbrauchsfällen in Österreich und<br />

Deutschland haben Sie nicht so gerne<br />

– trotzdem: Zufall, Absicht oder eben<br />

ein Thema der Gegenwart?<br />

Keine Absicht, aber ganz offensichtlich<br />

etwas, was sehr aktuell und<br />

wiederkehrend ist und also ein wichtiges<br />

Thema, um besprochen zu werden.<br />

Dinge, die falsch laufen, haben<br />

es dringend nötig, aufgedeckt und<br />

aufgezeigt zu werden.<br />

Die Donau spielt immer eine Rolle in<br />

Ihren Büchern, oft auch in Ihren<br />

Geschichten. Sie wohnen an der<br />

Donau. Wie ist Ihr Verhältnis zu dem<br />

großen europäischen Fluß?<br />

Das ist sehr innig. Die Donau hat für<br />

mich etwas sehr Magisches, etwas<br />

sehr Inspiratives. Ich hab sie Tag für<br />

Tag vor Augen, gehe häufig an ihren<br />

Ufern spazieren, schwimme im<br />

Sommer in ihr. Also da gibt es schon<br />

große Bindungsfäden.<br />

Was verbindet Sie, außer der Donau,<br />

mit Ungarn?<br />

Vielleicht die Sehnsucht all derer, die<br />

in Binnenländern leben – die Sehnsucht<br />

nach dem Meer.<br />

Es fiel mir immer wieder auf, daß Sie<br />

Personen und Handlungen schaffen,<br />

die sich in der Phantasie des Lesers<br />

entwickeln können.<br />

Oh, danke. Das finde ich eine sehr<br />

schöne Feststellung. Ja, ich weiß<br />

nicht, warum das so ist, wenn es so<br />

ist. Vielleicht deshalb, weil ich es<br />

schaffe, mit meinen Figuren zu<br />

berühren und alles, was berührt, lebt<br />

und entwickelt sich, glaub ich, weiter,<br />

entweder in der Wirklichkeit oder<br />

eben in Gedanken oder in der Phantasie.<br />

Alles Gute und herzlichen Dank für<br />

das nette Gespräch!<br />

Franz Schedl<br />

Gregor von Holdt – Schauspieler der Saison bei der DBU<br />

„Ich nehme ganz viel Erfahrung mit“<br />

Der aus Berlin stammende<br />

Künstler Gregor von Holdt ist<br />

der Schauspieler der Saison<br />

2009 – <strong>2010</strong> bei der Deutschen<br />

Bühne Ungarn (DBU). Über<br />

den Preis haben die Mitglieder<br />

des Ensembles und eine<br />

Fachjury am 1. Juni in Szekszárd<br />

nach der sogenannten<br />

Mini-Saison abgestimmt. Von<br />

Holdt kam am Anfang der<br />

Spielzeit, er trat in fast allen<br />

Stücken der DBU auf, den<br />

Erfolg brachten die Hauptrollen<br />

in Heinrich von Kleists<br />

„Der zerbrochene Krug“ und<br />

in Gábor Görgeys „Knarrenspiel“.<br />

Mit Gregor von Holdt<br />

hat die NZ nach der Preisverleihung<br />

gesprochen.<br />

Sie hatten gleich zwei Hauptrollen in<br />

Ihrer ersten Saison bei der DBU.<br />

Inwieweit haben Sie damit gerechnet,<br />

daß Sie die Auszeichnung<br />

bekommen?<br />

Ich habe auch nicht gehört, daß auf<br />

der Bühne mein Name verkündet<br />

wurde. Ich war nämlich im Backstage-Bereich.<br />

Damit gerechnet habe<br />

ich nicht so wirklich. Klar, zwei<br />

Hauptrollen sind ein Vorteil, da kann<br />

man zeigen, was man drauf hat, es ist<br />

auch dankbar. Aber auch die anderen<br />

Kollegen haben große Rollen<br />

gekriegt und gut gespielt.<br />

Sie mußten sehr unterschiedliche<br />

Rollen spielen. Sie haben in Komödien,<br />

in einem Tanzspiel und in<br />

einem Kabarett mitgewirkt. Welche<br />

Rolle hat Ihnen am meisten gefallen?<br />

Ich mag eher die Herausforderungen.<br />

Deswegen fand ich, Adam, den Dorfrichter,<br />

in Kleists Stück zu spielen<br />

sehr anspruchsvoll. Wenn mein Spiel<br />

auf der Bühne richtig hinhaut, dann<br />

macht es auch Spaß, und genau das<br />

war auch der Fall! Spaß in dem Sinne<br />

war auch K. Müller im „Knarrenspiel“,<br />

da kann man sich wirklich<br />

ausleben auf der Bühne. Spaß hat<br />

also verschiedene Facetten, und so<br />

gefällt es mir auch zu tanzen oder zu<br />

singen.<br />

Am Anfang Ihres Lebenslaufs im<br />

Internet steht ein Zitat von Oscar<br />

Wilde: „Das Gewöhnliche gibt der<br />

Welt Substanz – das Außergewöhnliche<br />

ihr den Wert“. Was war für Sie<br />

das Außergewöhnliche bei der DBU?<br />

Erstmal die Situation, in Südungarn<br />

zu sein, denn ich war vorher noch nie<br />

in Ungarn. Das ist der Rahmen. Dann<br />

ist dieses Theater da, das klein und<br />

nett ist, sehr familiär betrieben wird.<br />

Hier fühlt man sich richtig gut aufgehoben.<br />

Man hat viele nette Menschen<br />

um sich herum. Es war richtig<br />

romantisch hier: fremdes Land, verschiedene<br />

Kulturen, gastfreundliche<br />

und andere Menschen kennenlernen.<br />

Das war das Besondere hier in diesem<br />

Jahr.<br />

Sie kamen ja aus Berlin, aus einer<br />

Metropole in eine von der Weltkultur<br />

ein wenig abgelegene ungarische<br />

Kleinstadt. Was hat Sie hierher gezogen?<br />

Ich habe anfangs gegrübelt, muß ich<br />

ehrlich zugeben. Denn ich mag Berlin,<br />

das Treiben und die Inspiration,<br />

die man da tagtäglich um die Ohren<br />

bekommt. Im Prinzip war es eine<br />

bewußte Entscheidung. Ich wollte<br />

einen Schritt weg von der Turbulenz.<br />

Ich wollte ein bißchen Ruhe<br />

haben und eine Gelegenheit, mich<br />

mit mir selber auseinanderzusetzen.<br />

Ich bin auf dem Land, in Bayern,<br />

groß geworden, also mir ist eine<br />

ländliche Atmosphäre nicht fremd.<br />

Ich wollte in ein kleines Theater mit<br />

guten Jobs, klar. Doch ich hatte auch<br />

hier die Gelegenheit, zu Besuch bei<br />

mir selbst zu sein. Berlin nimmt sehr<br />

viel Energie, hier ist man oft bei<br />

sich.<br />

War es etwas zu familiär hier? Sie<br />

gehen ja nach der Saison weg.<br />

Sicherlich ist Szekszárd ein wenig<br />

klein, in dem Sinne, daß mir die<br />

Inspiration ein wenig fehlt. In Berlin<br />

kann man ja an jeder Ecke ein Theaterstück<br />

sehen, es gibt Ausstellungen,<br />

Konzerte. Das kulturelle Treiben ist<br />

halt viel größer. Und das fehlt mir ein<br />

Gregor von Holdt als K. Müller im<br />

Knarrenspiel<br />

bißchen. Doch es ist sehr bequem<br />

hier, positiv bequem.<br />

Was nehmen Sie mit sich nach Berlin,<br />

außer den schönen Preis natürlich?<br />

Meinen Roller, mit dem ich hierher<br />

gekommen war, ich hoffe, er schafft<br />

auch den Heimweg, die tausend<br />

Kilometer (lacht). Im Ernst, ich<br />

nehme ganz viel Erfahrung mit. Jetzt<br />

ist es schwer zu sagen was genau,<br />

aber wenn man schon anderswo ist,<br />

bemerkt man erst richtig, was einem<br />

richtig fehlt und was man mitgenommen<br />

hat. Worin ich sicher bin:<br />

Ich habe Ungarn schätzengelernt, die<br />

Menschen, die Ungarndeutschen, die<br />

Natur. Ach ja, und ich habe gute<br />

Weine kennengelernt. Ein paar Flaschen<br />

Szekszárder werden bestimmt<br />

in meinem Koffer sein.<br />

krz


NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong> F Ü N F K I R C H E N – K U L T U R H A U P T S T A D T 11<br />

