Erläuterung der Ḥadīṯwissenschaft - Durus.de
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<strong>Erläuterung</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Ḥadīṯwissenschaft</strong><br />
<strong>Erläuterung</strong> <strong>de</strong>s Gedichtes „Al-ʾAlfiyyah“<br />
von ʾImām As-Suyūṭī (gest. 911 n. H.)<br />
aus <strong>de</strong>n Unterrichten<br />
von ʽAbdul-Muḥsin Al-ʽAbbād mit zusätzlichen nützlichen<br />
Informationen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Erläuterung</strong> zu „Al-Bāʽiṯ Al-Ḥaṯīṯ“ von<br />
ʾAbū ʾIsḥāq Al-Ḥuwaynī
1 Inhaltsverzeichnis<br />
1 Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................................... 2<br />
2 Einleitung ...................................................................................................................................... 5<br />
3 Die Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Ḥadīṯwissenschaft</strong> in groben Zügen ....................................................... 6<br />
4 Seit wann man auf die Überlieferer achtet .............................................................................. 6<br />
5 Die Definitionen von Isnād, Matn und Ḥadīṯ: .......................................................................... 8<br />
6 Die dreiteilige Einteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯe ........................................................................................ 9<br />
7 Definition eines ṣaḥīḥ-Ḥadīṯes .................................................................................................. 9<br />
7.1 Wodurch ist ein ʾIsnād muttaṣil?...................................................................................... 10<br />
7.1.1 Muʽallaq-Ḥadīṯ: ........................................................................................................... 10<br />
7.1.2 Muʽḍal-Ḥadīṯ:............................................................................................................... 11<br />
7.1.3 Munqaṭiʽ-Ḥadīṯ: ........................................................................................................... 11<br />
7.1.4 Mursal-Ḥadīṯ: .............................................................................................................. 11<br />
7.1.5 Tadlīs ............................................................................................................................ 11<br />
7.1.5.1 ʾIsnād-Tadlīs: ....................................................................................................... 11<br />
7.1.5.2 Taswiyah-Tadlīs (Tağwīd-Tadlīs) ..................................................................... 13<br />
7.1.5.3 Šuyūḫ-Tadlīs ........................................................................................................ 14<br />
7.1.5.4 ʽAṭf-Tadlis ............................................................................................................ 14<br />
7.1.5.5 Sukūt-Tadlīs (Qaṭʽ).............................................................................................. 14<br />
7.1.5.6 Buldān-Tadlīs (ʾAmākin).................................................................................... 15<br />
7.2 Wodurch verlierft eine Person ihre ʽAdālah? ................................................................ 15<br />
7.2.1 Kufr ............................................................................................................................... 15<br />
7.2.2 Lügen/Vorwurf zu lügen ........................................................................................... 16<br />
7.2.3 Fisq ................................................................................................................................ 16<br />
7.2.4 Bidʽah ............................................................................................................................ 16<br />
7.2.5 Sittenwidrigkeiten...................................................................................................... 18<br />
7.2.6 Ğahālah ........................................................................................................................ 18<br />
7.3 Wodurch ist eine Person ḍābiṭ (genau)?......................................................................... 19<br />
7.3.1 Sūʾ Al-Ḥifẓ (Etwas schlecht auswendig kennen) und ʼIḫtilāṭ. .............................. 19<br />
7.3.1.1 Zwei Arten von Ḍabṭ: auswendig und schriftlich .......................................... 22<br />
7.3.2 Ġaflah............................................................................................................................ 23<br />
7.4 Šāḏḏ ...................................................................................................................................... 23<br />
7.4.1 Wenn die Überlieferer über Az-Zuhrī unterschiedlich berichten ...................... 29<br />
7.5 ʾIllah ...................................................................................................................................... 37<br />
7.5.1 Beispiel: ........................................................................................................................ 37<br />
8 Ist das Urteil „ṣaḥīḥ“, „ḍaʽīf“ gewiss? Beinhalten ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe gesichertes Wissen? .... 38<br />
8.1 Wie viele Leute müssen einen Ḥadīṯ überliefern, damit er als ṣaḥīḥ gelten kann? . 39<br />
9 Die authentischsten Überlieferungsketten ........................................................................... 39<br />
9.1 Der authentischste Isnād bis ʾAbū Bakr: ......................................................................... 41<br />
9.2 Der authentischste Isnād bis ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb:....................................................... 41<br />
9.3 Der authentischste Isnād bis ʾAlī Ibn Abī Ṭālib: ............................................................. 42<br />
9.4 Die authentischsten Isnāds bis ʾAbū Hurairah: .............................................................. 42<br />
10 Die authentischsten Überlieferungen auf einen Ort bezogen: ........................................... 42<br />
10.1 Der authentischste Isnād <strong><strong>de</strong>r</strong> Mekkaner: ........................................................................ 42<br />
10.2 Der authentischste Isnād <strong><strong>de</strong>r</strong> Medinenser:..................................................................... 42<br />
10.3 Der authentischste Isnād <strong><strong>de</strong>r</strong> Jemeniten: ....................................................................... 42<br />
11 Die ersten Ḥadīṯ-Sammlungen ................................................................................................ 43<br />
11.1 Die ersten Ṣaḥīḥ-Sammlungen und welche die authentischste ist ............................ 43<br />
11.2 Woher weiß man, dass ein Ḥadīṯ Ṣaḥīḥ ist? ................................................................... 46
11.3 Al-Mustaḫraǧ ...................................................................................................................... 47<br />
11.4 Wann darf man aus einem Werk zitieren? ..................................................................... 48<br />
12 Definition eines ḥasan-Ḥadīṯes ................................................................................................ 48<br />
12.1 Die vier Sunan-Werke ........................................................................................................ 49<br />
12.2 Einwän<strong>de</strong> gegen die Definition <strong>de</strong>s ḥasan-Ḥadīṯes ....................................................... 50<br />
12.2.1 Erster Einwand ............................................................................................................ 50<br />
12.2.2 Zweiter Einwand ......................................................................................................... 50<br />
12.2.3 Dritter Einwand .......................................................................................................... 51<br />
12.2.4 Weitere Vorgehensweise von ʼAbū Dāwūd und An-Nasāʾī ................................... 51<br />
12.2.5 Die Musnads ................................................................................................................ 51<br />
12.3 Die Einstufungen von At-Tirmiḏī ..................................................................................... 52<br />
12.3.1 Erste <strong>Erläuterung</strong>........................................................................................................ 52<br />
12.3.2 Zweite <strong>Erläuterung</strong> ..................................................................................................... 52<br />
12.3.3 Dritte, vierte und fünfte <strong>Erläuterung</strong> ...................................................................... 52<br />
12.3.4 Die Ansicht von As-Suyūṭī ......................................................................................... 52<br />
12.3.5 Übersicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausdrücke von At-Tirmiḏī ............................................................... 53<br />
12.4 Ein Urteil über einen ʾIsnād ist nicht mit einem Urteil über <strong>de</strong>n Matn<br />
gleichzusetzen ................................................................................................................................ 53<br />
12.5 Weitere Ausdrücke für authentische Ḥadīṯe .................................................................. 53<br />
13 Ḍaʽīf .............................................................................................................................................. 54<br />
13.1 Einige schwache ʾIsnāds über einige Ṣaḥābah ............................................................... 54<br />
14 Musnad ........................................................................................................................................ 55<br />
15 Marfūʽ, mauqūf, maqṭūʽ ............................................................................................................ 55<br />
15.1 Ausdrücke die darauf hinweisen, dass ein Ḥadīṯ marfūʽ ist ......................................... 55<br />
16 Mauṣūl, Munqaṭiʽ und Muʽḍal .................................................................................................. 57<br />
17 Mursal .......................................................................................................................................... 57<br />
17.1 Beweiskraft eines mursal-Ḥadīṯes ................................................................................... 58<br />
18 Muʽallaq ....................................................................................................................................... 60<br />
19 ʽAnʽanah und ʾAnʾanah .............................................................................................................. 61<br />
20 Tadlīs ........................................................................................................................................... 61<br />
20.1 Mursal ḫafī ........................................................................................................................... 62<br />
21 Mursal Ḫafī und wenn ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er ʾIsnād zwischen zwei Überlieferern einen<br />
zusätzlichen Überlieferer erwähnt.................................................................................................. 63<br />
22 Ṣāḏḏ und maḥfūẓ ....................................................................................................................... 64<br />
23 Munkar und maʽrūf ................................................................................................................... 64<br />
24 Matrūk ......................................................................................................................................... 64<br />
25 Fard .............................................................................................................................................. 65<br />
26 ʾĀḥād ............................................................................................................................................ 65<br />
26.1 Ġarīb ..................................................................................................................................... 65<br />
26.2 ʽAzīz ...................................................................................................................................... 66<br />
26.3 Mašhūr ................................................................................................................................. 66<br />
26.4 Mustafīḍ ............................................................................................................................... 66<br />
26.5 Zusätzliches zu <strong>de</strong>n vier Arten ......................................................................................... 66<br />
27 Mutawātir ................................................................................................................................... 66<br />
27.1 Beispiele für mutawātir-Ḥadīṯe ........................................................................................ 67<br />
27.1.1 Erster Ḥadīṯ ................................................................................................................. 67<br />
27.1.2 Zweiter Ḥadīṯ .............................................................................................................. 67<br />
27.1.3 Dritter Ḥadīṯ ................................................................................................................ 67<br />
27.1.1 Vierter Ḥadīṯ ............................................................................................................... 67<br />
27.1.1.1 Weiteres über <strong>de</strong>n ʽazīz-Ḥadīṯ .......................................................................... 67<br />
28 ʾIʽtibār, Mutābaʽah und Šāhid ................................................................................................... 67
28.1 Mutābaʽah ............................................................................................................................ 68<br />
28.2 Šāhid ..................................................................................................................................... 68<br />
28.3 ʾIʽtibār ................................................................................................................................... 68<br />
29 Hinzufügungen einer ṯiqah-Person ........................................................................................ 68<br />
30 ʽIllah ............................................................................................................................................. 70<br />
31 Muḍṭarib...................................................................................................................................... 71<br />
32 Maqlūb ......................................................................................................................................... 72<br />
33 Mudraǧ ........................................................................................................................................ 72<br />
34 Mauḍūʽ ......................................................................................................................................... 73<br />
35 Schlusswort ................................................................................................................................ 75<br />
35.1 Darf man ḍaʽīf-Ḥadīṯe verwen<strong>de</strong>n? .................................................................................. 75<br />
35.1.1 Darf man einen Ḥadīṯ als ḍaʽīf bezeichnen, wenn im ʾIsnād eine Schwachstelle<br />
ist? 75<br />
36 Wessen Überlieferungen wer<strong>de</strong>n akzeptiert und wessen nicht? ....................................... 76<br />
37 Weiteres: ..................................................................................................................................... 81<br />
38 Ibn Ḥibbān und Ibn Ḫuzaymah ................................................................................................ 82
2 Einleitung<br />
Name:<br />
ʽIlm Al-Muṣṭalaḥ, ʽUlūm Al-Ḥādīṯ, ʽIlm Al-Ḥadīṯ Dirāyah o<strong><strong>de</strong>r</strong> ʽIlm Dirāyah Al-Ḥadīth.<br />
Definition:<br />
Diejenige Wissenschaft, die sich mit <strong>de</strong>n Regeln beschäftigt, durch<br />
die man die Zustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sanad (Überlieferungskette) und <strong>de</strong>s Matn<br />
(überlieferten Textes) analysiert, mit <strong>de</strong>m Ziel zu wissen, was davon<br />
angenommen bzw. verworfen wird.<br />
Thematik:<br />
Der Sanad und <strong><strong>de</strong>r</strong> Matn.<br />
Nutzen:<br />
Man weiß, welche Überlieferungen authentisch sind und welche nicht.<br />
Verhältnis zu an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Wissenschaft:<br />
Islamische Wissenschaft, die <strong>de</strong>n Ḥadīṯen <strong>de</strong>s Gesandten Aḷḷāhs<br />
dient.<br />
Woher stammen die Fachbegriffe dieser Wissenschaft?<br />
Von <strong>de</strong>n Aussagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ-Gelehrten.<br />
Urteil darüber diese Wissenschaft zu erlernen:<br />
Kollektivpflicht (Farḍ Kifāyah).<br />
Wovon han<strong>de</strong>lt sie konkret?<br />
Von über 65 verschie<strong>de</strong>nen Themen<br />
Vorzüglichkeit dieser Wissenschaft:<br />
حدث َنا مسدد حدث َنا يحيى عن شعبة َ حدث َن ِي عمر بن سل َيمان َ من ول َد عمر بن ِ ال ْخط َّا ِب عن عبد الرحمن ِ بن ِ أ َبان َ عن أ َب ِيه عن زيد بن ِ ث َاب ِت ق َا َل<br />
سمعت رسول َ الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّم يق ُول ُ نضر الل َّه امرأ ً سمع منا حديث ًا ف َحفظ َه حتى يبل ِّغه ف َرب حامل ِ فق ْه إ ِل َى من هو أ َف ْق َه منه ورب<br />
حامل ِ فق ْه ل َيس ب ِف َقيه<br />
Zayd Ibn Ṯābit sagte: „Ich habe <strong>de</strong>n Gesandten Aḷḷāhs folgen<strong>de</strong>s sagen hören: „Möge<br />
Allah <strong>de</strong>njenigen glänzen lassen, <strong><strong>de</strong>r</strong> meine Worte auswendig lernt und sie weiter gibt! So<br />
mancher Träger von Wissen trägt dieses Wissen zu einem, <strong><strong>de</strong>r</strong> mehr damit anzufangen<br />
weiß! Und so mancher Träger von Wissen ist selbst gar kein Wissen<strong><strong>de</strong>r</strong>!“ 1<br />
Der erste, <strong><strong>de</strong>r</strong> ein Buch in dieser Wissenschaft geschrieben hat:<br />
ʾAbū Muḥammad Al-Ḥasan Ibn ʽAbdir-Raḥmān Ibn ḪAḷḷāh Ar-Rāmahurmuzī (gest. 360). Er<br />
war <strong><strong>de</strong>r</strong> erste, <strong><strong>de</strong>r</strong> ein Buch geschrieben hat, das extra für diese Wissenschaft geschrieben<br />
wur<strong>de</strong>. Sein Buch lautet: „Al-Muḥaddiṯ Al-Fāṣil Bayna Ar-Rāwī wa Al-Wāʽī“.<br />
1<br />
Ṣaḥīḥ (Albānī). ʾAbū Dāwūd 3175, Tirmiḏī 2580, Ibn Māğah 226.
3 Die Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥad<br />
adīṯwissenschaft in groben Zügen<br />
Zu Beginn war die Bewahrung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯe <strong>de</strong>s Gesandten Aḷḷāhs seitens <strong><strong>de</strong>r</strong> Ṣaḥābah in<br />
individueller Form. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> lernte für sich selbst auswendig und schrieb auf. Beweise dafür,<br />
dass auch damals schon Ḥadīṯe aufgeschrieben wur<strong>de</strong>n:<br />
• ʾAbū Ğuḥayfah fragte ʽAlī Folgen<strong>de</strong>s: „Hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet euch (gemeint sind die<br />
Familienangehörigen <strong>de</strong>s Propheten ) mit irgen<strong>de</strong>twas beauftragt?“ O<strong><strong>de</strong>r</strong>: „Hat er<br />
euch etwas (Spezielles) anvertraut?“ Da sagte er: „Nein. Ich schwöre bei Dem, Der<br />
das Samenkorn spaltet und alles Lebendige erschuf! Es sei <strong>de</strong>nn man erhält in Bezug<br />
auf <strong>de</strong>n Qurʼān von Aḷḷāh, <strong>de</strong>m Erhabenen, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Verständnis 2 und, was sich in<br />
diesen Schriftblättern befin<strong>de</strong>t.“ Ich sagte: „Was befin<strong>de</strong>t sich in diesen<br />
Schriftblättern?“ Er sagte: „(Die Regelungen) über Blutgeld, (dass man) Gefangene<br />
freilassen (soll) und, dass ein Muslim nicht wegen (<strong>de</strong>s Mor<strong>de</strong>s) an einem Kāfir<br />
hingerichtet wird.“ 3<br />
• Als <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs Makkah befreite und verkün<strong>de</strong>te, dass in <strong><strong>de</strong>r</strong> heiligen<br />
Zone von Makkah bestimmte Dinge verboten sind, stand ein Jemenit namens ʾAbū<br />
Šāh auf und sagte: „Schreibt es für mich auf!“ Daraufhin sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs :<br />
„Schreibt es 4 für ʾAbū Šāh auf!“ 5<br />
• Der Ḥadīth von ʽAmr Ibn Ḥazm , in <strong>de</strong>m erwähnt ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet<br />
Schriftblätter zu <strong>de</strong>n Leuten im Jemen sandte und darin unter An<strong><strong>de</strong>r</strong>em stand, dass<br />
<strong>de</strong>n Muṣḥaf niemand berühren dürfe, außer jeman<strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> rein ist. 6<br />
• Der Brief von ʾAbū Bakr an ʾAnas Ibn Mālik 7 , in <strong>de</strong>m er die Regelungen für<br />
Zakāh nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrieb, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs <strong>de</strong>n Muslimen durch <strong>de</strong>n Befehl<br />
Aḷḷāhs zur Pflicht gemacht hat. 8<br />
4 Seit wann man auf die Überlieferer achtet<br />
حدث َنا أ َبو جعف َر ٍ محمد بن الصباح ِ حدث َنا إ ِسمعيل ُ بن زك َر ِياءَ عن عاصم ٍ ال ْأ َحول ِ عن ابن ِ سير ِين ق َال َ ل َم يك ُونوا يسأ َل ُون َ عن ال ْإ ِسنا د ف َل َما<br />
وق َعت ال ْفتنة ُ ق َال ُوا سموا ل َنا ر ِجال َك ُم ف َينظ َر إ ِل َى أ َهل ِ السنة ف َيؤخذ ُ حديث ُهم وين َظر إ ِل َى أ َهل ِ ال ْب ِدع ِ ف َل َا يؤخذ ُ حديث ُه م<br />
Muḥammad Ibn Sīrīn 9 sagte: „Sie fragten nie nach <strong>de</strong>m ʾIsnād. Als allerdings das Unheil 10<br />
aufgetaucht ist, sagten sie: ‚Nennt uns eure Überlieferer!’ Dann schaute man wer zur ʾAhl<br />
2<br />
Gemeint ist, dass es durchaus sein kann, dass Aḷḷāh ihm, wie auch je<strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, gutes Verständnis in Bezug<br />
auf bestimmte Verse geben kann, das Er nicht gleichzeitig an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zuteil wer<strong>de</strong>n lässt.<br />
3 Ṣaḥīḥ. Buḫārī 1/191 Nr. 108 u. a., ʾAbū Dāwūd 5/410 Nr. 1739, An-Nasāʾī 14/373, Ibn Māğah 8/107 Nr. 2648,<br />
ʾAḥmad 2/338 Nr. 832, Muṣannaf Ibn ʾAbī Šaybah 6/363, Al-Bayhaqī in Al-Kubrā 5/196 u. a.<br />
4<br />
Die vom Gesandten Aḷḷāhs gehaltene Re<strong>de</strong>.<br />
5 Ṣaḥīḥ. ʾAḥmad 14/485 Nr. 6944, Buḫārī 8/293 Nr. 2254, 21/175 Nr. 6372, Muslim 7/85 Nr. 2414, 2415, Tirmiḏī<br />
9/274 Nr. 2591, ʾAbū Dāwūd 5/388 Nr. 1725, 10/58 Nr 3163, 12/91 Nr. 3906, Muṣannaf Ibn ʾAbī Šaybah 8/538, Al-<br />
Bayhaqī in Al-Kubrā 8/52, An-Nasāʾī in Al-Kubrā 3/435, Ad-Dāraquṭnī 7/442 Nr. 3196, Ṣaḥīḥ Ibn Ḥibbān 15/431<br />
Nr. 3785 u. a.<br />
6 Ṣaḥīḥ (Al-Albānī in ʾIrwāʾ Al-Ġalīl ). Al- Bayhaqī in Al-Kubrā 1/309, ʾAḫbār Makkah von Al-Fākihī<br />
7/478 Nr. 2855, Al-Muʽğam Al-Kabīr von Aṭ-Ṭabarānī 10/452 Nr. 13039, Ad-Dāraquṭnī 1/495 Nr. 447, Muwaṭṭaʾ<br />
Mālik 2/111 Nr. 419 u. a.<br />
7<br />
Gest. 92 o<strong><strong>de</strong>r</strong> 93. Ein Ṣaḥābī <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾAnṣār. Sein Beiname ist ʾAbū Ḥamzah. Er war Diener <strong>de</strong>s Gesandten Aḷḷāhs<br />
. Ihm haben Qatādah und Muḥammad Ibn Muslim Az-Zuhrī <strong>de</strong>n Qur'ān vorgelesen. Er starb im Jahr 91 n. H.<br />
(Ġāyah An-Nihāyah)<br />
8 Ṣaḥīḥ. Buḫārī 5/290 Nr. 1361, 1362, ʾAbū Dāwūd 4/368 Nr. 1339, Nasāʾī 8/167 Nr. 2404, 2412, Ibn Māğah 5/370<br />
Nr. 1788 u. v. m.<br />
إرواء الغليل
As-Sunnah gehörte und akzeptierte ihr Ḥadīṯe. Und man schaute wer zu <strong>de</strong>n Erneuerern<br />
(ʾAhl Al-Bidaʽ) gehörte und akzeptierte ihre Ḥadīṯe nicht.“ 11<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ersten Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts erging erstmals <strong><strong>de</strong>r</strong> Befehl von staatlicher Seite, die einzeln<br />
verstreuten Ḥadīṯe zu sammeln. Dieser Aufruf erging von ʽUmar Ibn ʽAbd Al-ʽAzīz (gest.<br />
101), <strong><strong>de</strong>r</strong> dies von <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Statthaltern for<strong><strong>de</strong>r</strong>te. Und so war es Ibn Šihāb Az-<br />
Zuhrī, <strong><strong>de</strong>r</strong> als erster Ḥadīṯe in einem eigenen Buch sammelte.<br />
Im 2. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t wur<strong>de</strong>n einige Masānīd zusammengestellt und es erschien auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Muwaṭṭāʼ von ʾImām Mālik (gest. 179).<br />
Das 3. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t gilt als das gol<strong>de</strong>ne Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Ḥadīṯwissenschaft</strong>en, in <strong>de</strong>nen quasi<br />
alle Ḥadīṯsammlungen entstan<strong>de</strong>n. D. h., dass die vereinzelt vorliegen<strong>de</strong>n Überlieferungen<br />
von edlen Ḥadīṯsammlern gesammelt und in Bücher nie<strong><strong>de</strong>r</strong>geschrieben wur<strong>de</strong>n, so dass sie<br />
nun in Büchern zusammengefasst zur Verfügung stan<strong>de</strong>n. In dieser Zeit entstan<strong>de</strong>n also die<br />
Sunan, wie Sunan ʼAbī Dāwūd, Sunan An-Nasāʾī usw. und die Ṣiḥāḥ, wie Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī und<br />
Ṣaḥīḥ Muslim.<br />
Hiernach, im 4. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t, begann man Schriften über die <strong>Ḥadīṯwissenschaft</strong><br />
anzufertigen. Der erste, wie bereits erwähnt, war Ar-Rāmahurmuzī, <strong><strong>de</strong>r</strong> im selben Jahr wie<br />
Aṭ-Ṭabarānī starb (360).<br />
Hiernach kam Al-Ḥākim (gest. 405), <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor von Al-Mustadrak und schrieb ein Buch<br />
namens „Maʽrifatu ʽUlūm Al-Ḥadīṯ.<br />
Hiernach erschien ʾAbū Nuʽaym, Autor zahlreicher Werke, u.a. Ṣifatul-Ğannah, Al-Ḥilyah,<br />
Maʽrifatuṣ-Ṣahābah. Auch er schrieb ein Buch zu dieser Wissenschaft.<br />
Hiernach kam Al-Ḫaṭīb Al-Baġdādī (gest. 463. Auch Ibn ʽAbdil-Barr starb in diesem Jahr) und<br />
schrieb viele Werke; zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utsamsten gehört„Tārīḫ Baġdād“. Alle, die nach Al-Baġdādī<br />
erschienen, stützten sich auf seine Werke, wie Al-Qāḍī ʽIyāḍ.<br />
Danach kam ʾAbū ʽAmr ʽUṯmān Ibn ʽAbd Ar-Raḥmān Ibn Ṣalāḥ (gest. 643) und schrieb sein<br />
Buch „ʽUlūm Al-Ḥadīṯ“, besser bekannt als „Muqaddimatu Ibn Ṣalāḥ“. Er stützte sich dabei<br />
auf das Werk von Al-Baġdādī und behan<strong>de</strong>lte darin 65 verschie<strong>de</strong>ne Teilgebiete <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Ḥadīṯwissenschaft</strong>, in<strong>de</strong>m er sie aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Werken <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelehrten<br />
zusammentrug.<br />
Die Gelehrten nach Ibn Ṣalāh stützen sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um alle auf ihn. Nawawī kürzte dieses<br />
Werk und nannte es „Al-ʾIršād“. Daraufhin kürzte er „Al-ʾIršād“ und nannte es „At-Taqrīb“,<br />
welches von ʾImām As-Suyūṭī erläutert wur<strong>de</strong>. Die <strong>Erläuterung</strong> heißt „Tadrīb Ar-Rāwī“.<br />
Auch Ibn Kaṯīr hat das Buch von Ibn Ṣālāḥ gekürzt und seine Zusammenfassung „Iḫtiṣār<br />
ʽUlūm Al-Ḥadīṯ“ genannt, welches von Aḥmad Šākir in „Al-Bāʽiṯ Al-Ḥaṯīṯ“ erläutert wur<strong>de</strong>.<br />
Al-Ḥāfiẓ Al-ʽIrāqī hat aus <strong>de</strong>m Werk von Ibn Ṣalāḥ ein Gedicht von ca. 2000 Versen gemacht.<br />
Hiernach hat Ibn Ḥağar Al-ʽAsqalānī (gest. 852.) sein Werk „Nuẓhatun Naẓar“ geschrieben,<br />
welches wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um eine Verkürzung <strong>de</strong>s Werkes von Ibn Ṣalāḥ ist.<br />
Im 10. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t hat As-Suyūṭī (gest. 911) daraus ebenfalls sein Gedicht „Al-ʾAlfiyyah“<br />
geschrieben, das auch aus ca. 2000 Versen besteht und von mehreren erläutert wur<strong>de</strong>. Er<br />
selbst hat sie nur teilweise erklärt. 12<br />
9<br />
Gest. 110. Ibn Ḥaǧar sagte über ihn in At-Taqrīb: „Vollkommen vertrauenswürdig, von hohem Status. Er war<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass man Ḥadīṯe nicht gemäß ihrer Be<strong>de</strong>utung überliefern darf.“ D.h., dass man Ḥadīṯe immer<br />
wortwörtlich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>geben muss. Der Gefährte ʾAnas Ibn Mālik äußerte <strong>de</strong>n Wunsch, nach seinem Tod von Ibn<br />
Sīrīn gewaschen zu wer<strong>de</strong>n. Aḷḷāhs Barmherzigkeit auf ihnen!<br />
10<br />
Das Unheil ist die Erscheinung folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> zwei Gruppierungen: Šīʽah und Ḫawāriğ. Diese bei<strong>de</strong>n Sekten<br />
bil<strong>de</strong>n bezüglich folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Eigenschaft ein Gegenstück: das Lügen. Das Lügen ist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Rāfiḍah (die extremen<br />
Schiiten) Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion. Die Ḫawāriğ hingegen glauben, dass das Lügen in Bezug auf Ḥadīṯe zum Abfall vom<br />
ʾIslām führt.<br />
11<br />
Ṣaḥīḥ Muslim 1/34.<br />
12<br />
Rāmahurmuzī Al-Ḥākim ʼAbū Nuʽaym Al-Ḫaṭīb Al-Baġdādī Ibn Ṣalāḥ Nawawī Ibn Ḥaǧar<br />
Suyūṭī
5 Die Definitionen von Isnād<br />
ād, , Matn und Ḥad<br />
adīṯ:<br />
والسند :<br />
وال ْمت ْن<br />
ا ْلإِخ ْبار عن ط َر ِيق<br />
ما ان ْت َهى ال َيه السن َد<br />
ب ِما أضيف َ لِلن َّب ِي ق َولا ً أو<br />
:<br />
وقيلَ :<br />
لا يخ ْت َص ب ِالمرف ُو ِع<br />
ف َهو عل َى هذ َا مرادف ُ ال ْخ َبر<br />
مت ْ ٍن ك َا ْلاسناد ل َدى ف َر ِي ق<br />
من ال ْك َلام ِ ، والحديث َ ق َيدوا<br />
فعلا ً وت َق ْر ِيرا ً ون َحوها حك َوا<br />
بلْ جاء لِلموق ُوف والمق ْط ُو ِع<br />
وش َهروا ش ُمولَ هذ َين ِ الأَث َر<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
-11<br />
-12<br />
Sanad bzw. Isnād<br />
ist die Überlieferungskette, die uns <strong>de</strong>n zu überlieferten Text übermittelt.<br />
Matn ist <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige Text, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch einen Sanad überliefert wird.<br />
Als Ḥad<br />
adīṯ wird alles bezeichnet, was <strong>de</strong>m Propheten an Worten, Taten, Billigungen,<br />
körperlichen und charakterlichen Eigenschaften zugeschrieben wird.<br />
Als Ḥadīṯe wer<strong>de</strong>n allerdings auch die Aussagen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Menschen bezeichnet. Deshalb<br />
differenziert man näher und sagt:<br />
Han<strong>de</strong>lt es sich um die Aussagen <strong>de</strong>s Gesandten Aḷḷāhs , bezeichnet man dies als Ḥadīṯ<br />
marfūʽ.<br />
Als Ḥadīṯ mauqūf bezeichnet man die Aussagen eines Ṣaḥābī.<br />
Die Aussagen je<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Person hiernach wer<strong>de</strong>n Ḥadīṯ maqṭūʽ bezeichnet,<br />
beispielsweise die Aussagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Tābiʽīn.<br />
Ein Ḥadīṯ wird auch als Ḫabar (Nachricht) bezeichnet, sofern man mit Ḥadīṯ nicht nur die<br />
Marfūʽ-Form meint.<br />
Unter ʾAṯar<br />
versteht man normalerweise die bei<strong>de</strong>n Kategorien Mauqūf<br />
und Maqṭū<br />
ṭūʽ.
