Tagungsband Fachseminar 2004 - WSA Bremerhaven
Tagungsband Fachseminar 2004 - WSA Bremerhaven Tagungsband Fachseminar 2004 - WSA Bremerhaven
WASSER- UND SCHIFFFAHRTSVERWALTUNG DES BUNDES Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven FACHSEMINAR 14M-AUSBAU Der SKN –14 m Ausbau der Außenweser und seine Auswirkungen auf die Umwelt - Ergebnisse aus Beweissicherung und ökologischen Begleituntersuchungen Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven 20. April 2004
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WASSER- UND SCHIFFFAHRTSVERWALTUNG DES BUNDES<br />
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
FACHSEMINAR<br />
14M-AUSBAU<br />
Der SKN –14 m Ausbau der Außenweser<br />
und seine Auswirkungen auf die Umwelt<br />
-<br />
Ergebnisse aus Beweissicherung<br />
und ökologischen Begleituntersuchungen<br />
Deutsches Schiffahrtsmuseum <strong>Bremerhaven</strong><br />
20. April <strong>2004</strong>
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
IMPRESSUM<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen<br />
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes<br />
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
Am Alten Vorhafen 1<br />
27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />
Tel.: +49 (0) 471 4835 – 0<br />
Fax.: +49 (0) 471 4835 – 210<br />
Internet: http://www.wsa-bremerhaven.de<br />
E-Mail: wsa-bremerhaven@bhv.wsdnw.de<br />
BREMERHAVEN, IM APRIL <strong>2004</strong>
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Programm<br />
PROGRAMM<br />
9.30 Begrüßung und Einführung<br />
Herr Wolters (Amtsleiter, <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Herr Steege (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
9.40 Teil A:<br />
Der SKN –14 m Ausbau der Außenweser<br />
- Projektbeschreibung<br />
Herr Günther (Sachbereichsleiter 2, <strong>WSA</strong> Bemerhaven)<br />
10.00 Teil B:<br />
Auswirkungen auf Hydrologie und Morphologie<br />
- Überblick über das Beweissicherungsprogramm<br />
- Wasserstände (Methoden und Ergebnisse)<br />
- Salzgehalte (Messdaten und Untersuchungsansätze)<br />
- Morphologie (Datenerhebung und Veränderungen)<br />
Dr. Lange (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Diskussion<br />
11.30 Kaffepause<br />
12.00 Teil C:<br />
Auswirkungen von Baggerei und Verklappung auf das Makrozoobenthos in der<br />
Außenweser<br />
Einführung und Ausblick<br />
Herr Steege (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Klappstelle „Roter Grund“ und Baggerstrecke bei Weser-km 111<br />
Herr Scholle (BIOCONSULT, Bremen)<br />
Innerer Bereich der Außenweser und Langzeitdatenserien<br />
Herr Witt (KÜFOG, Loxstedt-Ueterlande)<br />
BfG-Ästuarmonitoring und Tonnenuntersuchungen im Weser-Ästuar<br />
Dr. Leuchs (Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz)<br />
Diskussion<br />
I
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Programm<br />
13.00 Mittagspause<br />
14.00 Teil D:<br />
Veränderungen der Vegetation im Deichvorland an Unter- und Außenweser<br />
seit 1950<br />
Einführung und Ausblick<br />
Herr Steege (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Methodik, Teilgebiete “Rechter Nebenarm”, “Unterweser zwischen Brake und<br />
<strong>Bremerhaven</strong>”, “Untere Wümme”<br />
Herr Schikore, Dr. Ringot, Dr. Brüning (BIOS, Osterholz-Scharmbeck, PROTEA,<br />
Bremen)<br />
Teilgebiete “Wurster Küste”, “Tettenser Plate”, “Unterweser Süd-West zwischen<br />
Brake und Berne”<br />
Frau Köhler-Loum (KÜFOG, Loxstedt -Ueterlande)<br />
Diskussion<br />
15.00 Teil E:<br />
Umsetzung und Funktionskontrolle der Kompensationsmaßnahmen<br />
Einführung und Ausblick<br />
Herr Steege (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Aquatische Fauna Flachwasserzone “Kleinensieler Plate”<br />
Herr Lange (Universität Bremen)<br />
Vegetation “Kleinensieler Plate”, Brutvögel “Kleinensieler Plate” und “Rönnebecker<br />
Sand”<br />
Herr Moritz (MORITZ-UMWELTPLANUNG, Oldenburg)<br />
Vegetation “Rönnebecker Sand” und “Hunteufer”<br />
Dr. Kulp (BIOS, Osterholz-Scharmbeck)<br />
Rast- und Gastvögel "Kleinensieler Plate"<br />
Herr Sinning (STADT- UND REGIONALPLANUNG Frank Sinning, Edewecht-<br />
Wildenloh)<br />
Rast- und Gastvögel "Rönnebecker Sand"<br />
Herr Schikore (BIOS, Osterholz-Scharmbeck)<br />
Diskussion<br />
16.00 Abschlussdiskussion, Ausblick<br />
Herr Günther, Herr Müller, Herr Steege (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
II
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Programm<br />
POSTER<br />
Dipl.-Biol. Lutz Achilles, KÜFOG, Loxstedt-Ueterlande<br />
• Gastvogellebensräume im Wesermündungsgebiet bei <strong>Bremerhaven</strong> – Untersuchungen im Rahmen<br />
der Erfolgskontrolle für Kompensationsflächen des CT III-Projektes (Erweiterung des Conatinerterminals<br />
<strong>Bremerhaven</strong>). - Untersuchungen im Auftrag der bremenports GmbH & Co. KG<br />
Dipl.-Biol. Jörg Bierwirth, Universität Bremen<br />
• Aquatische Fauna der Kompensationsmaßnahme am Wümme-Nordarm<br />
Dipl.-Biol. Volker Moritz, MORITZ-UMWELTPLANUNG, Oldenburg<br />
• Brutvögel des Rönnebecker Sandes 2003<br />
Dipl. Biol. Tasso Schikore et al., BIOS, Osterholz-Scharmbeck<br />
• Monitoring von Wasser- und Watvögeln im EU-Vogelschutzgebiet V27 Unterweser (BIOS).<br />
Dipl.-Biol. Jan Witt, KÜFOG, Loxstedt-Ueterlande<br />
• The benthos community in a dynamic polyhaline channel system of the Weser Estuary<br />
• The macrobenthic community of an estuarine harbour in the Weser Estuary (Überseehafen <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
• The impact of harbour sludge disposal on a benthic community in the Weser estuary<br />
• Ästuarine Hartsubstrate - Haben artenreiche Aufwuchsgemeinschaften einen besonderen Wert für<br />
die Eingriffsbewertung und den Naturschutz?<br />
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
• SKN –14m Ausbau der Außenweser<br />
• Kompensationsflächen zum 14m-Ausbau<br />
• Ökologische Begleituntersuchungen zum 14m-Ausbau<br />
III
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Begrüßung und Einführung<br />
Begrüßung<br />
LBD Herr Gerd Wolters<br />
(Amtsleiter Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
als Leiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes <strong>Bremerhaven</strong> begrüße ich Sie ganz herzlich zu unserem<br />
heutigen <strong>Fachseminar</strong> „Der SKN -14 m Ausbau der Außenweser und seine Auswirkungen auf die<br />
Umwelt“.<br />
1999 - vor gut fünf Jahren - wurden die Vertiefungsbaggerungen zum Ausbau der Außenweser auf<br />
SKN -14 m abgeschlossen und die Fahrrinne für den Verkehr freigegeben. Seit dieser Zeit bearbeitet<br />
das Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong> gemeinsam mit verschiedenen Firmen und Büros ein<br />
umfangreiches Bündel von Aufgaben, um die zahlreichen Auflagen des Planfeststellungsbeschlusses<br />
zur hydro-morphologischen Beweissicherung, zur biologischen Auswirkungskontrolle von Baggerei<br />
und Verklappung sowie zur Funktionskontrolle der Kompensationsflächen zu erfüllen.<br />
Mit dem heutigen <strong>Fachseminar</strong> beschreitet das Amt neue Wege und stellt erstmalig einem größeren<br />
Kreis einen Teil der umfangreichen Ergebnisse der Beweissicherung vor, wobei ich Sie bitte zu bedenken,<br />
dass teilweise erst knapp ein Drittel des vorgesehenen Beweissicherungszeitraumes verstrichen<br />
und erfasst ist.<br />
Die Erarbeitung von Grundlagen und die Erfassung von Daten im Rahmen der Beweissicherung ist<br />
jedoch nicht nur eine Aufgabe, um die Auflagen des Planfeststellungsbeschlusses zu erfüllen, sondern<br />
sie bietet in Zukunft eine objektive Basis, um sich u.a. mit den neuen Anforderungen, die es auf nationaler-<br />
und EU-Ebene im Umweltrecht gibt - wie FFH-Gebiete, WRRL (EU-Wasserrahmenrichtlinie)<br />
etc. sowie Maßnahmen und Planungen im Weserbereich auseinanderzusetzen.<br />
Die Resonanz auf unsere Einladung hat uns erfreut und überrascht. Sie zeigt uns aber, dass wir auf<br />
dem richtigen Weg sind und in der Region Weser sowie bei den fachlich und dienstlich involvierten<br />
Institutionen, Behörden und Verbänden ein großes Interesse an der Thematik und an den Informationen<br />
über die Auswirkungen des Weserausbaus besteht.<br />
Ganz besonders herzlich begrüße ich unsere heutigen Referenten, die uns teilweise nun schon seit<br />
mehreren Jahren fachlich unterstützen und, im Rahmen verschiedener Aufträge, Daten und Grundlagen<br />
erfasst und ausgearbeitet haben. Ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Bereitschaft, heute vor<br />
einem interessierten Publikum zu verschiedenen Themen der Beweissicherung und Kontrollen vorzutragen<br />
und ihre Erfahrungen bei der Bearbeitung und den Untersuchungen zur Diskussion zu stellen.<br />
- Herzlichen Dank vorab!<br />
Mein Dank gilt aber auch dem Team des Amtes, das das heutige Seminar vorbereitet und organisiert<br />
hat, sowie dem Deutschen Schiffahrtsmuseum, das uns freundlicherweise in Nachbarschaftshilfe diesen<br />
wundervollen Raum für die heutige Veranstaltung zur Verfügung gestellt hat.<br />
1
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Begrüßung und Einführung<br />
Einführung<br />
Dipl. Biol. Volker Steege<br />
(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
im Namen des Vorbereitungsteams für dieses <strong>Fachseminar</strong> heiße ich Sie ebenfalls herzlich willkommen.<br />
Wie Herr Wolters bereits ausgeführt hat, enthält der Planfeststellungsbeschluss der Wasser- und<br />
Schifffahrtsdirektion Nordwest zum 14m-Ausbau der Außenweser zahlreiche Anordnungen zu hydrologisch-morphologischen<br />
und ökologischen Begleituntersuchungen, mit denen die Auswirkungen<br />
des Ausbauvorhabens und die Entwicklung der Kompensationsmaßnahmen dokumentiert werden.<br />
Wer sich mit den Gegebenheiten in einem Ästuar etwas auskennt, der weiß, dass das einzig stabile<br />
im Ästuar die Veränderung ist. Es besteht eine extrem hohe Variabilität der abiotischen und biotischen<br />
Lebensbedingungen. Entsprechend schwierig ist es, die Folgen von Einwirkungen des Menschen auf<br />
dieses System maßnahmebezogen exakt zu erfassen. Eine Momentaufnahme reicht dazu nicht aus,<br />
in der Regel sind mehrjährige Analysen erforderlich. Deshalb hat es bis heute gedauert, bis wir, d. h.,<br />
die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes <strong>Bremerhaven</strong> und die mit Untersuchungen<br />
beauftragten Gutachter, der interessierten Fachöffentlichkeit einen Einblick in den Stand<br />
der Ergebnisse zu den Begleituntersuchungen zum 14m-Ausbau geben können. Vorausgegangen war<br />
u.a. auch eine intensive fachliche Diskussion mit den beteiligten Landesbehörden, welche Methoden<br />
überhaupt geeignet sind, um ausbaubedingte Wirkungen aus dem natürlichen "Hintergrundrauschen"<br />
herausfiltern zu können. Sie werden heute nicht zu allen Themenbereichen fertige Ergebnisse erfahren,<br />
vieles ist noch in Bearbeitung und in der Abstimmung mit den beteiligten Landesbehörden.<br />
Verschweigen wollen wir aber auch nicht den zweiten Anlass für dieses <strong>Fachseminar</strong> gerade zum<br />
jetzigen Zeitpunkt - ich nehme an, ohne diesem wäre der Saal heute nicht so voll geworden. Die<br />
Länder Niedersachsen und Bremen haben eine weitere Anpassung der Fahrrinnen von Unter- und<br />
Außenweser an die Bedürfnisse des Großschiffsverkehrs beantragt. Die Entscheidungsprozesse auf<br />
Bundesebene sind angelaufen, der Beginn intensivierter Planungen in den ausführenden Wasser- und<br />
Schifffahrtsämtern in absehbarer Zeit ist wahrscheinlich. Erfahrungsgemäß überlagert sich ein Planfeststellungsverfahren<br />
an einem Gewässersystem mit dieser räumlichen Ausdehnung mit bestimmten<br />
Eigeninteressen der zu beteiligenden Behörden und Verbände, die eine sachbezogene Fachdiskussion<br />
während des Verfahrens erschweren. Wir wollten daher rechtzeitig die Chance wahren, sachlichen<br />
Argumenten ihren Raum zu geben, bevor wir möglicherweise aus dem derzeit noch relativ ruhigen<br />
Fahrwasser in die Verwirbelungen und Strudel eines neuen Planfeststellungsverfahrens geraten.<br />
Hinweisen möchte ich auch auf die ausgehängten Poster, wo die beteiligten Gutachter sich mit<br />
weiteren Arbeitsthemen vorstellen und wo sie auch ergänzende Informationen des <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />
zum 14m-Ausbau finden.<br />
2
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil A: 14m-Ausbau - Projektbeschreibung<br />
Der SKN -14m Ausbau der Außenweser - Projektbeschreibung<br />
BR Ulrich Günther<br />
(Sachbereichsleiter 2, Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Die Freie Hansestadt Bremen beantragte Ende 1989 die Anpassung der Fahrrinne der Außenweser<br />
an die geänderten Anforderungen der Containerschifffahrt. Ausbauziel war die Gewährleistung des<br />
tideunabhängigen Verkehrs eines Containerschiffes der Panmax-Klasse bis zu 12,60 m Tiefgang<br />
(Seewasser).<br />
Abbildung 1:<br />
Übersichtskarte zum 14m-Ausbau der Außenweser<br />
Nach Erlass des Planfeststellungsbeschlusses am 31.01.1998 erfolgte die Herstellung der neuen<br />
Solltiefe von Juli 1998 bis Januar 1999. Dazu wurden 8,0 Mio. m³ Aushubbaggergut (Laderaumaufmaß),<br />
einschließlich der ersten Wiedereintriebsbaggerung, aus der Fahrrinne gebaggert. Die erforderliche<br />
Tiefe in der Fahrrinne war bereits in 70% der Strecke natürlich vorhanden.<br />
Für die gesamte Ausbaumaßnahme einschließlich Kompensation und Beweissicherung wurden 92<br />
Mio. DM veranschlagt. Nach jetzigem Stand wird diese Summe nicht überschritten, lediglich die Ansätze<br />
für die Einzelmaßnahmen wie Ausbaubaggerung, Unterhaltungsbaggerung, Kompensation etc.<br />
haben sich teilweise deutlich verschoben. So mussten die Ansätze für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen<br />
von 5 auf über 15 Mio. DM korrigiert werden, womit die Kosten für die Kompensation<br />
über 15 % der Gesamtkosten ausmachen. Da mehr als die Hälfte des Aushubbaggergutes zur<br />
wirtschaftlichen Verwendung an Dritte abgegeben wurde, konnten die Kosten für die Ausbaubaggerung<br />
deutlich reduziert werden.<br />
3
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil A: 14m-Ausbau - Projektbeschreibung<br />
Abbildung 2: Längsschnitt der Fahrrinne<br />
Tiefgangsstatistik Außenweser<br />
1400<br />
1200<br />
alle Schiffe >= 10,8 m<br />
alle Schiffe >= 12,5 m<br />
alle Schiffe >= 12,8 m<br />
1086<br />
1232<br />
1000<br />
894 886<br />
800<br />
622<br />
600<br />
489<br />
434<br />
550<br />
444<br />
400<br />
317<br />
200<br />
0<br />
222<br />
210<br />
39 45 61<br />
41 57 74 88<br />
90<br />
15 18 25 17 22 31 32<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />
Jahr<br />
Abbildung 3: Tiefgangsstatistik Außenweser (Daten: Revierzentrale <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Fünf Jahre nach Abschluss der Ausbaubaggerung lassen sich aus Sicht des Vorhabenträgers folgende<br />
Erfahrungen festhalten:<br />
• Das verkehrliche Ausbauziel ist vollständig erreicht. Containerschiffe der Panmax-Klasse können<br />
mit einem Tiefgang bis zu 12,60 m (Seewasser) die Außenweser tideunabhängig befahren. Einschränkungen<br />
im Begegnungsverkehr bestehen wie vor dem Ausbau nur im Bereich des Wremer<br />
Lochs.<br />
4
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil A: 14m-Ausbau - Projektbeschreibung<br />
• Die Kosten für die Ausbaubaggerung konnten durch die Abgabe von Ausbaubaggergut an Dritte<br />
gegenüber den Planungen deutlich reduziert werden.<br />
• Der erforderlichen jährlichen Unterhaltungsbaggermengen bewegen sich auf einem höheren Niveau<br />
als erwartet. Der erhöhte Unterhaltungsbaggeraufwand führt zu keinen verkehrlichen Einschränkungen.<br />
Das verkehrliche Ausbauziel wird uneingeschränkt gewährleistet.<br />
• Die Ergebnisse der Beweissicherung weisen bisher nicht auf ausbaubedingte Veränderungen der<br />
Tidekennwerte und der weiteren hydrologisch-morphologischen Ausbaufolgen außerhalb der Prognosen<br />
hin.<br />
• Durch den Verzicht auf die Beschickung der planfestgestellten Klappstellen Robbenplate West<br />
und Langlütjensand ließ sich der erforderliche Umfang an Kompensationsflächen reduzieren.<br />
• Die Auswirkungen der Ausbaubaggerung auf das Makrozoobenthos der Bagger- und Klappstellen<br />
wurden richtig eingeschätzt. Der Umfang der Kompensation wurde angemessen eingeschätzt.<br />
• Die angeordneten Kompensationsmaßnahmen wurden zeitnah umgesetzt. Die im Landschaftspflegerischen<br />
Begleitplan festgelegten Ziele konnten erreicht werden.<br />
Unter Berücksichtigung der weiteren Ergebnisse der Beweissicherung wird der Abschluss des 14 m-<br />
Ausbaus der Außenweser für das Jahr 2012 angestrebt.<br />
5
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />
Auswirkungen auf Hydrologie und Morphologie<br />
Dr. Dietrich Lange<br />
(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
1 Veränderungen der Scheitelwasserstände<br />
Aus den Monatsmittelwerten der Scheitelwasserstände wurden mit einem Regressionsmodell nach<br />
Niemeyer (1995) die ausbaubedingten Veränderungen ermittelt, die in Abbildung 1-1 für MThw und<br />
MTnw und in Abbildung 1-2 für MThb dargestellt sind.<br />
Abweichungen [cm]<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
Referenzpegel: Helgoland<br />
