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"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

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Gabriele<br />

Rosenthal<br />

5. Zweiter Weltkrieg und Nationalsozialismus:<br />

Zwei Themen ohne Zusammenhang?<br />

Ein Vergle<strong>ich</strong> <strong>der</strong><br />

Lebensgesch<strong>ich</strong>ten<br />

Sind nun — wie mancher Kritiker <strong>der</strong> hermeneutischen Verfahren und verstehenden<br />

Soziologie einwenden mag — die hier besprochenen Biographien<br />

Einzelfalle, die n<strong>ich</strong>ts über das Allgemeine aussagen, son<strong>der</strong>n <strong>zu</strong>fallig aus einer<br />

unbestimmten Gesamtheit ausgewählt wurden und nur das Subjektive, das<br />

Individuelle repräsentieren? Da wir keine Fetischisten sind, die in einzelne<br />

Teile verliebt sind und die n<strong>ich</strong>t zwischen Respräsentant und Repräsentat <strong>zu</strong><br />

trennen vermögen 1 , gehen wir von <strong>der</strong> prinzipiellen Auffindbarkeit des Allgemeinen<br />

im Beson<strong>der</strong>en aus. Vor dem Hintergrund eines dialektischen Verhältnisses<br />

von Individuellem und Allgemeinem stellt s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t die Frage, ob<br />

man von einzelnen Biographien ausgehend über das Allgemeine überhaupt etwas<br />

sagen kann, son<strong>der</strong>n viel<strong>mehr</strong> die Frage nach <strong>der</strong> Qualität unserer theoretischen<br />

Verallgemeinerungen. Da wir das Allgemeine n<strong>ich</strong>t im numerischen<br />

Sinne verstehen, hängt diese Qualität n<strong>ich</strong>t von <strong>der</strong> Häufigkeit des Auftretens<br />

eines Phänomens ab, son<strong>der</strong>n viel<strong>mehr</strong> vom nötigen Spürsinn <strong>zu</strong>m Auffinden<br />

des Allgemeinen in jedem einzelnen Fall, von <strong>der</strong> Phantasie, dem „Freilegen-<br />

Können von wirkl<strong>ich</strong>en, produktiven Fragen 44 (Gadamer 1966: 1070-<br />

Mit dem Ziel <strong>der</strong> Generierung von Annahmen — die selbstverständl<strong>ich</strong> einer<br />

weiteren empirischen Überprüfung bedürfen — werde <strong>ich</strong> versuchen,<br />

Hinweise darauf auf<strong>zu</strong>spüren, inwiefern die Verwendung <strong>der</strong> jeweils bei den<br />

Fallanalysen rekonstruierten Strategien im Umgang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Krieg</strong>s- und NS-<br />

Vergangenheit <strong>mit</strong>bedingt ist von Faktoren wie Generations<strong>zu</strong>gehörigkeit o<strong>der</strong><br />

dem <strong>Krieg</strong>serleben an <strong>der</strong> Front, in <strong>der</strong> Etappe o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Heimat. Zunächst<br />

werde <strong>ich</strong> auf die jeweilige Haltung <strong>der</strong> Biographen <strong>zu</strong>m Zweiten Weltkrieg<br />

und <strong>zu</strong> ihrem <strong>Krieg</strong>seinsatz eingehen und im weiteren dann ihre Strategien <strong>zu</strong>r<br />

Normalisierung <strong>der</strong> NS-Vergangenheit genauer beleuchten.<br />

Die Haltung <strong>zu</strong>m Zweiten Weltkrieg. Betrachten wir <strong>zu</strong>nächst die Haltung<br />

<strong>der</strong> Männer <strong>zu</strong> ihrem Soldatsein, so zeigen s<strong>ich</strong> hier einige Gemeinsamkeiten.<br />

Keiner dieser Männer hat wahrend des <strong>Krieg</strong>es eine beson<strong>der</strong>s kritische Distanz<br />

<strong>zu</strong>m Soldatsein eingenommen und die deutsche <strong>Krieg</strong>sfuhrung als unrechtmäßig<br />

abgelehnt. Erfüllte <strong>der</strong> Veteran, <strong>der</strong> schon unter dem Ersten Weltkrieg<br />

gelitten <strong>hatte</strong>, seinen erneuten Einsatz als Soldat nur noch unwillig, so<br />

arrangierten s<strong>ich</strong> die jüngeren Männer recht gut <strong>mit</strong> ihrem Soldatsein und ent-<br />

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