6 Die dreiteilige Einteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥad<br />
adīṯe<br />
والأَك ْث َرون ق َسموا هذي السن َن<br />
إِل َى صحيح ٍ وضعيف وحسن<br />
-13<br />
Die meisten Ḥadīṯ-Gelehrten teilen die Ḥadīṯe in drei Kategorien ein: ṣaḥīḥ, ḥasan und ḍāʽīf.<br />
Die frühen Gelehrten, vor ʾImām Tirmiḏī 13 , teilten die Ḥadīṯe in ṣaḥīḥ und ḍaʽīf ein.<br />
Ibn Taymiyyah sagte, dass diese frühen Gelehrten die ḍaʽīf-Ḥadīṯe in zwei Teile einteilten:<br />
1. Sehr schwach (Ḍaʽf šadīd 14 , wenn es um ʽAdālah <strong>de</strong>s Überliefers geht 15 o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenn er<br />
Mağhūl Al-ʽAyn 16 ist)<br />
2. Etwas schwach (Ḍaʽf ḫafīf)<br />
Tirmiḏī hat die Kategorie „etwas schwach“ als ḥasan bezeichnet.<br />
Der erste Ḥadīṯ-Gelehrte, <strong><strong>de</strong>r</strong> für die dreiteilige Einteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯe bekannt gewor<strong>de</strong>n ist,<br />
war ʾImām At-Tirmiḏī (gest. 279). Die Gelehrten vorher verwen<strong>de</strong>ten sie zwar auch, schoben<br />
die ḥasan-Kategorie jedoch in die ṣaḥīḥ-Kategorie, da bei<strong>de</strong> Kategorien als Beweise tauglich<br />
und somit verbindlich sind. Ob man sie getrennt betrachtet o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht hat für die Praxis<br />
keine Relevanz, <strong>de</strong>nn auch unter <strong>de</strong>n ṣaḥīḥ-Ḥadīṯen gibt es Ḥadīṯe unterschiedlicher<br />
Authentizität.<br />
7 Definition eines ṣaḥīḥ-Ḥad<br />
adīṯes<br />
حد الصحي ِح :<br />
مسن َد ب ِوصله<br />
ول َم يك ُن ش َذا ولا معل َّلا<br />
ب ِن َق ْلِ عدلٍ ضاب ِط عن مث ْل ه<br />
-14<br />
-15<br />
Ein ṣaḥīḥ-Ḥadīṯh ist ein Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong> über einen geschlossenen Isnād<br />
von ausschließlich<br />
rechtschaffenen (ʽAdl<br />
ʽAdl) und genauen (ḍābiṭ) Menschen überliefert wird und zugleich we<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
abweicht (Šāḏḏ<br />
ḏḏ), noch einen Fehler (ʽIlla<br />
ʽIllah) aufweist.<br />
Auflistung <strong><strong>de</strong>r</strong> fünf Bedingungen:<br />
1. Geschlossener Isnād: Die Überlieferungskette ist lückenlos, d.h., dass je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Überlieferer dieser Kette <strong>de</strong>n Ḥadīṯ von <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen Person vor ihm im Isnād<br />
erfahren hat. Dies ist die Ansicht von Buḫārī. Er ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, dass bewiesen sein<br />
muss, dass die bei<strong>de</strong>n Überlieferer sich min<strong>de</strong>stens einmal getroffen haben muss.<br />
Muslim hingegen stellt als Bedingung, dass die bei<strong>de</strong>n Überlieferer jeweils<br />
Zeitgenossen waren und die Möglichkeit bestand, sich begegnet zu sein.<br />
2. ʽAdl: Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um eine Charaktereigenschaft, die einen dazu bringt<br />
gottesfürchtig zu sein, so dass man keine große Sün<strong>de</strong> begeht und auf keiner kleinen<br />
Sün<strong>de</strong> beharrt. Des Weiteren entfernt sich solch eine Person von Sittenwidrigkeiten.<br />
Je<strong>de</strong> Person <strong>de</strong>s Isnāds verkörpert diese Eigenschaften.<br />
3. Ḍabṭ: Die Genauigkeit zeigt sich vollkommen in zweierlei Hinsicht:<br />
13<br />
Sein Lehrer Buḫārī verwen<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n Begriff ḥasan bereits. Auch ʾAbū Ḥātim Ar-Rāzī, Aḥman, Ibn Maʽīn.<br />
14<br />
Wenn ein Ḥadīṯ sehr schwach ist, kann er einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en nicht stärken.<br />
15<br />
Beispiel: Lügner.<br />
16<br />
Wir wissen überhaupt nicht wer das ist: ʾAḥmad Ibn Muḥammad. Woher stammt er? Welcher Gelehrte hat<br />
etwas über ihn gesagt? Aus welchem Land kommt er? ʾAbū Ḥātīm Ar-Rāzī und ʾAbū Zurʽah Ar-Rāzī<br />
(لا أعرفه) nicht“. verwen<strong>de</strong>teten <strong>de</strong>n Begriff „Mağhūl“. Auch wenn man sagt: „Den kenne ich
a) durch das auswendig Können <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯe und fähig Sein, <strong>de</strong>n genauen<br />
Wortlaut je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit im Gedächtnis parat zu haben, wie bspw. <strong>de</strong>n Qurʾān.<br />
b) durch schriftliches Festhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯe und guter Bewahrung dieser<br />
Schriften.<br />
4. Šāḏḏ: Wenn eine vertrauenswürdige Person einer Person wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht, die noch<br />
vertrauenswürdiger als sie selbst ist. Die zurückgewiesene Überlieferung bezeichnet<br />
man als šāḏḏ, die angenommene als maḥfūẓ.<br />
5. ʽIllah: Ein versteckter Fehler (versteckte Schwachstelle), <strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯexperte<br />
aufgrund seiner langen Erfahrung ent<strong>de</strong>ckt. Der Matn o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Isnād scheinen<br />
allerdings nach außen hin einwandfrei.<br />
Eine Person, die sowohl ʽAdl als auch Ḍābiṭ ist, nennt man Ṯiqah (vertrauenswürdige<br />
Person).<br />
7.1 Wodurch ist ein ʾIsnād muttaṣil?<br />
Folgen<strong>de</strong> Eigenschaften dürfen nicht auftreten:<br />
1. Taʽlīq<br />
2. ʼIʽḍāl 17<br />
3. ʼInqiṭāʽ18<br />
4. ʼIrsāl<br />
5. ʼIrsāl ḫafī<br />
6. Tadlīs<br />
7.1.1 Muʽallaq<br />
ʽallaq-Ḥad<br />
adīṯ:<br />
Ein muʽallaq-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Überlieferer nach <strong>de</strong>m Autor ausgelassen<br />
wur<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr als einer unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedingung, dass sie alle hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> ausgelassen<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
Taʽlīq am Beispiel eines ʾIsnāds bei Buḫarī 19 :<br />
Buḫārī<br />
Makkī ī Ibn Ibrāhīm Saʽīd Ibn Al-Musayyib<br />
Saʽīd Ibn Abī Hind Ibn ʽAbbās <br />
Muḥammad<br />
Dieser ʾIsnād ist geschlossen. Folgen<strong>de</strong> Formen wären alles Taʽlīq-Formen:<br />
Buḫārī Saʽīd Ibn Al-Musayyib<br />
Buḫārī<br />
Buḫārī<br />
Buḫārī<br />
Saʽīd Ibn Abī Hind Ibn ʽAbbās Muḥammad<br />
Saʽīd Ibn Abī Hind Ibn ʽAbbās Muḥammad<br />
Ibn ʽAbbās Muḥammad<br />
Muḥammad<br />
Die Muʽallaq-Ḥadīṯe bei Buḫārī sind bis auf wenige, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand abzählbare, alle<br />
authentisch. Ibn Ḥağar Al-ʽAsqalānī hat die Lücken in seinem Werk „Taġlīq At-Taʽlīq“<br />
geschlossen, in<strong>de</strong>m er dies anhand an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Ḥadīṯ-Sammlungen nachgewiesen hat.<br />
17<br />
Min<strong>de</strong>stens zwei Lücken hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
18<br />
Min<strong>de</strong>stens eine Lücke im Isnād, allerdings nicht hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
19<br />
17 Jahre lang hat er an seinem Buch geschrieben, gefeilt, verbessert und korrigiert.
Muslim 20 hat nur ca. 14 Stellen, an <strong>de</strong>nen er Muʽallaq-Ḥadīṯe erwähnt hat.<br />
7.1.2 Muʽḍal<br />
al-Ḥad<br />
adīṯ:<br />
Ein muʽḍal-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei <strong>de</strong>m min<strong>de</strong>stens zwei Überlieferer hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ausgelassen wor<strong>de</strong>n sind.<br />
Buḫārī Makkī Ibn ʾIbrāhīm Ibn ʽAbbās<br />
7.1.3 Munqaṭiʽ-Ḥad<br />
adīṯ:<br />
Ein munqaṭiʽ-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei <strong>de</strong>m min<strong>de</strong>stens ein Überlieferer ausgelassen wor<strong>de</strong>n<br />
sind, allerdings nicht hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
Buḫārī Makkī Ibn ʾIbrāhīm Saʽīd Ibn ʾAbī Hind Muḥammad<br />
7.1.4 Mursal-Ḥad<br />
adīṯ:<br />
Ein mursal-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Tābiʽī sagt: „Der Gesandte Aḷḷāhs<br />
sagte usw.“<br />
Buḫārī Makkī Ibn ʾIbrāhīm Saʽīd Ibn Al-Musayyib Saʽīd Ibn ʾAbī Hind Muḥammad<br />
.<br />
Saʽīd Ibn ʾAbī Hind ist ein Tābiʽī.<br />
Manche Leute <strong>de</strong>finieren <strong>de</strong>n mursal-Ḥadīṯ fälschlicherweise als einen Ḥadīṯ, bei <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ṣaḥābī ausgelassen wor<strong>de</strong>n ist. Dies ist <strong>de</strong>shalb falsch, weil wenn wir wüssten, dass die<br />
Lücke in Wirklichkeit ein Ṣaḥābī ist, wäre <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād an dieser Stelle geschlossen. Das<br />
Problem ist allerdings, dass die Tābiʽūn auch untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> überlieferten.<br />
7.1.5 Tadlīs<br />
Tadlīs be<strong>de</strong>utet wortwörtlich „Betrug, Schwin<strong>de</strong>l“. Es geht darum, dass ein Überlieferer<br />
einen Mangel vertuscht.<br />
7.1.5.1 ʾIsnād-Tadl<br />
Tadlīs:<br />
Gemeint ist, dass ein Schüler über seinen Lehrer etwas, das er nicht von ihm gehört hat,<br />
überliefert, obwohl er sehr wohl Ḥadīṯe über seinen Lehrer überliefert.<br />
Dies geschieht anhand eines Ausdruckes durch <strong>de</strong>n man <strong>de</strong>nkt, dass er diesen Ḥadīṯ<br />
tatsächlich von seinem Lehrer gehört hat. Dies geschieht durch die Begriffe „ʽan“ 21 (diese<br />
Art nennt man ʽAnʽnah), „ʾanna“ 22 (diese Art nennt man ʾAnʾanah) und „qāla“ 23 .<br />
Den Tadlīs gibt es meistens in Bezug auf <strong>de</strong>n ʾIsnād, manchmal auch in Bezug auf <strong>de</strong>n Matn.<br />
Manche Überlieferer haben häufig Tadlīs gemacht, manche weniger. Sobald jemand es<br />
einmal gemacht hat, erhält er die Eigenschaft <strong>de</strong>s Mudallis.<br />
Beispiele von Überliefern hierfür:<br />
20<br />
Die Kapitelnamen bei Muslim stammen nicht von Muslim selbst. Die bekannteste stammt von Nawawī.<br />
21<br />
Über, nach, von.<br />
22<br />
Dass. Der Überlieferer sagt z. B..: „A berichtet, dass b gesagt hat. Der Überlieferer sagt also nicht<br />
ausdrücklich, dass er <strong>de</strong>n Matn direkt von seinem Lehrer gehört hat.<br />
23<br />
Sagte. Der Überlieferer sagt z. B.: „Mein Lehrer hat gesagt.“ Er sagt also nicht ausdrücklich, dass er <strong>de</strong>n Matn<br />
direkt von seinem Lehrer gehört hat.
Sulaymān Ibn Mahrān Al-ʾAʽmaš, Muḥammad Ibn ʾIsḥāq, Qatādah Ibn Duʽāmah, Ḥabīb Ibn<br />
ʾAbī Ṯābit, ʾAbū ʾIsḥāq As-Sabīʽī.<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>e haben nur wenig Tadlīs gemacht (Az-Zuhrī). Sollte man also einen Ḥadīṯ haben,<br />
<strong>de</strong>ssen Inhalt <strong>de</strong>m Ḥadīṯ-Experten suspekt vorkommt und <strong>de</strong>ssen ʾIsnād nur in Bezug auf<br />
die ʽAnʽanah von Az-Zuhrī angegriffen wer<strong>de</strong>n kann, wird solch eine ʽIllah als<br />
Schwachpunkt akzeptiert.<br />
Beispiel aus „Al-Mustadrak“ Nr. 4615:<br />
،<br />
حدثناه أبو علي المزكي ، ، : ، ، ،<br />
االله عنهما قال<br />
عن أبي الأزهر<br />
قال<br />
ثنا عبد الرزاق<br />
نظر النبي صلى االله عليه وسلم إلي فقال<br />
يا علي<br />
أنبأ معمر<br />
عن الزهري<br />
عن عبيد االله بن عبد االله<br />
أنت سيد في الدنيا ، سيد في الآخرة ، حبيبك حبيبي<br />
عن ابن عباس رضي<br />
وحبيبي حبيب<br />
،<br />
،<br />
» ، «<br />
،<br />
« » صحيح<br />
» :<br />
،<br />
،<br />
:<br />
االله ،<br />
وعدوك عدوي<br />
وعدوي عدو االله<br />
تفرد الثقة بحديث فهو على أصلهم صحيح<br />
والويل لمن أبغضك بعدي<br />
على شرط الشيخين<br />
وأبو الأزهر بإجماعهم ثقة<br />
وإذا<br />
«<br />
ʾAbū ʽAlī ʾAḥmad ʾAbul-ʾAzhar Ibn Al-ʾAzhar An-Nīsābūrī ʽAbdur-Razzāq Ibn Hammām<br />
Aṣ-Ṣanʽānī Maʽmar Zuhrī (عن) ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽAbbās sagte: „Der<br />
Prophet sagte (zu ʽAlī), schaute [ihn] an und sagte: ‚Oh ʽAlī! Du bist in dieser und in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
nächsten Welt ein Führer! Dein Liebling ist auch mir ein Liebling. Und mein Liebling ist<br />
Aḷḷāh ein Lieblich. Dein Feind ist mir ein Feind. Und mein Feind ist Aḷḷāh ein Feind. Und<br />
wehe <strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> dich nach mir hasst!’“ (Al-Ḥākim) sagte: „(Dieser ʾIsnād ist) gemäß <strong>de</strong>n<br />
Bedingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Gelehrten 24 ṣaḥīḥ.“<br />
Aḏ-Ḏahabī bestätigte dieses Urteil nicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sagte: „Dieser ʾIsnād besteht aus Ṯiqāt,<br />
aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ ist munkar. Ich schließe nicht aus, dass er mauḍūʽ ist.“<br />
Der ʾIsnād von Zuhrī bis zum En<strong>de</strong> gilt als einer <strong><strong>de</strong>r</strong> authentischsten überhaupt. 25 Die<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Überlieferer sind alle Ṯiqāt.<br />
ʽAbdur-Razzāq ist <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige, <strong><strong>de</strong>r</strong> diesen Ḥadīṯ überliefert hat. Es stellt sich die Frage:<br />
„Warum hat er diesen Ḥadīṯ nicht auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Leuten erzählt, wie ʾImām ʾAḥmad, Ibn<br />
Maʽīn und die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, die von ihm Ḥadīṯe gehört haben?“<br />
Zur <strong>Erläuterung</strong> ist folgen<strong>de</strong> Erzählung hilfreich: ʾAbul-ʾAzhar begleitete einmal seinen<br />
Lehrer ʽAbdur-Razzāq auf einer Reise nach Hause. Als ʽAbdur-Razzāq zu Hause ankam, sagte<br />
er zu ʾAbul-ʾAzhar: „Nun muss ich meine Schul<strong>de</strong>n bei dir begleichen. Ich wer<strong>de</strong> dir einen<br />
Ḥadīṯ erzählen, <strong>de</strong>n ich noch niemals jeman<strong>de</strong>n erzählt habe: usw.“ Daraufhin erzählte er<br />
ihm diesen Ḥadīṯ.<br />
Was ist an diesem Ḥadīṯ seltsam? Seltsam ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausdruck: „Dein Liebling ist auch mir ein<br />
Liebling. Und mein Liebling ist Aḷḷāh ein Lieblich. Dein Feind ist mir ein Feind. Und mein<br />
Feind ist Aḷḷāh ein Feind. Und wehe <strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> dich nach (meinem Ableben) mir hasst!“<br />
Wie in Ṣaḥīḥ Muslim berichtet wird, gab es Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzungen zwischen ʽAlī Ibn Abī<br />
Ṭālib und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en edlen Ṣaḥābah, wie Al-ʽAbbās.<br />
Diesen Ḥadīṯ verwarf Ibn Maʽīn, ʾAbū Ḥāmid Ibn Aš-Šarqī 26 , Ibn ʽAdī 27 , Ibn Al-Ğauzī und Aḏ-<br />
Ḏahabī, wie bereits erwähnt.<br />
In „Tārīḫ Baḫdād“ ist über ʾAbū Ḥāmid Ibn Aš-Šarqī überliefert, dass er uns berichtet, dass<br />
Maʽmar einen Neffen 28 hatte, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Rāfiḍī-Sekte angehörte. Maʽmar stellte seine Ḥadīṯ-<br />
Sammlung diesem Neffen zur Verfügung und fügte diesen Ḥadīṯ ein. Und so erzählte<br />
Maʽmar diesen Ḥadīṯ <strong>de</strong>n Leuten und ʽAbdur-Razzāq überlieferte ihn ebenfalls weiter.<br />
Deshalb sagte Aḏ-Ḏahabī, dass dieser ʾIsnād zwischen ʾAbū Ḥāmid Ibn Aš-Šarqī und ʽAbdur-<br />
Razzāq munqaṭiʽ ist, <strong>de</strong>nn ʾImām Muslim (er ist von <strong><strong>de</strong>r</strong> gleichen Überlieferer-Schicht, d.h.<br />
Zeitgenosse) wie ʾAbū Ḥāmid Ibn Aš-Šarqī) überliefert nur indirekt über ʽAbdur-Razzāq.<br />
24<br />
Buḫārī und Muslim.<br />
25<br />
Siehe 4. ʾIsnād im Kapitel „Die authentischsten Überlieferungsketten“.<br />
26<br />
Ein Gefährte von ʾImām Muslim.<br />
27<br />
ʾAbū ʾAḥmad ʽAbduḷḷāh Ibn ʽAdī Al-Ğurğānī, Autor von „Al-Kāmil“, gest. 365.<br />
28<br />
Er war <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn seines Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>s.
Deshalb verwarf er diese Erzählung und sagte, dass Maʽmar sich vielmehr sehr gut über die<br />
Ḥadīṯe von Zuhrī auskannte. Maʽmar gehört, was die Überlieferer über Zuhrī angeht, zur<br />
ersten Klasse! 29<br />
Da nun dieser Anhaltspunkt versagt hat, schauen wir uns eine zweite mögliche ʽIllāh an: Az-<br />
Zuhrī machte bekanntlich Tadlīs äußerst selten. Und somit ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ in dieser Hinsicht<br />
ḍaʽīf. Aber genauer betrachtet gibt es noch eine stärkere ʽIllāh:<br />
ʽAbdur-Razzāq verlor gegen En<strong>de</strong> seines Lebens sein Augenlicht. ʾImām ʾAḥmad sagte, dass<br />
man ihm gegen En<strong>de</strong> seines Lebens falsche Ḥadīṯe (Bāṭil) erzählte. Ibn ʽAdī sagte: „Er<br />
(ʽAbdur-Razzāq) hat in Bezug auf Vorzüglichkeiten Ḥadīṯe überliefert, die kein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />
überlieferte außer ihm.“ Die ʽIllāh, die von ʾAḥmad und Ibn ʽAdī erwähnt wur<strong>de</strong>, hat<br />
Vorrang. Ansonsten wür<strong>de</strong> man die ʽAnʽanah von Zuhrī als ʽIllāh erwähnen.<br />
Kommen wir zu Personen zurück, die Tadlīs machten:<br />
Sufyān Ibn ʽUyaynah machte zwar auch Tadlīs, doch er ist <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige, <strong>de</strong>ssen Tadlīs<br />
überhaupt keine Rolle spielt, <strong>de</strong>nn er machte <strong>de</strong>n Tadlīs nur in Bezug auf Leute, die so<br />
vertrauenswürdig sind wie er selbst.<br />
Es gibt auch Fälle, in <strong>de</strong>nen die Überlieferung eines Mudallis in manchen Fällen akzeptiert<br />
wird und in manchen nicht. Bsp.: Al-ʾAʽmaš. Wenn er über ʾAbū Ṣāliḥ As-Sammān, ʾAbū Wāʾil<br />
und ʾIbrāhīm An-Naḫaʽī überliefert, gilt seine Überlieferung als geschlossen, wie dies Aḏ-<br />
Ḏahabī in „Al-Mīzān“ sagte.<br />
Die Überlieferungen einer Person, die für ihren Tadlīs bekannt gewor<strong>de</strong>n ist, wer<strong>de</strong>n nur<br />
akzeptiert, wenn er klar zum Ausdruck bringt, dass er diesen Ḥadīṯ direkt von seinem<br />
Lehrer gehört hat, in<strong>de</strong>m er beispielsweise sagt: „Mir hat gesagt لي ,“قال „Mir hat erzählt<br />
.“أخبرني „Mir hat mitgeteilt ,“حدثني<br />
Das Problem eines Mudallis ist also we<strong><strong>de</strong>r</strong> seine ʽAdālah, noch sein Ḍabṭ, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n seine Art<br />
etwas zu erzählen.<br />
Meistens geschieht dies dadurch, dass ein Schüler beispielsweise ein paar Unterrichte<br />
seines Lehrers zwischendurch mal nicht mitbekommen konnte. Da er die verpassten Ḥadīṯe<br />
nur indirekt über einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Schüler erfahren kann, er aber gleichzeitig einen<br />
möglichst kurzen ʾIsnād haben will, lässt er beim Überliefern diesen Schüler einfach aus.<br />
7.1.5.2 Taswiyah-Ta<br />
Tadl<br />
dlīs<br />
(Tağwīd-Tadl<br />
Tadlīs)<br />
Dies stellt eine Unterkategorie <strong>de</strong>s Tadlīs dar.<br />
In diesem Fall fin<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> Tadlīs nicht zwischen einem Schüler und seinem Lehrer statt,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in<strong>de</strong>m ein Schüler (hier Al-Walīd) einen Überlieferer (hier ʾIsḥāq) zwischen seinem<br />
Lehrer (hier Al-ʾAuzāʽī) und <strong>de</strong>m Lehrer seines Lehrers (<strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer, <strong><strong>de</strong>r</strong> hier gemeint ist, ist<br />
Az-Zuhrī) unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedingung weglässt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer <strong>de</strong>s Mudallis (<strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer ist Al-<br />
ʾAuzāʽī) und <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer dieses Lehrers (Az-Zuhrī) Zeitgenossen waren, <strong>de</strong>nn sonst gäbe es ja<br />
eine Lücke im ʾIsnād.<br />
Beispiel:<br />
Al-Walīd Ibn Muslim sagte: Mir hat erzählt (حدثنا) Al-ʾAuzāʽī (عن) ʾIsḥāq Ibn ʾAbī Farwah<br />
ʽĀʼišah. (عن) ʽUrwah (عن) Az-Zuhrī (عن)<br />
Wenn nun <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād folgen<strong><strong>de</strong>r</strong>maßen aussieht<br />
29<br />
Siehe „Wenn die Überlieferer über Az-Zuhrī unterschiedlich berichten“.
Al-Walīd Ibn Muslim –mit hat erzählt (حدثنا) Al-ʾAuzāʽī (عن) Az-Zuhrī (عن) ʽUrwah<br />
ʽĀʼišah, (عن)<br />
<strong>de</strong>nkt man, dass Al-ʾAuzāʽī direkt über Az-Zuhrī überliefert. In Wirklichkeit befin<strong>de</strong>t sich ein<br />
Inqiṭāʽ zwischen Al-ʾAuzāʽī und Az-Zuhrī. So ist es auch. ʾIsḥāq ist absichtlich weggelassen<br />
wor<strong>de</strong>n ist, weil er als matrūk 30 eingestuft wor<strong>de</strong>n ist.<br />
Solche ʾAsanīd wer<strong>de</strong>n nur akzeptiert, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> für diese Art von Tadlīs bekannt<br />
ist, zwischen je<strong>de</strong>m Überlieferer einen Ausdruck verwen<strong>de</strong>t, durch <strong>de</strong>n klar zum Ausdruck<br />
kommt, dass diese Kette lückenlos ist. Dies gilt nicht, wenn solch eine Person ein<br />
Schriftstück überliefert.<br />
7.1.5.3 Šuyūḫ-Tadl<br />
Tadlīs<br />
Dies be<strong>de</strong>utet, dass ein Schüler seinen Lehrer bei einem Namen erwähnt, für <strong>de</strong>n er nicht<br />
bekannt gewor<strong>de</strong>n ist und wodurch man meinen könnte, es han<strong>de</strong>le sich um eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Person, weil diese an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Person <strong>de</strong>nselben Namen wie <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Lehrer trägt.<br />
Der Schüler will dadurch zeigen, dass er viele verschie<strong>de</strong>ne Lehrer hatte, obwohl es sich um<br />
dieselbe Person han<strong>de</strong>lte.<br />
Beispiel: Baqiyyah Ibn Walīd in folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferung in „Al-Muʽğam Al-ʾAusaṭ“ von Aṭ-<br />
Ṭabarānī 31 :<br />
، ،<br />
- 7430 حدثنا ،<br />
،<br />
بأبي قديما يكنى<br />
محمد بن جابان<br />
محمد<br />
ثنا محمد بن مهران الجمال<br />
يحدث عن حذيفة بن اليمان قال<br />
نا بقية بن الوليد<br />
قال رسول االله صلى االله عليه وسلم<br />
عن حصين بن مالك الفزاري قال : سمعت شيخا وكان<br />
اقرءوا القرآن بلحون العرب وأصواا ،<br />
،<br />
» :<br />
:<br />
،<br />
،<br />
،<br />
وإياكم ولحون أهل الكتابين<br />
مفتونة قلوم<br />
وأهل الفسق<br />
وقلوب من يعجبهم شأم<br />
فإنه سيجيء بعدي قوم يرجعون بالقرآن ترجيع الغناء والرهبانية والنوح<br />
لا يروى هذا الحديث عن حذيفة إلا ذا الإسناد<br />
بقية تفرد به<br />
لا يجاوز حناجرهم<br />
«<br />
:<br />
،<br />
» «<br />
،<br />
Ḥuṣayn Ibn Mālik Baqiyyah Ibn Al-Walīd (mir hat erzählt (حدثني ʾAbū Muḥammad <br />
Ḥuḏayfah Ibn Al-Yamān usw.<br />
Dieser Ḥadīṯ ist munkar.<br />
Baqiyyah verkörperte alle drei Tadlīs-Arten.<br />
Durch diesen ʾIsnād ist <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād-Tadlīs beseitigt. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Šuyūḫ-Tadlīs noch nicht! Wer ist<br />
ʾAbū Muḥammad? Er ist unbekannt.<br />
7.1.5.4 ʽAṭf-Tad<br />
Tadlis<br />
Ein Überlieferer überliefert einen Ḥadīṯ über zwei seiner Lehrer, doch er hat <strong>de</strong>n Ḥadīṯ nur<br />
vom ersten <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n direkt gehört. Er sagt beispielsweise: „Mir hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Soundso erzählt,<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Soundso (erzählte dies ebenfalls).“ Auf Arabisch: فلان وفلان„ .“حدثنا Hier geht<br />
sprachlich nicht ein<strong>de</strong>utig hervor, dass er <strong>de</strong>n Ḥadīṯ von bei<strong>de</strong>n direkt gehört hat.<br />
Diese Form <strong>de</strong>s Tadlīs ist sehr selten und bekannt gewor<strong>de</strong>n ist hierfür Hušāym Ibn Bašīr,<br />
ein Lehrer von ʾImām ʾAḥmad.<br />
7.1.5.5 Sukūt<br />
ūt-Tadl<br />
Tadlīs<br />
(Qaṭʽ)<br />
Ein Überlieferer überliefert über seinen Lehrer, ohne klar zu sagen, ob er <strong>de</strong>n Ḥadīṯ von<br />
ihm gehört hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. ʽUmar Ibn ʽAlī Al-Muqaddamī ist für diese Art <strong>de</strong>s Tadlīs bekannt<br />
30<br />
Ein Überlieferer wird als matrūk eingestuft, wenn ihm beispielsweise Lügen vorgeworfen wer<strong>de</strong>n.<br />
31<br />
Auch Al-Bayhaqī in „Šuʽab Al-ʾĪmān“ Nr. 2541 mit <strong>de</strong>mselben En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ʾIsnāds.
