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"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

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Martina Becka /Christiane<br />

Grote<br />

2.1 Erika Schild: „Ich war verliebt und verlobt und verheiratet<br />

und kr<strong>ich</strong>te Kin<strong>der</strong> und da<strong>mit</strong> war mein Horizont total erschöpft"<br />

2.1.1 Die Gesprächssituation<br />

Das Interview <strong>mit</strong> Erika Schild fand im Herbst 1986 in ihrer Wohnung in Bochum<br />

statt, die Frau Schild gemeinsam <strong>mit</strong> <strong>der</strong> jüngeren ihrer beiden Töchter<br />

bewohnt. Den Gesprächskontakt ver<strong>mit</strong>telte ihre ältere Tochter. Das Interview<br />

wurde von zwei Projekt<strong>mit</strong>arbeiterinnen geführt. Während an<strong>der</strong>e Interviewpartnerinnen<br />

anges<strong>ich</strong>ts <strong>der</strong> ungewohnten Interviewsituation gerade <strong>zu</strong> Beginn<br />

des Gesprächs oftmals nervös und uns<strong>ich</strong>er waren, machte Frau Schild<br />

einen s<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> gelassenen Eindruck. Da sie selbst zehn Jahre lang als Sekretärin<br />

am Bergbau-Museum in Bochum beschäftigt war, <strong>hatte</strong> sie keinerlei Berührungsängste<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft und ihren Vertreterinnen.<br />

Seit 1979 ist Frau Schild verwitwet und seit 1980 aus dem Berufsleben ausgeschieden.<br />

Sie macht einen aktiven und vielseitig interessierten Eindruck<br />

und scheint von ihrem Leben noch viel <strong>zu</strong> erwarten.<br />

Zunächst erzählte Frau Schild in einer ca. dreiviertelstündigen Eingangserzählung<br />

ausführl<strong>ich</strong> über die <strong>Krieg</strong>s- und die frühe Nachkriegszeit. Im Nachfrageteil<br />

standen dann ihre Kindheit und die Nachkriegszeit bis hin <strong>zu</strong>r Gegenwart<br />

thematisch im Vor<strong>der</strong>grund. Die Zeit zwischen 1933 und 1938 berührte<br />

sie dagegen kaum.<br />

Nach Abschluß <strong>der</strong> ersten Auswertungsschritte waren noch einige Fragen<br />

offen, auf die das Interview keine Antwort geben konnte. Wir entschlossen<br />

uns daher, Frau Schild um ein weiteres Interview <strong>zu</strong> bitten. Dieses Gespräch<br />

wurde von einer <strong>der</strong> beiden Interviewerinnen allein geführt.<br />

2.1.2 Kindheit und Schulzeit: Die Abgren<strong>zu</strong>ng vom proletarischen Milieu ihrer<br />

Herkunftsfamilie<br />

Erika Schild wurde im Dezember 1915 als sechstes Kind einer Arbeiterfamilie<br />

in einer westfälischen Kleinstadt geboren. Zu diesem Zeitpunkt, dem zweiten<br />

<strong>Krieg</strong>sjahr des Ersten Weltkrieges, war ihr Vater bereits an <strong>der</strong> Front. Sie hat<br />

zwei ältere Schwestern und drei Brü<strong>der</strong>. Ihre Mutter beschreibt sie als gläubige<br />

Christin; ihren Vater, SPD-Mitglied und Maurer von Beruf, beze<strong>ich</strong>net<br />

sie als Freidenker 1 . Das Freidenkertum des Vaters führte, so erinnert s<strong>ich</strong><br />

Erika Schild heute, oftmals <strong>zu</strong> Streitigkeiten zwischen den Eltern. Ihre Äußerungen<br />

über den Vater offenbaren ein ambivalentes Verhältnis sowohl gegenüber<br />

seiner sozialen Stellung als auch gegenüber seiner politischen Haltung.<br />

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