"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
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Da das Ehepaar in <strong>der</strong> kurzen Zeit vor <strong>Krieg</strong>sbeginn noch keine gemeinsame<br />
Lebenspraxis aufgebaut <strong>hatte</strong>, an die es jetzt hätte anknüpfen können,<br />
hätte es s<strong>ich</strong> <strong>zu</strong>nächst um den Aufbau eben dieser gemeinsamen Ehewirkl<strong>ich</strong>keit<br />
bemühen müssen. Doch scheint Walter Langenbach in <strong>der</strong> langen Zeit seiner<br />
Gefangenschaft an <strong>der</strong> Illusion <strong>der</strong> ehel<strong>ich</strong>en Gemeinsamkeit festgehalten<br />
<strong>zu</strong> haben. Er fühlte s<strong>ich</strong> von seiner Frau enttäuscht und betrogen. Hilflos<br />
schreibt er die Schuld für das Scheitern seiner Ehe dem <strong>Krieg</strong>sbeginn <strong>zu</strong> bzw.<br />
fühlt s<strong>ich</strong> überhaupt in diese Ehe gedrängt: Sowohl seine Mutter als auch seine<br />
Schwiegermutter hätten ihn an seine Frau „gefesselt* 1 . Im Bewußtsein <strong>der</strong> gescheiterten<br />
Ehe meint er heute, er habe schon damals ein Mißlingen dieser<br />
Ehe antipiziert:<br />
„ABER ICH WUSSTE daß wir einfach n<strong>ich</strong> <strong>zu</strong>sammenpassen" (II. /16)<br />
4.1.5.2 Die gescheiterte Parteikarriere in <strong>der</strong> SPD<br />
Nach seiner Rückkehr aus <strong>der</strong> Gefangenschaft mußte Walter Langenbach fest<br />
stellen, daß die Personen, denen er die Verantwortung für das NS-System <strong>zu</strong>schrieb,<br />
vielfach wie<strong>der</strong> hohe gesellschaftl<strong>ich</strong>e Positionen inne<strong>hatte</strong>n und<br />
auch politisch wie<strong>der</strong> aktiv waren. Er ist <strong>der</strong> Ans<strong>ich</strong>t, daß diejenigen, die diesen<br />
Prozeß hätten verhin<strong>der</strong>n können, wie etwa er selbst, in Gefangenschaft<br />
waren.<br />
In dieser ersten Zeit, ca. 1948, trat er in die SPD ein und blieb ein Jahr Mitglied.<br />
Seinen Beitritt begründet er folgen<strong>der</strong>maßen:<br />
„<strong>ich</strong> wollte aber wie<strong>der</strong> nen bißchen politisch <strong>mit</strong>machen (1) um (2) die Sache wie<strong>der</strong> nen bißchen<br />
<strong>zu</strong>recht<strong>zu</strong>rücken" (II./6)<br />
Welche „Sache" er wie<strong>der</strong> „<strong>zu</strong>rechtrücken 4 * wollte, läßt Walter Langenbach<br />
an dieser Stelle offen. Vermutl<strong>ich</strong> hat er den Nationalsozialismus bzw.<br />
diejenigen, die er für sein Zustandekommen verantwortl<strong>ich</strong> macht, im Blick.<br />
Mögl<strong>ich</strong>erweise wollte er durch seine Mitgliedschaft in <strong>der</strong> SPD gerade die<br />
Verantwortl<strong>ich</strong>en <strong>zu</strong>r Rechenschaft ziehen. Vielle<strong>ich</strong>t ging es ihm aber auch<br />
darum, sein eigenes Engagement im Nationalsozialismus „<strong>zu</strong>recht<strong>zu</strong>rücken 44 ,<br />
d.h., vor s<strong>ich</strong> selbst und vor an<strong>der</strong>en seine eigene Vergangenheit durch das<br />
Engagement in dieser Partei <strong>zu</strong> bereinigen. Mit seinem Eintritt in die SPD<br />
knüpfte er an seine Mitgliedschaft in <strong>der</strong> SAJ an und konnte da<strong>mit</strong> s<strong>ich</strong> selbst<br />
und seiner Umwelt demonstrieren, daß er schon immer sozialdemokratisch<br />
orientiert war.<br />
Doch <strong>kam</strong> es für Walter Langenbach bald <strong>zu</strong> Spannungen in <strong>der</strong> SPD: Er begegnete<br />
dort einer bekannten Persönl<strong>ich</strong>keit seiner Heimatstadt, die vor 1933<br />
beim sozialdemokratisch orientierten Re<strong>ich</strong>sbanner organisiert war, dann aber<br />
1933 eine <strong>der</strong> ersten war, die „Funktionäre in Adolfs Partei 44 wurden. Wolter<br />
Langenbach war empört darüber, diesen Mann nun als SPD-Mitglied, und da<strong>mit</strong><br />
quasi rehabilitiert, wie<strong>der</strong><strong>zu</strong>treffen. Diese Rehabilitation empfand er als<br />
verlogen. Aus Protest dagegen gab er 1949 sein fórteibuch wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong>rück.<br />
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