NZg_25-2010 - Neue Zeitung
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<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT 54. Jahrgang, Nr. <strong>25</strong> Preis: 180 Ft Budapest, 18. Juni <strong>2010</strong><br />
Gute Leistungen lohnen sich:<br />
Sommerstipendien für Schüler<br />
Am 12. Juni machten sich 24 Schülerinnen und<br />
Schüler auf den Weg nach Deutschland. Alle lernen<br />
an ausgewählten Nationalitätenschulen<br />
und zweisprachigen Gymnasien (sogenannten<br />
PASCH-Schulen) und wurden für ihre besonderen<br />
Leistungen im Fach Deutsch mit einem<br />
dreiwöchigen Stipendium ausgezeichnet. Der<br />
Fachberater für Deutsch in Ungarn Holger<br />
Wendlandt, der auch bei der Auswahl der Stipendiaten<br />
mitgemacht hat, verabschiedete die<br />
Gruppen am Bahnhof und wünschte ihnen, daß<br />
sie in den drei Wochen nicht nur neue deutsche<br />
Wörter lernen, sondern vor allem viele neue<br />
deutsche Freunde finden.<br />
Jeweils eine Gruppe machte sich<br />
auf den Weg nach Merzig (Saarland)<br />
bzw. Marburg (Hessen). Dort<br />
leben die Jugendlichen in Gastfamilien,<br />
lernen ein deutsches Gymnasium<br />
kennen und nehmen an<br />
einem Kulturprogramm teil. Vorbereitet<br />
wurden die Stipendiaten bei<br />
einem Treffen in der Deutschen<br />
Botschaft Budapest im April.<br />
Neben diesen dreiwöchigen Stipendien,<br />
die in Zusammenarbeit mit<br />
dem Pädagogischen Austauschdienst<br />
(Bonn) vergeben werden,<br />
gibt es weitere Stipendien, die erst<br />
in den kommenden Wochen<br />
beginnen. Das sind zum einen<br />
4wöchige Sommerstipendien, die<br />
Die Stipendiaten vor ihrer Abreise am Ostbahnhof in<br />
Budapest. Begleitlehrerinnen sind Bernadett Bencze<br />
(ELTE-Budapest, hinten links) und Orsolya Fuchs<br />
(Schiller-Gymnasium Werischwar, hinten rechts)<br />
mit einer Städtereise verbunden<br />
sind (Bonn, Köln, Berlin und München<br />
werden besucht) sowie zwei<br />
Stipendienplätze für den Internationalen<br />
Sommerkurs an der Fachhochschule<br />
Schmalkalden. Erstmalig<br />
konnten auch zwei Praktikumsplätze<br />
beim Campus of Excellence<br />
in Hof vergeben werden.<br />
Ein Wochenende mit den Ungarndeutschen<br />
Vor zwei Wochen bin ich in Budapest<br />
angekommen und habe hier<br />
schon sehr viel erlebt! Ich bin Doris,<br />
die neue Praktikantin der GJU, und<br />
werde noch bis Ende August bleiben.<br />
Von all meinen bisherigen<br />
Erlebnissen möchte ich nun eins<br />
herausgreifen und etwas mehr<br />
davon berichten: meinen Ausflug<br />
nach Nadasch und Ofalo.<br />
Da die GJU am Wochenende – 12.<br />
und 13. Juni – ihre Delegiertenversammlung<br />
in Nadasch und Ofalo<br />
abhielt, sind Monika, Sarolta und ich<br />
Der „Sibirische Bär“ lernt Deutsch<br />
Deutsche in Nowosibirsk, der größten Stadt Sibiriens<br />
In seinem 1928 in Berlin veröffentlichten „Führer durch die<br />
Sowjetunion“ beschrieb der ungarische Kartograph und spätere<br />
Sowjet-Spion Alexander Radó (1899 – 1981) auch die sibirische<br />
Stadt Nowosibirsk. Radó vermerkte, die Stadt sei innerhalb<br />
von zwei Jahrzehnten „das wirtschaftliche Zentrum Sibiriens“<br />
geworden und „mit amerikanischer Schnelligkeit (Sib-<br />
Chicago)“ gewachsen.<br />
Heute ist Nowosibirsk, das am Fluß<br />
Ob liegt, mit 1,4 Millionen Einwohnern<br />
die drittgrößte Stadt Rußlands.<br />
Seine Geschichte hängt eng<br />
zusammen mit der Erschließung<br />
von Westsibirien und der Errichtung<br />
der längsten Eisenbahnstrecke der<br />
Welt, der 9.297 Kilometer langen<br />
Transsibirischen Eisenbahn. 1893<br />
gründeten Eisenbahner an einer<br />
Brücke über den Ob eine Siedlung<br />
mit 3 000 Einwohnern. Diese hieß<br />
ab 1895 Nowonikolajewsk und<br />
bekam 1903 das Stadtrecht verliehen.<br />
Nach der Oktoberrevolution<br />
entwickelte sich die Stadt zum<br />
wichtigsten Industriezentrum und<br />
Hauptverkehrsknotenpunkt Sibiriens.<br />
Als sie 1926 in Nowosibirsk<br />
(Fortsetzung auf Seite 12)<br />
am 11. Juni mit dem Bus nach<br />
Nadasch gefahren. Schon die Busfahrt<br />
war für mich spannend, denn<br />
ich bekam Gelegenheit, mir die<br />
ungarische Landschaft anzuschauen.<br />
(Fortsetzung auf Seite 13)<br />
Theaterförderung<br />
rassistisch?<br />
Besonders förderungswürdig seien<br />
Theater der nationalen und ethnischen<br />
Minderheiten, die jährlich<br />
mindestens 100 Vorstellungen<br />
geben, mit eigenem Ensemble<br />
mindestens zwei Premieren produzieren<br />
und mindestens 75 Prozent<br />
der Aufführungen Eigenproduktionen<br />
des Theaters sind. Dieser Vorschlag<br />
wurde am Montag im Kulturausschuß<br />
des Parlaments diskutiert.<br />
Elôd Novák (Jobbik) bezeichnete<br />
dies als „Rassismus“. Als Protest<br />
verließ die Abgeordnete Elisabeth<br />
Menczer (FIDESZ) den Saal.<br />
(Lesen Sie dazu unseren Kommentar<br />
auf Seite 2.) Der Förderungsvorschlag<br />
wurde für die Plenardebatte<br />
zugelassen.<br />
Aus dem Inhalt<br />
Kakucs: „Wir möchten an die<br />
Geschichte erinnern“<br />
Die Großgemeinde Kakucs liegt<br />
zwischen Budapest und Kecskemét<br />
und ist der Wohnort von etwa 100<br />
Ungarndeutschen, die sich vor vier<br />
Jahren zusammengetan haben, um<br />
eine deutsche Minderheitenselbstverwaltung<br />
zu gründen.<br />
Seite 3<br />
Bogdan – Heimatmuseum<br />
Bogdan/Dunabogdány hat die Türkenherrschaft<br />
eigentlich gut überstanden,<br />
aber um die verschwundene<br />
reformierte ungarische Bevölkerung<br />
zu ersetzen, siedelte Péter<br />
Graf Zichy im Jahre 1723 katholische<br />
deutsche Familien im Dorf an.<br />
Seite 4<br />
Mehr als 1300 Angster-Orgel<br />
Sein Name ist ein Begriff, und es<br />
gibt in Ungarn kaum Ortschaften,<br />
wo seine Instrumente in den Kirchen<br />
nicht bei jeder Messe ertönen<br />
würden. Dieser Name gehört zu<br />
einem der größten in der Geschichte<br />
des ungarländischen Kunstgewerbes.<br />
Die Rede ist von Orgelbauer<br />
Josef Angster, dem Gründer<br />
der berühmten Fünfkirchener<br />
Orgelfabrik.<br />
Seite 11<br />
Delegiertenversammlung in Ofalo<br />
Die halbjährliche Delegiertenversammlung<br />
der GJU in Ofalo/Ófalu<br />
war beschlußfähig. Die Delegierten<br />
der Freundeskreise kamen am<br />
12. Juni zahlreich. Dies war wichtig,<br />
da auch die Wahl der Vorsitzenden<br />
und einer Vizevorsitzenden<br />
auf der Tagesordnung stand.<br />
Seite 13<br />
„Waschechte“ schwäbische Musik<br />
seit fast 20 Jahren<br />
Die Waschludter Johann’s Kapelle<br />
wurde 1991 von vier Musikern<br />
gegründet und spielte von Anfang<br />
an ungarndeutsche, deutsche und<br />
österreichische Volkslieder, wobei<br />
ihr Repertoire inzwischen auch<br />
schon mit anderen Musikrichtungen<br />
bereichert wurde.<br />
Seite 14
2 B E R I C H T E<br />
NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />
<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Ungarndeutsches Wochenblatt<br />
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<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong> Stiftung<br />
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für die Nationalen und Ethnischen<br />
Minderheiten Ungarns<br />
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Donauschwäbischen Kulturstiftung des<br />
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Unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos werden weder aufbewahrt noch<br />
zurückgeschickt<br />
Lassen Sie sich in das deutsche<br />
Wählerverzeichnis eintragen!<br />
Liebe ungarndeutsche Landsleute,<br />
Bis zum 15. Juli müssen Sie sich im deutschen Wählerverzeichnis registrieren<br />
lassen, wenn Sie bei den Wahlen der deutschen Minderheitenselbstverwaltungen<br />
im Oktober <strong>2010</strong> wählen oder gewählt werden wollen.<br />
Zur Eintragung haben Sie vom örtlichen Wahlbüro bis zum 31. Mai ein entsprechendes<br />
Formular erhalten müssen. Das Formular muß beim örtlichen Wahlbüro<br />
eingereicht werden.<br />
Falls Sie das Formular nicht finden, können Sie es von der Seite<br />
www.valasztas.hu herunterladen, ausfüllen und einreichen.<br />
Wichtiger Hinweis: Auf dem Formular muß man die neunstellige Personalnummer<br />
(személyi szám!) eintragen.<br />
Liebe ungarndeutsche Landsleute,<br />
Die Wahl bietet uns die Möglichkeit, uns stolz zu unseren bisherigen Erfolgen<br />
und zu unserer Zugehörigkeit zu bekennen und unsere Vertreter für die nächsten<br />
vier Jahre selbst zu wählen! Deshalb bitten wir alle, denen die Zukunft unserer<br />
Volksgruppe am Herzen liegt, sich in das deutsche Wählerverzeichnis eintragen<br />
zu lassen und an den Wahlen im Oktober teilzunehmen! (Den Wahlaufruf der<br />
Landesselbsrverwaltung der Ungarndeutschen finden Sie auf<br />
www.neue-zeitung.hu/wir empfehlen oder auf www.ldu.hu)<br />
Klaus Johannis erhält höchste<br />
Auszeichnung des BdV<br />
Der Bund der Vertriebenen<br />
wird auf seiner Festveranstaltung<br />
zum Tag der Heimat<br />
am 11. September in Berlin<br />
den Oberbürgermeister von<br />
Hermannstadt, Klaus<br />
Johannis, mit der Ehrenplakette<br />
auszeichnen. Johannis<br />
erhält die Ehrenplakette für<br />
seine hervorragenden Verdienste<br />
um die Völkerverständigung<br />
als Brückenbauer<br />
in einem zusammenwachsenden<br />
Europa. Mit Klaus<br />
Johannis wird ein Siebenbürger<br />
Sachse der jüngeren<br />
Generation ausgezeichnet,<br />
der erheblich zum Verständnis<br />
zwischen beiden Völkern<br />
beigetragen hat. In<br />
Klaus Johannis an seinem Arbeitsplatz<br />
Foto: NZ-Archiv<br />
zahlreichen persönlichen<br />
Auftritten hat er in Vorträgen Kenntnisse über Land und Leute vermittelt und<br />
um Verständnis für Rumänien und seine deutsche Minderheit geworben.<br />
Durch seine großen Leistungen als Bürgermeister ist Hermannstadt nicht<br />
nur eine Vorzeigestadt in Rumänien geworden sondern auch Kulturhauptstadt<br />
Europas 2007.<br />
Er ist ein anerkannter Politiker, der sich den Problemen stellt. Seine Initiativen<br />
beeinflussen das deutsch-rumänische Verhältnis in vielfacher positiver<br />
Weise. Gleichzeitig ist er auch Vorsitzender des Forums der Deutschen<br />
in Rumänien.<br />
Klaus Johannis wurde am 13. Juni 1959 in Hermannstadt geboren. Nach<br />
seinem Studium der Physik war er Lehrer in Hermannstadt. Im Jahr 2000<br />
wurde er zum ersten Mal zum Oberbürgermeister gewählt und zweimal<br />
wiedergewählt und das, obwohl es inzwischen eine überwältigende rumänische<br />
Mehrheit in Hermannstadt gibt. Er genießt das Vertrauen sowohl der<br />
Rumänen als auch der Deutschen in Hermannstadt. Geschätzt wird er<br />
besonders wegen seiner Tugenden wie Ehrlichkeit, Fleiß und Einsatz für<br />
die Allgemeinheit.<br />
Ausstellung<br />
Die Galerie Magyar Mûhely (Ungarische Werkstatt) in Budapest lädt am 23.<br />
Juni um 18.00 Uhr zur Ausstellungseröffnung der Niveaupreisträger von<br />
Matricák 2007 ein. Ausstellende Künstler: Beaty Czetö (Niederlande),<br />
Zsuzsa Lakner (Deutschland), Antal Lux (Deutschland). Eröffnung: Ágnes<br />
Haász. Die Ausstellung ist vom 23. Juni bis zum 16. Juli (werktags von 10<br />
– 17 Uhr) zu besichtigen. Adresse: Magyar Mûhely Galéria, Budapest VII.,<br />
Akácfa u. 20.<br />
Wir sind Politik<br />
Es geschah folgendes: In der Sitzung<br />
des Kulturauschusses im<br />
Parlament ging es am Montag um<br />
die „positive Diskriminierung“ der<br />
Minderheitentheater. In der<br />
Debatte sagte der Vertreter von<br />
Jobbik, Elôd Novák, dies sei „Rassismus“<br />
und „Rassentheorie“, fördern<br />
sollte man Theater, die rein<br />
mit ungarischen Mitarbeitern tätig<br />
sind. Die Fidesz-Abgeordnete<br />
Erzsébet Menczer protestierte und<br />
verließ den Raum. In einem <strong>Zeitung</strong>sinterview<br />
sagte sie dann, sie<br />
sei eine Schwäbin und sie sei über<br />
diese Bemerkungen einfach<br />
empört!<br />
Ich bin einfach verwundert.<br />
Zum einen, weil es möglich ist,<br />
daß <strong>2010</strong> im ungarischen Parlament<br />