gewor<strong>de</strong>n. Er war sagte beispielsweise: „Mir hat erzählt .“حدثنا Hiernach legt er eine Pause<br />
ein mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Absicht einen neuen Satz zu beginnen. Dann sagt er „Al-ʾAʽmaš“. Der Zuhörer<br />
hat nun verstan<strong>de</strong>n: „Mir hat Al-ʾAʽmaš erzählt“. Wenn man ihn dann gefragt hatte, musste<br />
er zugeben, <strong>de</strong>n Ḥadīṯ nicht von Al-ʾAʽmaš direkt gehört zu haben.<br />
Wenn diese Art von Tadlīs auf einen Überlieferer zutrifft, wer<strong>de</strong>n all seine Überlieferungen<br />
verworfen. Diese Form <strong>de</strong>s Tadlīs ist ebenfalls sehr selten.<br />
7.1.5.6 Buldān<br />
ān-Tadl<br />
Tadlīs (ʾAmākin)(<br />
Hierbei geht es darum, dass beispielsweise ein Überlieferer aus Baġdād sagt: „Mir hat <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Soundso in Damaskus erzählt فلان بدمشق .“حدثنا In Wirklichkeit aber meint er ein Viertel in<br />
Baġdād, das Damaskus genannt wird. 32 Der Zuhörer versteht darunter aber die Hauptstadt<br />
Syriens. Diese Form <strong>de</strong>s Tadlīs ist ebenfalls sehr selten.<br />
7.2 Wodurch verlierft eine Person ihre ʽAdālah?<br />
Im Kapitel „Šahādah“ (Zeugenaussagen) gelten alle Muslime grundsätzlich als ʽUdūl (Plural<br />
von ʽAdl), wie es ʽUmar im Ḥadīṯ an ʾAbū Mūsā Al-ʼAšʽarī schrieb, welchen Ibnul-Qayyim in<br />
„ʼAʽlām Al-Muwaqqiʽīn“ in drei Bän<strong>de</strong>n erläuterte. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferung gelten alle<br />
zunächst einmal als mağhūl (unbekannt), weil es könnte sein, dass durch einen Fehler die<br />
gesamte Ummah verpflichtet wird o<strong><strong>de</strong>r</strong> umgekehrt. Deshalb gelten alle zuerst<br />
vorsichtshalber als unbekannt.<br />
Wenn eine Person alle folgen<strong>de</strong>n Eigenschaften nicht besitzt, gilt sie als ʽAdl:<br />
1. Kufr (Unglaube)<br />
2. Lügen<br />
3. Vorwurf zu lügen<br />
4. Fisq (Frevel)<br />
5. Bidʽah (Religiöse Neuerungen)<br />
6. Gesellschaftliche Anomalien<br />
7. Ğahālah: entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> Ğahālatul-ʽAyn o<strong><strong>de</strong>r</strong> -ʽAdālah<br />
7.2.1 Kufr<br />
Diese Eigenschaft darf <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Weitergabe nicht haben, aber sehr wohl<br />
beim Erlernen. Viele Ṣaḥābah haben uns Ḥadīṯe berichtet, die sie als Kuffār gehört haben,<br />
<strong>de</strong>nnoch wur<strong>de</strong>n sie nach ihrer Annahme <strong>de</strong>s ʾIslām von ihnen akzeptiert.<br />
Beispiel:<br />
{<br />
حدث َنا ال ْحميدي حدث َنا سف ْيا ُن ق َا َل حدث ُون ِي ع ن الزهر ِي ع ن محم د ب ِن جبي ِر ب ِن مط ْع ٍم ع ن أ َب ِيه رض ي الل َّه عنه ق َا َل<br />
سمعت النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م يق ْر ُأ في ال ْمغر ِ ِب ب ِالط ُّو ِر ف َل َما بل َ َغ هذه ال ْآي َة<br />
} أ َم خلق ُوا م ن غ َي ِر شيٍء أ َ م ه م ال ْخالق ُو َن أ َ م خل َق ُوا السموا ت وال ْأ َر ض ب ْل ل َا يوقنو َن أ َ م عنده م خزائ ن رب ك أ َ م ه م ال ْمسيطرو َن<br />
ق َا َل ك َا د ق َل ْب ِي أ َ ْن يط ير<br />
Ğubayr Ibn Muṭʽim sagte: „Ich hörte <strong>de</strong>n Propheten im Maġrib(-Gebet) ‚Aṭ-Ṭūr’ lesen. Als<br />
er an folgen<strong>de</strong> ʾĀyah gelangte ‚O<strong><strong>de</strong>r</strong> sind sie wohl durch nichts erschaffen wor<strong>de</strong>n, o<strong><strong>de</strong>r</strong> sind<br />
sie gar selbst die Schöpfer? O<strong><strong>de</strong>r</strong> schufen sie die Himmel und die Er<strong>de</strong>? Nein, aber sie haben<br />
32<br />
Dies ist ein fiktives Beispiel.
keine Gewissheit. O<strong><strong>de</strong>r</strong> gehören ihnen die Schätze <strong>de</strong>ines Herrn, o<strong><strong>de</strong>r</strong> sind sie die<br />
Herrschen<strong>de</strong>n?’, bin ich beinahe vor Überwältigung in Ohnmacht gefallen!“ 33<br />
7.2.2 Lügen/Vorwurf zu lügen<br />
Der Prophet sagte: „Wer über mich absichtlich lügt, soll seinen Platz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle<br />
einnehmen!“ 34<br />
Manche Gelehrte sagen, dass diese Eigenschaft sich nur auf das Lügen in Bezug auf <strong>de</strong>n<br />
ʾIslām bezieht. Wenn es aber um Weltliches geht, dann nicht. ʾAbū ʾIsḥāq Al-Ḥuwaynī<br />
(Heweny) bevorzugt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> lügt, niemals vertrauenswürdig ist.<br />
Lügen ist ein „ğarḥ mufassar“. 35 Es reicht, wenn ein Überlieferer einmal gelogen hat.<br />
Beispiel: Nūḥ Ibn ʾAbī Maryam. Er war ein Freund von ʾAbū Ḥanīfah 36 und hat Ḥadīṯe über<br />
Vorzüglichkeiten von Sūren erfun<strong>de</strong>n. Davon sind Tafsīr-Bücher, wie die von Az-Zamaḫšarī<br />
(„Al-Kaššāf“, gest. 538), Al-Faḫr Ar-Rāzī (gest. 606), An-Nasafī (gest. 710), Abus-Suʽūd (gest,<br />
982), Al-Ḫāzin (gest. 741), Aṯ-Ṯaʽālibī (gest. 875) voll. Man sei also davor gewarnt, hiervon<br />
Ḥadīṯe zu nehmen.<br />
Über Nūḥ Ibn ʾAbī Maryam sagte Ibn Ḥibbān: „Er hat alles inne, bis auf die Ehrlichkeit!“ Er<br />
hielt dies auch nicht geheim, <strong>de</strong>nn er war <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass er dadurch eine gute Tat<br />
vollbrachte. Als er danach gefragt wur<strong>de</strong>, sagte er: „Ich habe gesehen, dass die Leute sich<br />
mit <strong>de</strong>m Fiqh von ʾAbū Ḥanīfah und <strong>de</strong>n von Ibn ʾIsḥāq (erzählten) Feldzügen beschäftigten<br />
und so erfand ich diese Ḥadīṯe in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hoffnung auf Aḷḷāhs Belohnung.“ 37<br />
Sollte einer Person das Lügen vorgeworfen wor<strong>de</strong>n sein, ohne dass es klar bewiesen ist,<br />
stuft man eine Person als „matrūk“ ein und verwirft all seine Ḥadīṯe. Seine Ḥadīṯe stärken<br />
keine an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ḥadīṯe, obgleich die Person als matrūk (unterlassen) o<strong><strong>de</strong>r</strong> kaḏḏab (Lügner)<br />
gilt.<br />
In folgen<strong>de</strong>m Fall wird eine Person als matrūk eingestuft: Sie überliefert einen Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
äußerst seltsam ist. Man weiß nichts über die ʽAdālah dieser Person. Eventuell kennt man<br />
nur einen Namen von dieser Person, <strong>de</strong>shalb sagt ein Kritiker daraufhin: „Es könnte sein,<br />
dass dieser diesen Ḥadīṯ in die Welt gesetzt hat!“ Daraus schließt man: „Dieser Person ist<br />
das Lügen vorgeworfen wor<strong>de</strong>n!“ Kurz gefasst nennt man sie matrūk.<br />
7.2.3 Fisq<br />
Das Beharren auf kleinen Sün<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> Begehen einer großen Sün<strong>de</strong>.<br />
Beispiele hierfür:<br />
Jemand gibt eine Fatwā immer genau in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form, in <strong><strong>de</strong>r</strong> sie jemand von ihm verlangt hat.<br />
7.2.4 Bidʽah<br />
Es gibt vier Arten von Bidāʽ, wodurch die ʽAdālah eines Überlieferers entfällt.<br />
33<br />
Buḫārī 4476, Ibn Māğah 824.<br />
34<br />
Buḫārī 104, Muslim 3.<br />
35<br />
Dies be<strong>de</strong>utet, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> Kritik erwähnt ist. Man kann einen Überlieferer auch kritisieren, ohne<br />
<strong>de</strong>n Grund zu nennen. Ob er genannt wird o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht spielt in bestimmten Fällen eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle.<br />
36<br />
Einer <strong><strong>de</strong>r</strong> vier bekannten ʾImām <strong><strong>de</strong>r</strong> Ahl As-Sunnah. Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> beschäftigte er sich wenig mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sammlung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ḥadīṯe <strong>de</strong>s Gesandten Aḷḷāhs , so dass ʾAbū Bakr Ibn ʾAbī Šaybah in seinem Muṣannaf ein eigenständiges<br />
Kapitel gewidmet hat für Ḥadīṯe, <strong>de</strong>nen ʾAbū Ḥanīfah zuwi<strong><strong>de</strong>r</strong> gehan<strong>de</strong>lt hat. Die allermeisten Ḥadīṯ-Gelehrten<br />
haben ihn daher aufgrund seines schlechten Vermögens auswendig zu lernen, als schwach (ḍaʽīf) eingestuft,<br />
unter ihnen: ʾAḥmad Ibn Ḥanbal, Yaḥyā Ibn Maʽīn, Ibn ʽAdī, Ibn Al-Mubārak, An-Nasāʾī, Tirmiḏī, Ad-Dāraquṭnī<br />
u.a.<br />
37<br />
Damit die Leute sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr mit <strong>de</strong>m Qurʾān beschäftigen.
1. Wenn ein Überlieferer eine Bidʽah einführt, durch die er vom ʾIslām abfällt. Beispiel:<br />
die Ğahmiyyah.<br />
2. Wenn jemand in seine Bidʽah versunken ist und die wahren Beweise verwirft; nicht<br />
zugibt, dass er falsch liegt und seiner Neigung folgt. Diese Person ist übler als eine<br />
Person, die große Sün<strong>de</strong>n, wie Zinsnehmen und –geben, Unzucht, Mord usw. begeht.<br />
3. Wer das Lügen für erlaubt erklärt. Solch eine Person ist entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> Kāfir o<strong><strong>de</strong>r</strong> Fāsiq.<br />
Sollte es für ihn mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger eine Entschuldigung geben, so ist er zumin<strong>de</strong>st<br />
Fāsiq, weil er ein Lügner ist. Und ein Lügner ist niemals ʽAdl!<br />
4. Jemand, über <strong>de</strong>n die Gelehrten unterschiedlicher Ansicht sind. Wir können daher<br />
we<strong><strong>de</strong>r</strong> sagen, dass er Kāfir, noch Fāsiq, noch ʽAdl ist. Da wir uns über seine ʽAdālah<br />
nicht sicher sind, müssen seine Überlieferungen verworfen wer<strong>de</strong>n.<br />
Uns geht es nicht um diese ersten vier Gruppen von Personen. Uns geht es um <strong>de</strong>n<br />
Mubtadiʽ, <strong><strong>de</strong>r</strong> kein Lügner ist. Er muss ʽAdl und Ḍābiṭ sein. Dennoch hat er eine Bidʽah auf<br />
sich gela<strong>de</strong>n, wie z.B. Al-Qadariyyah und Aš-Šīʽah. 38 Was machen wir mit <strong>de</strong>n<br />
Überlieferungen solcher Personen?<br />
Es kommt darauf an: Wenn er zu seiner Bidʽah aufruft, entfällt die ʽAdālah, ansonsten nicht,<br />
<strong>de</strong>nn ein Mubtadiʽ, im Gegensatz zu einem „gewöhnlichen“ Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>, glaubt fest daran, dass<br />
seine Bidʽah in Ordnung ist. Er ist selbst nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, dass er ein Sün<strong><strong>de</strong>r</strong> ist.<br />
Beispiele für Überlieferungen, die wir ablehnen, weil sie von einem Mubtadiʽ überliefert<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
Ein Schiit, <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯe über die Vorzüglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie <strong>de</strong>s Propheten überliefert <br />
abgelehnt.<br />
Ein Ḫāriğī, <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯe über <strong>de</strong>n Abfall einer Person vom ʾIslām überliefert, die große Sün<strong>de</strong>n<br />
begeht abgelehnt. Beispiel: Ein Ḫāriğī überliefert <strong>de</strong>n Ḥadīṯ bei Ṣaḥīḥ Muslim, dass man<br />
durch <strong>de</strong>n Schwur, durch <strong>de</strong>n man das Recht eines muslimischen Menschen bekommt, in<br />
die Hölle kommt, auch wenn es sich nur um einen Miswāk han<strong>de</strong>lte. 39<br />
Ein Murğiʾī, <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯe darüber überliefert, dass die Taten nicht Teil <strong>de</strong>s ʾĪmān sind <br />
abgelehnt. Beispiel: Ḥadīṯ „Wer ‚Lā ʾIlāha ʾIlla-ḷḷāh’ sagt, wird ins Paradies eintreten.“ 40<br />
Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ aber sowieso bei Ahl As-Sunnah vorhan<strong>de</strong>n ist, verwerfen wir <strong>de</strong>n Ḥadīṯ <strong>de</strong>s<br />
Mubtadiʽ auch.<br />
Die Frage, die sich jedoch stellt: Wieso akzeptieren wir teilweise die Überlieferung eines<br />
Mubtadiʽ, wo doch seine ʽAdālah ein<strong>de</strong>utig in Frage gestellt ist?<br />
Antwort: Das Problem <strong>de</strong>s Mubtadiʽ <strong>de</strong>ssen Überlieferung akzeptiert wird, liegt in seinem<br />
falschen Verständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferung und nicht in seiner Überlieferung.<br />
Reales Beispiel eines Ḫāriğī:<br />
Ein Ḫāriğī überlieferte <strong>de</strong>n Ḥadīṯ <strong>de</strong>s Propheten :<br />
شف َاعتي لأ َه ِل ال ْك َبائ ِر م ن أ ُمتي<br />
„Meine Fürsprache ist für diejenigen meiner Gemein<strong>de</strong>, die große (Sün<strong>de</strong>n) begangen haben.“ 41<br />
Das Wort „Sün<strong>de</strong>n“ steht in Klammern, weil es im Ḥadīṯ nicht vorkommt. Der Ḫāriğī sagte,<br />
dass es nicht um große Sün<strong>de</strong> gehe, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um große Taten, d.h. gute Taten, wie das<br />
Gebet, die Zakāh usw.<br />
Er beweist seine Interpretation mit ʾĀyah:<br />
38<br />
Mit Šīʽah sind hier die Schiiten von früher gemeint, also jene, die die bei<strong>de</strong>n Kalifen ʾAbū Bakr und ʽUmar<br />
hochschätzten, <strong>de</strong>nnoch ʽAlī vorzogen, was ein Fehler war. Das ist alles, was mit Schiiten hier im<br />
Zusammenhang gemeint ist. Die heutigen Schiiten, wie bsp. im Iran sind Extremisten <strong><strong>de</strong>r</strong> Schiiten, man nennt<br />
ihre Sekte „Rāfiḍah“ und ihre Anhänger „Rawāfiḍ“.<br />
39<br />
Nr. 196.<br />
40<br />
Authentisch nach Albānī. U. a. bei Tirmiḏī mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>em Wortlaut überliefert.<br />
41<br />
Ṣaḥīḥ (Albānī). ʾAbū Dāwūd 4114, Tirmiḏī 2359 und Ibn Māğah 4300.
∩⊆∈∪ t⎦⎫Ïèϱ≈sƒø:$# ’n?tã āωÎ) îοuÎ7s3s9 $pκ¨ΞÎ)uρ 4 Íο4θn=¢Á9$#uρ Îö9¢Á9$Î/ (#θãΖŠÏètFó$#uρ<br />
„Und helft euch durch Geduld und Gebet; dies ist wahrlich (etwas) Großes, , außer für Demütige.“ (2:45)<br />
Das „Große“ in <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾĀyah ist eine großartige Tat.<br />
In diesem Fall können wir die Überlieferung <strong>de</strong>s Ḫāriğī (Mubtadiʽ) problemlos akzeptieren,<br />
<strong>de</strong>nn er überliefert einen korrekten Wortlaut; was die Interpretation angeht, so darf er sie<br />
für sich selbst behalten und sie ist für nieman<strong>de</strong>n bin<strong>de</strong>nd.<br />
Es gibt zwei Arten eines Mubtadiʽ:<br />
Erstens: Er ruft nicht zu seiner Bidʽāh auf<br />
Zweites: Er ruft zu seiner Bidʽāh auf. Ibn Ḥibbān überliefert die Übereinkunft darüber, dass<br />
die Überlieferungen solch einer Person verworfen wer<strong>de</strong>n. Dies, damit es für ihn eine Lehre<br />
ist und weil Ahl As-Sunnah seine Überlieferungen sowieso über an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Überlieferer<br />
erhalten hat. Wenn wir diese Überlieferung nur über diesen Mubtadiʽ erhalten haben und<br />
sie (die Überlieferung) keine Bidʽah beinhaltet, dann wird sie akzeptiert, <strong>de</strong>nn in diesem Fall<br />
ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzen für die Sunnah größer als diesem Mubtadiʽ aus <strong>de</strong>m Weg zu gehen.<br />
Der Grund, warum also die Überlieferung eines Mubtadiʽ nicht akzeptiert wird, ist nicht<br />
etwa die mangeln<strong>de</strong> ʽAdālah <strong>de</strong>s Überlieferers, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Einschüchterung und Bestrafung<br />
seitens <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelehrten, so dass dieser seine Bidʽah nicht verbreitet. Denn wür<strong>de</strong> er<br />
absichtlich die Überlieferungen verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n, wäre er ein Lügner.<br />
Beispiel für eine Bidʽah:<br />
ʾIshāq Ibn ʾIbrāhīm Al-Ğūzğānī, ein Lehrer von An-Nasāʼī. Er war ein Nāṣibī. Ein Nāṣibī ist<br />
jemand, <strong><strong>de</strong>r</strong> eine feindliche Einstellung gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie <strong>de</strong>s Propheten hat.<br />
Nun wissen wir, warum ʾImām Buḫārī (indirekt) über bspw. ʽImrān Ibn Ḥiṭṭān überliefert,<br />
welcher ein Ḫāriğī war. ʾImām Muslim überliefert über ʽUbayduḷḷāh Ibn Mūsā, welcher<br />
schon fast ein Rāfiḍī war.<br />
7.2.5 Sittenwidrigkeiten<br />
Sittenwidrigkeiten unterschei<strong>de</strong>n sich von Gesellschaft zu Gesellschaft. Was in einer<br />
Gesellschaft als normal und anständig gilt, muss an einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ort nicht genauso<br />
gesehen wer<strong>de</strong>n. Im Buch „Aẓ-Ẓarf waẓ-Ẓurafāʾ“ steht geschrieben (<strong><strong>de</strong>r</strong> Autor ʾAbū ʾAṭ-<br />
Ṭayyib Al-Waššāʾ stammt aus <strong>de</strong>m 3. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t), dass sich umzudrehen beim Laufen als<br />
Sittenwidrigkeit gewertet wur<strong>de</strong>, weil so etwas nur Diebe gemacht haben o<strong><strong>de</strong>r</strong> Leute, die<br />
etwas im Schil<strong>de</strong> führen.<br />
7.2.6 Ğahālah<br />
Ğahālah ist die Unwissenheit. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer ist grundsätzlich unbekannt und wird<br />
<strong>de</strong>mentsprechend „Mağhūl“ genannt. Entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> wir wissen gar nichts über ihn, nur <strong>de</strong>n<br />
Namen, dann ist er „Mağhūl Al-ʽAyn“. Die Überlieferung solch einer Person wird gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
richtigeren Ansicht verworfen. Sie wird zu „Mağhūl Al-Ḥāl“ 42 (unbekannter Zustand), wenn<br />
min<strong>de</strong>stens zwei Überlieferer über ihn überliefern, die für ihr Wissen bekannt gewesen sind<br />
und gleichzeitig Ṯiqah o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ṣadūq 43 waren.<br />
42<br />
Dies ist u. a. die Ansicht von Al-Bazzār und Al-Ḫaṭīb.<br />
43<br />
Eine Stufe unter Ṯiqah.
Sollte jemand, <strong><strong>de</strong>r</strong> für seine Leichtsinnigkeit bekannt ist, 44 diesen Überlieferer als Ṯiqah<br />
einstufen, wird er „Masṭūr“ 45 genannt. Wenn alle drei (Ibn Ḥibbān, Al-ʽIğlī und Ibn Saʽd) ihn<br />
als Ṯiqah einstufen, wird er Ṣadūq bezeichnet.<br />
Der „Mağhūl Al-ʽAyn“ erfüllt die Bedingung <strong><strong>de</strong>r</strong> ʽAdālah nicht, <strong><strong>de</strong>r</strong> „Mağhūl Al-Ḥāl“ die<br />
Bedingung <strong>de</strong>s Ḍabṭ.<br />
Was ist aber, wenn es nur einen Überlieferer gibt und diejenige Person, über die sie<br />
überliefert, aber von einem großen Gelehrten, wie Aḥmad o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ibn Maʽīn, als Ṯiqah<br />
eingestuft hat? Eigentlich bräuchte man eine zweite Überlieferer-Person, um diese Person<br />
„Ğahālah Al-ʽAyn“ absprechen zu können. Ibn Qaṭṭān und Ibn Ḥağar sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass<br />
die Aussage solch großer Kritiker genügt, jedoch wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer nicht als Ṯiqah<br />
eingestuft, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n als Ṣadūq.<br />
7.3 Wodurch ist eine Person ḍābi<br />
ābiṭ (genau)?<br />
Ḍabṭ be<strong>de</strong>utet, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer <strong>de</strong>n genauen Wortlaut <strong>de</strong>s Ḥadīṯes o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>ssen<br />
Be<strong>de</strong>utung vom Zeitpunkt, an <strong>de</strong>m er ihn gehört hat bis zum Zeitpunkt, an <strong>de</strong>m er ihn<br />
weiter erzählt.<br />
U. a. dürfen folgen<strong>de</strong> Eigenschaften nicht auftreten:<br />
1. Sūʾ Al-Ḥifẓ (schlecht auswendig gelernt)<br />
2. ʾIḫtilāṭ<br />
3. Ġaflah (Unaufmerksamkeit)<br />
4. Līn<br />
7.3.1 Sūʾ ʾ Al-Ḥif<br />
ifẓ (Etwas schlecht auswendig kennen) und ʼIḫtil<br />
tilāṭ.<br />
Sūʾ Al-Ḥifẓ be<strong>de</strong>utet, etwas schlecht auswendig zu kennen.<br />
Dies geschieht entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache, dass man sich zu wenig Mühe gegeben hat<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> dadurch, dass man durcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong> gekommen ist.<br />
Weniges Vergessen ist kein Problem, wenn es selten vorkommt und von einem Ḥāfiẓ und<br />
Ḍābiṭ stammt.<br />
Beispiel:<br />
حدث َنا اب ن أ َب ِي عم ر حدث َنا سف ْيا ُن ب ن عيين َة ع ن اب ِن جري ٍج ع ن سل َيما َن ب ِن موسى ع ن الزهر ِي ع ن عرو َة ع ن عائش َة<br />
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ق َا َل أ َيما امرأ َة نك َح ت ب ِغي ِر إ ِذ ْ ن وليها ف َن ِك َاحها باط ٌل ف َن ِك َاحها باط ٌل ف َن ِك َاحها باط ٌل<br />
[…] Ibn Ğurayğ Sulaymān Ibn Mūsā Zuhrī ʽUrwah ʽĀʼišah, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte<br />
Aḷḷāhs sagte: „Die Ehe je<strong><strong>de</strong>r</strong> Frau, die sich selbst, ohne Erlaubnis ihres Vormun<strong>de</strong>s<br />
verheiratet, ist ungültig, ungültig, ungültig!“<br />
Als Ibn Ğurayğ Zuhrī traf, erwähnte er ihm diesen Ḥadīṯ und Zuhrī sagte: „Ich kenne ihn<br />
nicht.“ Da sagte Ibn Ğurayğ: „Sulaymān Ibn Mūsā berichtete uns diesen Ḥadīṯ über dich!“<br />
Daraufhin lobte Zuhrī Sulaymān Ibn Mūsā und sagte: „Ich befürchte, dass er ihn vielleicht<br />
aus Versehen über mich überliefert.“<br />
Die Ḥanafīten verwerfen diesen Ḥadīṯ aufgrund dieses Vorfalls.<br />
Doch die Ḥadīṯ-Gelehrten verwerfen solch eine Kritik, <strong>de</strong>nn so etwas kann sogar einem<br />
ʾImām wie Zuhrī passieren, <strong>de</strong>nnoch bleibt er Ḍābiṭ. Sogar <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs vergaß<br />
einmal, dass er nur zwei statt vier Rakaʽāt gebetet hatte!<br />
44<br />
Wie z.B. Ibn Ḥibbān, o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch Al-ʽIğlī und Ibn Saʽd, nach manchen Gelehrten.<br />
45<br />
Wortwörtlich: ver<strong>de</strong>ckt.
Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Definition ergibt sich, dass solch ein Vergessen nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Weitergabe keine Rolle<br />
spielt.<br />
Sollte das Vergessen häufig vorkommen, bezeichnet man ihn als „Sayyiʾ Al-Ḥifẓ“, was soviel<br />
be<strong>de</strong>utet, wie „Er lernt schlecht auswendig“. O<strong><strong>de</strong>r</strong> man sagt über ihn „Iḫtalaṭ“, was soviel<br />
be<strong>de</strong>utet, wie „Er ist durcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong> gekommen“.<br />
Iḫtilāṭ (Substantiv von iḫtalaṭ) be<strong>de</strong>utet „Durcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong>“. Dies passiert meistens bei<br />
Leuten, die in Askese leben.<br />
Beispiel<br />
ʽAṭāʼ Ibn As-Sāʼib. Die Gelehrten teilen die von ihm überlieferten Ḥadīṯe in zwei Kategorien:<br />
a) Vor ʼIḫtilāṭ: Seine Überlieferungen wer<strong>de</strong>n akzeptiert<br />
b) Nach Iḫtilāṭ: Seine Überlieferungen wer<strong>de</strong>n verworfen<br />
Wenn man nicht weiß, ob ein Ḥadīṯe aus <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten o<strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Phase stammt, hält man<br />
sich zurück.<br />
Iḫtilāt geschieht auch aufgrund einer Katastrophe o<strong><strong>de</strong>r</strong> hohen Alters, wie z.B. bei Ṣāliḥ Ibn<br />
Nabhān. Mālik und Ibn ʽUyaynah trafen ihn erst, als er sehr alt gewor<strong>de</strong>n war, im Gegensatz<br />
zu Ibn ʾAbī Ḏiʾb, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn vorher traf. Deswegen wird ihre Überlieferung über diese bei<strong>de</strong>n<br />
verworfen.<br />
Wenn jemand über einen „Sayyiʾ Al-Ḥifẓ“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „Muḫtaliṭ“ überliefert bevor ihm diese<br />
Eigenschaft zugesprochen wur<strong>de</strong>, so ist die Überlieferung akzeptabel, ansonsten nicht.<br />
Außer, wenn es einen Beweis gibt, dass diese Überlieferung in Ordnung ist.<br />
Wenn man nicht weiß, ob vorher o<strong><strong>de</strong>r</strong> nachher, muss man sich zurückhalten, bis man es<br />
weiß.<br />
Beispiel: Saʽīd Ibn ʾIyās Al-Ğurayrī (gest. 144) wur<strong>de</strong> nach Ausbruch <strong><strong>de</strong>r</strong> Pest im Jahre 132 als<br />
„Muḫtaliṭ“ bezeichnet. 46 ʾAbū Dāwūd lehrte uns ihnbezüglich einen Grundsatz, <strong><strong>de</strong>r</strong> lautet:<br />
Wer ʾAyyūb Ibn ʾAbī Tamīmah As-Saḫtayānī getroffen hat, <strong>de</strong>ssen Überlieferungen über Ibn<br />
ʾIyās sind in Ordnung. Dazu gehören:<br />
• Sufyān Aṯ-Ṯaurī Al-Kūfī<br />
• Sufyān Ibn ʽUyaynah Al-Makkī<br />
• Ḥammād Ibn Salamah<br />
• Ḥammād Ibn Zayd<br />
• Yazīd Ibn Zurayʽ<br />
• ʽAbdul-ʾAʽlā Ibn ʽAbdil-ʾAʽlā (8 Jahre vor <strong>de</strong>m ʾIḫtilāṭ)<br />
• ʾIsmāʽīl Ibn ʽUlayyah<br />
• ʽAbdul-Wahhāb Ibn ʽAbdil-Mağīd Aṯ-Ṯaqafī<br />
• Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ<br />
• Maʽmar Ibn Rāšid<br />
• Wuhayb Ibn Ḫālid<br />
• ʽAbdul-Wāriṯ Ibn Saʽīd<br />
Nach <strong>de</strong>m ʾIḫtilāṭ haben u.a. folgen<strong>de</strong> Personen dazugehört:<br />
• Yazīd Ibn Hārūn<br />
• Ḫālid Ibn ʽAbdillāh Al-Wāsiṭī<br />
• ʽAbduḷḷāh Ibn Mubārak<br />
• Muḥammad Ibn Abī ʽAdī. Er sagte: „Wir lügen nicht über Aḷḷāh! Wir haben von Ibn<br />
ʾIyās erst nach <strong>de</strong>m ʾIḫtilāṭ gehört.“<br />
46<br />
Kahmas Ibn Al-Ḥasan, Nasāʾī, ʾAḥmad, Ibn ʽAdī, Al-ʽIğlī, Yaʽqūb Ibn Sufyān und Ibn Ḥātim Ar-Rāzī<br />
bezeichneten ihn als „Muḫtaliṭ“.
