"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
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schlage im Grundstücke, hab alles wie<strong>der</strong> ausgebessert, war alles wie<strong>der</strong> in Schuß (3) da war Schluß<br />
(2Γ (17/20)<br />
Nun gab es auch keinen Grund <strong>mehr</strong>, da<strong>zu</strong>bleiben. Es war viel<strong>mehr</strong><br />
„Schluß", Schluß <strong>mit</strong> all dem, was er s<strong>ich</strong> seit 1928 aufgebaut <strong>hatte</strong>. Sehr detailliert<br />
beschreibt Herr Vogel, was er selbst an seinem Haus alles gebaut <strong>hatte</strong>:<br />
Zentralhei<strong>zu</strong>ng, fließendes Wasser, Parkettfußböden etc.. Und dieses mühevoll<br />
aufgebaute Heim <strong>hatte</strong>n nun die Polen übernommen; ihm und seiner Familie<br />
blieb <strong>zu</strong>nächst noch die Wohnung im zweiten Stock.<br />
„Am 72. Juli, dann war es soweit" fahrt er fort und ber<strong>ich</strong>tet, wie die Miliz<br />
ins Dorf <strong>kam</strong> und verkündete: „morgen geht's wie<strong>der</strong> los morgen kommts raus".<br />
Auch bei dieser Erzählung steht <strong>der</strong> Besitz im Vor<strong>der</strong>grund. Er ber<strong>ich</strong>tet, daß<br />
man nur soviel <strong>mit</strong>nehmen durfte, wie man tragen konnte. Weiter erzählt er, wie<br />
Milizangehörige die Rä<strong>der</strong> von den Leiterwagen <strong>der</strong> Aussiedler kaputtschlugen<br />
und das Gepäck, das man n<strong>ich</strong>t tragen konnte, liegen blieb. Zu guter Letzt waren<br />
es die „Pollacken", die s<strong>ich</strong> an dem deutschen Eigentum noch bere<strong>ich</strong>erten:<br />
B: „dann <strong>kam</strong>en die Pollacken und hoben es auf (8) ja ja (3) das waren Zeiten (6)<br />
I: das tut Ihnen heute noch weh wenn Sie daran denken daß Sie Ihre Heimat verloren haben<br />
B: das geht nie weg (2) <strong>ich</strong> hab mein Grundstück so <strong>zu</strong>rechtgemacht für meine Töchter (5) <strong>ich</strong> hab<br />
in mein Grundstück (2) 65000 Mark umgesteckt (2) das waren über 80 Kilogramm Gold"<br />
(18/18)<br />
Herr Vogel verliert s<strong>ich</strong> in seinen Erinnerungen, wie die ungewöhnl<strong>ich</strong> langen<br />
Pausen zeigen. Er denkt an sein Eigentum, das er verloren hat. Er erzählt weiter,<br />
daß seine Tochter und sein Schwiegersohn vor wenigen Jahren in seinem Heimatort<br />
waren und ihm über den schlechten Zustand <strong>der</strong> Häuser ber<strong>ich</strong>tet haben.<br />
Dabei beginnt er <strong>zu</strong> weinen und erzählt, wieviele Häuser nur noch „Mist und<br />
Ruinen" seien, und daß von den 53 landwirtschaftl<strong>ich</strong>en Höfen nur noch drei in<br />
Betrieb seien.<br />
Sein Haus <strong>hatte</strong> er für s<strong>ich</strong> und seine Tochter gebaut, für <strong>der</strong>en <strong>zu</strong>künftige Familie<br />
er ein Stockwerk ausgebaut <strong>hatte</strong>. Auch hier spr<strong>ich</strong>t er n<strong>ich</strong>t von seiner<br />
Frau. Die gesamte Erzählung über die Vertreibung erfolgt im Singular. Es entsteht<br />
<strong>der</strong> Eindruck, als habe er <strong>zu</strong> dieser Zeit überhaupt keine Familie gehabt.<br />
Es mag sein, daß er keine glückl<strong>ich</strong>e Ehe geführt hat, doch diese Interpretation<br />
soll hier — da wir darüber keine Aussagen von ihm haben — n<strong>ich</strong>t weiter verfolgt<br />
werden. Die Konzentration auf sein Eigentum, das für ihn seine Berufskarriere<br />
symbolisiert, und die Vernachlässigung <strong>der</strong> Familienbiographie hängt auf<br />
jeden Fall da<strong>mit</strong> <strong>zu</strong>sammen, daß er das Eigentum verlor, während ihm die Familie<br />
ganz selbstverständl<strong>ich</strong> blieb. Vom Verlust seiner Ehefrau, ihrem Tod 1975,<br />
erzählt er dann auch wie<strong>der</strong> ausführl<strong>ich</strong>.<br />
Für Herrn \fogel ist die Erzählung seiner Vertreibung <strong>mit</strong> dem Verlust des<br />
letzten Eigentums beendet. Es gibt n<strong>ich</strong>ts <strong>mehr</strong> <strong>zu</strong> erzählen, denn sein sozialer<br />
Aufstieg wurde im Juli 1946, als er fast 50 Jahre alt war, zerstört, und es begann<br />
eine neue Gegenwart als Vertriebener. Wie er nach Westdeutschland <strong>kam</strong>, in<br />
welchen Berufen er später gearbeitet hat, davon ber<strong>ich</strong>tet er n<strong>ich</strong>t.<br />
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