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"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

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4.1.5.3 Die erfolgre<strong>ich</strong>e Benifskarriere<br />

Schon in <strong>der</strong> französischen <strong>Krieg</strong>sgefangenschaft war es Herrn Langenbach<br />

gelungen, an alte Berufsroutinen als Zimmermann an<strong>zu</strong>knüpfen. Wie lange er<br />

dann nach seiner Rückkehr arbeitslos war, wissen wir lei<strong>der</strong> n<strong>ich</strong>t. Zunächst<br />

fand er eine Stelle als Zimmermann in einem Krankenhaus, wo er <strong>mehr</strong>ere<br />

Jahre blieb. Später arbeitete er jeweils <strong>mehr</strong>ere Jahre in verschiedenen Zimmereibetrieben.<br />

Im Jahr 1965, <strong>mit</strong> 51 Jahren, legte Walter Langenbach die Meisterprüfung<br />

ab, arbeitete noch einige Jahre als Meister in einem Betrieb und machte s<strong>ich</strong><br />

dann selbständig. Sein Betrieb blieb ein „Ein-Mann-Betrieb" wie er betont:<br />

„<strong>ich</strong> war immer noch Lehrling=Geselle=Meister=Buchhalter=Kraftfahrer, und noch so was,<br />

alles in einer Person" (40/58)<br />

Herr Langenbach war also in <strong>der</strong> Lage, in seinem Beruf trotz anfangl<strong>ich</strong>er<br />

Schwierigkeiten wie<strong>der</strong> Fuß <strong>zu</strong> fassen, alte Berufsroutinen auf<strong>zu</strong>nehmen und<br />

aus<strong>zu</strong>bauen. Hier fand er persönl<strong>ich</strong>e Bestätigung und gewann individuelle<br />

Handlungsautonomie. Selbstbewußt erzählt er von seinem Können und seinen<br />

Leistungen. Vor allem <strong>mit</strong> jenen 15 Jahren seiner Berufstätigkeit, in <strong>der</strong> er als<br />

selbständiger Zimmermann arbeitete, kann er s<strong>ich</strong> identifizieren. Rückblickend<br />

evaluiert Walter Langenbach seine berufl<strong>ich</strong>e Laufbahn <strong>mit</strong> den<br />

Worten:<br />

„<strong>ich</strong> habe meinen Beruf sehr geliebt und habe viel Spaß dran jehabt aber war lei<strong>der</strong> auch, durch<br />

meine Militärsachen (1) dem Beruf ungefähr (1) zehn bis elf Jahre entzogen (1)" (79/19)<br />

4.1.5.4 Ein ausgefülltes Leben als Rentner<br />

Herr Langenbach, <strong>der</strong> seinen Betrieb vor ein paar Jahren aufgegeben hat, lebt<br />

inzwischen <strong>mit</strong> seiner Ehefrau in einer Art Wohngemeinschaft. Sein Bedürfnis<br />

nach einer Intimbeziehung befriedigt er außerhalb seiner Ehebeziehung.<br />

Im Interview erzählt Walter Langenbach stolz von seinen beiden Freundinnen<br />

— wohl auch, um uns Frauen <strong>mit</strong> seiner scheinbar ungebrochenen männl<strong>ich</strong>en<br />

Anziehungskraft <strong>zu</strong> beeindrucken. Mit seinen Freundinnen fahre er häufig in<br />

Urlaub o<strong>der</strong> mache kleinere Tagesausflüge. Erst kurze Zeit vor dem Interview<br />

hat s<strong>ich</strong> <strong>der</strong> <strong>mit</strong>tlerweile 72jährige ein neues Auto gekauft.<br />

Seine ganze Leidenschaft gehört <strong>der</strong> Kleintierzüchtung. In seiner ehemaligen<br />

Werkstatt hat er Tauben, Kaninchen, Zwerghühner und diverse exotische<br />

Vogelarten untergebracht. Um Langeweile gänzl<strong>ich</strong> vor<strong>zu</strong>beugen, hat er <strong>zu</strong>dem<br />

den Hausmeisterposten in seinem Mietshaus übernommen.<br />

4.1.6 Reparaturstrategie: Ein auferlegter Lebensweg<br />

Mit einer Unterbrechung von knapp zwei Jahren war Herr Langenbach von<br />

seinem 22sten bis 34sten Lebensjahr als Soldat bzw. <strong>Krieg</strong>sgefangener dem zi-<br />

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