"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
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DANN WIRD=ER FESTGEHALTEN EIN=ODER=ZWEI HALTEN IHN FEST UND DIE<br />
ANDEREN SCHLAGEN MIT KNÜPPEL ODER KOPPEL o<strong>der</strong> sonstwas auf Kreuz und Gesäß<br />
o<strong>der</strong> auf die Beine" (34/45)<br />
Doch bevor dieser „Geist über ihn <strong>kam</strong>", schrie er die beiden an. Einer <strong>der</strong><br />
beiden konnte ihm entkommen, den an<strong>der</strong>en be<strong>kam</strong> er <strong>zu</strong> fassen und schleifte<br />
ihn über den Betonboden, so daß dieser starke Schürfwunden davontrug. Walter<br />
Langenbach schreibt dieses Verhalten seiner Sozialisation als Soldat <strong>zu</strong>,<br />
durch die er „schlecht" geworden sei:<br />
„und er wollte s<strong>ich</strong> nun befreien und schrie laß m<strong>ich</strong> los laß m<strong>ich</strong> los (1) schlecht wie <strong>ich</strong> als<br />
Soldat auch geworden bin (2) ziehe <strong>ich</strong> ihn wie er s<strong>ich</strong> heftig wehrt, <strong>mit</strong> dem Kopf, so r<strong>ich</strong>tig<br />
drück=<strong>ich</strong>=n noch auf den Betonboden (2)" (32/20)<br />
Noch heute gerät Walter Langenbach bei <strong>der</strong> Erinnerung an diese Szene in<br />
Wut. Zwar ist ihm bewußt, daß sein Verhalten, vor allem die Brutalität, <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> er s<strong>ich</strong> an seinem Angreifer gerächt hat, „schlecht" ist, doch stellt er es<br />
als für die damalige Situation selbstverständl<strong>ich</strong> hin: Er „hätte jeden kalt gemacht",<br />
<strong>der</strong> ihn „angefaßt" hätte. Um s<strong>ich</strong> besser verteidigen <strong>zu</strong> können, habe<br />
er dann ein „Stecheisen" gestohlen, das er immer bei s<strong>ich</strong> getragen habe.<br />
Nachdrückl<strong>ich</strong> betont er:<br />
„<strong>ich</strong> hätte dem nächsten <strong>der</strong> nachts an meinem Bett erschienen war, das Ding, in nen Körper<br />
gerammt (1)" (32/54)<br />
Insgesamt war das Klima in dem Gefangenenlager von Brutalität, Gewalt<br />
und Rivalität gekennze<strong>ich</strong>net. So erzählt Walter Langenbach z.B. von einigen<br />
Mitgefangenen, die s<strong>ich</strong> freiwillig <strong>zu</strong>r Fremdenlegion melden wollten, weil<br />
sie „das Gefangenendasein n<strong>ich</strong>t <strong>mehr</strong> ertragen konnten":<br />
„JA, UND DAS WAR NATÜRLICH (2) LANDESVERRAT FÜR unsere Unteroffiziere daß<br />
s<strong>ich</strong> da: (1) Leute für de Fremdenlegion .meldeten'" (34/35)<br />
Diese seien kaltblütig ermordet worden. Herr Langenbach selbst erlebte<br />
<strong>mit</strong>, wie jemand einen „heiligen Geist in Form eines Todes" be<strong>kam</strong>. Dieser<br />
deutsche Gefangene sei nachts überfallen und <strong>mit</strong> einer Betäubungsspritze<br />
„ruhig gestellt" worden. Dann habe man ihm ein Elektrokabel um den Hals<br />
gelegt und ihn aufgehängt, um einen Selbstmord vor<strong>zu</strong>täuschen. Am nächsten<br />
Morgen sei dann eine Meldung über den Suizid des Mitgefangenen gemacht<br />
worden. Eine ärztl<strong>ich</strong>e Untersuchung habe jedoch ergeben, daß es s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t<br />
um Selbstmord gehandelt habe, da <strong>der</strong> Einst<strong>ich</strong> von <strong>der</strong> Spritze und diverse<br />
Verlet<strong>zu</strong>ngen entdeckt worden seien, erzählt Walter Langenbach weiter. Die<br />
Verantwortl<strong>ich</strong>en seien durch die französische Lagerverwaltung an das<br />
<strong>Krieg</strong>sger<strong>ich</strong>t überstellt worden.<br />
Obwohl Herr Langenbach beinahe selbst ermordet worden wäre, kann er<br />
s<strong>ich</strong> von <strong>der</strong> Zugehörigkeit <strong>zu</strong> dieser Gemeinschaft n<strong>ich</strong>t vollständig lossagen.<br />
Dies wird deutl<strong>ich</strong>, als er eine französische Zeitung zitiert, die über diesen<br />
Akt <strong>der</strong> Selbstjustiz ber<strong>ich</strong>tete:<br />
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