"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

„und einen Tach später ((zittrige weinerliche Stimme)) (1) (( räuspern )) kam die französische
Zeitung bei uns ins Lager (1) BALKENüberschrift (2) .schrecklich* (1) Wölfe, unter sich (1) das
waren WIR (3)" (35/28)
Zwar gehörte er nicht zur Gemeinschaft der immer noch aufrechten Nationalsozialisten,
doch fühlte er sich von der ,Wolfs-Metapher\ die die französische
Presse gebraucht hatte, betroffen. Er konnte sich umso weniger von dieser
Gruppe distanzieren, als er selbst in diese Auseinandersetzungen verwickelt
war und eine zunehmende Verrohung auch an sich selbst feststellen
konnte: „schlecht wie ich als Soldat auch geworden war. 44
Von der Außenwelt
mit Wölfen verglichen zu werden, empfindet Walter Langenbach als
„schrecklich 44 , doch war er zugleich durchaus stolz darauf, zur Gemeinschaft
der deutschen Soldaten zu gehören und überhaupt deutsch zu sein. Dies
kommt vor allem in seinen Schilderungen der nordafrikanischen Bevölkerung,
ihrer Kultur und Sitten zum Ausdruck.
Wenn er über ihre Zeremonien, z.B. die Hochzeitsfeste, über ihre Lebensund
Wohnverhältnisse spricht oder das Geschlechterverhältnis beschreibt,
werden seine negativen Bewertungen deutlich. Ihn belustigten die Fastenrituale
der Mohammedaner, und die Gefangenen „foppten 44
die Fastenden mit
dem Hinweis, sie könnten ruhig etwas essen, da Allah sie durch die Zeltwand
ja nicht sehen könne. Zwar lobt er die arabische Gastfreundschaft, sagt jedoch
im gleichen Atemzug, daß „Betrügen an ner Tagesordnung war 44 . Des weiteren
bedauert er die afrikanischen Frauen, welche hart arbeiten müßten und deren
Wert in Kamelen gemessen werde. Bei der Auswahl „der Bräute 44
sei es
„schlimmer wie en Pferdehandel 44 , meint Walter Langenbach. Es ist ihm
wichtig, die Überlegenheit der deutschen Kultur hervorzuheben. Seine ethnozentristische
Einstellung zeigt sich z.B., wenn er betont:
„und UNS, das hab=ich eben noch vergessen, wollten se so gerne mit ihren Töchtern verheiraten,
die Araber, weil wir (1) mehr: Ausbildung besitzen ne" (67/11)
Dagegen kann er ein Loblied auf die Deutschen singen:
„DIE DEUTSCHEN SIND JA (1) ERFINDERISCHER UND WISSEN SICH ZU HELFEN,
INTELLIGENTER WIE DIE NATURVÖLKER die nich lesen und schreiben können" (35/5)
So mußte, nach seiner Darstellung, erst ein gefangener deutscher Medizinstudent
kommen, um „die dollsten Operationen nur mit Taschenmesser 44
durchzuführen, zu denen die Einheimischen nicht in der Lage gewesen seien.
Ausführlich und voller Stolz erzählt er von dem „Erfindungsgeist 44
der deutschen
Gefangenen, die eine Aluminiumlegierung als Lichtquelle verwendeten,
aus alten Flugzeugteilen Gebrauchsgegenstände bastelten und sogar mit
Kopfhörern und Telefondraht die Gespräche der französischen Lagerkommandantur
belauschten.
Welche Funktion hat die Betonung der besonderen Fähigkeiten der Deutschen
für Walter Langenbach? Hier stellt sich die Frage, ob dieser Nationalstolz
und Ethnozentrismus Ausdruck einer schon vor der Gefangenschaft ver-
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