"Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun" - goedoc
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s<strong>ich</strong> auf eine gesetzl<strong>ich</strong>e Weltordnung <strong>zu</strong> stützen, son<strong>der</strong>n wenn er heute noch<br />
notwendig in politischen Zusammenhängen stehenbleibt. 44<br />
Von ihrer Kritik an <strong>der</strong> Art und Weise <strong>der</strong> Prozeßführung und an den Urteilen<br />
<strong>der</strong> Nürnberger Prozesse nimmt sie die Verbrechen in den Konzentrationslagern,<br />
die sie für ein „schlimmes Erbe 44<br />
hält, explizit aus. Dennoch scheint<br />
es ihr w<strong>ich</strong>tig daraufhin<strong>zu</strong>weisen, daß auch diese Verbrechen n<strong>ich</strong>t beispiellos<br />
in <strong>der</strong> Gesch<strong>ich</strong>te seien. Der Hinweis auf das Unrecht, das an<strong>der</strong>e Nationen<br />
begangen hätten, dient n<strong>ich</strong>t nur den Zeitzeugen des „Dritten Re<strong>ich</strong>es 44<br />
vielfach als Argument <strong>zu</strong>r Entlastung und Relativierung von Schuld. Doch<br />
scheint Frau Heidt die moralische Unnahbarkeit des Versuchs <strong>zu</strong> erkennen,<br />
die Bedeutung des Holocausts durch den Hinweis auf an<strong>der</strong>e, vermeintl<strong>ich</strong><br />
ähnl<strong>ich</strong>e Verbrechen nivellieren <strong>zu</strong> wollen, denn sie fährt fort: „aber mhm<br />
wenn einer, η an<strong>der</strong>er, η Unrecht tut, setzt man s<strong>ich</strong> da<strong>mit</strong> ja n<strong>ich</strong> selbst ins<br />
Recht 44 .<br />
Die Problematik <strong>der</strong> politisch-moralischen Verantwortung für Verbrechen<br />
während des sog. Dritten Re<strong>ich</strong>es konzentriert s<strong>ich</strong> für Anneliese Heidt, die<br />
s<strong>ich</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> soldatischen Perspektive identifiziert, vor allem auf die Frage<br />
nach <strong>Krieg</strong>sverbrechen. Hier fühlt sie s<strong>ich</strong> in gewisser Weise persönl<strong>ich</strong> betroffen.<br />
Gerade „reine militärische Sachen 44 , vor allem die Partisanentätigkeit<br />
und die Rechtmäßigkeit deutscher „Gegenmaßnahmen 44<br />
haben für sie deshalb<br />
eine beson<strong>der</strong>e Brisanz: Einerseits verurteilt sie deutsche Verbrechen, die im<br />
Namen <strong>der</strong> Partisanenverfolgung an <strong>der</strong> Zivilbevölkerung begangen worden<br />
sind — z.B. jenes in dem französischen Ort Oradour-sur-Glane, dessen Einwohner<br />
von einer deutschen SS-Kompanie ermordet wurden —, an<strong>der</strong>erseits<br />
rechtfertigt sie Verfolgungsaktionen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Begründung, daß „alle Partisanen<br />
in welcher Seite sie auch stehn, wissen, wenn sie Partisanentätigkeit machen,<br />
was auf sie <strong>zu</strong>kommt 44 :<br />
„grade diese, Partisanenangelegenheit, das is auch son Kapitel fur s<strong>ich</strong>, wenn, Sie s<strong>ich</strong> vorstelln<br />
ein Soldat, o<strong>der</strong> eine Einheit (1) geht da irgendwo lang, weiß es von meinem Bru<strong>der</strong> und von<br />
an<strong>der</strong>n, Soldaten auch, und, (1) sie versuchen also das is so, etwas, Unfaires (1) das das klingt<br />
zwar so, nach, <strong>Krieg</strong>, is, son Sandkastenspiel aber, (1) ein Soldat wird irgendwo, aufgenommen,<br />
und, sie tun so, als, als wenn sie also auf seiner Seite stehn, sympathisiern, er wird, beköstigt (1)<br />
und reden freundl<strong>ich</strong> <strong>mit</strong> ihm (1) und denn kommt einer von hinten und schneidet ihm die Kehle<br />
durch (2) äh (1) wenn das, im <strong>Krieg</strong> passiert, dann wissen die die das machen, auch, ganz genau<br />
(2) äh, was das fur Folgen hat" (60/54)<br />
Ihre Argumentation ist getragen von <strong>der</strong> Perspektive des Soldaten, <strong>der</strong> real<br />
von Partisanenaktionen bedroht ist. Für die Reflexion <strong>der</strong> Tatsache, daß den<br />
Partisanen kaum eine an<strong>der</strong>e Wahl blieb, als im Untergrund fur ihre politischen<br />
Ziele <strong>zu</strong> kämpfen und daß als Rache für Partisanenaktionen Zivilisten<br />
umgebracht wurden, ist in dieser S<strong>ich</strong>t kein Platz.<br />
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