Mehr als 1300 Angster-Orgel<br />

Sein Name ist<br />

ein Begriff,<br />

und es gibt in<br />

Ungarn kaum<br />

Ortschaften,<br />

wo seine<br />

Instrumente in<br />

den Kirchen<br />

nicht bei jeder<br />

Messe ertönen würden. Dieser<br />

Name gehört zu einem der<br />

größten in der Geschichte des<br />

ungarländischen Kunstgewerbes.<br />

Die Rede ist von Orgelbauer<br />

Josef Angster, dem<br />

Gründer der berühmten Fünfkirchener<br />

Orgelfabrik.<br />

Josef Angster wurde 1834 auf dem<br />

Gebiet des heutigen Kroatiens, im<br />

kleinen Dörfchen Katschfeld, als<br />

Nachfahre von deutschen Siedlern<br />

geboren. Seine Studien zum Orgelbau<br />

betrieb er in Wien, in der Werkstatt<br />

von Orgelbauer Titz, anschließend<br />

verfeinerte er seine Kenntnisse<br />

in Paris beim Bau der Orgel von<br />

Schloß Cologny und der Orgel der<br />

Kathedrale Notre-Dame. Sein Wissen,<br />

alles, was er von seinem französischen<br />

Meister Cavaillé-Coll<br />

erlernt hatte, galt in Ungarn als<br />

unbekannt. Aber Angster hatte keine<br />

Angst vor dem Unbekannten und<br />

gründete in Fünfkirchen seine<br />

Orgelfabrik, die eine der bekanntesten<br />

in Europa wurde.<br />

Seine erste Arbeit war die Orgel<br />

für die damals noch im Bau befindliche<br />

Synagoge von Fünfkirchen, welche<br />

im Jahre 1869 übergeben wurde.<br />

Das war der Beginn seiner Karriere.<br />

Eine Bestellung kam nach der anderen,<br />

und seine Meisterwerke bekamen<br />

ihren Platz nicht nur in ungarischen<br />

Kirchen, sondern auch im Ausland.<br />

1886 stellte die Fabrik von<br />

Josef Angster bereits die 100. Orgel<br />

her, und zwar für die heutige Basilika<br />

von Fünfkirchen. Mit diesen Ereignissen<br />

beschäftigten sich nicht nur<br />

die ungarischen <strong>Zeitung</strong>en, sondern<br />

auch die ausländischen. „<strong>Neue</strong>s Wiener<br />

Blatt“ hatte in seiner Ausgabe<br />

vom 2. Oktober 1886 festgestellt, daß<br />

für den Bau von großen und<br />

anspruchsvollen Orgeln nur die<br />

Fabrik Angster geeignet sei. Währenddessen<br />

arbeitete Angster weiter<br />

an der Vergrößerung seiner Fabrik.<br />

Seine Mitarbeiter wurden vom<br />

Meister selbst ausgebildet, und wurden<br />

in die Arbeitsprozesse miteingebunden,<br />

denn Angster war der Meinung,<br />

daß man den Orgelbau nur in<br />

der Praxis erlernen kann. Seine Mitarbeiter<br />

waren für ihn mehr als<br />

irgendwelche Arbeitskräfte. Sie<br />

waren eher wie Familienmitglieder,<br />

die jeden Tag gemeinsam mit der<br />

gesamten Familie Angster zu Mittag<br />

gegessen haben und laut Familiensaga<br />

sogar von den Frauen der Angsters<br />

bedient wurden.<br />

Im Laufe der Zeit wurde die Zahl<br />

der Mitarbeiter von 30 auf 100<br />

erhöht. Inzwischen ging es für Angster<br />

auch privat gut, denn nach seiner<br />

Heirat mit Teresia Rapp bekam das<br />

Paar sechs Kinder. Seine beiden<br />

Söhne Emil und Oscar wurden auch<br />

Orgelbauer. Sie haben an vielen Entwürfen<br />

und Fertigstellungen<br />

zusammen mit ihrem Vater gearbeitet,<br />

bevor dieser im Jahre 1918 an<br />

Lungenentzündung starb.<br />

Josef Angster hat für seine Arbeit<br />

nie einen Staatspreis erhalten. Von<br />

Papst Benedikt XV. wurde er 1918<br />

mit dem Orden des hl. Gregorius ausgezeichnet.<br />

Seine beiden Söhne übernahmen<br />

von ihm die Leitung der<br />

Fabrik und führten diese bis zur Verstaatlichung<br />

im Jahre 1949. Bis zu<br />

diesem Zeitpunkt hatte die Fabrik<br />

mehr als 1300 Orgeln und 3000 Harmoniums<br />

hergestellt, und diese nicht<br />

nur für Ungarn, sondern für die ganze<br />

Welt. Zur Zeit der Kommunisten<br />

wurde der Orgelbau eingestellt, die<br />

Fabrik auseinandergenommen und<br />

ihre wertvollen Metalle verkauft.<br />

1992 wurde in Fünfkirchen die neue<br />

Orgelmanufaktur gegründet, die von<br />

den Nachkommen des einstigen<br />

Orgelbauers nach seinen Vorstellungen<br />

und Grundsätzen geleitet wird.<br />

Dadurch ist das Erbe des einzigartigen<br />

Orgelbauers Josef Angster also<br />

durchaus gesichert.<br />

Marianne Hirmann<br />

In das Lebenswerk führt die Ausstellung<br />

ein, die bis zum 18. August im<br />

Vasváry-Haus in Fünfkirchen (Király<br />

u. 19) zu sehen ist. Öffnungszeiten:<br />

11.00-19.00 Uhr.<br />

In Zusammenarbeit mit der<br />

Landsmannschaft der Donauschwaben,<br />

Orts- und<br />

Kreisgruppe Rastatt hatte der<br />

Freundeskreis für europäische<br />

Jugendarbeit (FeJ) zu<br />

einem Dia-Vortrag nach<br />

Rastatt eingeladen. Martin<br />

Schmidt, Journalist und<br />

Publizist sowie Vorstandsmitglied<br />

der Donauschwäbischen<br />

Kulturstiftung zeigte sich<br />

erfreut über das große Besucherinteresse,<br />

zu welchem<br />

auch Gäste aus dem benachbarten<br />

Elsaß beitrugen.<br />

Fünfkirchen gilt als eine der schönsten<br />

und ältesten Städte des Landes,<br />

seine klimatisch begünstigte Lage<br />

am Fuße der Mecsek- Berge und die<br />

zahlreichen Baudenkmäler verleihen<br />

dem Ort eine ausgesprochen<br />

mediterrane Atmosphäre. Ausgehend<br />

vom Széchenyi-tér (Dreifaltigkeitsplatz)<br />

veranschaulichte Martin<br />

Schmidt in seinen Dias kaleidoskopisch<br />

das städtische Zentrum der<br />

Schwäbischen Türkei: die auf den<br />

Ruinen einer christlichen Kirche<br />

erbaute Moschee des Paschas Gasi<br />

Khasim als größtes erhaltenes Zeugnis<br />

der Türkenherrschaft in Ungarn,<br />

eine zu österreichisch-ungarischen<br />

Zeiten im 18.Jahrhundert errichtete<br />

„Säule der Dreifaltigkeit“ sowie die<br />

Fünfkirchen – Kulturhauptstadt<br />

und Zentrum der deutschen Minderheit<br />

Häuser wohlhabender deutscher und geschichtlicher Synthesen dem gelegenen 160000-Einwohnerjüdischer<br />