AW DW SPN RSST WRE FWS BHV NH RE BRA ELS FAR VEG OSL HBWB<br />
Thw<br />
Tnw<br />
Abbildung 1-1: Mittlere Abweichungen zwischen gemessenen und berechneten Monatsmitteln an den<br />
Untersuchungspegeln in Außen- und Unterweser für den Referenzpegel Helgoland. Hinterlegt<br />
sind die Prognose- (hellblau) und Grenzwerte (hellgelb). Mittelungszeitraum: 01.1999 – 12.2002<br />
(WRE: 01.1999 – 12.2000).<br />
Die meisten Änderungen liegen innerhalb des Prognosebereiches.<br />
Beim MThw wird lediglich am Pegel Oslebshausen die Prognose um 1 mm übertroffen. Über die<br />
Hälfte der Pegel zeigt sogar einen ausbaubedingten Absunk des MThw.<br />
Das MTnw zeigt bei allen Pegeln einen Absunk, der für die Unterweserpegel von Rechtenfleth bis<br />
Bremen innerhalb der Prognose liegt. Bei den Pegeln Nordenham, <strong>Bremerhaven</strong> und Robbensüdsteert<br />
liegen die Änderungen zwischen Prognose und Grenzwert. Nur an den Pegeln Dwarsgat und<br />
Alte Weser wird der Prognosewert um 35 bzw. 7 mm überschritten.<br />
Die Änderungen des mittleren Tidehubs liegen bei den meisten Pegeln ebenfalls innerhalb des Prognosebreiches<br />
und lediglich bei Dwarsgat wird der Grenzwert überschritten.<br />
6
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />
9,0<br />
8,0<br />
7,0<br />
Tidehubänderung [cm]<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
AW DW SPN RSST WRE FWS BHV NH RE BRA ELS FAR VEG OSL HBWB<br />
Abbildung 1-2: Mittlere Änderungen des Tidehubs an den Untersuchungspegeln in Außen- und Unterweser<br />
für den Referenzpegel Helgoland. Hinterlegt sind die Prognose- (hellblau) und Grenzwerte<br />
(hellgelb). Mittelungszeitraum: 01.1999 – 12.2002 .SPN, WRE, FWS ohne Werte da keine<br />
Tnw-Auswertung.<br />
Insgesamt zeigen sich somit Überschreitungen der Grenzwerte nur an den Pegeln Alte Weser (MTnw<br />
7 mm) und Dwarsgat (MTnw 35 mm, MThb 10 mm). Für die sehr großen Änderungen des MTnw am<br />
Pegel Dwarsgat wurde die ungünstig zur Strömung angeordnete Zulauföffnung und ein Anstieg der<br />
Strömungsgeschwindigkeit im Umfeld des Bauwerks als Erklärung gefunden. Der durch die Zunahme<br />
der Strömungsgeschwindigkeit verursachte zusätzliche Absunk des im Pegel registrierten Tideniedrigwasserscheitels<br />
wurde mit 4 cm abgeschätzt (Lange, <strong>2004</strong>). Die Änderungen am Pegel Alte Weser,<br />
die für MTnw und MThw etwa den gleichen Wert von ca. 3,5 cm haben, werden durch einen Versatz<br />
verursacht, der zwischen Januar und März 1996 auftritt und sich auch zwischen Alte Weser und den<br />
Pegeln Mellumplate und Wangerooge Nord zeigt. Nach der Ursache für diesen plötzlichen Versatz<br />
wird noch gesucht.<br />
2 Veränderung der Sturmflutscheitelhöhen<br />
Für die Untersuchung der Sturmflutscheitelhöhen wurden die Tiden verwendet, die bei <strong>Bremerhaven</strong><br />
Sturmfluthöhe erreichten. Über die Windstauhöhen dieser Tiden wurde mittels eines Regressionsmodells<br />
unter Einbeziehung der bereits ermittelten Änderungen des MThws die mittleren<br />
Änderungen der Sturmflutscheitel berechnet.<br />
Die mittleren ausbaubedingten Änderungen der Sturmflutscheitelhöhen in der Unterweser zeigen mit<br />
dem vorgegebenen Berechnungsansatz und der vorliegenden Anzahl von Ereignissen (29) nach dem<br />
Ausbau durchgehend Abnahmen und liegen damit deutlich unterhalb des Prognosewertes.<br />
7
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />
Tabelle 2-1: Mittlere Änderungen des MThws und der Sturmflutscheitel für die Untersuchungspegel<br />
<strong>Bremerhaven</strong> bis Große Weserbrücke (Mittelungszeitraum 01.1999 – 12.2002, Anzahl der<br />
Sturmtiden: 29).<br />
UP<br />
mittlere Änderungen<br />
des MThw [cm]<br />
mittlere Änderungen der<br />
Sturmflutscheitel [cm]<br />
BHV -0,5 -5,4<br />
NHAM 0,9 -3,3<br />
RE -0,1 -8,7<br />
BRA 1,3 -3,3<br />
ELS 1,1 -3,9<br />
FAR 2,3 -3,7<br />
VEG 0,2 -6,1<br />
OSL 2,6 -4,4<br />
HBWB -0,1 -6,4<br />
3 Schließhäufigkeit des Huntesperrwerks<br />
Das Huntesperrwerk schließt bei Wasserständen ab 3,10 mNN. Anhand der Wasserstände des<br />
Pegels Elsfleth werden die Anzahl der Überschreitungen dieser Höhe für jedes Abflussjahr nach 1979<br />
(Inbetriebnahme des Sperrwerks) ermittelt. Der Mittelwert dieser Überschreitungszahlen für die Abflussjahre<br />
1980 bis 1995 wird als Referenz ermittelt.<br />
40<br />
35<br />
30<br />
Mittelungszeitraum<br />
Untersuchungszeitraum<br />
Mittelwert 80-95<br />
25<br />
Anzahl<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
1980 1985 1990 1995 2000<br />
Abbildung 3-1: Überschreitungen des Schließwasserstandes des Huntesperrwerks.<br />
8
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />
Die theoretische Schließhäufigkeit zeigt sehr große Schwankungen (vgl. Abbildung 3-1). Aus dem<br />
Datenmaterial lassen sich keine Auswirkungen des 14m-Ausbaus erkennen. Die Abweichungen vom<br />
Mittelwert der Jahre 1980 – 1995 bewegen sich im Rahmen der Vorjahre.<br />
4 Salzgehalt und Lage der Brackwasserzone<br />
An 10 Stationen zwischen Alte Weser und Hemelingen wird über Leitfähigkeitsmessungen der<br />
Salzgehalt bestimmt. Anhand dieser Messwerte werden Tidemaximum, -minimum und -schwankungsbreite<br />
bzw. bei den Stationen ohne Tidegang des Salzgehaltes die entsprechenden Tageswerte bestimmt.<br />
Für die Station Robbensüdsteert und Brake sind die Tidemaxima und -minima sowie die Abflüsse<br />
bei Intschede in Abbildung 4-1 und Abbildung 4-2 dargestellt. Die Monatsmittelwerte der<br />
Schwankungsbreite sind in Abbildung 4-3 aufgetragen. Durch die Verlagerung der Brackwasserzone<br />
mit dem Oberwasser zeigen die Schwankungsbreiten an den einzelnen Pegeln ein unterschiedliches<br />
Verhalten bei zunehmendem oder abnehmendem Oberwasser.<br />
Salzgehalt [‰]<br />
40<br />
2000<br />
38 Robbensüdsteert<br />
Maximum Minimum MQ<br />
36<br />
1800<br />
34<br />
32<br />
1600<br />
30<br />
28<br />
1400<br />
26<br />
24<br />
1200<br />
22<br />
20<br />
1000<br />
18<br />
16<br />
800<br />
14<br />
12<br />
600<br />
10<br />
8<br />
400<br />
6<br />
4<br />
200<br />
2<br />
0<br />
0<br />
Jun 97 Dez 97 Jun 98 Dez 98 Jun 99 Dez 99 Jun 00 Dez 00 Jun 01 Dez 01 Jun 02 Dez 02<br />
Abfluß [m³/s]<br />
Abbildung 4-1: Tidemaximum und –minimum des Salzgehaltes am Pegel Robbensüdsteert und Tageswerte<br />
des Abflusses am Pegel Intschede.<br />
8<br />
7<br />
Brake<br />
Maximum Minimum MQ<br />
2000<br />
1750<br />
6<br />
1500<br />
Salzgehalt [‰]<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1250<br />
1000<br />
750<br />
500<br />
Abfluß [m³/s]<br />
1<br />
250<br />
0<br />
0<br />
Jun 97 Dez 97 Jun 98 Dez 98 Jun 99 Dez 99 Jun 00 Dez 00 Jun 01 Dez 01 Jun 02 Dez 02<br />
Abbildung 4-2: Tidemaximum und –minimum des Salzgehaltes am Pegel Brake und Tageswerte des<br />
Abflusses am Pegel Intschede.<br />
9
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />
18<br />
1800<br />
Schwankung des Salzgehaltes [‰]<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Abfluß [m³/s]<br />
0<br />
0<br />
Jun 97 Dez 97 Jun 98 Dez 98 Jun 99 Dez 99 Jun 00 Dez 00 Jun 01 Dez 01 Jun 02 Dez 02 Jun 03<br />
AW Dw Rsst Bhv Nham SPO Re Bra Far MQ<br />
Abbildung 4-3: Monatsmittelwerte der Schwankungsbreite des Salzgehaltes pro Tide bzw. Tag an den<br />
Stationen Alte Weser bis Farge und des Oberwasserabflusses von Intschede.<br />
Für ausgewählte Randbedingungen des Oberwassers wurden die Salzgehalte an den Messstationen<br />
im Längsprofil jeweils zu definierten Zeitpunkten dargestellt, so dass ein Momentanbild des Salzgehaltsgradienten<br />
aufgezeichnet ist. Für einen niedrigen Oberwasserabfluss sind Längsprofile für einen<br />
Zeitraum von 4 Stunden vor bis 4 Stunden nach Thw-Nordenham in Abbildung 4-4 zusammengestellt.<br />
Salzgehalt [‰]<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
20:45<br />
21:15<br />
21:45<br />
22:15<br />
22:45<br />
23:15<br />
23:45<br />
0:15<br />
0:45<br />
1:15<br />
1:45<br />
2:15<br />
2:45<br />
3:15<br />
3:45<br />
4:15<br />
4:45<br />
06.11.99<br />
Abfluß Intschede: 137 m³/s<br />
Thw Nham: 747 cm PN<br />
0<br />
25 35 45 55 65 75 85 95 105 115 125<br />
Weser-km<br />
Abbildung 4-4: Salzgehaltslängsprofile bei sehr weitem Vordringen der Brackwasserzone und Sielpositionen<br />
(grüne Säulen).<br />
10
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />
Die Abbildungen verdeutlichen die ausgesprochen große Variabilität der Salzgehaltsverhältnisse. Die<br />
Schwankungen des zeitlichen Salzgehaltsverlaufs deuten auf zwei sich überlagernde Einflüsse hin.<br />
Die kurzperiodische etwa halbtägige Variation des Salzgehaltes wird durch den Tideeinfluss geprägt,<br />
die längerperiodischen Schwankungen werden in erster Linie durch den Oberwasserabfluss gesteuert.<br />
Beide Schwankungen erreichen ihre größten Werte an den Stationen im Bereich Weser-km 50 bis 90.<br />
Das Zentrum der Extreme befindet sich etwa zwischen Weser-km 70 und 80. Die größten Salzgehaltsunterschiede<br />
während einer Tide liegen bei über 20 ‰, wobei es sich hierbei um Einzelereignisse<br />
handelt. Die Jahresmittelwerte der Tideschwankung überschreiten an den Stationen <strong>Bremerhaven</strong><br />
und Robbensüdsteert 12 ‰. Der Wertebereich einer Station in einem Jahr (Unterschied zwischen<br />
größtem und kleinstem Wert) ist an der Station Robbensüdsteert mit über 28 ‰ am größten.<br />
In den untersuchten 6 Jahren treten Unterschiede einzelner statistischer Angaben einer Station von<br />
mehreren Promille auf und selbst bei den Mittelwerten gibt es Variationen von 2 ‰. Die Ursache hierfür<br />
ist in den Randbedingungen Oberwasserabfluss und Tidewasserstände zu suchen. Durch deren<br />
großen Einfluss sind mit diesen Daten direkt keine zuverlässigen Aussagen über die ausbaubedingten<br />
Veränderungen des Salzgehaltes und die Verschiebung der Brackwasserzone zu machen. Die große<br />
Schwankungsbreite überdeckt mögliche Veränderungen.<br />
5 Morphologie Außenweser<br />
Aus topografischen Daten, die durch Peilung, terrestrische Vermessung und Laserscanner-Befliegung<br />
gewonnen wurden, wurden für die Jahre 1998 bis 2002 digitale Geländemodelle (DGM) mit einer<br />
Rasterweite von 25 m berechnet. In Abbildung 5-1 ist beispielhaft das DGM von 2002 / 2003 dargestellt.<br />
5980000<br />
5975000<br />
Topographie der Außenweser 2002 / 2003<br />
5970000<br />
5965000<br />
5960000<br />
5955000<br />
5950000<br />
5945000<br />
5940000<br />
5935000<br />
7<br />
5<br />
3<br />
1<br />
-1<br />
-3<br />
-5<br />
-7<br />
-9<br />
-11<br />
-13<br />
-15<br />
-17<br />
-19<br />
-21<br />
-26<br />
3420000 3425000 3430000 3435000 3440000 3445000 3450000 3455000 3460000 3465000 3470000<br />
Abbildung 5-1: Berechnetes DGM für den Zustand 2002 / 2003 (Höhenangaben in m NN)<br />
11
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />
Veränderungen der berechneten Topografie wurden durch Differenzbildung der DGMs der betreffenden<br />
Jahre ermittelt. Das Beispiel in Abbildung 5-2 zeigt große Änderungsbeträge im Bereich von Rinnenverlagerungen.<br />
Auf den Wattflächen sind nur geringe oder keine Veränderungen zu erkennen.<br />
5980000<br />
5975000<br />
Differenztopographie der Außenweser<br />
2003-1998<br />
5970000<br />
5965000<br />
5960000<br />
5955000<br />
8<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
5950000<br />
0.5<br />
0.15<br />
5945000<br />
-0.15<br />
-0.5<br />
-1<br />
5940000<br />
-1.5<br />
-2<br />
5935000<br />
-30<br />
3420000 3425000 3430000 3435000 3440000 3445000 3450000 3455000 3460000 3465000 3470000<br />
Abbildung 5-2: Differenz der DGMs von 2002 / 2003 und 1998 (Differenzangaben in m)<br />
6 Morphologie Fedderwarder Priel<br />
Der Fedderwarder Priel ist der Bereich in der Außenweser mit dem größten Untersuchungsaufwand.<br />
Für die 2 Peilungen pro Jahr werden neben den Standardauswertungen auch Querprofile untersucht<br />
und Volumen- und Flächenermittlungen durchgeführt. In Abbildung 6-1 ist eine Auswahl der errechneten<br />
Topographien gegenübergestellt.<br />
Der Bereich Fedderwarder Priel - Langlütjensand ist geprägt durch starke morphologische<br />
Veränderungen. Im nördlichen Teil, der eine Zunahme des Prielvolumens zeigt, finden vielfältige Umgestaltungen<br />
statt, wobei Rinnenverlagerungen mit Geschwindigkeiten von 50 m/Jahr auftreten. Im<br />
südlichen Teil überwiegt Sedimentation mit einem stetigen Rückschreiten besonders des südlichen<br />
Teils der Prielwurzel und einer Verlagerung der Rinne zwischen Fedderwardersiel und Burhave vom<br />
Ufer weg.<br />
Die Auswertungen der Peildaten von 1996 - 2003 lassen keine unstetigen Veränderung der Volumenund<br />
Flächenentwicklung erkennen, die auf Auswirkungen des 14m-Ausbaus schließen lassen.<br />
12
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />
3<br />
2<br />
1<br />
5950000<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
5945000<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
5940000<br />
-9<br />
-10<br />
1997 07-11<br />
3455000 3460000<br />
2001 07-12<br />
3455000 3460000<br />
2003 01-06<br />
3455000 3460000<br />
-11<br />
-12<br />
-13<br />
-14<br />
Abbildung 6-1: Peilungen des Fedderwarder Priels 1997, 2001 und 2003 (Höhenangaben in m NN)<br />
7 Morphologie Wremer Tief<br />
Das Wremer Tief gehört neben dem Fedderwarder Priel zu den 2 Gebieten die intensiver, d.h. mit<br />
feinskaligerer Auflösung und zusätzlichen Untersuchungen, betrachtet werden. Bisher sind keine morphologischen<br />
Veränderungen zu erkennen, die auf einen Zusammenhang mit dem 14 m-Ausbau<br />
schließen lassen.<br />
5946400<br />
5946200<br />
5946000<br />
5945800<br />
5945600<br />
5945400<br />
5945200<br />
4<br />
2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
-0.4<br />
-0.6<br />
-0.8<br />
-1<br />
-1.2<br />
-1.4<br />
-1.6<br />
-1.8<br />
-2<br />
-5<br />
5945000<br />
2002<br />
3465000 3465200 3465400 3465600 3465800 3466000 3466200 3466400 3466600<br />
Abbildung 7-1: Topographie des Wremer Tiefs 2002 (Höhenangaben in m NN)<br />
13
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />
Auswirkungen von Baggerungen und Verklappungen<br />
auf das Makrozoobenthos in der Außenweser<br />
Einführung<br />
Dipl.-Biol. Volker Steege<br />
(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Im Planfeststellungsverfahren zum 14m-Ausbau der Außenweser wurde eine intensive fachliche<br />
Auseinandersetzung über Erheblichkeit und Nachhaltigkeit der aus Baggerei und Verklappung folgenden<br />
Beeinträchtigungen der Bodenfauna (Makrozoobenthos) der Außenweser geführt. Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />
und Planfeststellungsbeschluss stuften die Beeinträchtigungen als "erheblich<br />
negativ" ein, gingen aber von einer schnellen Regeneration zu wertgleicher Wiederbesiedlung<br />
nach 1 bis 2 Jahren aus, zumindest in den Bereichen, die nicht fortlaufend von Unterhaltungsmaßnahmen<br />
betroffen sein würden. Im Landschaftspflegerischen Begleitplan wurde dementsprechend<br />
ein kleines Verhältnis von Kompensationsfläche zu Eingriffsfläche vorgegeben (1:20), das<br />
im Planfeststellungsbeschluss auf Einwirken der Naturschutzbehörden auf 1:10 angehoben wurde.<br />
Gleichzeitig wurden Untersuchungen zur Wirkungskontrolle angeordnet, um die Prognosen der Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />
zu überprüfen.<br />
Das Untersuchungsprogramm wurde von einer Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern von Bundesund<br />
Landesbehörden festgelegt. Es konzentrierte sich auf den marinen Bereich mit einer Baggerstelle<br />
bei Weser-km 111 und der Klappstelle am Roten Grund, wo auf Basis erhöhter Probenzahl intensive<br />
statistische Auswertungen vorgenommen wurden. Parallel dazu wurden im inneren Bereich der<br />
Außenweser Beprobungsprogramme aus der Wirkungskontrolle zum Bauvorhaben CT III und der<br />
Umweltverträglichkeitsuntersuchung zum 14m-Ausbau aufgegriffen und fortgeführt. Die Entnahme<br />
und Aufarbeitung der Proben erfolgte durch das Institut für Angewandte Ökologie in Neu Broderstorf<br />
(Dr. Gosselck). Mit der Aus- und Bewertung der Daten wurde im marinen Bereich das Büro BIOCON-<br />
SULT (Dr. Schuchardt, Dipl.-Biol. Scholle) beauftragt, der innere Bereich der Außenweser und Langzeit-Datenserien<br />
wurden vom Büro KÜFOG (Dipl.-Biol. Witt) aufgearbeitet. Die hier vorgestellten Arbeitsergebnisse<br />
sind noch abschließend von der Bund-Land-Arbeitsgruppe zu bewerten.<br />
Wesentliche Fragestellungen der Untersuchungen waren:<br />
• Sind nach Abschluss der Vertiefungsbaggerungen in den Eingriffsbereichen maßnahmebedingte<br />
Veränderungen der quantitativen und/oder qualitativen Struktur der Makrozoobenthosgemeinschaft<br />
zu identifizieren?<br />
• Wie lange sind solche Veränderungen festzustellen?<br />
• Erreicht die Besiedlung an den Bagger- und Klappstellen innerhalb des Prognosezeitraumes von<br />
1 bis 2 Jahren ein Niveau innerhalb der natürlichen Variabilität oder gibt es länger andauernde<br />
auffällige Abweichungen außerhalb der natürlichen Variabilität?<br />
14
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />
Abbildung: Übersicht über die beprobten Baggerstellen und Referenzprofile<br />
In den nächsten beiden Beiträgen gehen Herr Scholle (BIOCONSULT) und Herr Witt (KÜFOG) diesen<br />
Fragestellungen nach. Anschließend stellt Herr Dr. Leuchs von der Bundesanstalt für Gewässerkunde<br />
