"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
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„und jetzt da lag in dem Sumpf nun da noch große Zugmaschinen, wo lauter verwundete Soldaten<br />
draufsaßen ... alles still ergeben als ob sie s<strong>ich</strong> sagten ja jetzt laß kommen was will, äh es war<br />
ja kein Sanitätsfahrzeug es es lief ja einfach gar n<strong>ich</strong>ts <strong>mehr</strong> ... und jetzt muß man s<strong>ich</strong> ja auch<br />
mal das Gefühl vorstellen wenn man jetzt in dieser Situation ist und weiß nun absolut n<strong>ich</strong>t was<br />
noch gespielt wird, äh <strong>ich</strong> persönl<strong>ich</strong> hab auch gesehn wie s<strong>ich</strong> da ei- ein Landser aus Verzweiflung<br />
selbst erschossen <strong>hatte</strong>, es sah keiner <strong>mehr</strong> da einen Ausweg, und wir sind nun währenddessen<br />
immer noch am Bahndamm entlanggegangen" (98/25)<br />
Im buchstäbl<strong>ich</strong>en Sinn gehen Herr Sallmann und sein Kamerad an den verwundeten<br />
Soldaten vorbei. Sie lassen s<strong>ich</strong> von Verzweiflung und Ohnmacht<br />
n<strong>ich</strong>t aufhalten, son<strong>der</strong>n schlagen s<strong>ich</strong> weiter bis <strong>zu</strong>r Eisenbahnbrücke durch,<br />
die über die Beresina in die Stadt Bobruisk führt. Sie robben über die Brücke,<br />
die unter Beschuß liegt, und kommen in totaler Erschöpfung auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite an. In <strong>der</strong> Stadt treffen sie auf ihren Hauptfeldwebel. Zusammen betrachten<br />
sie, wieviele Leute vom Regiment noch übriggeblieben sind: „dann<br />
war er natürl<strong>ich</strong> auch am Heulen und und wir warn ganz nie<strong>der</strong>geschlagen 4 \<br />
Am nächsten Morgen sollen sie <strong>zu</strong>r Verteidigung <strong>der</strong> Stadt eingesetzt werden,<br />
die inzwischen eingekesselt ist. Doch Herr Sallmann hat es aufgegeben,<br />
weiter<strong>zu</strong>kämpfen. Seit seiner persönl<strong>ich</strong>en Kapitulation, bei <strong>der</strong> er seinen Zuständigkeitsbere<strong>ich</strong><br />
als Schirrmeister verloren hat, sieht er s<strong>ich</strong> auch n<strong>ich</strong>t<br />
<strong>mehr</strong> gebunden, einen verlorenen Kampf weiter<strong>zu</strong>führen. Alle Bestrebungen<br />
gehen nun dahin, um jeden Preis die Heimat <strong>zu</strong> erre<strong>ich</strong>en.<br />
Heiml<strong>ich</strong> plant er <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en deutschen Soldaten, die auch an <strong>der</strong> Verteidigung<br />
teilnehmen sollen, für den nächsten Morgen einen Durchbruch im Norden<br />
<strong>der</strong> Stadt. Noch einmal kann er seinem soldatischen Geist Ausdruck verleihen:<br />
„und dann gings los, dann gab er nun das Ze<strong>ich</strong>en <strong>zu</strong>m Durchbruch, die Sturmgeschütze voraus<br />
n<strong>ich</strong> und schmetterten nun überall wo noch was s<strong>ich</strong> inn Weg stellte dadurch und darein, und wir<br />
dann hinterher n<strong>ich</strong>" (101 /12)<br />
Es beginnt eine entbehrungs- und verlustre<strong>ich</strong>e Zeit <strong>der</strong> Flucht vor <strong>der</strong> näherrückenden<br />
sowjetischen Front. Sie dauert ungefähr eine Woche, bis s<strong>ich</strong><br />
kurz vor Warschau die verbliebenen Teile <strong>der</strong> Division sammeln und in einen<br />
Zug nach Deutschland verladen werden.<br />
Herr Sallmann schil<strong>der</strong>t jeden einzelnen dieser Tage in seinem genauen Verlauf,<br />
<strong>der</strong> durch zahllose Feuerwechsel, lange Märsche, mühevolle und gefährl<strong>ich</strong>e<br />
Essensbeschaffungen, Zusammentreffen und Verlieren verstreuter Truppenteile<br />
bestimmt ist.<br />
Während Herr Sallmann bisher wenig Anteilnahme bei Konfrontation <strong>mit</strong><br />
verzweifelten und verwundeten Kameraden <strong>zu</strong>m Ausdruck gebracht hat, ber<strong>ich</strong>tet<br />
er jetzt davon, wie schreckl<strong>ich</strong> es ist, wenn ein Kamerad auf <strong>der</strong> Flucht<br />
<strong>zu</strong>rückbleiben muß:<br />
„einer <strong>hatte</strong> nen Bauchschuß erhalten <strong>der</strong> lag nun da und keiner konnte helfen keiner könnt se<br />
<strong>mit</strong>nehmen, und dann sachte er auch schon von selbst... ihr braucht euch gar n<strong>ich</strong> bemühn laßt<br />
m<strong>ich</strong> man liegen macht <strong>zu</strong> daß ihr weiterkommt, das war jetzt das schlimmste wenn einer verwundet<br />
wurde und und äh äh konnte dann n<strong>ich</strong> <strong>mehr</strong> <strong>mit</strong>laufen <strong>der</strong> blieb sowieso liegen" (103/2)<br />
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