24.11.2013 Aufrufe

"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Straße <strong>zu</strong> laufen und s<strong>ich</strong> an <strong>der</strong> Motorhaube eines vorbeifahrenden Lastwagens,<br />

einem Verwundetentransporter, fest<strong>zu</strong>halten. Auf einem Verbandsplatz<br />

wurden seine Wunden ohne Narkose provisorisch behandelt. Der Sanitäter<br />

vers<strong>ich</strong>erte ihm, die Verlet<strong>zu</strong>ngen seien n<strong>ich</strong>t tödl<strong>ich</strong>. Doch Walter Langenbach<br />

schenkte ihm keinen Glauben; er sah darin ledigl<strong>ich</strong> „nen Trost für die<br />

Fahrt gen Himmel".<br />

Szenisch und detailliert ber<strong>ich</strong>tet Herr Langenbach über seine leibl<strong>ich</strong>en<br />

Beschwerden. Der Tod, vor dem er s<strong>ich</strong> seit Beginn des <strong>Krieg</strong>es gefürchtet<br />

bzw. den er antizipiert <strong>hatte</strong>, stand nach seinem Empfinden nun bevor.<br />

Genau registriert er alle leibl<strong>ich</strong>en Verän<strong>der</strong>ungen, und alles leibl<strong>ich</strong> Spürbare<br />

wird unter <strong>der</strong> Perspektive eines mögl<strong>ich</strong>en Todes thematisch. Erst als<br />

man ihm ein Marmeladenbrot <strong>zu</strong>m Essen anbot, glaubte er, „haste doch noch<br />

Glück gehabt, daß de <strong>mit</strong> dem Leben davonkommst". Mit seiner Verwundung<br />

war das eingetreten, was er seit Beginn des <strong>Krieg</strong>es so gefürchtet <strong>hatte</strong>, näml<strong>ich</strong><br />

so <strong>zu</strong> sterben wie sein eigener Vater. So sehr war er von dieser Todeserwartung<br />

durchdrungen, daß er an einem glückl<strong>ich</strong>en Ausgang kaum <strong>zu</strong> glauben<br />

wagte:<br />

„<strong>ich</strong> könnt es gar n<strong>ich</strong> glauben, daß <strong>ich</strong> die Verlet<strong>zu</strong>ng überstehen werde mein Vater (1) war<br />

auch Infantrist genau wie <strong>ich</strong>" (II./2)<br />

Doch Walter Langenbach überlebte seine Verwundungen, und in gewisser<br />

Weise war für ihn da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Krieg</strong> in <strong>der</strong> Bedeutung, an <strong>der</strong> Front „zerrissen"<br />

<strong>zu</strong> werden, vorüber. Die Erwartung, wie <strong>der</strong> Vater sterben <strong>zu</strong> müssen, die wie<br />

ein Damoklesschwert über ihm hing, und w<strong>ich</strong>tige Entscheidungen beeinflußte,<br />

<strong>hatte</strong> s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t erfüllt. In diesem Zusammenhang ist <strong>zu</strong> berücks<strong>ich</strong>tigen,<br />

daß er seiner Frau den Wunsch auf ein Kind verwehrt <strong>hatte</strong>, weil er aus<br />

dem <strong>Krieg</strong> n<strong>ich</strong>t <strong>mehr</strong> <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>kehren glaubte. Auch die Entscheidung <strong>zu</strong>r<br />

Heirat stellt er in diesen Sinn<strong>zu</strong>sammenhang. Mit seinem Überleben wurde er<br />

nun von dieser Bedrohung befreit. Es stellt s<strong>ich</strong> hier die Frage, ob s<strong>ich</strong> <strong>mit</strong> dieser<br />

Befreiung etwas in seiner Lebensplanung, seinem Lebensgefühl und in seiner<br />

Wahrnehmung des <strong>Krieg</strong>es än<strong>der</strong>te und s<strong>ich</strong> diese Än<strong>der</strong>ung auch in seiner<br />

biographischen Erzählung nie<strong>der</strong>schlägt.<br />

Mit einem Schwerverwundetentransport <strong>kam</strong> Walter Langenbach <strong>zu</strong>nächst<br />

nach Warschau ins Lazarett und von dort aus nach Nordbayern, wo es ihm allmähl<strong>ich</strong><br />

besser ging. Aufgrund seiner Verwundungen war er <strong>zu</strong>nächst n<strong>ich</strong>t<br />

<strong>mehr</strong> im <strong>Krieg</strong>sgebiet einsatzfahig. Es wurde ihm <strong>der</strong> Einsatz als Ausbil<strong>der</strong><br />

bei <strong>der</strong> Wehrmacht im Re<strong>ich</strong>sgebiet angeboten:<br />

„JA, und dann <strong>kam</strong> (1) eine Kommission, die Ausbil<strong>der</strong> brauchte (2) sie <strong>kam</strong>en <strong>zu</strong> mir, Unteroffizier<br />

Infantrist, oh: AKTIV GEDIENT, Μenschenskind den BRAUCHEN WER DOCH / WIE<br />

LANGE BLEIBEN SE DENN NOCH HIER (( fragend ))" (13/36)<br />

Herr Langenbach wurde als Ausbil<strong>der</strong> <strong>zu</strong>m Feldwebel beför<strong>der</strong>t. Die Erzählung<br />

über diese Zeit dreht s<strong>ich</strong> hauptsächl<strong>ich</strong> um Auseinan<strong>der</strong>set<strong>zu</strong>ngen<br />

<strong>mit</strong> einem Rekruten, einem aktiven Parteigenossen. Dieser trug s<strong>ich</strong>tbar das<br />

177

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!