(BfG) in Koblenz Langzeituntersuchungen der BfG vor, die dazu dienen, längerfristige Trends der<br />
Besiedlung zu erfassen, und damit Hilfestellung leisten, kürzere Untersuchungsreihen vor dem langjährigen<br />
Hintergrundgeschehen besser einzuordnen.<br />
15
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />
Auswirkungen von Baggerei und Verklappung auf das Makrozoobenthos in der Außenweser -<br />
Klappstelle „Roter Grund“ und Baggerstrecke bei Weser-km 111<br />
Dipl.-Biol. Jörg Scholle<br />
(BIOCONSULT)<br />
Anlass und Ziel<br />
Die faunistischen Untersuchungen durch das Büro BIOCONSULT konzentrierten sich auf die<br />
Eingriffsbereiche Klappstelle "Roter Grund" und einen Fahrrinnenabschnitt bei Weser-km 110/111, der<br />
von den Neubaubaggerungen betroffen war. Des weiteren wurden zwei von den Neubauarbeiten unbeeinflusste<br />
Referenzbereiche bei Weser-km 114 beprobt.<br />
Aufgrund der natürlicherweise hohen räumlichen und zeitlichen Variabilität insbesondere ästuariner<br />
Benthosgemeinschaften besteht bei einer solchen Aufgabe die Schwierigkeit, eingriffsbedingte<br />
Wirkungen von der natürlichen Variabilität zu trennen. Die Auswertung der faunistischen Daten erfolgte<br />
anhand eines von der "Arbeitsgruppe Wirkungskontrolle" entwickelten Konzeptes, das ein ganzes<br />
Bündel von Methoden (deskriptive Ansätze, multivariate Verfahren) umfasst. Die Anwendung unterschiedlicher<br />
Auswertemethoden wurde als notwendig erachtet, um belastbare Aussagen im Sinne der<br />
Fragestellung zu ermöglichen und um auch andere als massive Störungen identifizieren zu können.<br />
Die Betrachtungsebenen waren zum einen die räumliche Ebene, in dem die Besiedlung der<br />
Eingriffsbereiche mit derjenigen des von den Maßnahmen unbeeinflussten Referenzbereichs verglichen<br />
wurde. Zum anderen erfolgte eine gebietsinterne Betrachtung auf der zeitlichen Ebene (vorhernachher),<br />
d.h. die Besiedlungssituation der o.g. Bereiche vor den Eingriffen (Datensatz: 1998) wurde<br />
mit derjenigen verglichen, die nach der Maßnahme dokumentiert wurde (Datensätze: 1999, 2000,<br />
2001). Des weiteren sind Bagger- und Verklappungsdaten, die vom <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong> zur Verfügung<br />
gestellt wurden, für die Auswertung bzw. für die Interpretation der Befunde berücksichtigt worden.<br />
Ergebnisse<br />
Auch nach 1999, also nach Abschluss der eigentlichen Neubauarbeiten, wurden in den Untersuchungsgebieten<br />
Baggerungen oder Verklappungen durchgeführt. Insbesondere in 2000 sind umfangreiche<br />
Mengen auf die Klappstelle "Roter Grund" verbracht worden, während die Baggermengen<br />
nach 1999 im Bereich der untersuchten Neubaustrecke bei Weser-km 110/111 mehr oder weniger<br />
rückläufig waren. In 2001 (bis Mai) lag die Baggermenge niedrig, ebenso nahm die Verklappungsmenge<br />
gegenüber den Vorjahren deutlich ab.<br />
Insgesamt wurden im Rahmen der Untersuchung 76 Makrozoobenthos-Taxa erfasst. Vielborstige<br />
Würmer (Polychaeta) und Krebstiere (Crustacea) waren die artenreichsten Gruppen. Nur etwa 14<br />
Arten traten über den Untersuchungszeitraum regelmäßig und in z.T. höheren Besiedlungsdichten in<br />
den Untersuchungsgebieten auf. Die Polychaeten Goniadella bobretzki und Ophelia limacina sowie<br />
der Sandflohkrebs Bathyporeia pelagica prägten u.a. die Wirbellosengemeinschaft in besonderem<br />
Maße. Arten der Roten Liste traten nur sporadisch auf.<br />
16
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />
Die Datenanalysen erbrachten u.a. folgende Ergebnisse: Hinsichtlich der Kennwerte Artenzahl, Abundanz<br />
und Biomasse zeigten sich einerseits z.T. signifikante räumliche Unterschiede zur Referenz und<br />
andererseits auch gebietsinterne interannuelle Unterschiede (vorher-nachher). So wurde sowohl im<br />
Bereich der Klappstelle als auch auf der Baggerstrecke 1999 und 2000 eine mehr oder weniger ausgeprägte<br />
Abnahme der Besiedlungskennwerte gegenüber 1998 festgestellt, diese war auf der<br />
Klappstelle deutlich oder sogar signifikant, im Bereich der Baggerstrecke allerdings weniger deutlich<br />
ausgeprägt. Bedeutsam war, dass die Wirbellosenbesiedlung der Referenz keiner analogen interannuellen<br />
Entwicklung unterlag, es wurden teilweise sogar gegenläufige Entwicklungen beobachtet. In<br />
2001 erfolgte dann auf der Klappstelle eine Zunahme der Kennwerte, während die Besiedlungswerte<br />
auf der Baggerstrecke und die der Referenz in etwa auf dem jeweiligen Niveau des Vorjahres blieben.<br />
Unterschiede, insbesondere zwischen Klappstelle und Referenz waren in 2001 zwar noch ersichtlich,<br />
aber nicht mehr signifikant.<br />
Die weiteren Analysen zeigten, dass die Benthosgemeinschaften der Eingriffsbereiche Klappstelle und<br />
Baggerstrecke interannuelle Unterschiede aufwiesen, die z.T. ausgeprägter waren als die jeweilig<br />
bereichsinterne räumliche Besiedlungsvariabilität. Beiden Teilbereichen (Baggerstrecke und Klappstelle)<br />
war gemeinsam, dass sich der Jahrgang 1998 (Status-quo) von den übrigen Jahren unterschied.<br />
Ein anderes Ergebnis ergab sich auch hier für den Referenzbereich. Interannuelle Unterschiede,<br />
insbesondere eine ‚Sonderstellung’ des Jahres 1998 wurden hier nicht augenscheinlich .<br />
Schlussfolgerung<br />
Die im vorliegenden Bericht ermittelten Unterschiede der Makrozoobenthosbesiedlungen zwischen<br />
Klappstelle/Baggerstrecke und der Referenz sowie die festgestellten internen interannuellen Unterschiede<br />
im Bereich der Baggerstrecke und der Klappstelle können durch die eingriffsbedingte Sedimentumlagerung<br />
verursacht worden sein; sie könnten aber auch andere unbekannte Ursachen haben<br />
oder einfach zufällig sein. Um aus den beobachteten Unterschieden diejenigen zu extrahieren, die<br />
plausibel eine Folge der Sedimentumlagerung sein können, wurden die folgenden Aspekte betrachtet:<br />
• Wie unterschiedlich war die Situation der MZB-Besiedlungsstruktur 2000 und 2001 zwischen Referenz<br />
und Baggerstelle bzw. Referenz und Klappstelle?<br />
• Wie hat sich die MZB-Situation von 1998 auf 2001 gebietsintern und ‚großräumig‘ (alle Untersuchungsbereiche)<br />
verändert?<br />
• Wird ein Zusammenhang der faunistischen Befunde mit der Baggerintensität oder Verklappungsintensität<br />
erkennbar, soweit solche Rahmendaten räumlich differenziert zur Verfügung stehen?<br />
Für die jeweiligen Auswerteverfahren wurden bestimmte Kriterien zur Entscheidung ‚Hinweis auf<br />
maßnahmenbedingte Wirkungen‘ festgelegt. Die Ergebnisse der Analysen ergaben auf der Grundlage<br />
dieser Kriterien für die Klappstelle "Roter Grund" sowohl auf der Raumskala (Vergleich mit der Referenz)<br />
als auch auf der Zeitskala (Vergleich mit dem Status quo) insbesondere bis 2000 Hinweise auf<br />
Wirkungen, die mit den nach 1999 erfolgten Verklappungen in Zusammenhang zu sehen sind. In 2001<br />
wurden bei geringerer Beaufschlagung Indizien auf eine beginnende Regeneration der Benthoszönose<br />
festgestellt. Die Besiedlungskennwerte (Artenzahl, Besiedlungsdichte, Biomasse) die in<br />
2001 dokumentiert wurden, erreichten dabei zwar noch nicht wieder das Niveau von 1998, unter<br />
17
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />
schieden sich aber nicht mehr so deutlich von denen der Referenz in 2001.<br />
Die nach 1999 festgestellten Befunde auf der Baggerstrecke zeigten auch in 2001 noch erkennbare<br />
Unterschiede zur Referenz. In 2001 waren die Unterschiede, anders als 1999, allerdings wieder weitgehend<br />
auf dem Niveau von 1998, also der Status quo-Situation. Auch der baggerstreckeninterne<br />
interannuelle Vergleich verdeutlichte, dass die quantitativen Besiedlungskennwerte wieder weitgehend<br />
denjenigen des Status-quo-ante in 1998 entsprachen. Einige qualitative Unterschiede (Veränderung<br />
der Dominanzstruktur) zwischen 1998 und 2000/2001 waren zwar erkennbar, deren Ursache blieb<br />
jedoch unklar. Unter Berücksichtigung aller faunistischen Befunde konnten in 2001 deutliche Hinweise<br />
auf bestehende Wirkungen der Neubaumaßnahmen im Bereich der Baggerstrecke nicht mehr identifiziert<br />
werden.<br />
18
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />
Auswirkungen von Baggerei und Verklappungen auf das Makrozoobenthos-<br />
Innerer Bereich der Außenweser und Langzeit-Datenserien<br />
Dipl.-Biol. Jan Witt<br />
(KÜFOG GmbH)<br />
Um die Wirkungen des SKN -14m Ausbaus auf die aquatische Fauna zu bewerten, wurden die Makrozoobenthosdaten<br />
(Infauna) von 1991 bis 2002 aus verschiedenen Bereichen entlang der Fahrrinne<br />
(Weser-km 68 bis km 114) in eine Datenbank überführt und analysiert (Langzeitreihen). Neben den<br />
unmittelbar im Verfahren SKN –14 m Ausbau erhobenen Daten wurden darüber hinaus ältere Benthosdaten<br />
aus ähnlichen Verfahren (z.B. CT III) in die Auswertung integriert. Untersucht wurden<br />
repräsentative Probenstellen in der Fahrrinne und in den Seitenbereichen, wobei sowohl unterschiedlich<br />
stark vorbelastete Bagger- und Klappstellen als auch Referenzgebiete berücksichtigt wurden.<br />
Benachbarte Probenstellen mit gleicher Sedimentcharakteristik und Tiefenlage wurden gruppenweise<br />
zusammengefasst, es wurden bei Bedarf aber auch einzelne Probenpunkte für sich betrachtet.<br />
Die Daten der Vergleichszeiträume (vor dem 14m-Ausbau und nach den Vertiefungsbaggerungen)<br />
wurden tabellarisch gegenübergestellt und verglichen. Die Auswertung erfolgte deskriptiv, durch<br />
quantitative Vergleiche sowie mittels multivariater Statistik (Primer Software,v5). Mit der ausführlichen<br />
Darstellung aller Daten in den Teilgebieten wurde bewusst auf umfassende Berücksichtigung aller<br />
Arten und der biologischen Zusammenhänge Wert gelegt und einer quantitativ deduktiv ausgerichteten<br />
Auswertung, die überwiegend häufige, regelmäßige Arten berücksichtigt, vorangestellt.<br />
Um die Ergebnisse anschaulicher darzustellen wurde ein Farbschema für die Bewertung verwendet,<br />
welches die unterschiedlichen Ebenen der Betrachtung (Summenparameter, taxonomische Gruppen,<br />
Auswahlarten) zunächst als Einzelanalyse darstellt und anschließend zusammenfasst.<br />
Es lassen sich folgende Ergebnisse zusammenfassend beschreiben:<br />
Allgemeine Ergebnisse:<br />
• Die Unterschiedlichkeit der Teilgemeinschaften in den Salinitätszonen und morphologischsedimentologisch<br />
differenzierten Gebieten hat grundsätzlich die Notwendigkeit der getrennten<br />
Auswertung pro Teilgebiet bestätigt und die Sinnhaftigkeit der Vergleichsgruppen unterstrichen.<br />
• Insgesamt sind die festgestellten Unterschiede der benthischen Besiedlung vor/nach dem SKN<br />
-14m Ausbau in den Vergleichsgruppen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Neben Gebieten mit<br />
sprunghaft wechselnden Bewertungen der jeweiligen Jahre, kommen auch konstante, unbeeinflusste<br />
Besiedlungsbereiche oder allmähliche Trends zum Ausdruck.<br />
Ermittelte Wirkungen des SKN –14 m Ausbaus<br />
• Generell sind die Baggerstrecken und die Klappstelle häufiger von ungünstigeren Besiedlungsentwicklungen<br />
begleitet als die Referenzgebiete, zeigen solche ungünstigen Besiedlungen jedoch<br />
nicht immer oder in unterschiedlich deutlicher Ausprägung.<br />
• In den ersten beiden auf die Ausbaubaggerungen folgenden Jahren (1999 und 2000) ist an deutlich<br />
mehr Stationen eine Beeinträchtigung der benthischen Besiedlungsparameter (Abnahme der<br />
19
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />
Artenzahl, Biomasse etc.) sichtbar als in den Folgejahren. Dies belegt einerseits eine Wirkung des<br />
14m-Ausbaus auf die Gemeinschaft, lässt aber andererseits häufig daran anschließend eine Erholung<br />
bzw. einen Übergang der benthischen Gemeinschaft von einem ungünstigen in einen<br />
wertgleichen Zustand erkennen.<br />
• Auch nach massiver, wiederholter Baggerung wurde keine komplette Zerstörung der benthischen<br />
Gemeinschaft nach 6 oder 12 Monaten vorgefunden. Die Veränderungen betreffen oft bestimmte<br />
Arten oder die Dominanzstruktur der endobenthischen Gemeinschaft. Bei an umlagerungsdynamische<br />
Verhältnisse angepasste Gemeinschaften ist der Wiederbesiedlungszeitraum (Anzahl der<br />
Monate) nach der Baggerung/ Verklappung bis zur ersten Beprobung oft entscheidend für das Erkennen<br />
von Wirkungen.<br />
• Komplexere, sensible Benthosgemeinschaften wie Sabellaria-Riffe, Mytilus-Bänke etc., die massivere,<br />
langfristige Wirkungen widerspiegeln würden, sind in den hier untersuchten Abschnitten der<br />
Fahrrinne nicht vorhanden bzw. nicht vorgefunden worden. Hierbei ist zu bedenken, dass bereits<br />
die zahlreichen Ausbauphasen vor dem SKN -14m Ausbau möglicherweise eine entsprechende<br />
Wirkung auf solche Bestände hatten.<br />
• Die Referenzbereiche dagegen sind bis auf eine Ausnahme (km 75, Bereich der Fahrrinne ohne<br />
Baggerung) überwiegend mit dem Vorzustand vergleichbar und zeigen geringe bis keine Wechsel<br />
in der benthischen Besiedlung an. Sie dokumentieren damit auch, dass sie als Referenz grundsätzlich<br />
geeignet sind und nicht maßgeblich von externen Faktoren beeinflusst wurden.<br />
Baggerstrecken und Referenzprofile im inneren Bereich (Km 68-96)<br />
Die benthischen Gemeinschaften im inneren Bereich der Außenweser sind durch extrem schwankende<br />
mesohaline Salinitätsverhältnisse geprägt und unterliegen einer hohen Variabilität in der Dichte<br />
und Artenstruktur mit oft hoher Dominanz weniger Arten. Zusätzlich sind hier oft heterogene Substrate<br />
vorhanden, Schlicksubstrate und Hartböden sind kleinräumig verzahnt. Diese Variabilität erschwert<br />
eine Wirkungsanalyse.<br />
• Deutlich ungünstigere Besiedlungszustände im zeitlichen Zusammenhang mit dem Eingriff zeigten<br />
die Baggerstrecken bei km 68,5 und km 76,8 in 1999. Hier konnte die Vertiefungsbaggerung kausal<br />
mit Einbrüchen in der benthischen Besiedlung in Zusammenhang gebracht werden. An diesen<br />
Stationen war bereits im Folgejahr eine verbesserte Besiedlung festzustellen.<br />
• An den meisten von Baggerungen oder Unterhaltung betroffenen Stationen im inneren Bereich<br />
war zumindest für 1999 eine Wirkung des SKN -14m Ausbaus zu identifizieren. Bei km 93-96 waren<br />
zumindest Verschiebungen in der Struktur der Gemeinschaft nachzuweisen.<br />
• In Bereichen, an denen zuvor nicht (Wendestelle bei km 71) oder wenig (westliche Seite der Fahrrinne<br />
bei km 68,5) gebaggert wurde, waren Wirkungen der Ausbaubaggerungen deutlicher ausgeprägt<br />
als an Stationen, die bereits vorher regelmäßigen Störungen unterlagen. Für eine entsprechende<br />
Interpretation wurden daher die Baggerintensitäten zeitlich aufgelöst in die Bewertung<br />
integriert bzw. Einzelstationsbetrachtungen durchgeführt.<br />
Klappstelle Roter Grund/ Äußerer Bereich (km 96-114)<br />
In dem polyhalinen bis marinen Gewässerabschnitt tritt der ästuarine Charakter der Benthosgemeinschaft<br />
zurück und das Artenspektrum ist um viele marine Arten erweitert. Sandbewohner dominieren<br />
die oft auch natürlicherweise umlagerungsintensiven Sedimente.<br />
20
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />
• Es konnten sowohl an der Baggerstelle (km 111) als auch im Verklappungsbereich (Roter Grund)<br />
klare Ausbauwirkungen im Vergleich zur Referenz ermittelt werden. Es zeigte sich eine deutlichere<br />
Wirkung im zentralen Bereich der Verklappung, während die Baggerung der Rinne bei km 111<br />
eine geringere Wirkung entfaltete, da die Rinnengemeinschaft bereits an hohe Umlagerungsraten<br />
adaptiert war. In beiden Bereichen wurden Regenerationstendenzen in 2001 festgestellt.<br />
• Unter Einbeziehung der langjährigen Datenreihen konnte die Interpretation präzisiert werden. So<br />
zeigen die geringe Besiedlungszahlen im Bereich der Klappstelle Roter Grund (Klapp Ost km 114)<br />
in 1995/1996 (vor den Ausbaumaßnahmen), dass die Besiedlung 1999 und 2001 trotz niedriger<br />
Werte im Rahmen der Gesamtvariabilität war, während diese in 2000 unterschritten wurde.<br />
Fazit<br />
Es konnten räumliche und zeitliche Wirkungen der Ausbaumaßnahme auf das Makrozoobenthos<br />
identifiziert und bewertet werden. Dabei ist die langjährige Datenerhebung und die Auswahl<br />
geeigneter Referenzgebiete eine wesentliche Vorraussetzung präziser Interpretation. Die meisten hier<br />
analysierten benthischen Gemeinschaften lassen eine zeitliche Begrenzung ungünstiger Besiedlungszustände<br />
(im Vergleich zum Vorzustand) von 1-2 Jahren mit anschließender Erholung erkennen<br />
und spiegeln daher die im Planfeststellungsbeschluss prognostizierte Wirkungsdauer der Ausbaumaßnahme<br />
wider.<br />
Bei der Bewertung der Wiederbesiedlung ist neben der zahlenmäßig relativ einfach zu vergleichenden<br />
Präsenz der Arten im Gebiet eine weitergehende Beurteilung der Altersstruktur, der Biomasse und der<br />
strukturellen Bedeutung bestimmter Arten (Rasenbildung, Riffe, Bankstrukturen) oft methodisch<br />
bedingt (u.a. aufgrund von Einzelfunden) nur eingeschränkt zu beurteilen. Es ist zu betonen, dass sich<br />
die Aussagen in dieser Untersuchung auf die Fauna, die mit dem Van-Veen-Greifer erfasst werden<br />
kann, beschränken müssen. Einige Zeitreihen konnten nicht durchgängig jedes Jahr fortgeführt werden<br />