einem gewählten Abgeordneten<br />
über die ungarländischen<br />
Minderheiten der Begriff „Rassentheorie“<br />
einfällt. Nicht minder<br />
wäre ich verwundert, wenn Novák<br />
sich ähnlich äußern würde, wenn<br />
es um die staatliche Förderung der<br />
ungarischen Theater in Rumänien<br />
oder in der Slowakei ginge. Ob er<br />
auch dort „Rassismus“ schreien<br />
würde, wenn der rumänische oder<br />
slowakische Staat einfach die<br />
grundlegenden Betriebskosten<br />
garantiert?<br />
Ich bin verwundert, daß im<br />
ungarischen Parlament eine Abgeordnete<br />
die Situation blitzschnell<br />
erfaßt und so handelt, wie es in<br />
einer stabilen europäischen Demokratie<br />
auch der Fall wäre. Und<br />
dann sagt sie auch noch öffentlich,<br />
daß sie Schwäbin sei und ihre Kinder<br />
die Nationalitätenschule besuchten<br />
und ihr die Deutsche<br />
Bühne in Seksard, wie die anderen<br />
Minderheitentheater auch, wichtig<br />
seien.<br />
Ich bin auch verwundert, daß<br />
die anderen gut demokratisch<br />
gewählten Abgeordneten im Kulturausschuß<br />
nicht ähnlich protestierten<br />
und den Raum verließen,<br />
aber meine Verwunderung in diesem<br />
Zusammenhang ist etwas leiser.<br />
Es ließe sich vielleicht damit<br />
begründen, daß sie nur selten ins<br />
Theater gehen. Andere, nicht entwickelte<br />
Empfindlichkeiten fallen<br />
mir gar nicht ein.<br />
Wie auch immer, wir sind zum<br />
Thema geworden. Wir sollen<br />
etwas mehr an Mitteln erhalten als<br />
bisher, jemand setzt sich für uns<br />
ein und die Presse findet den Fall<br />
so interessant und wichtig, daß sie<br />
darüber berichtet. Fast verdächtig<br />
ist schon, daß die meisten Kommentare<br />
davon ausgehen, daß die<br />
„positive Diskriminierung“ der<br />
Minderheiten berechtigt sei.<br />
Verrückte Zeiten! Man nimmt<br />
die <strong>Zeitung</strong> in die Hand und versteht<br />
die Welt nicht mehr. Glücklich,<br />
wer nur Fußball auf der Mattscheibe<br />
guckt!<br />
cl<br />
Ihre Meinung, Bemerkung erwarten<br />
wir an<br />
nzmeinung@yahoo.de
NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong> G E M E I N S C H A F T E N D E R U N G A R N D E U T S C H E N<br />
3<br />
Kakucs<br />
„Wir möchten an die<br />
Geschichte erinnern“<br />
Die Großgemeinde Kakucs<br />
liegt zwischen Budapest und<br />
Kecskemét und ist der Wohnort<br />
von etwa 100 Ungarndeutschen,<br />
die sich vor vier<br />
Jahren zusammengetan<br />
haben, um eine deutsche Minderheitenselbstverwaltung<br />
zu<br />
gründen. Die meisten der<br />
heutigen Deutschen im Ort<br />
zogen aus dem Nachbardorf<br />
Neuhartian/Újhartyán<br />
hierher, wo ebenfalls noch<br />
eine lebendige deutsche<br />
Gemeinschaft existiert.<br />
Ein Buch über „malenkij robot“ ist<br />
eine der wichtigsten Errungenschaften<br />
des deutschen Gremiums: Die<br />
schrecklichen Geschehnisse der<br />
Nachkriegszeit erzählen im Buch<br />
noch heute lebende Betroffene aus<br />
Kakucs. „Wir möchten an die<br />
Geschichte erinnern“, meint Anita<br />
Kleineisel, Mitglied der Deutschen<br />
Minderheitenselbstverwaltung.<br />
Auch ein Kreuz auf dem Friedhof<br />
soll an die Deutschen, die einst hier<br />
lebten, erinnern, dies wurde ebenfalls<br />
von der Deutschen Selbstverwaltung<br />
initiiert und gefördert.<br />
Bei der Arbeit geht es jedoch<br />
nicht nur um die Vergangenheit, mit<br />
verschiedenen Veranstaltungen<br />
möchten sie das kulturelle Leben<br />
der Ortschaft bunter gestalten. Zum<br />
Dorffest und zum Weinlesefest werden<br />
regelmäßig ungarndeutsche<br />
Kulturgruppen eingeladen, Musikanten<br />
und Tänzer aus schwäbischen<br />
Ortschaften. Ein jährliches<br />
Blasmusikfestival organisiert die<br />
Ortschaft nun schon zum dritten<br />
Mal, das soll auch so weitergehen.<br />
Um dem Sprachgebrauch den richtigen<br />
Schwung zu geben, wollen die<br />
Mitglieder der Deutschen Selbstverwaltung<br />
einen Sprachkurs organisieren.<br />
Die Ungarndeutschen in<br />
Kakucs haben bisher keinen einzigen<br />
Verein und<br />
Deutschunterricht<br />
gibt es für die Kinder<br />
erst ab der 5.<br />
Klasse. Doch „die<br />
Menschen haben<br />
sich über dieses<br />
Buch und über das<br />
Kreuz sehr<br />
gefreut“, meint<br />
Anita Kleineisel,<br />
die auch in Zukunft<br />
in diesem Gremium<br />
tätig sein<br />
möchte.<br />
Chr. A.<br />
Salzkipfelkosten in Ofalo<br />
Ein beliebter Leckerbissen<br />
Eifrig bei der Arbeit in der Küche. Alles<br />
wurde ganz genau erklärt.<br />
In heiterer Runde versammelten<br />
sich Ofaloer Frauen und<br />
lernfreudige Gäste, um in die<br />
geheime Welt der Salzkipfel<br />
einzutauchen. Das Rezept ist<br />
eigentlich ganz einfach: Mehl,<br />
Salz, ein Ei, Milch, Hefe und<br />
Öl (früher Fett). Doch auch<br />
diese einfach klingenden Zutaten<br />
für den Teig haben so ihre<br />
Feinheiten, hat doch jedes<br />
Haus sein eigenes Rezept mit<br />
kleinen Unterschieden.<br />
Die Ofaloer organisieren seit<br />
Jahren einen Salzkipfel-Wettbewerb,<br />
weil aber die Hausfrauen<br />
nicht so gerne an einem<br />
Wettbewerb als solchen teilnehmen<br />
wollten, wurde dieses Jahr einfach<br />
eine Salzkipfelkostprobe angeboten.<br />
Mitte Juni ist Ofalo immer voll, denn<br />
der Dorftag lockt viele Gäste und<br />
ehemalige Ofaloer aus dem In- und<br />
Ausland in die kleine Gemeinde, die<br />
zwar gerne Salzkipfel essen, mit der<br />
Herstellung dieser Leckerei aber<br />
nicht vertraut sind. Ihnen bot man in<br />
diesem Jahr einen ausführlichen<br />
Salzkipfelkurs an.<br />
Nach der ausgiebigen Feierstunde<br />
am Samstag trafen sich die neugierigen<br />
Salzkipfel-Anfängerinnen und<br />
die Profis aus Ofalo am Sonntag in<br />
der Gemeindeküche, um gemeinsam<br />
zu backen. Vergilbte Rezeptblätter<br />
hat man vergeblich erwartet, denn<br />
jeder hat im Kopf, wie mans macht<br />
und oft werden die Zutaten nach<br />
Augenmaß hinzugegeben. „Früher<br />
hat man Salzkipfel nach einer dicken<br />
Suppe als Hauptgericht gegessen,<br />
heute wird das den Gästen am Sonntag<br />
auch angeboten“, sagt Elisabeth<br />
Kófiás, während sie gerade jemandem<br />
ihr Hausrezept mitteilt. Wichtig<br />
ist, daß man den richtigen Salzkipfelteig<br />
mal sieht, denn die Konsistenz<br />
des Teiges ist ausschlaggebend. „Das<br />
ist noch sehr klebrig, wir brauchen<br />
noch Mehl“, meint die salzkipfelunerfahrene<br />
Anneliese aus Deutschland,<br />
doch genau das ist ein Irrtum,<br />
wird sie schnell belehrt, denn der<br />
Salzkipfelteig muß so sein, damit die<br />
Kipfel locker und luftig werden,<br />
erklären die Profis, die ab und zu<br />
auch den rohen Teig kosten, um den<br />
richtigen Salzgehalt zu prüfen. Während<br />
der Teig in der Sonne aufgeht,<br />
einigen sich die Köchinnen auf die<br />
Dekoration, denn im Gegensatz zu<br />
früher, wo nur Salz oder Kümmel auf<br />
die Kipfel gestreut wurden, kann<br />
man sie jetzt mit Sesamkörnern oder<br />
gar mit Räucherkäse verfeinern.<br />
Wichtig ist auch, daß die Dreiecksformen,<br />
aus denen die Kipfel gerollt<br />
werden, erst einmal richtig gezogen<br />
werden an den Ecken, denn so werden<br />
die Kipfel noch leichter und luftiger.<br />
Dann muß man die Kipfel mit<br />
Eiweiß bestreichen und Salz oder<br />
Sonstiges draufstreuen. Frisch aus<br />
dem Ofen sind die Kipfel am besten.<br />
Christina Arnold<br />
Schupfnudeln mit Tomatensoße,<br />
Bohnenzuspeis und zum Nachtisch<br />
Strudel, das und noch vieles mehr<br />
konnten die Interessenten am vergangenen<br />
Samstag in Bonnhard bei<br />
der Buchpräsentation einer schwäbischen<br />
Rezeptsammlung kosten.<br />
Zsuzsanna Lohn aus Bonnhard<br />
hegte schon lange den Wunsch, die<br />
einstigen typisch ungarndeutschen<br />
Rezepte der Gegend zu sammeln<br />
und herauszugeben. Vor einem Jahr<br />
startete sie einen Aufruf in den<br />
Medien, um die Rezepte zu sammeln,<br />
doch niemand meldete sich,<br />
keine Schwäbin hielt ihr eigenes<br />
Gericht für gut genug. So schnell<br />
wollte Frau Lohn aber nicht aufgeben,<br />
also sprach sie die schwäbischen<br />
Familien in der Stadt persönlich<br />
an und konnte die Scheu der<br />
Köchinnen nach und nach abbauen.<br />
Von Anfang an standen ihr die<br />
Deutsche Minderheitenselbstverwaltung<br />
und vor allem die Partnerstadt<br />
Bonnhards Wernau zur Seite,<br />
die zuletzt die Druck- und Graphikarbeiten<br />
übernahmen und auch die<br />
Kommt Essen!<br />
Traditionelle Rezepte der ungarndeutschen Küche<br />
Kosten trugen. Sogar Wernauer<br />
Rezepte kamen in das Buch, denn<br />
auch dort leben Heimatvertriebene,<br />
die ihre Rezepte nicht vergaßen.<br />
44 teils bekannte, teils schon vergessene<br />
Leckerbissen werden im<br />
Buch mit genauen Mengenangaben<br />
und Kochablauf beschrieben und<br />
mit Fotos illustriert. „Es war gar<br />
nicht so einfach, die Rezepte aufzuschreiben,<br />
denn die alten Frauen<br />
wußten keine Mengen, kein Dekagramm<br />
war festgelegt,<br />
die Zutaten<br />
wurden mit<br />
Tassen oder mit<br />
Augenmaß und<br />
mit Handvoll<br />
gewogen, so<br />
mußten wir erst<br />
einmal den ganzen<br />
Ablauf<br />
dokumentieren<br />
und mit einer<br />
Waage zwischendurch<br />
immer<br />
wieder wiegen“,<br />
erzählt<br />
Zsuzsanna Lohn.<br />
Das bunte, aufwendig<br />
gestaltete Buch beinhaltet<br />
auch Geschichten über die wichtigsten<br />
Feste der Ungarndeutschen,<br />
dazu mit den passenden Menüabläufen.<br />
Das Rezeptbuch wurde im<br />
Rahmen des 10. Völgységi Buchfestivals<br />
vorgestellt und lockte<br />
viele Besucher in den Park vor der<br />
Bibliothek. „Letztendlich kamen<br />
viel mehr Rezepte zusammen als in<br />
das Buch paßten, so denken wir<br />
schon über die zweite Auflage<br />
nach“, sagt Zsuzsanna Lohn.<br />
Das Buch enthält natürlich viele<br />
Leckerbissen, die nach der heutigen<br />
Auffassung über moderne Ernährung<br />
eigentlich nicht besonders<br />
gesund sein sollen, denn Zutaten<br />
wie Fett oder gar Schweinebauchfett<br />
waren gang und gäbe und<br />
Gerichte, die damit zubereitet wurden,<br />
standen früher regelmäßig auf<br />
dem Tisch. Vegetarier allerdings<br />
könnten neue Anregungen für ihre<br />
Gerichte im Buch finden, denn die<br />
sparsame schwäbische Küche bot<br />
oft Nudeln oder Gemüsezuspeis an.<br />
Christina Arnold
4 G E M E I N S C H A F T E N D E R U N G A R N D E U T S C H E N<br />
NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />
Häuser, die uns erzählen<br />
Bogdan – Heimatmuseum<br />
Bogdan/Dunabogdány hat die Türkenherrschaft<br />
eigentlich gut überstanden,<br />
aber um die verschwundene<br />
reformierte ungarische Bevölkerung<br />
zu ersetzen, siedelte Péter Graf Zichy<br />
im Jahre 1723 katholische deutsche<br />
Familien im Dorf an.<br />
Die Filoxera setzte dem Weinbau,<br />
dem Haupteinkommen der Bauern,<br />
ein Ende. Sie stellten sich um auf die<br />
Arbeit mit Stein und auf den Obstanbau.<br />
Mit den sog. „Kofa“-Schiffen<br />
(Kofa = Marktfrau) brachten sie ihre<br />
Produkte auf die Märkte von Pest,<br />
Preßburg und Wien.<br />
Die Produkte der feinen Steinmetzkunst:<br />
verzierte Torpfeiler, Fenster-<br />
und Türumrahmungen, Ruhebänke<br />
vor den Häusern sowie Grabsteine<br />
sind heute noch in der Ortschaft<br />
zu finden. Man fertigte auch<br />
Weinpressen, Tröge, aber auch kleine<br />
Truhen, in denen man die wichtigsten<br />
Dokumente der Familie aufbewahrte,<br />
aus Stein, an.<br />
Im Zeitraum von 1933-35 suchten<br />
wegen der Arbeitslosigkeit viele<br />
Männer in Deutschland Arbeit. Ihre<br />
Familien konnten nur dann ihren<br />
Lohn erhalten, wenn sie Mitglieder<br />
im Volksbund wurden. Infolge der<br />
ungerechten kollektiven Bestrafung<br />
wurden in den Jahren 1945/46 viele –<br />
auch Frauen und Kleinkinder – für<br />
lange Monate interniert, den meisten<br />
wurde ihr ganzes Hab und Gut weggenommen.<br />
Gleichzeitig brachte man<br />