Bürger der späten k.u.k-<br />

Ära. Dazu ein üppiger Jugendstilbrunnen<br />

mit der für die örtliche<br />

Zsolnay-Keramikmanufaktur charakteristischen<br />

Eosin-Glasur und<br />

das 1907 vollendete neobarocke<br />

Rathaus. Nur die archäologischen<br />

Relikte der einstigen römischen<br />

Provinzhauptstadt Sopianae fehlen<br />

hier: Sie sind am Rande des<br />

Titel „Europäische Kulturhauptstadt<br />

<strong>2010</strong>“ alle Ehre macht: denn<br />

nicht nur zur römischer Zeit, sondern<br />

auch im Mittelalter war das<br />

zum Königreich Ungarn gehörende<br />

„Quinque Ecclesiae“ (fünf Kirchen)<br />

ein bedeutendes Kultur- und<br />

Handelszentrum mit Bischofssitz,<br />

zahlreichen Ordensniederlassungen<br />

und der 1367 gegründeten ersten<br />

Stadt zuversichtlich, mit dem Kulturhauptstadt-Programm<br />

viele Besucher<br />

anzulocken und somit noch<br />

mehr ins europäische Bewußtsein<br />

zu gelangen.<br />

In einem weiteren Teil seines<br />

Vortrags beschäftige sich der Referent<br />

mit der Situation der Minderheiten,<br />

so auch der ca. 60 000 zählenden<br />

deutschen Volksgruppe in<br />

Dommuseums in Form einer Universität des Landes.<br />

und um Fünfkirchen. Nach Vertreibung<br />

frühchristlichen Grabkirche aus der<br />

Mitte des 5. Jahrhunderts sichtbar<br />

gemacht.<br />

Nicht nur am Domplatz und am<br />

Széchenyi-Platz wird dem Besucher<br />

schnell klar, daß das südungarische<br />

Fünfkirchen als Stadt kultur-<br />

Die Kluft zwischen den hochfliegenden<br />

Plänen, allem voran fünf<br />

großen Repräsentationsbauten und<br />

den realistischen Umsetzungsmöglichkeiten<br />

der Kulturhauptstadt ist<br />

beachtlich. Dennoch sind die Bürger<br />

der zwischen Donau und Drau<br />

und Diktatur sind die Ungarn-<br />

deutschen heutzutage wieder gut<br />

organisiert. Dank dem ungarischen<br />

Minderheitengesetz haben sich die<br />

Voraussetzungen der kulturellen<br />

Selbstbehauptung verbessert. So<br />

gibt es zweisprachige Schulen, wie<br />

das Valeria-Koch-Schulzentrum<br />

und die Deutschen Selbstverwaltungen.<br />

Schmerzlich dagegen<br />

das seinerzeit von der rot-grünen<br />

Bundesregierung veranlaßte Schließung<br />

des Generalkonsulats in Fünfkirchen,<br />

das bis dahin eine wichtige<br />

Brückenfunktion nach Deutschland<br />

bildete.<br />

In einem Schlußwort dankte Veranstaltungsleiter<br />

Erich Lienhart<br />

dem Referenten Martin Schmidt für<br />

den informativen und beeindruckenden<br />

Der Theaterplatz in Fünfkirchen Foto: I. F.<br />

Lichtbildervortrag, den<br />

er als eine ergänzende Veranstaltung<br />

zu den erfolgreich durchgeführten<br />

Europäischen Kulturtagen<br />

<strong>2010</strong> (Thema: Zwischen den Zeiten<br />

und Welten: Budapest und Pécs) in<br />

Karlsruhe wertete (NZ 20/<strong>2010</strong>).<br />

E. L.


12 D E U T S C H E M I N D E R H E I T E N<br />

NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />

Der „Sibirische Bär“ lernt Deutsch<br />

Deutsche in Nowosibirsk, der größten Stadt Sibiriens<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

umbenannt wurde, zählte sie bereits<br />

über 120 000 Einwohner. 1962, nur<br />

70 Jahre nach der Gründung der<br />

Stadt, überschritt die Einwohnerzahl<br />

die Grenze von einer Million.<br />

Während des Zweiten Weltkrieges<br />

entstand in Nowosibirsk ein<br />

Lager für deutsche Kriegsgefangene.<br />

Diese wurden unter anderem<br />

beim Bau des monumentalen Staatlichen<br />

Opern- und Balletttheaters<br />

eingesetzt. Das als „Sibirisches<br />

Kolosseum“ bezeichnete Theater,<br />

heute eines der Wahrzeichen der<br />

Stadt, wurde in der Zeit von 1931<br />

bis 1945 errichtet. Es besteht aus<br />

einer Konzerthalle mit 1 000 Sitzplätzen<br />

sowie einem rund gebauten<br />

Theater mit 2 100 Plätzen. Auf seiner<br />

1 044 Quadratmeter großen<br />

Bühne können bis zu 1 000 Darsteller<br />

gleichzeitig auftreten.<br />

In Nowosibirsk leben heute Vertreter<br />

von mehr als 80 ethnischen<br />

Gruppen, darunter auch Rußlanddeutsche.<br />

Viele von ihnen kamen<br />

hierher, als 1941 die Wolgadeutschen<br />

nach Kasachstan und Westsibirien<br />

deportiert wurden. 1939<br />

lebten im Gebiet (Oblast) Nowosibirsk<br />

nur 8 053 Deutsche, 1989<br />

dagegen 61 479. In der Stadt Nowosibirsk<br />

gab es 1989 18 811 Deutsche.<br />

Inzwischen ist ihre Zahl infolge<br />

der massenhaften Ausreisen in<br />

die Bundesrepublik stark zurückgegangen.<br />

Für die Deutschen in Sibirien<br />

engagierte sich Anfang der 1990er<br />

Jahre zunächst der Verein für das<br />

Deutschtum im Ausland (VDA,<br />

heute Verein für Deutsche Kulturbeziehungen<br />

im Ausland). An seine<br />

Stelle trat 1993 die Gesellschaft für<br />

technische Zusammenarbeit (GTZ),<br />

die seitdem im Auftrag des Bundesinnenministeriums<br />

die Deutschen<br />

kulturell und wirtschaftlich fördert.<br />

Wichtigster Treffpunkt für die<br />

Deutschen ist das Russisch-Deutsche<br />

Haus, das im Dezember 2009<br />

sein 20jähriges Jubiläum feiern<br />

konnte. 1989 war auf Antrag der<br />

sowjetdeutschen Gesellschaft<br />

„Wiedergeburt“ in Nowosibirsk ein<br />

Zentrum der deutschen Kultur<br />

Generalkonsulin Gudrun Steinacker (2. von links) bei der Eröffnung der<br />

Messe „Geo-Siberia <strong>2010</strong>“<br />

Russisch-Deutsches Haus in Nowosibirsk<br />

gegründet worden. Daraus entstand<br />

1995 das Russisch-Deutsche Haus,<br />

das zwei Jahre später ein eigenes<br />

Gebäude im Stadtzentrum von<br />

Nowosibirsk bekam. Mit Mitteln<br />

aus Deutschland ausgebaut, beherbergt<br />

das Haus heute Theatergruppen,<br />

Tanzvereine, eine Kunstgalerie<br />

und ein kleines Museum. Es unterhält<br />

13 Filialen, 23 Kulturzentren<br />

und 1<strong>25</strong> Klubs in den Städten und<br />

Dörfern des Gebietes Nowosibirsk.<br />

Im Haus hat auch die 1997 gegründete<br />

deutsche Jugendorganisation<br />

„Sibirischer Bär“ ihren Sitz. Sie<br />

will ihre Mitglieder näher an die<br />

deutsche Sprache und Kultur heranführen<br />

und organisiert deshalb<br />

Seminare und Trainingskurse.<br />

Wie sehr die Sprachpflege not tut,<br />

ist bei der „Sibirischen <strong>Zeitung</strong><br />

plus“ zu erkennen. Deren Redakteure<br />

sitzen ebenfalls im Russisch-<br />

Deutschen Haus. Das Blatt erscheint<br />

seit Juli 1998 monatlich mit einer<br />

Auflage von 2 000 Exemplaren und<br />

ist für die deutsche Bevölkerung in<br />

der Region bestimmt, bringt jedoch<br />

zu über 90 Prozent Artikel in russischer<br />

Sprache.<br />

Wer in Nowosibirsk an aktuellem<br />

Wissen über Deutschland interessiert<br />

ist, kann sich an das Goethe-<br />

Institut wenden, das im März 2009<br />

eröffnet wurde. Bereits Ende der<br />

1990er Jahre hat das Moskauer Goethe-Institut<br />

in der Stadt zwei<br />

Sprachlernzentren gegründet, die bis<br />

heute bestehen. Einen wichtigen<br />

Beitrag zur Pflege der deutschen<br />

Sprache leistet nicht zuletzt der<br />

„Deutsche Lesesaal“, der 1993 in<br />

der wissenschaftlichen Gebietsbibliothek<br />

Nowosibirsk eingerichtet<br />

worden ist. Hier findet der interessierte<br />

Besucher 5 000 Bücher und<br />

1740 Audio- und Videokassetten<br />

sowie 380 CDs und 24 deutschsprachige<br />

Periodika. Der Lesesaal organisiert<br />

regelmäßig Literatur- und<br />

Musikabende sowie ein jährliches<br />

Laientheaterfestival.<br />

In seinem Reiseführer von 1928<br />

wies Alexander Radó darauf hin, daß<br />

es in Nowosibirsk ein deutsches<br />

Konsulat gibt. Dieses war 1923 eingerichtet<br />

worden und bestand bis<br />

1938. Es widmete sich den deutschen<br />

Kriegsgefangenen des Ersten<br />

Weltkrieges, die sich noch in Sibirien<br />

befanden, und hielt Kontakt zur<br />

deutschen Minderheit, betreute aber<br />

auch deutsche Staatsbürger, die für<br />

die sowjetische Industrie tätig<br />

waren, und sorgte dafür, daß Lebensmittel<br />

aus Sibirien ins Deutsche<br />

Reich eingeführt werden konnten.<br />

Seit 1994 besitzt Deutschland<br />

nunmehr ein Generalkonsulat in<br />

Nowosibirsk. Es ist zuständig für<br />

die russischen Föderalbezirke Sibirien<br />

und Fernost, ein riesiges<br />

Gebiet, das sich von Omsk bis Wladiwostok<br />

erstreckt. Als Generalkonsulin<br />

amtiert seit September 2009<br />

die gebürtige Düsseldorferin<br />

Gudrun Steinacker. Die 59jährige ist<br />

eine Nachkommin von Edmund<br />

Steinacker (1838 – 1929), der um<br />

1900 als der „Führer des ungarländischen<br />

Deutschtums“ galt. Der Politiker<br />

und Publizist war Abgeordneter<br />

der siebenbürgisch-sächsischen<br />

Wahlkreise Bistritz und Heltau und<br />

gründete 1906 die Ungarländische<br />

Deutsche Volkspartei.<br />

Peter Bien<br />

Deutscher Lesesaal in der wissenschaftlichen Gebietsbibliothek Nowosibirsk<br />

Sibirisches Kolosseum


NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong> G J U – G E M E I N S C H A F T J U N G E R U N G A R N D E U T S C H E R<br />