und sind von daher schwierig abschließend zu beurteilen. Keine dieser geringer untersuchten<br />
Stationen zeigt jedoch einen deutlich ungünstigen Zustand der benthischen Besiedlung im Vergleich<br />
zum Vorzustand.<br />
An den Stationen bzw. Stationsgruppen, die bisher innerhalb der Untersuchungen keine vollständige<br />
Regeneration aufwiesen, ist eine weiterhin hohe Unterhaltungstätigkeit festzustellen. Entsprechend ist<br />
an diesen Stationen erst dann eine Regeneration zu erwarten, wenn keine Störungen mehr erfolgen.<br />
Da ein Ende der ausbaubedingt erhöhten Unterhaltung aber nicht exakt zu prognostizieren ist, kann<br />
an diesen Stationen auch der Zeitpunkt der benthischen Regeneration nicht genauer definiert werden.<br />
21
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />
BfG-Ästuarmonitoring und Tonnenuntersuchungen im Weser-Ästuar<br />
Dr. Heiko Leuchs<br />
(Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz)<br />
BfG-Ästuarmonitoring<br />
In den vergangenen Diskussionen und Erörterungen um den 14m-Ausbau der Außenweser ist die<br />
Datenbasis, wie sie im Rahmen der Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) zeitlich begrenzt erhoben<br />
wurde, oft als unzureichend hingestellt worden. In dem Zusammenhang wurde auch deutlich<br />
gemacht, dass es nicht Aufgabe einer UVU sein kann, längerfristige Datenreihen und Untersuchungen<br />
im Vorfeld eines Planfeststellungsverfahrens bereitzustellen.<br />
Es ist jedoch sinnvoll, über die Entwicklungen der Lebensgemeinschaften der Makrozoen Kenntnis zu<br />
haben, damit Einzeluntersuchungen besser eingestuft und bewertet werden können. Aus diesem<br />
Grund hat die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) das Ästuarmonitoring Makrozoobenthos<br />
eingerichtet.<br />
Seit 1995 erfasst die BfG in den Ästuaren der Elbe, Ems, Weser sowie in der Jade die Besiedlung der<br />
aquatischen Makrozoen. Die insgesamt 26 untersuchten Stationen liegen in den verschiedenen<br />
Halinitätszonen der Ästuare (limnisch bis euhalin) bzw. auf einem Transekt entlang der Jaderinne.<br />
Dabei wurden möglichst anthropogen unbeeinträchtigte Gebiete ausgewählt, um die Variation sowie<br />
natürlich ablaufende Veränderungen zu erfassen. Aufgrund der hohen natürlichen Variabilität des<br />
ästuarinen Makrozoobenthos in Raum und Zeit ist eine Langzeitreihe, wie sie durch das Ästuarmonitoring<br />
entsteht, als Bezugsgrundlage bei der Bewertung einzelner Untersuchungen wie z.B. bei einem<br />
Ausbau von großer Bedeutung. Die erhobenen Daten fließen zusätzlich in das „Bund-Länder-<br />
Messprogramm zur Überwachung der Küstengewässer“ (BLMP) ein (siehe "www.bsh.de").<br />
An jeder Station werden 6 Van-Veen-Greifer (0,1 m²) und ein Dredgezug genommen. Das entnommene<br />
Sediment aus den Greifern wird mittels 0,5 mm Sieb eingeengt und der Überstand in 70 %<br />
Alkohol fixiert. Die Tiere werden aussortiert und soweit möglich bis zur Art bestimmt und gezählt.<br />
Darüber hinaus wird das aschefreie Trockengewicht ermittelt. Die Fänge aus den Dredgezügen werden<br />
an Bord ausgewertet, 1 l Unterproben werden quantitativ ausgezählt.<br />
Die Auswertung des bisherigen Datensatzes des Ästuarmonitorings zeigt, dass die vier Ästuare Eider,<br />
Elbe, Ems und Weser sowie die Jade als große Meeresbucht auffällige Gemeinsamkeiten aber auch<br />
gewässerbezogene Unterschiede in ihren Artenspektren und -zahlen, Abundanzen und Biomassen<br />
aufweisen. Generell zeigt sich eine Zunahme der Artenzahl vom limnischen über das oligohaline,<br />
mesohaline und polyhaline Milieu bis zum Euhalinikum. Das ästuarine Makrozoobenthos wird also in<br />
seiner räumlichen Verteilung und Struktur wesentlich vom longitudinalen Salinitätsgradienten und<br />
seiner Dynamik geprägt. Es werden jedoch auch die besonderen Bedingungen jeder Station und der<br />
einzelnen Ästuare deutlich.<br />
Insgesamt konnten von 1995 bis 2002 im Rahmen des Ästuarmonitorings 114 verschiedene Taxa des<br />
22
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />
Makrozoobenthos im Weserästuar nachgewiesen werden. Viele der Arten zeigen aber kein regelmäßiges<br />
Vorkommen. Als Art mit der höchsten Konstanz (> 45%) ist der erst vor wenigen Jahren mit<br />
der Schifffahrt eingeschleppte Borstenwurm Marenzellaria viridis zu nennen. Neben den Schwebegarnelen<br />
Bathyporeia elegans, Crangon crangon und Neomysis integer sind der Schlickkrebs Corophium<br />
volutator, der Krebs Mesopodopsis slabberi und der Vielborster Magelona mirabilis die Arten mit einer<br />
Konstanz über 20 %.<br />
Tonnenuntersuchungen<br />
Ein weiteres Thema der Diskussionen um den 14m-Ausbau der Außenweser ist das Ausmaß der<br />
prognostizierten Verschiebung der Brackwassergrenze gewesen. Für das Elbeästuar ist über die<br />
zurückliegenden Untersuchungen der letzten 100 Jahre das Ausmaß der Verschiebung nachgewiesen,<br />
es fehlen jedoch entsprechende Erkenntnisse für das Weserästuar. Gezielt bearbeitet werden<br />
können derartige Fragestellungen nur über einen langen Zeitraum und mit einem hohen finanziellen<br />
Aufwand. Eine Möglichkeit der Reduzierung des Aufwandes liegt in der Auswahl von Arten mit<br />
bekannten Salinitätsansprüchen und in der Auswahl von zeitlich eingeschränkt zugelassener Besiedlung.<br />
Die Fahrrinnentonnen müssen im Rahmen der Wartung regelmäßig alle 1 – 1,5 Jahre gesäubert<br />
werden. Daher bot sich hierüber die Möglichkeit, die Fragestellung der Verschiebung der Brackwassergrenze<br />
für das Weserästuar anzugehen. Allerdings gibt es selbst unter diesen Rahmenbedingungen<br />
keine Garantie, am Ende klare Antworten zu erhalten. Auch so sind Langzeitreihen erforderlich,<br />
bevor diese Fragestellung bearbeitet werden kann.<br />
In 1993 ist die Tonnenuntersuchung im Weserästuar begonnen worden, die primär auf der Besiedlung<br />
von Balaniden (Seepocken) die jährlich gemittelte „biologische Grenze“ verschiedener Salinitätsgrenzen<br />
erfasst. Allerdings sind die ersten 2-3 Jahre wegen methodischer Schwierigkeiten nur<br />
eingeschränkt verwendbar. Bei diesen Untersuchungen werden die Tonnen an Bord des Tonnenlegers<br />
Bruno Illing genommen. Von einer Fläche von 20 x 20 cm wird die Besiedlung in 70 % Alkohol<br />
überführt und fixiert. Die Seepocken werden zur Art bestimmt und gezählt, der „Beifang“ wird mit aufgenommen.<br />
Wenn ein entsprechend hohes „N“ vorliegt, soll der Beginn der Besiedlung mit zunehmendem Salzgehalt<br />
in Relation zu den mittleren Abflüssen gesetzt werden. Die 3 Seepockenarten siedeln artspezifisch<br />
ab Salinitäten von ca. 3 ‰ (Balanus improvisus) 12-14 ‰ (B. crenatus) und 14 ‰ (Elminius<br />
modestus) (Luther 1987). In den Jahren 1997 – 1999 hat B. improvisus Besiedlungsdichten über 100<br />
Ind/m 2 ab Unterweser-km 43,5 bis 50 erreicht. Die mittleren Abflüsse liegen mit 210 – 236 m 3 /s in den<br />
Jahren 1997 – 1999 sehr eng zusammen, die Lage des Besiedlungsbeginns im Salzgradienten differierte<br />
in dieser Zeit um bis zu 7 km. Dies zeigt die Problematik und die Notwendigkeit, ein hohes N mit<br />
ausreichender Streuung zur Abdeckung der breiten natürlichen Variabilität zu erhalten, bevor<br />
Auswertungen in Richtung der Fragestellung Aussagekraft erlangen können.<br />
23
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />
Schlussfolgerungen aus Sicht des Vorhabenträgers<br />
Dipl.-Biol. Volker Steege<br />
(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
In dem Zeitraum nach dem Planfeststellungsverfahren zum 14m-Ausbau hat die Wasser- und<br />
Schifffahrtsverwaltung sowohl in der Außenweser als auch in den anderen als Schifffahrtsweg<br />
genutzten Ästuaren an der Nordseeküste eine Vielzahl von Untersuchungsprogrammen über die<br />
Auswirkungen von Baggerungen und Verklappungen auf die Besiedlung des Gewässerbodens durchgeführt:<br />
• In Ems, Jade, Weser und Elbe wurden umfangreiche Grundsatzuntersuchungen zur HABAK-WSV<br />
unter Federführung der Bundesanstalt für Gewässerkunde vorgenommen.<br />
• An der Unter- und Außenelbe findet eine Wirkungskontrolle zur letzten Elbeanpassung statt.<br />
• In Unter- und Außenweser wurde die Verklapptätigkeit durch Folgeuntersuchungen zur HABAKund<br />
HABAB-WSV in den Jahren 2000 – 2002 begleitet.<br />
Parallel dazu läuft das Ästuar-Monitoring der Bundesanstalt für Gewässerkunde.<br />
Hierdurch hat das Wissen über die Bodenbesiedlung in der Außenweser stark zugenommen, Auswirkungen<br />
von Baggerei und Verklappung können zuverlässiger beurteilt werden.<br />
Aus Sicht des Vorhabenträgers ergeben sich für den 14m-Ausbau folgende Beurteilungen:<br />
• Der Planfeststellungsbeschluss zum 14m-Ausbau hat die Auswirkungen auf die Bodenfauna zutreffend<br />
beschrieben. Die Baggerungen und Verklappungen in diesem Umfang sind als Eingriff im<br />
Sinne des Naturschutzgesetzes einzustufen, erhebliche Beeinträchtigungen der Bodenfauna wurden<br />
nachgewiesen. Die Regeneration der betroffenen Bereiche setzt unmittelbar nach dem Eingriff<br />
ein, nach 1 bis 2 Jahren ist eine wertgleiche Besiedlung wiederhergestellt, sofern nicht besondere<br />
Biotopstrukturen (langlebige Arten, Muschelbänke, Hartsubstrate) zerstört wurden. Bei<br />
nachfolgender Unterhaltung verlängert sich der Zeitraum bis zur wertgleichen Regeneration entsprechend.<br />
• Wie die Beeinträchtigungen durch die über der Prognose liegenden Unterhaltungsbaggermengen<br />
zu beurteilen sind, wird noch in der Bund-Land-Arbeitsgruppe zur Wirkungskontrolle und mit der<br />
Planfeststellungsbehörde zu klären sein. Von Seiten des <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong> wird ein Erfordernis<br />
für zusätzliche Kompensationsmaßnahmen nicht gesehen, da die vorgefundenen maßnahmebedingten<br />
Veränderungen der Besiedlungsmuster ganz überwiegend innerhalb der natürlichen Variabilität<br />
bleiben, die Intensität der Eingriffswirkungen also vergleichsweise gering einzustufen ist.<br />
24
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Veränderungen der Vegetation im Deichvorland an Unter- und Außenweser seit 1950<br />
Einführung<br />
Dipl.-Biol. Volker Steege<br />
(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Die vegetationskundlichen Untersuchungen im Deichvorland wurden nicht im Planfeststellungsbeschluss<br />
zum 14m-Ausbau angeordnet, sie wurden erst im Zuge der Umweltrisikoeinschätzung für neu<br />
beantragte Anpassungsvorhaben an Unter- und Außenweser aufgenommen. Anlass war die in der<br />
Umweltverträglichkeitsuntersuchung zum 14m-Ausbau getroffene Annahme, dass mit dem prognostizierten<br />
Anstieg des Thw eine Verdrängung der Ufervegetation in Richtung Deichvorland verbunden<br />
sein würde. Auf dieser Grundlage wurde im Landschaftspflegerischen Begleitplan der Umfang an<br />
Kompensationsflächen für Beeinträchtigungen der Vegetation bemessen. Den beteiligten Fachleuten<br />
dürfte dabei klar gewesen sein, dass sich die prognostizierten Veränderungen nicht 1:1 in der Natur<br />
wiederfinden lassen würden, sondern von weiteren Umweltfaktoren überlagert werden. Es ging vielmehr<br />
darum, ein Hilfsmaß für die Bemessung der Kompensation zu finden.<br />
Während der Bearbeitung der Umweltrisikoeinschätzungen wurde die Verdrängungs-Hypothese verstärkt<br />
hinterfragt, zumal gerade in Bereichen, in denen beim 14m-Ausbau besonders große Verluste<br />
an Schilfröhricht prognostiziert worden waren (Rechter Nebenarm und Schweiburg), Auflandungstendenzen<br />
vorherrschen und die Röhrichtbestände vom visuellen Eindruck her im letzten Jahrzehnt stabil<br />
und eher in Ausdehnung begriffen waren.<br />
Nachdem erste Auswertungen von Luftbildern und alten Stromkarten am Leuchttisch den Eindruck<br />
eines tendenziellen Vorwachsens der Röhrichte in den Nebenarmen bestärkt hatten, wurde in<br />
Zusammenarbeit zwischen dem Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong> und einer Bearbeitergruppe<br />
(Dr. Brüning, Dr. Ringot, Dipl.-Biol. Schikore) eine Methodik zur digitalen Bearbeitung von<br />
Luftbildern und Stromkarten in einem GIS entwickelt. Die Arbeitshypothese war, dass sich aufgrund<br />
des deutlichen Thw-Anstieges seit 1950 in der Unterweser und bei <strong>Bremerhaven</strong> ein Verlust von Uferröhrichten<br />
abzeichnen müsste, wenn die Verdrängungstheorie in der Natur wirksam würde.<br />
Inzwischen sind alle längeren unverbauten Uferbereiche an Unter- und Außenweser sowie die Untere<br />
Wümme soweit bearbeitet, dass erste abgesicherte Aussagen über die Vegetationsentwicklung im<br />
Zeitraum von ca. 1955 bis zum Jahr 2002 getroffen werden können. Teile der Untersuchungen wurden<br />
dabei auch an die KÜFOG (Frau Dipl.-Biol. Köhler-Loum) vergeben. Die Fertigstellung der jeweiligen<br />
Untersuchungsberichte befindet sich noch in Bearbeitung.<br />
25
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Bearbeitungsgebiete zur Entwicklung der Vegetationsbestände im Deichvorland<br />
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Digitale Aufarbeitung von Unterlagen zur Vegetationsentwicklung im Deichvorland von<br />
Unter- und Außenweser seit ca. 1950<br />
-<br />
Methodik und Ergebnisse zum Teilgebiet "Rechter Nebenarm"<br />
Dipl.-Biol. Tasso Schikore, Dr. Jean-Loup Ringot, Dr. Frank Brüning<br />
(BIOS, Osterholz-Scharmbeck, PROTEA, Bremen)<br />
Von der Bearbeitergruppe Dipl.-Biol. Schikore, Dr. Ringot und Dr. Brüning wurden folgende Teilgebiete<br />
bearbeitet:<br />
1. Rechter Nebenarm der Weser<br />
2. Unterweser Nord-Ost zwischen Sandstedt und <strong>Bremerhaven</strong><br />
3. Unterweser-Nord-West zwischen Nordenham und Brake incl. Strohauser Plate und Schweiburg<br />
4. Untere Wümme<br />
Zu Beginn des Projektes wurde die Methodik zur digitalen Bearbeitung der vorhandenen Luftbilder<br />
und Karten entwickelt.<br />
Aspekte der Luftbildinterpretation<br />
Als Datengrundlage können die in der Vergangenheit erfolgten Vegetationskartierungen nicht 1:1 verwendet<br />
werden, da diese für diesen schwer begehbaren Biotop nicht mit der erforderlichen Lagegenauigkeit<br />
und auch nicht flächendeckend vorliegen. Die gewünschten Ergebnisse sind daher nur<br />
über die Auswertung von Luftbildserien aus verschiedenen Zeiträumen zu erhalten.<br />
Je nach Art und Aufnahmedatum sind Luftbildserien mit verschiedenen Vor- und Nachteilen verbunden.<br />
Schwarz-Weiß-Luftbilder liefern z.B. nur mäßige Informationen über die Zusammensetzung der<br />
Vegetation und die Feuchtigkeit des Bodens. Da Wasser die infrarote Rückstrahlung absorbiert, ermöglichen<br />
S-W-infrarot-Bilder eine bessere Beurteilung der Bodenfeuchtigkeit. Farbbilder sind für<br />
unseren Zweck etwas besser geeignet, die Erkennung der unterschiedlichen Röhrichttypen ist damit<br />
besser möglich, die besten Ergebnisse liefern jedoch Color-Infrarot-Bilder.<br />
Flugdatum: Für die Kartierung von Röhrichtbeständen ist es vorteilhaft, dass die Röhrichtbestände<br />
sichtbar sind, d. h. dass alle Bestände schon ausgeprägt sind. Winter- und Frühjahrsbilder ermöglichen<br />
zwar Schilfbestände zu erkennen aber die Bestände von Strandsimsen, die i.d.R. niedriger sind,<br />
sind nicht mit ausreichender Sicherheit zu sehen. Darüber hinaus kann Eisgang im Winter einen Teil<br />
der Schilfbestände „abrasiert“ haben, was zu einer Unterschätzung der Bestände führen kann. Das<br />
beste Datum (der beste Zeitraum) um Röhricht mit Luftbildern zu kartieren ist zwischen Juli und Oktober.<br />
Tidestand: Um alle Bestände zu erfassen sollten die Bilder bei einem Tidestand nahe dem Tideniedrigwasser<br />
aufgenommen werden.<br />
27
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Maßstab: Der Maßstab der Aufnahmen ist auch ein wichtiger Faktor, ein Bild im Maßstab 1/5.000<br />
liefert vier mal mehr Detailgenauigkeit als ein Bild im Maßstab 1/10.000.<br />
Andere Faktoren: Die Qualität der Aufnahmen kann auch sehr unterschiedlich sein, manche Bilder<br />
sind sehr scharf und brillant andere aber unscharf und flau...<br />
LUFTBILDER SIND ABER KEINE KARTE!<br />
Was unterscheidet die Geometrie eines Luftbildes von der einer Karte?<br />
Eine Karte ist eine orthogonale Projektion der Erdoberfläche auf einem Plan (das Papier), ein Luftbild<br />
ist aber eine „Kegelperspektive“, d.h. wenn wir wohl von einem durchschnittlichen Maßstab sprechen<br />
können, hat ein Luftbild keinen durchgehenden Maßstab. Die Bereiche im Zentrum des Bildes sind<br />
größer wiedergegeben als die, die sich am Rand befinden. Das Relief des Geländes spielt auch eine<br />
Rolle; höhere Bereiche befinden sich näher am Flugzeug als tiefere und werden entsprechend größer<br />
dargestellt. Dies spielt im gebirgigen Gebieten eine große Rolle; hier im Flachland ist dieser Faktor<br />
eher zweitrangig. Man muss auch berücksichtigen, dass das Flugzeug nicht immer hundertprozentig<br />
waagerecht fliegt, was eine zusätzliche Verzerrung der Geländedarstellung auf dem Bild verursacht.<br />
Um diese Verzerrungen zu eliminieren und die Bilder kartenähnlich zu machen, müssen sie „georeferenziert“<br />
werden (s.u.).<br />
WAS KANN MANN AUF DIESEN BILDERN ERKENNEN?<br />
Schwarz-Weiß-Luftbilder:<br />
Auf diesen Bildern können normalerweise Schilfbestände ohne große Probleme erkannt werden.<br />
Mischbestände mit Hochstaudengesellschaften sind aber schwer auszugrenzen, dies gilt auch für die<br />
niedrigeren Bestände aus Strandsimsen. Die Unterscheidung von Rohrkolbenbeständen ist oft<br />