an ihre Stelle Magyaren aus dem<br />
Oberland. So wird heutzutage der<br />
örtliche „schwäbische“ Dialekt nur<br />
noch von älteren Leuten gesprochen.<br />
Die Gegenstände des Heimatmuseums,<br />
die 2008 in ein selbständiges<br />
Gebäude verlegt und in vier Räumen<br />
thematisch verteilt wurden, sind noch<br />
Ende der 60er Jahre von Frau Antos<br />
(geb. Edit Schüminchen) gesammelt<br />
worden. Die Möbelstücke zeigen<br />
einen bäuerlichen Wohnraum vom<br />
Ende des 19. Jahrhunderts, die<br />
Sammlung von Werkzeugen gibt<br />
einen Einblick in das Alltagsleben, in<br />
zeitgemäße Arbeitsvorgänge. Es gibt<br />
hier auch eine reiche Sammlung an<br />
Trachten, Wandschonern und Bildern.<br />
Die Ausstellung ist nach Anmeldung<br />
zu besichtigen!<br />
Adresse: Dunabogdány, Kossuth u.<br />
47. Telefon: 06 20/984-6453<br />
XV. Treffen deutscher Kulturgruppen in Harkány<br />
Publikum genoß die<br />
Darbietungen aus dem Wasser<br />
Der Chor aus Sulk<br />
Um den Badegästen in Harkány die Zeit durch ein abwechslungsreiches<br />
Kulturprogramm zu versüßen, wurde am 13. Juni in der Branauer Badestadt<br />
bereits das XV. Treffen der Deutschen Minderheitengruppen Südtransdanubiens<br />
durchgeführt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Selbstverwaltung<br />
und der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung der Stadt. Die<br />
Zuschauer kamen an diesem Nachmittag voll auf ihre Kosten, denn was<br />
könnte es Besseres geben, als an einem heißen Tag aus dem angenehmen<br />
Wasser des Heilbades die Präsentationen der verschiedenen ungarndeutschen<br />
Kulturgruppen zu genießen.<br />
Den Reigen auf der Freilichtbühne eröffneten die Gastgeber, denn es<br />
spielte die Harkányer Jugendkapelle und anschließend gaben örtliche<br />
Grundschüler ein Programm. Mit Spannung wurde die ungarndeutsche<br />
Volkstanzgruppe „Blauer Enzian“ aus Kleindorog erwartet. Sie begeisterte<br />
die Anwesenden durch ihr Können und durch ihre Lust am Tanzen. Für weitere<br />
Tanzeinlagen sorgte die Tanzgruppe aus Sulk und der Sulker Chor sang<br />
seine schönsten Lieder. Natürlich durften an diesem Nachmittag die Kulturgruppen<br />
der Nachbarstädte nicht fehlen, aus Willand trat der Frauenchor<br />
mit seinen wohlbekannten Weisen auf und erntete viel Applaus. Am Abend<br />
machte die Kapelle BayeRock aus Sasawar Musik – und noch dazu was für<br />
welche! Die Stimmung war am Kochen!<br />
Marianne Hirmann<br />
Branauer Stimmungsparade<br />
in Borjad<br />
Vergangenen Samstag<br />
legte das Stimmungsboot<br />
der Branauer<br />
Stimmungsparade in<br />
Borjad an. Bereits das<br />
vierte Jahr geht diese<br />
Parade durch die Branau<br />
und begeistert groß<br />
und klein mit Musik,<br />
Gesang und Tanz. Die<br />
Idee zum Erfolgsrezept<br />
hatten Seppi Millich<br />
und Robert Hahner aus<br />
Nimmesch/Himesháza.<br />
Das Konzept der<br />
Branauer Stimmungsparade<br />
ist ganz einfach: ein Festival<br />
auf die Beine zu stellen, mit viel<br />
Musik, Tanz und allem, was dazugehört,<br />
und mit dem Programm die<br />
ungarndeutschen Gemeinden zu<br />
besuchen, um den Einwohnern gute<br />
Unterhaltung und viel Spaß zu bieten.<br />
Ganz genau so, wie es uns die<br />
Schlagerstars der deutschsprachigen<br />
Musikszene Woche für Woche<br />
vormachen.<br />
Im Festivalzelt in Borjad kam<br />
das zahlreich erschienene Publikum<br />
musikalisch voll auf seine<br />
Kosten. Durchs Programm führte<br />
der Kapitän des Stimmungsbootes<br />
Zoltán Schmidt. Vivien Tóth, die<br />
junge Musikstudentin, begeisterte<br />
gleich zu Beginn mit Melodien aus<br />
der Operette „Komm mit nach<br />
Waraschdin“, unterstützt wurde sie<br />
dabei von der Tanzgruppe aus<br />
Bawaz. Ferenc Tarlós – engagiert<br />
im Nationaltheater von Fünfkirchen<br />
– sang „Ich bin der kleine<br />
Toni“ – und das Publikum war hin!<br />
Die Gastgeber, die Borjader, waren<br />
Der Sonnenblumenchor stellte fest, ob der alte<br />
Holzmichel noch lebt<br />
gleich mit zwei Tanzgruppen vertreten,<br />
von denen die kleinen Tänzer<br />
den größeren Beifall ernteten.<br />
Das Publikum bekam an diesem<br />
heißen Nachmittag auch einen bunten<br />
Liederstrauß von Intermelodie<br />
aus Surgetin überreicht. Aus<br />
Schomberg kamen die fünf Jungs,<br />
welche die Zuhörer musikalisch in<br />
die Oberkrain entführten. Melinda<br />
und Robert Hahner gaben ein bayerisches<br />
Medley und eine Zusammenstellung<br />
aus Schlagern der 60er<br />
Jahre zum Besten. Der Sonnenblumenchor<br />
gab eine Antwort auf die<br />
Frage, ob der alte Holzmichel noch<br />
lebt, und das auf lustige Art und<br />
Weise, dank dem liebenswerten<br />
alten Holzmichel. Und zum Schluß<br />
sang Kitti Göbel Countrysongs und<br />
sorgte dafür, daß die Veranstaltung<br />
mit einem Stimmungshoch ausklang.<br />
Die Gäste hatten trotz lähmender<br />
Hitze viel Spaß an diesem<br />
Nachmittag und sangen fröhlich bei<br />
den bekannten Songs mit.<br />
M. H.
NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong> G E S C H I C H T E N<br />
5<br />
Das geheimnisvolle Einschlafen<br />
der Rosa Dorn<br />
Vorführung der DBU-Laientheatergruppe<br />
Zum Einschlafen kam an diesem<br />
Abend nur Dornröschen auf der<br />
Bühne, denn die Zuschauer wurden<br />
35 Minuten lang prächtig unterhalten.<br />
Zwar merkte man die Sprachbarrieren<br />
der Kinder, doch das wurde<br />
durch die Einlagen von ungarischen<br />
Textstücken geschickt gelöst. Die<br />
Laientheatergruppe der Deutschen<br />
Bühne existiert seit 2007, dieses<br />
Stück wurde innerhalb von drei<br />
Monaten geschrieben und auf die<br />
Bühne gestellt. Die Neuauflage des<br />
Märchenklassikers Dornröschen<br />
gelang der Schultruppe besonders<br />
gut, ist amüsant und abwechslungsreich.<br />
Unter den Fittichen von Schauspielerin<br />
Kata Lotz und Kulturmanagerin<br />
Juliane Jung wurde den Seksarder<br />
Kindern das Theaterleben nähergebracht.<br />
Spielerisch, mit viel Improvisation,<br />
verliefen die Proben, und<br />
allmählich kristallisierte sich eine<br />
Geschichte heraus, die ideenreich<br />
Unter dem Titel „Central Europe<br />
Revisited III“ findet zum dritten<br />
Mal an der österreichisch-ungarischen<br />
Grenze, und zwar im prachtvollen<br />
Barockschloß Esterházy in<br />
Eisenstadt (Foto), die internationale<br />
Ausstellung zeitgenössischer Künstler<br />
aus Mitteleuropa statt. Der Kurator<br />
ist von Anfang an der seit Jahrzehnten<br />
im Ausland arbeitende,<br />
renommierte ungarische Kunsthistoriker<br />
Dr. Lóránd Hegyi, der aus<br />
dem aktuellen Angebot immer wieder<br />
authentische Beispiele auswählt.<br />
Was die benutzten Grundmaterialien<br />
und ausgewählten Techniken<br />
betrifft, erstreckt sich die breite<br />
Palette von der traditionellen Malerei<br />
über einzelne oder multiplizierte<br />
Grafik sowie Bildhauerei bis zu<br />
modernsten Kategorien wie Fotografie,<br />
Installation und Videokunst,<br />
die heutzutage bei repräsentativen<br />
internationalen Veranstaltungen als<br />
ganz gewohnt gelten.<br />
Diesmal sind neben den ständigen<br />
„Gastgeberpartnern“ Österreich (mit<br />
sechs Künstlern) und Ungarn (mit<br />
fünf Teilnehmern) zwei neue, bisher<br />
ausgeführt wurde. Die kleine Amateurgruppe<br />
schaffte es, ein Märchenthema<br />
mit modernen Jugendproblemen<br />
zu vereinen, und zwar mit Hilfe<br />
von Rap-Einlagen und Medieninszenierungen.<br />
Sogar ein Hauch ungarndeutsche<br />
Geschichte paßte in die<br />
Erzählung.<br />
„Diese Arbeit mit den Kindern ist<br />
eine Mission“, meinte Kata Lotz<br />
nach der Vorführung, „wir suchen<br />
hier keine Nachwuchsschauspieler,<br />
sondern bringen den Kindern bei, mit<br />
ihrem Körper, mit ihrer Stimme<br />
umzugehen, und das spielerisch.“<br />
Musikeinlagen, Bilder, die an die<br />
Wand projiziert wurden, und die<br />
moderne Situation eines Fernsehauftrittes<br />
in einer Talkshow versetzten<br />
die Dornröschen-Rahmengeschichte<br />
in die heutige Welt. Doch im Mittelpunkt<br />
stand die Auseinandersetzung<br />
von Eltern und Kindern, ein Thema,<br />
das immer aktuell bleibt.<br />
Christina Arnold<br />
Zeitgenössische Kunst<br />
in Eisenstadt<br />
nicht vertretene Länder präsent,<br />
nämlich Bulgarien (mit sechs<br />
Repräsentanten) und Serbien (mit<br />
sieben Teilnehmern). Außer diesen<br />
neuen geographischen Schwerpunkten<br />
wird der in- und ausländischen<br />
Besucher auch einen neuen Ausstellungsort<br />
entdecken: das ehemalige<br />
Kloster, das an das Schloß<br />
angrenzende Gebäude in der<br />
Joseph-Haydn-Gasse 1. Die vor drei<br />
Jahren frisch renovierte und für das<br />
Publikum geöffnete Sala Terrena im<br />
Parterre des Schlosses bleibt weiter<br />
Hauptort dieser Veranstaltung). Aus<br />
Ungarn können wir übrigens Ölgemälde<br />
von Lôrinc Borsos, Daniel<br />
Horváth und Ákos Siegmund sowie<br />
Aquarelle von Eszter Szabó und<br />
Beatrix Szörényi bis zum 1. November<br />
bewundern. István Wagner<br />
Ganz hinten im Garten bei<br />
uns in Weindorf standen zwei<br />
oder drei Holzfässer. Als die<br />
Pflaumen, Äpfel und Birnen<br />
überreif waren und von den<br />
Bäumen fielen, haben wir sie<br />
aufgehoben und in die Holzfässer<br />
geschüttet. Das war der<br />
Grundstoff des Schnapses<br />
(Pálinka). Im Herbst hat die<br />
Gärung der Maische bald<br />
angefangen, in der Luft flatterte<br />
Alkoholgeruch herum.<br />
Die Taufliegen waren dauernde<br />
Besucher um die Fässer<br />
herum. Ein Teil von den Vorbereitungen<br />
war auch das<br />
Entkernen und Mahlen des<br />
Obstes.<br />
Schnapsbrennen<br />
Drillingsgeschichten<br />
Essen,<br />
ein ewiges Thema<br />
Für Privatpersonen war Schnapsbrennen<br />
verboten, das war Staatsmonopol,<br />
man mußte die Maische<br />
in die Spiritusfabrik bringen. Dort<br />
wurde der Schnaps destilliert.<br />
Brennerei gab es in Weindorf aber<br />
keine. Deshalb hat mein Onkel<br />
Pista selbst zu Hause Schnaps<br />
gemacht (und ich bin überzeugt,<br />
daß das alle Dorfbewohner taten).<br />
Warum auch nicht? Ohnehin hat<br />
der Onkel nicht Schnaps zum Verkaufen<br />
gebrannt, sondern nur für<br />
sich selbst und für die Verwandtschaft.<br />
Und wie gut war der<br />
Schnaps für die Erwachsenen beim<br />
Weihnachtsfest und am Silvesterabend!<br />
(Jetzt im Jahre <strong>2010</strong> will die<br />
neue Regierung ja Schnapsbrennen<br />
zu Hause erlauben!)<br />
Onkel Pistas guter Freund, der<br />
Kollege Guszti, wohnte in der<br />
Nähe, er hatte einen Destillationsapparat.<br />
Dieser Apparat wurde ausgeliehen.<br />
Onkel nahm ein paar<br />
Tage Urlaub. Er brachte den Apparat<br />
in die Sommerküche und die<br />
Arbeit hat begonnen. Kinder konnten<br />
hier nicht helfen, nur beim Lekvarkochen,<br />
aber das war ganz<br />
anders. Hier und jetzt war „Alkoholgefahr“.<br />
Erwachsene brachten<br />
in Eimern die Maische hinein. Alle<br />
Erwachsenen haben die Maische in<br />
dem großen Topf gekocht. Sie<br />
erhitzten sie auf dem Sparherd und<br />
rührten sie um. So bekamen sie den<br />
„Grundspirit“.<br />
Ich war ein ganz kleines Kind,<br />
habe aber den Alkoholgeruch<br />
gemocht. Nach dem Einheizen des<br />
Destillationsapparats ging alles<br />
tadellos. Das Kupferrohr in dem<br />
Apparat hatte eine bedeutende<br />
Rolle: Die durch das Rohr fließende<br />
Maische bekam ein sehr gutes<br />
Aroma. Das haben alle gewußt,<br />
kümmerten sich aber nicht immer<br />
darum. Das Zeug mußte zweimal<br />
gekocht – destilliert – werden.<br />
Nach der ersten Etappe bekam man<br />
noch eine trübe Flüssigkeit. Die<br />
zweite Etappe war schon die Verfeinerung:<br />
das Kochen der Flüssigkeit<br />
mit Dampf. Danach strömte<br />
der Dampf durch das Kupferschlangenrohr,<br />
das Wasser hat ihn<br />
abgekühlt – und die herauströpfelnde<br />
Flüssigkeit war schon der fertige<br />
Schnaps! Er war so klar, so sauber<br />
