"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
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administrative Aufgaben erfüllten, erlebten sie den <strong>Krieg</strong> aus unterschiedl<strong>ich</strong>en<br />
Perspektiven. Des weiteren war das <strong>Krieg</strong>serleben geprägt von <strong>der</strong> biographischen<br />
Bedeutung, die <strong>der</strong> <strong>Krieg</strong> für ihr Leben jeweils <strong>hatte</strong>. Genau genommen<br />
erlebte also je<strong>der</strong> Zeitzeuge den <strong>Krieg</strong> aus einer an<strong>der</strong>en Perspektive.<br />
Doch abgesehen von <strong>der</strong> jeweils individuellen, biographischen<br />
Beson<strong>der</strong>heit eines Menschen, seiner einmaligen und einzigartigen Lebensgesch<strong>ich</strong>te,<br />
teilt je<strong>der</strong> Mensch seine Erfahrungen, die er in <strong>der</strong> sozialen Welt gemacht<br />
hat und noch machen wird, seine Vergangenheit, Gegenwart und antizipierte<br />
Zukunft <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Menschen. Dabei verbinden ihn seine Erfahrungen<br />
<strong>mit</strong> manchen Mitmenschen <strong>mehr</strong> als <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en. Häufig denkt <strong>der</strong><br />
Sozialwissenschaftler bei geteilten Erlebniswelten an die Zugehörigkeit des<br />
Subjekts <strong>zu</strong> einer Sch<strong>ich</strong>t bzw. <strong>zu</strong> einem Milieu. Ein weiteres und im Zusammenhang<br />
geteilter historischer Erfahrungen ebenso wesentl<strong>ich</strong>es Kriterium<br />
gemeinsam geteilter Erlebniswelten ist die Zugehörigkeit <strong>zu</strong> einer Generation.<br />
Der Generationsbegriff umfaßt zwei Dimensionen des Erlebens historischer<br />
Ereignisse: die Dimension <strong>der</strong> aufgrund des gemeinsamen Lebensalters<br />
geteilten Kontexte sowie die <strong>der</strong> gemeinsam geteilten, erlebten Gesch<strong>ich</strong>te.<br />
Nach <strong>der</strong> Definiton von Karl Mannheim (1928) sind die Angehörigen einer<br />
Generation im historischen Strom des gesellschaftl<strong>ich</strong>en Geschehens verwandt<br />
gelagert:<br />
„N<strong>ich</strong>t das Faktum <strong>der</strong> in <strong>der</strong>selben chronologischen Zeit erfolgten Geburt, <strong>zu</strong>r selben Zeit<br />
Jung-, Erwachsen-, Altgewordenseins, konstituiert die gemeinsame Lagerung im sozialen Räume,<br />
son<strong>der</strong>n erst die daraus entstehende Mögl<strong>ich</strong>keit, an denselben Ereignissen, Lebensgehalten usw.<br />
<strong>zu</strong> partizipieren und noch <strong>mehr</strong>, von <strong>der</strong>selben Art <strong>der</strong> Bewußtseinssch<strong>ich</strong>tung aus dies <strong>zu</strong> tun..."<br />
(Mannheim 1928: 180)<br />
Generationsbildend sind also die objektiven Bedingungen und Zeitumstände,<br />
die Lebensverhältnisse in einer Zeitperiode, wenn sie von den Gle<strong>ich</strong>altrigen<br />
als prägend für ihr Leben erfahren werden. Innerhalb einer Generation<br />
unterscheidet Karl Mannheim Generationseinheiten, die auf unterschiedl<strong>ich</strong>e<br />
Weise auf die den Generations<strong>zu</strong>sammenhang stiftenden, gemeinsamen<br />
historisch-lebensgesch<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong>en Konstellationen antworten.<br />
Wie die einzelnen Geburtsjahrgänge s<strong>ich</strong> generationsspezifisch voneinan<strong>der</strong><br />
abgrenzen, wann eine Generation jahrgangsmäßig beginnt, d.h. ab welchem<br />
Zeitpunkt von einer neuen Generation gesprochen werden kann, ist<br />
nach diesem soziologischen Verständnis eine empirische Frage, die im Kontext<br />
<strong>der</strong> konkreten jeweiligen sozialen und historischen Verhältnisse und n<strong>ich</strong>t<br />
unabhängig von diesen <strong>zu</strong> beantworten ist. Schon gar n<strong>ich</strong>t läßt s<strong>ich</strong> die Generations<strong>zu</strong>gehörigkeit<br />
etwa in <strong>der</strong> Art schematisieren, daß alle 20 Jahre eine<br />
neue Generation beginnt.<br />
Betrachtet man die historische Situation <strong>der</strong> ersten Hälfe dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />
so sind die Angehörigen <strong>der</strong> Geburtsjahrgänge von 1890 — 1930 mindestens<br />
nach drei Generationen <strong>zu</strong> unterscheiden: die wilhelminische Jugendgeneration,<br />
die Weimarer Jugendgeneration und die <strong>Hitler</strong>jugend-Generation 1 .<br />
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