möglich. Bei den Bildern, die im Frühjahr aufgenommen wurden (April-Mai) sehen wir häufig einen<br />
„Flickenteppich“ aus neugewachsenen niedrigeren Schilfhalmen, hohen Beständen aus trockenen<br />
Halmen vom Vorjahr und Hochstauden. Das Ganze ist dann schwierig zu durchschauen und zu interpretieren.<br />
Die Interpretation als „Röhrichtbestand“ ist aber normalerweise gesichert.<br />
Color-infrarote Luftbilder:<br />
Die Interpretation von Röhrichten auf Color-infrarot-Luftbildern ist normalerweise problemlos typenspezifisch<br />
durchzuführen. Wenn der Flug in der Vegetationsperiode erfolgte, erscheinen hohe Schilfbestände<br />
in einem kräftigen Hellrot, Rohrkolbenbestände in Schokoladenbraun, Strandsimsenbestände<br />
in Rot-Orange und sind auch vom Schilf durch die übliche niedrigere Wuchshöhe gut zu<br />
unterscheiden, Bestände aus Teichsimse (Scirpus tabernaemontani) erkennt man an der Wuchsform<br />
(inselartig im Schlick dem Schilfröhricht vorgelagert) und an der dunkleren Färbung, Hochstaudengesellschaften<br />
erkennt man an der unregelmäßigen Wuchsstruktur. Sogar kleinere Röhrichtarten wie<br />
Wasserschwaden Glyceria maxima sind manchmal auch zu erkennen. Solche CIR-Bildflüge stehen<br />
aber erst ab den 1980er Jahren zur Verfügung.<br />
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Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Methodik zur digitalen Aufbereitung von Unterlagen zur Ausdehnung von Röhrichten<br />
Auf Basis der vorhandenen Originalkarten (eingemessene Stromkarten sowie Topographische Karten)<br />
wurde in einem GIS (Geo-Informations-System; i.e. ESRI ArcView 8.2) ein Projekt erstellt, in dem alle<br />
verwendeten Karten und Luftbilder als sogenannte Layer übereinander gelegt werden konnten. Nach<br />
erfolgter Entzerrung und Georeferenzierung ließen sich somit auch völlig unterschiedliche Karten und<br />
Maßstäbe deckungsgleich positionieren und für eine flächenhafte Vergleichsanalyse verwenden.<br />
Das Kartenmaterial mit den entsprechend abgegrenzten Röhrichtbereichen wurde dazu eingescannt,<br />
anschließend unter Esri ArcView 8.2 bzw. WASY WGeo 3.0a plus georeferenziert und zu einer Luftbildkarte<br />
gekachelt (Imagemosaik mit Blattschnittkatalog). Mit Hilfe der Digitalisierungstools von<br />
ArcView 3.1 (wg. höherer Performance) wurden die zuvor analog abgegrenzten Röhrichtbereiche in<br />
einem Maßstab von > 1: 1000 On-Screen flächenhaft abdigitalisiert. Z.T wurden die Abgrenzungslinien<br />
separat eingescannt, im .tif-Format gespeichert und mit Adobe Streamline zu .dxf-Dateien vektorisiert.<br />
Diese .dxf-Dateien wurden anschließend in Arcview 8.2 geladen, an die korrekte Position<br />
transformiert und dann zu den gewünschten Polygonen umgewandelt. Diese Vorgehensweise ist etwas<br />
eleganter, erfordert jedoch viele einzelne Arbeitsschritte und bringt dadurch keinen zeitlichen<br />
Vorteil.<br />
Zur Landseite wurde als Referenz die aktuelle, wasserseitige Sommerdeichlinie (gemäß DGK 5000)<br />
herangezogen. Die quantitative und sofern möglich auch qualitative Entwicklung bzw. Veränderung<br />
der Röhrichtbestände wurde dann über Flächenberechnungen in ArcView ausgewertet und bilanziert.<br />
Zusätzlich wurden in ArcView 3.1 mit Hilfe von Themenverschneidungen und -subtraktionen die Differenzflächen<br />
(Röhrichtzuwachs bzw. –verlust) ermittelt.<br />
Verwendete Geräte:<br />
• A0+ - Farbscanner: HP Designjet 815 MFP<br />
• A0-Scanner: Houston Instruments LDS 4000<br />
• A3 Farbscanner: Mustek Paragon 1200A3 Pro mit Durchlichteinheit TAA3<br />
• A3+ Drucker: Epson Stylus Photo 1290<br />
Software:<br />
• ArcView 3.1 (Digitalisierung und Flächenanalysen)<br />
• ArcView 8.1.2 (Georeferenzierungen, Layout und Druck)<br />
• Adobe Photoshop 7.0 (Bildbearbeitung)<br />
• WASY WGeo 3.0a plus (Georeferenzierungen, Luftbildkachelung, Imagekatalog)<br />
Scanverfahren:<br />
SW-Luftbilder: Eingescannt mit 256 Graustufen, Auflösung 200 dpi, Speicherung als .tif (unkomprimiert).<br />
Durch eine höhere Auflösung hätte noch genauere Detailwiedergabe erreicht werden können,<br />
aber die Dateigrößen würden sich nicht mehr praxisnah verwenden lassen (Speicherbedarf,<br />
Geschwindigkeit des Bildaufbaus, etc.). Die Helligkeit wurde etwas erhöht, um auch in den dunklen<br />
29
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Bereichen gute Scanergebnisse zu erzielen.<br />
Stromkarten: Eingescannt mit 300 dpi, interpoliert auf 500 dpi, Helligkeit etwas reduziert.<br />
CIR-Luftbilder: Eingescannt mit Durchlicht (350 dpi), Kontraste leicht erhöht und Lichtwerte optimiert<br />
(Adobe Photoshop 7.0).<br />
Georeferenzierung:<br />
Die Georeferenzierungen wurden überwiegend mit ArcView 8.2 durchgeführt. Als Referenz wurden<br />
die vom <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong> gelieferten und bereits georeferenzierten DGK5-Karten verwendet. Der<br />
mittlere RMS (Fehler) lag i.a. unter 0,2 für die Stromkarten und unter 1 bei den Luftbildern. Das Georeferenzieren<br />
der Luftbilder gestaltete sich z.T. als etwas knifflig wegen der erforderlichen Entzerrung,<br />
die zu den Seiten hin manchmal auch noch unterschiedlich ausfiel. Für eine optimale Durchführung<br />
benötigte man dann mindestens 8 (z.T. wesentlich mehr) Passpunkte.<br />
Abgrenzung der Röhrichtbereiche (quantitativ und qualitativ):<br />
Auf die Luftbilder wurden transparente Folien gelegt und mit Klebefilm befestigt. Dann wurden die<br />
Grenzen der Röhrichtbestände mit anlösender Tusche in Strichstärke 0,13 mm eingetragen und<br />
soweit es möglich war, typenspezifisch erfasst.<br />
Diese Karten, zusammen mit der Kartierung auf der glasklaren Folie wurden anschließend gescannt<br />
und die Grenzen der Kartierung per Hand nachdigitalisiert.<br />
Im GIS wurden die auf diese Weise differenzierten Röhrichtbestände flächendeckend für das Gesamtgebiet<br />
und für alle Untersuchungsjahre als Shape-Dateien (Layer) dargestellt. Auf Basis dieser<br />
Röhrichtlayer der einzelnen Untersuchungsjahre erfolgte dann die Herausarbeitung der Röhricht- und<br />
Uferveränderungen im Gesamtzeitraum.<br />
Die Erkennung der Röhrichttypen auf den CIR-Bildern (vgl. SCHNEIDER 1974) erfolgte dabei auf<br />
Grund der Erfahrung langjähriger Luftbild-Interpretationen (RINGOT 1985) und wurde anhand von<br />
Kartierungsdaten, Ortskenntnissen und Feldbegehungen der Mitarbeiter abgesichert.<br />
Erstellung der Flächenbilanzen und Darstellung der Differenzflächen<br />
Mit Hilfe der Geoverarbeitungs-Tools von ArcView 3.1 wurden die abgegrenzten Flächenbereiche der<br />
einzelnen Untersuchungsjahre miteinander verschnitten und über Themenanalyse voneinander subtrahiert.<br />
Da in dieser Untersuchung nur die uferseitigen Röhrichtveränderungen betrachtet werden<br />
sollten, wurden die Veränderungen der Grünlandbereiche (i. A. deichnahe Flächen), Gehölze sowie<br />
vegetationsfreien Flächen vernachlässigt und dementsprechend aus der Bewertung herausgenommen.<br />
30
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Ergebnisse aus dem Rechten Nebenarm<br />
• Es erfolgte über den gesamten Untersuchungszeitraum eine generelle und relativ kontinuierliche<br />
Röhrichtzunahme.<br />
• Die stärkste, absolute Zunahme der Röhrichtbestände erfolgte zwischen 1979 und 1991 in den<br />
Gebieten Nord-Westufer und Mitte-Ostufer, also in Bereichen mit bereits ausgeprägten Röhrichtgürteln.<br />
• Eine qualitative Differenzierung lässt allenfalls die Aussage zu, dass die Rohrkolbenbestände<br />
(Typha spec.) eher stagnierten während die Schilfbestände (Phragmites communis) stark zunahmen.<br />
Über die Entwicklung der weiteren Typi ließen sich wegen der anhand der SW-Luftbilder<br />
schlechten Differenzierbarkeit keine gesicherten Aussagen machen.<br />
• Im Zeitraum von 1954 bis 1979 lässt sich im Gebiet Nord (I) eine starke Verlagerung der Uferlinien<br />
und somit der betroffenen Röhrichtbestände erkennen, was durch hohe Zuwachs– als auch Verlustbeträge<br />
zahlenmäßig verdeutlicht wird. Auch im Gebiet Mitte–Ostufer (III) lässt sich ein großer<br />
Röhrichtzuwachs anhand der Differenzflächen belegen. In diesem Zeitraum traten offenbar die<br />
relativ größten Änderungen der Strömungsverhältnisse und somit stärksten Flächengewinne auf.<br />
Von 1979 bis 1991 erkennt man hingegen einen über alle Gebiete recht gleichmäßig verteilten<br />
Flächenzuwachs (fortschreitende Verlandung).<br />
• In der Summe nahmen die Röhrichtflächen im Uferbereich von 1954 bis 1979 um ca. 21,3 ha zu.<br />
Im Zeitraum 1979 bis 1991 betrug die Zunahme ca. 9,7 ha.<br />
• Die beobachteten Verlandungsprozesse lassen sich auch anhand der gemessenen Abstände der<br />
Vegetationseinheiten eindrucksvoll belegen: So sind die Ufer des Rechten Nebenarms im mittleren<br />
Bereich von 1954 bis 1991 um 35 – 60 m näher aneinander herangerückt, im Norden sogar<br />
um bis ca. 90m. In der Gesamtheit nahm der mittlere Uferabstand im Bereich der untersuchten<br />
Profile von ca. 220 m (1954) über ca. 197 m (1979) auf unter 192 m (1991) ab.<br />
• Anhand von eingearbeiteten Vermessungsprofilen des <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong> ist zu ersehen, dass in<br />
den meisten Auflandungsbereichen das Hochwachsen des Bodens "höher" erfolgt ist, als der Anstieg<br />
des Thw. Die flächigen Röhrichte standen 1956 größtenteils auf dem Höhenniveau des<br />
MThw oder darunter. 1994 standen sie häufig über dem Niveau des MThw. Da das MThw von<br />
Jahr zu Jahr sehr veränderlich ist und die funktionelle Abhängigkeit der Höhenlage der Röhrichte<br />
von den Tidehochwasserständen nicht rechnerisch beschrieben werden kann, können hier nur<br />
abgeschätzte Annahmen getroffen werden. Es kann dennoch begründet angenommen werden,<br />
dass die großen Röhrichtflächen in Relation zu einer theoretisch anzunehmenden Verdrängung<br />
durch ansteigende Thw in den 90er Jahren auf einem "sichereren" Höhenniveau standen als in<br />
den 50er Jahren.<br />
31
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Digitale Aufarbeitung von Unterlagen zur Vegetationsentwicklung im Deichvorland von Unterund<br />
Außenweser seit ca. 1950<br />
-<br />
Teilgebiete „Wurster Küste“, "Tettenser Plate“ und „Unterweser Süd-West<br />
zwischen Brake und Berne"<br />
Ursula Köhler-Loum<br />
(KÜFOG GmbH)<br />
Zur Klärung der im Rahmen der Umweltverträglichkeitsuntersuchung für den SKN –14m-Ausbau der<br />
Außenweser aufgestellten Prognose eines Rückgangs der Vegetation in den Uferbereichen durch den<br />
ausbaubedingten Anstieg des Thw wurden zur Beurteilung der Entwicklung der Außendeichsflächen<br />
in den letzten Jahrzehnten in drei Teilgebieten Vegetationsbestände in einer digitalen Luftbildbearbeitung<br />
abgegrenzt und ihre Flächenanteile bilanziert. Die analysierten Flächen erstrecken sich vom<br />
Deich bis zur wasserseitigen Grenze der höheren Vegetation. Schwerpunkt der Untersuchungen war<br />
die Flächenbilanzierung der Vegetation in den Uferbereichen.<br />
Bislang wurden Luftbilder von Anfang der Fünfziger Jahre bis Anfang der Neunziger Jahre digital<br />
bearbeitet. Zur Beurteilung der Entwicklung der Flächen wurden weitere Luftbilder betrachtet, waren<br />
aber nicht Bestandteil der digitalen Bearbeitung. In einem weiteren Bearbeitungsschritt werden Luftbilder<br />
von 2002 ausgewertet, deren Bearbeitung jedoch noch nicht abgeschlossen ist.<br />
Digitale Bearbeitung<br />
Die digitale Bearbeitung erfolgte mit den Programmen WGEO, ArcGis und ArcView. Zuerst wurden die<br />
gescannten Luftbilder georeferenziert, um die Vegetationsbestände der verschiedenen Jahrgänge<br />
digital abgrenzen zu können. Für jedes ausgewertete Jahr wurde ein Thema (Layer) angelegt und die<br />
Grenzen der verschiedenen Biotoptypen im Maßstab 1 : 1.000 digitalisiert. Anschließend wurden die<br />
Themen der verschiedenen Jahre überlagert. Mit Hilfe von Analysen und Abfragen wurden die Differenzflächen<br />
angezeigt, die in neue Themen umgewandelt wurden. Die Entwicklung bzw. Veränderung<br />
der Vegetationsbestände wurde durch Berechnung der Flächengrößen ausgewertet. Die Biotoptypen<br />
der verschiedenen Jahrgänge und der Vergleich von Landzuwachs sowie -abnahme (entsprechend<br />
veränderte Grenze der höheren Vegetation in den Uferbereichen) wurde kartografisch und tabellarisch<br />
dokumentiert.<br />
Entwicklung der Biotoptypen und Uferbereiche an der Wurster Küste (Weddewarden bis<br />
Spieka-Neufeld) von 1952/53 bis 1991<br />
Für die GIS-unterstützte Luftbildinterpretation standen Luftbilder der Jahre 1952/53, 1961, 1975, 1983<br />
und 1991 zur Verfügung. Das sich über knapp 25 km erstreckende Untersuchungsgebiet von Weddewarden<br />
bis Spieka-Neufeld wurde in 6 Teilgebiete untergliedert, die im Norden beginnend in der kartografischen<br />
und tabellarischen Darstellung sowie in der Auswertung getrennt betrachtet wurden. Die<br />
Biotoptypen wurden unterschieden in Pioniervegetation (ab Wremen als Queller-Watt ausgebildet),<br />
genutzte und ungenutzte Salzwiese, sommerbedeichtes bzw. mesophiles Grünland, Röhricht (Schilf-<br />
32
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Röhricht u. Brackwasser-Röhricht) und Sommerdeich. Priele mit einer Breite von mindestens 5 m<br />
wurden ebenfalls abgegrenzt. Bebaute Bereiche, Campingplätze, Buhnen etc. wurden ohne weitere<br />
Differenzierung als „Sonstige Biotoptypen“ dargestellt.<br />
Insgesamt hat an der Wurster Küste zwischen Weddewarden und Spieka-Neufeld von 1952/53 bis<br />
1991 ein Landzuwachs 1 von 24,5 ha stattgefunden. Damit hat sich die Außendeichsfläche in diesem<br />
Zeitraum von 766,2 ha auf 790,7 ha um 3,2% vergrößert. Dieser Zuwachs resultiert allerdings nahezu<br />
ausschließlich aus der Anlage der Lahnungsfelder bei Spieka-Neufeld im Norden des Untersuchungsgebietes,<br />
in der die Landflächen um 51,9 ha angewachsen sind. Südlich anschließend hat<br />
die Landfläche von 1952/53 bis 1991 insgesamt abgenommen. Dort ist zwar eine unterschiedliche<br />
Entwicklung der Vegetationslinie am Ufer mit Zuwachs und Abtrag festzustellen, besonders nach<br />
1975 überwiegt aber deutlich der Abtrag. Zuwachs ist fast nur dort festzustellen, wo aktive Vorlanderhaltung<br />
betrieben wurde.<br />
Zur Ufersicherung wurden Buhnen und Deckwerke eingebaut. Mit den Buhnen sollte die Sedimentation<br />
gefördert werden und so zu einer Landzunahme führen. Die Deckwerke befinden sich direkt an<br />
der Uferkante und sollen diese vor einem Landabtrag schützen ohne unmittelbaren Einfluss auf das<br />
Strömungsgeschehen zu nehmen. Die Deckwerkslänge betrug bereits 1952/53 9,5 km und hat sich in<br />
den Folgejahren auf 10,9 km in 1975, 11,7 km in 1983 und 12,1 km in 1991 um insgesamt 2,6 km in<br />
dem untersuchten Zeitraum erhöht.<br />
Entwicklung der Biotoptypen und Uferbereiche bei der Tettenser Plate von 1952 bis 1991<br />
Für die GIS-unterstützte Luftbildinterpretation standen Luftbilder der Jahre 1952, 1961/62, 1968 und<br />
1991 sowie Stromkarten von 1961/62 für das Untersuchungsgebiet zur Verfügung. Schilf-Röhricht,<br />
Strandsimsen-Röhricht und Grünland wurden differenziert, alle weiteren Biotoptypen wurden als „Sonstige<br />
Biotoptypen“ zusammengefasst.<br />
Im Zeitraum von 1952 bis 1991 ist mit einer Ausbreitung der Röhrichte im Uferbereich um 34,7 ha<br />
eine Flächenzunahme um 13,8 % zu konstatieren. Von 1952 bis 1961/62 hatte sich die Außendeichsfläche<br />
der Tettenser Plate bedingt durch die weserseitige Ausbreitung des Röhrichts um 25,6 ha vergrößert.<br />
Bei weiterer Ausbreitung des Röhrichts hatte die Landfläche im Außendeich bis 1968 um<br />
weitere 3,1 ha, damit insgesamt um 28,7 ha seit 1952, zugenommen. Der Trend des Vorrückens der<br />
Uferlinie hat sich von 1968 bis 1991 nicht in gleicher Weise fortgesetzt wie in den Jahren zuvor. In<br />
diesem Zeitraum betrug der Zuwachs der Landflächen nur noch ca. 6 ha. Während sich von 1952 bis<br />
1968 der Schwerpunkt der Landzunahme östlich des Damms zu Langlütjen I befand, dominierten von<br />
1968 bis 1991 die Zuwachsbereiche im Westen des Untersuchungsgebietes. Von 1968 bis 1991<br />
überwogen östlich des Damms Erosionsbereiche. Von 1991 bis 2002 (noch in Bearbeitung) ist eine<br />
Trendumkehr festzustellen, die bereits 1997 zu erkennen ist, die Vegetationslinie am Ufer ist in diesem<br />
Zeitraum zurückgewichen.<br />
Vermutlich infolge von Geländeerhöhung hat das Schilf in den Uferbereichen das Strandsimsen-<br />
1 Als "Landfläche" wird hier die gesamte Vorlandfläche bis zur Vegetationsgrenze zum Watt definiert.<br />
33
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Röhricht verdrängt. Entsprechend ist beim Strandsimsen-Röhricht von 1968 bis 1991 ein starker<br />
Rückgang von 28,2 ha zu verzeichnen. Diese Zahl könnte überschätzt sein, da die Trennung von<br />
Schilf und Strandsimsen auf den Bildern von 1968 mit gewissen Unsicherheiten behaftet ist. Der Vergleich<br />
von 1991 und 2002 zeigt jedoch deutlich, dass sich dieser Trend fortgesetzt hat. Das Strandsimsen-Röhricht<br />
bildete 2002 nur noch einen z.T. schmalen Saum vor dem Schilf-Röhricht aus.<br />
Ausgenommen von dem kontinuierlichen Trend der Landflächenzunahme im Zeitraum 1952 bis 1991<br />
ist das Langlütjen II vorgelagerte Röhricht. Von 1952 bis 1991 hat sich die Landfläche hier um 5,4 ha<br />
