"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc

CVJM ne, und so weiter die wurden auch eingegliedert, und ich hab mich dann nachher überwiegend
an den der wurde dann nachher von der CVJM Führer der wurde Gefolgschaftsruhrer, und
mit dem hab ich dann ein sehr gutes Verhältnis gehabt und dann haben wir hier eine sogenannte
Kameradschan aufgebaut, das warn sounsoviel junge Leute, zu einer Schar reichte es nicht"
(220/ K3)
Herr Sallmann war offensichtlich nicht nur einfaches Mitglied der HJ. Vielmehr
berichtet er von seiner Beteiligung am Aufbau einer Kameradschan, einer
Gruppe von etwa zehn Jungen als unterster Organisationsstufe der HJ. Es
liegt die Vermutung nahe, daß er sogar HJ-Führer in höherer Position war,
denn er gibt an, zusammen mit dem Gefolgschaftsführer aus dem Nachbardorf
an Treffen des Banns, der zweithöchsten Gliederung der HJ, teilgenommen
zu haben.
Sein politisches Engagement und sein begeistertes Mitmachen vor der
Machtübernahme werden auch in der folgenden Textstelle deutlich:
„da wurde dann natürlich in dem Moment, viel viel Propaganda gemacht und die Leute machten
überwiegend begeistert mit, und bis denn eines Tages, 33 das Ganze passierte ne, und alle
Leute hingen an den Lautsprechern und horchten nur immer auf Adolf Hitler und Joseph Goebbels
und was da alles gesprochen wurde ne (2) es konnte meines Erachtens nur die ältere Generation
bißchen mehr Weitblick harn und vielleicht schon erfassen was auf uns zukam 44 (221,4)
Die beiden Elemente dieses Berichts: einerseits die Begeisterung der Zeitzeugen,
andererseits der Rechtfertigungscharakter sind typisch für Herrn
Sallmanns Einstellung. Obwohl er erkennen läßt, daß die Leute aktiv mitgemacht
haben, stellt er sie bei der Nachricht von der Machtübernahme als
bloße Rezipienten von Rundfunkansprachen dar. Herr Sallmann fühlt sich, sei
es aus kollektiver Schuldzuweisung nach 1945 oder aus einem eigenen
Schuldempfinden heraus, zu einer Rechtfertigung gezwungen. Er schiebt die
Verantwortung für die politischen Verhältnisse der „alteren Generation" zu.
Dieses Rechtfertigungsschema taucht, wie noch gezeigt wird, immer wieder
in Zusammenhängen auf, in denen es um politische Verantwortung geht.
Seine weiteren Aktivitäten in nationalsozialistischen Organisationen nach
1933 versucht er zu verharmlosen:
„dann bin ich auch kein Parteimitglied jewordeη aufgrund dessen weil ich ja nun nun in der Hitlerjugend
war, und von der Hitlerjugend aus äh bin ich sofort inn Arbeitsdienst gekommen, und
ich brauchte auch äh ich hab auch keine SA mitgemacht 44 (223 / 16)
Die Frage nach der NSDAP-Mitgliedschaft ist für Herrn Sallmann relevant,
da er 1933 achtzehn Jahre alt wurde und seine Mitgliedschaft in der HJ somit
beendet war. Er gibt aber an, bis 1936, also bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr,
in der HJ gewesen zu sein. Schlüssig wird seine Aussage dann, wenn
wir die schon erwähnte Vermutung einer HJ-Führungsposition aufnehmen.
Als HJ-Führer, der in der Regel einige Jahre älter als die „Geführten 44
war, war
es ihm möglich, über das achtzehnte Lebensjahr hinaus in der HJ zu bleiben.
Hier ist festzuhalten, daß sich die HJ-Führer im allgemeinen als die fortschrittlichsten
Kräfte des Nationalsozialismus betrachteten. So mag der
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