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"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

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meinen Wehrpfl<strong>ich</strong>t am 16.3.1935 gemustert. 2<br />

Er wurde als Pionier eingeteilt.<br />

Pioniere sind Soldaten einer Truppe, die vor allem die Bewegungen <strong>der</strong><br />

eigenen Truppen <strong>zu</strong> gewährleisten und die des Feindes <strong>zu</strong> verhin<strong>der</strong>n hat; ihre<br />

Aufgaben umfassen z.B. Brückenbauen, Sprengungen, Verlegen und Suchen<br />

von Minen. Herr Langenbach erklärt s<strong>ich</strong> diese Einteilung <strong>mit</strong> seinem Handwerksberuf.<br />

Im Herbst des gle<strong>ich</strong>en Jahres wurde Herr Langenbach <strong>mit</strong> dem ersten<br />

Wehrpfl<strong>ich</strong>tsjahrgang <strong>zu</strong>m einjährigen aktiven Wehrdienst eingezogen, <strong>der</strong> im<br />

August 1936 dann auf zwei Jahre erhöht wurde. Er <strong>kam</strong> <strong>zu</strong> einem Infanterie-<br />

Bataillon in <strong>der</strong> Nähe seines Heimatortes. Über die ersten Schießübungen erzählt<br />

er:<br />

.Ja und, dann (2) die erste kleine Erschütterung gab es wie <strong>ich</strong> als Rekrut ins Gelände mußte,<br />

und die: älteren Gefreiten, die teilweise vom (2) Re<strong>ich</strong>sbanner ((leise lachend)) Re<strong>ich</strong>sbanner=war=ja=die<br />

SPD—Organisation von <strong>der</strong> Re<strong>ich</strong>swehr <strong>kam</strong>en, die=<strong>hatte</strong>n=im=Gelände<br />

=sogenannte=Papp<strong>kam</strong>eraden =aufgestellt=aas=wum =also(\) Köpfe <strong>mit</strong> Stahlhelm und<br />

eventuell noch die obere Schulterpartie warn so übers Heidekraut so eben <strong>zu</strong> sehn und auf die<br />

sollten wir, <strong>mit</strong> Platzpatronen schießen (2) DA <strong>kam</strong> mir <strong>zu</strong>m Bewußtsein daß <strong>ich</strong> später eventuell<br />

als Infantrist (2) auf, solche, im=Heidekraut=1 legenden=Menschen schießen mußte die <strong>ich</strong> vorher<br />

nie gesehen <strong>hatte</strong> und die mir praktisch auch n<strong>ich</strong>ts getan <strong>hatte</strong>n, dieselben würden natürl<strong>ich</strong><br />

auf m<strong>ich</strong> schießen und dann <strong>kam</strong>=s drauf an wer <strong>zu</strong>erst trifft (3) ja:, aber, <strong>der</strong> Schmerz<br />

ging=vorüber auch die Ausbildung 44 (1 /35)<br />

Der Beginn <strong>der</strong> Erzählung läßt ahnen, daß es im militärischen Leben von<br />

Herrn Langenbach noch weitere und weit größere Erschütterungen gegeben<br />

hat. Was hier noch Papp<strong>kam</strong>eraden waren, waren später lebende Menschen.<br />

In <strong>der</strong> damaligen Situation realisierte Walter Langenbach, daß sein Leben im<br />

Ernstfall ebenso wie das <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en gefährdet sein würde. Empfand er <strong>zu</strong>nächst<br />

„Schmerz 44<br />

über diese Eins<strong>ich</strong>t, so ging dieser bald „vorüber 44 . Herr<br />

Langenbach zog die Konsequenz, daß er schneller als <strong>der</strong> Gegner sein müßte.<br />

Er bemühte s<strong>ich</strong> nun, ein guter Schütze <strong>zu</strong> werden, und stolz ber<strong>ich</strong>tet er von<br />

seinen Erfolgen:<br />

„<strong>ich</strong> war tatsächl<strong>ich</strong> ob Sie es glauben o<strong>der</strong> n<strong>ich</strong> (1) <strong>der</strong> beste Scharfschütze im ganzen Batallion<br />

44 (43/13)<br />

Bei Herrn Langenbach hat <strong>der</strong> Gedanke an die Gefährdung des eigenen Lebens<br />

im <strong>Krieg</strong>sfall n<strong>ich</strong>t da<strong>zu</strong> geführt, daß er auf den Frieden hoffte und vertraute.<br />

Er bemühte s<strong>ich</strong> viel<strong>mehr</strong>, die für den Ernstfall notwendigen Fähigkeiten<br />

<strong>zu</strong> schulen. Er begann — wie im folgenden noch deutl<strong>ich</strong> wird —, s<strong>ich</strong> allmähl<strong>ich</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Institution <strong>der</strong> Armee <strong>zu</strong> identifizieren. So bedauert er es<br />

auch heute noch, daß er während seines Wehrdienstes n<strong>ich</strong>t beför<strong>der</strong>t wurde,<br />

obwohl er die „Befehle hun<strong>der</strong>tprozentig ausgeführt 44<br />

hat. Doch manchmal<br />

habe er s<strong>ich</strong> „bockig gestellt 44 , meint er und führt darauf seine N<strong>ich</strong>t­<br />

Beför<strong>der</strong>ung <strong>zu</strong>rück. Den Sozialisationseffekt <strong>der</strong> Militärzeit sieht er darin,<br />

daß „die jungen Leute brutal und radikal werden 44 . Er erzählt von einer Rede<br />

eines Hauptmannes während <strong>der</strong> Wehrmachtsausbildung, bei <strong>der</strong> sogar gefor-<br />

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