Manche Überlieferungen <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen, die nach ʾIḫtilāṭ von ihm gehört haben, befin<strong>de</strong>n sich<br />
in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Ṣaḥīḥ-Werken (Aṣ-Ṣaḥīḥayn: Buḫārī und Muslim).<br />
Beispiel aus Buḫārī:<br />
حدث َنا إ ِسحا ق ال ْواسطي ق َا َل حدث َنا خال د ع ن ال ْجرير ِي ع ن اب ِن بريد َة ع ن عب د الل َّه ب ِن مغف َّ ٍل ال ْمزن ِي<br />
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ق َا َل بي ن ك ُل ِّ أ َذ َاني ِن صل َا ٌة ث َل َاث ًا لم ن شاَء<br />
ʾIsḥāq Al-Wāsiṭī Ḫālid Ibn ʽAbdillāh Al-Wāsiṭī Saʽīd Ibn ʾIyās Al-Ğurayrī Ibn<br />
Buraydah ʽAbduḷḷāh Ibn Muġaffal Al-Muzanī, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs dreimal sagte:<br />
„Zwischen je<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gebetsrufen 47 gibt es ein Gebet zu verrichten!“ (Beim dritten Mal<br />
fügte er hinzu): „Für je<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> will.“<br />
Doch ʾImām Muslim überliefert <strong>de</strong>nselben Ḥadīṯ mit ʽAbdul-ʾAʽlā Ibn ʽAbdil-ʾAʽlā über Saʽīd<br />
Ibn ʾIyās Al-Ğurayrī. Somit ist die Schwachstelle beseitigt.<br />
Grundsatz: Wenn sich in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Ṣaḥīḥ-Werken ein Ḥadīṯ befin<strong>de</strong>t, <strong><strong>de</strong>r</strong> von dieser Art ist<br />
und eigentlich eine Schwachstelle hätte, so wisse, dass dieser Ḥadīṯ über an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Überlieferungswege überliefert wor<strong>de</strong>n ist, die diese Schwachstelle nicht haben. Die Frage,<br />
die sich nun stellt, lautet: Wieso überliefert <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor dann diesen Ḥadīṯ nicht über <strong>de</strong>n<br />
einwandfreien Weg? Antwort: Weil im einwandfreien ʾIsnād manchmal mehr Überlieferer<br />
im ʾIsnād sind und man möchte natürlicherweise so kurze ʾIsnāds wie möglich haben.<br />
Beispiel hierfür ist folgen<strong>de</strong> Überlieferung von ʾImām Muslim: Suwayd Ibn Saʽīd Ḥafṣ Ibn<br />
Maysarah. Suwayd Ibn Saʽīd akzeptierte Überlieferungen, die man im vorsagte. Deshalb<br />
kritisierte u. a. ʾImām ʾAbū Zurʽah hierfür ʾImām Muslim. Deshalb sagte ʾImām Muslim: „Es<br />
ist bekannt, dass dieser Ḥadīṯ von Ṯiqāt überliefert wor<strong>de</strong>n ist. Ich bin durch Suwayd nur<br />
aufgestiegen.“ Wenn er Suwayd Ibn Saʽīd hätte auslassen wollen, hätte er einen längeren<br />
ʾIsnād gehabt.<br />
Bei großen Gelehrten sei man bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kritik sehr vorsichtig! Wenn man sie kritisiert ist es<br />
so, als wür<strong>de</strong> man sich mit Pfeilen selbst abschießen! Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei ʾImāmen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar <strong>de</strong>n<br />
ʾImām <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾImāme, Buḫārī! Als einmal Qutaybah Ibn Saʽīd in seiner Sitzung zu seinem<br />
Schüler Muḥammad Ibn ʾIsmāʽil Al-Buḫārī sagte „Zähle uns einige Ṣaḥābah auf, die bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schlacht von Badr dabei waren!“, da fing er sie beim Namen aufzuzählen, so dass sein<br />
Lehrer sagte: „Als wärst du mit ihnen zusammen gewesen!“ Buḫārī selbst sagte: „Ich habe<br />
einmal über die Freun<strong>de</strong> (Schüler) von ʾAbū Hurayrah nachgedacht, da fielen mir in kurzer<br />
Zeit 800 Leute (Tābiʽūn) ein.“<br />
Manche Gelehrte unterschei<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n Begriffen „ʾIḫtilāṭ“ und „Taġayyur (Wörtlich:<br />
Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung)“. Taġayyur ist bei ihnen eine Vorstufe <strong>de</strong>s ʾIḫtilāṭ. Doch auch bei dieser<br />
Vorstufe fin<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer kein Erbarmen.<br />
Yaḥyā Ibn Maʽīn wollte einmal seinen Lehrer, ʾAbū Nuʽaym Al-Faḍl Ibn Ḏukaym, auf die<br />
Probe stellen und ging <strong>de</strong>swegen zu ʾAḥmad Ibn Ḥanbal. ʾAḥmad Ibn Ḥanbal riet ihm davon<br />
ab und bestätigte, dass ʾAbū Nuʽaym absolut vertrauenswürdig ist. Vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Fitnah über die<br />
Erschaffung <strong>de</strong>s Qurʾān bestand zwischen ʾAḥmad Ibn Ḥanbal und Yaḥyā Ibn Maʽīn eine<br />
enge Freundschaft. Nachher nicht mehr, weil Yaḥyā Ibn Maʽīn, wie auch ʽAlī Ibn Al-Madīnī<br />
u.a., <strong><strong>de</strong>r</strong> Fitnah nicht standgehalten haben. Yaḥyā Ibn Maʽīn bestand darauf, seinen Lehrer<br />
zu prüfen und vermischte Ḥadīṯe von ʾAbū Nuʽaym mit Ḥadīṯen, die er nicht überliefert hat,<br />
aber seine Zeitgenossen. Yaḥyā Ibn Maʽīn machte dies allerdings nicht direkt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gab<br />
das Schriftstück mit <strong>de</strong>n vertauschten Überlieferungen ʾAḥmad Ibn Manṣūr Ar-Ramādī,<br />
einem Freund. Wenn ʾAbū Nuʽaym Ḥadīṯe erzählte, saß er auf einer Erhöhung, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> links<br />
und rechts von ihm eine Person sitzen konnte. Aufgrund ihrer hohen Stellung durften<br />
47<br />
Mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gebetsrufen sind <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾAḏān und die ʾIqāmah gemeint.
ʾAḥmad Ibn Ḥanbal rechts von ihm und Yaḥyā Ibn Maʽīn immer links von ihm sitzen.<br />
ʾAḥmad Ibn Manṣūr gab dann das Schriftstück ʾAbū Nuʽaym. Er betrachtete es und bemerkte<br />
das Spiel sofort. Er blieb für einen Moment still. Dann sagte er: „Du machst so etwas nicht.<br />
Und <strong><strong>de</strong>r</strong> rechts von mir ist viel zu anständig, um so etwas zu tun. Es kann nur <strong><strong>de</strong>r</strong> links von<br />
mir sein.“ Daraufhin gab er Yaḥyā Ibn Maʽīn einen Tritt, so dass er auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n fiel. Als<br />
Ibn Maʽīn aufstand, küsste er seinem Lehrer auf die Stirn und sagte: „Aḷḷāh belohne dich für<br />
<strong>de</strong>inen Dienst für <strong>de</strong>n ʾIslām! So einer wie du soll Ḥadīṯe erzählen! Ich wollte dich nur auf<br />
die Probe stellen.“ ʾAbū Nuʽaym verließ daraufhin zornig die Sitzung. ʾAḥmad Ibn Ḥanbal<br />
sagte zu Yaḥyā Ibn Maʽīn: „Ich habe dir doch gesagt, dass du dies nicht tun sollst!“ Doch er<br />
sagte: „Ich schwöre bei Aḷḷāh, dass sein Tritt mir lieber ist!“ Denn hierdurch war für Yaḥyā<br />
Ibn Maʽīn klar, dass sein Lehrer seine Ḥadīṯe sehr gut auswendig kennt.<br />
Ähnliches ist ʾImām Buḫārī passiert, als er nach Baġdād kam. Ibn ʽAdī überliefert diese<br />
Geschichte über mehrere seiner Lehrer. Buḫārī war dort bereits vor seinem Auftreten<br />
bekannt. Man wollte ihn auf die Probe stellen. Sie nahmen 100 seiner Ḥadīṯe und verteilten<br />
sie auf 10 Leute. Sie vertauschten immer <strong>de</strong>n jeweiligen Matn mit einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ʾIsnād.<br />
Solche Ḥadīṯe nennt man Maqlūb. Wenn einem Überlieferer so etwas geschieht, wer<strong>de</strong>n<br />
seine Überlieferungen verworfen.<br />
Nach je<strong>de</strong>m ihm vorgelesenen Ḥadīṯ sagte Buḫārī: „Diesen kenne ich nicht!“ Die einfachen<br />
Leute sagte: „Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Buḫārī, von <strong>de</strong>m ihr immer re<strong>de</strong>t!“ Diejenigen allerdings, die<br />
verstan<strong>de</strong>n, was Sache war, sagte: „Der Mann hat es bemerkt.“<br />
Ibn Ḥağar sagte: „Es ist nicht bemerkenswert, dass Buḫārī die Fehler bemerkt (, da man<br />
seine eigenen Ḥadīṯe ja auswendig kennt). Bemerkenswert ist, dass er je<strong>de</strong>m seine Ḥadīṯe<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Reihe nach korrigierte.“ Daraufhin bezeugten alle seine hohe Stellung.“<br />
In einer weiteren Begebenheit nahm Buḫārī an einer Sitzung teil, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯe erzählt<br />
wur<strong>de</strong>n. Er schrieb nicht mit. Man sagte ihm immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> und insgesamt 18 Tage lang:<br />
„Schreib doch auf!“ Dann sagte er: „Ihr habt mir das nun oft genug gesagt! Wie viele Ḥadīṯe<br />
habt ihr <strong>de</strong>nn aufgeschrieben?“ Daraufhin sagte er ihnen alle auswendig auf, so dass die<br />
Leute, in Zweifelsfällen, sich von ihm korrigieren ließen. Buḫārī sagte sinngemäß: „Denkt<br />
ihr, ich verschwen<strong>de</strong> meine Tage, in<strong>de</strong>m ich einfach nur so da sitze?“<br />
7.3.1.1 Zwei Arten von Ḍab<br />
abṭ: : auswendig und schriftlich<br />
Edler ist es, seine Ḥadīṯe auswendig zu kennen. Genauer ist es, das schriftlich Festgehaltene<br />
abzulesen. Das Schriftliche bewahrte man in Schrift und in Wortanzahl pro Zeile.<br />
ʾAbū Al-ʽAbbās Muḥammad Ibn Yaʽqūb Al-ʾAṣamm (247-346, er wur<strong>de</strong> also 99 Jahre alt!), ein<br />
Lehrer von Al-Ḥākim An-Naysābūrī, gehörte zu <strong>de</strong>nen, die nur wenig auswendig kannten<br />
und seine Ḥadīṯe immer ablasen. In seinen zwanziger Jahren verlor er sein Gehör. Al-<br />
ʾAṣamm erzählte eines Tages folgen<strong>de</strong> Überlieferung, als er bemerkte, wie viele Menschen<br />
an seiner Sitzung teilnahmen:<br />
Muḥammad Ibn ʾIsḥāq Aṣ-Ṣaġġānī ʾAbū Saʽīd Al-ʾAšağğ ʽAbduḷḷāh Ibn ʾIdrīs sagte: „Ich<br />
kam zum Haus von Al-ʾAʽmaš (nach <strong>de</strong>ssen Tod) und klopfte an <strong><strong>de</strong>r</strong> Tür. Da öffnete die<br />
Dienerin die Tür. Da fing sie an zu schluchzen.“ Sie erkannt ihn und er wun<strong><strong>de</strong>r</strong>te sich, wo<br />
die ganzen Leute blieben, die immer an seiner Tür waren.<br />
Er erzählte diesen Ḥadīṯ aus Angst davor, dass diese seine Stadt eines Tages genau so<br />
verlassen sein wird. Nach weniger als einem Monat wur<strong>de</strong> er zusätzlich blind. Wenn er<br />
hiernach Ḥadīṯe erzählte, han<strong>de</strong>lte es sich nur noch um 14 Ḥadīṯe und 7 Erzählungen, da er<br />
alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e nur schriftlich festhielt.
7.3.2 Ġaflah<br />
Beispiel: Ṯābit Ibn Mūsā Az-Zāhid 48 . Er kam einmal in die Sitzung von Šarīk ibn ʽAbdillāh, als<br />
dieser gera<strong>de</strong> einen Ḥadīṯ berichtete. Er erzählte einen Isnād und blieb beim Isnād an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Stelle stehen, an <strong><strong>de</strong>r</strong> es heißt: „Der Gesandte Aḷḷāhs sagte:“ Dann sah er Ṯābit und sagte<br />
zu ihm, weil er ein Zāhid 49 war und immer nachts betet: „Wer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht viel betet, hat<br />
tagsüber ein schönes Gesicht.“ Ṯābit dachte, dies sei ein Ḥadīṯ, dabei sprach er Ṯābit an!<br />
Und so und an<strong><strong>de</strong>r</strong>s entstan<strong>de</strong>n Bāṭil-Ḥadīṯe 50 , wie zum Beispiel:<br />
لوتعلمون ما في الجرجير لزرعتموه تحت السرير<br />
„Wenn ihr wüsstet, was alles in <strong><strong>de</strong>r</strong> Rauke 51 steckt, wür<strong>de</strong>t ihr es unterm Bett pflanzen!“<br />
المؤمن كيس فطن<br />
„Ein Gläubiger ist intelligent und klug“<br />
الم ؤمن حلو يحب الحلاوة<br />
„Ein Gläubiger ist süß und liebt die Süßigkeiten.“<br />
7.4 Šāḏḏ<br />
Diese Eigenschaft darf ein Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯ nicht besitzen. Die šāḏḏ-Ḥadīṯe gehören zur Gruppe<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> ḍaʽīf-Ḥadīṯe. Durch diese Bedingung unterschei<strong>de</strong>n sich die Stufen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ-Gelehrten.<br />
Es ist nämlich nicht einfach zwischen Šuḏūḏ 52 und <strong><strong>de</strong>r</strong> Hinzufügung eines Ṯiqah zu<br />
unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Eigentlich wür<strong>de</strong> es ausreichen unter <strong>de</strong>n Ṣaḥīḥ-Bedingungen die ʽIllah auszuschließen,<br />
<strong>de</strong>nn Šuḏūḏ ist nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als eine ʽIllah, doch hierdurch wird diese Bedingung ihrer<br />
Wichtigkeit wegen betont.<br />
Die Überlieferung je<strong>de</strong>n Überlieferers lässt sich in eine von drei Kategorien einteilen:<br />
1. Er wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Überlieferern.<br />
2. Er stimmt mit ihnen überein.<br />
3. Er überliefert seine Überlieferung als einziger.<br />
Wenn er mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en übereinstimmt, gibt es kein Problem.<br />
Wenn er seinen Ḥadīṯ als einiziger überliefert schauen wir auf seinen Ḍabṭ und<br />
untersuchen, ob solch eine Person vertrauenswürdig genug ist, um etwas als einziger zu<br />
überliefern. Es stellt sich die Frage: Was ist, wenn er über einen bekannten Lehrer<br />
überliefert, <strong><strong>de</strong>r</strong> viele vertrauenswürdige Schüler hat, so dass es äußerst unwahrscheinlich<br />
ist, dass dieser <strong>de</strong>n Ḥadīṯ als einziger überliefert? Und ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ inhaltlich so wichtig,<br />
dass Überlieferer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel nach solchen Ḥadīṯen streben?<br />
Wenn er an<strong><strong>de</strong>r</strong>en wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht, schauen wir:<br />
a) Er wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht nur einem Ḥadīṯ: In diesem Fall muss man analysieren, ob einer von<br />
bei<strong>de</strong>n vertrauenswürdiger ist.<br />
b) Er wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht einer Gruppe von Überlieferern: In diesem Fall untersucht man, ob<br />
es in Bezug auf ihn und <strong>de</strong>n jeweiligen Lehrer einen Grund gibt, seine Überlieferung<br />
die <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe zu bevorzugen. O<strong><strong>de</strong>r</strong> ist die Genauigkeit dieser Gruppe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Genauigkeit dieses einen Überlieferers vorzuziehen?<br />
Al-Ḥāfiẓ Zayn Ad-Dīn Al-ʽIrāqī <strong>de</strong>finiert Šuḏūḏ wie folgt:<br />
48<br />
Zāhid be<strong>de</strong>utet soviel wie Asket.<br />
49<br />
Jemand, <strong><strong>de</strong>r</strong> asketisch lebt.<br />
50<br />
Ḥadīṯe, die überhaupt nicht auf <strong>de</strong>n Propheten zurückzuführen sind.<br />
51<br />
Eine Salatart, auf Arabisch Ğarğīr.<br />
52<br />
Substantiv von šāḏḏ.
وذ ُو الش ُّذ ُوذ :<br />
ما يخ َالِف ُ الث ِّق َه<br />
في ه الم لا َ ف َالش َّ افعي حق َّق َ ه<br />
.<br />
161<br />
والح اكم الخ لا َف َ في ه م ا اش ْ ت َرط ْ<br />
ولِل ْخ َليلي مف ْرد الراوي ف َق َط ْ<br />
.<br />
162<br />
ورد م ا ق َ الا َ ب ِف َ رد الث ِّق َ ة<br />
ك الن َّهي ع ن بي ع ِ ال ولا َ واله ِب ة<br />
.<br />
163<br />
وق َولُ مسل ٍم :<br />
روى الزهر ِي<br />
تسعين ف َردا ً ك ُل ُّها ق َو ِي<br />
.<br />
164<br />
واخ ْت َ ار فيم ا ل َ م يخ َ الِف ْ أن م ن<br />
يق ْرب من ضبط ف َف َرده حسن<br />
.<br />
165<br />
أو بل َغ َ الضبط َ ف ًصحح أَو بعد<br />
عن ْه ف َمما ش َذ َّ ف َاط ْرحه ورد<br />
.<br />
166<br />
In diesen Versen erwähnt Al-ʽIrāqī die drei Ansichten <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ-Gelehrten eines Šāḏḏ-<br />
Ḥadīṯes.<br />
Die erste Ansicht ist von ʾImām Aš-Šāfiʽī und vielen Gelehrten, die seine Ansicht nach ihm<br />
annahmen:<br />
Ein Šāḏḏ-Ḥadīṯ ist nicht ein Ḥadīṯ, bei <strong>de</strong>m ein Überlieferer etwas als einziger überliefert.<br />
Letztere Tatsache nennt man Tafarrud.<br />
Ein Šāḏḏ-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei <strong>de</strong>m ein Überlieferer etwas überliefert, was <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Überlieferung einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Person/an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Personen wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht, wobei die<br />
Überlieferung <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Person(en) richtiger ist, obgleich es darum geht, dass er etwas<br />
mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger überliefert, egal ob es um <strong>de</strong>n ʾIsnād o<strong><strong>de</strong>r</strong> Matn geht.<br />
Die zweite Ansicht ist von Al-Ḥākim An-Naysabūrī:<br />
Ein Šāḏḏ-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei <strong>de</strong>m ein Ṯiqah-Überlieferer etwas als einziger überliefert,<br />
ohne dass ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er dasselbe über <strong>de</strong>n gleichen Lehrer überliefert.<br />
Die dritte Ansicht ist von ʾAbū Yaʽlā Al-Ḫalīlī:<br />
Ein Šāḏḏ-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei <strong>de</strong>m ein Überlieferer etwas als einziger überliefert, egal ob<br />
er Ṯiqah ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Sollte er Ṯiqah sein, können wir nicht urteilen. Und sollte er nicht<br />
Ṯiqah sein, wird seine Überlieferung verworfen.<br />
Die bei<strong>de</strong>n letzten Ansichten wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb verworfen, weil sonst beispielsweise <strong><strong>de</strong>r</strong> erste<br />
Ḥadīṯ bei Buḫārī „Die Taten sind entsprechend <strong>de</strong>n Absichten“ 53 šāḏḏ wäre.<br />
Fast alle Gelehrten haben sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht von ʾImām Aš-Šāfiʽī angeschlossen. Doch hierbei<br />
geht es nicht um irgen<strong>de</strong>inen Unterschied zwischen <strong>de</strong>n Überlieferungen. Es geht um<br />
Unterschie<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>nen man nur einen von bei<strong>de</strong>n akzeptieren kann. Wenn man die<br />
verschie<strong>de</strong>nen Ḥadīṯe problemlos zusammenfügen kann, sprechen wir nicht von Šuḏūḏ.<br />
Beispiel in Al-Buḫārī (auch bei Muslim) für einen Unterschied, <strong><strong>de</strong>r</strong> keinen Šuḏūḏ darstellt:<br />
حدث َنا عيا ش ب ن ال ْولي د أ َخبرنا عب د ال ْأ َعل َى حدث َنا معمر ع ن الزهر ِي ع ن سعي د ع ن أ َب ِي هرير َة<br />
عن النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ق َا َل يتق َار ب الزما ُن وينق ُ ص ال ْعم ُل ويل ْق َى الشح وتظ ْه ر ال ْفت ن ويك ْث ُ ر ال ْهر ج ق َال ُوا يا رسو َل الل َّه أ َي م ه و ق َا َل<br />
ال ْق َت ُل ال ْق َت ُل<br />
53<br />
Siehe Abschnitt „Wie viele Leute müssen einen Ḥadīṯ überliefern, damit er als ṣaḥīḥ gelten kann?“
وق َا َل شعي ب ويون س والل َّي ُث واب ن أ َخي الزهر ِي ع ن الزهر ِي ع ن حمي د ع ن أ َب ِي هرير َة ع ن النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م<br />
Der erste ʾIsnād lautet:<br />
Maʽmar Zuhrī Saʽīd ʾAbū Hurayrah Prophet .<br />
Weitere vier ʾIsnāds zu selbigem Ḥadīṯ lauten:<br />
Šuʽāyb, Yūnus, Al-Layṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong> Neffe von Zuhrī Zuhrī Ḥumayd Ibn ʽAbdir-Raḥmān ʾAbū<br />
Hurayrah Prophet .<br />
Die vier Überlieferer wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen Maʽmar bezüglich <strong>de</strong>s Lehrers von Zuhrī. Grundsätzlich<br />
wür<strong>de</strong>n wir die Gruppe gegenüber Maʽmar bevorzugen, was Ad-Dāraquṭnī auch gemacht<br />
hat. Was die bei<strong>de</strong>n Autoren (Buḫārī und Muslim) gemacht haben, weist darauf hin, dass sie<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht sind, dass bei<strong>de</strong> ʾIsnā<strong>de</strong> authentisch sind.<br />
Weiteres Beispiel:<br />
حدث َنا أ َبو بك ْ ِر ب ن أ َب ِي شيب َة ومحم د ب ن عب د الل َّه ب ِن نمي ٍر وزهي ر ب ن حر ٍب واب ن أ َب ِي عم ر والل َّف ْ ُظ لاب ِن نمي ٍر ق َال ُوا حدث َنا سف ْيا ُن ع ن الزهر ِي ع ن<br />
أ َب ِي بك ْ ِر ب ِن عبي د الل َّه ب ِن عب د الل َّه ب ِن عم ر ع ن جده اب ِن عم ر<br />
ب ِشماله<br />
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ق َا َل إ ِذ َا أ َك َ َل أ َحدك ُ م ف َل ْيأ ْك ُ ْل ب ِيمين ِه وإ ِذ َا شر ِ ب ف َل ْيشر ب ب ِيمين ِه ف َإ ِن َّ الشيط َا َن يأ ْك ُ ُل ب ِشماله ويشر ب<br />
و حدث َنا ق ُتيب ُة ب ن سعي د ع ن مال ك ب ِن أ َن ٍس فيما ق ُر ِ ئ عل َيه ح و حدث َنا اب ن نمي ٍر حدث َنا أ َب ِي ح و حدث َنا اب ن ال ْمث َنى حدث َنا يحيى وه و ال ْق َط َّا ُن<br />
كل َاهما ع ن عبي د الل َّه جميعا ع ن الزهر ِي ب ِإ ِسنا د سف ْيا َن<br />
1. ʾIsnād:<br />
Mālik, ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽUmar, Sufyān Ibn ʽUyaynah Zuhrī ʾAbū Bakr Ibn ʽUbaydillāh <br />
Ibn ʽUmar.<br />
2. ʾIsnād<br />
Maʽmar Zuhrī Sālim Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUmar. 54<br />
Entsprechend <strong>de</strong>s Grundsatzes von Ibn Mubārak, bevorzugen wir <strong>de</strong>n ʾIsnād <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten drei<br />
(Mālik, ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽUmar, Sufyān Ibn ʽUyaynah). 55<br />
Außer<strong>de</strong>m: Sufyān Ibn ʽUyaynah hört Maʽmar diesen Ḥadīṯ erzählen und sagte zu ihm:<br />
„Vielmehr hat diesen Ḥadīṯ Zuhrī von ʽAbū Bakr und dieser wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um von Ibn ʽUmar<br />
überliefert!“ (Maʽmar hat diesen Ḥadīṯ zeitlich vor Sufyān gehört und ist auch älter).<br />
Maʽmar antwortete darauf: „Zuhrī überliefert diesen Ḥadīṯ über meherere Lehrer. Vielleicht<br />
hat er einfach (einmal) nur einen erwähnt.“<br />
Außer<strong>de</strong>m hat Maʽmar diesen ʾIsnād über Zuhrī nicht als einziger so überliefert: Ihm folgten<br />
ʽUqayl, ʾIsḥāq Ibn ʽAbdir-Raḥmān, Ibn Qays, Aṣ-Ṣāliḥ Ibn ʾAbī Al-ʾAḫḍar.<br />
Tirmiḏī und ʾAbū Zurʽah bevorzugten <strong>de</strong>n ersten ʾIsnād.<br />
Weiteres Beispiel aus Buḫārī:<br />
حدث َنا مسدد حدث َنا عيسى ب ن يون س ع ن هشا ٍم ع ن أ َب ِيه ع ن عائش َة رض ي الل َّه عنها ق َال َ ت<br />
ك َا َن رسو ُل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م يق ْب ُل ال ْهدي َة ويثي ب عل َيها<br />
ل َم يذ ْك ُ ر وكي ع ومحاضر ع ن هشا ٍم ع ن أ َب ِيه ع ن عائش َة<br />
54<br />
وروى معمر Tirmiḏī erwähnte diesen Ḥadīṯ und sagte, dass die Version von Mālik und Ibn ʽUyaynah richtiger ist:<br />
وعق َيل ٌ عن الزهر ِي عن سالم ٍ عن ابن ِ عمر ور ِواي ُة<br />
مالك وابن عيينة َ أ َص ح<br />
55<br />
Siehe „Wenn die Überlieferer über Az-Zuhrī unterschiedlich berichten“.
ʽĪsā Ibn Yūnus Hišām ʽUrwah ʽĀʼišah, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs<br />
anzunehmen pflegte und dafür belohnte.<br />
Geschenke<br />
Die meisten, unter ihnen Wakīʽ und Muḥāḍir, haben <strong>de</strong>n ʾIsnād als mursal überliefert:<br />
Wakīʽ, Muḥāḍir u.a. Hišām ʽUrwah, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs Geschenke<br />
anzunehmen pflegte und dafür belohnte.<br />
Sollten die jeweiligen bei<strong>de</strong>n Überlieferungen unvereinbar sein, bleibt <strong>de</strong>m Ḥadīṯ-Gelehrten<br />
nur übrig, einer <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en vorzuziehen. In diesem Fall nennt man die bevorzugte<br />
Überlieferung maḥfūẓ und die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e ṣāḏḏ.<br />
Weiteres Beispiel:<br />
1. ʾIsnād:<br />
حدث َنا سعي د ب ن عب د الرحم ِن ال ْمخزومي وأ َبو عما ٍر ق َال َا حدث َنا سف ْيا ُن ع ن الزهر ِي ع ن عبي د الل َّه ع ن اب ِن عبا ٍس ع ن ميمون َة<br />
أ َن َّ ف َأ ْر ًة وق َع ت في سم ٍن ف َمات ت ف َسئ َل عنها النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ف َق َا َل أ َل ْق ُوها وما حول َها وك ُل ُوه<br />
Sufyān Ibn ʽUyaynah 56 , Mālik 57 , Al-ʾAuzāʽī 58 Zuhrī ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUtbah<br />
Ibn ʽAbbās Maymūnah, dass eine Maus in Fett gefallen ist und starb. Der Prophet<br />
wur<strong>de</strong> darüber gefragt, da sagte er: „Werft sie und was um ihr herum ist weg und esst ihn<br />
(<strong>de</strong>n Rest)!“<br />
2. ʾIsnād (Abū Dāwūd):<br />
حدث َنا أ َحم د ب ن صال ٍح وال ْحس ن ب ن علي والل َّف ْ ُظ لل ْحس ِن ق َال َا حدث َنا عب د الرزا ِق أ َخبرنا معمر ع ن الزهر ِي ع ن سعي د ب ِن ال ْمسي ِب ع ن أ َب ِي<br />
هرير َة ق َا َل<br />
ق َا َل رسو ُل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م إ ِذ َا وق َع ت ال ْف َأ ْر ُة في السم ِن ف َإ ِ ْن ك َا َن جامدا ف َأ َل ْق ُوها وما حول َها وإ ِ ْن ك َا َن مائعا ف َل َا تق ْربوه<br />
Maʽmar Zuhrī Saʽīd Ibn Al-Musayyib ʾAbū Hurayrah sagte: „Der Gesandte Aḷḷāhs<br />
sagte: „Wenn eine Maus in Fett gefallen ist, dann werft sie und was um ihr herum ist weg,<br />
wenn es trocken war. Sollte es flüssig gewesen sein, dann nähert euch ihm nicht (mehr)!“<br />
Zum einen ist die Überlieferung von ʾAbū Hurayrah <strong>de</strong>taillierter, zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ist <strong><strong>de</strong>r</strong> erste<br />
ʾIsnād länger und unterschiedlich, sogar <strong><strong>de</strong>r</strong> Name <strong>de</strong>s Ṣaḥābī unterschei<strong>de</strong>t sich.<br />
Die meisten Gelehrten bevorzugten die erste Version. Diesem wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprach <strong><strong>de</strong>r</strong> Experte über<br />
die Ḥadīṯe von Zuhrī Muḥammad Ibn Yaḥyā Aḏ-Ḏuhlī 59 . Er sagte: „Bei<strong>de</strong> Überlieferungswege<br />
sind meiner Ansicht nach ṣaḥīḥ, nur dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg über Maymūnah bekannter ist.“<br />
Diejenigen Gelehrte, die die erste Version bevorzugen, u. a. Buḫārī, Nasāʾī und Dāraquṭnī,<br />
sagten: Maʽmar kommt ursprünglich aus Baṣrah. Er ließ sich, nach<strong>de</strong>m man ihn im Jemen<br />
verheiratete, dort nie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Wenn er nach Baṣrah reiste, um seine Mutter zu besuchen, nahm<br />
er seine Schrift nicht mit und irrte sich manchmal. Sie sagen quasi: Die Überlieferung von<br />
Maʽmar gehört zu seinen Irrtümern. Dies wird durch folgen<strong>de</strong>s bekräftigt: ʽAbdur-Razzāq<br />
Ibn Hammām Aṣ-Ṣanʽānī, ein Jemenit und bekannter Schüler von Maʽmar, überliefert diesen<br />
Ḥadīṯ über Maʽmar auf dieselbe erste Art.<br />
56<br />
Bei Tirmiḏī.<br />
57<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> Version bei Buḫārī.<br />
58<br />
Nicht gefun<strong>de</strong>n wo.<br />
59<br />
Dies bezeugen ʾAḥmad Ibn Muḥammad Ibn Ḥanbal und Yaḥyā Ibn Maʽīn.