13<br />

Delegiertenversammlung in Ofalo<br />

Die halbjährliche Delegiertenversammlung<br />

der GJU in<br />

Ofalo/Ófalu war beschlußfähig.<br />

Die Delegierten der<br />

Freundeskreise kamen am 12.<br />

Juni zahlreich. Dies war<br />

wichtig, da auch die Wahl der<br />

Vorsitzenden und einer Vizevorsitzenden<br />

auf der Tagesordnung<br />

stand. Nach den<br />

Begrüßungsworten von GJU-<br />

Präsident Emil Koch wurde<br />

die neue ifa-Kulturassistentin<br />

vorgestellt, die seit 31. Mai für<br />

die GJU arbeitet. Monika Sax<br />

hat ihre Ziele kurz bekanntgemacht<br />

und hervorgehoben, in<br />

Budapest wieder einen<br />

Freundeskreis aufstellen zu<br />

wollen (siehe auch das<br />

Gespräch mit ihr NZ<br />

24/<strong>2010</strong>).<br />

Nächster Tagesordnungspunkt war<br />

der Jahrestätigkeitsbericht 2009.<br />

Emil Koch erklärte, 2009 ist ein Jahr<br />

gewesen, wo viel passiert ist, z. B.,<br />

daß die GJU durch Sponsoren einen<br />

Kleinbus bekommen hat. Außerdem<br />

ist durch das jährliche Fußballturnier<br />

eine Zusammenarbeit mit dem<br />

Ungarischen Fußballbund zustandegekommen.<br />

Vizepräsidentin Veronika<br />

Takács sprach über das vor drei<br />

Jahren eingeführte Multiplikatorensystem<br />

und erläuterte die seitdem<br />

aufgetauchten Probleme. Drei von<br />

den neun Multiplikatoren sind passiv,<br />

und da fünf von den sechs Personen<br />

in Fünfkirchen wohnhaft sind,<br />

könnten sie ihre Brückenfunktion<br />

nicht richtig erfüllen.<br />

Vizepräsidentin Anikó Mángold<br />

befaßte sich mit der Frage des<br />

Nachwuchses. Sie berichtete, daß<br />

sich die meisten neuen Mitglieder<br />

beim Vorsilvester oder im Kreacamp<br />

anschließen, so kamen im<br />

vorigen Jahr viele Jugendliche aus<br />

Ratzpeter/Újpetre und Budapest,<br />

hauptsächlich durch die aktive Mitarbeit<br />

der Multiplikatoren.<br />

Als weiterer Tagesordnungspunkt<br />

wurden die Programme des<br />

letzten Jahres bewertet, die im<br />

Durchschnitt als erfolgreich<br />

betrachtet wurden. Herausgehoben<br />

wurden das Fußballturnier und das<br />

GJU – Gemeinschaft Junger<br />

Ungarndeutscher<br />

Präsident: Emil Koch<br />

Budapest, Lendvay u. 22 1062,<br />

Tel./Fax: 06/1-269-1084<br />

E-Mail: buro@gju.hu, twin@gju.hu;<br />

Internet-Adresse: www.gju.hu<br />

Geschäftszeiten: Montag, Dienstag,<br />

Mittwoch: 9.00-12.30 und<br />

13.00-16.00 Uhr<br />

Donnerstag: 12.00-18.00 Uhr;<br />

Freitag: 8.00-13.00 Uhr<br />

Verantwortlich für die GJU-Seite:<br />

Sarolta Fogarasi<br />

Vorsilvester sowie das Kreacamp,<br />

die mit hoher Teilnehmerzahl und<br />

guter Stimmung sehr erfolgreich<br />

waren. Der Versuch „MusiGJU“<br />

fand aber keine offenen Ohren: es<br />

haben sich nur wenige junge<br />

Musikkapellen gemeldet.<br />

Auch die Angelegenheit GJU-<br />

Wohnung wurde besprochen, was<br />

großes Interesse weckte. Die Delegierten<br />

äußerten den Wunsch, das<br />

Büro und die GJU-Wohnung in die<br />

Nähe von Fünfkirchen zu verlagern,<br />

da die Wohnung derzeit nicht<br />

ausgenutzt wird. Es wurde aber<br />

auch darauf verwiesen, daß sich die<br />

Lage durch die Tätigkeit der neuen<br />

ifa-Kulturassistentin ändern wird,<br />

da es ihre Hauptaufgabe ist, den<br />

Freundeskreis in Budapest auszubauen,<br />

wozu ein Treffpunkt vor Ort<br />

sehr hilfreich sein kann. Die Versammlung<br />

faßte jedoch den<br />

Beschluß, daß sich das Präsidium<br />

der GJU nach den Möglichkeiten<br />

erkundigt und für den 17. Juli eine<br />

außerordentliche Delegiertenversammlung<br />

zusammenruft. Im Programmpunkt<br />

Kleinbus schlug das<br />

Präsidium vor, Möglichkeiten zu<br />

suchen, um die Kosten der Verwaltung<br />

des Kleinbusses zu optimalisieren,<br />

was mit der Vermietung des<br />

Busses gelöst werden könnte.<br />

Da dieses Jahr Minderheitenwahlen<br />

stattfinden, wurde in der Sitzung<br />

darauf hingewiesen, sich als<br />

Angehörige der deutschen Minderheit<br />

registrieren zu lassen. Die<br />

engagierten GJUler wurden ermutigt,<br />

sich auch als Kandidat für die<br />

örtlichen deutschen Minderheitenselbstverwaltungen<br />

nominieren zu<br />

lassen.<br />

Als Hauptprogrammpunkt fand<br />

auch die Wahl des Präsidiums statt,<br />

wo die Versammlung Emil Koch<br />

und Veronika Takács in ihren<br />

Ämtern bestätigte.<br />

Schließlich berichtete das<br />

wiedergewählte Präsidium über die<br />

diesjährigen Programme der GJU.<br />

Das Fußballturnier in diesem Jahr<br />

bekam Unterstützung vom Ungarischen<br />

Fußballbund, und es wurden<br />

sogar Jugendliche für eine ungarische<br />

Minderheitennationalmannschaft<br />

ausgewählt, die am 29. Mai<br />

vor dem Deutsch-Ungarischen<br />

Freundschaftsspiel im Puskás-Stadion<br />

den Rasen betreten durfte.<br />

In diesem Jahr steht das traditionelle<br />

Kreacamp in Nadasch/Mecseknádasd<br />

unmittelbar bevor und<br />

die Vorbereitungen für ein internationales<br />

Projekt, das „Voices of<br />

Europe“ in Fünfkirchen, laufen auf<br />

Hochtouren. Das jährliche Landestreffen<br />

wird vom 26. – 29 August in<br />

Saka/Szálka (Tolnau) stattfinden.<br />

Emil Koch bedankte sich<br />

schließlich für die Aufmerksamkeit<br />

der Delegierten und rief eine außerordentliche<br />

Versammlung für den<br />

17. Juli zusammen.<br />

Monika Sax<br />

ifa-Kulturassistentin<br />

Ein Wochenende mit den Ungarndeutschen<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

