24.11.2013 Aufrufe

"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Grenze, später <strong>mit</strong> den Versorgungstruppen im rückwärtigen Operationsgebiet<br />

in einem kleinen französischen Ort eingesetzt. Herr Langenbach hält seinen<br />

Einsatz in <strong>der</strong> Etappe für legitimationsbedürftig: Sein Stiefvater habe einen<br />

Antrag auf Zurückstellung von <strong>der</strong> fechtenden Truppe gestellt, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Begründung,<br />

Walter sei <strong>der</strong> „einzige Namensträger 44<br />

<strong>der</strong> Familie. Ebenso<br />

plausibel ist jedoch, daß seine Erfassung <strong>zu</strong>r Etappe auf eine ärztl<strong>ich</strong>e Taugl<strong>ich</strong>keitseinstufung<br />

auf „garnisonsverwendungsfähig 44 , jedoch n<strong>ich</strong>t „kriegsverwendugsfähig<br />

44<br />

<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist. Dies ist anges<strong>ich</strong>ts seiner Biographie während<br />

des <strong>Krieg</strong>es wahrscheinl<strong>ich</strong>: Herr Langenbach wurde bis <strong>zu</strong>m Jahr 1943 in Län<strong>der</strong>n<br />

und Gebieten eingesetzt, die bereits besetzt waren; d.h., er gehörte da<strong>mit</strong><br />

n<strong>ich</strong>t einmal <strong>zu</strong>r Etappe hinter den kämpfenden Truppen.<br />

Aufgrund dieses Einsatzes befand s<strong>ich</strong> Walter Langenbach während des<br />

<strong>Krieg</strong>es in verhältnismäßiger S<strong>ich</strong>erheit. Interessant ist in diesem Zusammenhang,<br />

daß er trotzdem betont, n<strong>ich</strong>t an sein eigenes Überleben geglaubt <strong>zu</strong> haben.<br />

War sein Vater als Infanterist nach 14 Tagen gefallen, so hoffte Walter<br />

Langenbach: „vielle<strong>ich</strong>t haste Glück daß de nen halbes Jahr <strong>mit</strong>machst 44 . Dieser<br />

Gedankengang habe ihn auch da<strong>zu</strong> bewogen, seiner Frau den Wunsch auf<br />

ein Kind n<strong>ich</strong>t <strong>zu</strong> erfüllen, „weil es n<strong>ich</strong>t ohne Vater groß werden sollte 44 .<br />

Herrn Langenbachs Erzählungen über seine <strong>Krieg</strong>serlebnisse konzentrieren<br />

s<strong>ich</strong> auch heute noch, entsprechend seiner damaligen Todesfurcht, auf<br />

Konfrontationen <strong>mit</strong> dem Tod; es sind Erzählungen, die in diesem Ausmaß<br />

und insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> detaillierten und ausführl<strong>ich</strong>en Form nur in sehr wenigen<br />

<strong>Krieg</strong>serzählungen <strong>zu</strong> finden sind.<br />

Beson<strong>der</strong>s stark haben ihn Tod und Verwundung von Gle<strong>ich</strong>altrigen berührt,<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong>en Schicksal er s<strong>ich</strong> identifizierten konnte. Schon im November<br />

1939 wurde er <strong>mit</strong> dem Tod eines jungen deutschen Soldaten konfrontiert.<br />

Seine Gefühle evaluiert Walter Langenbach <strong>mit</strong> folgenden Worten:<br />

„das war <strong>der</strong> erste Verletzte und es war ein (1) Student (2) ehm: (1) na wie nennt man es <strong>der</strong> Pfarrer<br />

werden wollte (2) und einziger Sohn einer alleinstehenden Mutter 4 s ging uns allen <strong>zu</strong> Herzen<br />

wir haben dann auch eine Straße in dem Ort nach seinem Namen getauft (( stockend ))" (4/24)<br />

Für Herrn Langenbach hat es beson<strong>der</strong>e Bedeutung, daß dieser Student <strong>der</strong><br />

Sohn einer alleinstehenden Mutter war. Dies ist ein Schicksal, das seinem eigenen<br />

gle<strong>ich</strong>t. Herr Langenbach erinnert s<strong>ich</strong> weiter an einen jungen französischen<br />

Leutnant, auf den er beim Querfeldeinfahren stieß und <strong>der</strong> vermutl<strong>ich</strong><br />

schon seit <strong>mehr</strong>eren Stunden tot war. Sehr detailliert beschreibt Walter Langenbach<br />

den Toten; er erinnert s<strong>ich</strong>, wie ihm die Maden aus den Augen, dem<br />

Mund und <strong>der</strong> Nase krochen. Im Kontrast <strong>zu</strong> diesem schreckl<strong>ich</strong>en Bild betont<br />

Herr Langenbach die „wun<strong>der</strong>schöne saubere Uniform 44 , das gepflegte Aussehen<br />

und vor allem die Jugend des Toten.<br />

Auch hier ist für ihn wie<strong>der</strong> das Alter des Toten entscheidend: „er hätte nun<br />

auch noch leben wollen, er fing erst an <strong>zu</strong> leben 44 . Er selbst war damals 25 o<strong>der</strong><br />

26 Jahre alt und fürchtete den Tod in so frühem Alter.<br />

170

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!