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"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

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Grund für den N<strong>ich</strong>teintritt in die Partei und für den Verbleib in <strong>der</strong> HJ ein<br />

ganz bewußter gewesen sein und in einer gewissen Opposition <strong>zu</strong>r NSDAP gelegen<br />

haben.<br />

Wie dem auch sei, Herr Sallmann stellt den Grund des N<strong>ich</strong>teintritts weniger<br />

als aktive Entscheidung denn als eine s<strong>ich</strong> aus den Umständen ergebende<br />

Tatsache dar. Bemüht ist er vor allem, den Bogen <strong>zu</strong>m Re<strong>ich</strong>sarbeitsdienst <strong>zu</strong><br />

schlagen.<br />

Es hat den Anschein, daß Herr Sallmann durch die Distanzierung von<br />

NSDAP und SA versucht, s<strong>ich</strong> unpolitisch <strong>zu</strong> geben. Seine HJ-Mitgliedschaft<br />

gehört für ihn <strong>zu</strong> seinem politischen Engagement in nationalsozialistischen<br />

Organisationen, das er <strong>mit</strong> dem Argument politischer Unmündigkeit <strong>zu</strong> normalisieren<br />

bemüht ist. Seine Zeit beim RAD dagegen zählt er schon <strong>zu</strong> seiner<br />

„unpolitischen" militärischen Karriere.<br />

Den Ber<strong>ich</strong>t über seine NS-Mitgliedschaften schließt er folgen<strong>der</strong>maßen ab:<br />

„also / aufn mal war ja alles braun ((aggressiv)), und (1) <strong>ich</strong> glaube es könn nur die Außenseiter<br />

gewesen sein die Kommunisten waren ne, so stell <strong>ich</strong> mir das vor 4 ' (223/24)<br />

Seine Anklage, daß „auf einmal" alles braun gewesen sei, bringt einen gewissen<br />

Groll über seine Verstrickung in den Nationalsozialismus <strong>zu</strong>m Ausdruck.<br />

Der Text legt nahe, daß es die Plötzl<strong>ich</strong>keit und Allgegenwärtigkeit des<br />

politischen Umschwungs waren, die verhin<strong>der</strong>ten, daß man s<strong>ich</strong> ihm noch<br />

entgegenstellen konnte. Dabei scheint Fritz Sallmann die Zeit vor 1933, in <strong>der</strong><br />

er selbst als aktiver <strong>Hitler</strong>junge für die Machtübernahme durch die NSDAP<br />

gekämpft <strong>hatte</strong>, aus<strong>zu</strong>blenden. S<strong>ich</strong> selbst als den Verhältnissen ausgeliefert<br />

hinstellend, legt er dar, wie schwierig es gewesen sei, s<strong>ich</strong> ihnen <strong>zu</strong> entziehen.<br />

Seiner Meinung nach hätten es nur Kommunisten gewesen sein können, die<br />

gegen den NS opponierten und also „Außenseiter" <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Gesellschaft waren. Und dafür, kein Kommunist gewesen <strong>zu</strong> sein, braucht er<br />

s<strong>ich</strong> seinem Weltbild <strong>zu</strong>folge n<strong>ich</strong>t <strong>zu</strong> entschuldigen.<br />

Zusammenfassend kann man nach <strong>der</strong> bisherigen Auslegung von Textstellen<br />

davon ausgehen, daß Fritz Sallmann aktiv und wahrscheinl<strong>ich</strong> führend in <strong>der</strong><br />

<strong>Hitler</strong>jugend war. Zugestehen kann er seine Aktivitäten und seine Identifikation<br />

<strong>mit</strong> dem Nationalsozialismus jedoch n<strong>ich</strong>t. Er verwickelt s<strong>ich</strong> in Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

und Ungereimtheiten.<br />

Die Schwierigkeiten, die Herr Sallmann heute <strong>mit</strong> seinem damaligen Engagement<br />

hat, werden in <strong>der</strong> folgenden Argumentation deutl<strong>ich</strong>:<br />

„das is ja jetzt in <strong>der</strong> DDR ... die wolln ja auch eine Existenz aufbaun, und wenn sie die Existenz<br />

aufbaun wolln müssen se politisch <strong>mit</strong>machen, ne und so is das hier auch vielen Leuten gegangen,<br />

bei mir trifft das ja n<strong>ich</strong>t <strong>zu</strong> denn <strong>ich</strong> <strong>hatte</strong> ja meine Lehre da gemacht, <strong>ich</strong> <strong>hatte</strong> ja kein<br />

äh <strong>ich</strong> war noch viel <strong>zu</strong> jung da<strong>zu</strong> <strong>ich</strong> hätte ja auch hab ja auch keinen Posten gehabt, und so weiter<br />

aber das hat s<strong>ich</strong> hier dann nachher so ganz von selbst ergeben" (221 / 34)<br />

Die Rechtfertigung für sein politisches „Mitmachen", die er so umständl<strong>ich</strong><br />

<strong>mit</strong> dem Beispiel <strong>der</strong> DDR einleitet, br<strong>ich</strong>t er <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Bemerkung ab, daß das<br />

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