wie das Wasser. Und er war sehr<br />
stark! Im allgemeinen fand jemand<br />
die allerhöchste Anerkennung,<br />
wenn er starken Schnaps gekocht<br />
hat. Der Schnaps wurde erst einmal<br />
in einem Topf gesammelt und dann<br />
in Flaschen gefüllt. Opa, Oma und<br />
Tante Erzsi arbeiteten mit Flaschen<br />
und Fülltrichtern.<br />
Ich stand daneben und hätte beinahe<br />
einen Schnapstropfen<br />
gekostet. Der Onkel hat das gesehen.<br />
Ich fragte ihn: „Onkel Pista,<br />
was ist das?“ Er hatte sehr guten<br />
pädagogischen Sinn und wußte,<br />
daß ich den Essiggeruch verabscheue.<br />
Deshalb antwortete er:<br />
„Essigwasser!“ Damit konnte er<br />
mich nicht nur von dem Kupferkessel,<br />
sondern auch von der Küche<br />
fernhalten!<br />
Miklós Tarján<br />
Um die Ernährung der Kinder muß man sich ständig Gedanken machen,<br />
man meint, mit Obst und Gemüse ist man immer auf dem richtigen Weg,<br />
doch Nachrichten über Pestizide vermiesen einem das gute Gefühl. Für<br />
einen kleinen Gemüsegarten fehlt einem die Zeit und die Lust, dabei macht<br />
es den Kindern umheimlichen Spaß, Kirschen vom Baum zu pflücken,<br />
Zwiebeln vom Feld zu essen oder Kartoffelkäfer zu jagen, das dürfen unsere<br />
bei der Uroma üben.<br />
Auch als Erwachsener hört man ständig Experten, die einem immer wieder<br />
mit neuen Regeln den Appetit vermiesen. Salat ja, aber ohne Salatsoße,<br />
Joghurt, gut, aber bloß ohne Früchtegeschmack, Hühnchenfleisch ist in<br />
Ordnung, aber wehe in Öl gebacken oder mit Gewürzen versehen. Da kann<br />
man sich genauso gut auf die Wiese stellen und Gras fressen wie die Kühe,<br />
ach übrigens Milch soll neuerdings krebserregend sein. Milliarden von<br />
Menschen haben auf der Welt nichts zu essen, die würden sich über Grillhühnchen<br />
und Früchtejoghurt garantiert freuen. Christina Arnold
6 K Ü N S T E<br />
NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />
Eine Diplompädagogin aus<br />
Oberösterreich, Gabi Kreslehner,<br />
bringt frischen Wind in<br />
den deutschsprachigen Literaturbetrieb.<br />
Während ihr Buch<br />
„Charlottes Traum – Ringlotten<br />
am Erdbeerbaum“ noch mit<br />
den wichtigsten Preisen für<br />
Jugendliteratur ausgezeichnet<br />
wird, ist schon das nächste<br />
Werk – „In meinem Spanienland“<br />
– diesmal für Erwachsene<br />
– erschienen. NZ traf die<br />
Schriftstellerin zu einem<br />
Gespräch.<br />
Sie sind Autorin, Schriftstellerin,<br />
Lehrerin, Mutter von zwei Kindern,<br />
leiten Literatur- und Theaterprojekte.<br />
Wie viele Stunden hat Ihr Tag – oder,<br />
anders gefragt, sind Sie ein Workaholic?<br />
Nein, glaub’ ich nicht, vielleicht<br />
schaffe ich es einfach, mir meine Zeit<br />
gut einzuteilen. Außerdem bemühe<br />
ich mich, wenn ich arbeite, das sehr<br />
konzentriert zu tun, also dabei keine<br />
Zeit zu verschwenden. Und ich habe<br />
Freude an meiner Arbeit.<br />
Wie haben Sie den Weg vom Bauernhof<br />
in die Festsäle erlebt?<br />
Ringlotten am Erdbeerbaum<br />
Sehr entspannt. Menschen sind überall<br />
Menschen.<br />
Sie zeichnet eine moderne, kurzweilige,<br />
klare Sprache – ohne Kitsch und<br />
Rokoko – mit spielerischer Leichtigkeit<br />
aus. Gefühle und Stimmungen<br />
werden direkt an den Leser herangetragen.<br />
Ist das ein Ergebnis Ihrer<br />
pädagogischen Arbeit?<br />
Vielen Dank für das Kompliment an<br />
meine Sprache! Keine Ahnung, es ist<br />
vielleicht ein Ergebnis meines<br />
Lebens, daß ich gelernt habe, alles<br />
möglichst auf den Punkt zu bringen.<br />
Das allerdings ist in der Schule schon<br />
wichtig – klar und transparent die<br />
Dinge darzustellen.<br />
In „Charlottes Traum“ geht es um die<br />
Trennung der Eltern aus der Sicht des<br />
Kindes und um Scheidung, um<br />
Patchworkfamilien, Neuorientierung<br />
... Sind das die Themen der Zukunft,<br />
der Gegenwart?<br />
Ja. Unter anderem. Und es sind die<br />
Themen, die im Innersten berühren.<br />
Aber es gibt viele wichtige Themen<br />
für die Gegenwart und Zukunft. Also<br />
da ist noch längst nicht ausgeschrieben.<br />
Pubertät, wachsende Verantwortung<br />
und erste Liebe. Ewige Themen und<br />
ewig neu.<br />
Ja, klar. Jeder muß das mal durchleben<br />
und dann ist es immer das erste<br />
Mal. Und häufig schmerzhaft und<br />
wahrscheinlich immer sehr intensiv.<br />
Kann man das Spanienland als die<br />
„erwachsene“ Umsetzung von Charlottes<br />
Traum deuten?<br />
Nein, das ist eine ganz andere<br />
Geschichte mit ganz anderen Protagonisten.<br />
Zwar geht es in beiden<br />
Büchern um Gefühle wie Liebe,<br />
Trauer, Sehnsucht – aber die Grundsituationen,<br />
die Leben, die dargestellt<br />
werden, sind ganz unterschiedliche.<br />
Die Verbindungen zu den aktuellen<br />
Mißbrauchsfällen in Österreich und<br />
Deutschland haben Sie nicht so gerne<br />
– trotzdem: Zufall, Absicht oder eben<br />
ein Thema der Gegenwart?<br />
Keine Absicht, aber ganz offensichtlich<br />
etwas, was sehr aktuell und<br />
wiederkehrend ist und also ein wichtiges<br />
Thema, um besprochen zu werden.<br />
Dinge, die falsch laufen, haben<br />
es dringend nötig, aufgedeckt und<br />
aufgezeigt zu werden.<br />
Die Donau spielt immer eine Rolle in<br />
Ihren Büchern, oft auch in Ihren<br />
Geschichten. Sie wohnen an der<br />
Donau. Wie ist Ihr Verhältnis zu dem<br />
großen europäischen Fluß?<br />
Das ist sehr innig. Die Donau hat für<br />
mich etwas sehr Magisches, etwas<br />
sehr Inspiratives. Ich hab sie Tag für<br />
Tag vor Augen, gehe häufig an ihren<br />
Ufern spazieren, schwimme im<br />
Sommer in ihr. Also da gibt es schon<br />
große Bindungsfäden.<br />
Was verbindet Sie, außer der Donau,<br />
mit Ungarn?<br />
Vielleicht die Sehnsucht all derer, die<br />
in Binnenländern leben – die Sehnsucht<br />
nach dem Meer.<br />
Es fiel mir immer wieder auf, daß Sie<br />
Personen und Handlungen schaffen,<br />
die sich in der Phantasie des Lesers<br />
entwickeln können.<br />
Oh, danke. Das finde ich eine sehr<br />
schöne Feststellung. Ja, ich weiß<br />
nicht, warum das so ist, wenn es so<br />
ist. Vielleicht deshalb, weil ich es<br />
schaffe, mit meinen Figuren zu<br />
berühren und alles, was berührt, lebt<br />
und entwickelt sich, glaub ich, weiter,<br />
entweder in der Wirklichkeit oder<br />
eben in Gedanken oder in der Phantasie.<br />
Alles Gute und herzlichen Dank für<br />
das nette Gespräch!<br />
Franz Schedl<br />
Gregor von Holdt – Schauspieler der Saison bei der DBU<br />
„Ich nehme ganz viel Erfahrung mit“<br />
Der aus Berlin stammende<br />
Künstler Gregor von Holdt ist<br />
der Schauspieler der Saison<br />
2009 – <strong>2010</strong> bei der Deutschen<br />
Bühne Ungarn (DBU). Über<br />
den Preis haben die Mitglieder<br />
des Ensembles und eine<br />
Fachjury am 1. Juni in Szekszárd<br />
nach der sogenannten<br />
Mini-Saison abgestimmt. Von<br />
Holdt kam am Anfang der<br />
Spielzeit, er trat in fast allen<br />
Stücken der DBU auf, den<br />
Erfolg brachten die Hauptrollen<br />
in Heinrich von Kleists<br />
„Der zerbrochene Krug“ und<br />
in Gábor Görgeys „Knarrenspiel“.<br />
Mit Gregor von Holdt<br />
hat die NZ nach der Preisverleihung<br />
gesprochen.<br />
Sie hatten gleich zwei Hauptrollen in<br />
Ihrer ersten Saison bei der DBU.<br />
Inwieweit haben Sie damit gerechnet,<br />
daß Sie die Auszeichnung<br />
bekommen?<br />
Ich habe auch nicht gehört, daß auf<br />
der Bühne mein Name verkündet<br />
wurde. Ich war nämlich im Backstage-Bereich.<br />
Damit gerechnet habe<br />
ich nicht so wirklich. Klar, zwei<br />
Hauptrollen sind ein Vorteil, da kann<br />
man zeigen, was man drauf hat, es ist<br />
auch dankbar. Aber auch die anderen<br />
Kollegen haben große Rollen<br />
gekriegt und gut gespielt.<br />
Sie mußten sehr unterschiedliche<br />
Rollen spielen. Sie haben in Komödien,<br />
in einem Tanzspiel und in<br />
einem Kabarett mitgewirkt. Welche<br />
Rolle hat Ihnen am meisten gefallen?<br />
Ich mag eher die Herausforderungen.<br />
Deswegen fand ich, Adam, den Dorfrichter,<br />
in Kleists Stück zu spielen<br />
sehr anspruchsvoll. Wenn mein Spiel<br />
auf der Bühne richtig hinhaut, dann<br />
macht es auch Spaß, und genau das<br />
war auch der Fall! Spaß in dem Sinne<br />
war auch K. Müller im „Knarrenspiel“,<br />
da kann man sich wirklich<br />
ausleben auf der Bühne. Spaß hat<br />
also verschiedene Facetten, und so<br />
gefällt es mir auch zu tanzen oder zu<br />
singen.<br />
Am Anfang Ihres Lebenslaufs im<br />
Internet steht ein Zitat von Oscar<br />
Wilde: „Das Gewöhnliche gibt der<br />
Welt Substanz – das Außergewöhnliche<br />
ihr den Wert“. Was war für Sie<br />
das Außergewöhnliche bei der DBU?<br />
Erstmal die Situation, in Südungarn<br />
zu sein, denn ich war vorher noch nie<br />
in Ungarn. Das ist der Rahmen. Dann<br />
ist dieses Theater da, das klein und<br />
nett ist, sehr familiär betrieben wird.<br />
Hier fühlt man sich richtig gut aufgehoben.<br />
Man hat viele nette Menschen<br />
um sich herum. Es war richtig<br />
romantisch hier: fremdes Land, verschiedene<br />
Kulturen, gastfreundliche<br />
und andere Menschen kennenlernen.<br />
Das war das Besondere hier in diesem<br />
Jahr.<br />
Sie kamen ja aus Berlin, aus einer<br />
Metropole in eine von der Weltkultur<br />
ein wenig abgelegene ungarische<br />
Kleinstadt. Was hat Sie hierher gezogen?<br />
Ich habe anfangs gegrübelt, muß ich<br />
ehrlich zugeben. Denn ich mag Berlin,<br />
das Treiben und die Inspiration,<br />
die man da tagtäglich um die Ohren<br />
bekommt. Im Prinzip war es eine<br />
bewußte Entscheidung. Ich wollte<br />
einen Schritt weg von der Turbulenz.<br />
Ich wollte ein bißchen Ruhe<br />
haben und eine Gelegenheit, mich<br />
mit mir selber auseinanderzusetzen.<br />
Ich bin auf dem Land, in Bayern,<br />
groß geworden, also mir ist eine<br />
ländliche Atmosphäre nicht fremd.<br />
Ich wollte in ein kleines Theater mit<br />
guten Jobs, klar. Doch ich hatte auch<br />
hier die Gelegenheit, zu Besuch bei<br />
mir selbst zu sein. Berlin nimmt sehr<br />
viel Energie, hier ist man oft bei<br />
sich.<br />
War es etwas zu familiär hier? Sie<br />
gehen ja nach der Saison weg.<br />
Sicherlich ist Szekszárd ein wenig<br />
klein, in dem Sinne, daß mir die<br />
Inspiration ein wenig fehlt. In Berlin<br />
kann man ja an jeder Ecke ein Theaterstück<br />
sehen, es gibt Ausstellungen,<br />
Konzerte. Das kulturelle Treiben ist<br />
halt viel größer. Und das fehlt mir ein<br />
Gregor von Holdt als K. Müller im<br />
Knarrenspiel<br />
bißchen. Doch es ist sehr bequem<br />
hier, positiv bequem.<br />
Was nehmen Sie mit sich nach Berlin,<br />
außer den schönen Preis natürlich?<br />
Meinen Roller, mit dem ich hierher<br />
gekommen war, ich hoffe, er schafft<br />
auch den Heimweg, die tausend<br />
Kilometer (lacht). Im Ernst, ich<br />
nehme ganz viel Erfahrung mit. Jetzt<br />
ist es schwer zu sagen was genau,<br />
aber wenn man schon anderswo ist,<br />
bemerkt man erst richtig, was einem<br />
richtig fehlt und was man mitgenommen<br />
hat. Worin ich sicher bin:<br />
Ich habe Ungarn schätzengelernt, die<br />
Menschen, die Ungarndeutschen, die<br />
Natur. Ach ja, und ich habe gute<br />
Weine kennengelernt. Ein paar Flaschen<br />
Szekszárder werden bestimmt<br />
in meinem Koffer sein.<br />
krz
NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong> F Ü N F K I R C H E N – K U L T U R H A U P T S T A D T 11<br />
Mehr als 1300 Angster-Orgel<br />
Sein Name ist<br />
ein Begriff,<br />
und es gibt in<br />
Ungarn kaum<br />
Ortschaften,<br />
wo seine<br />
Instrumente in<br />
den Kirchen<br />
nicht bei jeder<br />
Messe ertönen würden. Dieser<br />
Name gehört zu einem der<br />
größten in der Geschichte des<br />
ungarländischen Kunstgewerbes.<br />
Die Rede ist von Orgelbauer<br />
Josef Angster, dem<br />
Gründer der berühmten Fünfkirchener<br />
Orgelfabrik.<br />
Josef Angster wurde 1834 auf dem<br />
Gebiet des heutigen Kroatiens, im<br />
kleinen Dörfchen Katschfeld, als<br />