verringert. An dieser, ca. 2,5 km vom Ufer entfernt gelegenen Insel hat sich die Uferlinie kontinuierlich<br />
zurückgezogen, was auf die größere Strömungsdynamik in der näheren Lage zur Flutrinne und/oder<br />
dem Anstieg des mittleren Tidehochwassers zurückzuführen sein kann. Das Röhricht steht dort auf<br />
künstlichen Standorten (Bauschutt bzw. Mole), die nicht mehr unterhalten werden und daher der Erosion<br />
unterliegen.<br />
Entwicklung der Biotoptypen und Uferbereiche an der Unterweser Süd-West (Motzen bis Brake)<br />
von 1954 bis 1994<br />
Für die GIS-unterstützte Luftbildinterpretation standen Luftbilder der Jahre 1954, 1972, 1986 und 1994<br />
sowie Stromkarten von 1953 für das Untersuchungsgebiet zur Verfügung. Die Biotoptypen wurden<br />
unterschieden in Röhricht (Schilf-Röhricht u. Brackwasser-Röhricht), Grünland, Ruderalfluren incl.<br />
Hochstaudenfluren, Gehölze, Sandflächen bzw. Sandufer, Nebenarme und Teiche. Priele und Gräben<br />
ab 5 m Breite wurden ebenfalls abgegrenzt. Bebaute Bereiche (Campingplätze, Schiffswerften,<br />
Fähranleger, Buhnen etc.) wurden ohne weitere Differenzierung als „Sonstige Biotoptypen“ dargestellt.<br />
Auf dem Warflether Sand wurde außerdem Sand-Magerrasen abgegrenzt. Um Ufervorspülungen<br />
und Baumaßnahmen sowie die unterschiedlichen Strömungsexpositionen an der Weser<br />
und ihren Nebenarmen einbeziehen zu können, wurde das Untersuchungsgebiet für die Bilanzierung<br />
in verschiedene Teilgebiete untergliedert. In den wenigen nicht durch Baumaßnahmen beeinträchtigten<br />
Bereichen in den Nebenarmen der Weser hat sich die Landfläche von 1954 bis 1991 durch das<br />
Vordringen der Röhrichtbestände vergrößert. In den übrigen Bereichen hat sich die Vegetationsfläche<br />
in den Uferbereichen verringert.<br />
Zwischen 1954 und 1986 hat in diesem Untersuchungsgebiet mit einem Rückgang von 58,1 ha insgesamt<br />
eine Landabnahme um 8,94 % stattgefunden. Von 1986 bis 1994 bekam diese Entwicklung<br />
mit einer Landzunahme um 14,1 ha eine Wende. Für die Abnahme der Landfläche im Außendeich<br />
zwischen 1954 und 1986 sind vor allem bauliche Maßnahmen verantwortlich. Der Rückgang der<br />
Vegetation in den Uferbereichen entlang der Weser ist in erster Linie auf massive Sandvorspülungen<br />
zurückzuführen. Mit ihnen sollte Uferabbrüchen an der Weser entgegen gewirkt werden, ausserdem<br />
wurde Material aus der Unterhaltungsbaggerei untergebracht. Die Vegetationsgrenze wurde damit<br />
zwar vorübergehend landwärts verschoben, jedoch wurden die hochliegenden Bereiche von den angrenzenden<br />
Vegetationsbeständen ausgehend schon nach wenigen Jahren von Pionierarten, insbesondere<br />
der Trockenrasen und Ruderalfluren, neu besiedelt. Durch allmähliche Abtragung des vorgespülten<br />
Sandes hat in einigen Bereichen wie z.B. auf der Südspitze des Elsflether Sandes und am<br />
Weserufer der Weserdeicher Sände eine erneute Röhrichtansiedlung stattgefunden. Neben den<br />
34
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Sandvorspülungen haben verschiedene Bauvorhaben zu einem Rückgang der wasserseitigen Vegetationsgrenze<br />
geführt. Durch die Errichtung des Sperrwerkes an der Huntemündung, den Bau eines<br />
Sportboothafens sowie die Ausbaggerung des Warflether Arms erfolgte ein direkter Flächenverlust.<br />
Mit der Errichtung von Campingplätzen und Ausflugslokalen sowie einer Schiffswerft ist eine deutliche<br />
Zunahme der Sonstigen Biotoptypen von 5,8 ha auf 31,6 ha von 1954 bis 1994 zu verzeichnen, die zu<br />
einem Rückgang der natürlichen Vegetation geführt hat.<br />
Zusammenfassung und Diskussion<br />
Der prognostizierte Rückzug der Ufervegetation als Antwort auf die Amplitudenerhöhung der Tide<br />
lässt sich mit den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchungen nicht generell bestätigen. Die<br />
Entwicklung der Uferbereiche hat sich in den drei Bearbeitungsgebieten sehr unterschiedlich vollzogen.<br />
Am deutlichsten zeigt sich ein Vorrücken der Uferlinie bedingt durch Vegetationszuwächse auf der<br />
Tettenser Plate im Zeitraum bis 1991. An dem, in weiterer Entfernung vom Ufer gelegenen Langlütjen<br />
II ist dagegen eine Abnahme des Röhrichts im Uferbereich zu verbuchen. Der hier seit 1952 zu beobachtende<br />
Rückgang des Röhrichts steht jedoch wahrscheinlich nicht in unmittelbarem Zusammenhang<br />
mit der Vertiefung der Weser. Zur Beurteilung dieser Entwicklung müssten weitere Unterlagen<br />
herangezogen werden.<br />
An der Wurster Küste hat bis 1991 lediglich im Norden eine Ausbreitung der Vegetation zur Außenweser<br />
hin stattgefunden. Über weite Strecken ist das Vorland an der Wurster Küste sehr schmal. Um<br />
Flächenverluste zu vermeiden, wurden bereits vor 1952/53 ausgedehnte Deckwerke errichtet. Damit<br />
ist die Dynamik in diesem Uferbereich eingeschränkt. Bei Unterhaltung der Deckwerke wird ein<br />
Flächenabtrag unterbunden.<br />
Für den untersuchten Flussabschnitt von Brake bis Motzen sind in den nicht durch Baumaßnahmen<br />
gestörten Bereichen an den Nebenarmen Uferzuwächse festzustellen. Entlang der Weser werden<br />
mögliche Auswirkungen des ausbaubedingten Anstiegs des Thws von den verschiedenen Bauvorhaben<br />
und Sandvorspülungen überlagert. Erst nach Beendigung dieser Maßnahmen ist mit den Luftbildern<br />
ab 1986 eine Beurteilung der Wasserstandsveränderungen auf die Uferbereiche entlang der<br />
Weser und z.T. auch der Nebenarme möglich. In den Vorspülbereichen am Weserufer hat sich die<br />
Vegetation nach 1986 wasserseitig ausgebreitet. Nach einer ersten Durchsicht von Luftbildern aus<br />
dem Jahr 2002 scheint dieser Trend in den meisten Bereichen angehalten zu haben.<br />
35
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
Zusammenfassung<br />
"Veränderungen der Vegetation im Deichvorland an Unter- und Außenweser seit 1950"<br />
Dipl.-Biol. Volker Steege<br />
(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Die hier vorgestellten Luftbildauswertungen sind noch nicht abschließend bearbeitet, die Überlagerung<br />
mit den Ergebnissen einer Luftbildbefliegung aus dem Juli 2002 steht noch aus. Es lassen sich aber<br />
bereits jetzt folgende Entwicklungstrends fachlich abgesichert beschreiben:<br />
• Entlang der Ufer der Unterweser gibt es einen alternierenden Wechsel von Verlust und Zuwachs<br />
an Ufervegetation, in der Summe überwiegt aber der Zuwachs. Bis Juli 2002, also etwa 3,5 Jahre<br />
nach Fertigstellung der neuen Fahrrinnentiefe in der Außenweser, zeichnet sich keine Trendumkehr<br />
ab. Ein generelles Zurückweichen der Vegetationslinie am Ufer findet trotz jahrzehntelangem<br />
Anstieg des Thw nicht statt. In Erosionsbereichen wird die Vegetationsfläche durch Strandvorspülungen<br />
und Buhnenbauten erhalten. Im Brackwasserbereich dehnt sich das Schilfröhricht tendenziell<br />
in die vorgelagerten Strandsimsenbestände hinein aus.<br />
• In den Nebenarmen der Unterweser (Rechter Nebenarm, Schweiburg, Westergate) überwiegt<br />
das Vordringen der Röhrichte sehr deutlich. Damit ist in diesen Bereichen, die maßgeblich zur<br />
Kompensationsbemessung beigetragen haben, eine gegenläufige Entwicklung zur Prognose der<br />
Umweltverträglichkeitsuntersuchung festzustellen.<br />
Die Summe der kartierten Röhrichtflächen entlang der Unterweser und ihrer Nebenarme hat von Anfang<br />
der 50er Jahre bis Anfang der 90er Jahre von ca. 800 ha auf ca. 900 ha zugenommen.<br />
• An der Außenweser sind auf Ost- und Westseite unterschiedliche Entwicklungstrends festzustellen.<br />
Während im Osten an der windexponierten Wurster Küste generell ein Zurückweichen der<br />
Ufervegetation und ein zunehmender Verbau des natürlichen Uferüberganges zum Watt stattfindet,<br />
hat sich im Westen die Ufervegetation an der Tettenser und Blexer Plate bis Anfang der 90er<br />
Jahre ausgedehnt. Seitdem hat allerdings auch hier eine zurückweichende Tendenz eingesetzt.<br />
• Im Bereich der Unteren Wümme dominiert in der Bilanz eindeutig das Zurückweichen der Ufervegetation.<br />
Viele Uferabschnitte verhalten sich stabil, es gibt aber streckenweise Abträge in einer<br />
Größenordnung bis ca. max. 10 m Richtung Deichvorland. Von 1962 bis 1988 sind hier insgesamt<br />
ca. 7 ha verloren gegangen – zum Vergleich: als Auswirkung des 14m-Ausbaus wurden für die<br />
Untere Wümme im LBP etwa 4 ha Verlust prognostiziert. Die Verluste sind ganz überwiegend in<br />
den mittleren und westlichen Bereichen zu finden, während im Osten bei Borgfeld der Uferverlauf<br />
vergleichsweise konstant geblieben ist.<br />
Schlußfolgerungen:<br />
• Inwieweit die Vegetationsverluste entlang der Außenweser durch die Fahrrinnenausbauten der<br />
Vergangenheit bedingt sein können, entzieht sich einer fachlich abgesicherten Beurteilung. Sicher<br />
ist, dass weitere Faktoren wie der Meeresspiegelanstieg und die Windverhältnisse einen großen<br />
Einfluss haben.<br />
36
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />
• Im Bereich der Unterweser und ihrer Nebenarme ist das Wirksamwerden der "Verdrängungsprognose"<br />
der Umweltverträglichkeitsuntersuchung aufgrund der vorliegenden Ergebnisse in Frage<br />
zu stellen.<br />
• Die Verluste an Ufervegetation entlang der Unteren Wümme lassen sich plausibel zumindest<br />
anteilig auf den verstärkten Tidehub und die erhöhten Strömungsgeschwindigkeiten infolge der<br />
Fahrrinnenausbauten in Unter- und Außenweser zurückführen, der mäandrierende Flußschlauch<br />
wird stetig aufgeweitet.<br />
37
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Umsetzung und Funktionskontrolle der Kompensationsmaßnahmen<br />
Einführung, Überblick über die Kompensationsmaßnahmen<br />
Dipl.-Biol. Volker Steege<br />
(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Erhebliche oder nachhaltige Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes als Folge des 14m-Ausbaus<br />
werden durch eine Reihe von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert. Die vorgesehenen<br />
Ausgleichsmaßnahmen umfassen eine Fläche von insgesamt etwa 165 ha. Sie erfüllen die Anforderungen<br />
• sich an den beeinträchtigten Werten und Funktionen des Naturhaushaltes zu orientieren,<br />
• in Nähe zum Eingriffsort ausgeführt zu werden,<br />
• die beeinträchtigten Werte und Funktionen in überschaubaren Planungszeiträumen wieder herzustellen.<br />
So wurden einzelne Maßnahmen an jedem betroffenen Abschnitt des Weser-Ästuars angelegt: im<br />
marinen Bereich, in der Brackwasserzone und im limnischen Bereich der Unterweser sowie in den<br />
Nebenflüssen.<br />
Abb. 1: Kompensationsflächen zum 14m-Ausbau der Außenweser<br />
38
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Die bauliche Umsetzung der Maßnahmen erfolgte gemäß einem mit dem Planfeststellungsbeschluss<br />
vorgelegten Bauzeitenplan in den Jahren 1998 – 2002. Die landschaftspflegerische Ausführungsplanung<br />
und die bautechnische Planung sowie die Auftragsvergabe wurde dabei von eigenem Fachpersonal<br />
der Wasser- und Schifffahrtsämter <strong>Bremerhaven</strong> und Bremen vorgenommen.<br />
Die Natur ist nicht exakt vorhersagbar und planbar. Um sicherzugehen, dass die jeweiligen Entwicklungsziele<br />
der Kompensationsmaßnahmen auch erreicht werden, wurden im Planfeststellungsbeschluss<br />
Untersuchungen zur Funktionskontrolle angeordnet. Besiedlungsmuster ausgewählter<br />
biologischer Gruppen (z.B. Vegetation, Wiesenvögel, Gewässerfauna) werden dokumentiert:<br />
• am Beginn<br />
• nach 3 - 5 Jahren<br />
• z.T. auch nach 10 Jahren<br />
Für verdichtete Fragestellungen werden z.T. auch in dazwischenliegenden Jahren Erhebungen vorgenommen.<br />
Außerdem werden alle Flächen mehrmals im Jahr durch Fachpersonal des <strong>WSA</strong><br />
<strong>Bremerhaven</strong> beobachtet. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass alle Maßnahmen nach<br />
spätestens 10 Jahren den angestrebten Zustand erreicht haben.<br />
Inzwischen liegen Ergebnisse zu den ersten Funktionskontrollen von allen untersuchten Kompensationsflächen<br />
vor, eine Auswahl davon wird im nächsten Vortragsblock vorgestellt. Der Schwerpunkt<br />
liegt dabei auf den beiden größten Maßnahmen, der „Kleinensieler Plate“ und dem „Rönnebecker<br />
Sand“. Als Beispiel für eine kleinere Maßnahme wird auch auf die Fläche „Hunteufer“ eingegangen.<br />
Die beiden erstgenannten Maßnahmen bestehen jeweils aus einer Flachwasserzone, umgeben von<br />
einem Gürtel mit Ufervegetation und einer „Pufferzone“ mit extensiver Grünlandnutzung sowie<br />
zusätzlichen Sukzessionsflächen.<br />
Abb. 2: Prinzipskizze Flachwasserzone "Kleinensieler Plate"<br />
39
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Die Flachwasserzonen sind mit Überlaufschwellen an die Unterweser bzw. deren Nebenarme angebunden.<br />
Die Überlaufschwellen verhindern ein Leerlaufen der Gewässer in der Niedrigwasserphase,<br />
so dass ein dauerhafter Wasserkörper als Rückzugsraum für die aquatische Fauna verbleibt. Die<br />
Flachwasserzonen, mit hohem Kostenaufwand angelegt, bilden das funktionelle Kernstück der Kompensation<br />
zum 14m-Ausbau. Sie sollen Ausgleich für negative Auswirkungen des Ausbauvorhabens<br />
auf die Gewässerfauna der Unterweser leisten, die durch die verstärkte Tidedynamik unruhigeren<br />
Lebensbedingungen ausgesetzt ist.<br />
40
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Aquatische Fauna Flachwasserzone "Kleinensieler Plate"<br />
Dipl.-Biol. Jürgen Lange, Dr. Michael Schirmer<br />
(Universität Bremen)<br />
Die Flachwasserzone auf der Kleinensieler Plate wird von allen untersuchten Tiergruppen besiedelt.<br />
Die Schwebegarnele, Zuckmückenlarven, die Flunder, die Strandgrundel und die Wollhandkrabbe<br />
nutzen diesen neu geschaffenen Lebensraum intensiv als Nahrungs- und Ruheraum. Bei Phytoplankton<br />
und Zooplankton konnten sogar eigenständige Populationsentwicklungen festgestellt werden,<br />
die eine beginnende Etablierung von der Unterweser darstellen. Dies gilt auch für sämtliche in<br />
der Flachwasserzone festgestellten Insekten (Chironomidae, Tipulidae, Corixidae, Trichoptera), die in<br />
der Unterweser quantitativ fehlen.<br />
Für die übrigen Taxa bleibt über den Untersuchungszeitraum allerdings eine eigenständige Entwicklung<br />
der Flachwasserzone gegenüber der Unterweser weitgehend aus. Mit wenigen Ausnahmen können<br />
im Hauptstrom dabei trotz geringerer Beprobungsdichte die gleichen Artengemeinschaften in z. T.<br />
höheren Individuendichten erfasst werden. Insofern gelingt es bislang nicht, einer speziellen, zumindest<br />
zeitweilig auf strömungsberuhigte Seitenbereiche angewiesenen Fauna dauerhaften Lebensraum<br />
in der Flachwasserzone zu bieten. Das ist in diesem Flussabschnitt mit seinen natürlichen, teilweise<br />
extremen Schwankungen der abiotischen Bedingungen (insbesondere Salzgehalt) allerdings<br />
auch kaum möglich. Dieser Bereich wird immer von Extremereignissen geprägt sein und deshalb<br />
wiederkehrend von absterbenden oder abwandernden Biozönosen. Das muss als natürlicher Bestandteil<br />
dieses Lebensraumes hingenommen werden. Eine Folge dessen ist ein permanenter Pionierstatus<br />
in der Flachwasserzone, die vielen Taxa gerade deswegen stets neu zur Besiedlung zur<br />
Verfügung steht. Insofern ist der Kreis der potenziell von dieser neu geschaffenen Struktur profitierenden<br />
Arten größer als bei Maßnahmen mit konstanteren Bedingungen.<br />
Ziel dieser Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme ist es laut landschaftspflegerischem Begleitplan, verloren<br />
gehende Röhricht- und Wasserwechselzonen gezielt im Brackwasserbereich zu ersetzen und für<br />
die Unterweserfauna naturraumtypische Habitate zu schaffen. Diesem Anspruch wird die Flachwasserzone<br />
in vollem Umfang gerecht.<br />
Für die Endofauna muss angenommen werden, dass der starke Schlickfall und die nahezu flächendeckend<br />
instabilen Verhältnisse des Sohlsubstrates (BUTHMANN, 2002 und eigene Beobachtungen)<br />
ein Ausschlusskriterium für die Ausprägung von individuen- und artenreicheren Populationen sind.<br />
Gerade eine hochproduktive Bodenfauna im Bereich der Watten hat eine große Bedeutung für den<br />
Stoffumsatz im gesamten Ästuar, für die Förderung des aeroben Abbaus und der Nährstoffakkumulation.<br />
Sie setzt dabei sehr große Substratmengen um (WACHS, 1967) und ist somit auch mitverantwortlich<br />
für Reifungsprozesse des Bodens. Daneben ist sie Nahrungsgrundlage für viele Vertreter der<br />
Ichthyo- und Avifauna, die mit der Tide abwechselnd die sedimentbewohnenden Oligochaeten bejagen<br />
(McLusky, 1971). Insofern wäre die Entwicklung einer umfangreicheren Endofauna in der<br />
Flachwasserzone sehr wünschenswert. Es bleibt abzuwarten, in welchem Zustand die Sedimenta<br />
41
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
tions- und Erosionsprozesse ein Gleichgewicht finden werden. Sicher ist, dass die Fläche des Eulitorals<br />
zunimmt und die ein- und ausströmende Wassermenge abnimmt. Damit verbessern sich sukzessive<br />
die Bedingungen für die Sedimentbewohner.<br />
Die Fischfauna setzt sich im wesentlichen aus Wanderarten zusammen, die die Flachwasserzone<br />
temporär als Aufenthalts- und Nahrungsrevier in Anspruch nehmen. Den standorttreueren Unterweserarten<br />
gelingt es offensichtlich nicht, sich dauerhaft in dem Gewässer einzustellen. Das ist im<br />
