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"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

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Schiffe ein, die explodierten und verglühten. Herr Langenbach erlebte diese<br />

Szenen als „Strafger<strong>ich</strong>t Gottes". Er läßt allerdings offen, wofür er s<strong>ich</strong> selbst<br />

o<strong>der</strong> die deutsche Armee als ganze bestraft sieht. Die Frage nach <strong>der</strong> Verantwortung<br />

für diesen <strong>Krieg</strong>, die hier naheliegt, läßt er so<strong>mit</strong> weiter unbeantwortet.<br />

Auch gibt es im Interview keine Hinweise darauf, daß er seine Zeit in Gefangenschaft<br />

als Strafe versteht. Im Vor<strong>der</strong>grund seiner Erzählung über die<br />

Zeit in <strong>der</strong> Gefangenschaft steht die seiner Meinung nach menschenunwürdige<br />

Behandlung durch die französische Armee.<br />

Er befand s<strong>ich</strong> in Nordafrika <strong>zu</strong>nächst in einem großen Lager und die ersten<br />

Monate waren vom Kampf ums Überleben bestimmt. Doch im Verhältnis <strong>zu</strong><br />

manch an<strong>der</strong>em Soldaten ging es ihm relativ gut. Aufgrund seines Handwerksberufes<br />

wurde er <strong>zu</strong> einem Arbeitskommando, das bessere Verpflegung<br />

erhielt, eingeteilt. Trotzdem litt Herr Langenbach insbeson<strong>der</strong>e unter <strong>der</strong><br />

schlechten Ernährungslage, <strong>der</strong>etwegen er — wie viele an<strong>der</strong>e Gefangene —<br />

Tropengeschwüre be<strong>kam</strong>.<br />

Walter Langenbach wurde in dieser Zeit beinahe Opfer eines Mordanschlages<br />

von noch überzeugten Nationalsozialisten. Soldaten des ehemaligen Afrikacorps,<br />

die schon seit 1943 in Gefangenschaft waren, wollten von ihm Auskunft<br />

über die <strong>Krieg</strong>ssituation in Deutschland haben, da sie den Nachr<strong>ich</strong>ten<br />

<strong>der</strong> Alliierten keinen Glauben schenkten. Walter Langenbach bestätigte jedoch<br />

diese Nachr<strong>ich</strong>ten wie z.B., daß deutsche Städte vom feindl<strong>ich</strong>en Beschuß<br />

in Brand ständen. Er wurde daraufhin gefragt, ob er noch an den deutschen<br />

Endsieg glaube, und antwortete:<br />

„ja da muß meiner Meinung nach schon mal nen kleines Wun<strong>der</strong> geschehn, wenn wir den Endsiech<br />

noch erre<strong>ich</strong>en wollen (3)" (28/39)<br />

<strong>Als</strong> Reaktion <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en auf seine Antwort folgte „das Schlimmste 44 . Herr<br />

Langenbach wurde <strong>zu</strong>nächst <strong>zu</strong> einem sog. Vertrauensmann gerufen, einem<br />

„alten Parteigenossen <strong>mit</strong> goldenem Parteiabze<strong>ich</strong>en 44 . Ihm wurde ein „Untergraben<br />

<strong>der</strong> Wehrkraft 44<br />

vorgeworfen, für das er s<strong>ich</strong> später in Deutschland vor<br />

einem <strong>Krieg</strong>sger<strong>ich</strong>t <strong>zu</strong> verantworten haben werde. Mit an<strong>der</strong>en Worten, dieser<br />

Parteigenosse glaubte noch an eine deutsche Militärger<strong>ich</strong>tsbarkeit nach<br />

einem deutschen Endsieg.<br />

Herr Langenbach <strong>hatte</strong> Angst, tatsächl<strong>ich</strong> noch vor ein deutsches Ger<strong>ich</strong>t<br />

gestellt <strong>zu</strong> werden, denn er <strong>hatte</strong> von <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> sog. Wun<strong>der</strong>waffen<br />

gehört, die einen deutschen Sieg vielle<strong>ich</strong>t doch noch ermögl<strong>ich</strong>ten. Doch<br />

jene faschistischen und fanatischen Soldaten wollten ihn sofort <strong>zu</strong>r Verantwortung<br />

ziehen. Eines Nachts hörte er Stimmen und erblickte zwei von den „Anklägern<br />

44 , beide kräftige Männer. Herrn Langenbach war sofort klar, daß ihm<br />

ein „heiliger Geist 44<br />

drohte:<br />

„EIN HEILIGER GEIST BESTEHT DARIN (1) DEM KAMERADEN DER IHN HABEN<br />

SOLL NE DECKE ÜBERN KOPF, ODER NEN ALTEN MANTEL, ÜBERN KOPF ZU LE­<br />

GEN DAMIT=ER NICH SEHEN KANN, WER DEN HEILIGEN GEIST VERPASST (1)<br />

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