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"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

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„in Lettland <strong>hatte</strong>n die Letten immer gesacht (1) ( ) also fahr in deine Heimat, was wollt ihr<br />

Deutschen hier (1) ahm, die Polen waren wir wollten ja gar n<strong>ich</strong> <strong>zu</strong> den Polen kommen n<strong>ich</strong> das<br />

wußten se ja gar n<strong>ich</strong> wie das alles vor s<strong>ich</strong> geht (2) ahm äh ((stockt))" (81 /17)<br />

2.2.5 Parteipolitische Aktivitäten in Posen: Das „Zählen von Polen"<br />

Nachdem Frau Borke <strong>zu</strong>sammen <strong>mit</strong> ihrem Vater nach Posen gezogen war, arbeitete<br />

sie <strong>zu</strong>nächst weiterhin in besagtem „Wehrmachtsbetrieb 44<br />

in Breslau.<br />

Da sie den Haushalt übernahm, ihren Vater auch teilweise bei dessen Arbeit<br />

als Pastor begleitete und s<strong>ich</strong> selbst unter schwierigen Umständen Arbeit aus<br />

Breslau beschaffen mußte, sei sie in dieser Zeit außerordentl<strong>ich</strong> stark belastet<br />

gewesen:<br />

„se konnten gar n<strong>ich</strong> so ohne weiteres im Krieje aufhörn, <strong>ich</strong> habe mir dann aus dem Labor wo<br />

<strong>ich</strong> in Breslau jearbeitet hab die Arbeit jeholt, und nebenbei dann Haushalt jeführt aber auf die<br />

Dauer jing das gar n<strong>ich</strong> un das war praktisch gar n<strong>ich</strong> durch<strong>zu</strong>führn se kr<strong>ich</strong>ten ja kaum Schlaf<br />

nech" (53/8)<br />

Daraufhin beschloß sie, ihre berufl<strong>ich</strong>e Tätigkeit auf<strong>zu</strong>geben, was s<strong>ich</strong> jedoch<br />

n<strong>ich</strong>t als einfach erwies, denn ihr damaliger Chef habe sie n<strong>ich</strong>t „freigeben<br />

44<br />

wollen, als sie ihm ihren Entschluß <strong>mit</strong>teilte, und habe gegen sie beim<br />

Arbeitsger<strong>ich</strong>t Klage eingere<strong>ich</strong>t. Die rechtl<strong>ich</strong>e Auseinan<strong>der</strong>set<strong>zu</strong>ng sei <strong>zu</strong><br />

ihren Gunsten entschieden worden, so daß sie ihre Tätigkeit habe beenden<br />

können.<br />

Später habe sie wie<strong>der</strong> eine Stelle als Chemielaborantin angenommen;<br />

wann und unter welchen Umständen das geschah, erfahren wir n<strong>ich</strong>t. Sie arbeitete<br />

bis <strong>zu</strong>m Tage ihrer Flucht im Januar 1945. Frau Borke erzählt, daß sie<br />

damals insbeson<strong>der</strong>e die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> einem polnischen Assistenten<br />

als äußerst unangenehm empfand:<br />

„als <strong>ich</strong> in Posen <strong>mit</strong> em Polen da <strong>zu</strong>sammengearbeitet habe also (2) <strong>ich</strong> hab se versucht gle<strong>ich</strong>wertig<br />

<strong>zu</strong> behandeln, mein Chef war ein Re<strong>ich</strong>sdeutscher <strong>ich</strong> hab <strong>mit</strong> einem Polen <strong>zu</strong>sammenjearbeitet<br />

sach <strong>ich</strong> <strong>kam</strong> dahin also, da waren noch zwei an<strong>der</strong>e Polen und da hab <strong>ich</strong> ihm ach da war<br />

ein polnischer Assistent also das ganze Labor bestand hauptsächl<strong>ich</strong> aus Polen (1) dieser polnische<br />

Assistent war wi<strong>der</strong>l<strong>ich</strong>, ein wi<strong>der</strong>l<strong>ich</strong>er Hund (1) <strong>der</strong> s<strong>ich</strong> auch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Putzhilfe einjelassen <strong>hatte</strong><br />

eine Deutsche wie eine Deutsche s<strong>ich</strong> <strong>mit</strong>, also so herablassen kann, <strong>ich</strong> hab n<strong>ich</strong>ts gegen die die<br />

Polen nech aber in solchen Situationen man muß eine gewisse Würde bewahren n<strong>ich</strong>" (83/3)<br />

Gle<strong>ich</strong>zeitig behauptet Frau Borke, sie habe eigentl<strong>ich</strong> „früher nie gegen<br />

die Polen was gehabt* 4 , obwohl ihre Erzählung eine an<strong>der</strong>e Einstellung verdeutl<strong>ich</strong>t,<br />

die wohl eher handlungsleitend war. In ihrer Argumentation wird<br />

nur die Nationalität erwähnt; aus welchem Grund <strong>der</strong> polnische Assistent ein<br />

„wi<strong>der</strong>l<strong>ich</strong>er Hund** gewesen sein soll, wird n<strong>ich</strong>t näher erläutert. Mit dem<br />

Verweis auf seine ethnische Zugehörigkeit scheint ihrer Meinung nach alles<br />

belegt <strong>zu</strong> sein. Ihre weitere Äußerung, die deutsche „Putzhilfe** habe s<strong>ich</strong><br />

da<strong>zu</strong> „herabgelassen**, <strong>mit</strong> dem polnischen Assistenten ein Verhältnis ein<strong>zu</strong>gehen,<br />

bestätigt diese Vermutung.<br />

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