"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>der</strong>t worden sei, daß ein Soldat auf Befehl auf seinen Vater schießen müsse.<br />
Aus dem Wehrdienst entlassen, arbeitet Herr Langenbach von 1937 bis 1939<br />
wie<strong>der</strong> in seinem Zivilberuf. Im März 1939, als die Beset<strong>zu</strong>ng des tschechischen<br />
Teils <strong>der</strong> Tschechoslowakei, des <strong>zu</strong>m Protektorat Böhmen und Mähren<br />
erklärten Gebietes, bevorstand, meldete s<strong>ich</strong> Walter Langenbach vermutl<strong>ich</strong><br />
freiwillig <strong>zu</strong>r Wehrmacht. Er wurde jedoch abgelehnt.<br />
Zu diesem Zeitpunkt war Herr Langenbach seit kurzer Zeit verheiratet.<br />
Seine Braut harte er bereits 1933 kennengelernt. Wie bisher die meisten seiner<br />
biographischen Entscheidungen begründet er auch seine Heirat als von außen<br />
auferlegt und n<strong>ich</strong>t aus eigenem Antrieb motiviert. Herr Langenbach betont,<br />
daß es keine Liebesheirat gewesen sei. Zum einen gibt er an, daß er von seinen<br />
Schwiegereltern wie auch von seiner Mutter <strong>zu</strong>r Ehe genötigt worden sei.<br />
Zum an<strong>der</strong>en nennt er seine damalige <strong>Krieg</strong>santizipation als Motiv für die<br />
Ehe. Die Darstellung seiner Eheschließung als eine von außen — sowohl<br />
durch den <strong>zu</strong> erwartenden <strong>Krieg</strong> als auch von an<strong>der</strong>en Personen — auferlegte,<br />
wird aus <strong>der</strong> Gegenwart <strong>der</strong> heute gescheiterten Ehe, verständl<strong>ich</strong>. Dieser<br />
Aspekt wird später noch einmal aufgegriffen. Auffallend in seiner Darstellung<br />
ist des weiteren, daß er in beiden Interviews die unterschiedl<strong>ich</strong>sten Daten <strong>zu</strong>r<br />
Eheschließung angibt. Er nennt 1933, 1935 und 1939 als Heiratstermine. Hier<br />
stellt s<strong>ich</strong> die Frage, ob die falschen Zeitangaben von 1933 und 1935 reine Zufälligkeiten<br />
sind o<strong>der</strong> ob s<strong>ich</strong> dahinter eine Bedeutung verbirgt. Zu allen genannten<br />
Daten vollzog Herr Langenbach im Bere<strong>ich</strong> seiner militärischen Karriere<br />
einen Statuswechsel. 1933 begann seine Karriere im RAD, 1935 wurde<br />
er <strong>zu</strong>m Militär eingezogen und 1939 <strong>zu</strong>m <strong>Krieg</strong>sdienst. Ebenso wie den Statuswechsel<br />
vom Ledigen <strong>zu</strong>m Ehemann begreift er diese Wendepunkte als heteronom<br />
produzierte, als von außen auferlegte. Es wird im weiteren <strong>zu</strong> fragen<br />
sein, ob diese S<strong>ich</strong>t eines heteronom produzierten biographischen Werdegangs<br />
die seine Vergangenheitsrekonstruktion bestimmende Perspektive repräsentiert,<br />
und weiter, ob es einen thematischen Zusammenhang zwischen<br />
Ehe und <strong>Krieg</strong> gibt. An dieser Stelle können wir aus seiner Erklärung, er habe<br />
geheiratet, weil er glaubte, es werde <strong>Krieg</strong> geben, folgern, daß er in gewisser<br />
Weise den <strong>Krieg</strong> für seine Eheschließung verantwortl<strong>ich</strong> macht.<br />
4.1.3 Die soldatische Laufbahn ab 1939<br />
4.1.3.1 In <strong>der</strong> Etappe in Frankre<strong>ich</strong>: „<strong>zu</strong> jung, um <strong>zu</strong> sterben"<br />
Mit den ausgebildeten Wehrpfl<strong>ich</strong>tigen des Geburtsjahres 1914 wurde auch<br />
Walter Langenbach im August 1939 einberufen. Nach <strong>Krieg</strong>sbeginn wurde er<br />
n<strong>ich</strong>t <strong>der</strong> fechtenden Truppe <strong>zu</strong>geteilt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Etappe. Er <strong>kam</strong> <strong>zu</strong>m Divisionsnachschub,<br />
<strong>zu</strong> einem Wachkommando also, das für die Bewachung <strong>der</strong><br />
Wehrmachtsgüter verantwortl<strong>ich</strong> war. Zunächst war er an <strong>der</strong> französischen<br />
169