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"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

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Bevölkerung bereits im Jahr 1939 für die Umsiedlung. Zudem befürchtete die<br />

deutsche Bevölkerung, nachdem <strong>der</strong> deutsch-sowjetische N<strong>ich</strong>tangriffspakt<br />

abgeschlossen war, unter sowjetische Herrschaft <strong>zu</strong> geraten (vgl. Myllyniemi<br />

1979: 540-<br />

Aufgrund des <strong>Hitler</strong>-Stalin-Paktes fiel Lettland im Juni 1940 an die Sowjetunion<br />

und wurde am 5.8.1940 als Sowjetrepublik eingeglie<strong>der</strong>t. Im Juli 1941<br />

wurde Lettland abermals von deutschen Truppen besetzt und 1944/45 von <strong>der</strong><br />

Roten Armee <strong>zu</strong>rückerobert.<br />

2.2.2 Kindheit: das ist also das Ausschlaggebende in meinem Leben'<br />

Frau Ursula Borke wurde 1912 in einem Vorort von Riga, <strong>der</strong> späteren Hauptstadt<br />

<strong>der</strong> 1920 gebildeten Republik Lettland, geboren und verbrachte dort<br />

Kindheit und Jugend. Wie sie <strong>mehr</strong>mals im Interview betont, stammt sie aus<br />

einer angesehenen Familie: beide Großväter seien sehr wohlhabende Kaufleute<br />

gewesen und hätten bedeutende Positionen gehabt.<br />

Ihr Vater <strong>hatte</strong> Theologie studiert und war als Pastor tätig. 1903 <strong>hatte</strong> er im<br />

Alter von etwa 30 Jahren Ursulas Mutter geheiratet. Wie wir den wenigen Informationen<br />

entnehmen können, die Frau Borke uns über ihre Mutter gibt, besaß<br />

diese musikalisches Talent, <strong>hatte</strong> eigentl<strong>ich</strong> Geigerin werden wollen, wofür<br />

sie vor <strong>der</strong> Heirat eine Ausbildung im Ausland absolviert <strong>hatte</strong>. Die Musik<br />

blieb jedoch nur ein Hobby, da sie s<strong>ich</strong> nach <strong>der</strong> Heirat hauptsächl<strong>ich</strong> dem<br />

Haushalt und ihren vier Kin<strong>der</strong>n widmete.<br />

1903 wurde Hanne, 1907 Arnold, 1912 Ursula und 1913 ihr jüngster Bru<strong>der</strong><br />

Fritz geboren. Frau Borkes Darstellung <strong>zu</strong>folge sind sie und ihre Geschwister<br />

zwar christl<strong>ich</strong> erzogen worden, hätten jedoch in dieser Beziehung keine<br />

strenge Erziehung erfahren. Ihr Vater habe s<strong>ich</strong> keineswegs pietistisch verhalten<br />

und sie beispielsweise auch n<strong>ich</strong>t <strong>zu</strong>r ständigen Teilnahme an seinen Gottesdiensten<br />

ermahnt. Insgesamt hätten sie eine schöne und unbeschwerte<br />

Kindheit verlebt, da insbeson<strong>der</strong>e ihr Vater, wenn auch an christl<strong>ich</strong>en Moralprinzipien<br />

orientiert, liberal gewesen sei. Vor allem Ursula und Fritz, die beiden<br />

„süßen Kleinen 44 , hätten s<strong>ich</strong> im Gegensatz <strong>zu</strong> ihren älteren Geschwistern<br />

viele Kin<strong>der</strong>stre<strong>ich</strong>e erlauben dürfen. Insbeson<strong>der</strong>e Ursula wurde offens<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong><br />

vom Vater bevor<strong>zu</strong>gt behandelt:<br />

„etwas hab <strong>ich</strong> einmal gehört da warn Sie ja Kind da behalten Sie sowas hab <strong>ich</strong> mal jehört wie<br />

meine Mutter <strong>zu</strong> ihm sachte, wenn das Kind am Vor<strong>mit</strong>tag dir sacht es will einen Ball haben dann<br />

hat es das am Nach<strong>mit</strong>tag so jeht das n<strong>ich</strong>" (K7/254) 1 .<br />

Die Zuneigung des Vaters <strong>zu</strong> seiner jüngeren Tochter vermochte Ursula für<br />

s<strong>ich</strong> und ihre Geschwister aus<strong>zu</strong>nutzen, „denn <strong>ich</strong> wußte ja auch wie <strong>ich</strong> meinen<br />

Vater um den Finger <strong>zu</strong> wickeln <strong>hatte</strong> 44<br />

(K7/265).<br />

Frau Borke meint heute von s<strong>ich</strong>, damals auch ein recht eigenwilliges Kind<br />

gewesen <strong>zu</strong> sein. Ihre Eltern hätten erzählt, sie sei oftmals n<strong>ich</strong>t le<strong>ich</strong>t <strong>zu</strong> len-<br />

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