Prinzip mit dem schwankenden Salzgehalt erklärbar, der in seinen Extrema (gemessene Extrema:<br />
11.000 µS/cm, 10.07.2002, BIERSCHENK & BIERSCHENK, mdl. Mitt. sowie 660 µS/cm am<br />
22.07.2002, eigene Messung) weder für marine noch für limnische Arten tolerierbar sind. Aber auch<br />
extrem euryhaline Arten wie Aal und Kaulbarsch kommen nur sehr spärlich bzw. überhaupt nicht vor.<br />
Diesen Mangel müssen zusätzliche strukturelle Defizite erklären, die im völligen Fehlen von Unterständen,<br />
Verstecken, Laichsubstraten und z. T. auch ausreichenden Wassertiefen gesehen werden<br />
können.<br />
BUTHMANN (2002) stellte bei Strömungs- und Trübungsmessungen auf den Überlaufschwellen<br />
bereits während der nur zwei- bis dreistündigen bidirektionalen Überströmereignisse eine Abnahme<br />
der Trübung von im Mittel 256 NTU im einströmenden auf 21 NTU im ausströmenden Wasser fest. Er<br />
konstatiert den Verbleib von 60 – 70 % der eingebrachten Schwebstofffrachten in der Flachwasserzone.<br />
Während der folgenden bis zu zehnstündigen Einstauphase sinkt die Trübung im Dauerwasserkörper<br />
durch Absedimentation der Schwebstoffe noch weiter. Fischräuber nutzen offensichtlich<br />
diese vor allem während der Einstauphase gegenüber der angrenzenden Weser besseren<br />
Sichtbedingungen unter Wasser für ihre Jagd. So sehen sich die Fische in der Flachwasserzone dem<br />
verstärkten Verfolgungsdruck der zwar spärlich, aber stetig dort verweilenden Reiher, Taucher und<br />
Kormorane ausgesetzt. Im seinem momentanen Zustand profitieren also offensichtlich in erster Linie<br />
die Konsumenten von diesem Lebensraum. Sie finden hier gute Sichtbedingungen in einem ruhigen<br />
Gewässer ohne Verstecke.<br />
Die schwächere Trübung wirkt sich allerdings positiv auf das Phytoplankton aus, das in dieser Untersuchung<br />
zwar keine Berücksichtigung fand, dessen Präsenz und Vitalität aber dennoch registriert<br />
werden konnte. So fanden sich teilweise große Mengen Kieselalgen als Beifang in den Zooplanktonproben.<br />
Darüber hinaus deuten die mit Ausnahme des stark verregneten Julis festgestellten erhöhten<br />
pH-Werte und Sauerstoffsättigungen seit der Mai-Probenahme auf die rege Photosynthesetätigkeit<br />
der Kieselalgen hin.<br />
Der Sauerstoffeintrag in das Wasser, der auch im Winter über die günstigen physikalischen Eintragsbedingungen<br />
für Luftsauerstoff funktioniert, stellt eine der positiven Einflüsse von Flachwasserzonen<br />
auf das jeweilige Hauptgewässer dar. Auch wenn die tiderhythmisch zwischen Flachwaserzone<br />
und Unterweser ausgetauschten Wassermengen im Vergleich zum Wasserkörper des Hauptstromes<br />
verschwindend gering erscheinen, so ist doch gerade hier in der beginnenden Trübungswolke, wo<br />
zehrende Abbauprozesse des öfteren zu Sauerstoffmangelsituationen führen (z. B. SCHUCHARDT,<br />
1995 und auch eigene Messungen, siehe Abb. 3.2), jeder sauerstoffeintragende Prozess hochwillkommen.<br />
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Im Überblick über die während dieser Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse kann der Flachwasserzone<br />
auf der Kleinensieler Plate im momentanen Zustand zwar bezüglich der Diversität oder<br />
der Dominanzstrukturen ihrer aquatischen Biozönose gegenüber der Unterweser kein gesonderter<br />
Status zugeordnet werden, doch stellt sie eine begrüßenswerte Erweiterung des Lebensraumes dar.<br />
So zeigen sich im Bereich des Phyto- und Zooplanktons erste Ansätze einer eigenständigen Entwicklung,<br />
die allerdings konterkariert werden durch die mangelnde Besiedlung des Gewässers durch<br />
Endo- und Ichthyofauna. Wenn die Biozönose Zeit zur Reifung und Erreichung späterer Sukzessionsstadien<br />
erhält, ist mit einer Diversifizierung und auch mit eigenständigen Entwicklungen gegenüber<br />
der Unterweser zu rechnen.<br />
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Vegetation "Kleinensieler Plate", Brutvögel "Kleinensieler Plate" und "Rönnebecker Sand"<br />
Dipl.-Biol. Volker Moritz u. Dipl.-Biol. Martina Peters<br />
(MORITZ-UMWELTPLANUNG)<br />
Im Jahr 2001 wurden Vegetation und Brutvogelfauna im Bereich der Kompensationsmaßnahme<br />
"Kleinensieler Plate" untersucht. Diese Bestandsaufnahme sollte den Zustand der Fläche kurz nach<br />
der baulichen Fertigstellung beschreiben. Vegetationskundlich wurden auf der 59 ha großen Kompensationsfläche<br />
11 verschiedene Kartiereinheiten ermittelt. Vier Haupttypen wurden differenziert: 1.<br />
Grünland-bereiche (Molinio-Arrhenatheretea-Basalgesellschaft), 2. Sukzessionsflächen (Stellarietea<br />
mediae-Basalgesellschaft), 3. Brackwasservegetation (drei Pflanzengesellschaften: u. a. Gifthahnenfuß-Gesellschaft)<br />
und 4. sonstige Vegetation (Phragmites australis-Phalaris arundinacea-<br />
Gesellschaft). Die Sukzessionsflächen waren vor allem durch Kamille-Arten und andere, meist annuelle<br />
Arten aus der Klasse Stellarietea mediae (Ackerwildkrautgesellschaften und ruderale Einjährigen-Gesellschaften)<br />
und den entsprechenden Untereinheiten gekennzeichnet. Die Gifthahnenfuß-<br />
Gesellschaft als eine Initialgesellschaft offener Schlammböden nahm große Bereiche der Flachwasserzone<br />
ein. Die Grünlandflächen im Gebiet wurden ausschließlich als Mähgrünland genutzt. Im<br />
Uferbereich der Flachwasserzone hatten sich bereits Initialstadien des Brackwasserröhrichts entwickelt.<br />
In der Flachwasserzone wurde ein Exemplar des Echten Löffelkrauts (Cochlearia officinalis) gefunden.<br />
Die Art wird in der Roten Liste für Niedersachsen in der Gefährdungskategorie 1 („vom Aussterben<br />
bedroht“) geführt.<br />
Das Brutvogelartenspektrum auf der Kompensationsfläche und auf Vergleichsflächen umfasste 23<br />
Arten, vornehmlich Wat- und Wiesenvögel sowie Röhrichtbrüter. Die untersuchten Flächen waren als<br />
national bedeutendes Vogelbrutgebiet einzustufen, wobei den Brutbeständen von Uferschnepfe (7<br />
Brutpaare), Rotschenkel (10 Brutpaare) und Schilfrohrsänger (5 Brutpaare) eine besonders hohe Bedeutung<br />
zukam. Als Brutvogel offener Sandflächen und Böden nistete der Säbelschnäbler mit 23<br />
Brutpaaren. Es konnte beobachtet werden, dass auf den Grünlandflächen (= Kompensationsflächen)<br />
die meisten Wiesenbrüter erfolgreich Junge aufgezogen haben. Die entsprechenden Flächen waren<br />
zur Aufzuchtszeit der Jungen nicht gemäht und boten somit Alten und Jungen guten Sichtschutz und<br />
Versteckmöglichkeiten.<br />
Während der Brutvogelerfassungen wurden auch anwesende Gastvögel mitkartiert: insgesamt 49<br />
Arten wurden erfasst, darunter viele mit besonderer Bindung an die Flachwasserzone (= Wasser- u.<br />
Watvögel).<br />
Zusammenfassend zeigte sich, dass die neu geschaffene Flachwasserzone auf der Kleinensieler<br />
Plate und die umgebenden Herrichtungsflächen sehr gut von Brut- und Gastvögeln angenommen<br />
wurden und im Verlauf der weiteren Gebietsentwicklung mit der Neuansiedlung vor allem von<br />
Wasservogelarten und Röhrichtbrütern gerechnet werden kann.<br />
44
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Auf dem weiter südlich in der Weser bei Berne (Landkreis Wesermarsch) gelegenen "Rönnebecker<br />
Sand" wurden im Jahr 2003 auf der 37 ha großen Kompensationsfläche und 18 ha großen Referenzflächen<br />
die Brut- und Gastvogelbestände erfasst. Das Artenspektrum umfasste 28 Brutvogelarten und<br />
42 Gastvogelarten (Frühjahrs- bzw. Frühsommerbestände). Die Brutvogelarten verteilten sich hauptsächlich<br />
auf die ökologischen Gilden „Wasservögel“ (Enten) und „Watvögel“ (Limikolen). Herausragend<br />
war ein Brutnachweis der in Niedersachsen vom Aussterben bedrohten Grauammer durch<br />
Futter tragende Altvögel. Die untersuchten Flächen hatten als Vogelbrutgebiet eine landesweite Bedeutung.<br />
Für Brandgans (2 Paare: 7+4 Junge), Schnatterente (1 Brutpaar: 8 Junge), Krickente (1 Brutpaar:<br />
4 Junge), Löffelente (1 Brutpaar: 2 Junge) und die Wachtel (1 Brutpaar: 7 Junge) gelangen Beobachtungen<br />
zum Bruterfolg. Kiebitze (3 Brutpaare) dagegen brüteten vermutlich nicht erfolgreich.<br />
Insgesamt waren die neu angelegten, strukturreichen und verschiedene Lebensraumtypen repräsentierenden<br />
Kompensationsflächen auch auf dem Rönnebecker Sand für die Vogelwelt sehr attraktiv.<br />
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Kompensationsmaßnahme "Rönnebecker Sand"<br />
-<br />
Pflanzensoziologische und floristische Untersuchung<br />
Dr. Hans-Gerhard Kulp<br />
(BIOS)<br />
Im Rahmen des SKN –14m Ausbaus der Außenweser wurde auf den „Weserdeicher Sänden“ bei<br />
Unterweser-km 26 bis 28,5 auf einem ehemaligen Spülfeld - dem Rönnebecker Sand (37 ha) -<br />
2001/2002 eine Kompensationsmaßnahme umgesetzt. Ziel der Maßnahme ist der Ausgleich für erhebliche<br />
Beeinträchtigungen der Vegetation, Avifauna und Gewässerfauna im limnischen Bereich<br />
• durch Anlage einer Flachwasserzone mit Anschluss an tiderhythmische Wasserstandsänderungen<br />
mit einer Überlaufschwelle zur Westergate,<br />
• durch die Entwicklung von Röhrichtgesellschaften<br />
• und einer Pufferzone mit extensiver Grünlandnutzung sowie Sukzessionsflächen.<br />
Die Flachwasserzone wurde mit einer Fläche von 7,5 ha Dauerwasserfläche angelegt. Der Aushub<br />
wurde zum Teil auf den Elsflether Sand gespült und zum anderen am Weserstrand eingebaut. Ein<br />
nicht deichfähiges Bodengemisch aus Sand und Klei wurde am östlichen Ende der Flachwasserzone<br />
als Hügel mit der Funktion eines Trockenstandortes („Rönnebecker Düne“) aufgefahren.<br />
Ein Jahr nach Umsetzung der Maßnahme wurde im Rahmen von zwei Begehungen im Juni und Juli<br />
die Vegetation aufgenommen und der Bestand pflanzensoziologisch klassifiziert. Die Vorkommen von<br />
gefährdeten Arten und Zielarten wurden erfasst.<br />
Ergebnisse<br />
Die Bestandsaufnahme dokumentiert ein junges Sukzessionsstadium nach Herrichtung der Kompensationsfläche.<br />
Die meisten Biotoptypen sind erwartungsgemäß noch nicht „ausgereift“ und noch<br />
durchsetzt mit Störzeigern oder gesellschaftsfremden Elementen, die im Zuge der weiteren Entwicklung<br />
verdrängt werden.<br />
In der Wasserwechselzone des neu angelegten Tidegewässers hat sich als Pionierstadium eine<br />
Schlammufergesellschaft angesiedelt, die vornehmlich aus konkurrenzschwachen Arten besteht. Besonders<br />
hervorzuheben ist das Schlammkraut, das im Bremer Raum außerordentlich selten ist. Die<br />
Schlammufergesellschaft ist damit auch als Pionierstadium wertvoll. Sie weist aber schon alle potentiell<br />
dominanzfähigen Röhrichtgräser und auentypische Weidenarten auf, die in der weiteren Sukzession<br />
zur Vorherrschaft gelangen und sie vollständig verdrängen können.<br />
Der tidebeeinflusste Röhrichtkomplex aus Schilf, Rohrkolben, Meer-Strandsimse, Salz-Teichsimse,<br />
Dreikant-Simse, und vegetationsfreiem Watt an der Westergate ist insgesamt als sehr wertvoll anzusehen.<br />
46
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Besonders hervorzuheben ist das Vorkommen der Dreikant-Simse, die stark gefährdet ist. Aufgrund<br />
ihrer relativ geringen Wuchshöhe ist sie am empfindlichsten gegenüber Erhöhung des Tidehubs.<br />
Hinweise für die weitere Pflege und Entwicklung<br />
Die lang gestreckte Uferlinie des Tidebiotops lässt eine Differenzierung in der Nutzung zu. In der Uferzone<br />
des Tidebiotops sollte sich auf der Südseite ungestört Röhricht und Weidenauengebüsch<br />
entwickeln. Am Nordufer kann ein ca. 300 m langer Uferabschnitt weiterhin beweidet werden, um die<br />
Uferzone als Wuchsraum für die Schlammufergesellschaft und als Nahrungshabitat für Brut- und<br />
Rastvögel offen zuhalten.<br />
Die Uferzone zur Westergate im Süden des UG sollte mit mindestens 5 m Abstand zur Böschungskante<br />
abgezäunt werden, um hier eine Uferbeweidung zu verhindern und die Entwicklung von Schilfröhricht<br />
zu fördern.<br />
47
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Kompensationsmaßnahme "Hunteufer"<br />
-<br />
Pflanzensoziologische und floristische Untersuchung<br />
Dr. Hans-Gerhard Kulp<br />
(BIOS)<br />
Im Rahmen des SKN –14m Ausbaus der Außenweser wurde am linken Hunteufer bei km 18,5 bis 19<br />
südlich von Wehrder bei Elsfleth eine Kompensationsmaßnahme (1,7 ha) umgesetzt. Ziel der Maßnahme<br />
ist der Ausgleich für folgende Beeinträchtigungen der Vegetation im Tidegebiet der Hunte:<br />
• Verdrängung von Schilfröhricht durch Teichsimsen-, Strandsimsen-, Rohrglanzgras-, Wasserschwaden-,<br />
Kalmus-Röhricht<br />
• Verlust eines breiten Streifens halbruderaler Wildstaudenfluren durch Ansiedlung von Rohrglanzgras-,<br />
Wasserschwaden-, Kalmus-Röhricht<br />
• Verlust von Wasserflächen bei Tideniedrigwasser.<br />
In den Jahren 1998/99 wurden im bisher beweideten Weidelgras-Weißklee-Grünland Blänken und<br />
Flutmulden von bis zu 60 cm Tiefe ausgehoben. Die landwirtschaftliche Nutzung wurde eingestellt, um<br />
die Voraussetzungen für die Etablierung von auentypischen Röhrichtbeständen, Flutrasen und feuchten<br />
Hochstaudenfluren zu schaffen. Darüber hinaus wurden in die Hohlräume des Deckwerks Schilfund<br />
Wasserschwadensoden aus dem Pflanzgarten des <strong>WSA</strong> Bremen eingesetzt. Die gesamte Fläche<br />
wird der natürlichen Sukzession überlassen, so dass sich langfristig ein Schilfröhricht entwickeln kann.<br />
In Teilen des Plangebietes waren bereits wertvolle, naturraumtypische und geschützte Vegetationsbestände<br />
vorhanden, die durch die Maßnahme in einen größeren Biotopkomplex eingebunden werden<br />
sollen.<br />
Drei Jahre nach Umsetzung der Maßnahme wurde im Rahmen von zwei Begehungen im Mai und<br />
August die Vegetation aufgenommen und der Bestand pflanzensoziologisch klassifiziert. Die<br />
Vorkommen gefährdeter Arten wurden erfasst und der Anwuchserfolg der Röhrichtarten im Deckwerk<br />
bewertet.<br />
Ergebnisse<br />
Das nördliche Kleingewässer hat sich mit einer Kleinlaichkraut-Gesellschaft und Flutrasen an den<br />
Gewässerrändern naturnah entwickelt und ist inzwischen als besonders geschütztes Biotop einzustufen.<br />
Die südlichen Teiche wurden mit einer Schicht Oberboden ausgekleidet. Aus dieser Auftragsschicht<br />
gelangen Nährstoffe in den Wasserkörper. Die Teiche sind z. Zt. hypertroph und vollständig mit<br />
Wasserlinsen und Fadenalgen bedeckt. Es besteht die Gefahr des ‚Umkippens’.<br />
Um die neu angelegten Teiche hat sich eine Hochstauden- und Röhrichtvegetation ausgebreitet.<br />
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Das Schilfröhricht im Deckwerk ist durch die Einstellung der Beweidung und die Sodenpflanzung<br />
dichter geworden.<br />
Über die Kompensationsfunktion hinaus hat das Untersuchungsgebiet einen besonderen Wert durch<br />
das Vorkommen des Dreikantsimsen-Strandsimsen-Röhrichts. Die stark gefährdete Gekielte Teichsimse<br />
kommt an zwei Wuchsorten im Untersuchungsgebiet vor. Das Dreikantsimsen-Strandsimsen-<br />
Röhricht wächst unterhalb von MThw und ist durch Veränderungen des Tidehubs besonders gefährdet.<br />
Auf den Erhalt dieses Vorkommens sollte besonders geachtet werden.<br />
Die Röhrichtpflanzungen im Deckwerk sollten nicht weiter ergänzt werden. Es besteht sonst die Gefahr,<br />
dass die Vorkommen der Gekielten Teichsimse durch Schilfpflanzungen gefährdet bzw. in ihrer<br />
Ausbreitung behindert werden. Möglicherweise muss die Gekielte Teichsimse bei der zu erwartenden<br />
Zunahme der Tideamplitude in etwas höhere Lagen des Deckwerks ausweichen, die dann bereits<br />
durch Schilfpflanzungen besetzt sein könnten.<br />
Erstes Resümee<br />
Die neuen Kleingewässer bieten nur teilweise die Voraussetzungen für die Ansiedlung von auentypischen<br />
Stillgewässerarten. Mittelfristig ist mit einer Verlandung mit Schilfröhricht zu rechnen.<br />
Die prognostizierte Verdrängung von 0,16 ha Schilfröhricht und 0,05 ha Wildstaudenflur dürfte mittelfristig<br />
durch die Maßnahme ausgeglichen werden.<br />
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Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Kompensationsmaßnahme "Kleinensieler Plate"<br />
-<br />
Bestandsaufnahme Rast- und Gastvögel 2002/2003<br />
Dipl.-Biol Dipl.-Ing Frank Sinning<br />
(STADT- UND REGIONALPLANUNG Frank Sinning, Edewecht-Wildenloh)<br />
Die Erfassung der Rast- und Gastvogelbestände im Bereich der Kompensationsmaßnahme "Kleinensieler<br />
Plate" erfolgte an insgesamt 16 Terminen zwischen Mitte Juli 2002 und Ende März 2003. Die<br />
Begehungszeiten orientierten sich zunächst an den Tideständen der Weser. Ab Januar 2003 wurden<br />
die Begehungen in den frühen Morgenstunden durchgeführt um die Anzahl der am Gewässer übernachtenden<br />
Individuen zu erfassen und weitere Aspekte der Flächennutzung (Schlaf-, Rast-,<br />
Nahrungshabitat) der einzelnen Arten abzudecken.<br />
Die Flachwasserzone mit den angrenzenden Uferbereichen stellt den für Rast- und Gastvögel wichtigsten<br />
Teilbereich im untersuchten Gebiet dar. Der Bereich wird als Schlafplatz (z. B. für verschiedene<br />
Entenarten und Graugans), Ruheplatz (z.B. Bekassine, Kormoran, Gänsesäger) und Nahrungshabitat<br />
(z. B. Sandregenpfeifer) von einer Reihe von Enten-, Gänse- und Watvogel-Arten genutzt.<br />
Die Rastbestände der einzelnen Arten schwanken entsprechend des artspezifischen Zugverhaltens<br />
über die Beobachtungsperiode erwartungsgemäß stark. Aufgrund der lang anhaltenden Frostperiode<br />
