"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
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gen gab es die verbrecherischen Handlungen <strong>der</strong> deutschen Besatzer, die sofort<br />
nach dem Überfall <strong>mit</strong> den Massenexekutionen <strong>der</strong> polnischen Intelligenz,<br />
<strong>der</strong> Politiker und <strong>der</strong> polnischen Juden begannen.<br />
Im Gegensatz <strong>zu</strong> den meisten an<strong>der</strong>en Zeitzeugen leugnet Herr \fogel diese<br />
Verbrechen n<strong>ich</strong>t explizit, versucht auch n<strong>ich</strong>t, sie <strong>zu</strong> bagatellisieren. Er will<br />
sie viel<strong>mehr</strong> erst gar n<strong>ich</strong>t ansprechen, ist auch n<strong>ich</strong>t bereit, auf sie ein<strong>zu</strong>gehen,<br />
wenn er da<strong>zu</strong> ausdrückl<strong>ich</strong> aufgefor<strong>der</strong>t wird. Dies wird u.a. in einem<br />
Dialog <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Interviewerin deutl<strong>ich</strong>, <strong>der</strong> von N<strong>ich</strong>t-Gesagtem geprägt ist,<br />
von Lücken, die es <strong>zu</strong> interpretieren gilt, da sie keineswegs Ausdruck mangeln<strong>der</strong><br />
Verbalisierungsfahigkeit sind, son<strong>der</strong>n viel<strong>mehr</strong> Herrn Vogels Umgang<br />
<strong>mit</strong> dem Thema <strong>der</strong> NS-Verbrechen verdeutl<strong>ich</strong>en. Im Zusammenhang<br />
<strong>mit</strong> seinen Träumen <strong>zu</strong> 1917 /18, in denen die Feinde des Zweiten Weltkrieges,<br />
die „Polacken 44 , auftreten, wird er von <strong>der</strong> Interviewerin gefragt:<br />
I: und also dis war irgendwie schlimmer wie die Franzosen o<strong>der</strong> warum, ausgerechnet von<br />
Polen<br />
B: ja die (1) diese Beziehung war schlechter als wie in Frankre<strong>ich</strong>, weil Frankre<strong>ich</strong> da war ftutisanen<strong>kam</strong>pf<br />
n<strong>ich</strong>t so wie bei (1) den Polen (1) das war abscheul<strong>ich</strong> (6)<br />
I: haben sie denn da auch Dinge erlebt (1) im Polenfeld<strong>zu</strong>g, wo Sie (1) dachten die Deutsche<br />
Wehrmacht macht auch n<strong>ich</strong> alles r<strong>ich</strong>tig<br />
B: (3) das (7) da war weiter n<strong>ich</strong> viel (6) kontrolliert und (2) und kritisiert und so weiter (2) daß<br />
<strong>der</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>mit</strong> Rußland (2) da hab <strong>ich</strong> gle<strong>ich</strong> gesagt, ((Gestottere)) Russe kommt, sag jetzt is<br />
<strong>der</strong> <strong>Krieg</strong> für uns verspielt den <strong>Krieg</strong> können wir n<strong>ich</strong> <strong>mehr</strong> gewinnen (4)" (28/29)<br />
Herr Vogel begründet seine Antipathie gegen die Polen <strong>mit</strong> <strong>der</strong>en Partisanen<strong>kam</strong>pf.<br />
Er meint, „das war abscheul<strong>ich</strong>* 4 , und macht eine lange<br />
Pause. Man kann s<strong>ich</strong> fragen, an welche Abscheul<strong>ich</strong>keiten er dabei denkt<br />
— an die von Polen den Deutschen und da<strong>mit</strong> später bei <strong>der</strong> Vertreibung<br />
auch ihm <strong>zu</strong>gefügten, o<strong>der</strong> an Abscheul<strong>ich</strong>keiten <strong>der</strong> Deutschen gegenüber<br />
den Polen. Es ist an<strong>zu</strong>nehmen, daß er aufgrund <strong>der</strong> schon damals bestandenen,<br />
für Nie<strong>der</strong>schlesier n<strong>ich</strong>t untypischen Ablehnung <strong>der</strong> Polen und vor<br />
allem aufgrund seiner späteren Aussiedlung in erster Linie an das Leiden<br />
<strong>der</strong> deutschen Bevölkerung denkt. Er ist aufgrund des selbst erlittenen<br />
Leids n<strong>ich</strong>t in <strong>der</strong> Lage bzw. n<strong>ich</strong>t willens, s<strong>ich</strong> in die Perspektive <strong>der</strong> polnischen<br />
Bevölkerung hinein<strong>zu</strong>versetzen. An keiner Stelle im Gespräch erwähnt<br />
er <strong>der</strong>en Leiden während des „Dritten Re<strong>ich</strong>es 44 , auch n<strong>ich</strong>t in <strong>der</strong><br />
Form <strong>der</strong> Aufrechnung deutschen Leids gegen polnisches Leid, wie sie<br />
n<strong>ich</strong>t nur von Vertriebenen geäußert wird.<br />
Im zitierten Dialog reagiert die Interviewerin <strong>mit</strong> ihrer Frage nach dem<br />
Verhalten <strong>der</strong> Deutschen Wehrmacht auf das von Herrn Vogel vermutl<strong>ich</strong><br />
n<strong>ich</strong>t gemeinte, jedoch latent angesprochene, „abscheul<strong>ich</strong>e 44<br />
Verhalten<br />
<strong>der</strong> Deutschen gegenüber den Polen. Zunächst antwortet Herr Vogel n<strong>ich</strong>t,<br />
setzt <strong>mit</strong> „das 44<br />
<strong>zu</strong> reden an, br<strong>ich</strong>t ab, schweigt wie<strong>der</strong>um eine lange Zeit<br />
und meint dann: „da war weiter n<strong>ich</strong> viel 44 . Diese Äußerung kann als Endevaluation<br />
des N<strong>ich</strong>terzählten, während <strong>der</strong> Pause jedoch Gedachten, gele-<br />
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