Nachfahre von deutschen Siedlern<br />
geboren. Seine Studien zum Orgelbau<br />
betrieb er in Wien, in der Werkstatt<br />
von Orgelbauer Titz, anschließend<br />
verfeinerte er seine Kenntnisse<br />
in Paris beim Bau der Orgel von<br />
Schloß Cologny und der Orgel der<br />
Kathedrale Notre-Dame. Sein Wissen,<br />
alles, was er von seinem französischen<br />
Meister Cavaillé-Coll<br />
erlernt hatte, galt in Ungarn als<br />
unbekannt. Aber Angster hatte keine<br />
Angst vor dem Unbekannten und<br />
gründete in Fünfkirchen seine<br />
Orgelfabrik, die eine der bekanntesten<br />
in Europa wurde.<br />
Seine erste Arbeit war die Orgel<br />
für die damals noch im Bau befindliche<br />
Synagoge von Fünfkirchen, welche<br />
im Jahre 1869 übergeben wurde.<br />
Das war der Beginn seiner Karriere.<br />
Eine Bestellung kam nach der anderen,<br />
und seine Meisterwerke bekamen<br />
ihren Platz nicht nur in ungarischen<br />
Kirchen, sondern auch im Ausland.<br />
1886 stellte die Fabrik von<br />
Josef Angster bereits die 100. Orgel<br />
her, und zwar für die heutige Basilika<br />
von Fünfkirchen. Mit diesen Ereignissen<br />
beschäftigten sich nicht nur<br />
die ungarischen <strong>Zeitung</strong>en, sondern<br />
auch die ausländischen. „<strong>Neue</strong>s Wiener<br />
Blatt“ hatte in seiner Ausgabe<br />
vom 2. Oktober 1886 festgestellt, daß<br />
für den Bau von großen und<br />
anspruchsvollen Orgeln nur die<br />
Fabrik Angster geeignet sei. Währenddessen<br />
arbeitete Angster weiter<br />
an der Vergrößerung seiner Fabrik.<br />
Seine Mitarbeiter wurden vom<br />
Meister selbst ausgebildet, und wurden<br />
in die Arbeitsprozesse miteingebunden,<br />
denn Angster war der Meinung,<br />
daß man den Orgelbau nur in<br />
der Praxis erlernen kann. Seine Mitarbeiter<br />
waren für ihn mehr als<br />
irgendwelche Arbeitskräfte. Sie<br />
waren eher wie Familienmitglieder,<br />
die jeden Tag gemeinsam mit der<br />
gesamten Familie Angster zu Mittag<br />
gegessen haben und laut Familiensaga<br />
sogar von den Frauen der Angsters<br />
bedient wurden.<br />
Im Laufe der Zeit wurde die Zahl<br />
der Mitarbeiter von 30 auf 100<br />
erhöht. Inzwischen ging es für Angster<br />
auch privat gut, denn nach seiner<br />
Heirat mit Teresia Rapp bekam das<br />
Paar sechs Kinder. Seine beiden<br />
Söhne Emil und Oscar wurden auch<br />
Orgelbauer. Sie haben an vielen Entwürfen<br />
und Fertigstellungen<br />
zusammen mit ihrem Vater gearbeitet,<br />
bevor dieser im Jahre 1918 an<br />
Lungenentzündung starb.<br />
Josef Angster hat für seine Arbeit<br />
nie einen Staatspreis erhalten. Von<br />
Papst Benedikt XV. wurde er 1918<br />
mit dem Orden des hl. Gregorius ausgezeichnet.<br />
Seine beiden Söhne übernahmen<br />
von ihm die Leitung der<br />
Fabrik und führten diese bis zur Verstaatlichung<br />
im Jahre 1949. Bis zu<br />
diesem Zeitpunkt hatte die Fabrik<br />
mehr als 1300 Orgeln und 3000 Harmoniums<br />
hergestellt, und diese nicht<br />
nur für Ungarn, sondern für die ganze<br />
Welt. Zur Zeit der Kommunisten<br />
wurde der Orgelbau eingestellt, die<br />
Fabrik auseinandergenommen und<br />
ihre wertvollen Metalle verkauft.<br />
1992 wurde in Fünfkirchen die neue<br />
Orgelmanufaktur gegründet, die von<br />
den Nachkommen des einstigen<br />
Orgelbauers nach seinen Vorstellungen<br />
und Grundsätzen geleitet wird.<br />
Dadurch ist das Erbe des einzigartigen<br />
Orgelbauers Josef Angster also<br />
durchaus gesichert.<br />
Marianne Hirmann<br />
In das Lebenswerk führt die Ausstellung<br />
ein, die bis zum 18. August im<br />
Vasváry-Haus in Fünfkirchen (Király<br />
u. 19) zu sehen ist. Öffnungszeiten:<br />
11.00-19.00 Uhr.<br />
In Zusammenarbeit mit der<br />
Landsmannschaft der Donauschwaben,<br />
Orts- und<br />
Kreisgruppe Rastatt hatte der<br />
Freundeskreis für europäische<br />
Jugendarbeit (FeJ) zu<br />
einem Dia-Vortrag nach<br />
Rastatt eingeladen. Martin<br />
Schmidt, Journalist und<br />
Publizist sowie Vorstandsmitglied<br />
der Donauschwäbischen<br />
Kulturstiftung zeigte sich<br />
erfreut über das große Besucherinteresse,<br />
zu welchem<br />
auch Gäste aus dem benachbarten<br />
Elsaß beitrugen.<br />
Fünfkirchen gilt als eine der schönsten<br />
und ältesten Städte des Landes,<br />
seine klimatisch begünstigte Lage<br />
am Fuße der Mecsek- Berge und die<br />
zahlreichen Baudenkmäler verleihen<br />
dem Ort eine ausgesprochen<br />
mediterrane Atmosphäre. Ausgehend<br />
vom Széchenyi-tér (Dreifaltigkeitsplatz)<br />
veranschaulichte Martin<br />
Schmidt in seinen Dias kaleidoskopisch<br />
das städtische Zentrum der<br />
Schwäbischen Türkei: die auf den<br />
Ruinen einer christlichen Kirche<br />
erbaute Moschee des Paschas Gasi<br />
Khasim als größtes erhaltenes Zeugnis<br />
der Türkenherrschaft in Ungarn,<br />
eine zu österreichisch-ungarischen<br />
Zeiten im 18.Jahrhundert errichtete<br />
„Säule der Dreifaltigkeit“ sowie die<br />
Fünfkirchen – Kulturhauptstadt<br />
und Zentrum der deutschen Minderheit<br />
Häuser wohlhabender deutscher und geschichtlicher Synthesen dem gelegenen 160000-Einwohnerjüdischer<br />
Bürger der späten k.u.k-<br />
Ära. Dazu ein üppiger Jugendstilbrunnen<br />
mit der für die örtliche<br />
Zsolnay-Keramikmanufaktur charakteristischen<br />
Eosin-Glasur und<br />
das 1907 vollendete neobarocke<br />
Rathaus. Nur die archäologischen<br />
Relikte der einstigen römischen<br />
Provinzhauptstadt Sopianae fehlen<br />
hier: Sie sind am Rande des<br />
Titel „Europäische Kulturhauptstadt<br />
<strong>2010</strong>“ alle Ehre macht: denn<br />
nicht nur zur römischer Zeit, sondern<br />
auch im Mittelalter war das<br />
zum Königreich Ungarn gehörende<br />
„Quinque Ecclesiae“ (fünf Kirchen)<br />
ein bedeutendes Kultur- und<br />
Handelszentrum mit Bischofssitz,<br />
zahlreichen Ordensniederlassungen<br />
und der 1367 gegründeten ersten<br />
Stadt zuversichtlich, mit dem Kulturhauptstadt-Programm<br />
viele Besucher<br />
anzulocken und somit noch<br />
mehr ins europäische Bewußtsein<br />
zu gelangen.<br />
In einem weiteren Teil seines<br />
Vortrags beschäftige sich der Referent<br />
mit der Situation der Minderheiten,<br />
so auch der ca. 60 000 zählenden<br />
deutschen Volksgruppe in<br />
Dommuseums in Form einer Universität des Landes.<br />
und um Fünfkirchen. Nach Vertreibung<br />
frühchristlichen Grabkirche aus der<br />
Mitte des 5. Jahrhunderts sichtbar<br />
gemacht.<br />
Nicht nur am Domplatz und am<br />
Széchenyi-Platz wird dem Besucher<br />
schnell klar, daß das südungarische<br />
Fünfkirchen als Stadt kultur-<br />
Die Kluft zwischen den hochfliegenden<br />
Plänen, allem voran fünf<br />
großen Repräsentationsbauten und<br />
den realistischen Umsetzungsmöglichkeiten<br />
der Kulturhauptstadt ist<br />
beachtlich. Dennoch sind die Bürger<br />
der zwischen Donau und Drau<br />
und Diktatur sind die Ungarn-<br />
deutschen heutzutage wieder gut<br />
organisiert. Dank dem ungarischen<br />
Minderheitengesetz haben sich die<br />
Voraussetzungen der kulturellen<br />
Selbstbehauptung verbessert. So<br />
gibt es zweisprachige Schulen, wie<br />
das Valeria-Koch-Schulzentrum<br />
und die Deutschen Selbstverwaltungen.<br />
Schmerzlich dagegen<br />
das seinerzeit von der rot-grünen<br />
Bundesregierung veranlaßte Schließung<br />
des Generalkonsulats in Fünfkirchen,<br />
das bis dahin eine wichtige<br />
Brückenfunktion nach Deutschland<br />
bildete.<br />
In einem Schlußwort dankte Veranstaltungsleiter<br />
Erich Lienhart<br />
dem Referenten Martin Schmidt für<br />
den informativen und beeindruckenden<br />
Der Theaterplatz in Fünfkirchen Foto: I. F.<br />
Lichtbildervortrag, den<br />
er als eine ergänzende Veranstaltung<br />
zu den erfolgreich durchgeführten<br />
Europäischen Kulturtagen<br />
<strong>2010</strong> (Thema: Zwischen den Zeiten<br />
und Welten: Budapest und Pécs) in<br />
Karlsruhe wertete (NZ 20/<strong>2010</strong>).<br />
E. L.
12 D E U T S C H E M I N D E R H E I T E N<br />
NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />
Der „Sibirische Bär“ lernt Deutsch<br />
Deutsche in Nowosibirsk, der größten Stadt Sibiriens<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
umbenannt wurde, zählte sie bereits<br />
über 120 000 Einwohner. 1962, nur<br />
70 Jahre nach der Gründung der<br />
Stadt, überschritt die Einwohnerzahl<br />
die Grenze von einer Million.<br />
Während des Zweiten Weltkrieges<br />
entstand in Nowosibirsk ein<br />
Lager für deutsche Kriegsgefangene.<br />
Diese wurden unter anderem<br />
beim Bau des monumentalen Staatlichen<br />
Opern- und Balletttheaters<br />
eingesetzt. Das als „Sibirisches<br />
Kolosseum“ bezeichnete Theater,<br />
heute eines der Wahrzeichen der<br />
Stadt, wurde in der Zeit von 1931<br />
bis 1945 errichtet. Es besteht aus<br />
einer Konzerthalle mit 1 000 Sitzplätzen<br />
sowie einem rund gebauten<br />
Theater mit 2 100 Plätzen. Auf seiner<br />
1 044 Quadratmeter großen<br />
Bühne können bis zu 1 000 Darsteller<br />
gleichzeitig auftreten.<br />
In Nowosibirsk leben heute Vertreter<br />
von mehr als 80 ethnischen<br />
Gruppen, darunter auch Rußlanddeutsche.<br />
Viele von ihnen kamen<br />
hierher, als 1941 die Wolgadeutschen<br />
nach Kasachstan und Westsibirien<br />
deportiert wurden. 1939<br />
lebten im Gebiet (Oblast) Nowosibirsk<br />
nur 8 053 Deutsche, 1989<br />
dagegen 61 479. In der Stadt Nowosibirsk<br />
gab es 1989 18 811 Deutsche.<br />
Inzwischen ist ihre Zahl infolge<br />
der massenhaften Ausreisen in<br />
die Bundesrepublik stark zurückgegangen.<br />
Für die Deutschen in Sibirien<br />
engagierte sich Anfang der 1990er<br />
Jahre zunächst der Verein für das<br />
Deutschtum im Ausland (VDA,<br />
heute Verein für Deutsche Kulturbeziehungen<br />
im Ausland). An seine<br />
Stelle trat 1993 die Gesellschaft für<br />
technische Zusammenarbeit (GTZ),<br />
die seitdem im Auftrag des Bundesinnenministeriums<br />
die Deutschen<br />
kulturell und wirtschaftlich fördert.<br />
Wichtigster Treffpunkt für die<br />
Deutschen ist das Russisch-Deutsche<br />
Haus, das im Dezember 2009<br />
sein 20jähriges Jubiläum feiern<br />
konnte. 1989 war auf Antrag der<br />
sowjetdeutschen Gesellschaft<br />
„Wiedergeburt“ in Nowosibirsk ein<br />
Zentrum der deutschen Kultur<br />
Generalkonsulin Gudrun Steinacker (2. von links) bei der Eröffnung der<br />
Messe „Geo-Siberia <strong>2010</strong>“<br />
Russisch-Deutsches Haus in Nowosibirsk<br />
gegründet worden. Daraus entstand<br />
1995 das Russisch-Deutsche Haus,<br />
das zwei Jahre später ein eigenes<br />
Gebäude im Stadtzentrum von<br />
Nowosibirsk bekam. Mit Mitteln<br />
aus Deutschland ausgebaut, beherbergt<br />
das Haus heute Theatergruppen,<br />
Tanzvereine, eine Kunstgalerie<br />
und ein kleines Museum. Es unterhält<br />
13 Filialen, 23 Kulturzentren<br />
und 1<strong>25</strong> Klubs in den Städten und<br />
Dörfern des Gebietes Nowosibirsk.<br />
Im Haus hat auch die 1997 gegründete<br />
deutsche Jugendorganisation<br />
„Sibirischer Bär“ ihren Sitz. Sie<br />
will ihre Mitglieder näher an die<br />
deutsche Sprache und Kultur heranführen<br />
und organisiert deshalb<br />
Seminare und Trainingskurse.<br />
Wie sehr die Sprachpflege not tut,<br />
ist bei der „Sibirischen <strong>Zeitung</strong><br />
plus“ zu erkennen. Deren Redakteure<br />
sitzen ebenfalls im Russisch-<br />
Deutschen Haus. Das Blatt erscheint<br />
seit Juli 1998 monatlich mit einer<br />
Auflage von 2 000 Exemplaren und<br />
ist für die deutsche Bevölkerung in<br />
der Region bestimmt, bringt jedoch<br />
zu über 90 Prozent Artikel in russischer<br />
Sprache.<br />
Wer in Nowosibirsk an aktuellem<br />
Wissen über Deutschland interessiert<br />
ist, kann sich an das Goethe-<br />
Institut wenden, das im März 2009<br />
eröffnet wurde. Bereits Ende der<br />
1990er Jahre hat das Moskauer Goethe-Institut<br />
in der Stadt zwei<br />
Sprachlernzentren gegründet, die bis<br />
heute bestehen. Einen wichtigen<br />
