"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
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aus, die <strong>der</strong> weiteren Aufhellung <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heiten dieser Generation dienen<br />
sollten.<br />
Einmal handelt es s<strong>ich</strong> um die Biographie eines Mannes des Jahrgangs 1921,<br />
Herrn Acka, wie wir ihn genannt haben. An seiner Biographie sind wir interessiert,<br />
da Angehörige seiner Geburtskohorte zwischen <strong>der</strong> Jugendgeneration <strong>der</strong><br />
Weimarer Republik und <strong>der</strong> Generation <strong>der</strong> <strong>Hitler</strong>jugend stehen. Er war 1933<br />
bereits 12 Jahre alt und da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> politischen Indoktrination in Schule und Jugendorganisation<br />
n<strong>ich</strong>t in dem Maße ausgesetzt wie die Spätergeborenen. Wie<br />
die Angehörigen <strong>der</strong> Jugendgeneration <strong>der</strong> Weimarer Republik war er verhältnismäßig<br />
lang — ab 1940 — als Soldat eingezogen. Bei seiner Lebensgesch<strong>ich</strong>te<br />
können wir also <strong>der</strong> Frage nachgehen, welcher Generation er näher steht und<br />
ob s<strong>ich</strong> daraus Annahmen über generationsabgrenzende Einschnitte ableiten<br />
lassen. Des weiteren besprechen wir die Lebensgesch<strong>ich</strong>te von Frau Heidt, die<br />
1927 geboren ist. <strong>Als</strong> Tochter eines schon im Ersten Weltkrieg aktiv gedienten<br />
Berufsoffiziers interessiert sie uns unter dem Aspekt <strong>der</strong> familialen Interaktion<br />
zwischen einem <strong>Krieg</strong>sveteranen und einem BDM-Mädchen. Außerdem —<br />
o<strong>der</strong> gerade deshalb — war sie als Rotkreuzschwester an <strong>der</strong> Front in einer <strong>der</strong><br />
Soldatenrolle vergle<strong>ich</strong>baren Position; ihre Lebensgesch<strong>ich</strong>te ist enger als für<br />
eine Frau übl<strong>ich</strong> <strong>mit</strong> dem Thema <strong>Krieg</strong> und aktiver <strong>Krieg</strong>seinsatz verknüpft.<br />
Die Weimarer-Jugendgeneration ist <strong>mit</strong> vier Personen, zwei Männern und<br />
zwei Frauen, vertreten. Die Lebensgesch<strong>ich</strong>te von Frau Borke, die 1912 in<br />
Lettland geboren wurde und da<strong>mit</strong> unter an<strong>der</strong>en politischen Verhältnissen als<br />
die Jugend <strong>der</strong> Weimarer Republik aufwuchs, steht bespielhaft für diejenigen,<br />
die schon <strong>mit</strong> Beginn des Zweiten Weltkrieges ihre Heimat verloren. Bei <strong>der</strong><br />
Fallanalyse dieser Lebensgesch<strong>ich</strong>te kann man <strong>der</strong> interessanten Frage nachgehen,<br />
wie jemand heute über diesen <strong>Krieg</strong> und die NS-Politik denkt, die in<br />
einer deutschnationalen Familie aufwuchs und aufgrund <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />
<strong>Krieg</strong>spolitik zwar „heim ins Deutsche Re<strong>ich</strong>" konnte, da<strong>mit</strong> jedoch<br />
die Heimat für immer verlor.<br />
Die Lebensgesch<strong>ich</strong>te von Frau Schild, die 1915 geboren ist und während<br />
des <strong>Krieg</strong>es Hausfrau und Mutter zweier kleiner Kin<strong>der</strong> war, haben wir ausgewählt,<br />
da sie sehr detailliert Bombenangriffe auf Hamburg schil<strong>der</strong>te. Außerdem<br />
gehört sie <strong>zu</strong> den Frauen, die bemüht sind, s<strong>ich</strong> als unpolitische, auf das<br />
Hausfrau- und Muttersein beschränkte Frau dar<strong>zu</strong>stellen.<br />
Bei den Männern handelt es s<strong>ich</strong> um Herrn Langenbach, <strong>der</strong> 1914 geboren<br />
ist, s<strong>ich</strong> 1933 <strong>zu</strong>m Re<strong>ich</strong>sarbeitsdienst meldete, 1935 <strong>zu</strong>m zweijährigen Wehrdienst<br />
eingezogen wurde und 1939 <strong>zu</strong>m <strong>Krieg</strong>sdienst. Bis auf eine kurze Zeit<br />
bei <strong>Krieg</strong>sende erlebte er den <strong>Krieg</strong> in <strong>der</strong> Etappe. Herr Sallmann, Jahrgang<br />
1915, <strong>der</strong> 1936 <strong>zu</strong>m RAD und 1937 <strong>zu</strong>m Wehrdienst und direkt anschließend<br />
1939 <strong>zu</strong>m <strong>Krieg</strong>sdienst eingezogen wurde, vertritt im Kontrast da<strong>zu</strong> den Soldaten<br />
<strong>der</strong> fechtenden Truppe. Beide Männer gehören so<strong>zu</strong>sagen <strong>zu</strong>m Kern <strong>der</strong><br />
Jugendgeneration <strong>der</strong> Weimarer Republik, <strong>zu</strong> den Jahrgängen, die am längsten<br />
bei <strong>der</strong> Wehrmacht waren.<br />
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