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"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

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stimmten vermutl<strong>ich</strong> damals die Verfolgungen seinen Alltag — <strong>zu</strong> denken sei<br />

nur an die Aussage „überall wo wir hin<strong>kam</strong>en, wurden die in Ghettos gemacht<br />

44<br />

—, so blendet er sie heute aus seiner Erinnerung aus. Herr Acka repariert<br />

also seine <strong>zu</strong>m Problem gewordene Vergangenheit <strong>mit</strong> Hilfe von thematischen<br />

Ausblendungen respektive Einblendungen von Erlebnissen.<br />

Wie ausgeprägt sein Antise<strong>mit</strong>ismus war und ist, können wir dem Interview<br />

n<strong>ich</strong>t entnehmen. Im folgenden Zitat, bei dem es um den jüdischen Namen <strong>der</strong><br />

Projektleiterin geht, werden seine Ressentiments spürbar. Er geht soweit, daß<br />

er den Juden auch noch eine Mitschuld <strong>zu</strong>schreibt:<br />

Herr Acka: „Rosenthal ist das en Jude (2)<br />

I: mhm, nein<br />

Frau Acka: ((lacht))<br />

Herr Acka: na das is n<strong>ich</strong> schlimm eh<br />

I: hm<br />

Herr Acka: das is is is gar n<strong>ich</strong> schlimm, <strong>ich</strong> sage ja <strong>ich</strong> <strong>ich</strong>-, kann vielle<strong>ich</strong>t sagen <strong>ich</strong> (2) hab<br />

keine Beziehung <strong>zu</strong>m Bayern, so hab <strong>ich</strong> keine Beziehung <strong>zu</strong>m Juden ,is ja auch selber schuld <strong>der</strong><br />

Jude 4 , ne, das is ne an<strong>der</strong>e Gesch<strong>ich</strong>te ABER ABER <strong>ich</strong> <strong>ich</strong> meine des- des- wegen, es es- <strong>ich</strong><br />

finde es dumm daß man das n<strong>ich</strong> sagen darf' (69/40)<br />

Mit <strong>der</strong> Schuldabweisung an die Juden fühlt er s<strong>ich</strong> jedoch n<strong>ich</strong>t entlastet;<br />

er bedarf weiterer Argumente, um sein eigenes Handeln <strong>zu</strong> rechtfertigen.<br />

Wie<strong>der</strong>holt meint er, daß es für den Soldaten „kein Aussteigen gegeben hätte* 4 .<br />

In diesem Zusammenhang argumentiert er:<br />

„wenn sie weiterkommen wolln und <strong>ich</strong> wollte ja weiterkommen, und n<strong>ich</strong>t nur alleine wegen<br />

Weiterkommen <strong>ich</strong> konnte ja aus diesem Verband aus <strong>der</strong> Uniform n<strong>ich</strong>t heraus .. Sic können ledigl<strong>ich</strong><br />

das noch verbessern, daß Sie irgendwie ne bessere o<strong>der</strong> ne an<strong>der</strong>e Position harn" (114/40)<br />

Mit dieser Aussage ist jedoch auch das entscheidende Motiv seines biographischen<br />

Werdegangs angesprochen: Das Streben nach einem berufl<strong>ich</strong>en und<br />

sozialen Aufstieg <strong>hatte</strong> schon seine Teilnahme an den Veranstaltungen <strong>der</strong> <strong>Hitler</strong>jugend<br />

motiviert, ebenso seinen Eintritt in die SA. Es war we<strong>der</strong> Spaß und<br />

Freude an den Aktivitäten <strong>der</strong> NS-Organisationen, noch war es die Identifikation<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> nationalsozialistischen Weltanschauung, die seinen biographischen<br />

Werdegang in den NS-Organisationen bestimmte. Viel<strong>mehr</strong> trieb ihn<br />

<strong>der</strong> Wunsch nach sozialem Aufstieg und berufl<strong>ich</strong>em Weiterkommen an und<br />

motivierte seine beflissene Pfl<strong>ich</strong>terfüllung. Dieses Weiterkommen bestimmte<br />

auch sein Handeln während des <strong>Krieg</strong>es; auch hier <strong>hatte</strong> er s<strong>ich</strong> beflissen<br />

im Dienste seines Aufstiegs an bestimmten Aktivitäten, um es ganz<br />

neutral <strong>zu</strong> formulieren, beteiligt. Vielle<strong>ich</strong>t <strong>hatte</strong> er s<strong>ich</strong>, wie auch schon <strong>zu</strong>r<br />

SA, <strong>zu</strong>m Einsatz an die Ostfront bzw. <strong>zu</strong> irgendeiner Son<strong>der</strong>einheit freiwillig<br />

gemeldet, weil er zwar weiterkommen, jedoch n<strong>ich</strong>t den Heldentod an <strong>der</strong><br />

Front sterben wollte.<br />

Prekär an dem Bemühen um seinen Aufstieg ist heute, daß dieser mißlang.<br />

Sein Einlassen auf die Verbrechen in <strong>der</strong> Sowjetunion hat s<strong>ich</strong> we<strong>der</strong> für seine<br />

Laufbahn gelohnt, noch konnte ein deutscher Endsieg die Verbrechen als Mit-<br />

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