Weiteres Beispiel:<br />
حدث َنا آدم ق َا َل حدث َنا اب ن أ َب ِي ذئ ْ ٍب ع ن الزهر ِي ع ن أ ي َ ِب<br />
عب د الل َّه ال ْأ َغ َر ع ن أ َب ِي هرير َة ق َا َل<br />
ق َا َل النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م إ ِذ َا ك َا َن يوم ال ْجمعة وق َف َ ت ال ْمل َائك َ ُة عل َى با ِب ال ْمسج ِ د يك ْتبو َن ال ْأ َو َل ف َال ْأ َو َل ومث َ ُل ال ْمهج ِر ك َمث َ ِل ال َّذي<br />
Der Wortlaut stammt aus Buḫārī.<br />
يهدي بدن ًة ث ُم ك َال َّذي يهدي بق َر ًة ث ُم ك َبشا ث ُم دجاج ًة ث ُم بيض ًة ف َإ ِذ َا خر ج ال ْإ ِمام ط َووا صحف َه م ويستمعو َن الذ ِّك ْ ر<br />
1. ʾIsnād<br />
Yūnus Ibn Yazīd 60 , Muḥammad Ibn ʽAbdir-Raḥmān Ibn ʾAbī Ḏiʽb 61 und Maʽmar Ibn Rāšid 62 <br />
Zuhrī ʾAbū ʽAbdillāh Salmān Al-ʾAġarr ʾAbū Hurayrah.<br />
2. ʾIsnād<br />
Sufyān Ibn ʽUyaynah 63 Zuhrī Saʽīd Ibn Al-Musayyib ʾAbū Hurayrah.<br />
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick ist <strong><strong>de</strong>r</strong> erste ʾIsnād bevorzugt. Im Musnad von Al-Ḥumaydī wird<br />
überliefert, dass man zu Sufyān sagte: „Die Leute überliefern über Zuhrī und dieser über Al-<br />
ʾAġarr?!“ Da sagte er: „Ich habe Zuhrī niemals Al-ʾAġarr erwähnen hören!“<br />
3. ʾIsnād<br />
Ibrāhīm Ibn Saʽd Zuhrī ʾAbū Salamah und Al-ʾAġarr ʾAbū Hurayrah. 64<br />
Keiner dieser verschie<strong>de</strong>nen ʾIsnāds, welche sich nicht wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen, auch nicht<br />
inhaltlich, wer<strong>de</strong>n als šāḏḏ bezeichnet. Offensichtlich überliefert Zuhrī diesen Ḥadīṯ über<br />
verschie<strong>de</strong>ne Lehrer:<br />
• ʾAbū ʽAbdillāh Salmān Al-ʾAġarr<br />
• Saʽīd Ibn Al-Musayyib<br />
• ʾAbū Salamah<br />
Manchmal erwähnte er <strong>de</strong>n einen und manchmal <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en und manchmal mehr als<br />
einen auf einmal.<br />
Weiteres Beispiel:<br />
1. ʾIsnād 65 :<br />
أ َخبرنا<br />
أ َبو زك َر ِيا ب ن أ َب ِى إ ِسحا ق حدث َنا أ َبو ال ْعبا ِس<br />
أ َب ِى بك ْ ٍر ع ن عب د الل َّه ب ِن واق د ب ِن عب د الل َّه أ َنه ق َا َل<br />
محمد ب ن يعق ُو ب أ َخبرنا الرب ِي ع ب ن سل َيما َن أ َخبرنا الشافعى أ َخبرنا مال ك ع ن عب د الل َّه ب ِن<br />
نهى رسو ُل الل َّه -صلى االله عليه وسلم- عن أ َك ْ ِل ل ُحو ِم الأَضاحى بع د ث َلا َ ث.<br />
Mālik ʽAbduḷḷāh Ibn ʾAbī Bakr ʽAbduḷḷāh Ibn Wāqid Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUmar, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gesandte Aḷḷāhs das Essen vom ʾUḍḥiyah-Fleisch nach mehr als drei Tagen verbat.<br />
Diejenigen, die <strong>de</strong>n Muwaṭṭaʾ von ʾImām Mālik überliefern:<br />
• ʽAbduḷḷāh Ibn Maslamah Ibn Qaʽnab Al-Qaʽnabī<br />
• Yaḥyā Ibn Yaḥyā Al-Layṯ Al-Andalūsī 66<br />
:<br />
60<br />
Muslim.<br />
61<br />
Buḫārī.<br />
62<br />
Sunan Ad-Dārimī und ʽAbdur-Razzāq.<br />
63<br />
Muslim, ʾAḥmad, Al-Ḥumaydī.<br />
64<br />
Buḫārī.<br />
65<br />
As-Sunan Al-Kubrā von Al-Bayhaqī.<br />
66<br />
Nicht zu verwechseln mit Yaḥyā Ibn Yaḥyā An-Naysābūrī, einem Lehrer von ʾImām Muslim.
• ʾAbū Muṣʽab Az-Zubayri<br />
• Ibn Bukayr<br />
• Ibn Ziyād<br />
• Suwayd Ibn Saʽīd<br />
• Muḥammad Ibn Al-Ḥasan Aš-Šaybānī<br />
• Maʽn Ibn ʽĪsā Al-Qazzāz<br />
Muḥammad Ibn Al-Ḥasan Aš-Šaybānī und Maʽn Ibn ʽĪsā Al-Qazzāz überliefern <strong>de</strong>n ʾIsnād<br />
folgen<strong><strong>de</strong>r</strong>maßen:<br />
2. ʾIsnād<br />
Mālik ʽAbduḷḷāh Ibn ʾAbī Bakr ʽAbduḷḷāh Ibn Wāqid Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUmar Ibn<br />
ʽUmar usw.<br />
Es gibt also hier unterschiedliche Versionen <strong>de</strong>s Muwaṭṭaʾ. Die meisten überliefern <strong>de</strong>n<br />
Ḥadīṯ als mursal, nur zwei als muttaṣil.<br />
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick scheint die Überlieferung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit richtiger.<br />
Ad-Dāraquṭnī sagte dazu: „Bei<strong>de</strong> Überlieferungen sind über Mālik authentisch.“ Diese<br />
Aussage zeigt wie<strong><strong>de</strong>r</strong> einmal, dass die Gelehrten nicht immer die Überlieferung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mehrheit bevorzugt haben. Doch wie kommt Ad-Dāraquṭnī darauf?<br />
Bekannterweise lässt Mālik hin und wie<strong><strong>de</strong>r</strong> manche Überlieferer bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwähnung <strong>de</strong>s<br />
ʾIsnāds, wenn er sich nicht sicher war, weg. Es ist aber nicht klar, dass Mālik dies in diesem<br />
Fall gemacht hat. Man müsste also die einzelnen Überlieferungen analysieren um<br />
schlussfolgern zu können, warum Ad-Dāraquṭnī dies gesagt hat.<br />
Für ʾAbū Ḥātim Ar-Rāzī z. B. ist <strong><strong>de</strong>r</strong> vertrauenswürdigste Schüler von Mālik: Maʽn Ibn ʽĪsā Al-<br />
Qazzāz. Je weiter man forscht, <strong>de</strong>sto eher kommt man zu einem vernünftigen Ergebnis.<br />
Hier noch zwei weitere ʾIsnāds, die bei<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse hilfreich sein könnten:<br />
حدث َنا 3. ʾIsnād 67<br />
إ ِسحا ق ب ن عيسى أ َخبرنا مال ك ع ن أ َب ِي الزبي ِر ع ن جاب ِ ٍر<br />
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م نهى ع ن أ َك ْ ِل ل ُحو ِم ال ْأ َضاحي بع د ث َل َا ث ث ُم ق َا َل بع د ذ َل ك ك ُل ُوا وتزودوا وادخروا<br />
Mālik ʾAbū Az-Zubayr Ğābir<br />
أخبرنا 4. ʾIsnād 68<br />
عبيد االله بن سعيد قال حدثنا يحيى عن مالك قال<br />
حدثني عبد االله بن أبي بكر عن عمرة عن عائشة قالت دفت دافة من أهل البادية بحضرة الاضحى فقال رسول االله صلى االله عليه وسلم كلوا<br />
وادخروا ثلاثاكان بعد ذلك<br />
قالوا يا رسول االله إن الناس كانوا ينتفعون يعني من أضاحيهم يجملون منها الودك ويتخذون منها الاسقية قال وما ذاك قال الذي يت من<br />
إمساك لحوم الاضاحي قال إنما يت للدافة التي دفت كلوا وادخروا وتصدقوا<br />
Mālik ʽAbduḷḷāh Ibn ʾAbī Bakr ʽAmrah ʽĀʼišah usw.<br />
Weiteres Beispiel:<br />
67<br />
ʾAḥmad, As-Sunan Al-Kubrā von An-Nasāʾī, Ṣaḥīḥ Ibn Ḥibbān.<br />
68<br />
As-Sunan Al-Kubrā von An-Nasāʾī, As-Sunan Al-Kubrā von Al-Bayhaqī.
7.4.1 Wenn die Überlieferer über Az-Zuhr<br />
Zuhrī ī unterschiedlich berichten<br />
Beispiel für einen Isnād, <strong>de</strong>n die Schüler von Az-Zuhrī unterschiedlich überliefern.<br />
أ َخبرنا 1. Muttaṣil 69<br />
إ ِسح ق ب ن إ ِبراهي م وعلي ب ن حج ٍر وق ُتيب ُة ع ن سف ْيا َن ع ن الزهر ِي ع ن سال ٍم ع ن أ َب ِيه<br />
أ َنه رأ َى رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م وأ َبا بك ْ ٍر وعم ر رض ي الل َّه عنهما يمشو َن أ َمام ال ْجنازة<br />
Sufyān Ibn ʽUyaynah Az-Zuhrī Sālim Ibn ʽAbdillāh ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Prophet immer vor <strong>de</strong>m Begräbniszug lief.<br />
حدث َن ِي 2. Mursal 70<br />
يحيى ع ن مالك ع ن اب ِن شها ٍب<br />
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م وأ َبا بك ْ ٍر وعم ر ك َانوا يمشو َن أ َمام ال ْجنازة وال ْخل َف َاُء هل ُم جرا وعب د الل َّه ب ن عم ر<br />
Mālik, Ibn Ğurayğ, Maʽmar, Yūnis Ibn Yazīd Az-Zuhrī, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet<br />
<strong>de</strong>m Begräbniszug lief.<br />
immer vor<br />
Diese Überlieferung ist <strong>de</strong>shalb mursal, weil Zuhrī ein Tābiʽī ist. Zuhrī gehört allerdings zu<br />
<strong>de</strong>n „kleinen Tabiʽūn“, was soviel be<strong>de</strong>utet wie, dass er wenige Ṣaḥābah getroffen hat und<br />
seine mursal-Überlieferungen meistens sogar muʽḍal sind, wie es in diesem Fall <strong>de</strong>n<br />
Anschein hat. Wenn wir also „kleine Tabiʽūn“ haben und ihre Ḥadīṯe mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en versuchen<br />
zu stärken, müssen wir davon ausgehen, dass sie muʽḍal sind.<br />
Die meisten Gelehrten, u.a. ihnen Buḫārī, Dāraquṭnī, ʾAbū Ḥātim, Tirmiḏī und Nasāʾī sagen,<br />
dass Sufyān sich geirrt hat.<br />
Nasāʾī überliefert über Ibn Mubārak folgen<strong>de</strong>s: Die Schüler von Az-Zuhrī sind von<br />
verschie<strong>de</strong>nen Rangstufen:<br />
1) Mālik, Ibn ʽUyaynah, Maʽmar Ibn Rāšid (Ursprünglich aus Baṣrah, dann in <strong>de</strong>n Jemen,<br />
wo man ihn verheiratet hat, damit er dort bleibt. Und so ist es dann gewesen),<br />
Muḥammad Ibn Walīd<br />
2) Šuʽayb Ibn Abī Ḥamzah, Yūnus Ibn Yazīd Al-ʾAylī, ʽUqayl Ibn Ḫālid<br />
3) Ibn Ğurayğ, Muḥammad Ibn ʽAbdir-Raḥmān Ibn Abī Ḏiʽb, Al-Layṯ Ibn Saʽd.<br />
4) …<br />
5) Hušaym Ibn Bašīr (o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bušayr)<br />
Wenn einer aus einer unteren Schicht einem aus einer oberen Schicht wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht, ist die<br />
Überlieferung <strong>de</strong>sjenigen weiter oben vorzuziehen. ʽAbduḷḷāh Ibn Mubārak sagte, dass diese<br />
drei diejenigen sind, die absolut bevorzugt wer<strong>de</strong>n. Und wenn sie sich wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen,<br />
wer<strong>de</strong>n diejenigen bevorzugt, die die Mehrheit darstellen.<br />
Des Weiteren: Sollte Mālik Maʽmar wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen, wird von Gelehrten Mālik bevorzugt.<br />
In unserem Beispiel allerdings sind alle drei Überlieferer aus <strong><strong>de</strong>r</strong> obersten Schicht. Es haben<br />
noch mehr diesen Ḥadīṯ als mursal überliefert und insofern ist dieser Isnād ḍaʽīf und<br />
69<br />
Nasāʾī 1918, ʾAbū Dāwūd 2765, Tirmiḏī 928, Ibn Māğah 1471. Albānī sagte: ṣaḥīḥ.<br />
70<br />
U.a. Muwaṭṭaʾ 470. Der hier angeführte ʾIsnād ist aus <strong>de</strong>m Muwaṭṭaʽ
genauer: šāḏḏ. Die meisten frühen Gelehrten bezeichneten solche Ḥadīṯe als munkar o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
bāṭil.<br />
Al-Ḥuwaynī wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht und sagt: Sufyān Ibn ʽUyaynah wur<strong>de</strong> in mehreren Begebenheiten,<br />
überliefert u.a. von Al-Ḥumaydī, darauf angesprochen, dass er <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Überlieferern<br />
wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht, da sagte er: „Ich habe diesen Ḥadīṯ von Zuhrī nicht nur ein- o<strong><strong>de</strong>r</strong> zweimal<br />
gehört, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mehrmals direkt aus seinem Mund.“<br />
Des Nutzens wegen wer<strong>de</strong>n nun einige dieser Stellen aufgelistet: Al-ʾIršād fī Maʽrifah<br />
ʽUlamāʾ Al-Ḥadīṯ von ʾAbū Yaʽlā Al-Qazwīnī Nr. 57, At-Tamhīd von Ibn ʽAbd Al-Barr 12/87,<br />
Musnad Al-Ḥumaydī Nr. 636, Maʽrifah As-Sunan wa Al-ʾĀṯār von Aḥmad Ibn Al-Ḥusayn Al-<br />
Bayhaqī Nr. 2223, As-Sunnan Al-Kubrā von Al-Bayhaqī Nr. 7106, Musnad ʾAbī Bakr Aṣ-Ṣiddīq<br />
von Al-Marwazī 71 .<br />
Schlussfolgerung: Sufyān vorzuwerfen, er habe sich geirrt, ist nicht haltbar, da er mehrmals<br />
danach gefragt wur<strong>de</strong> und dies weist darauf hin, dass er sich seiner Sache sicher ist. Man<br />
kann zwar einem Überlieferer einen Fehler vorwerfen, doch hier bezeugt er zusätzlich.<br />
Insofern müssen wir auch die Unterteilungen, die Ibn Mubārak gemacht hat, so verstehen,<br />
dass die Überlieferung nicht zusätzlich durch ein Zeugnis (o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar Eid wie in diesem<br />
Fall!) gestärkt wird.<br />
Wenn die Überlieferung von Sufyān in Frage gestellt wer<strong>de</strong>n sollte, dann über Zuhrī selbst.<br />
Bekannterweise wer<strong>de</strong>n Ḥadīṯe, in <strong>de</strong>nen er ʽAnʽanah macht, nicht <strong>de</strong>swegen verworfen, da<br />
er Tadlīs äußerst selten machte. Was spricht dagegen, dass dieser Fall zu diesen seltenen<br />
Begebenheiten gehört?<br />
Weiteres Beispiel (nur Tarğīḥ geht):<br />
1.ʾIsnād:<br />
إذا صليت قلا تبصق عن يمينك ولا بين يديك وابصق خلفك وعن شمالك إذا كان فارغا وإلا فهكذا ودلك تحت قدميه<br />
Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān Sufyān Aṯ-Ṯaurī Manṣūr Ibn Al-Muʽtamir ʽIbrī Ibn Ḥirāš<br />
Ṭāriq Ibn ʽAbdillāh Al-Muḥāribī, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet sagte: „Wenn du betest, dann spucke<br />
nicht nach rechts und auch nicht nach vorne, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n hinter dir o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach links, wenn dort<br />
niemand ist. Ansonsten mache es so.“ Dabei machte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs mit <strong>de</strong>m Fuß<br />
eine Bewegung, als wür<strong>de</strong> man seinen Speichel im Bo<strong>de</strong>n vergraben.<br />
2. ʾIsnād:<br />
Wakīʽ Ibn Al-Ğarrāḥ, ʽAbdur-Razzāq Ibn Hammām Aṣ-Ṣanʽānī, Al-Ḥusayn Ibn Ḥafṣ Al-<br />
ʾAṣbahānī 72 Aṯ-Ṯaurī Manṣūr Ibn Al-Muʽtamir Ribʽī Ibn Ḥirāš Ṭāriq Ibn ʽAbdillāh<br />
Al-Muḥāribī.<br />
Al-Qaṭṭān und Al-Ḥusayn gehören zu <strong>de</strong>n bekanntesten Schülern über Aṯ-Ṯaurī. Auf <strong>de</strong>n<br />
ersten Blick erscheint somit die Überlieferung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit authentischer.<br />
In dieser Version hat niemand überliefert, dass man auch hinter sich spucken darf.<br />
Nun stellt sich die Frage: Was ist mit <strong>de</strong>n Schülern von Manṣūr? Hat Sufyān an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Kamera<strong>de</strong>n, die dasselbe über Manṣūr überliefern?<br />
71<br />
ʾAbū Bakr Ibn ʾAḥmad Ibn ʽAlī Ibn Saʽīd Ibn ʾIbrāhīm Al-ʾUmawī Al-Marwazī, gest. 292.<br />
72<br />
Er ist <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Fiqh <strong><strong>de</strong>r</strong> Leute aus Kūfah nach ʾAṣbahān übermittelte. Man sagt „ʾAṣbahān“ und<br />
„ʾAṣfahān“. Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Stadt im heutigen Iran.
Antwort: 14 verschie<strong>de</strong>ne Überlieferer, unter ihnen Šuʽbah, ʾAbū Al-ʾAḥwaṣ Sallām Ibn<br />
Sulayyim, Ğarīr Ibn ʽAbd Al-Ḥamīd, ʽAbīdah Ibn Ḥumayd u.a. – keiner von ihnen erwähnte,<br />
dass man auch hinter sich spucken darf.<br />
Daraus ergibt sich, dass dieser Zusatz nicht authentisch ist. Daraus wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um schließen wir,<br />
dass die drei Überlieferer über Aṯ-Ṯaurī Recht hatten und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit maḥfūẓ<br />
ist.<br />
Wakīʽ und Yaḥyā stehen auf <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Stufe in Bezug auf ihre Überlieferung über Aṯ-Ṯaurī,<br />
manche sogar bevorzugen Wakīʽ von vorne herein. Des Weiteren wird Wakīʽ durch ʽAbdur-<br />
Razzāq und Al-Ḥusayn Ibn Ḥafṣ gestärkt. Wir müssen also die erste Version als šāḏḏ<br />
einstufen.<br />
Aus diesem Beispiel sehen wir, dass die Hinzufügung einer Ṯiqah-Person nicht immer<br />
akzeptabel ist, wie es die meisten Fuqahāʾ tun. In diesem Fall ist die Überlieferung einer<br />
Ṯiqah-Person šāḏḏ gewesen und wird somit verworfen.<br />
Weiteres Beispiel:<br />
حدث َن ِي مالك ع ن عب د الل َّه ب ِن ال ْف َض ِل ع ن ناف ِع ب ِن جبي ِر ب ِن مط ْع ٍم ع ن عب د الل َّه ب ِن عبا ٍس<br />
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ق َا َل ال ْأ َي م أ َحق ب ِنف ْسِها م ن وليها وال ْب ِك ْ ر تستأ ْذ َ ُن في نف ْسِها وإ ِذ ْنها صماتها<br />
Mālik Ibn ʾAnas ʽAbduḷḷāh Ibn Al-Faḍl Nāfiʽ Ibn Ğubayr Ibn Muṭʽim Ibn ʽAbbās, dass<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs sagte: „Diejenige Frau, die bereits verheiratet war, hat eher ein<br />
Anrecht auf sich selbst als ihr Vormund. 73 Und die Jungfrau wird um Erlaubnis gebeten. Ihre<br />
Erlaubnis ist ihr Schweigen.“<br />
Mit diesem Wortlaut haben <strong>de</strong>n Ḥadīṯ folgen<strong>de</strong> Überlieferer über Mālik überliefert:<br />
• Yaḥyā Ibn Yaḥyā Al-Layṯ Al-Andalūsī 74<br />
• ʾAbū Muṣʽab Az-Zubayrī<br />
• ʾAḥmad Ibn ʾAbī Bakr<br />
• Suwayd Ibn Saʽīd<br />
• Ibn Al-Qāsim<br />
• Ibn Bukayr<br />
Diese alle haben <strong>de</strong>n Muwaṭṭaʽ komplett überliefert.<br />
Hinzu kommen noch 21 weitere Überlieferer!<br />
Diesen allen wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht Sufyān Ibn ʽUyaynah. In seiner Version heißt es:<br />
الث َّيب أ َحق ب ِنف ْسِها م ن وليها وال ْب ِك ْ ر ي ستأمرها أ َبوها وصمتها إقرارها<br />
„Diejenige Frau, die bereits verheiratet war, hat eher ein Anrecht auf sich selbst als ihr<br />
Vormund. Und die Jungfrau wird von ihrem Vater um Erlaubnis gebeten. Ihr Schweigen ist<br />
ihr Einverständnis.“<br />
Der Unterschied liegt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwähnung <strong>de</strong>s Vaters. Manche Gelehrte sind <strong>de</strong>shalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ansicht, dass das Recht zu verheiraten <strong>de</strong>m Vater <strong><strong>de</strong>r</strong> Jungfrau vorenthalten ist und<br />
nieman<strong>de</strong>m sonst.<br />
73<br />
Gemeint ist, dass sie sich ihren zukünftigen Mann im Gegensatz zur Jungfrau erst Recht selbst aussuchen<br />
darf und nicht, dass sie sich selbst verheiratet ohne Vormund. (Eine Jungfrau darf auch nicht gegen ihren<br />
Willen verheiratet wer<strong>de</strong>n).<br />
74<br />
Nicht zu verwechseln mit Yaḥyā Ibn Yaḥyā An-Naysābūrī, einem Lehrer von ʾImām Muslim.
An<strong><strong>de</strong>r</strong>e haben diesen Ḥadīṯ wie folgt überliefert:<br />
Sufyān Ibn ʽUyaynah Mālik und Ziyād Ibn Saʽd ʽAbduḷḷāh Ibn Al-Faḍl Nāfiʽ Ibn<br />
Ğubayr Ibn ʽAbbās usw.<br />
Bei ʾImām Muslim lautet <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād wie folgt (mit Erwähnung <strong>de</strong>s Vaters):<br />
Sufyān Ibn ʽUyaynah Ziyād Ibn Saʽd ʽAbduḷḷāh Ibn Al-Faḍl Nāfiʽ.<br />
Sufyān sagt (allerdings): „Ich habe ihn von Mālik gehört.“<br />
ʾImām ʾAbū Dāwūd sagte, dass die Erwähnung <strong>de</strong>s Vaters nicht maḥfūẓ ist.<br />
Aš-Šāfiʽī sagte: „Sufyān hat sich hier geirrt.“ Dasselbe sagte Ad-Dāraquṭnī.<br />
Die Lösung: Es sieht so aus, als ob Mālik <strong>de</strong>n Ḥadīṯ ohne Erwähnung <strong>de</strong>s Vaters überliefert<br />
hat, aber Ziyād mit Erwähnung <strong>de</strong>s Vaters. Als Sufyān Ibn ʽUyaynah diesen Ḥadīṯ bei<strong>de</strong>n<br />
seiner Lehrer zugesprochen hat, hat er nicht unterschie<strong>de</strong>n, wer <strong>de</strong>n Vater erwähnt hat<br />
und wer nicht. Ibn Ḥağar überliefert über Al-Bayhaqī, dass er die Erwähnung <strong>de</strong>s Vaters als<br />
nicht maḥfūẓ bezeichnet hat. Ibn Ḥağar selbst ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass sie maḥfūẓ ist.<br />
Beim Taḥqīq können wir uns aber nicht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht von Ibn Ḥağar zufrie<strong>de</strong>n geben, da<br />
sich aus bei<strong>de</strong>n Ḥadīṯen unterschiedliche Regelungen ergeben.<br />
Der Gelehrte Ad-Dāraquṭnī war <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass sich Ibn ʽUyaynah wahrscheinlich<br />
versprochen hat. Doch diesem wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht, dass Ibn ʽUyaynah selbst sagte: „Ich habe ihn<br />
von Mālik gehört.“ Al-Ḥuwaynī bevorzugt, dass Ibn ʽUyaynah keine Unterscheidung in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Überlieferung zwischen <strong>de</strong>m, was Ziyād und <strong>de</strong>m, was Mālik gesagt hat, macht und somit<br />
bei<strong>de</strong>n alles zugesprochen hat.<br />
Weiteres Beispiel:<br />
Imām Mālik überliefert in seinem Muwaṭṭaʽ:<br />
و حدث َن ِي ع ن مالك ع ن مسل ِم ب ِن أ َب ِي مري م ع ن أ َب ِي صال ٍح السما ن ع ن أ َب ِي هرير َة أ َنه ق َا َل<br />
تعرض أ َعما ُل النا ِس ك ُل َّ جمعة مرتي ِن يوم ال ْاث ْني ِن ويوم ال ْخمي ِس ف َيغف َ ر لك ُل ِّ عب د مؤم ٍن إ ِل َّا عبدا ك َان ت بينه وبي ن أ َخيه شحناُء ف َيق َا ُل اترك ُوا<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Muwaṭṭaʽ-Überlieferer:<br />
• ʾAbū Muṣʽab Az-Zubayrī<br />
• Suwayd Ibn Saʽīd<br />
• Ibn Bukayr<br />
(und laut Dāraquṭnī ebenso)<br />
• Al-Qaʽnabī<br />
• ʽAbdur-Raḥmān Ibn Al-Qāsim<br />
هذ َي ِن حتى يفيئ َا أ َ ِو ارك ُوا هذ َي ِن حتى يفيئ َا<br />
haben <strong>de</strong>n ʾIṣnād als mauqūf überliefert:<br />
Mālik Muslim Ibn ʾAbī Marwam ʾAbū Ṣāliḥ Ḏakwān ʾAbū Hurayrah: „Die Taten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Menschen wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong> Woche zweimal vorgelegt: montags und donnerstags. Dann wird<br />
je<strong>de</strong>m gläubigen Diener vergeben, bis auf einen Diener, zwischen <strong>de</strong>m und seinem Bru<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ein Streit besteht. Es wird gesagt: ‚Lasst die bei<strong>de</strong>n, bis sie sich einigen.“<br />
ʽAbduḷḷāh Ibn Wahb hat ihn als marfūʽ-Ḥadīṯ überliefert.<br />
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick erscheint die Version <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit echter.<br />
Ibn ʽAbd Al-Barr, <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor von At-Tamhīd 75 , sagte, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhalt nicht von ʾAbū Hurayrah<br />
stammen kann, erst recht, wenn Ibn Wahb <strong>de</strong>n Ḥadīṯ als marfūʽ überliefert hat und dieser<br />
gehört zu <strong>de</strong>n engsten Freun<strong>de</strong>n von ʾImām Mālik.<br />
75<br />
Die bekannte <strong>Erläuterung</strong> zum Muwaṭṭaʽ von ʾImām Mālik.
Ad-Dāraquṭnī hat, unabhängig davon und gemäß <strong>de</strong>n Grundsätzen, gesagt, dass die mauqūf-<br />
Version maḥfūẓ ist.<br />
Der Ḥadīṯ ist also mauqūf, <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhalt allerdings marfūʽ.<br />
Doch nun wollen wir trotz<strong>de</strong>m herausfin<strong>de</strong>n, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād korrekter weise mauqūf o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
marfūʽ ist.<br />
Sufyān Ibn ʽUyaynah überliefert <strong>de</strong>nselben Ḥadīṯ (in Ṣaḥīḥ Muslim) wie folgt:<br />
Sufyān Ibn ʽUyaynah Muslim Ibn ʾAbī Maryam ʾAbū Ṣāliḥ Ḏakwān ʾAbū Hurayrah.<br />
Sufyan fügt hinzu: „Einmal hat er (Muslim Ibn ʾAbī Maryam) ihn als marfūʽ überliefert.“<br />
Und wenn wir uns die Biografie von Muslim Ibn ʾAbī Maryam anschauen, lesen wir, das Al-<br />
Qaʽnabī von Mālik folgen<strong>de</strong>s berichtet: „Er überlieferte fast nie einen Ḥadīṯ als marfūʽ.“ Dies<br />
scheint <strong>de</strong>s Rätsels Lösung: Muslim Ibn ʾAbī Maryam hat <strong>de</strong>n ʾIsnād zuen<strong>de</strong> geführt.<br />
Dasselbe pflegte Muḥammad Ibn Sīrīn mit <strong>de</strong>n Ḥadīṯen von ʾAbū Hurayrah zu tun. ʾAyyūb<br />
Ibn ʾAbī Tamīmah As-Saḫtayānī hat dies dann von Ibn Sīrīn weitergetragen.<br />
Folgen<strong>de</strong>s stärkt diese Vermutung: In Ṣaḥīḥ Muslim ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ mit folgen<strong>de</strong>m ʾIsnād<br />
ebenfalls vorhan<strong>de</strong>n:<br />
Mālik Suhayl Ibn ʾAbī Ṣāliḥ ʾAbū Ṣāliḥ Ḏakwān ʾAbū Hurayrah Prophet .<br />
Muslim Ibn ʾAbī Maryam hat <strong>de</strong>n Ḥadīṯ also manchmal als marfūʽ und manchmal als mauqūf<br />
überliefert, Suhayl Ibn ʾAbī Ṣāliḥ hingegen ein<strong>de</strong>utig als marfūʽ.<br />
Weiteres Beispiel:<br />
1.ʾIsnād 76<br />
حدث َنا هشام ب ن عما ٍر حدث َنا سف ْيا ُن ب ن عيين َة ع ن اب ِن جري ٍج ع ن اب ِن أ َب ِي مل َيك َ َة ع ن عب د الل َّه ب ِن السائ ِب ق َا َل<br />
ق َر َأ النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م في صل َاة الصب ِح ب ِال ْمؤمنو َن ف َل َما أ َتى عل َى ذك ْ ِر عيسى أ َصابته شرق َ ٌة ف َرك َ ع يعن ِي سعل َ ًة<br />
Hišām Ibn ʽAmmār und Al-Ḥumaydī 77 Ibn ʽUyaynah<br />
Ibn Ğurayğ<br />
Ibn ʾAbī Mulaykah<br />
ʽAbduḷḷāh Ibn As-Sāʾib, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet im Morgengebet (die Sūrah) „die Gläubigen“<br />
las.<br />
2.ʾIsnād 78<br />
Allerdings wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprachen einige Überlieferer Sufyān. Bei ihnen sieht <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād wie folgt<br />
aus:<br />
Ḥağğāğ Ibn Muḥammad Al-ʾAʽwar, ʽAbdur-Razzāq, Rauḥ Ibn ʽUbādah, Hauḏah Bint Ḫalīfah,<br />
ʾAbū ʽĀṣim, ʽAbduḷḷāh Ibn Wahb, Ḫālid Ibn Al-Ḥāriṯ.<br />
Muḥammad Ibn ʽAbbād Ibn Ğaʽfar<br />
ʾAbū Salamah Ibn Sufyān, ʽAbduḷḷāh Ibn ʽAmr Al-ʽĀṣ, ʽAbduḷḷāh Ibn Al-Musayyib Al-ʽĀbidī<br />
ʽAbduḷḷāh Ibn As-Sāʾib usw.<br />
Ibn ʽUyaynah 79 und Ibn Ğurayğ gelten als Zeitgenossen, weil sie viele gleiche Lehrer haben<br />
76<br />
Ibn Māğah 812.<br />
77<br />
Siehe Musnad Al-Ḥumaydī Nr. 857<br />
78<br />
Verschie<strong>de</strong>ne Quellen.<br />
79<br />
Er ist <strong><strong>de</strong>r</strong> authentischtste Überlieferer über ʽAmr Ibn Dīnār.