Die sanften Hügel mit ihren Feldern<br />

und Wäldern waren malerisch. Viele<br />

der nahegelegenen Felder, auf die<br />

wir blickten, standen unter Wasser.<br />

„Es hat zu viel geregnet, den ganzen<br />

Mai“, erklärte mir Monika. Auf mich<br />

wirkten die vielen Wasserflächen<br />

faszinierend, für die Landwirtschaft<br />

sind sie jedoch ein großes Problem,<br />

erklärten mir die beiden Mädchen.<br />

Nach drei Stunden Fahrt erreichten<br />

wir am Abend unser Ziel, eine Unterkunft<br />

in Nadasch. Am nächsten Morgen<br />

lernte ich dann endlich einige<br />

weitere GJUler kennen. Ich fühlte<br />

mich gleich wohl bei der Gruppe, die<br />

Jugendlichen schienen alle sehr<br />

engagiert, offen und freundlich.<br />

Nachdem die Begrüßung durch Emil<br />

auf deutsch stattfand, so daß auch ich<br />

folgen konnte, fielen die GJUler bald<br />

ins Ungarische. Das Seminar am<br />

Nachmittag fand ebenfalls auf ungarisch<br />

statt, ich nahm deshalb nicht<br />

daran teil, sondern entschied mich,<br />

mir Nadasch anzuschauen. Die<br />

Hauptstraße ist von kleinen, hübschen<br />

Häusern gesäumt, und ich sah<br />

einige Weingärten an den Hängen.<br />

Neugierig lief ich in die Richtung<br />

und traf bald auf István Frey. Er war<br />

sehr erfreut, mit mir deutsch sprechen<br />

zu können und bot mir an, mich<br />

durch die Weinberge zu führen. Ich<br />

war froh, etwas von der Gegend<br />

gezeigt zu bekommen, und so liefen<br />

wir zusammen an den Feldern entlang.<br />

Er zeigte mir die in den Hügel<br />

gegrabenen Höhlen, in denen der<br />

Wein lagern und reifen kann. Viele<br />

Bewohner dieser Gegend besitzen<br />

eine solche kleine Kammer, lernte<br />

ich. Nur für den eigenen Verbrauch<br />

werden die meisten genutzt, die Temperatur<br />

der Keller liegt im Sommer<br />

bei maximal 10 Grad. So mag es der<br />

Wein.<br />

Ich war sehr neugierig auf unser<br />

Abendprogramm, geplant war, auf<br />

ein ungarndeutsches Dorffest in<br />

Ofalo zu gehen. In zwei Gruppen<br />

fuhren wir mit dem GJU-Bus von<br />

Nadasch nach Ofalo. 96 Prozent der<br />

Einwohner dort gehören der deutschen<br />

Minderheit an, erklärte Emil,<br />

der in diesem Dorf aufgewachsen<br />

war. Die Deutschen waren von der<br />

Vertreibung verschont geblieben, da<br />

die Sowjets sie nicht gefunden hatten.<br />

Das Dorf ist nämlich sehr klein<br />

(300 Einwohner) und nur schlecht zu<br />

erreichen. Ich konnte mir das gut vorstellen,<br />

unsere Fahrt dorthin führte<br />

über eine sehr enge, holprige Straße<br />

und dies war die einzige Zugangsmöglichkeit.<br />

In dem Dorf angekommen<br />

wurden wir dann mit<br />

Kuchen und Getränken sehr freundlich<br />

empfangen. Die ungarndeutschen<br />

Dorfbewohner freuten sich, die<br />

jungen Ungarndeutschen begrüßen<br />

zu können. Wir hingegen freuten uns<br />

über die Gastfreundschaft und so<br />

feierten wir gemeinsam auf dem<br />

Dorffest.<br />

Für mich war es sehr lustig,<br />

schwäbisch sprechen zu hören. Als<br />

ich auf ungarisch ein Bier bestellen<br />

wollte und mir Worte fehlten, lachte<br />

ein Mann und sagte zu mir, „Ja, ja,<br />

wir Schwaben“. Auch die Festlieder<br />

waren etwa zur Hälfte deutschsprachige<br />

Volkslieder, ich kannte zu<br />

meiner Verwunderung keines davon.<br />

Liegt es an meiner allgemeinen<br />

Unkenntnis über Volkslieder oder<br />

waren diese Lieder in Ungarn<br />

geschrieben worden und in Deutschland<br />

deshalb unbekannt? Den Festteilnehmern<br />

jedenfalls waren all die<br />

Lieder sehr geläufig. Gemeinsam<br />

sangen und tanzten sie ausgelassen<br />

bis in die frühen Morgenstunden.<br />

Als die letzten GJUler das Fest um 4<br />

Uhr morgens verließen, schien es,<br />

die anderen Teilnehmer würden<br />

noch lange weiterfeiern. Ich freue<br />

mich, eines ihrer Feste miterlebt zu<br />

haben!<br />

Doris Lohrmann


14 J U G E N D<br />

NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />

Ungarndeutsche Kapellen<br />

Die Waschludter Johann’s Kapelle<br />

„Waschechte“ schwäbische Musik seit fast 20 Jahren<br />

Die Waschludter Johann’s<br />

Kapelle wurde 1991 von<br />

vier Musikern gegründet<br />

und spielte von Anfang an<br />

ungarndeutsche, deutsche<br />

und österreichische Volkslieder,<br />

wobei ihr Repertoire<br />

inzwischen auch schon mit<br />

anderen Musikrichtungen<br />

bereichert wurde. Ziel der<br />

Kapelle war es immer, in<br />

erster Linie die ungarndeutsche<br />

Volksmusiktradition<br />

der Gegend wieder aufleben<br />

zu lassen, die in<br />

Waschludt auf eine lange<br />

Vergangenheit zurückblickt.<br />

Im Komitat Wesprim vertritt die Johann’s Kapelle, nach eigener Aussage,<br />

als einzige Band den ungarndeutschen Volksmusikstil und benutzt als einzige<br />

ungarndeutsche Kapelle die diatonische Knopfharmonika als eines der<br />

typischen traditionellen Musikinstrumente dieses Stils. Auf der CD „2.<br />

Ungarndeutsches Tanzhaustreffen Pécs“ ist auch ihr musikalischer Auftritt<br />

verewigt; die Musiker haben auch bereits zwei eigene Tonträger herausgebracht<br />

und feierten 2006 ihr 15jähriges Jubiläum im Rahmen einer dreitägigen<br />

Veranstaltung in ihrem Heimatort.<br />

Nach einigen Veränderungen in der Zusammensetzung besteht die<br />

Kapelle heute aus folgenden Mitgliedern: János Horváth (Akkordeon, Keyboard,<br />

Gitarre, Gesang), Tibor Weisz (Baßgitarre, Gesang), József Staub<br />

(Gitarre, Gesang), Ferenc Czirókai (Trompete, Gesang), József Kötél (Bariton-,<br />

Tenorhorn, Posaune, Gesang), Péter Mód (Schlagzeug, Gesang) und<br />

Attila Pártai (Trompete, Keyboard, Gesang).<br />

Die Musiker treten jährlich etwa 30 – 35 Mal bei Schwabenbällen, Bierfesten<br />