von Anfang Dezember 2002 bis Mitte Januar 2003 waren die Flachwasserbereiche über eine längere<br />
Zeitdauer fast vollständig zugefroren und damit als Rast- und Nahrungsraum für Rast- und Gastvögel<br />
nicht nutzbar.<br />
Entsprechend der unterschiedlichen Nutzungsansprüche der verschiedenen Arten kommt es zu<br />
starken tageszeitlichen Schwankungen der Individuenzahlen einzelner Arten. Für Graugans und<br />
Pfeifente konnte – abhängig von Tidestand und Witterung - ein früher Abflug von den Schlafplätzen zu<br />
den bevorzugten Nahrungshabitaten am gegenüberliegenden Weserufer beobachtet werden. Es ist<br />
davon auszugehen, dass bis zu 250 Graugänse und bis zu 1.400 Pfeifenten die Flachwasserbereiche<br />
über eine längere Periode als Schlafplatz nutzen. Auch bei leichten Störungen (z.B. durch einzelne<br />
Fußgänger) verlagern sich größere Trupps dieser Arten auf die gegenüberliegende Weserseite. Im<br />
Gegensatz dazu stehen z. B. die tageszeitlich wechselnden Verlagerungen der Gänsesäger, die die<br />
Flachwasserbereiche als Ruheplatz bei hohen Tideständen nutzen und bei niedrigeren Tideständen<br />
im Strömungsschatten einer Buhne auf der Weser auf Nahrungssuche gehen.<br />
Auf den Schlick- und Sandflächen nach Nahrung suchende Limikolen sind nur in vergleichbar kleiner<br />
Anzahl festzustellen. Hier sind insbesondere Alpenstrandläufer, Bekassine, Sandregenpfeifer und<br />
Uferschnepfe zu nennen.<br />
50
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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Auf den Sandflächen des Weserufers und den ufernahen Weserbereichen wurden nur wenige rastende<br />
Wat- und Entenvögel festgestellt. Vereinzelt waren im Spätsommer Austernfischer und<br />
Rotschenkel am Ufer sowie Kormorane auf den Seezeichen zu beobachten. Am 29.11.2002 rastete<br />
ein größerer Trupp von 52 Großen Brachvögeln am Weserufer. Im Frühjahr konnten an mehreren<br />
Terminen größere Ansammlungen von Gänsesägern (bis zu 88 Individuen) und Kormoranen (bis zu<br />
18 Individuen) im Strömungsschatten einer Buhne auf Nahrungssuche beobachtet werden.<br />
Auf den im Untersuchungsgebiet eingeschlossenen Grünlandflächen waren keine größeren Anzahlen<br />
von Wat- und Entenvögeln festzustellen. Eine Ausnahme bildete eine frisch umgepflügte<br />
Fläche direkt östlich der Flachwasserzone. Auf dieser Fläche waren mehrfach größere Trupps<br />
nahrungssuchender Graugänse festzustellen. Verschiedene Grünlandflächen wurden im Herbst und<br />
Frühjahr von kleineren Trupps (30 - 50 Individuen) des Großen Brachvogels zur Nahrungssuche<br />
genutzt. An kleineren Senken und Grabenrändern im Grünland waren einzelne Bekassinen bei der<br />
Nahrungssuche zu beobachten. Am 26.02.2003 konnte in höherer Vegetation entlang eines Grabens<br />
eine Rohrdommel beobachtet werden. Auf den Grünlandflächen wurden des weiteren kleinere Trupps<br />
von Lachmöwe, Rabenkrähe, Star, Stieglitz, Sturmmöwe und Wacholderdrossel festgestellt. Rastende<br />
Trupps von Möwen, Kiebitz, Star und Drosseln bevorzugen jedoch die kurzrasigeren Grünlandbereiche<br />
außerhalb der Kompensationsfläche.<br />
Für viele Limikolen (z. B. Kiebitz, Goldregenpfeifer) scheinen die Grünlandbereiche aufgrund des hohen<br />
verbleibenden Aufwuchs im Winterhalbjahr unattraktiv zu sein.<br />
Bewertung des Untersuchungsgebietes als Gastvogellebensraum:<br />
• Dem Untersuchungsgebiet kommt nach BURDORF et al. (1997) eine „Landesweite Bedeutung“<br />
für Gänsesäger, Krickente, Pfeifente, Schnatterente, Sturmmöwe und Zwergsäger zu.<br />
• Eine „Regionale Bedeutung“ wird für Bekassine, Graugans und Reiherente erreicht.<br />
• Die Maximalzahl festgestellter Kormorane erreicht „Lokale Bedeutung“.<br />
Beobachtungen zu Störungen<br />
Einzige nennenswerte Störungsquellen sind Spaziergänger mit freilaufenden Hunden die offensichtlich<br />
einen Rundweg vom Fähranleger über das Weserufer durch das Untesuchungsgebiet zurück<br />
zur Bodendeponie nutzen. Dieser Rundweg scheint vor allem in den Morgen- und Abendstunden regelmäßig<br />
genutzt zu werden. Insbesondere von den freilaufenden Hunden geht eine Störung rastender<br />
Vogeltrupps aus.<br />
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Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Avifaunistische Begleituntersuchung<br />
Rast- und Gastvögel 2003/<strong>2004</strong><br />
Kompensationsmaßnahme „Rönnebecker Sand“<br />
Tasso Schikore & Karsten Schröder<br />
(BIOS)<br />
unter Mitarbeit von: Ekkehard Jähme, Stefanie Hirch, Uwe Ziegeler<br />
Schwerpunktmäßig wurde das Rastgeschehen von Wasser- und Watvögeln auf der Kompensationsfläche<br />
„Rönnebecker Sand“ und im unmittelbaren Nahbereich untersucht. Das Untersuchungsgebiet<br />
umfasst mit einer Fläche von ca. 93 ha folgende Teilbereiche:<br />
• 12 ha neu geschaffene (2002 fertig gestellte) Wasserfläche inkl. tidebeeinflusste Uferzone;<br />
• 30 ha angrenzendes beweidetes Grünland (Weidelgras-Weißkleeweide);<br />
• ca. 51 ha im Bereich der Nebenarme Westergate/Rekumer Loch bzw. der Weser (überwiegend<br />
Flusswatt, Sandbänke, Flussbereiche, Röhricht) sowie Strandbereiche und Aufschüttungen.<br />
Bei den bisher 14 (von 15) Erfassungsterminen von Juli 2003 bis April <strong>2004</strong> wurden 45 Arten von<br />
Wasser- und Watvögeln festgestellt. Im Verlauf der Saison wurde die höchste Tagesrastsumme von<br />
4.180 Vögeln Mitte Dezember (hoher Blässgansanteil) festgestellt, während über die gesamte Saison<br />
betrachtet die höchsten Arten- und Individuenzahlen durchaus noch in den Durchzugzeiten (September<br />
/ Februar u. März) und ein Minimum im Herbst/Winter (Oktober, November, Januar) zu verzeichnen<br />
war.<br />
Dieser Verlauf charakterisiert das Untersuchungsgebiet für die meisten Arten als typisches Durchzugsgebiet.<br />
Allerdings entwickelt sich der südliche Unterweserraum vor allem in schnee- und eisarmen<br />
Wintern in den letzten Jahren zumindest für einige Gänsearten (Grau-, Bläss- und Weißwangengans)<br />
mehr und mehr zu einem Überwinterungsareal mit hohen Rastzahlen und langer Verweildauer.<br />
Derartige Phänomene lassen sich jedoch nur anhand von Langzeitdaten aus einer wesentlich<br />
größeren Gebietskulisse belegen (vgl. Biologische Station Osterholz 1986-<strong>2004</strong>).<br />
Die Gesamtrastsumme aller Wasser- und Watvögel im Untersuchungsgebiet betrug in der Saison<br />
2003/<strong>2004</strong> insgesamt 24.380 Individuen. Anhand der für alle Arten über die 14 Zähltermine gebildeten<br />
Rastsummen dominierten Pfeifente (23,8 %), Kiebitz (23,3 %), Krickente (18,5 %), Graugans (8,7%)<br />
und Blässgans (7,6 %). Die Rastsummen dieser 5 Arten machten zusammen über 75 % der Gesamtrastsumme<br />
aus; bei Hinzuziehung der Rastsummen von Lachmöwe (6,5 %) und Stockente (3,2 %)<br />
wurden 90 % der Gesamtrastsumme erreicht. Bis auf die Blässgans erreichen diese Arten auch eine<br />
hohe Stetigkeit der Anwesenheit während der Rastperiode.<br />
Dieses Artenspektrum stellt für das Untersuchungsgebiet das charakteristische Spektrum dar, dessen<br />
besondere Ansprüche an den Rastlebensraum durch die vorhandenen Habitatqualitäten erfüllt werden<br />
(s.u.).<br />
52
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Bei der Zuweisung der naturschutzfachlichen Bewertungskriterien aufgrund der Maximalrastbestände<br />
im Winterhalbjahr 2003/<strong>2004</strong> konnte - bezogen auf das Gesamtgebiet – bei der Graugans (maximal<br />
620 Ind.) und der Krickente (maximal 836 Ind.) ein Rastbestand von nationaler Bedeutung (also auf<br />
Deutschland bezogen) festgestellt werden. Für 10 weitere Arten konnte anhand dieses Bewertungsschemas<br />
ein bedeutsamer Rastbestand ermittelt werden.<br />
Üblicherweise werden bedeutend größere Raumeinheiten in Bezug auf ihre naturschutzfachliche Bedeutung<br />
für Rastvögel bewertet (vgl. Burdorf u.a. 1997), nämlich mehrere Hundert ha bzw. durchaus<br />
auch bis über 1.000 ha. Daher ist es auch verständlich, dass innerhalb des recht kleinen Untersuchungsgebietes<br />
keine international bedeutsamen Rastmengen einer Vogelart festgestellt wurden.<br />
Jedoch überschritt bei jedem Zähltermin die festgestellte Rastmenge mindestens einer Art den<br />
Schwellenwert zur Einstufung „lokale Bedeutung“. Die Sinnhaftigkeit der Bewertung größerer Raumeinheiten<br />
insbesondere im Unterweserraum belegen Langzeitbeobachtungen aus einem Teilbereich<br />
des EU-Vogelschutzgebietes V27 Unterweser (Teilbereich Harrier Sand, Hammelwarder Sand,<br />
Neuenkirchener Teiche (ca. 2.400 ha) am gegenüberliegenden Weserufer. Ringablesungen eines<br />
individuell markierten Blässganspaares belegen z.B. die Nutzung von 1.300 ha zusammenhängender<br />
Fläche während einer Überwinterungsperiode von Ende Oktober bis Anfang Februar (Biologische<br />
Station Osterholz <strong>2004</strong>).<br />
Der Individuenwechsel vom Untersuchungsgebiet zu Bereichen des benachbarten Elsflether Sandes<br />
(z.B. Kiebitze, Graugänse) bzw. über die Weser in das benachbarte EU-Vogelschutzgebiet konnte<br />
durch direkte Beobachtung und durch Ringablesungen (Blässgans) belegt werden und ist für viele<br />
Arten sehr wahrscheinlich. Insofern wäre das UG naturschutzfachlich (in Bezug auf Rastvögel) auch<br />
nur innerhalb einer wesentlich größeren Gebietskulisse zu bewerten.<br />
Mit 93 ha stellt das Untersuchungsgebiet nur einen sehr kleinen Ausschnitt aus dem Weserästuar dar.<br />
Im Vergleich mit Daten einer Rastvogeluntersuchung an ebenfalls 14 Terminen im Winterhalbjahr im<br />
wesentlich größeren EU-Vogelschutzgebiet Unterweser (5.140 ha Zählfläche) läßt sich das UG jedoch<br />
als überdurchschnittlich arten- und individuenreich bezeichnen. Dabei ist der Artenreichtum an<br />
Wasser- und Watvögeln in erster Linie auf die Strukturvielfalt im Gebiet zurückführen (Tief- und<br />
Flachwasserbereiche, Sand- und Schlickwattflächen, Sandbänke, Sandstrand, Röhrichte, Grünland),<br />
wobei die meisten Arten und vor allem die meisten Individuen den Bereich des neu geschaffenen<br />
Gewässers auf der Kompensationsfläche nutzten. Einige Watvögel bevorzugen solche Süßwasserlebensräume<br />
und kommen typischerweise nicht in größeren Mengen im Wattenmeerbereich vor (Kampfläufer,<br />
Flußregenpfeifer, Flußufer- und Wald- und Bruchwasserläufer, Bekassine, Trauerseeschwalbe,<br />
Zwergmöwe). Derartig naturnahe, tidebeeinflusste Stillgewässer sind im gesamten Weserästuar<br />
ausgesprochen selten, die meisten Gewässer (Deichbauteiche, sog. Pütten) sind steiluferig, naturfern<br />
ausgebaut und besitzen keine Übergangszonen zu umgebenden Lebensräumen und werden häufig<br />
gestört (Angler, Jagd, Verkehr).<br />
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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Als wichtiger Faktor für die Ausbildung relativ großer Rastbestände wird die Störungsarmut angesehen,<br />
da der Rönnebecker Sand nur tideabhängig für wenige Stunden über eine Furt zu erreichen ist<br />
und das Gewässer nicht beangelt wird. Außerhalb der Nutzungsperiode finden daher kaum Störungen<br />
durch Menschen statt.<br />
Auch Arten anderer Vogelgruppen nutzen die verschiedenen Lebensräume zur Rastzeit:<br />
So sind z.B. im Herbst auf den fruchtenden Hochstauden regelmäßig Stieglitz (auf Disteln, max. 45)<br />
und körnerfressende Arten wie Hänfling festgestellt worden. Im Grünland suchten an mehreren Terminen<br />
bis zu 280 Ringeltauben nach Nahrung und bezogen auf den hohen Bäumen Ruheplätze.<br />
Zweimal wurde der im Bestand stark gefährdete Grauwürger als Wintergast im verbuschten Strandbereich<br />
beobachtet.<br />
54
Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />
Zusammenfassung Kompensationsmaßnahmen, Ausblick<br />
Dipl.-Biol. Volker Steege<br />
(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />
Die Kompensationsmaßnahmen haben sehr schnell begonnen, wirksam zu werden. Brut- und Gastvögel<br />
stellten sich bereits noch während der Bauzeit ein, die freigelegten Böden hatten große Anziehungskraft<br />
für manche Brutvogelarten, wie z.B. die Säbelschnäbler. Die Entwicklung der Vegetation<br />
im Grünlandbereich wird dagegen noch längere Zeit benötigen, bis sich die angestrebten Verschiebungen<br />
der Artenzusammensetzung eingestellt haben. Die Ufer der neuangelegten Gewässer wurden<br />
allerdings recht schnell von Pionierarten und Röhrichten bewachsen. Die mit dem landschaftspflegerischen<br />
Begleitplan angestrebten bzw. bis zum heutigen Zeitpunkt erreichbaren Entwicklungsziele<br />
wurden erreicht.<br />
Die einzige Unsicherheit besteht derzeit im weiterem Fortgang mit der verschlickenden Flachwasserzone<br />
auf der Kleinensieler Plate. Der Planfeststellungsbeschluss, der die Tendenz zur Verschlickung<br />
vorhergesehen hat, ermöglicht sowohl eine Unterhaltung des Gewässers als auch ein Verlandenlassen.<br />
Es ist naturschutzfachlich abzuwägen, welchem Vorgehen der Vorzug zu geben ist. Die Ergebnisse<br />
der Untersuchungen zur Gewässerfauna und die durch die Flachwasserzone neu entstandene<br />
Wertigkeit für Rast- und Gastvögel sind starke Argumente für den Erhalt der Wasserfläche. Die<br />
beteiligten Naturschutzbehörden haben sich für eine Unterhaltung ausgesprochen - sofern der Schlick<br />
nicht mit bedenklichen Schadstoffgehalten belastet ist und er er in die Unterweser verspült werden<br />
kann. Gleichzeitig sollen die sanierungsbedürftigen Überlaufschwellen erhöht werden, um den Trübstoffeintrag<br />
zu verringern. Die erforderlichen Planungsunterlagen dazu werden derzeit im <strong>WSA</strong><br />
<strong>Bremerhaven</strong> erarbeitet.<br />
Insgesamt geht das Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong> als Vorhabenträger für den 14m-<br />
Ausbau davon aus, dass die mit dem Ausbau verbundenen Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes<br />
mit den ausgeführten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ausreichend kompensiert wurden.<br />
Wie andere Vorhabensträger auch stehen die Wasser- und Schifffahrtsämter vor der Frage, was mit<br />
den Kompensationsflächen auf lange Sicht geschehen soll. Es ist Philosophie der Wasser- und<br />
Schifffahrtsverwaltung, die Kompensationsflächen langfristig an andere Träger abzugeben. Interessenten,<br />
die die Flächen kostengünstig übernehmen und entsprechend den planfestgestellten Auflagen<br />
bewirtschaften, sind gesucht.<br />
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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Liste der Referenten<br />
Liste der Referenten<br />
Dr. Frank Brüning<br />
PROTEA<br />
Rablinghauser Landstr. 23<br />
28197 Bremen<br />
Tel.: 0421/51534<br />
info@protea-bremen.de<br />
www.protea-bremen.de<br />
BR Ulrich Günther<br />
<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />
Am Alten Vorhafen 1<br />
27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />
Tel.: 0471/4835-320<br />
guenther@bhv.wsdnw.de<br />
www.wsa-bremerhaven.de<br />
Dipl.-Biol. Ursula Köhler-Loum<br />
KÜFOG<br />
Alte-Deichstr. 39<br />
27612 Loxstedt-Ueterlande<br />
Tel.: 04740/1071<br />
info@kuefog.de<br />
www.kuefog.de<br />
Dr. Dietrich Lange<br />
<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />
Am Alten Vorhafen 1<br />
27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />
Tel.: 0471/4835-325<br />
lange@bhv.wsdnw.de<br />
www.wsa-bremerhaven.de<br />
Dipl.-Biol. Jürgen Lange<br />
(Universität Bremen)<br />
Braker Str. 27<br />
28219 Bremen<br />
0421/3964996<br />
jyrnlange@web.de<br />
Dr. Hans-Gerhard Kulp<br />
(BIOS)<br />
Auf der Dohnhorst 32<br />
27726 Worpswede<br />
Tel. 04792/3954<br />
Hans-Gerhard_Kulp@gmx.de<br />
Dr. Heiko Leuchs<br />
Bundesanstalt für Gewässerkunde<br />
Am Mainzer Tor 1<br />
56068 Koblenz<br />
0261/1306-5468<br />
leuchs@bafg.de<br />
www.bafg.de<br />
Dipl.-Biol. Volker Moritz<br />
MORITZ-UMWELTPLANUNG<br />
Feldstr. 32<br />
26127 Oldenburg<br />
Tel. 0441/664386<br />
volker-moritz@t-online.de<br />
www.moritz-umweltplanung.de<br />
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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />
<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />
Liste der Referenten<br />
Dr. Jean-Loup Ringot<br />
(BIOS)<br />
Alte Schulstr. 15<br />
27729 Hambergen<br />
Tel.: 04793/1521<br />
ringot@web.de<br />
Dipl.-Biol. Tasso Schikore<br />
BIOS<br />
Lindenstr. 40<br />
27711 Osterholz-Scharmbeck<br />
Tel.: 04791/89617<br />
info@bios-ohz.de<br />
www.bios-gutachten.de<br />
Dipl.-Biol. Jörg Scholle<br />
BIOCONSULT GbR<br />
Klenkendorf 5<br />
27442 Gnarrenburg<br />
Tel.: 04764/921050<br />
scholle@bioconsult.de<br />
www.bioconsult.de<br />
Dipl.-Biol. Frank Sinning<br />
Dipl. Ing<br />
STADT- UND REGIONAL-<br />
PLANUNG Frank Sinning<br />
Ulmenweg 17<br />
26188 Edewecht-Wildenloh<br />
Tel.: 04486/923621<br />
Frank.Sinning@t-online.de<br />
Dipl.-Biol. Volker Steege<br />
<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />
Am Alten Vorhafen 1<br />
27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />
Tel.: 0471/4835-327<br />
steege@bhv.wsdnw.de<br />
www.wsa-bremerhaven.de<br />
Dipl.-Biol. Jan Witt<br />
KÜFOG<br />
Alte-Deichstr. 39<br />
27612 Loxstedt-Ueterlande<br />
Tel.: 04740/1071<br />
jan.witt@kuefog.de<br />
www.kuefog.de<br />
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