Beitrag zur Pflege der deutschen<br />
Sprache leistet nicht zuletzt der<br />
„Deutsche Lesesaal“, der 1993 in<br />
der wissenschaftlichen Gebietsbibliothek<br />
Nowosibirsk eingerichtet<br />
worden ist. Hier findet der interessierte<br />
Besucher 5 000 Bücher und<br />
1740 Audio- und Videokassetten<br />
sowie 380 CDs und 24 deutschsprachige<br />
Periodika. Der Lesesaal organisiert<br />
regelmäßig Literatur- und<br />
Musikabende sowie ein jährliches<br />
Laientheaterfestival.<br />
In seinem Reiseführer von 1928<br />
wies Alexander Radó darauf hin, daß<br />
es in Nowosibirsk ein deutsches<br />
Konsulat gibt. Dieses war 1923 eingerichtet<br />
worden und bestand bis<br />
1938. Es widmete sich den deutschen<br />
Kriegsgefangenen des Ersten<br />
Weltkrieges, die sich noch in Sibirien<br />
befanden, und hielt Kontakt zur<br />
deutschen Minderheit, betreute aber<br />
auch deutsche Staatsbürger, die für<br />
die sowjetische Industrie tätig<br />
waren, und sorgte dafür, daß Lebensmittel<br />
aus Sibirien ins Deutsche<br />
Reich eingeführt werden konnten.<br />
Seit 1994 besitzt Deutschland<br />
nunmehr ein Generalkonsulat in<br />
Nowosibirsk. Es ist zuständig für<br />
die russischen Föderalbezirke Sibirien<br />
und Fernost, ein riesiges<br />
Gebiet, das sich von Omsk bis Wladiwostok<br />
erstreckt. Als Generalkonsulin<br />
amtiert seit September 2009<br />
die gebürtige Düsseldorferin<br />
Gudrun Steinacker. Die 59jährige ist<br />
eine Nachkommin von Edmund<br />
Steinacker (1838 – 1929), der um<br />
1900 als der „Führer des ungarländischen<br />
Deutschtums“ galt. Der Politiker<br />
und Publizist war Abgeordneter<br />
der siebenbürgisch-sächsischen<br />
Wahlkreise Bistritz und Heltau und<br />
gründete 1906 die Ungarländische<br />
Deutsche Volkspartei.<br />
Peter Bien<br />
Deutscher Lesesaal in der wissenschaftlichen Gebietsbibliothek Nowosibirsk<br />
Sibirisches Kolosseum
NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong> G J U – G E M E I N S C H A F T J U N G E R U N G A R N D E U T S C H E R<br />
13<br />
Delegiertenversammlung in Ofalo<br />
Die halbjährliche Delegiertenversammlung<br />
der GJU in<br />
Ofalo/Ófalu war beschlußfähig.<br />
Die Delegierten der<br />
Freundeskreise kamen am 12.<br />
Juni zahlreich. Dies war<br />
wichtig, da auch die Wahl der<br />
Vorsitzenden und einer Vizevorsitzenden<br />
auf der Tagesordnung<br />
stand. Nach den<br />
Begrüßungsworten von GJU-<br />
Präsident Emil Koch wurde<br />
die neue ifa-Kulturassistentin<br />
vorgestellt, die seit 31. Mai für<br />
die GJU arbeitet. Monika Sax<br />
hat ihre Ziele kurz bekanntgemacht<br />
und hervorgehoben, in<br />
Budapest wieder einen<br />
Freundeskreis aufstellen zu<br />
wollen (siehe auch das<br />
Gespräch mit ihr NZ<br />
24/<strong>2010</strong>).<br />
Nächster Tagesordnungspunkt war<br />
der Jahrestätigkeitsbericht 2009.<br />
Emil Koch erklärte, 2009 ist ein Jahr<br />
gewesen, wo viel passiert ist, z. B.,<br />
daß die GJU durch Sponsoren einen<br />
Kleinbus bekommen hat. Außerdem<br />
ist durch das jährliche Fußballturnier<br />
eine Zusammenarbeit mit dem<br />
Ungarischen Fußballbund zustandegekommen.<br />
Vizepräsidentin Veronika<br />
Takács sprach über das vor drei<br />
Jahren eingeführte Multiplikatorensystem<br />
und erläuterte die seitdem<br />
aufgetauchten Probleme. Drei von<br />
den neun Multiplikatoren sind passiv,<br />
und da fünf von den sechs Personen<br />
in Fünfkirchen wohnhaft sind,<br />
könnten sie ihre Brückenfunktion<br />
nicht richtig erfüllen.<br />
Vizepräsidentin Anikó Mángold<br />
befaßte sich mit der Frage des<br />
Nachwuchses. Sie berichtete, daß<br />
sich die meisten neuen Mitglieder<br />
beim Vorsilvester oder im Kreacamp<br />
anschließen, so kamen im<br />
vorigen Jahr viele Jugendliche aus<br />
Ratzpeter/Újpetre und Budapest,<br />
hauptsächlich durch die aktive Mitarbeit<br />
der Multiplikatoren.<br />
Als weiterer Tagesordnungspunkt<br />
wurden die Programme des<br />
letzten Jahres bewertet, die im<br />
Durchschnitt als erfolgreich<br />
betrachtet wurden. Herausgehoben<br />
wurden das Fußballturnier und das<br />
GJU – Gemeinschaft Junger<br />
Ungarndeutscher<br />
Präsident: Emil Koch<br />
Budapest, Lendvay u. 22 1062,<br />
Tel./Fax: 06/1-269-1084<br />
E-Mail: buro@gju.hu, twin@gju.hu;<br />
Internet-Adresse: www.gju.hu<br />
Geschäftszeiten: Montag, Dienstag,<br />
Mittwoch: 9.00-12.30 und<br />
13.00-16.00 Uhr<br />
Donnerstag: 12.00-18.00 Uhr;<br />
Freitag: 8.00-13.00 Uhr<br />
Verantwortlich für die GJU-Seite:<br />
Sarolta Fogarasi<br />
Vorsilvester sowie das Kreacamp,<br />
die mit hoher Teilnehmerzahl und<br />
guter Stimmung sehr erfolgreich<br />
waren. Der Versuch „MusiGJU“<br />
fand aber keine offenen Ohren: es<br />
haben sich nur wenige junge<br />
Musikkapellen gemeldet.<br />
Auch die Angelegenheit GJU-<br />
Wohnung wurde besprochen, was<br />
großes Interesse weckte. Die Delegierten<br />
äußerten den Wunsch, das<br />
Büro und die GJU-Wohnung in die<br />
Nähe von Fünfkirchen zu verlagern,<br />
da die Wohnung derzeit nicht<br />
ausgenutzt wird. Es wurde aber<br />
auch darauf verwiesen, daß sich die<br />
Lage durch die Tätigkeit der neuen<br />
ifa-Kulturassistentin ändern wird,<br />
da es ihre Hauptaufgabe ist, den<br />
Freundeskreis in Budapest auszubauen,<br />
wozu ein Treffpunkt vor Ort<br />
sehr hilfreich sein kann. Die Versammlung<br />
faßte jedoch den<br />
Beschluß, daß sich das Präsidium<br />
der GJU nach den Möglichkeiten<br />
erkundigt und für den 17. Juli eine<br />
außerordentliche Delegiertenversammlung<br />
zusammenruft. Im Programmpunkt<br />
Kleinbus schlug das<br />
Präsidium vor, Möglichkeiten zu<br />
suchen, um die Kosten der Verwaltung<br />
des Kleinbusses zu optimalisieren,<br />
was mit der Vermietung des<br />
Busses gelöst werden könnte.<br />
Da dieses Jahr Minderheitenwahlen<br />
stattfinden, wurde in der Sitzung<br />
darauf hingewiesen, sich als<br />
Angehörige der deutschen Minderheit<br />
registrieren zu lassen. Die<br />
engagierten GJUler wurden ermutigt,<br />
sich auch als Kandidat für die<br />
örtlichen deutschen Minderheitenselbstverwaltungen<br />
nominieren zu<br />
lassen.<br />
Als Hauptprogrammpunkt fand<br />
auch die Wahl des Präsidiums statt,<br />
wo die Versammlung Emil Koch<br />
und Veronika Takács in ihren<br />
Ämtern bestätigte.<br />
Schließlich berichtete das<br />
wiedergewählte Präsidium über die<br />
diesjährigen Programme der GJU.<br />
Das Fußballturnier in diesem Jahr<br />
bekam Unterstützung vom Ungarischen<br />
Fußballbund, und es wurden<br />
sogar Jugendliche für eine ungarische<br />
Minderheitennationalmannschaft<br />
ausgewählt, die am 29. Mai<br />
vor dem Deutsch-Ungarischen<br />
Freundschaftsspiel im Puskás-Stadion<br />
den Rasen betreten durfte.<br />
In diesem Jahr steht das traditionelle<br />
Kreacamp in Nadasch/Mecseknádasd<br />
unmittelbar bevor und<br />
die Vorbereitungen für ein internationales<br />
Projekt, das „Voices of<br />
Europe“ in Fünfkirchen, laufen auf<br />
Hochtouren. Das jährliche Landestreffen<br />
wird vom 26. – 29 August in<br />
Saka/Szálka (Tolnau) stattfinden.<br />
Emil Koch bedankte sich<br />
schließlich für die Aufmerksamkeit<br />
der Delegierten und rief eine außerordentliche<br />
Versammlung für den<br />
17. Juli zusammen.<br />
Monika Sax<br />
ifa-Kulturassistentin<br />
Ein Wochenende mit den Ungarndeutschen<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
Die sanften Hügel mit ihren Feldern<br />
und Wäldern waren malerisch. Viele<br />
der nahegelegenen Felder, auf die<br />
wir blickten, standen unter Wasser.<br />
„Es hat zu viel geregnet, den ganzen<br />
Mai“, erklärte mir Monika. Auf mich<br />
wirkten die vielen Wasserflächen<br />
faszinierend, für die Landwirtschaft<br />
sind sie jedoch ein großes Problem,<br />
erklärten mir die beiden Mädchen.<br />
Nach drei Stunden Fahrt erreichten<br />
wir am Abend unser Ziel, eine Unterkunft<br />
in Nadasch. Am nächsten Morgen<br />
lernte ich dann endlich einige<br />
weitere GJUler kennen. Ich fühlte<br />
mich gleich wohl bei der Gruppe, die<br />
Jugendlichen schienen alle sehr<br />
engagiert, offen und freundlich.<br />
Nachdem die Begrüßung durch Emil<br />
auf deutsch stattfand, so daß auch ich<br />
folgen konnte, fielen die GJUler bald<br />
ins Ungarische. Das Seminar am<br />
Nachmittag fand ebenfalls auf ungarisch<br />
statt, ich nahm deshalb nicht<br />
daran teil, sondern entschied mich,<br />
mir Nadasch anzuschauen. Die<br />
Hauptstraße ist von kleinen, hübschen<br />
Häusern gesäumt, und ich sah<br />
einige Weingärten an den Hängen.<br />
Neugierig lief ich in die Richtung<br />
und traf bald auf István Frey. Er war<br />
sehr erfreut, mit mir deutsch sprechen<br />
zu können und bot mir an, mich<br />
durch die Weinberge zu führen. Ich<br />
war froh, etwas von der Gegend<br />
gezeigt zu bekommen, und so liefen<br />
wir zusammen an den Feldern entlang.<br />
Er zeigte mir die in den Hügel<br />
gegrabenen Höhlen, in denen der<br />
Wein lagern und reifen kann. Viele<br />
Bewohner dieser Gegend besitzen<br />
eine solche kleine Kammer, lernte<br />
ich. Nur für den eigenen Verbrauch<br />
werden die meisten genutzt, die Temperatur<br />
der Keller liegt im Sommer<br />
bei maximal 10 Grad. So mag es der<br />
Wein.<br />
Ich war sehr neugierig auf unser<br />
Abendprogramm, geplant war, auf<br />
ein ungarndeutsches Dorffest in<br />
Ofalo zu gehen. In zwei Gruppen<br />
fuhren wir mit dem GJU-Bus von<br />
Nadasch nach Ofalo. 96 Prozent der<br />
Einwohner dort gehören der deutschen<br />
Minderheit an, erklärte Emil,<br />
der in diesem Dorf aufgewachsen<br />
war. Die Deutschen waren von der<br />
Vertreibung verschont geblieben, da<br />
die Sowjets sie nicht gefunden hatten.<br />
Das Dorf ist nämlich sehr klein<br />
(300 Einwohner) und nur schlecht zu<br />
erreichen. Ich konnte mir das gut vorstellen,<br />
unsere Fahrt dorthin führte<br />
über eine sehr enge, holprige Straße<br />
und dies war die einzige Zugangsmöglichkeit.<br />
In dem Dorf angekommen<br />
wurden wir dann mit<br />
Kuchen und Getränken sehr freundlich<br />
empfangen. Die ungarndeutschen<br />
Dorfbewohner freuten sich, die<br />
jungen Ungarndeutschen begrüßen<br />
zu können. Wir hingegen freuten uns<br />
über die Gastfreundschaft und so<br />
feierten wir gemeinsam auf dem<br />
Dorffest.<br />
Für mich war es sehr lustig,<br />
schwäbisch sprechen zu hören. Als<br />
ich auf ungarisch ein Bier bestellen<br />
wollte und mir Worte fehlten, lachte<br />
ein Mann und sagte zu mir, „Ja, ja,<br />
wir Schwaben“. Auch die Festlieder<br />
waren etwa zur Hälfte deutschsprachige<br />
Volkslieder, ich kannte zu<br />
meiner Verwunderung keines davon.<br />
Liegt es an meiner allgemeinen<br />
Unkenntnis über Volkslieder oder<br />
waren diese Lieder in Ungarn<br />
geschrieben worden und in Deutschland<br />
deshalb unbekannt? Den Festteilnehmern<br />
jedenfalls waren all die<br />
Lieder sehr geläufig. Gemeinsam<br />
sangen und tanzten sie ausgelassen<br />
bis in die frühen Morgenstunden.<br />
Als die letzten GJUler das Fest um 4<br />
Uhr morgens verließen, schien es,<br />
die anderen Teilnehmer würden<br />
noch lange weiterfeiern. Ich freue<br />
mich, eines ihrer Feste miterlebt zu<br />
haben!<br />
Doris Lohrmann
14 J U G E N D<br />
NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />
Ungarndeutsche Kapellen<br />
Die Waschludter Johann’s Kapelle<br />
„Waschechte“ schwäbische Musik seit fast 20 Jahren<br />
Die Waschludter Johann’s<br />
Kapelle wurde 1991 von<br />
vier Musikern gegründet<br />
und spielte von Anfang an<br />
ungarndeutsche, deutsche<br />
und österreichische Volkslieder,<br />
wobei ihr Repertoire<br />
inzwischen auch schon mit<br />
anderen Musikrichtungen<br />
bereichert wurde. Ziel der<br />
Kapelle war es immer, in<br />
erster Linie die ungarndeutsche<br />
Volksmusiktradition<br />
der Gegend wieder aufleben<br />
zu lassen, die in<br />