oder sonstigen Veranstaltungen auf und haben zahlreiche Gastauftritte<br />

in Österreich und Deutschland. Dieses Jahr bekamen sie auch eine<br />

Einladung zur 50jährigen Jubiläumsfeier der Blaskapelle von Wiesthal, der<br />

deutschen Partnergemeinde von Waschludt. Zu den Plänen der Kapelle<br />

gehört laut Aussage von Kapellenleiter János Horváth die Zusammenstellung<br />

und Herausgabe einer neuen CD, die neben ungarndeutschen Volksliedern<br />

auch eigene Stücke enthalten soll. Darüber hinaus steht bereits die<br />

Feierlichkeit zum 20jährigen Jubiläum unter Planung.<br />

Mehr über die Waschludter Johann’s Kapelle auf: www.johannskapelle.hu<br />

Mónika Óbert<br />

Bei der Kieler Woche vom 19. bis<br />

27. Juni präsentieren sich 33 Nationen.<br />

Neben kulinarischen Angeboten<br />

erwartet die Besucher auch ein<br />

kulturelles Programm von insgesamt<br />

500 Künstlern aus mehr als<br />

zwei Dutzend Ländern. Bei der<br />

größten Segelveranstaltung der<br />

Welt und dem größten Sommerfest<br />

Nordeuropas stehen neben den<br />

Segelwettkämpfen mehr als 2000<br />

Einzelveranstaltungen in den<br />

Bereichen Politik, Kultur, Unterhaltung<br />

und Wissenschaft auf dem<br />

Programm.<br />

Der Verein Deutsche Sprache will<br />

die öffentlich-rechtlichen Radiostationen<br />

dazu bringen, mehr deutschsprachige<br />

Musik zu senden. In den<br />

meisten Radioprogrammen liegt der<br />

Anteil deutscher Lieder unter zehn<br />

Prozent, deshalb entschloß sich der<br />

VDS für einen Gebührenboykott der<br />

Mitglieder. Der VDS ist ein weltweit<br />

tätiger Verband, der für das Ansehen<br />

der deutschen Sprache wirbt.<br />

Schlagzeilen<br />

Eine deutsche Autofahrerin hat ihr<br />

Baby am Lenkrad und in voller Fahrt<br />

gestillt. Ein Polizist stoppte die<br />

47jährige, die während der Fahrt<br />

nicht nur ihren 18 Monate alten<br />

Säugling stillte, sondern darüber hinaus<br />

auch nicht angeschnallt war. Die<br />

Frau erwartet nun eine Anzeige<br />

wegen „mangelhafter Sicherung<br />

ihres Kindes während der Personenbeförderung<br />

im Fahrzeug“.<br />

Fußballf<br />

a n s<br />

schweben<br />

zur Zeit<br />

a u f<br />

G r u n d<br />

der Weltmeisterschaft<br />

auf Fußballfieber<br />

W o l k e Foto: Heinz Noack<br />

Sieben, doch sie sollten auch darauf<br />

achten, nicht total abzuheben. Eine<br />

Studie der Bundesvereinigung Deutscher<br />

Apothekerverbände während<br />

der Fußball-Weltmeisterschaft 2006<br />

„Hanni und Nanni“ ist eine Art Neuverfilmung<br />

des doppelten Lottchens.<br />

Doch als Vorlage diente nicht Erich<br />

Kästners Buch, sondern das Kinderbuch<br />

von Enid Blyton aus dem Jahre<br />

1941. Natürlich wurde die Geschichte<br />

ein wenig modernisiert und die<br />

Handlung nach Deutschland verlegt.<br />

Hanni (Sophia Münster) und<br />

Nanni Sullivan (Jana Münster) sind<br />

eineiige Zwillingsschwestern. Gemeinsam<br />

mit ihren Mädels ziehen sie<br />

durch Berlin und verbringen eine<br />

gute Zeit, bis zu dem Moment, als sie<br />

von ihrer „Freundin“ Oktavia (Emilie<br />

Kundrun) des Diebstahls beschuldigt<br />

werden. Ihre Eltern (Heino<br />

Ferch und Anja Kling) schicken ihre<br />

Originaltitel: Hanni und Nanni<br />

Regie: Christiane Hartmann<br />

Schauspieler: Heino Ferch, Katharina<br />

Thalbach, Suzanne von Borsody, Hannelore<br />

Elsner, Anja Kling, Oliver Pocher<br />

zeigte nämlich, daß an Spieltagen der<br />

deutschen Nationalmannschaft fast<br />

dreimal so häufig ein Notarzt wegen<br />

des Verdachts auf einen akuten Herzinfarkt<br />

in die deutschen Haushalte<br />

gerufen wurde. Die Aufregung über<br />

das Spiel kann vor allem bei herzkranken<br />

Patienten schnell zu einem<br />

Infarkt führen, deshalb sollte man die<br />

Spiele etwas gelassener ansehen und<br />

notfalls den Fernseher vorübergehend<br />

ausschalten.<br />

Die bayerische Polizei hat einen<br />

Sprengstoffanschlag auf ein Gymnasium<br />

verhindern können. Ein 17jähriger<br />

Schüler hatte in einem Telefonat<br />

mit einem Bekannten angekündigt,<br />

die Schule in die Luft zu sprengen,<br />

doch die alarmierten Polizisten haben<br />

ihn dann mitten in der Nacht auf dem<br />

Schulgelände festgenommen. Er<br />

hatte bereits ein Fenster der Schule<br />

aufgebrochen und dort mit Chemikalien<br />

hantiert. Das Motiv für die Tat ist<br />

jedoch noch unklar.<br />

Mónika Óbert<br />

Kinoecke<br />

Hanni & Nanni<br />

Töchter ins Internat. Im Lindenhof<br />

fühlen sich die zwei überhaupt nicht<br />

wohl, denn Bestrafungen sind nicht<br />

so ganz ihre Sache. Doch mit der Zeit<br />

fangen sie an, sich hier so richtig<br />

wohlzufühlen, dank der vielen kleinen<br />

Abenteuer und Streiche, mit<br />

denen sie ihre Mitschüler und Lehrer<br />

„erfreuen“. Die Direktorin Theobald<br />

(Hannelore Elsner) und die Französischlehrerin<br />

Mademoiselle Bertoux<br />

(Katharina Thalbach) helfen ihnen<br />

dabei, sich heimisch zu fühlen. Doch<br />

als das Lindenhof-Hockeyteam<br />

gegen die JoCats, das Team ihrer<br />

alten Schule, antreten soll, kommt es<br />

zu einer ersten Zerreißprobe und<br />

Hanni und Nanni müssen sich entscheiden.<br />

Dabei hilft ihnen eine unerwartete<br />

Entdeckung. Und als der<br />

„Lindenhof“ auch noch in Gefahr<br />

gerät, wird Hanni und Nanni endgültig<br />

klar, daß sie hierher gehören. Sie<br />

hecken einen mutigen Rettungsplan<br />

aus.<br />

Marianne Hirmann<br />

Mittel- und Osteuropäisches<br />

Journalistenseminar<br />

Vom 20. September bis 1. Oktober<br />

haben Journalistinnen und Journalisten<br />

aus Mittel- und Osteuropa die<br />

Möglichkeit, die Strukturen und<br />

Arbeitsweisen von Hörfunk, Fernsehen,<br />

Print und Online im dualen<br />

Mediensystem der Bundesrepublik<br />

Deutschland kennen zu lernen.<br />

Dabei wird ihnen die Medienlandschaft<br />

Deutschlands und im besonderen<br />

Mitteldeutschlands vorgestellt.<br />

Neben der fachlichen Weiterbildung<br />

ist der kulturelle Austausch<br />

untereinander besonders förderlich.<br />

Der Veranstalter ist die Sächsische<br />

Stiftung für Medienausbildung<br />

(SSM), die vom Mitteldeutschen<br />

Rundfunk (MDR) und der Sächsischen<br />

Landesanstalt für privaten<br />

Rundfunk und neue Medien (SLM)<br />

getragen wird.<br />

Bewerbungsschluß ist der 20.<br />

August <strong>2010</strong>.<br />

Bewerben können sich Journalistinnen<br />

und Journalisten aus Mittel-<br />

und Osteuropa, die zum Bewerbungszeitpunkt<br />

nicht älter als 40<br />

Jahre sind. Voraussetzungen sind<br />

Erfahrungen in der Medienarbeit<br />

und gute Deutschkenntnisse.<br />

Weitere Informationen finden Sie<br />

unter www.ssm-seminar.de


NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />

W I R E M P F E H L E N<br />

15<br />

DEUTSCHSPRACHIGES<br />

RADIOPROGRAMM<br />

LANDESWEIT!<br />

Die deutschsprachige Radiosendung<br />

von Radio Fünfkirchen ist landesweit<br />

zu hören. „Treffpunkt am<br />

Vormittag“ meldet sich täglich von<br />

10 bis 12 Uhr. Sonntags können die<br />

werten Zuhörer das beliebte<br />

„Wunschkonzert“ hören. Zweiwöchentlich<br />

werden deutschsprachige<br />

Messen übertragen.<br />

Das Programm wird auf zwei Mittelwellenfrequenzen<br />

ausgestrahlt. In<br />

Südungarn und bei Budapest hören<br />

Sie die Sendungen auf MW/AM<br />

873 kHz, über Marcali und Szolnok<br />

wird das Programm auf MW/AM<br />

1188 kHz ausgestrahlt. Hören Sie<br />

zu! Wir sprechen Ihre Sprache!<br />

MR4, der Minderheitensender des<br />

Ungarischen Rundfunks hat eine<br />

Web-Seite. Man kann im Internet<br />

die deutschsprachige Sendung live<br />

hören und gesendete Magazine herunterladen.<br />

www.mr4.hu, http://nemet.radio.hu,<br />

http://nemet2.radio.hu<br />

deutschesendung@freemail.hu<br />

Telefon Live: 06 72 518 340<br />

DEUTSCHSPRACHIGES<br />

FERNSEHPROGRAMM<br />

UNSER BILDSCHIRM<br />

Die deutschsprachige Fernsehsendung<br />

von Studio Fünfkirchen des<br />

Ungarischen Fernsehens „Unser<br />

Bildschirm“ meldet sich dienstags<br />

um 14.00 Uhr im mtv.<br />

Wiederholung donnerstags um 9.30<br />

Uhr im m2.<br />

Tel./Fax: 06 72 507406<br />

Adresse: 7626 Pécs, Alsóhavi u. 16.<br />

Telefon: 06-72-507-400<br />

Fax: 06-72-507-406<br />

E-Mail: ubpecs@mtv.hu<br />

www.mtv.hu/unserbildschirm<br />

Die Heimatzeitung der Deutschen<br />

aus Ungarn<br />

E-Mail: up@schwabenverlag.de<br />

http://www.schwabenverlag.de<br />

Anzeigenannahme:<br />

Redaktion <strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Tel.: 302 6784<br />

