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"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

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KÖNNTE SE ERSCHIESSEN DIE DRECKSÄCKE (I) KOHL UND KONSORTEN ((weinerl<strong>ich</strong>))<br />

NUR DAS GROSSKAPITAL IST INTERESSIERT AN DEN KRIEGEN (1) UM DIE<br />

MIUTÄRGESCHÄFTE ZU MACHEN DER KLEINE MANN MUSS SEIN BLUT HINHAL­<br />

TEN (1) SEINEN KÖRPER" (57/39)<br />

Walter Langenbach ereifert s<strong>ich</strong> in den nachfolgenden Bissagen über ganz<br />

unterschiedl<strong>ich</strong>e politisch aktuelle Themen: über Atomkraft, das Fischsterben<br />

in den Flüssen und die Überbevölkerung <strong>der</strong> Erde. Seine Wut eskaliert dann<br />

bei seinem Unverständnis für Menschen, die in dieser Situation immer noch<br />

„Kin<strong>der</strong> in die Welt setzen 44 . Er beschimpft sie als „Schweine 44 .<br />

<strong>Als</strong> Zuhörer / innen ahnen wir, daß hinter Walter Langenbachs berechtigtem<br />

und nachvollziehbarem Zorn über Umweltverschmut<strong>zu</strong>ng, Überbevölkerung<br />

und Wettrüsten ganz an<strong>der</strong>e Probleme liegen. Es sind Probleme, die von seiner<br />

<strong>Krieg</strong>svergangenheit herrühren. Er endet dann auch <strong>mit</strong> dem Resümee,<br />

daß „<strong>der</strong> Mensch immer wie<strong>der</strong> versagt 44 . Da<strong>mit</strong> weist er auch auf das Versagen<br />

<strong>der</strong> Menschen während <strong>der</strong> NS-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges<br />

hin. Herr Langenbach ist in seiner Wut hilflos. Es fehlt ihm <strong>der</strong><br />

weltanschaul<strong>ich</strong>-politische Halt für eine produktive Umset<strong>zu</strong>ng seiner Wut<br />

und dafür, daß er s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t nur als passiv erleidendes Opfer sehen muß, son<strong>der</strong>n<br />

s<strong>ich</strong> auch als jemand erfahren kann, <strong>der</strong> aktiv sein Leben und seine Umwelt<br />

gestaltet. Er, <strong>der</strong> nach seiner Rückkehr aus <strong>der</strong> Gefangenschaft erhebl<strong>ich</strong>e<br />

Probleme <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung in das zivile Leben <strong>hatte</strong>, fond in<br />

<strong>der</strong> bundesrepublikanischen Gesellschaft keine Hilfe bei <strong>der</strong> Verarbeitung seiner<br />

<strong>Krieg</strong>serlebnisse. Schon während seiner Zeit als Gefangener <strong>hatte</strong> Herr<br />

Langenbach, angestoßen durch die Zuschreibung <strong>der</strong> französischen Verwaltung,<br />

er müsse ein Antifaschist sein, s<strong>ich</strong> <strong>zu</strong>nehmend in Gegnerschaft <strong>zu</strong> den<br />

Nazis gesehen. Sein Wie<strong>der</strong>eintritt in die SPD war ein Versuch, seine NS-<br />

Vergangenheit aus<strong>zu</strong>blenden und an die Zeit vor 1933 an<strong>zu</strong>knüpfen.<br />

Diese Gegnerschaft hätte aber, um n<strong>ich</strong>t nur in <strong>der</strong> Abgren<strong>zu</strong>ng vom Nationalsozialismus<br />

und im S<strong>ich</strong>-frei-Fühlen von einer Verstrickung <strong>zu</strong> verharren,<br />

einer weiteren Aufarbeitung bedurft. Eine aktive Parteiarbeit bzw. die kollektive<br />

Aufarbeitung <strong>der</strong> NS-Vergangenheit in einer Organisation hätte ihm vielle<strong>ich</strong>t<br />

helfen können, seine Erlebnisse besser <strong>zu</strong> verstehen und <strong>zu</strong> verarbeiten.<br />

Herr Langenbach <strong>hatte</strong> jedoch die Illusion, s<strong>ich</strong> durch den Eintritt in die<br />

SPD von allem, was an die NS-Vergangenheit erinnerte, reinwaschen <strong>zu</strong> können.<br />

Dieser Versuch mußte aber durch die Anwesenheit eines „alten Nazis 44 ,<br />

<strong>der</strong> die Erinnerung an den Nationalsozialismus wachhielt, scheitern.<br />

In <strong>der</strong> Gefangenschaft <strong>hatte</strong> Walter Langenbach begonnen, s<strong>ich</strong> <strong>mit</strong> dem<br />

Status des Opfers <strong>zu</strong> identifizieren, und er verharrt bis heute im Gefühl des<br />

Opfers, das den Verhältnissen hilflos ausgeliefert ist. Diese Hilflosigkeit kann<br />

s<strong>ich</strong> nur in hilfsloser Wut einen Weg bahnen.<br />

In Herrn Langenbachs eigener Einschät<strong>zu</strong>ng haben ihn seine Erlebnisse<br />

während des Zweiten Weltkrieges vor allem <strong>zu</strong> einem ausgesprochenen<br />

<strong>Krieg</strong>sgegner werden lassen. Doch diese Gegnerschaft bleibt auf <strong>der</strong> Ebene<br />

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