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick scheint die Überlieferung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit authentischer.<br />
ʾAbū Ḥātim Ar-Rāzī sagte hierzu als Begründung: „Wenn Sufyān über die ‚kleinen Tābiʽūn’<br />
überlieferte, machte er Fehler.“<br />
Wir verwen<strong>de</strong>n die von ʾAbū Ḥātim Ar-Rāzī aufgestellte Regel wie ein Gesetz, es sei <strong>de</strong>nn es<br />
fällt etwas auf, was diesem wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht.<br />
Weiteres Beispiel: 80<br />
1. ʾIsnād 81 :<br />
حدث َنا يحيى ب ن يحيى وأ َبو بك ْ ِر ب ن أ َب ِي شيب َة وإ ِسح ق جميعا ع ن جر ِي ٍر ق َا َل يحيى أ َخبرنا جر ِير ع ن إ ِبراهي م ب ِن محم د ب ِن ال ْمنتش ِر ع ن أ َب ِيه ع ن<br />
حب ِي ِب ب ِن سال ٍم مول َى النعما ن ب ِن بش ٍير ع ن النعما ن ب ِن بش ٍير ق َا َل<br />
ك َا َن رسو ُل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م يق ْر ُأ في ال ْعيدي ِن وفي ال ْجمعة ب ِسب ِح اس م رب ك ال ْأ َعل َى وه ْل أ َتا ك حدي ُث ال ْغاشية ق َا َل وإ ِذ َا اجتم ع ال ْعي د<br />
وال ْجمع ُة في يو ٍم واح د يق ْر ُأ ب ِه ِما أ َيضا في الصل َاتي ِن<br />
و حدث َناه ق ُتيب ُة ب ن سعي د حدث َنا أ َبو عوان َة ع ن إ ِبراهي م ب ِن محم د ب ِن ال ْمنتش ِر ب ِهذ َا ال ْإ ِسنا د<br />
ʾIbrāhīm Ibn Muḥammad Ibn Al-Muntašir Muḥammad Ibn Al-Muntašir Ḥabīb Ibn<br />
Sālim, <strong>de</strong>m Maulā von An-Nuʽmān Ibn Bašīr An-Nuʽmān Ibn Bašīr, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte<br />
Aḷḷāhs an <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Festgebeten „Preise <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>ines höchsten Herrn“ 82 und „Ist<br />
zu dir die Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Über<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n gekommen?“ 83 las.<br />
So überlieferten: Sufyān Aṯ-Ṯaurī, Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ, Ğarīr Ibn ʽAbd Al-Ḥamīd, ʾAbū<br />
ʽAwānah, Misʽar Ibn Qidāmah u.a.<br />
Diesen allen wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht Sufyān Ibn ʽUyaynah. Bei ihm sieht <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād folgenermaßen aus:<br />
2. ʾIsnād<br />
ʾIbrāhīm Ibn Muḥammad Ibn Al-Muntašir Muḥammad Ibn Al-Muntašir Ḥabīb Ibn<br />
Sālim, <strong>de</strong>m Maulā von An-Nuʽmān Ibn Bašīr Sālim An-Nuʽmān Ibn Bašīr usw.<br />
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick scheint die Überlieferung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit authentischer.<br />
Die Ḥadīṯ-Gelehrten sind sich auch darüber einig. Sie kennen keine Überlieferung von Ḥābīb<br />
über seinen Vater.<br />
Weiteres Beispiel:<br />
حدث َنا 1. ʾIsnād 84<br />
أ َبو نعي ٍم حدث َنا سف ْيا ُن ع ن عل ْق َم َة ب ِن مرث َ د ع ن أ َب ِي عب د الرحم ِن السل َمي ع ن عث ْما َن ب ِن عف َّا َن ق َا َل<br />
ق َا َل النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م إ ِن َّ أ َف ْضل َك ُ م م ن تعل َّ م ال ْق ُرآ َن وعل َّمه<br />
Sufyān Aṯ-Ṯaurī ʽAlqamah Ibn Marṯad ʾAbū ʽAbdir-Raḥmān As-Sumalī ʽUṯmān Ibn<br />
ʽAffān, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet sagte: “Der beste von euch ist <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Qurʾān lernt<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn lehrt.”<br />
80<br />
Der Ḥadīṯ wird überliefert von: Muslim, alle Sunan bis auf Ibn Māğah.<br />
81<br />
Der Wortlaut stammt aus Muslim.<br />
82<br />
Sūrah Nr. 87.<br />
83<br />
Sūrah Nr. 88.<br />
84<br />
Buḫārī 4640.
حدث َنا 2. ʾIsnād 85<br />
حجا ج ب ن منها ٍل حدث َنا شعب ُة ق َا َل أ َخبرن ِي عل ْق َم ُة ب ن مرث َ د سمع ت سع د ب ن عبيد َة ع ن أ َب ِي عب د الرحم ِن السل َمي ع ن عث ْما َن رض ي الل َّه<br />
عنه<br />
Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ ʽAlqamah Ibn Marṯad Saʽd Ibn ʽUbaydah ʾAbū ʽAbdir-Raḥmān<br />
As-Sumalī ʽUṯmān Ibn ʽAffān usw.<br />
3. ʾIsnād<br />
Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān Sufyān Aṯ-Ṯaurī, Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ ʽAlqamah Ibn Marṯad <br />
Saʽd Ibn ʽUbaydah ʾAbū ʽAbdir-Raḥmān As-Sumalī ʽUṯmān Ibn ʽAffān usw.<br />
Dieser dritte ʾIsnād stimmt mit <strong>de</strong>m zweiten überein.<br />
Der erste ʾIsnād wird über Sufyān Aṯ-Ṯaurī u.a. von folgen<strong>de</strong>n Überlieferern überliefert:<br />
• ʽAbdur-Raḥmān Ibn Mahdī<br />
• Wakīʽ Ibn Al-Ğarrāḥ<br />
• ʾAbū Nuʽāym<br />
• Al-Faḍl Ibn Ḏukaym<br />
• ʽAbdur-Razzāq<br />
• Qabīṣah Ibn ʽUqbah<br />
• ʾAbū Ḥuḏayfah<br />
• ʽAbduḷḷāh Ibn Al-Mubārak<br />
• Muḥammad Ibn Kaṯīr<br />
• ʽAbduḷḷāh Ibn Wahb<br />
• ʾAbū ʾUsāmah Ḥammād Ibn ʾUsāmah<br />
• ʾAsbāṭ Ibn Muḥammad<br />
• Mūsā Ibn ʾAʽyan<br />
• Bišr<br />
Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprach all diesen Überlieferern<br />
Der Unterschied liegt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwähnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Person „Saʽd Ibn ʽUbaydah“.<br />
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick scheint die Überlieferung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit authentischer; sie alle<br />
erwähnen Saʽd Ibn ʽUbaydah nicht. Es scheint, als ob Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān bei<strong>de</strong> ʾIsnāds<br />
zusammengefügt hat.<br />
Die Gelehrten haben gesagt, dass Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān sich geirrt hat. Im ʾIsnād von<br />
Sufyān Aṯ-Ṯaurī befin<strong>de</strong>t sich korrekterweise Saʽd Ibn ʽUbaydah nicht.<br />
Doch im Musnad von Al-Bazzār 86 wird Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān ausdrücklich hiernach<br />
gefragt und er bestätigt, dass er diesen ʾIsnād genau so einmal über Šuʽbah und einmal über<br />
Sufyān Aṯ-Ṯaurī gehört hat. Dies gilt als Zeugnis.<br />
Deshalb fassen wir zusammen: Es spricht nichts dagegen, dass Sufyān Aṯ-Ṯaurī <strong>de</strong>n Ḥadīṯ<br />
auf zwei Arten überliefert; dafür spricht auch, dass Buḫārī bei<strong>de</strong> ʾIsnā<strong>de</strong> in sein Ṣaḥīḥ-Werk<br />
aufgenommen hat.<br />
Folgen<strong>de</strong> Überlieferer bestätigen, was Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān überliefert hat:<br />
• Saʽīd Ibn Sālim Al-Qaddāḥ<br />
• Yaḥyā Ibn ʾĀdam<br />
• Zayd Ibn Al-Ḥubāb<br />
85<br />
Buḫārī 4641.<br />
86<br />
Ḥadīṯ Nr. 380.
Weiteres Beispiel:<br />
حدث َنا أ َبو بك ْ ِر ب ن أ َب ِي شيب َة ومحم د ب ن الصبا ِح ق َا َلا حدث َنا سف ْيا ُن ب ن عيين َة ع ن الزهر ِي ع ن عبي د الل َّه ب ِن عب د الل َّه ب ِن عتب َة ع ن اب ِن عبا ٍس ق َا َل<br />
ق َا َل عم ر ب ن ال ْخط َّا ِب<br />
ل َق َد خشي ت أ َ ْن يط ُو َل ب ِالنا ِس زما ٌن حتى يق ُو َل ق َائ ٌل ما أ َج ِ د الرج م في كتا ِب الل َّه ف َيضل ُّوا ب ِتر ك ف َر ِيضة م ن ف َرائ ِض الل َّه أ َل َا وإ ِن َّ الرج م حق إ ِذ َا<br />
أ ُحصن الرج ُل وق َام ت ال ْبين ُة أ َ و ك َا َن حم ٌل أ َ و اعترا ف وق َ د ق َرأ ْتها الشي خ والشيخ ُة إ ِذ َا زنيا ف َارجموهما ال ْبت َة رج م رسو ُل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه<br />
وسل َّم ورجمنا بعده<br />
1.ʾIsnād 87<br />
Sufyān Ibn ʽUyaynah Zuhrī ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUtbah Ibn ʽAbbās, dass<br />
ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb sagte: „Ich habe Angst, dass nach längerer Zeit jemand sagen wird: ‚Ich<br />
fin<strong>de</strong> in Aḷḷāhs Buch nichts über die Steinigung’ und so gehen sie in die Irre, weil sie eine<br />
Pflicht von Aḷḷāh unterlassen. Hört! Die Steinigung ist trifft auf einen zu, <strong><strong>de</strong>r</strong> Muḥṣan 88 ist,<br />
wenn es entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Beweis gibt, Schwangerschaft o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Person es gesteht. Und ich<br />
hatte (die ʾĀyah im Qurʾān wie folgt gelesen): ‚Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> alte Mann o<strong><strong>de</strong>r</strong> die alte Frau<br />
Unzucht begehen, dann steinigt sie zu To<strong>de</strong>!’ Sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs als auch wir<br />
nach ihm haben die Steinigung durchgeführt.“<br />
Buḫārī überliefert <strong>de</strong>n vorigen ʾIsnād über ʽAlī Ibn Al-Madīnī. Muslim überliefert <strong>de</strong>n ʾIsnād<br />
über ʾAbū Bakr Ibn ʾAbī Šaybah, Ibn ʾAbī ʽUmar und Zuhayr Ibn Ḥarb. Ibn Ğārūd überliefert<br />
ihn über Muḥammad Ibn ʽAbdillāh Ibn Yazīd Ibn Al-Muqriʾ.<br />
Diese fünf haben alle <strong>de</strong>n abrogierten Vers nicht erwähnt.<br />
Ibn Ḥağar ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass Buḫārī <strong>de</strong>n Vers absichtlich weggelassen hat, weil er ihn als<br />
unauthentisch betrachtet. Als Nasāʾī in Al-Kubrā diesen Ḥadīṯ vollständig überlieferte, wies<br />
er ebenfalls darauf hin, dass nur Sufyān Ibn ʽUyaynah diesen Vers erwähnt hat.<br />
Al-ʾIsmāʽīlī hat diesen Ḥadīṯ in seinem Mustaḫrağ zu Al-Buḫārī über ʽAlī Ibn Al-Madīnī<br />
überliefert und <strong>de</strong>n Vers erwähnt. Dies weist stark darauf hin, dass Buḫārī <strong>de</strong>n Vers<br />
absichtlich weggelassen hat.<br />
Folgen<strong>de</strong> Überlieferer wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprachen Sufyān Ibn ʽUyaynah in dieser Überlieferung übe<br />
Zuhrī und erwähnten <strong>de</strong>n Vers nicht, unter ihnen:<br />
• Mālik<br />
• Maʽmar<br />
• Yūnus Ibn Yazīd<br />
• Hušāym Ibn Bašīr<br />
• Muḥammad ʾIshāq<br />
• ʽAbdur-Raḥmān Ibn Musāfir<br />
Bekannterweise hat Sufyān Ibn ʽUyaynah von Zuhrī in jungem Alter gehört. Beim Ḥadīṯ<br />
über die Saqīfah hat er uns ausdrücklich mitgeteilt, dass er ihn von Zuhrī gehört hat und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> jüngste von allen war; Maʽmar hat ihm seine Überlieferung teilweise ergänzt. Wenn also<br />
eine Ṯiqah-Person an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ṯiqāt von gleichem Status o<strong><strong>de</strong>r</strong> noch höher wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht, so<br />
muss das Problem grundsätzlich in dieser einen Person liegen. Wenn es auf bei<strong>de</strong>n Seiten<br />
mehrere Ṯiqāt sind, dann muss es so sein, dass ihr gemeinsamer Lehrer <strong>de</strong>n Ḥadīṯ auf<br />
unterschiedliche Weisen erzählt hat.<br />
87<br />
Der Wortlaut stammt von Ibn Māğah.<br />
88<br />
Eine Person, die bereits verheiratet war/ist und mit <strong>de</strong>m Ehepartner Geschlechtsverkehr gehabt hat.
7.5 ʾIllah<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> ʽIllah geht es um versteckte Fehler, wobei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ <strong>de</strong>m äußeren Anschein nach<br />
ṣaḥīḥ zu sein scheint.<br />
Es besteht kein Zweifel, dass šāḏḏ-Ḥadīṯe zur Kategorie <strong><strong>de</strong>r</strong> muʽall-Ḥadīṯe gehören, doch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wichtigkeit halber hat man ihnen ein eigenes Kapitel gewidmet. Der Gesandte Aḷḷāhs<br />
sagte:<br />
إ ِنما ال ْأ َعما ُل ب ِالنيا ت وإ ِنما لك ُل ِّ امر ِ ٍئ ما نوى ف َم ن ك َان ت هجرته إ ِل َى دنيا يصيبها أ َ و إ ِل َى امرأ َة ينكحها ف َه ِجرته إ ِل َى ما هاج ر إ ِل َيه<br />
„[…] Wer also ausgewan<strong><strong>de</strong>r</strong>t ist, um etwas Weltliches zu erlangen o<strong><strong>de</strong>r</strong> um eine Frau zu<br />
heiraten usw.“<br />
Das Heiraten einer Frau ist etwas Weltliches! Doch gera<strong>de</strong> diese Sache verdient beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Aufmerksamkeit und wird <strong>de</strong>shalb extra erwähnt.<br />
Aber nicht je<strong>de</strong> ʽIllah macht <strong>de</strong>n Ḥadīṯ unauthentisch. Beispiel:<br />
عن عبد الل َّه بن ِ عبد الل َّه بن ِ عمر عن أ َب ِيه ق َا َل<br />
ʽAbdullāh Ibn ʽUmar sagte: Der Gesandte Aḷḷāhs<br />
إ ِذ َا ك َان َ ال ْماءُ ق ُل َّتين ِ ل َم يحمل ْ ال ْخب َث<br />
sagte: „Wenn Wasser eine Menge von<br />
zwei Qullah 89 (قلة) erreicht, kann es nicht unrein wer<strong>de</strong>n.“ 90<br />
In manchen Überlieferungen steht statt ʽAbduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUmar sein Bru<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUmar. Bei<strong>de</strong> sind Ṯiqah.<br />
Weiteres Beispiel: Wenn Mālik mit Sufyān Ibn ʽUyaynah verwechselt wür<strong>de</strong>.<br />
7.5.1 Beispiel:<br />
Yaʽlā Ibn ʽUbayd Sufyān Aṯ-Ṯaurī ʽAmr Ibn Dīnār ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gesandte Aḷḷāhs sagte: „Der Käufer und <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkäufer haben die Wahl usw.“<br />
Muḥammad, ʾIbrāhīm بأس به) ,(لا ʽUmar (Ṣadūq) und Yaʽlā gehören alle zu <strong>de</strong>n Söhnen von<br />
ʽUbyad.<br />
Al-Ḫalīlī sagte, dass sich Yaʽlā Ibn ʽUbayd geirrt hat: Es müsse „ʽAbduḷḷāh Ibn Dīnār“ statt<br />
„ʽAmr Ibn Dīnār“ heißen; ʽAmr Ibn Dīnār hat im Vergleich zu „ʽAbduḷḷāh Ibn Dīnār sehr<br />
wenig über ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar überliefert. Buḫārī hat 6 Ḥadīṯe von dieser Sorte, Muslim 2<br />
und zusammen haben sie genau einen, d.h. insgesamt 9. Um dieser Sache nachzugehen,<br />
müssen wir schauen, wer alles diesen Ḥadīṯ über Sufyān Aṯ-Ṯaurī überliefert hat, dies<br />
wären:<br />
• ʾAbū Nuʽaym Al-Faḍl Ibn Ḏukaym<br />
• Muḥammad Ibn Yūsuf Al-Firyābī<br />
• Maḫlad Ibn Yazīd<br />
• Und noch ein paar weitere.<br />
Sie alle haben statt „ʽAmr Ibn Dīnār“ „ʽAbduḷḷāh Ibn Dīnār“ gesagt. Hinzu kommt, dass nicht<br />
zu <strong>de</strong>n langjährigen Genossen von Sufyān Aṯ-Ṯaurī zählt. Die langjährigen Genossen, wie<br />
• Šuʽbah<br />
• Sufyān Ibn ʽUyaynah<br />
• ʾIsmāʽil Ibn Ğaʽfar<br />
• Yazīd Ibn ʽAbdillāh Ibn Al-Hād<br />
...<br />
89<br />
2 Qulla ~ 5 Qirab ~ 15 Tanka ~ 270 l ~ ¼ Tonne.<br />
90<br />
ʾAbū Dāwūd, Tirmiḏī, Nasāʾī und Ibn Māğah.
haben alle „ʽAbduḷḷāh Ibn Dīnār“ gesagt.<br />
Auf versteckte Fehler kommt man aufgrund von langjähriger Erfahrung und <strong>de</strong>m<br />
auswendig Kennen zahlreicher Ḥadīṯe.<br />
In einer Erzählung fragte ein Mann aus <strong>de</strong>m Irak, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> „Raʾī-Schule“, ʾAbū Ḥātim nach<br />
bestimmten Ḥadīṯen. Hiernach fragte dieselbe Person ʾAbū Zurʽah. Bei allen Ḥadīṯen gaben<br />
sie unabhängig von einan<strong><strong>de</strong>r</strong> dasselbe Urteil ab.<br />
8 Ist das Urteil „ṣaḥīḥ“, „ḍaʽīf“ gewiss? Beinhalten ṣaḥīḥ-Ḥad<br />
adīṯe<br />
gesichertes Wissen?<br />
والحك ْم ب ِالصحةوالضعف عل َى<br />
ظاهر ِه، لاالق َط ْع ِ ، إِلا َّ ماحوى<br />
ما ان ْت َق َدوا ف َابن الصلاح ِ رجحا<br />
والن َّوو ِي رجح في الت َّق ْر ِي ِب<br />
كتاب مسلم ٍ أَو ِ الجعفي سوى<br />
ق َط ْعا ب ِه ، وك َم إِمام ٍ جن َحا<br />
ظ َنا ب ِه ، والق َط ْع ذ ُو ت َصو ِي ِب<br />
-16<br />
-17<br />
-18<br />
Das Urteil „ṣaḥīḥ“, „ḍaʽīf“ usw. ist ein Urteil <strong>de</strong>m offensichtlichen Anschein nach. D.h., dass<br />
es das Ergebnis <strong>de</strong>s kompetenten Ḥadīṯ-Gelehrten ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> Fehler begehen kann.<br />
Die Frage, die sich nun stellt, lautet: Beinhalten ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe, die nur von einem<br />
Überlieferungsweg überliefert wer<strong>de</strong>n, 91 gesichertes Wissen (qaṭʽī) o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
höchstwahrscheinliches Wissen (ẓannī)?<br />
Die erste Ansicht:<br />
Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe beinhalten höchstwahrscheinliches Wissen. An-Nawawī 92 bevorzugte diese<br />
Ansicht in seinem Werk „At-Taqrīb“.<br />
Die zweite Ansicht:<br />
Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe beinhalten gesichertes Wissen. Diese Ansicht wird von Suyūṭī, Dāwūd Aẓ-<br />
Ẓāhirī (gest. 270), Al-Ḥusayn Ibn ʽAlī Al-Karābīsī (gest, ca. 248) bevorzugt. Auch ʾImām Aš-<br />
Šāfiʽī (gest. 204) sagte dies in „ʾIḫtilāf Mālik“. 93<br />
Die dritte Ansicht:<br />
Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe beinhalten gesichertes Wissen, wenn es weitere Hinweise darauf gibt. Ein<br />
Hinweis wäre zum Beispiel, wenn dieselbe Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Ḥadīṯes auch in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ḥadīṯen<br />
zum Vorschein kommt, wenn auch mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>em Wortlaut. Diese Ansicht wird von Ibn<br />
Taymiyyah vertreten. Er schreibt diese Ansicht auch <strong>de</strong>n meisten ḥanafītischen,<br />
mālikītischen, šāfiʽītischen und ḥanbalītischen Gelehrten zu. Ebenso schreibt er dies <strong>de</strong>n<br />
meisten ʾašʽarītischen Gelehrten zu, wie Al-ʾIsfarāyīnī, Ibn Fūrak 94 Als Beispiel sind hier die<br />
bei<strong>de</strong>n ṣaḥīḥ-Werke Buḫārī und Muslim zu erwähnen, welche allgemeine Anerkennung<br />
aller Gelehrte erhalten haben.<br />
Ibn Ṣalāh ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass die Ḥadīṯe bei Buḫārī und Muslim alle qaṭʽī sind bis auf<br />
diejenigen, die von einigen Gelehrten bemängelt wor<strong>de</strong>n sind, wie Ad-Dāraquṭnī. Es wur<strong>de</strong>n<br />
insgesamt 210 Ḥadīṯe bemängelt, doch bei <strong>de</strong>n allermeisten hat sich herausgestellt, dass die<br />
91<br />
D.h. <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ wird durchgehend nur von jeweils einer Person überliefert.<br />
92<br />
Er ist grundsätzlich ein Faqīh, aber er hat sich viel mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ-Wissenschaft beschäftigt, aber seine Urteile<br />
sind nicht so kompetent wie die <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ-Gelehrten.<br />
93<br />
Dies sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelehrte ʽAbdul-ʽAzīz Ibn Bāz.<br />
94<br />
Al-Kubrā 5/81.
Autoren Buḫārī und Muslim Recht besaßen, was <strong>de</strong>n Rang dieser bei<strong>de</strong>n Werke noch weiter<br />
nach oben treibt.<br />
Der Ḥadīṯ-Gelehrte Albānī sagte, dass eine Unterscheidung zwischen qaṭʽī- und ẓannī-<br />
Ḥadīṯen eine verbotene Neuerung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion ist. Bei<strong>de</strong> verpflichten zur Handlung und<br />
an die ʽAqīdah zu glauben, die durch diese Ḥadīṯe überliefert wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Ḥadīṯ-Gelehrten unterschei<strong>de</strong>n nicht, ob es um Glaubensinhalte (ʽAqāʾid) o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />
geht. Als Beweis hierfür dient unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em die Tatsache, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet Muʽāḏ Ibn<br />
Ğabal in <strong>de</strong>n Jemen sandte, um <strong>de</strong>n Leuten <strong>de</strong>n Islām zu lehren, was sicherlich auch<br />
Glaubensinhalte beinhaltete. Muʽāḏ ist nur eine Person und es steht außer Frage, dass die<br />
Jemeniten vor Aḷḷāh verpflichtet waren, sich an seine Lehren zu halten.<br />
8.1 Wie viele Leute müssen einen Ḥad<br />
adīṯ überliefern, damit er als ṣaḥīḥ gelten kann?<br />
ول َيس ش َرط ًا<br />
عدد، ومن ش َرط ْ<br />
ر ِواية َ اث ْن َين ِ ف َصاعدا غ َل َ َط<br />
-19<br />
Es gibt keine bestimmte Anzahl an Überlieferern eines Ḥadīṯes, damit ein Ḥadīṯ als ṣaḥīḥ<br />
eingestuft wer<strong>de</strong>n kann. Es reicht, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer immer nur eine Person ist.<br />
Buḫārī hat dies in seinem ṣaḥīḥ-Werk z.B. im ersten und letzten Ḥadīṯ umgesetzt. Beispiel<br />
aus <strong>de</strong>m ersten Ḥadīṯ:<br />
حدث َنا ال ْحميدي عبد الل َّه بن الزبير ِ ق َال َ حدث َنا سف ْيان ُ ق َال َ حدث َنا يحيى بن سعيد ال ْأ َنصار ِي ق َال َ أ َخبرن ِي<br />
محمد بن إ ِبراهيم التيمي أ َنه سمع عل ْق َمة َ بن وق َّاص ٍ الل َّيثي يق ُول ُ سمعت عم ر بن ال ْخط َّاب ِ رضي الل َّه عنه<br />
عل َى ال ْمنب ِر ق َال َ سمعت رسول َ الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّم يق ُول ُ إ ِنما ال ْأ َعمال ُ ب ِالنيات وإ ِنما لك ُل ِّ امر ِئ ٍ ما<br />
نوى ف َمن ك َانت هجرته إ ِل َى دنيا يصيبها أ َو إ ِل َى امرأ َة ينكحها ف َه ِجرته إ ِل َى ما هاجر إ ِ َليه<br />
Dieser Ḥadīṯ wird nur von ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb überliefert.<br />
Über ʽUmar überliefert ihn nur ʽAlqamah Ibn Waqqāṣ Al-Layṯī.<br />
Über ʽAlqamah überliefert ihn nur Muḥammad Ibn Ibrāhīm.<br />
Über Muḥammad überliefert ihn nur Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-ʾAnṣārī.<br />
Yaḥyā Ibn Saʽīd Muḥammad Ibn Ibrāhīm ʽAlqamah ʽUmar.<br />
Diejenige Ansicht, dass mehr als eine Person einen Ḥadīṯ überliefert haben muss, wird Al-<br />
Ḥākim, ʾAbū Bakr Ibn Al-ʽArabī und <strong><strong>de</strong>r</strong> Muʽtazilah zugeschrieben.<br />
9 Die authentischsten Überlieferungsketten<br />
والوق ْف ُ عن حك ْم ٍ لِمت ْن ٍ أَو سن َد<br />
وآخ َرون حك َموا فاضط َربوا<br />
ب ِأَن َّه أَصح مطل َق ًا<br />
أَسد<br />
لِف َوق عش ْر ٍ ضمن َت ْها ال ْك ُت ُ ب<br />
-20<br />
-21<br />
Am richtigsten ist es, dass man nicht einen Isnād als <strong>de</strong>n authentischsten bezeichnet.<br />
Diejenigen, die es nämlich gemacht haben, haben sich wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprochen und all diese Isnāds<br />
gehören zu <strong>de</strong>n authentischsten. Dies zu wissen nutzt beim Tarǧīḥ.<br />
ف َمالِك عن ن َافع ٍ عن سيده<br />
وز ِيد ما لِلش َّافعي ف َأَحمده<br />
-22
Über die folgen<strong>de</strong>n Isnāds wur<strong>de</strong> jeweils gesagt, dass sie die authentischsten überhaupt sind<br />
und richtiger ist, dass sie alle zu <strong>de</strong>n authentischsten gehören.<br />
1. Isnād:<br />
Bzw.:<br />
Mālik Nāfiʽ Ibn ʽUmar.<br />
Aš-Šāfiʽī Mālik Nāfiʽ Ibn ʽUmar.<br />
Aḥmad Aš-Šāfiʽī Mālik Nāfiʽ Ibn ʽUmar.<br />
وابن شهاب ٍ عن علي عن<br />
أَب ِه<br />
أَوعن عبيدااللهِ عن حبر ِ البش َر<br />
عن جده ، أَو سالِم ٍ عمن ن َب ِه<br />
هو ابن عباس ٍ وهذ َا عن عمر<br />
-23<br />
- 24<br />
2. Isnād:<br />
Ibn Šihāb Az-Zuhrī 95 ʽAlī Ibn Al-Ḥusayn 96 Al-Ḥusayn Ibn ʽAlī 97 ʽAlī Abī Ṭālib.<br />
3. Isnād:<br />
Ibn Šihāb Az-Zuhrī Sālim Ibn ʽAbdillāh 98 ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar.<br />
4. Isnād:<br />
Ibn Šihāb Az-Zuhrī ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUtbah Ibn Masʽūd ʽAbduḷḷāh Ibn<br />
ʽAbbās ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb.<br />
وش ُعبة ٌ عن عمر ٍوابن ِ مره<br />
عن مرة عن ِ اب ِن<br />
ق َيس ٍ ك َره<br />
-25<br />
5. Isnād:<br />
Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ 99 ʽAmr Ibn Murrah Murrah ʾAbū Mūsā ʽAbduḷḷāh Ibn Qays Al-<br />
ʾAšʽarī.<br />
95<br />
Muḥammad Ibn Muslim Ibn ʽUbaydillāh Ibn ʽAbdillāh Ibn Šihāb Az-Zuhrī, gest. 125.<br />
96<br />
Zayn Al-ʽĀbidīn, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie <strong>de</strong>s Propheten . Er gehört zur Ahl As-Sunnah. Er ist einer <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ahl Al-Bayt, bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> die Schiiten extrem übertrieben haben. Er gilt bei ihnen als einer <strong><strong>de</strong>r</strong> zwölf<br />
unfehlbaren Imame.<br />
97<br />
Der Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> von Al-Ḥasan, <strong>de</strong>m Sohn von ʽAlī Ibn ʾAbī Ṭālib.<br />
98<br />
Der Sohn von ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar, <strong>de</strong>m berühmten Ṣaḥābī. Sālim ist einer berühmten Fuqahāʾ zur Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Tabiʽīn. Man nennt sie die sieben Fuqahāʾ. Sechs davon gehören unter Übereinkunft zu <strong>de</strong>n sieben Gelehrten,<br />
sie sind:<br />
1. ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUtbah Ibn Masʽūd<br />
2. ʽUrwah Ibn Az-Zubayr<br />
3. Al-Qāsim Ibn Muḥammad Ibn ʾAbī Bakr Aṣ-Ṣiddīq<br />
4. Saʽīd Ibn Al-Musayyib<br />
5. Sulaymān Ibn Yasār<br />
6. Ḫāriğah Ibn Zayd<br />
Der siebte ist entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> Sālim Ibn ʽAbdillāh, ʾAbū Bakr Ibn ʽAbdir-Raḥmān Ibn Al-Ḥāriṯ Ibn Hišām o<strong><strong>de</strong>r</strong> ʾAbū<br />
Salamah Ibn ʽAdir-Raḥmān.<br />
99<br />
Einer <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen, die als Führer <strong><strong>de</strong>r</strong> Gläubigen in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Ḥadīṯwissenschaft</strong> المؤمنين في الحديث) (أمير bezeichnet<br />
wur<strong>de</strong>n.
