Tagungsband Fachseminar 2004 - WSA Bremerhaven
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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Vegetation "Kleinensieler Plate", Brutvögel "Kleinensieler Plate" und "Rönnebecker Sand"<br />
Dipl.-Biol. Volker Moritz u. Dipl.-Biol. Martina Peters<br />
(MORITZ-UMWELTPLANUNG)<br />
Im Jahr 2001 wurden Vegetation und Brutvogelfauna im Bereich der Kompensationsmaßnahme<br />
"Kleinensieler Plate" untersucht. Diese Bestandsaufnahme sollte den Zustand der Fläche kurz nach<br />
der baulichen Fertigstellung beschreiben. Vegetationskundlich wurden auf der 59 ha großen Kompensationsfläche<br />
11 verschiedene Kartiereinheiten ermittelt. Vier Haupttypen wurden differenziert: 1.<br />
Grünland-bereiche (Molinio-Arrhenatheretea-Basalgesellschaft), 2. Sukzessionsflächen (Stellarietea<br />
mediae-Basalgesellschaft), 3. Brackwasservegetation (drei Pflanzengesellschaften: u. a. Gifthahnenfuß-Gesellschaft)<br />
und 4. sonstige Vegetation (Phragmites australis-Phalaris arundinacea-<br />
Gesellschaft). Die Sukzessionsflächen waren vor allem durch Kamille-Arten und andere, meist annuelle<br />
Arten aus der Klasse Stellarietea mediae (Ackerwildkrautgesellschaften und ruderale Einjährigen-Gesellschaften)<br />
und den entsprechenden Untereinheiten gekennzeichnet. Die Gifthahnenfuß-<br />
Gesellschaft als eine Initialgesellschaft offener Schlammböden nahm große Bereiche der Flachwasserzone<br />
ein. Die Grünlandflächen im Gebiet wurden ausschließlich als Mähgrünland genutzt. Im<br />
Uferbereich der Flachwasserzone hatten sich bereits Initialstadien des Brackwasserröhrichts entwickelt.<br />
In der Flachwasserzone wurde ein Exemplar des Echten Löffelkrauts (Cochlearia officinalis) gefunden.<br />
Die Art wird in der Roten Liste für Niedersachsen in der Gefährdungskategorie 1 („vom Aussterben<br />
bedroht“) geführt.<br />
Das Brutvogelartenspektrum auf der Kompensationsfläche und auf Vergleichsflächen umfasste 23<br />
Arten, vornehmlich Wat- und Wiesenvögel sowie Röhrichtbrüter. Die untersuchten Flächen waren als<br />
national bedeutendes Vogelbrutgebiet einzustufen, wobei den Brutbeständen von Uferschnepfe (7<br />
Brutpaare), Rotschenkel (10 Brutpaare) und Schilfrohrsänger (5 Brutpaare) eine besonders hohe Bedeutung<br />
zukam. Als Brutvogel offener Sandflächen und Böden nistete der Säbelschnäbler mit 23<br />
Brutpaaren. Es konnte beobachtet werden, dass auf den Grünlandflächen (= Kompensationsflächen)<br />
die meisten Wiesenbrüter erfolgreich Junge aufgezogen haben. Die entsprechenden Flächen waren<br />
zur Aufzuchtszeit der Jungen nicht gemäht und boten somit Alten und Jungen guten Sichtschutz und<br />
Versteckmöglichkeiten.<br />
Während der Brutvogelerfassungen wurden auch anwesende Gastvögel mitkartiert: insgesamt 49<br />
Arten wurden erfasst, darunter viele mit besonderer Bindung an die Flachwasserzone (= Wasser- u.<br />
Watvögel).<br />
Zusammenfassend zeigte sich, dass die neu geschaffene Flachwasserzone auf der Kleinensieler<br />
Plate und die umgebenden Herrichtungsflächen sehr gut von Brut- und Gastvögeln angenommen<br />
wurden und im Verlauf der weiteren Gebietsentwicklung mit der Neuansiedlung vor allem von<br />
Wasservogelarten und Röhrichtbrütern gerechnet werden kann.<br />
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