Fax: 354 06 93<br />

E-Mail: neueztg@hu.inter.net<br />

Ungarndeutsche<br />

Publikationen<br />

können Sie bequem<br />

übers Internet<br />

bestellen:<br />

www.neue-zeitung.<br />

hu/publikationen<br />

Dr. Zoltán Müller<br />

Facharzt für HNO-Krankheiten<br />

Osteoporose – eine häufige Erkrankung<br />

der Knochen<br />

Osteoporose kommt bei<br />

älteren Leuten vor, deswegen<br />

wird sie von vielen<br />

Menschen als eine<br />

normale Alterserscheinung<br />

angesehen. Anderen<br />

kommt sie als unabwendbares<br />

Schicksal vor.<br />

Osteoporose, anders<br />

gesagt Knochenschwund,<br />

ist eine Erkrankung, mit<br />

der man leben muß. Bei<br />

dieser Krankheit handelt es sich um<br />

eine Störung des Knochenstoffwechsels,<br />

die zu einer Verminderung<br />

der Knochendichte und damit<br />

zu einer Abnahme der Knochenfestigkeit<br />

führt. Das kann unter Alltagsbelastungen<br />

zu Knochenbrüchen<br />

führen. Am häufigsten sind<br />

Wirbelkörper, Unterarme und der<br />

Oberschenkelhals betroffen. Ein<br />

Bruch des Schenkelhalses ist sehr<br />

gefürchtet, da 20 Prozent der<br />

Betroffenen an den weiteren Komplikationen<br />

sterben. Die Erkrankung<br />

Liszt Festival in Raiding<br />

ist verbreitet. Gefährdet<br />

sind besonders Frauen<br />

über 50 vor allem mit<br />

heller, dünner Haut und<br />

wenig Fettgewebe sowie<br />

deren Geschwister, oder<br />

andere nahe Verwandte,<br />

die an Osteoporose leiden.<br />

Die Erkrankung kann<br />

durch das moderne Verfahren<br />

zur Knochendichtemessung<br />

aufgeklärt<br />

werden. Der Arzt wird in diesem<br />

Fall Hormonpräparate verschreiben.<br />

Die Ernährung ist sehr wichtig, man<br />

soll kalziumreiche und phosphatarme<br />

Lebensmittel zu sich nehmen.<br />

Also Milch, Joghurt und andere<br />

Milchprodukte sind zu empfehlen,<br />

Fleisch und Cola sind zu vermeiden.<br />

Rauchen soll man aufgeben. Alkohol<br />

darf nur wenig getrunken werden.<br />

Man soll sowohl ein Über- wie<br />

auch ein Untergewicht vermeiden.<br />

Körperliche Aktivität ist ebenfalls<br />

sehr wichtig.<br />

Mit seinem gigantischen Oeuvre zählt Franz Liszt zu den historisch<br />

bedeutendsten Komponisten und herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten<br />

der Musikgeschichte. Das Liszt Festival Raiding will die ungeheure<br />

Bandbreite, Vielseitigkeit, Genialität und Virtuosität seiner Musik dem<br />

Publikum am Geburtsort Raiding näherbringen und präsentiert seinen<br />

zahlreichen Freunden und begeisterten Anhängern auch im Juni ein hochkarätiges<br />

Konzertprogramm.<br />

Mittwoch, 23. Juni 19.30: Liederabend Elisabeth Kulman & Eduard<br />

Kutrowatz<br />

Donnerstag, 24. Juni 19.30: Alexei Kornienko & Moskauer National<br />

Quartett<br />

Freitag, <strong>25</strong>. Juni 19.30: Klavierabend mit Andrei Gavrilov<br />

Samstag, 26. Juni 19.30: Vienna Horns, Leitung: Alois Glaßner; Ulrich<br />

Reinthaller, Rezitation<br />

Sonntag, 27. Juni 11.00: Roland Batik Trio<br />

Nähere Infos auf www.lisztfestival.at oder www.lisztomania.at<br />

Beiträge für DK 2011 erwartet<br />

Beiträge mit sehr guten Originalfotos über die Tätigkeit der Selbstverwaltungen,<br />

Vereine, Bildungsinstitutionen und Kulturgruppen, zu Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft, Jugendarbeit und kirchlichem Leben der Ungarndeutschen,<br />

Geschichten in der Mundart und Hochsprache aus dem Alltagsleben<br />

werden für das Jahrbuch der Ungarndeutschen, den Deutschen Kalender<br />

2011 bis zum 26. Juli <strong>2010</strong> erwartet.<br />

Senden Sie bitte den Beitrag per E-Mail oder auf CD (nicht auf Diskette!)<br />

an die<br />

Redaktion <strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Budapest VI., Lendvay u. 22 H-1062<br />

E-Mail: neueztg@hu.inter.net<br />

Mit dem Vermerk DK 2011.<br />

Sie erleichtern die redaktionelle Arbeit sehr, wenn Sie uns Ihren Beitrag per<br />

E-Mail zukommen lassen.<br />

Bitte keine Fotos im Word-Text! Die eingesandten Fotos müssen in JPGoder<br />

TIF-Format gespeichert sein!<br />

Bei einer Auflösung von 72 dpi muß das Bild eine Mindestbreite von 500 mm<br />

haben.<br />

Fotos im Text können wir leider nicht verwenden!<br />

Schreiben Sie bitte die Bildunterschriften am Ende des Beitrags.<br />

Danke für die Mitarbeit!<br />

Kultgegenstand der<br />

Woche<br />

Der Ball<br />

Ball: kugelförmiges Spielzeug od.<br />

Sportgerät<br />

Erst ist mir nichts aufgefallen.<br />

„Schau zu, daß du es bis Mitte Juni<br />

schaffst“, „Wir kommen gegen<br />

Ende Juli“ – kam es von Freunden,<br />

als wir uns verabreden wollten. Der<br />

Polsterer wollte vor Mitte Juli auch<br />

nichts von einem Auftrag wissen<br />

und meine Pediküre ist momentan<br />

ausgebucht, weil sie diese vier<br />

Wochen nur vormittags schafft. Sie<br />

habe ich schließlich gefragt, ob es<br />

wegen der Hitze sei, daß sich alle so<br />

aktionsschwach zeigen, worauf sie:<br />

Lebst du auf dem Mond? Fußball!<br />

Ich habe mich geschämt – ich lebe<br />

nicht nur auf dem Mond, sondern<br />

wirke wahrscheinlich wie ein Marsbewohner<br />

mit meinen Ideen, etwas<br />

Ernsthaftes in der WM-Zeit zu erledigen<br />

oder Programme außerhalb<br />

des Wirkungsbereiches des Fernsehens<br />

zu gestalten.<br />

Plötzlich sind mir dann „meine“<br />

WM-Höhepunkte eingefallen. Bei<br />

meiner ersten Begegnung mit der<br />

Besessenheit meiner Umgebung<br />

habe ich mich in eine Palatschinkenbackmaschine<br />

verwandelt. Für<br />

die letzte Woche hat damals mein<br />

Mann Urlaub genommen, sein<br />

Freund ebenso, der dann etliche<br />

hundert Kilometer gefahren ist, um<br />

zu uns zu kommen, damit sie<br />

zusammen die Spiele angucken<br />

konnten. Sie haben sich im Wohnzimmer<br />

häuslich eingerichtet und<br />

standen nur auf, um frisches Bier<br />

aus dem Kühlschrank zu holen.<br />

Richtig essen wollten sie nicht: da<br />

muß man ja ab und zu in den Teller<br />

schauen, mit Löffel, Gabel und<br />

Messer hantieren.<br />

Nach einer Scheibe Brot aber<br />

kann man langen, ohne den Blick<br />

vom Fernsehschirm zu wenden. So<br />

vertilgten sie etwa zwei Meter Salami,<br />

einen Berg vom frischen Bauernbrot<br />

und etliche Einmachgläser<br />

Salzgurken. Um etwas kulinarische<br />

Abwechslung zu haben, kamen sie<br />

auf die Idee, daß ich Palatschinken<br />

backen könnte! Ich konnte und<br />

konnte, wiederum konnte ich dann<br />

bald nicht mehr: Unter 30-40 Stück<br />

am Tag kam ich nicht. Gesehen<br />

habe ich von den Spielen selbst<br />

nicht viel, gehört aber umso mehr.<br />

Bei „meiner“ nächsten WM habe<br />

ich auch mehr gehört als gesehen.<br />

Es war am Plattensee. In manchen<br />

der benachbarten Villen wohnten<br />

deutsche Urlauber, wieder andere<br />

Häuser waren „rein ungarisch“.<br />

Man hörte klar, wann die Tore fielen<br />

und ob Gäste und Einheimische den<br />

gleichen Favoriten hatten.<br />

Diesmal habe ich Pech: Ich hocke<br />

in Budapest und die Fans sind<br />

anscheinend weg. Ich höre nicht,<br />

wenn Tore fallen und für wen. Will<br />

ich nicht Mondbewohner oder<br />

Marsmensch sein, sollte ich selber<br />

gucken.<br />

judit


16 W I R E M P F E H L E N<br />

NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />

Ausstellung über die Ansiedlung<br />

Der Deutsche Nationalitätenverein Seksard und das Komitatsmuseum<br />

„Wosinszky Mór“ laden zur Eröffnung der Ausstellung „Ansiedlung der<br />

Deutschen in Seksard“ am 19. Juni (Samstag) um 17.00 Uhr ein. Ort: Szekszárd,<br />