أَو ما روى ش ُعبة ُ عن ق َت َاده<br />
إِل َى سعيد عن ش ُيوخ ٍ ساده<br />
-26<br />
6. Isnād:<br />
Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ Qatādah Ibn Duʽāmah Saʽīd Ibn Al-Musayyib verschie<strong>de</strong>ne<br />
Ṣahābah. 100 27<br />
ث ُم ابن سير ِين عن ِ ال ْحبر ِال ْعلي<br />
عب ِيدة ب ِما رواه عن علي<br />
-<br />
7. Isnād<br />
Muḥammad Ibn Sīrīn ʽAbīdah As-Salmānī ʽAlī Ibn Abī Ṭālib.<br />
ك َذ َا ابن مهران عن ِ ابراهيم عن<br />
عل ْق َمة عن ِ ابن ِ مسعود ال ْحسن<br />
-28<br />
8. Isnād<br />
Sulaymān Ibn Mihrān Al-ʾAʽmaš 101 ʾIbrāhīm Ibn Yazīd An-Naḫaʽī ʽAlqamah Ibn Qais An-<br />
Naḫaʽī ʽAbduḷḷāh Ibn Masʽūd.<br />
وول َد الق َاسم ِ عن أَب ِيه عن<br />
لا ين ْبغي الت َّعميم في الإِسناد<br />
عائِش َة ، وق َالَ ق َوم ذ ُو فط َن<br />
بلْ خ ُص ب ِالصحب ِ أَو ِ الب ِلا د<br />
-29<br />
-30<br />
9. Isnād<br />
ʽAbdur-Raḥmān Ibn Qāsīm Ibn Muḥammad Ibn Abī Bakr Qāsīm Ibn Muḥammad Ibn Abī<br />
Bakr ʽĀʼišah 102 .<br />
Diese ʾAsānīd mögen die authentischsten bezüglich dieser Ṣaḥābah sein und bezüglich<br />
bestimmter Ortschaften.<br />
ف َأَرف َع الإِسناد لِلصديق ما<br />
إِبن أَب ِي خ َالِد عن ق َيس ٍ ن َما<br />
-31<br />
9.1 Der authentischste Isnād bis ʾAb<br />
Abū Bakr:<br />
ʾIsmāʽīl Ibn Abī Ḫālid Qays Ibn Abī Ḥāzim 103 ʾAbū Bakr<br />
وعمر ٍ ف َابن شهاب ٍ بده<br />
عن سالِم ٍ عن أَب ِه عن جده<br />
-32<br />
9.2 Der authentischste Isnād bis ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭ<br />
ṭṭāb:<br />
Ibn Šihāb Sālim Ibn ʽAbdillāh ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb.<br />
100<br />
ʾUbayy Ibn Kaʽb, Anas Ibn Mālik, Al-Barāʾ Ibn ʽĀzib, Bilāḷ und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e.<br />
101<br />
ʾAbū Ḥātim Ar-Rāzī sagte: Wenn Al-ʾAʽmaš über seine „kleinen Lehrer“ überlieferte, machte er Tadlīs.<br />
102<br />
Die Tante von Qāsim.<br />
103<br />
Muḫaḍram: Er war zur Zeit <strong>de</strong>s Propheten schon Muslim, hat ihn aber lei<strong><strong>de</strong>r</strong> nie gesehen. Qays hat als<br />
einziger ohne Meinungsverschie<strong>de</strong>nheit über alle 10 Ṣaḥābah überliefert, <strong>de</strong>nen das Paradies versprochen<br />
wur<strong>de</strong>.
وأَهلِ بيت المصط َف َى جعف َر عن<br />
آبائِه ، إِن عن ْه راو ٍ ما وهن<br />
-33<br />
9.3 Der authentischste Isnād bis ʾAl<br />
Alī Ibn Abī Ṭālib:<br />
Ğaʽfar Ibn Muḥammad Al-Bāqir Ibn ʽAlī Ibn Al-Husayn Ibn ʽAlī Muḥammad Al-Bāqir Ibn<br />
ʽAlī Ibn Al-Husayn Ibn ʽAlī ʽAlī Ibn Al-Husayn Ibn ʽAlī Al-Husayn Ibn ʽAlī ʽAlī.<br />
Dieser Isnād besteht aus ʾImāmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie <strong>de</strong>s Gesandten Aḷḷāhs<br />
über seine Großväter. Alle Überlieferer dieses Sanads sind Sunniten.<br />
. Ğaʽfar überliefert<br />
ولأَب ِي هريرة َ الزهر ِي عن<br />
عن أَعرج ٍ ، وقيلَ<br />
حماد ب ِما<br />
سعيد أو أَبو الزن َاد حيث ُ عن<br />
أَيوب عن محمد ل َه ن َمى<br />
:<br />
-34<br />
-35<br />
9.4 Die authentischsten Isnāds bis ʾAb<br />
Abū Hurairah:<br />
Ibn Šihāb Az-Zuhrī Saʽid Ibn Al-Musayyib ʾAbū Hurayrah<br />
Abuz-Zinād ʽAbduḷḷāh Ibn Ḏakwān Al-ʾAʽrağ ʾAbū Hurayrah<br />
Ḥammād Ibn Zayd ʾAyyūb As-Saḫtayānī Muḥammad Ibn Sīrīn ʾAbū Hurayrah.<br />
10 Die authentischsten Überlieferungen auf einen Ort bezogen:<br />
لِمك َّة سف ْيان عن عمر ٍو ، وذ َا<br />
ابن أَب ِي حكيم عن عب ِيدة<br />
عن جاب ِر ٍ ، ولِلمدين َة خ ُذا<br />
الحضرمي عن أَب ِي هريرة<br />
-36<br />
-37<br />
10.1 Der authentischste Isnād <strong><strong>de</strong>r</strong> Mekkaner:<br />
Sufyān Ibn ʽUyaynah ʽAmr Ibn Dīnār Ğābir Ibn ʽAbdillāh.<br />
10.2 Der authentischste Isnād <strong><strong>de</strong>r</strong> Medinenser:<br />
Ismāʽīl Ibn Abī Ḥakīm ʽAbīdah Al-Ḥaḍramī 104 ʾAbū Hurairah.<br />
وماروى معمر عن همام عن<br />
أَب ِي هريرة َ أَصح<br />
لِل ْيمن<br />
-38<br />
10.3 Der authentischste Isnād <strong><strong>de</strong>r</strong> Jemeniten:<br />
Maʽmar Ibn Rāšid Hammām Ibn Al-Munabbih ʾAbū Hurairah.<br />
104<br />
Das ist nicht <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe, <strong><strong>de</strong>r</strong> über ʽAlī überliefert, wie zuvor erwähnt.
لِلش َّام ِ الأَوزاعي عن حسان َا<br />
عن ِ الصحاب ِ ف َائِق ٌ إِت ْق َان َا<br />
-39<br />
ʽAbdur-Raḥmān Ibn ʽAmr Al-ʾAuzāʽī 105 Ḥassān Ibn ʽAṭiyyah verschie<strong>de</strong>ne Ṣaḥābah.<br />
وغ َير هذ َا من ت َراج ِم ٍ ت ُعد<br />
ضمن ْت ُها ش َرحي عن ْها لا ت ُعد<br />
-40<br />
Es gibt noch weitere ̕Asānīd, die die Ḥadīṯ-Gelehrten zu <strong>de</strong>n authentischsten zählen. ʾImām<br />
As-Suyūṭī hat sie in „Tadrīb Ar-Rāwī“ erwähnt.<br />
11 Die ersten Ḥad<br />
adīṯ-Sammlungen<br />
أَولُ جامع ِ الحديث والأَث َر<br />
ابن شهاب ٍ آمرا ل َه عمر<br />
-41<br />
Das Aufschreiben <strong><strong>de</strong>r</strong> Sunnah hat schon teilweise zur Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ṣaḥābah angefangen. Als <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gesandte Aḷḷāhs Makkah befreite und verkün<strong>de</strong>te, dass in <strong><strong>de</strong>r</strong> heiligen Zone von Makkah<br />
bestimmte Dinge verboten sind, stand ein Jemenit namens ̕Abū Šāh auf und sagte: „Schreibt<br />
es für mich auf!“ Daraufhin sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs : „Schreibt es 106 für ̕Abū Šāh auf!" 107<br />
̕Abū Hurayrah sagte: „Niemand von <strong>de</strong>n Freun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Gesandten Aḷḷāhs kennt mehr<br />
Ḥadīthe über <strong>de</strong>n Gesandten Aḷḷāhs als ich, außer ʿAbduḷḷāh Ibn ʿAmr, <strong>de</strong>nn er konnte<br />
schreiben und ich nicht.“ 108<br />
Der folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ bezieht sich auf die Anfangszeit und auf solche, die eventuell Ḥadīṯe<br />
mit ̕Āyāt aus <strong>de</strong>m Qur̕ān verwechseln:<br />
Der Gesandte Aḷḷāhs sagte weiterhin: „Schreibt über mich nichts auf (von <strong>de</strong>m, was ich<br />
sage). Und wer etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als <strong>de</strong>n Qur̕ān von mir aufschreibt, <strong><strong>de</strong>r</strong> soll es wegwischen.“ 109<br />
Später erlaubte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs das Aufschreiben von Ḥadīṯen, wie bereits erläutert.<br />
Der erste, <strong><strong>de</strong>r</strong> von staatlicher Seite beauftragt wur<strong>de</strong>, Ḥadīṯe zu sammeln, war<br />
bekannterweise Muḥammad Ibn Muslim Ibn ʿUbaydillāh Ibn ʿAbdillāh Ibn Šihāb Az-Zuhrī<br />
(gest. ca. 125 n. H.). ʿUmar Ibn ʿAbdil-ʿAzīz (gest. 101) war besorgt, dass die Ḥadīṯe zusammen<br />
mit <strong>de</strong>m Tod ihrer Überlieferer verloren gehen.<br />
وأَولُ<br />
الجامع ِ لِلأَبوا ِب<br />
ك َابن ِ جريج ٍ و هش َيم ٍ مالِك<br />
جماعة ٌ في العصر ِ ذ ُو اق ْترا ِب<br />
ومعمر ٍ وول َد المبارك<br />
-42<br />
-43<br />
Hiernach wur<strong>de</strong>n die Ḥadīṯe kapitelweise thematisch geordnet. Dies waren mehrere Leute<br />
gleichzeitig. Zu ihnen gehören ʿAbdul-Malik Ibn Ǧurayǧ (aus Makkah, gest. ca. 150 n. H.),<br />
Hušaym Ibn Bašīr Al-Wāsiṭī (gest. 183 n. H.), Mālik Ibn Anas (aus Madīnah, gest. 179 n. H.),<br />
Maʿmar Ibn Rāšid (aus Jemen, gest. 154 n. H.), ʿAbduḷḷāh Ibn Al-Mubārak (aus Maru, gest. 181<br />
n. H.).<br />
11.1 Die ersten Ṣaḥīḥ-Sammlungen und welche die authentischste ist<br />
44- وأَولُ الجامع ِ ب ِاق ْتصا ِر عل َى الصحيح ِ ف َق َط البخ َار ِي<br />
105<br />
Imām <strong><strong>de</strong>r</strong> Leute aus Šām.<br />
106<br />
Die vom Gesandten Aḷḷāhs gehaltene Re<strong>de</strong>.<br />
107<br />
Ṣaḥīḥ. ʾAḥmad 14/485 Nr. 6944, Buḫārī 8/293 Nr. 2254, 21/175 Nr. 6372, Muslim 7/85 Nr. 2414, 2415, Tirmiḏī<br />
9/274 Nr. 2591, ̕Abū Dāwūd 5/388 Nr. 1725, 10/58 Nr 3163, 12/91 Nr. 3906, Muṣannaf Ibn ̕Abī Šaybah 8/538, Al-<br />
Bayhaqī in Al-Kubrā 8/52, An-Nasā̕ī in Al-Kubrā 3/435, Ad-Dāraquṭnī 7/442 Nr. 3196, Ṣaḥīḥ Ibn Ḥibbān 15/431<br />
Nr. 3785 u. a.<br />
108<br />
Ṣaḥīḥ. ʾAḥmad 15/125 Nr. 7084, Buḫārī 1/193 Nr. 110, Tirmiḏī 9/275 Nr. 2592, 12/329 Nr. 3776, Ad-Dārimī<br />
2/34 Nr. 492, ʿAbdur-Razzāq 11/295 Nr. 20489 u. a.<br />
109<br />
Ṣaḥīḥ. ʾAḥmad 22/276 Nr. 10731, 23/155 Nr. 11110, Muslim 13/291 Nr. 5326, Al-Bayhaqī in Al-Kubrā 5/10 Nr.<br />
8008, Ad-Dārimī 1/499 Nr. 458,̕ ʾAbū Yaʿlā 3/298 Nr. 1254 u. a.
ومسلم من بعده ، والأَولُ<br />
عل َى الصواب ِ في الصحيح ِ أَف ْضلُ<br />
-45<br />
ومن يف َضلْ مسلما ف َإِن َّما<br />
ت َرتيبه وصن ْعه ق َد أَحك َما<br />
-46<br />
Der erste, <strong><strong>de</strong>r</strong> nur Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe sammelte, war ̕Imām Muḥammad Ibn ̕Ismāʿīl Al-Buḫārī<br />
(gest. 256 n. H.) und nach ihm ̕Imām Muslim Ibn Al-Ḥaǧǧāǧ Ibn Muslim Al-Qušayrī (n. H.<br />
261).<br />
Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> richtigeren Ansicht ist die Sammlung <strong>de</strong>s ersten dieser bei<strong>de</strong>n authentischer.<br />
Dafür gibt es zahlreiche Grün<strong>de</strong>:<br />
1. Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī erfüllt die fünf Voraussetzungen eines Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯes besser, <strong>de</strong>nn<br />
zusätzlich muss sicher gestellt sein, dass je<strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer <strong>de</strong>n vorigen min<strong>de</strong>stens<br />
einmal getroffen hat.<br />
2. Die Kritiker kritisierten Ṣaḥīḥ Muslim mehr, z. B. in Bezug auf Šuḏūḏ.<br />
3. Die meisten Überlieferer, die von Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī kritisiert wur<strong>de</strong>n, sind die<br />
direkten Lehrer von Al-Buḫārī, im Gegensatz zu Ṣaḥīḥ Muslim. Natürlicherweise<br />
kennt ein Schüler seinen Lehrer besser als an<strong><strong>de</strong>r</strong>e ihn kennen.<br />
Der Grund, warum manche Gelehrte Ṣaḥīḥ Muslim bevorzugten, ist die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung bzw. die<br />
Struktur seiner Anordnung. Wenn man beispielsweise einen Ḥadīṯ in Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī sucht,<br />
fin<strong>de</strong>t man ihn nicht unbedingt an <strong><strong>de</strong>r</strong> erwarteten Stelle. Dies ist Al-Ḥākim passiert:<br />
Manchmal sagt er, dass ein Ḥadīṯ nicht von Buḫārī überliefert wur<strong>de</strong>, was in Wirklichkeit<br />
nicht korrekt ist.<br />
وان ْت َق َدوا عل َيه ِما يسيرا<br />
ول َيس في ال ْك ُت ْب ِ أَصح من ْهما<br />
ف َك َم ت َرى ن َحوهما ن َصيرا<br />
بعد ال ْق ُران ِ ولِهذ َا ق ُدما<br />
-47<br />
-48<br />
In <strong>de</strong>n meisten Kritiken bzgl. <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Ṣaḥīḥ-Werke haben die Autoren recht gehabt. Ibn<br />
Ḥaǧar sagte, dass 210 Ḥadīṯe kritisiert wor<strong>de</strong>n sind. Davon befin<strong>de</strong>n sich 32 Ḥadīṯe in bei<strong>de</strong>n<br />
Werken. 78 vom Rest befin<strong>de</strong>t sich nur in Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī, 100 in Ṣaḥīḥ Muslim.<br />
Diese bei<strong>de</strong>n Werke sind die authentischsten überhaupt und kommen direkt nach <strong>de</strong>m<br />
Qur̕ān. Es gibt kein authentischeres Werk als diese bei<strong>de</strong>n. Ibn Ḥaǧar analysierte 110 dieser<br />
Ḥadīṯe im Vorwort zu Fatḥ Al-Bārī und erläuterte, dass Buḫārī und Muslim recht hatten.<br />
Außer<strong>de</strong>m schlussfolgerte er daraus, dass die bei<strong>de</strong>n Ṣaḥīḥ-Werke durch diese Kritiken nur<br />
an Rangstufen gewonnen haben. Die Tatsache, dass die großen Gelehrten von tausen<strong>de</strong>n<br />
Ḥadīṯen nur wenige davon kritisiert haben und <strong><strong>de</strong>r</strong> Großteil davon zu unrecht, hat zur<br />
Folge, dass Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī und Ṣaḥīḥ Muslim sogar an Wert gewonnen haben.<br />
مرو ِي ذ َين ِ ، ف َالبخ َار ِي ، ف َما<br />
ف َش َرط َ أَولٍ ، ف َث َان ٍ ، ث ُم ما<br />
لِمسلم ٍ ، ف َما حوى ش َرط َهما<br />
كان عل َى ش َرط ف َت ًى غ َير ِهما<br />
-49<br />
-50<br />
Befin<strong>de</strong>t sich ein Ḥadīṯ in Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī und in Ṣaḥīḥ Muslim, nennt man <strong>de</strong>n Ḥadīṯ<br />
„muttafaqun ʿalayhi“ und gehört somit zu <strong>de</strong>n authentischsten Ḥadīṯen.<br />
Fu̕ād ʿAbdul-Bāqī sammelte all diese Ḥadīṯe, 1906 an <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahl, und nannte seine Sammlung<br />
„Al-Lu̕lu̕ wal-Marǧān fī mā ittafaqa ʿalayhiš-Šaiḫān“. Er ordnete die Ḥadīṯe so, wie sie in<br />
Ṣaḥīḥ Muslim stehen. Von <strong>de</strong>n Wortlauten wählte er <strong>de</strong>njenigen von Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>de</strong>mjenigen von Ṣaḥīḥ Muslim am nächsten ist. Der Autor erwähnt nur <strong>de</strong>n Matn, ohne<br />
<strong>de</strong>n ̕Isnād.<br />
Diese Sammlung ist die beste „muttafaqun ʿalayhi“-Sammlung laut Šayḫ Al-ʿAbbād.<br />
An zweiter Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die nur von Buḫārī überliefert wur<strong>de</strong>n.<br />
An dritter Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die nur von Muslim überliefert wur<strong>de</strong>n.
An vierter Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die von keinem von bei<strong>de</strong>n überliefert wur<strong>de</strong>n,<br />
jedoch die Bedingungen bei<strong><strong>de</strong>r</strong> erfüllen. Gemeint ist, dass die Überlieferer alle aus Ṣaḥīḥ Al-<br />
Buḫārī und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ṣaḥīḥ Muslim stammen und die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en 5 Bedingungen von Ṣaḥīḥ-<br />
Ḥadīṯen erfüllt haben. Sollte einer von bei<strong>de</strong>n bestimmte Überlieferungen eines<br />
Überlieferers über einen bestimmten Lehrer zurückgewiesen haben, so muss dies auch<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
An fünfter Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die von keinem von bei<strong>de</strong>n überliefert wur<strong>de</strong>n,<br />
jedoch die Bedingungen von Buḫārī erfüllt haben.<br />
An sechster Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die von keinem von bei<strong>de</strong>n überliefert<br />
wur<strong>de</strong>n, jedoch die Bedingungen von Muslim erfüllt haben.<br />
An siebter Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en außer Buḫārī und Muslim als<br />
ṣaḥīḥ eingestuft wur<strong>de</strong>n.<br />
وربما يعر ِض لِل ْمف ُوق ما<br />
وش َرط ُ ذ َين ِ ك َون ذ َا الإِسن َاد<br />
ب ِجعله مساو ِيا أَو ق ُدما<br />
ل َديه ِما ب ِالجمع ِ والإِف ْراد<br />
-51<br />
-52<br />
Diese Regeln sind allgemeine Regeln. Im Einzelnen kann es durchaus sein, dass ein Ḥadīṯ in<br />
Ṣaḥīḥ Muslim o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>swo authentischer ist als in Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī, wie im Falle eines<br />
mutawātir-Ḥadīṯes.<br />
وعدة ُ الأَولِ ب ِالت َّحر ِي ِر<br />
ومسلم ٍ أَربعة ُ الآلاف<br />
من الصحيح ِ ف َوت َا ك َثير ِا<br />
أَل ْف َان ِ والربع ب ِلا ت َك ْر ِي ِر<br />
وفيه ِما الت َّك ْرار جما واف<br />
:<br />
مراده أَعل َى الصحيح ِ ف َاحملِ<br />
الن َّوو ِي<br />
ل َم يف ُت الخ َمسة َ من<br />
واحملْ مق َالَ عش ْر أَل ْف أَل ْف<br />
وق َالَ ن َجلُ أَخ ْر ٍم<br />
يسيرا<br />
أَخ ْذ ًا من الحاكم ِ أَي في المدخ َلِ<br />
ما صح إِلا َّ الن َّزر فاق ْبل ْه ودن<br />
أَحو ِي عل َى مك َرر ٍ ووق ْف<br />
:<br />
-53<br />
-54<br />
-55<br />
-56<br />
-57<br />
-58<br />
In Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī sind es laut Suyūṭī ca. 2500 Ḥadīṯe, wenn wir die doppelten alle<br />
weglassen. Ibn Ḥaǧar zählte 2602. Mit <strong>de</strong>n doppelten und allen muaʿallaq-Ḥadīṯe sind es<br />
über 9000.<br />
In Ṣaḥīḥ Muslim sind es, ohne Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holungen, ca. 4000 Ḥadīṯe. Muḥammad Fu̕ād ʿAbdul-<br />
Bāqī zählte 3033. Mit Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holungen sind es ca. 10000 Ḥadīṯe, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e sagen 12000.<br />
Was ist hier überhaupt mit einem Ḥadīṯ gemeint? Antwort: Je<strong>de</strong> einzelne Überlieferung.<br />
Wenn also eine Aussage <strong>de</strong>s Propheten von zwei verschie<strong>de</strong>nen Ṣaḥābis überliefert wird,<br />
sind es zwei Ḥadīṯe und nicht einer. Betrachtet man allerdings <strong>de</strong>n Matn, so han<strong>de</strong>lt es sich<br />
um <strong>de</strong>nselben Ḥadīṯ, wie im Falle von mutawātir-Ḥadīṯen.<br />
Die bei<strong>de</strong>n ̕Imāme Buḫārī und Muslim haben keineswegs alle ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe gesammelt.<br />
Vielmehr hatten sie es gar nicht vor. Über al-Buḫārī wird überliefert, dass er gesagt hat:<br />
„Ich habe hier nur Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe aufgenommen, aber ich habe mehr Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe<br />
ausgelassen als hier gesammelt.“ ̕Imām Muslim sagte: „Nicht je<strong>de</strong>n Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯ habe ich<br />
hier aufgenommen.“<br />
Außer<strong>de</strong>m sagte Buḫārī: „Ich kenne 100000 Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe und 200000 Ḥadīṯe, die nicht Ṣaḥīḥ<br />
sind.“ Gewertet wird je<strong>de</strong> Aussage, auch wenn sie einem Ṣaḥābī zugeschrieben wer<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
einem Tābiʿī. Es geht also nicht nur um marfūʿ-Ḥadīṯe. Und je<strong><strong>de</strong>r</strong> einzelne<br />
Überlieferungsweg wird ebenfalls extra gezählt.<br />
Al-Ḥākim hat in seinem Werk „Al-Mustadrak“ versucht Ḥadīṯe zu sammeln, die die<br />
Bedingung von Buḫārī und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> Muslim erfüllen.