Waschludt auf eine lange<br />
Vergangenheit zurückblickt.<br />
Im Komitat Wesprim vertritt die Johann’s Kapelle, nach eigener Aussage,<br />
als einzige Band den ungarndeutschen Volksmusikstil und benutzt als einzige<br />
ungarndeutsche Kapelle die diatonische Knopfharmonika als eines der<br />
typischen traditionellen Musikinstrumente dieses Stils. Auf der CD „2.<br />
Ungarndeutsches Tanzhaustreffen Pécs“ ist auch ihr musikalischer Auftritt<br />
verewigt; die Musiker haben auch bereits zwei eigene Tonträger herausgebracht<br />
und feierten 2006 ihr 15jähriges Jubiläum im Rahmen einer dreitägigen<br />
Veranstaltung in ihrem Heimatort.<br />
Nach einigen Veränderungen in der Zusammensetzung besteht die<br />
Kapelle heute aus folgenden Mitgliedern: János Horváth (Akkordeon, Keyboard,<br />
Gitarre, Gesang), Tibor Weisz (Baßgitarre, Gesang), József Staub<br />
(Gitarre, Gesang), Ferenc Czirókai (Trompete, Gesang), József Kötél (Bariton-,<br />
Tenorhorn, Posaune, Gesang), Péter Mód (Schlagzeug, Gesang) und<br />
Attila Pártai (Trompete, Keyboard, Gesang).<br />
Die Musiker treten jährlich etwa 30 – 35 Mal bei Schwabenbällen, Bierfesten<br />
oder sonstigen Veranstaltungen auf und haben zahlreiche Gastauftritte<br />
in Österreich und Deutschland. Dieses Jahr bekamen sie auch eine<br />
Einladung zur 50jährigen Jubiläumsfeier der Blaskapelle von Wiesthal, der<br />
deutschen Partnergemeinde von Waschludt. Zu den Plänen der Kapelle<br />
gehört laut Aussage von Kapellenleiter János Horváth die Zusammenstellung<br />
und Herausgabe einer neuen CD, die neben ungarndeutschen Volksliedern<br />
auch eigene Stücke enthalten soll. Darüber hinaus steht bereits die<br />
Feierlichkeit zum 20jährigen Jubiläum unter Planung.<br />
Mehr über die Waschludter Johann’s Kapelle auf: www.johannskapelle.hu<br />
Mónika Óbert<br />
Bei der Kieler Woche vom 19. bis<br />
27. Juni präsentieren sich 33 Nationen.<br />
Neben kulinarischen Angeboten<br />
erwartet die Besucher auch ein<br />
kulturelles Programm von insgesamt<br />
500 Künstlern aus mehr als<br />
zwei Dutzend Ländern. Bei der<br />
größten Segelveranstaltung der<br />
Welt und dem größten Sommerfest<br />
Nordeuropas stehen neben den<br />
Segelwettkämpfen mehr als 2000<br />
Einzelveranstaltungen in den<br />
Bereichen Politik, Kultur, Unterhaltung<br />
und Wissenschaft auf dem<br />
Programm.<br />
Der Verein Deutsche Sprache will<br />
die öffentlich-rechtlichen Radiostationen<br />
dazu bringen, mehr deutschsprachige<br />
Musik zu senden. In den<br />
meisten Radioprogrammen liegt der<br />
Anteil deutscher Lieder unter zehn<br />
Prozent, deshalb entschloß sich der<br />
VDS für einen Gebührenboykott der<br />
Mitglieder. Der VDS ist ein weltweit<br />
tätiger Verband, der für das Ansehen<br />
der deutschen Sprache wirbt.<br />
Schlagzeilen<br />
Eine deutsche Autofahrerin hat ihr<br />
Baby am Lenkrad und in voller Fahrt<br />
gestillt. Ein Polizist stoppte die<br />
47jährige, die während der Fahrt<br />
nicht nur ihren 18 Monate alten<br />
Säugling stillte, sondern darüber hinaus<br />
auch nicht angeschnallt war. Die<br />
Frau erwartet nun eine Anzeige<br />
wegen „mangelhafter Sicherung<br />
ihres Kindes während der Personenbeförderung<br />
im Fahrzeug“.<br />
Fußballf<br />
a n s<br />
schweben<br />
zur Zeit<br />
a u f<br />
G r u n d<br />
der Weltmeisterschaft<br />
auf Fußballfieber<br />
W o l k e Foto: Heinz Noack<br />
Sieben, doch sie sollten auch darauf<br />
achten, nicht total abzuheben. Eine<br />
Studie der Bundesvereinigung Deutscher<br />
Apothekerverbände während<br />
der Fußball-Weltmeisterschaft 2006<br />
„Hanni und Nanni“ ist eine Art Neuverfilmung<br />
des doppelten Lottchens.<br />
Doch als Vorlage diente nicht Erich<br />
Kästners Buch, sondern das Kinderbuch<br />
von Enid Blyton aus dem Jahre<br />
1941. Natürlich wurde die Geschichte<br />
ein wenig modernisiert und die<br />
Handlung nach Deutschland verlegt.<br />
Hanni (Sophia Münster) und<br />
Nanni Sullivan (Jana Münster) sind<br />
eineiige Zwillingsschwestern. Gemeinsam<br />
mit ihren Mädels ziehen sie<br />
durch Berlin und verbringen eine<br />
gute Zeit, bis zu dem Moment, als sie<br />
von ihrer „Freundin“ Oktavia (Emilie<br />
Kundrun) des Diebstahls beschuldigt<br />
werden. Ihre Eltern (Heino<br />
Ferch und Anja Kling) schicken ihre<br />
Originaltitel: Hanni und Nanni<br />
Regie: Christiane Hartmann<br />
Schauspieler: Heino Ferch, Katharina<br />
Thalbach, Suzanne von Borsody, Hannelore<br />
Elsner, Anja Kling, Oliver Pocher<br />
zeigte nämlich, daß an Spieltagen der<br />
deutschen Nationalmannschaft fast<br />
dreimal so häufig ein Notarzt wegen<br />
des Verdachts auf einen akuten Herzinfarkt<br />
in die deutschen Haushalte<br />
gerufen wurde. Die Aufregung über<br />
das Spiel kann vor allem bei herzkranken<br />
Patienten schnell zu einem<br />
Infarkt führen, deshalb sollte man die<br />
Spiele etwas gelassener ansehen und<br />
notfalls den Fernseher vorübergehend<br />
ausschalten.<br />
Die bayerische Polizei hat einen<br />
Sprengstoffanschlag auf ein Gymnasium<br />
verhindern können. Ein 17jähriger<br />
Schüler hatte in einem Telefonat<br />
mit einem Bekannten angekündigt,<br />
die Schule in die Luft zu sprengen,<br />
doch die alarmierten Polizisten haben<br />
ihn dann mitten in der Nacht auf dem<br />
Schulgelände festgenommen. Er<br />
hatte bereits ein Fenster der Schule<br />
aufgebrochen und dort mit Chemikalien<br />
hantiert. Das Motiv für die Tat ist<br />
jedoch noch unklar.<br />
Mónika Óbert<br />
Kinoecke<br />
Hanni & Nanni<br />
Töchter ins Internat. Im Lindenhof<br />
fühlen sich die zwei überhaupt nicht<br />
wohl, denn Bestrafungen sind nicht<br />
so ganz ihre Sache. Doch mit der Zeit<br />
fangen sie an, sich hier so richtig<br />
wohlzufühlen, dank der vielen kleinen<br />
Abenteuer und Streiche, mit<br />
denen sie ihre Mitschüler und Lehrer<br />
„erfreuen“. Die Direktorin Theobald<br />
(Hannelore Elsner) und die Französischlehrerin<br />
Mademoiselle Bertoux<br />
(Katharina Thalbach) helfen ihnen<br />
dabei, sich heimisch zu fühlen. Doch<br />
als das Lindenhof-Hockeyteam<br />
gegen die JoCats, das Team ihrer<br />
alten Schule, antreten soll, kommt es<br />
zu einer ersten Zerreißprobe und<br />
Hanni und Nanni müssen sich entscheiden.<br />
Dabei hilft ihnen eine unerwartete<br />
Entdeckung. Und als der<br />
„Lindenhof“ auch noch in Gefahr<br />
gerät, wird Hanni und Nanni endgültig<br />
klar, daß sie hierher gehören. Sie<br />
hecken einen mutigen Rettungsplan<br />
aus.<br />
Marianne Hirmann<br />
Mittel- und Osteuropäisches<br />
Journalistenseminar<br />
Vom 20. September bis 1. Oktober<br />
haben Journalistinnen und Journalisten<br />
aus Mittel- und Osteuropa die<br />
Möglichkeit, die Strukturen und<br />
Arbeitsweisen von Hörfunk, Fernsehen,<br />
Print und Online im dualen<br />
Mediensystem der Bundesrepublik<br />
Deutschland kennen zu lernen.<br />
Dabei wird ihnen die Medienlandschaft<br />
Deutschlands und im besonderen<br />
Mitteldeutschlands vorgestellt.<br />
Neben der fachlichen Weiterbildung<br />
ist der kulturelle Austausch<br />
untereinander besonders förderlich.<br />
Der Veranstalter ist die Sächsische<br />
Stiftung für Medienausbildung<br />
(SSM), die vom Mitteldeutschen<br />
Rundfunk (MDR) und der Sächsischen<br />
Landesanstalt für privaten<br />
Rundfunk und neue Medien (SLM)<br />
getragen wird.<br />
Bewerbungsschluß ist der 20.<br />
August <strong>2010</strong>.<br />
Bewerben können sich Journalistinnen<br />
und Journalisten aus Mittel-<br />
und Osteuropa, die zum Bewerbungszeitpunkt<br />
nicht älter als 40<br />
Jahre sind. Voraussetzungen sind<br />
Erfahrungen in der Medienarbeit<br />
und gute Deutschkenntnisse.<br />
Weitere Informationen finden Sie<br />
unter www.ssm-seminar.de
NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />
W I R E M P F E H L E N<br />
15<br />
DEUTSCHSPRACHIGES<br />
RADIOPROGRAMM<br />
LANDESWEIT!<br />
Die deutschsprachige Radiosendung<br />
von Radio Fünfkirchen ist landesweit<br />
zu hören. „Treffpunkt am<br />
Vormittag“ meldet sich täglich von<br />
10 bis 12 Uhr. Sonntags können die<br />
werten Zuhörer das beliebte<br />
„Wunschkonzert“ hören. Zweiwöchentlich<br />
werden deutschsprachige<br />
Messen übertragen.<br />
Das Programm wird auf zwei Mittelwellenfrequenzen<br />
ausgestrahlt. In<br />
Südungarn und bei Budapest hören<br />
Sie die Sendungen auf MW/AM<br />
873 kHz, über Marcali und Szolnok<br />
wird das Programm auf MW/AM<br />
1188 kHz ausgestrahlt. Hören Sie<br />
zu! Wir sprechen Ihre Sprache!<br />
MR4, der Minderheitensender des<br />
Ungarischen Rundfunks hat eine<br />
Web-Seite. Man kann im Internet<br />
die deutschsprachige Sendung live<br />
hören und gesendete Magazine herunterladen.<br />
www.mr4.hu, http://nemet.radio.hu,<br />
http://nemet2.radio.hu<br />
deutschesendung@freemail.hu<br />
Telefon Live: 06 72 518 340<br />
DEUTSCHSPRACHIGES<br />
FERNSEHPROGRAMM<br />
UNSER BILDSCHIRM<br />
Die deutschsprachige Fernsehsendung<br />
von Studio Fünfkirchen des<br />
Ungarischen Fernsehens „Unser<br />
Bildschirm“ meldet sich dienstags<br />
um 14.00 Uhr im mtv.<br />
Wiederholung donnerstags um 9.30<br />
Uhr im m2.<br />
Tel./Fax: 06 72 507406<br />
Adresse: 7626 Pécs, Alsóhavi u. 16.<br />
Telefon: 06-72-507-400<br />
Fax: 06-72-507-406<br />
E-Mail: ubpecs@mtv.hu<br />
www.mtv.hu/unserbildschirm<br />
Die Heimatzeitung der Deutschen<br />
aus Ungarn<br />
E-Mail: up@schwabenverlag.de<br />
http://www.schwabenverlag.de<br />
Anzeigenannahme:<br />
Redaktion <strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Tel.: 302 6784<br />
Fax: 354 06 93<br />
E-Mail: neueztg@hu.inter.net<br />
Ungarndeutsche<br />
Publikationen<br />
können Sie bequem<br />
übers Internet<br />
bestellen:<br />
www.neue-zeitung.<br />
hu/publikationen<br />
Dr. Zoltán Müller<br />
Facharzt für HNO-Krankheiten<br />
Osteoporose – eine häufige Erkrankung<br />
der Knochen<br />
Osteoporose kommt bei<br />
älteren Leuten vor, deswegen<br />
wird sie von vielen<br />
Menschen als eine<br />
normale Alterserscheinung<br />
angesehen. Anderen<br />
kommt sie als unabwendbares<br />
Schicksal vor.<br />
Osteoporose, anders<br />
gesagt Knochenschwund,<br />
ist eine Erkrankung, mit<br />
der man leben muß. Bei<br />
dieser Krankheit handelt es sich um<br />
eine Störung des Knochenstoffwechsels,<br />
die zu einer Verminderung<br />
der Knochendichte und damit<br />
zu einer Abnahme der Knochenfestigkeit<br />
führt. Das kann unter Alltagsbelastungen<br />
zu Knochenbrüchen<br />
führen. Am häufigsten sind<br />
Wirbelkörper, Unterarme und der<br />
Oberschenkelhals betroffen. Ein<br />
Bruch des Schenkelhalses ist sehr<br />
gefürchtet, da 20 Prozent der<br />
Betroffenen an den weiteren Komplikationen<br />
sterben. Die Erkrankung<br />
Liszt Festival in Raiding<br />
ist verbreitet. Gefährdet<br />
sind besonders Frauen<br />
über 50 vor allem mit<br />
heller, dünner Haut und<br />
wenig Fettgewebe sowie<br />
deren Geschwister, oder<br />
andere nahe Verwandte,<br />
die an Osteoporose leiden.<br />
Die Erkrankung kann<br />
durch das moderne Verfahren<br />
zur Knochendichtemessung<br />
aufgeklärt<br />
werden. Der Arzt wird in diesem<br />
Fall Hormonpräparate verschreiben.<br />
Die Ernährung ist sehr wichtig, man<br />
soll kalziumreiche und phosphatarme<br />
Lebensmittel zu sich nehmen.<br />
Also Milch, Joghurt und andere<br />
Milchprodukte sind zu empfehlen,<br />
Fleisch und Cola sind zu vermeiden.<br />
Rauchen soll man aufgeben. Alkohol<br />
darf nur wenig getrunken werden.<br />
Man soll sowohl ein Über- wie<br />
auch ein Untergewicht vermeiden.<br />
Körperliche Aktivität ist ebenfalls<br />
sehr wichtig.<br />
Mit seinem gigantischen Oeuvre zählt Franz Liszt zu den historisch<br />
bedeutendsten Komponisten und herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten<br />
der Musikgeschichte. Das Liszt Festival Raiding will die ungeheure<br />