Garay-Platz.<br />

Programm:<br />

17.00 Uhr: Platzmusik mit der Jugendblaskapelle Tolnau, Dirigent Attila<br />

Hepp<br />

18.00 Uhr: Eröffnung durch Dr. Michael Józan-Jilling, den Vorsitzenden<br />

der Seksarder Deutschen Selbstverwaltung.<br />

18.15 Uhr: Einführung in die Ausstellung durch Dr. Attila Gaál, Direktor<br />

des Wosinszky-Mór-Komitatsmuseums.<br />

Es wirkt mit: der Seksarder Deutsche Nationalitätenchor „Mondschein“<br />

Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.<br />

Konferenz<br />

Über die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn<br />

im 18. Jahrhundert<br />

In Kooperation mit der Gyula-Illyés-Hochschule der Fünfkirchner Universität<br />

organisiert die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen eine<br />

Tagung über „Die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn im 18. Jahrhundert“.<br />

Ort: Gyula-Illyés-Hochschulfakultät Gebäude „E“ (Seksard, Szent László<br />

tér 15 - 17)<br />

Termin: 26. Juni, 11 Uhr<br />

Grußworte: Otto Heinek (Vorsitzender der LdU), Dr. Michael Józan-Jilling<br />

(Vorsitzender der Seksarder MS)<br />

Referenten: Dr. Norbert Spannenberger (Universität Leipzig), Dr. Zoltán<br />

Gôzsy (Universität Fünfkirchen), Dr. Szabolcs Varga (Theologische Hochschule<br />

Fünfkirchen), Prof. Dr. Zsigmond Csoma (Gáspár-Károli-Universität<br />

Budapest)<br />

Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.<br />

Drei Jahre Heimatmuseum und Treffen der<br />

Flöße an der Kleinen Donau in Harast<br />

19. Juni, Samstag<br />

Ab 15.00 Uhr: Hauptstraße von Harast/Dunaharaszti, hinter der HÉV-Station<br />

Vasudvar<br />

15.40 Uhr: Hymnen<br />

15.50 Uhr: Grußworte: László Wágner (Vorsitzender der Stiftung Heimatland<br />

Harast), Otto Heinek (Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der<br />

Ungarndeutschen), Borbála Kajtár-Botár (abdankende Oberrätin im ehemaligen<br />

Ministerium für Unterricht und Kultur)<br />

16.40 Uhr: Gala – Eintreffen der Ulmer Schachteln und der Flöße<br />

Ab 17.00 Uhr: Kulturprogramm, Mitwirkende: Kindertanzgruppe<br />

Taks/Taksony, Kinderchor der Ferenc-Rákóczi-Grundschule, „Fröhliche<br />

Holzhacker“ Schorokscharer Männertanzgruppe<br />

17.45 Uhr: Festlicher Umzug in das Heimatmuseum<br />

18.15 Uhr: Deutsches Heimatmuseum (Dunaharaszti, Zöldfa u. 39)<br />

Kulturprogramm, Mitwirkende: Deutscher Nationalitätenchor Tekele/<br />

Tököl, Tanzensemble Dunavarsány, Tanzgruppe Niglo/Szigetszentmiklós,<br />

Tanzgruppe Taks, Tanzgruppe Tschip/Szigetcsép<br />

Alle Interessenten werden herzlichst erwartet!<br />

Bis zum 28.<br />

Juni ist die<br />

Ausstellung<br />

„Beruf und<br />

Hobby“ mit<br />

Werken von<br />

Josef Zeller im<br />

Kulturhaus von<br />

Plintenburg/Visegrád<br />

(Széchenyi<br />

u. 11, Tel.:<br />

0626/398 128)<br />

zu sehen.<br />

Foto: I. F.<br />

Beruf und Hobby in Plintenburg<br />

„Ahnen und Erben“<br />

Ein VUK-Sommercamp für 9-13jährige Kinder<br />

Liebe Kinder,<br />

wir laden euch auch in diesem Sommer recht herzlich in unser Camp ein,<br />

das der Verein für Ungarndeutsche Kinder organisiert.<br />

Wenn du dich dafür interessierst, wie unsere Ahnen gelebt hatten, du<br />

neugierig darauf bist, welche Werte in ihrem Leben wichtig waren, du alte<br />

Spiele und Handwerke kennenlernen möchtest und gern singst, tanzt und<br />

spielst und Deutsch sprichst oder mindestens lernst, dann komm mit uns<br />

nach Dombori! Außerdem kannst du T-Shirt bemalen, kannst unter anderem<br />

das Korbflechten, Töpfern und Filzen ausprobieren und daneben Einblick<br />

in das Leben und die Bräuche der Deutschen einst gewinnen. Damit<br />

du dich nicht verlassen fühlst, wirst du den Alltag in ausgedachten Familien<br />

erleben. Vormittags kannst du traditionelles Gewerbe in verschiedenen<br />

Zünften meistern, aber auch nachmittags und abends erwarten dich<br />

vielfältige Programme. Wenn das Wetter uns gnädig ist, können wir an<br />

unserem eigenen Strand auch baden. Abends gibt es lustige Wettbewerbe<br />

und natürlich Lagerfeuer mit viel Gesang. Du hast auch die Möglichkeit,<br />

deine Deutschkenntnisse spielerisch zu erweitern.<br />

Ort des Camps: Fadd-Dombori<br />

Zeit: 2. – 8. August<br />

Teilnahmebeitrag: 19.000.- HUF (Ermäßigung für Geschwister!) – eigene<br />

An- und Abreise<br />

Campleiter: Károly Novák<br />

Anmeldung: VUK – Priegl Éva, <strong>25</strong>21 Csolnok, Rückschuss A. u. 13.,<br />

0630/2388538; 0633/478110; E-Mail: priegl.eva@gmail.com<br />

Anmeldefrist: 20. Juli (Die Anmeldung wird erst nach der Überweisung<br />

der Teilnahmegebühr gültig!)<br />

Die Teilnahmegebühr bitten wir auf die folgende Kontonummer zu überweisen:<br />

Völgység-Hegyhát Takarékszövetkezet,<br />

71800037-11091855-00000000<br />

Du solltest dich bitte möglichst bald anmelden, weil die Reihenfolge der<br />

Voranmeldung zählt!<br />

Näheres auf der Webseite: www.vukinder.hu<br />

Tag der Heimat<br />

„Durch Wahrheit zum Miteinander“ ist das diesjährige Leitwort beim Tag<br />

der Heimat des Bundes der Vertriebenen (BdV). Alle sind herzlich eingeladen,<br />

an der festlichen Auftaktveranstaltung zum diesjährigen Tag der Heimat<br />

in Berlin teilzunehmen.<br />

Zeitpunkt: Samstag, 11. September um 12 Uhr<br />

Ort: Internationales Congress Centrum, Berlin, <strong>Neue</strong> Kantstraße/Ecke<br />

Messedamm Die Festansprache hält Horst Seehofer, Ministerpräsident des<br />

Freistaates Bayern. BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB wird die Begrüßungsansprache<br />

halten. Geistliches Wort und Gedenken werden von Weihbischof<br />

Dr. Reinhard Hauke, dem Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz<br />

für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge gesprochen.<br />

Der Oberbürgermeister von Hermannstadt, Klaus Werner Johannis, wird<br />

für seine hervorragenden Verdienste als Brückenbauer um die Völkerverständigung<br />

mit der Ehrenplakette des BdV ausgezeichnet (siehe auch Seite 2).<br />

Komitat Branau<br />

Veranstaltungen im Juni<br />

20., 9.30 Uhr: Deutschsprachige heilige Messe. Fünfkirchen/Pécs, Innenstädtische<br />

Kirche, Széchenyi-Platz. Mitwirkende: Vereinschor der<br />

Deutschen in Mohatsch<br />

21. – <strong>25</strong>., Montag – Freitag: Jugendlager für Grundschüler. Thema: Staffierung:<br />

Handtücher und Kissen sticken, Kipfel backen, Spielzeug<br />

basteln. Magotsch/Mágocs<br />

24., Donnerstag, 16.00 Uhr: Tournee der Pop-Rock-Bands in der Deutschen<br />

Kulturregion Alpen-Donau-Karpaten <strong>2010</strong>. Fünfkirchen, Promenade,<br />

Domplatz<br />

26., Samstag: Fest der ungarndeutschen Kirchenmusik. Fünfkirchen, Basilika<br />

26., Samstag: Jubiläumskonzert des Wemender Gemischtchores.<br />

Wemend/Véménd, Mehrzweckhalle<br />

26., Samstag, 15.00 Uhr: „Branauer Stimmungsparade“ – Volkstümliche<br />

Großveranstaltung mit vielen Kulturgruppen der Region.<br />

Kschnarad/Kisnyárád

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