"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
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Problem stehen, daß bei einer Aufdeckung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sprüche ihrer Argumentationen<br />
auch ihr Leben vor 1945 problematisch wird. Nur <strong>zu</strong>m Preis, ins Ausseits<br />
gedrängt <strong>zu</strong> werden, können sie s<strong>ich</strong> gegen diese Deutungen stellen.<br />
Und so wurde und wird diese Vermeidungshaltung von <strong>der</strong> Eltern-<br />
Generation (Wilhelminer-, Weimarer-, HJ-Generation) tradiert an die Kin<strong>der</strong>-<br />
Generationen (HJ-, 68er- und Wirtschaftswun<strong>der</strong>-Generation) und zeigt s<strong>ich</strong><br />
auch noch dort wirksam, wo die Kin<strong>der</strong> die Eitern massiv und direkt <strong>mit</strong> Fragen<br />
konfrontieren 10 . Im Unterschied <strong>zu</strong> den Zeitzeugen haben die Kin<strong>der</strong> und<br />
Enkel keinen un<strong>mit</strong>telbaren Zugriff auf diese Gesch<strong>ich</strong>te <strong>mehr</strong>; sie kennen oft<br />
nur die Tabus, haben gelernt, welche Fragen sie stellen können und welche<br />
n<strong>ich</strong>t und <strong>mit</strong> welchen Fragen sie die Eltern und Großeltern attackieren können,<br />
ohne jedoch tatsächl<strong>ich</strong> etwas über <strong>der</strong>en Vergangenheiten <strong>zu</strong> erfahren.<br />
Während die Zeitzeugen noch Zugang <strong>zu</strong>r Vergangenheit haben o<strong>der</strong> finden<br />
können, hat die Generation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> oft nur diffuse Vermutungen. Je nach<br />
Tendenz in R<strong>ich</strong>tung Rechtfertigung o<strong>der</strong> Anklage kann sie die Familienvergangenheit<br />
<strong>mit</strong> abenteuerl<strong>ich</strong>en Phantasien anfüllen o<strong>der</strong> durch das Wissen<br />
von <strong>der</strong> kollektiven Gesch<strong>ich</strong>te des „Dritten Re<strong>ich</strong>es" ersetzen.<br />
Anmerkungen<br />
1 Der Psychiater Erwin Straus (1930) diskutiert im Zusammenhang <strong>der</strong> Frage des Allgemeinen<br />
im Individuellen den Fetischismus unter dieser Lesart.<br />
2 Zum .politischen Soldaten* vgl. Hans-Jochen Gamm (1964: 28ff), Gabriele Rosenthal (1987b:<br />
73ff), Fritz Stippel (1957: 178ff).<br />
3 Zur nachlassenden Identifikation <strong>mit</strong> dem NS und <strong>zu</strong>nehmenden <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Institution <strong>der</strong> Wehrmacht<br />
bei den Schülersoldaten, den Flakhelfern, vgl. Schorken (1984).<br />
4 Hier treffen wir ein Soldatentum an, das s<strong>ich</strong> <strong>mit</strong> den Analysen von Lutz Niethammer (1986:<br />
226 ff.) von Arbeiterbiographien etwa <strong>der</strong> gle<strong>ich</strong>en Jahrgange deckt.<br />
5 Vgl. die von Angelika Puhlmann (1986) besprochene Lebensgesch<strong>ich</strong>te von Klaus Tischler<br />
und die von Gabriele Rosenthal (1986a) von Manfred Sommer.<br />
6 Zum Zusammenhang zwischen Orientierungskrisen und Auseinan<strong>der</strong>set<strong>zu</strong>ng <strong>mit</strong> <strong>der</strong> NS-<br />
Vergangenheit vgl. Rosenthal (1987: 108-114) sowie dies. (1989).<br />
7 Vgl. hier<strong>zu</strong> auch die Befragung von ca. 500 deutschen Familien im Winter 1946 / 47 von Hüde<br />
Thurwald (1948). Hier wird insbeson<strong>der</strong>e auch über die Schwierigkeit <strong>der</strong> Männer <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
von Frauen erre<strong>ich</strong>ten Selbständigkeit ber<strong>ich</strong>tet (197ff.)<br />
8 Zum Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Lebenskrisen und bedrohter Zukunft, Gegenwart<br />
und Vergangenheit vgl. Rosenthal (1989).<br />
9 Zur theoretischen Diskussion von Erleidensprozessen vs. Handlungsprozessen vgl. Fritz<br />
Schütze (1981; 1983a).<br />
K) Zur Problematik <strong>der</strong> NS-Vergangenheit in Familien vgl. Bar-On (1988b; 1989); Overbeck<br />
(1987); Salm (1988); Süerlin (1988).<br />
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