"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
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<strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt weitgehend als von außen auferlegtes Schicksal; die Verantwortung<br />
für Entscheidungen schreibt er den politischen Verhältnissen o<strong>der</strong><br />
aber an<strong>der</strong>en Personen <strong>zu</strong>. Sah er für s<strong>ich</strong> keine Chance, den <strong>Krieg</strong> lebend <strong>zu</strong><br />
überstehen, unternahm er auch keine Versuche, Handlungen <strong>der</strong> Wehrmacht<br />
<strong>zu</strong> kritisieren, son<strong>der</strong>n er fügte s<strong>ich</strong>. Nachdem er jedoch die Verwundungen<br />
überlebt und selbst die lebensgefährl<strong>ich</strong>sten Situationen in Italien überstanden<br />
<strong>hatte</strong>, wuchs seine Hoffnung, doch am Leben <strong>zu</strong> bleiben. Da<strong>mit</strong> verbunden<br />
war ein Ablösungsprozeß von <strong>der</strong> Wehrmacht, <strong>der</strong>en Entscheidungen er nun<br />
n<strong>ich</strong>t <strong>mehr</strong> einfach hinnahm. Statt dessen war er bemüht, seine neugewonnene<br />
Hoffnung auf ein Leben nach dem <strong>Krieg</strong> <strong>zu</strong> realisieren.<br />
4Λ.4 Gefangenschaft<br />
4.1.4.1 „Man is ja ein armer Mann, man is überhaupt kein Mensch <strong>mehr</strong>,<br />
wenn man in Gefangenschaft gerät* 4<br />
Unter diesem Motto steht für Walter Langenbach die gesamte Anfangsphase<br />
seiner Gefangenschaft. Wie schon erwähnt, wurde <strong>der</strong> 30jährige 1944 von<br />
amerikanischen Soldaten gefangengenommen, entwaffnet und durchsucht.<br />
Diese Durchsuchung hat er als beson<strong>der</strong>s entwürdigendes Erlebnis in Erinnerung;<br />
die Amerikaner hätten s<strong>ich</strong> dabei persönl<strong>ich</strong> bere<strong>ich</strong>ert, meint er. Außerdem<br />
seien ihm persönl<strong>ich</strong>e Fotografien und Papiere abgenommen worden,<br />
die von den „Amis 44<br />
zerrissen und anschließend „IN NEN SCHLAMM GE<br />
TRETEN 4 * worden seien. Herr Langenbach glaubt, daß dieses Erlebnis bei<br />
ihm <strong>zu</strong> einer Än<strong>der</strong>ung seiner Einstellung gegenüber den Amerikanern geführt<br />
habe. Seitdem würde er sie hassen und n<strong>ich</strong>t <strong>mehr</strong> als kultivierte Menschen<br />
betrachten. Noch heute ist er sehr wütend über diese Erfahrung:<br />
„ WARUM ZERREISST MAN NEN HARMLOSES BILD, DA KANN ICH KEINEN MIT TÜTEN<br />
0Γ (69/40)<br />
Er betont, selbst nie so gehandelt <strong>zu</strong> haben, und es wird in seiner Darstellung<br />
deutl<strong>ich</strong>, daß ihm diese Handlung vollkommen unverständl<strong>ich</strong> bleibt. Er<br />
empfindet es als Entwürdigung, realisiert allerdings n<strong>ich</strong>t, daß dies mögl<strong>ich</strong>erweise<br />
gerade <strong>der</strong> beabs<strong>ich</strong>tigte Effekt war.<br />
Zunächst <strong>kam</strong>en die deutschen Soldaten in ein Gefangenenlager am Fuße<br />
des Vesuvs, in <strong>der</strong> Nähe von Neapel. Sie erlebten einen Vulkanausbruch, <strong>der</strong><br />
Herrn Langenbach noch heute — auch wie<strong>der</strong>um — als „dolles Erlebnis 44<br />
in<br />
Erinnerung ist. Die Gefangenen sollten später in Afrika „an die Franzosen<br />
ausgeliefert werden 44<br />
und mußten <strong>mit</strong> Schiffen nach Afrika transportiert werden.<br />
Bei dieser Überfahrt seien sie anständig behandelt worden, meint Walter<br />
Langenbach. Alle Gefangenen wurden für den Fall eines Angriffes <strong>mit</strong><br />
Schwimmwesten ausgerüstet. Während <strong>der</strong> Überfahrt <strong>kam</strong> das Schiff in ein<br />
schweres Gewitter; Blitze schlugen in die Drahtseile und Fesselballons <strong>der</strong><br />
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