Bandbreite, Vielseitigkeit, Genialität und Virtuosität seiner Musik dem<br />
Publikum am Geburtsort Raiding näherbringen und präsentiert seinen<br />
zahlreichen Freunden und begeisterten Anhängern auch im Juni ein hochkarätiges<br />
Konzertprogramm.<br />
Mittwoch, 23. Juni 19.30: Liederabend Elisabeth Kulman & Eduard<br />
Kutrowatz<br />
Donnerstag, 24. Juni 19.30: Alexei Kornienko & Moskauer National<br />
Quartett<br />
Freitag, <strong>25</strong>. Juni 19.30: Klavierabend mit Andrei Gavrilov<br />
Samstag, 26. Juni 19.30: Vienna Horns, Leitung: Alois Glaßner; Ulrich<br />
Reinthaller, Rezitation<br />
Sonntag, 27. Juni 11.00: Roland Batik Trio<br />
Nähere Infos auf www.lisztfestival.at oder www.lisztomania.at<br />
Beiträge für DK 2011 erwartet<br />
Beiträge mit sehr guten Originalfotos über die Tätigkeit der Selbstverwaltungen,<br />
Vereine, Bildungsinstitutionen und Kulturgruppen, zu Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft, Jugendarbeit und kirchlichem Leben der Ungarndeutschen,<br />
Geschichten in der Mundart und Hochsprache aus dem Alltagsleben<br />
werden für das Jahrbuch der Ungarndeutschen, den Deutschen Kalender<br />
2011 bis zum 26. Juli <strong>2010</strong> erwartet.<br />
Senden Sie bitte den Beitrag per E-Mail oder auf CD (nicht auf Diskette!)<br />
an die<br />
Redaktion <strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Budapest VI., Lendvay u. 22 H-1062<br />
E-Mail: neueztg@hu.inter.net<br />
Mit dem Vermerk DK 2011.<br />
Sie erleichtern die redaktionelle Arbeit sehr, wenn Sie uns Ihren Beitrag per<br />
E-Mail zukommen lassen.<br />
Bitte keine Fotos im Word-Text! Die eingesandten Fotos müssen in JPGoder<br />
TIF-Format gespeichert sein!<br />
Bei einer Auflösung von 72 dpi muß das Bild eine Mindestbreite von 500 mm<br />
haben.<br />
Fotos im Text können wir leider nicht verwenden!<br />
Schreiben Sie bitte die Bildunterschriften am Ende des Beitrags.<br />
Danke für die Mitarbeit!<br />
Kultgegenstand der<br />
Woche<br />
Der Ball<br />
Ball: kugelförmiges Spielzeug od.<br />
Sportgerät<br />
Erst ist mir nichts aufgefallen.<br />
„Schau zu, daß du es bis Mitte Juni<br />
schaffst“, „Wir kommen gegen<br />
Ende Juli“ – kam es von Freunden,<br />
als wir uns verabreden wollten. Der<br />
Polsterer wollte vor Mitte Juli auch<br />
nichts von einem Auftrag wissen<br />
und meine Pediküre ist momentan<br />
ausgebucht, weil sie diese vier<br />
Wochen nur vormittags schafft. Sie<br />
habe ich schließlich gefragt, ob es<br />
wegen der Hitze sei, daß sich alle so<br />
aktionsschwach zeigen, worauf sie:<br />
Lebst du auf dem Mond? Fußball!<br />
Ich habe mich geschämt – ich lebe<br />
nicht nur auf dem Mond, sondern<br />
wirke wahrscheinlich wie ein Marsbewohner<br />
mit meinen Ideen, etwas<br />
Ernsthaftes in der WM-Zeit zu erledigen<br />
oder Programme außerhalb<br />
des Wirkungsbereiches des Fernsehens<br />
zu gestalten.<br />
Plötzlich sind mir dann „meine“<br />
WM-Höhepunkte eingefallen. Bei<br />
meiner ersten Begegnung mit der<br />
Besessenheit meiner Umgebung<br />
habe ich mich in eine Palatschinkenbackmaschine<br />
verwandelt. Für<br />
die letzte Woche hat damals mein<br />
Mann Urlaub genommen, sein<br />
Freund ebenso, der dann etliche<br />
hundert Kilometer gefahren ist, um<br />
zu uns zu kommen, damit sie<br />
zusammen die Spiele angucken<br />
konnten. Sie haben sich im Wohnzimmer<br />
häuslich eingerichtet und<br />
standen nur auf, um frisches Bier<br />
aus dem Kühlschrank zu holen.<br />
Richtig essen wollten sie nicht: da<br />
muß man ja ab und zu in den Teller<br />
schauen, mit Löffel, Gabel und<br />
Messer hantieren.<br />
Nach einer Scheibe Brot aber<br />
kann man langen, ohne den Blick<br />
vom Fernsehschirm zu wenden. So<br />
vertilgten sie etwa zwei Meter Salami,<br />
einen Berg vom frischen Bauernbrot<br />
und etliche Einmachgläser<br />
Salzgurken. Um etwas kulinarische<br />
Abwechslung zu haben, kamen sie<br />
auf die Idee, daß ich Palatschinken<br />
backen könnte! Ich konnte und<br />
konnte, wiederum konnte ich dann<br />
bald nicht mehr: Unter 30-40 Stück<br />
am Tag kam ich nicht. Gesehen<br />
habe ich von den Spielen selbst<br />
nicht viel, gehört aber umso mehr.<br />
Bei „meiner“ nächsten WM habe<br />
ich auch mehr gehört als gesehen.<br />
Es war am Plattensee. In manchen<br />
der benachbarten Villen wohnten<br />
deutsche Urlauber, wieder andere<br />
Häuser waren „rein ungarisch“.<br />
Man hörte klar, wann die Tore fielen<br />
und ob Gäste und Einheimische den<br />
gleichen Favoriten hatten.<br />
Diesmal habe ich Pech: Ich hocke<br />
in Budapest und die Fans sind<br />
anscheinend weg. Ich höre nicht,<br />
wenn Tore fallen und für wen. Will<br />
ich nicht Mondbewohner oder<br />
Marsmensch sein, sollte ich selber<br />
gucken.<br />
judit
16 W I R E M P F E H L E N<br />
NZ <strong>25</strong>/<strong>2010</strong><br />
Ausstellung über die Ansiedlung<br />
Der Deutsche Nationalitätenverein Seksard und das Komitatsmuseum<br />
„Wosinszky Mór“ laden zur Eröffnung der Ausstellung „Ansiedlung der<br />
Deutschen in Seksard“ am 19. Juni (Samstag) um 17.00 Uhr ein. Ort: Szekszárd,<br />
Garay-Platz.<br />
Programm:<br />
17.00 Uhr: Platzmusik mit der Jugendblaskapelle Tolnau, Dirigent Attila<br />
Hepp<br />
18.00 Uhr: Eröffnung durch Dr. Michael Józan-Jilling, den Vorsitzenden<br />
der Seksarder Deutschen Selbstverwaltung.<br />
18.15 Uhr: Einführung in die Ausstellung durch Dr. Attila Gaál, Direktor<br />
des Wosinszky-Mór-Komitatsmuseums.<br />
Es wirkt mit: der Seksarder Deutsche Nationalitätenchor „Mondschein“<br />
Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.<br />
Konferenz<br />
Über die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn<br />
im 18. Jahrhundert<br />
In Kooperation mit der Gyula-Illyés-Hochschule der Fünfkirchner Universität<br />
organisiert die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen eine<br />
Tagung über „Die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn im 18. Jahrhundert“.<br />
Ort: Gyula-Illyés-Hochschulfakultät Gebäude „E“ (Seksard, Szent László<br />
tér 15 - 17)<br />
Termin: 26. Juni, 11 Uhr<br />
Grußworte: Otto Heinek (Vorsitzender der LdU), Dr. Michael Józan-Jilling<br />
(Vorsitzender der Seksarder MS)<br />
Referenten: Dr. Norbert Spannenberger (Universität Leipzig), Dr. Zoltán<br />
Gôzsy (Universität Fünfkirchen), Dr. Szabolcs Varga (Theologische Hochschule<br />
Fünfkirchen), Prof. Dr. Zsigmond Csoma (Gáspár-Károli-Universität<br />
Budapest)<br />
Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.<br />
Drei Jahre Heimatmuseum und Treffen der<br />
Flöße an der Kleinen Donau in Harast<br />
19. Juni, Samstag<br />
Ab 15.00 Uhr: Hauptstraße von Harast/Dunaharaszti, hinter der HÉV-Station<br />
Vasudvar<br />
15.40 Uhr: Hymnen<br />
15.50 Uhr: Grußworte: László Wágner (Vorsitzender der Stiftung Heimatland<br />
Harast), Otto Heinek (Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der<br />
Ungarndeutschen), Borbála Kajtár-Botár (abdankende Oberrätin im ehemaligen<br />
Ministerium für Unterricht und Kultur)<br />
16.40 Uhr: Gala – Eintreffen der Ulmer Schachteln und der Flöße<br />
Ab 17.00 Uhr: Kulturprogramm, Mitwirkende: Kindertanzgruppe<br />
Taks/Taksony, Kinderchor der Ferenc-Rákóczi-Grundschule, „Fröhliche<br />
Holzhacker“ Schorokscharer Männertanzgruppe<br />
17.45 Uhr: Festlicher Umzug in das Heimatmuseum<br />
18.15 Uhr: Deutsches Heimatmuseum (Dunaharaszti, Zöldfa u. 39)<br />
Kulturprogramm, Mitwirkende: Deutscher Nationalitätenchor Tekele/<br />
Tököl, Tanzensemble Dunavarsány, Tanzgruppe Niglo/Szigetszentmiklós,<br />
Tanzgruppe Taks, Tanzgruppe Tschip/Szigetcsép<br />
Alle Interessenten werden herzlichst erwartet!<br />
Bis zum 28.<br />
Juni ist die<br />
Ausstellung<br />
„Beruf und<br />
Hobby“ mit<br />
Werken von<br />
Josef Zeller im<br />
Kulturhaus von<br />
Plintenburg/Visegrád<br />
(Széchenyi<br />
u. 11, Tel.:<br />
0626/398 128)<br />
zu sehen.<br />
Foto: I. F.<br />
Beruf und Hobby in Plintenburg<br />
„Ahnen und Erben“<br />
Ein VUK-Sommercamp für 9-13jährige Kinder<br />
Liebe Kinder,<br />
wir laden euch auch in diesem Sommer recht herzlich in unser Camp ein,<br />
das der Verein für Ungarndeutsche Kinder organisiert.<br />
Wenn du dich dafür interessierst, wie unsere Ahnen gelebt hatten, du<br />
neugierig darauf bist, welche Werte in ihrem Leben wichtig waren, du alte<br />
Spiele und Handwerke kennenlernen möchtest und gern singst, tanzt und<br />
spielst und Deutsch sprichst oder mindestens lernst, dann komm mit uns<br />
nach Dombori! Außerdem kannst du T-Shirt bemalen, kannst unter anderem<br />
das Korbflechten, Töpfern und Filzen ausprobieren und daneben Einblick<br />
in das Leben und die Bräuche der Deutschen einst gewinnen. Damit<br />
du dich nicht verlassen fühlst, wirst du den Alltag in ausgedachten Familien<br />
erleben. Vormittags kannst du traditionelles Gewerbe in verschiedenen<br />
Zünften meistern, aber auch nachmittags und abends erwarten dich<br />
vielfältige Programme. Wenn das Wetter uns gnädig ist, können wir an<br />
unserem eigenen Strand auch baden. Abends gibt es lustige Wettbewerbe<br />
und natürlich Lagerfeuer mit viel Gesang. Du hast auch die Möglichkeit,<br />
deine Deutschkenntnisse spielerisch zu erweitern.<br />
Ort des Camps: Fadd-Dombori<br />
Zeit: 2. – 8. August<br />
Teilnahmebeitrag: 19.000.- HUF (Ermäßigung für Geschwister!) – eigene<br />
An- und Abreise<br />
Campleiter: Károly Novák<br />
Anmeldung: VUK – Priegl Éva, <strong>25</strong>21 Csolnok, Rückschuss A. u. 13.,<br />
0630/2388538; 0633/478110; E-Mail: priegl.eva@gmail.com<br />
Anmeldefrist: 20. Juli (Die Anmeldung wird erst nach der Überweisung<br />
der Teilnahmegebühr gültig!)<br />
Die Teilnahmegebühr bitten wir auf die folgende Kontonummer zu überweisen:<br />
Völgység-Hegyhát Takarékszövetkezet,<br />
71800037-11091855-00000000<br />
Du solltest dich bitte möglichst bald anmelden, weil die Reihenfolge der<br />
Voranmeldung zählt!<br />
Näheres auf der Webseite: www.vukinder.hu<br />
Tag der Heimat<br />
„Durch Wahrheit zum Miteinander“ ist das diesjährige Leitwort beim Tag<br />
der Heimat des Bundes der Vertriebenen (BdV). Alle sind herzlich eingeladen,<br />
an der festlichen Auftaktveranstaltung zum diesjährigen Tag der Heimat<br />
in Berlin teilzunehmen.<br />
Zeitpunkt: Samstag, 11. September um 12 Uhr<br />
Ort: Internationales Congress Centrum, Berlin, <strong>Neue</strong> Kantstraße/Ecke<br />
Messedamm Die Festansprache hält Horst Seehofer, Ministerpräsident des<br />
Freistaates Bayern. BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB wird die Begrüßungsansprache<br />
halten. Geistliches Wort und Gedenken werden von Weihbischof<br />
Dr. Reinhard Hauke, dem Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz<br />
für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge gesprochen.<br />
Der Oberbürgermeister von Hermannstadt, Klaus Werner Johannis, wird<br />
für seine hervorragenden Verdienste als Brückenbauer um die Völkerverständigung<br />
mit der Ehrenplakette des BdV ausgezeichnet (siehe auch Seite 2).<br />
Komitat Branau<br />
Veranstaltungen im Juni<br />
20., 9.30 Uhr: Deutschsprachige heilige Messe. Fünfkirchen/Pécs, Innenstädtische<br />
Kirche, Széchenyi-Platz. Mitwirkende: Vereinschor der<br />
Deutschen in Mohatsch<br />
21. – <strong>25</strong>., Montag – Freitag: Jugendlager für Grundschüler. Thema: Staffierung:<br />
Handtücher und Kissen sticken, Kipfel backen, Spielzeug<br />
basteln. Magotsch/Mágocs<br />
24., Donnerstag, 16.00 Uhr: Tournee der Pop-Rock-Bands in der Deutschen<br />
Kulturregion Alpen-Donau-Karpaten <strong>2010</strong>. Fünfkirchen, Promenade,<br />
Domplatz<br />
26., Samstag: Fest der ungarndeutschen Kirchenmusik. Fünfkirchen, Basilika<br />
26., Samstag: Jubiläumskonzert des Wemender Gemischtchores.<br />
Wemend/Véménd, Mehrzweckhalle<br />
26., Samstag, 15.00 Uhr: „Branauer Stimmungsparade“ – Volkstümliche<br />
Großveranstaltung mit vielen Kulturgruppen der Region.<br />
Kschnarad/Kisnyárád