Muḥammad Ibn Yaʿqūb Al-̕Aḫram, ein Lehrer von Al-Ḥākim sagte: „Sie (bei<strong>de</strong>) haben nur<br />
wenige Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe ausgelassen.“ Doch diese Aussage ist nicht richtig. Vielleicht meinte er<br />
diejenigen Ḥadīṯe, die auf <strong><strong>de</strong>r</strong> höchsten Stufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Authentizität stehen.<br />
Nawawī ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass die bei<strong>de</strong>n Werke zusammen mit ̕Abū Dāwūd, Tirmiḏī und<br />
Nasā̕ī nur sehr wenige Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe ausgelassen haben. Doch auch diese Aussage ist nicht<br />
astrein, weswegen es die Sammlung „Maǧmaʿ Az-Zawā̕id“ von Al-Hayṯamī gibt. Auch in<br />
Sunan Ibn Māǧah gibt es Ḥadīṯe, die es nicht in <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en fünf gibt.<br />
11.2 Woher weiß man, dass ein Ḥad<br />
adīṯ Ṣaḥīḥ ist?<br />
وخ ُذ ْه حيث ُ حافظ ٌ عل َيه ن َص<br />
ك َابن ِ خ ُزيمة َ ويت ْل ُو مسلما<br />
ومن مصن َّف ب ِجمعه يخ َص<br />
وأَولِه البستي ث ُم الحاكما<br />
-59<br />
-60<br />
Suyūṭī lehrt uns zwei Wege um zu wissen, dass ein Ḥadīṯ ṣaḥīḥ ist.<br />
a) Ein ʾImām <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ-Wissenschaft, ein Ḥāfiẓ, stuft einen Ḥadīṯ als ṣaḥīḥ ein und diese<br />
Aussage kann auf ihn authentisch zurückgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
b) Ein Ḥadīṯ befin<strong>de</strong>t sich in einem Werk, <strong>de</strong>ssen Autor nur ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe aufnehmen<br />
wollte. Dazu gehören folgen<strong>de</strong> Sammlungen:<br />
1. „Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī“ 110<br />
2. „Ṣaḥīḥ Muslim“. 111<br />
3. „Ṣaḥīḥ Ibn Ḫuzaymah“ 112<br />
4. „Ṣaḥīḥ Ibn Ḥibbān“ 113<br />
5. „Al-Mustadrak ʾalā Aṣ-Ṣaḥīḥayn“ von Al-Ḥākim 114 . In dieser Ḥadīṯ-Sammlung hat Al-<br />
Ḥākim diejenigen Ḥadīṯe aufgenommen, die seiner Ansicht die Bedingungen von<br />
Buḫārī und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> Muslim erfüllen. 115<br />
Die ersten bei<strong>de</strong>n Werke sind allerdings die einzigen quasi unangefochteten. Bei <strong>de</strong>n<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en gibt es auch ḍaʽīf-Ḥadīṯe.<br />
وك َم ب ِه ت َساهلٌ حت َى ورد<br />
فيه مناكر وموضوع يرد<br />
-61<br />
„Al-Mustadrak“ beinhaltet auch ḍaʽīf-Ḥadīṯe, sogar solche, die als „mauḍūʽ“ eingestuft<br />
wor<strong>de</strong>n sind.<br />
Man sagt, ihn habe <strong><strong>de</strong>r</strong> Tod ereilt, noch bevor er sein Werk ausbessern konnte.<br />
ʾImām Aḏ-Ḏahabī 116 hat die Einstufungen von Al-Ḥākim überprüft. Wenn er die Einstufung<br />
von Al-Ḥākim bestätigt, wird das Urteil <strong>de</strong>s Letzteren gestärkt. Dennoch kann man sich<br />
nicht 100% darauf verlassen. Sollte er ihm wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen und einen Ḥadīṯ als ḍaʽīf<br />
110<br />
Der vollständige Titel lautet „Al-Ǧāmiʽ Aṣ-Ṣaḥīḥ Al-Musnad min Ḥadīṯ Rasūl Aḷḷāh ṣallaḷ-ḷāh ʾalayh wa sallam<br />
wa Sunanih wa ʾAyyāmih“<br />
111<br />
Originaltitel: „Aṣ-Ṣaḥīḥ Al-Ǧāmiʽ“<br />
112<br />
Muḥammad Ibn ʾIsḥāq Ibn Ḫuzaymah Ibn Al-Muġīrah Ibn Ṣāliḥ Ibn Bakr, gest. 311 n.H.<br />
113<br />
ʾAbū Ḥātim Muḥammad Ibn Ḥibbān Ibn ʾAḥmad Ibn Ḥibbān Ibn Muʽāḏ Ibn Maʽbad At-Taymī Ad-Dārimī Al-<br />
Bustī, gest. 354 n. H. Al-Hayṯamī (ʼAlī Ibn ʾAbī Bakr Ibn Sulaymān, gest. 807 n. H.) hat in „Mawārid Aẓ-Ẓamʾān<br />
ʾilā Zawāʾid Ibn Ḥibbān“ diejenigen Ḥadīṯe gesammelt, die in „Ṣaḥīḥ Ibn Ḥibbān“, aber we<strong><strong>de</strong>r</strong> in „Ṣaḥīḥ Al-<br />
Buḫārī“ noch in „Ṣaḥīḥ Muslim“ befin<strong>de</strong>n.<br />
114<br />
ʾAbū ʽAbdillāh Al-Ḥākim Muḥammad Ibn ʽAbdillāh Ibn Muḥammad Ibn Ḥamdūyah Ibn Nuʽaym Ibn Al-Ḥakam<br />
Aḍ-Ḍabbī Aṭ-Ṭahmānī An-Naysabūrī, gest. 405 n. H.<br />
115<br />
Der Titel „Al-Mustadrak“ erweckt <strong>de</strong>n Anschein, dass er darin diejenigen Ḥadīṯe aufgenommen hat, die<br />
Buḫārī und Muslim „unter die Lappen“ gekommen sind. Doch dies ist nicht korrekt, <strong>de</strong>nn sie haben gar nicht<br />
<strong>de</strong>n Anspruch erhoben, alle ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe zu sammeln.<br />
116<br />
ʾAbū ʽAbdillāh Muḥammad Ibn ʾAḥman Ibn ʽUṯmān Ibn Qāymāz Aḏ-Ḏahabī, gest. 748 n. H.
einstufen, kann man sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel darauf verlassen. Und wenn er über einen Ḥadīṯ<br />
schweigt, muss man sich zunächst zurückhalten.<br />
Man sagt, Aḏ-Ḏahabī habe alle Mauḍūʽ-Ḥadīṯe gesammelt, es waren 100, also wenig im<br />
Vergleich zur Gesamtzahl 8956.<br />
وابن الصلاح ِ ق َالَ :<br />
جريا عل َى امتناع ِ أَن<br />
ما ت َف َردا<br />
يصححا<br />
وغ َيره جوزه وهو الأَبر<br />
ف َحسن إِلا َّ لِضعف ف َارددا<br />
في عصر ِن َا ك َما إِل َيه جن َحا<br />
ف َاحك ُم هن َا ب ِما<br />
ل َه أَدى الن َّظ َر<br />
-62<br />
-63<br />
-64<br />
Ibn Aṣ-Ṣalāḥ war <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong>n Ansicht: Wenn Ḥadīṯ nur in „Al-Mustadrak“ steht und<br />
keiner ihn als ḍaʽīf eingestuft hat, dann gilt <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ als ḥasan.<br />
Dies sagte er, weil manche seiner Generation <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht waren, man müsse sich auf die<br />
Einstufungen (Verifizierungen) <strong><strong>de</strong>r</strong> vorigen Gelehrte stützen. Man war <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, dass<br />
man ab <strong>de</strong>m 7. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t keine Ḥadīṯe mehr als ṣaḥīḥ einstufen darf, die nicht schon von<br />
vorigen Gelehrten so eingestuft wur<strong>de</strong>n.<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gelehrte waren da ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Ansicht und dies ist auch laut Suyūṭī die richtigere<br />
Ansicht. Zu diesen gehören aus <strong>de</strong>m 7. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t, also aus <strong>de</strong>mselben Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t wie Ibn<br />
Aṣ-Ṣalāḥ: Al-Munḏirī 117 , An-Nawawī 118 und Aḍ-Ḍiyāʾ Al-Maqdisī 119 .<br />
Aus <strong>de</strong>m 8. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t: Al-Mizzī 120 , Ibn Taymiyyah, Ibn Al-Qayyim, Ibn Kaṯīr, Ibn Raǧab und<br />
viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e.<br />
Aus <strong>de</strong>m 9. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t: u. a. Ibn Ḥaǧar.<br />
ما ساهلَ البستي في كت َاب ِه<br />
بلْ ش َرط ُه خ َف َّ وق َد وف َّى ب ِ ه<br />
-65<br />
Ibn Ḥibbān hat laut Suyūṭī, im Gegensatz zu Al-Ḥākim, nicht zu leichtsinnig gehan<strong>de</strong>lt.<br />
Vielmehr habe er nicht nur ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe aufgenommen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch ḥasan- Ḥadīṯe. Wie<br />
<strong>de</strong>m auch sei: Bei<strong>de</strong> Ḥadīṯ-Arten sind verbindlich.<br />
11.3 Al-Musta<br />
Mustaḫra<br />
raǧ<br />
واست َخ ْرجواع َلى<br />
الصحيحين ِ ب ِأَن<br />
لا من ط َر ِيق من إِل َيه عمدا<br />
ف َربما<br />
ت َف َاوت َت ْ معن ًى ، وفي<br />
إِل َيه ِما ، ومن عزا أَرادا<br />
يرو ِي أَحاديث َ كت َاب ٍ حيث ُ عن<br />
مجت َمعا في ش َيخه ف َصاعدا<br />
ل َف ْظ ك َثيرا ، ف َاجت َنب أَن ت ُض ف<br />
ب ِذ َلِك الأَصلَ وما أَجادا<br />
-66<br />
-67<br />
-68<br />
-69<br />
Der Autor eines Mustaḫraǧ überliefert selbst Ḥadīṯe eines Werkes, das er sich vorgenommen<br />
hat, mit einem ʾIsnād, <strong><strong>de</strong>r</strong> beim selben Lehrer wie <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Werkes en<strong>de</strong>t o<strong><strong>de</strong>r</strong> beim Lehrer<br />
dieses Lehrers usw. Den Autor nennt man Mustaḫriǧ. In seinem ʾIsnād kommt <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor <strong>de</strong>s<br />
Werkes nicht vor. Es gibt viele Mustaḫraǧs, am meisten für die bei<strong>de</strong>n ṣaḥīḥ-Werke, und<br />
davon beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s ṣaḥīḥ-Muslim. Für ṣaḥīḥ-Muslim gibt es ca. 20 Mustaḫraǧs.<br />
Beispiele für Mustaḫraǧs:<br />
• ʼAbū Nuʽāym 121 für bei<strong>de</strong> ṣaḥīḥ-Werke<br />
117<br />
Gest. 656 n. H.<br />
118<br />
ʾAbū Zakariyyā Yaḥyā Ibn Šaraf An-Nawawī, gest. 676 n. H.<br />
119<br />
ʾAbū ʽAbdillāh Muḥammad Ibn ʽAbd Al-Wāḥid As-Saʽdī Al-Maqdisī (569-643 n. H.). Zu seinen Lehrern gehört<br />
Al-Ḥāfiẓ ʽAbd Al-Ġanī Al-Maqdisī (gest. 600 n. H.) und sein Onkel väterlicherseits Al-Muwaffaq Ibn Qudāmah<br />
(gest. 620 n. H.).<br />
120<br />
Ǧamāl Ad-Dīn ʾAbū Al-Ḥaǧǧāǧ Yūsuf Ibn ʽAbdir-Raḥmān Al-Mizzī, gest. 742 n. H.<br />
121<br />
ʼAbū Nuʽaym ʾAḥmad Ibn ʽAbdillāh Ibn ʾAḥmad Ibn ʾIsḥāq Ibn Mūsā Ibn Mahrān Al-Harrānī Al-ʾAṣbahānī,<br />
gest. 430 n. H.
• ʼAbū ʽAwānah 122 für Muslim<br />
• Al-ʾIsmāʽīlī für Buḫārī<br />
Selten kommt es bei <strong>de</strong>n Ḥadīṯen <strong>de</strong>s Mustaḫraǧ zu verschie<strong>de</strong>nen Be<strong>de</strong>utungen, <strong>de</strong>nnoch<br />
kommt es oft zu unterschiedlichen Wortlauten. Dies gibt es sogar innerhalb eines Ḥadīṯ-<br />
Werkes, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor einen Ḥadīṯ über verschie<strong>de</strong>ne ʾIsnāds überliefert.<br />
Befin<strong>de</strong>t sich ein Ḥadīṯ beispielsweise im Mustaḫraǧ von ʼAbū ʽAwānah, darf man ihn nicht<br />
ṣaḥīḥ-Muslim zuschreiben.<br />
واحك ُم ب ِصحة لِما يز ِيد<br />
ف َهو مع العل ُو ِ ذ َا يفي د<br />
-70<br />
وك َث ْرة َ الط ُّرق و ت َبيين ال َّذي<br />
أُبه ِم أَو أُهملَ أَو سما َع ذي<br />
-71<br />
ت َدلِيس ٍ او مخ ْت َلط<br />
وك ُل ُّ ما<br />
أُعل َّ في الصحيح ِ من ْه سلما<br />
-72<br />
Sollte sich im Mustaḫraǧ eine zusätzliche Be<strong>de</strong>utung befin<strong>de</strong>n, die authentisch überliefert<br />
wor<strong>de</strong>n ist, ist sie relevant; ebenso sind die Mustaḫraǧs in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hinsicht nützlich, dass sie<br />
kürzere ʾIsnāds beinhalten können. Auch stärken die zusätzlichen ʾIsnāds <strong>de</strong>n im<br />
ursprünglichen Werk erwähnten Ḥadīṯ. Sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor <strong>de</strong>s Werkes einen Überlieferer<br />
nicht namentlich erwähnt haben (Mubham), fin<strong>de</strong>t man <strong>de</strong>n Namen gelegentlich im<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Mustaḫraǧ. Manchmal erwähnt <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor <strong>de</strong>s Werkes einen Namen, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
mehreren Personen zugeschrieben wer<strong>de</strong>n kann (Muhmal). Im Mustaḫraǧ fin<strong>de</strong>t man<br />
manchmal <strong>de</strong>s Rätsels Lösung.<br />
Die ʽAnʽanah eines Mudallis kann auch auf diesem Weg umgangen wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Mustaḫraǧ gibt uns auch Aufschluss darüber, ob ein Überlieferer vor o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach <strong>de</strong>m<br />
ʾIḫtilāṭ vom Muḫtaliṭ gehört hat.<br />
As-Suyūṭī sagte, dass jegliche erwähnte ʽIllah in Bezug auf die bei<strong>de</strong>n ṣaḥīḥ-Werke durch die<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Mustaḫraǧs beseitigt wird.<br />
11.4 Wann darf man aus einem Werk zitieren?<br />
خاتمة<br />
لأَِخ ْذ مت ْن ٍ من مصن ِّف يج ِب<br />
عرض عل َى أَصلٍ،وعدة ن ُدب<br />
-73<br />
ومن لِن َق ْلٍ في الحديث ش َرط َا<br />
ر ِواية ً ول َو مجازا<br />
غ ُل ِّط َا<br />
-74<br />
Will man aus einem Ḥadīṯ-Werk zitieren, muss man sich auf eine originale Fassung <strong>de</strong>s<br />
Werkes stützen, besser wäre es sich auf mehrere zu stützen.<br />
Es ist falsch zu sagen, dass man erst zitieren darf, wenn man selbst dieses Werk mit einem<br />
ʾIsnād überliefert o<strong><strong>de</strong>r</strong> zumin<strong>de</strong>st eine ʾIǧāzah (Erlaubnis einer Person, die dieses Werk<br />
selbst überliefert) 123 haben muss.<br />
12 Definition eines ḥasan<br />
asan-Ḥad<br />
adīṯes<br />
الحسن<br />
المرت َضى في حده ما ات َّصلا<br />
ب ِن َق ْلِ عدلٍ ق َل َّ ضبط ُه ولا<br />
- 75<br />
ش َذ َّ ولا<br />
عل ِّلَ ول ْيرت َّ ِب<br />
مراتبا والاحتجاج ِ يجت َب ِي<br />
- 76<br />
122<br />
ʼAbū ʽAwānah Yaʽqūb Ibn ʾIsḥāq Ibn ʾIbrāhīm An-Naysābūrī Al-ʾAsfarānī, gest. 316 n. H.<br />
123<br />
Gemeint hier ist, dass eine solche Person einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ein Werk in die Hand gibt und ihm sagt: „Ich<br />
erlaube dir dieses Werk über mich zu überliefern.“ Diese Form <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIǧāzah ist die schwächste Form. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
sind: einem Lehrer vorlesen und wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer selbst vorliest.
أَل ْف ُق َها وجل ُّ أَهلِ ال ْعل ْ ِم<br />
أَت َى من ف َإِن<br />
ط ُرق اخ ْرى ين ْمي<br />
- 77<br />
إِل َى الصحيح ِ ، أَي لِغ َير ِه، ك َما<br />
ضعف ًا لِسوءالحف ْظ أَوإِرسالٍ ا ْو<br />
مج ِيئَه من ج ِهة أُخ ْرى ، و ما<br />
الحسن ِ ال َّذي ق َد وسما إِل َى يرق َى<br />
ت َدلِيس ٍ ا ْو جهال َة إِذ َا رأَوا<br />
ك َان لِفسق ا ْو يرى مت َّهما<br />
- 78<br />
- 79<br />
- 80<br />
يرق َى عن ِ الإِن ْك َار ِ ب ِالت َّعدد<br />
بلْ ربما يصير ك َال َّذي بدي<br />
- 81<br />
Die Bedingungen für einen ḥasan-Ḥadīṯ sind dieselben wie für einen ṣaḥīḥ-Ḥadīṯ, nur dass<br />
die Genauigkeit (Ḍabṭ) eines Überlieferers nicht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> höchsten Stufe ist. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> ḥasan-<br />
Ḥadīṯ darf also we<strong><strong>de</strong>r</strong> šāḏḏ sein noch eine ʽIllah beinhalten. Und <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād muss ebenfalls<br />
geschlossen sein.<br />
Diejenigen Ḥadīṯe, die als ḥasan eingestuft wor<strong>de</strong>n sind, sind nicht alle gleichwertig.<br />
Manche können authentischer sein als an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, genauso wie im Falle <strong><strong>de</strong>r</strong> ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe.<br />
Die Fiqh-Gelehrten und die meisten an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gelehrten verwen<strong>de</strong>n ḥasan-Ḥadīṯe als Beweis.<br />
Ḥasan-Ḥadīṯe zu verwerfen ist eine extreme Ansicht. Ḥadīṯe sollte man nur verwerfen,<br />
wenn die Ursache einen wirklichen Einfluss auf die Überlieferung eines Überlieferers hat.<br />
Ḥasan-Ḥadīṯe können sich gegenbenenfalls gegenseitig stärken, so dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ die Stufe<br />
eines ṣaḥīḥ-Ḥadīṯes erreicht. In diesem Fall nennt man <strong>de</strong>n Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong> an sich ḥasan ist,<br />
„ṣaḥīḥ liġayrihī“, was soviel be<strong>de</strong>utet wie: „ṣaḥīḥ aufgrund an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Überlieferungswege“.<br />
Ähnliches gilt für Ḥadīṯe, die wir aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Ungenauigkeit eines Überlieferers, weil<br />
jemand Ḥadīṯe schlecht auswendig kannte, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād mursal ist, jemand Tadlīs<br />
gemacht hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Überlieferer unbekannt ist, zunächst einmal zur Seite stellen müssen:<br />
Gegebenenfalls können solche Ḥadīṯe, die an sich ḍaʽīf sind, sich gegenseitig stärken, so dass<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ ḥasan wird, man sagt in diesem Fall: „ḥasan liġayrihī“, was soviel be<strong>de</strong>utet wie:<br />
„ḥasan aufgrund an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Überlieferungswege“.<br />
Ḥadīṯe können sich allerdings nur gegenseitig stärken, wenn sich in <strong>de</strong>n ʾIsnāds keiner<br />
befin<strong>de</strong>t, <strong><strong>de</strong>r</strong> als Lügner abgestempelt wor<strong>de</strong>n ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> jemand, <strong>de</strong>m das Lügen zum Vorwurf<br />
gemacht wor<strong>de</strong>n ist. Es darf also keine Person sein, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Vertrauenswürdigkeit (Ṯiqah)<br />
und Rechtschaffenheit (ʽAdālah) in Frage gestellt ist. Verschie<strong>de</strong>ne ʾIsnāds, die jeweils<br />
Lügner beinhalten, schwächen sich sogar. Suyūṭī war <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass solche Ḥadīṯe<br />
durchaus ḥasan sein können. Deshalb ist auf sein Urteil in dieser Hinsicht kein<br />
hun<strong><strong>de</strong>r</strong>tprozentiger Verlass.<br />
12.1 Die vier Sunan-Werke<br />
وال ْك ُت ُب الأَربع ث َمت َ السن َن<br />
لِلدارق ُط ْني من مظن َّات الحسن<br />
Die folgen<strong>de</strong>n vier Werke versteht man unter <strong>de</strong>n „vier Sunan-Werken“:<br />
1. Sunan An-Nasāʾī<br />
2. Sunan ʼAbī Dāwūd<br />
3. Ǧāmiʽ At-Tirmiḏī<br />
4. Sunan Ibn Māǧah<br />
Die Gelehrten haben sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s um die Überlieferer dieser Werke gekümmert.<br />
Folgen<strong>de</strong> Werke gibt es diesbezüglich:<br />
• Al-Kamāl von Al-Maqdisī<br />
• Tahḏīb Al-Kamāl von Al-Mizzī<br />
• Tahḏīb At-Taḥḏīb von Ibn Ḥaǧar<br />
• Tahḏīb At-Taḥḏīb von Aḏ-Ḏahabī<br />
• Taqrīb At-Tahḏīb von Ibn Ḥaǧar<br />
- 82
• Ḫulāṣah At-Tahḏīb von Al-Ḫazraǧī<br />
• Al-Kāšif von Aḏ-Ḏahabī<br />
Ebenso gibt es in Bezug auf diese Werke (inklusive Buḫārī und Muslim) Bücher, welche<br />
„ʾAṭrāf“ genannt wer<strong>de</strong>n. Sie beinhalten einen Teil <strong>de</strong>s Ḥadīṯes und verweisen auf die<br />
entsprechen<strong>de</strong>n ursprünglichen Quellen. Zu diesen gehören:<br />
• Tūfah Al-ʾAšrāf von Al-Mizzī<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gelehrte haben zu <strong>de</strong>n 6 Büchern auch <strong>de</strong>n Muwaṭṭaʾ von ʾImām Mālik gezählt<br />
anstatt Ibn Māǧah. Eines dieser ʾAṭrāf ist „Ǧāmiʽ Al-ʾUṣūl“ von Ibn Al-ʾAṯīr (gest. 606). Wer<br />
ḥasan-Ḥadīṯe sucht, wird u. a. in <strong>de</strong>n 4 Sunan-Werken und „Sunan Ad-Dāraquṭnī“ fündig<br />
wer<strong>de</strong>n. Dies be<strong>de</strong>utet aber nicht, dass sich darin keine ṣaḥīḥ- und ḍaʽīf-Ḥadīṯe befin<strong>de</strong>n.<br />
ق َالَ أَبو داود عن كت َاب ِه<br />
وما ب ِه وهن أَق ُلْ وحيث ُ لا<br />
ما ل َم يضعف ْه ولا صح حسن<br />
ف َإِن يق ُلْ<br />
ق َد يبل ُغ ُ الصحة َ ل َه<br />
ذ َك َرت ُ ما صح وما يش َاب ِه<br />
ف َصالِح ، ف َابن الصلاح ِ جعلا<br />
ل َديه مع جواز ِ أَن َّه وهن<br />
ق ُل ْن َا :<br />
احتياط ًا حسن ًا ق َد جعل َه<br />
:<br />
-83<br />
-84<br />
-85<br />
-86<br />
ʼAbū Dāwūd sagte über sein Sunan-Werk, dass er diejenigen Ḥadīṯe, welche nicht<br />
authentisch sind, <strong>de</strong>mentsprechend kommentiert. Wenn er aber über einen Ḥadīṯ nichts<br />
sagt, ist er ṣāliḥ, was laut Ibn Aṣ-Ṣalāḥ soviel be<strong>de</strong>utet wie, dass er min<strong>de</strong>stens ḥasan ist.<br />
12.2 Einwän<strong>de</strong> gegen die Definition <strong>de</strong>s ḥasan<br />
asan-Ḥad<br />
adīṯes<br />
12.2.1 Erster Einwand<br />
Wieso bezeichnete Ibn Aṣ-Ṣalāḥ die von ʼAbū Dāwūd uneingestuften Ḥadīṯe alle als ḥasan,<br />
wo doch die Ḥadīṯe auch ṣaḥīḥ sein können?<br />
Die Antwort lautet: ḥasan <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorsicht halber, <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ könnte auch ṣaḥīḥ sein.<br />
Die Ansicht von Ibn Aṣ-Ṣalāḥ ist wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um darauf aufgebaut, dass er die Ansicht vertritt,<br />
man dürfe ab seiner Epoche keine Ḥadīṯe mehr einstufen. Vielmehr müsse man sich auf die<br />
Einstufungen <strong><strong>de</strong>r</strong> vorigen Gelehrten stützen.<br />
:<br />
ف َإِن يق ُلْ :<br />
ف َاحت َاج أَن ين ْز ِلَ<br />
ف َمسلم يق ُولُ<br />
لا<br />
لِل ْمصد ق<br />
هلا َّ ق َضى في الط َّبق َات الث َّانيه<br />
أَج ِب ب ِأَن مسلما فيه ش َرط ْ<br />
يجمع جمل َة َ الصحيح ِ الن ُّبلا<br />
وإِن يك ُن في حف ْظه لا يرت َقي<br />
ب ِالحسن ِ مث ْلَ ماق َضى في الماضيه<br />
ماص ح ف َامن َع أَن لِذي الحسن ِ يحط ْ<br />
-87<br />
-88<br />
-89<br />
-90<br />
12.2.2 Zweiter Einwand<br />
Jemand mag vielleicht folgen<strong>de</strong>n Einwand haben: „ʾImām Muslim selbst sagte, dass nicht<br />
nur die großen Gelehrten alle ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe gesammelt haben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch solche, die<br />
nicht die höchste Einstufung seitens <strong><strong>de</strong>r</strong> Überliefererkritiker erhalten haben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n „nur“<br />
als „ṣadūq“ (sprachlich: ehrlich) bezeichnet wor<strong>de</strong>n sind. Um alle authentischen Ḥadīṯe zu<br />
sammeln, musste ʾImām Muslim auch die Überlieferungen Überlieferer zweiter Klasse<br />
sammeln. Warum hat dann Ibn Aṣ-Ṣalāḥ nicht auch solche Überlieferungen in Ṣaḥīḥ Muslim<br />
als ḥasan eingestuft, wie er es mit <strong>de</strong>n Ḥadīṯen von ʼAbū Dāwūd gemacht hat, welche ja auch<br />
ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe beinhalten? Er hat alle unkommentierten von ʼAbū Dāwūd einfach als ḥasan<br />
eingestuft.“
Die Antwort darauf lautet:<br />
Auch wenn es in Ṣaḥīḥ Muslim Überlieferer gibt, die ṣadūq sind, sind ihre Ḥadīṯe <strong>de</strong>nnoch<br />
ṣaḥīḥ, <strong>de</strong>nn die Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe sind entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> an sich ṣaḥīḥ (liḏātihī) o<strong><strong>de</strong>r</strong> aufgrund an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />
Überlieferungswege, die sich stärken (liġayrihī). ʾImām Muslim hat sich –im Gegensatz zu<br />
ʼAbū Dāwūd- verpflichtet, nur ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe aufzunehmen.<br />
فإِن يق َلْ: في السن َن ِ الصحاح مع<br />
مصاب ِحا وجعلَ الحسان ما<br />
ضعيفها والبغ َو ِي<br />
في سن َن ٍ ق ُل ْن َا:<br />
ق َد جمع<br />
اصطلاح ين ْت َمى<br />
-91<br />
-92<br />
12.2.3 Dritter Einwand<br />
„Al-Baġawī hat in „Maṣābīḥ As-Sunnah“ die Ḥadīṯe je<strong>de</strong>n Kapitels in ṣaḥīḥ- und ḥasan-<br />
Ḥadīṯe eingeteilt. Die ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe sind diejenigen, die aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n ṣaḥīḥ-Werken<br />
stammen, die ḥasan- aus <strong>de</strong>n vier Sunan-Werken.“<br />
Die Antwort: Diese Einteilung ist seine persönliche. Solche Einstufungen sind reine<br />
Definitionssache. Wenn man weiß, was ein Autor mit einem bestimmten Ausdruck meint,<br />
ist die Angelegenheit unproblematisch.<br />
يرو ِي أَبو داود أَق ْوى ما وجد<br />
والن َّسئِي من ل َم يك ُون ُوا ات َّف َق ُوا<br />
ب ِال ْخ َمسة<br />
ابن ماجة، قي َل:<br />
ومن<br />
ت َساهلَ ال َّذي عل َيها أَط ْل َق َا<br />
ودون َها مساند و ال ْمعت َلي<br />
ث ُم الضعيف َ حيث ُ غ َيره ف َق َد<br />
ت َرك ًا ل َه والآخرون أل ْحق ُوا<br />
ماز ب ِه ِم ف َإِن فيه ِمو وهن<br />
صحيحة ً والدار ِمي وال ْمن ْت َق َى<br />
من ْها ال َّذي لأَِحمد و الحن ْظ َلي<br />
-93<br />
-94<br />
-95<br />
-96<br />
-97<br />
12.2.4 Weitere Vorgehensweise von ʼAbū Dāwūd und An-Nas<br />
Nasāʾī<br />
ʼAbū Dāwūd erwähnt in je<strong>de</strong>m Kapitel die authentischsten Ḥadīṯe, die er kennt. Wenn er<br />
keine authentischen fin<strong>de</strong>t, erwähnt er solche, die weniger authentisch sind, sogar ḍaʽīf.<br />
An-Nasāʾī nahm auch Ḥadīṯe solcher Überlieferer auf, über <strong><strong>de</strong>r</strong>en Schwäche sich nicht alle<br />
einig sind.<br />
Zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Ṣaḥīḥ-Werken und <strong>de</strong>n 3 Sunan-Werken fügten viele „Sunan Ibn Māǧah“<br />
aufgrund vieler Ergänzungen hinzu, die dieses Werk <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en gegenüber beinhaltet. Al-<br />
Būṣīrī hat in „Miṣbāḥ Az-Zuǧāǧah“ diejenigen Überlieferungen gesammelt, die sich in<br />
„Sunan Ibn Māǧah“ befin<strong>de</strong>n und nicht in <strong>de</strong>n restlichen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en fünf Werken. Ibn Māǧah<br />
hat auch über einige Überlieferer überliefert, die sich nicht bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en befin<strong>de</strong>n.<br />
Manche von ihnen sind ṯiqah, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e weniger. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e haben „Sunan Ad-Dārimī“ als<br />
sechstes Werk gezählt, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e „Al-Muntaqāʾ“ von Ibn Ǧārūd. 124<br />
Wer die vier weiteren Werke (egal welches das Vierte ist) als ṣaḥīḥ-Werke bezeichnet, irrt<br />
sich, <strong>de</strong>nn es befin<strong>de</strong>n sich darin auch ḍaʽīf-Ḥadīṯe.<br />
12.2.5 Die Musnads<br />
Nach diesen Sunan-Werken kommen die Musnads. Das wertvollste davon ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Musnad<br />
von ʾImām ʾAḥmad, <strong><strong>de</strong>r</strong> ca. 40000 Ḥadīṯe beinhaltet, ebenfalls <strong><strong>de</strong>r</strong> Musnad von ʾIsḥāq Ibn<br />
Rāhūyah Al-Ḥanẓalī. 125<br />
124<br />
ʼAbū Muḥammad ʽAbduḷḷāh Ibn ʼAlī Ibn Al-Ǧārūd An-Naysabūrī, gest. 307 n. H.<br />
125<br />
ʼAbū Yaʽqūb ʾIsḥāq Ibn ʾIbrāhīm Ibn Maḫlad Ibn ʾIbrāhīm Al-Ḥanẓalī Al-Marwazī, bekannt unter Ibn Rāhūyah<br />
bzw. Ibn Rāhawayh, gest. 328 n. H.
12.3 Die Einstufungen n von At-Tirmi<br />
Tirmiḏī<br />
الحك ْم ب ِالصحة و الحسن ِ عل َى<br />
مسألة<br />
مت ْن ٍ رواه الت ِّرمذي، واست َش ْك َلا<br />
- 98<br />
ʾImām At-Tirmiḏī ist dafür bekannt gewor<strong>de</strong>n, für die Einstufungen eines Ḥadīṯes zwei,<br />
sogar drei Begriffe zu verwen<strong>de</strong>n, wie z. B. „ḥasan ṣaḥīḥ“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „ḥasan ṣaḥīḥ ġarīb“. Dieser<br />
Ausdruck ist gemäß <strong>de</strong>m, was wir bisher über die Definition von ḥasan und ṣaḥīḥ gelernt<br />
haben. Des Weiteren hat At-Tirmiḏī nicht gesagt, was er damit meint. Deswegen haben die<br />
Gelehrten darüber verschie<strong>de</strong>ne Ansichten.<br />
12.3.1 Erste <strong>Erläuterung</strong><br />
ف َقيلَ :<br />
يعني الل ُّغ َو ِي ، ويل ْزم<br />
وصف ُ الضعيف،وهو ن ُك ْر ل َهم<br />
- 99<br />
Wenn At-Tirmiḏī <strong>de</strong>n Begriff „ḥasan ṣaḥīḥ“ verwen<strong>de</strong>t, meint er, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhalt in Ordnung<br />
ist (ḥasan), <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād jedoch ṣaḥīḥ.<br />
Aus dieser <strong>Erläuterung</strong> ergäbe sich jedoch, dass man einen ḍaʽīf-Ḥadīṯ auch als ḥasan<br />
bezeichnet dürfte. Außer<strong>de</strong>m ist ḥasan ein Fachwort und darf nicht gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache<br />
verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> Definition <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ-Gelehrten.<br />
12.3.2 Zweite <strong>Erläuterung</strong><br />
وقيلَ :<br />
ب ِاعتبار ِ ت َعداد السن َد<br />
وفيه ش َيء،حيث ُ وصف ُ ما ان ْف َرد<br />
- 100<br />
Die zweite <strong>Erläuterung</strong> besagt, dass ein Ḥadīṯ über mehrere ʾIsnāds überliefert sein kann.<br />
Der Begriff „ḥasan ṣaḥīḥ“ be<strong>de</strong>ute, dass es für ein und <strong>de</strong>nselben Ḥadīṯ ʾIsnāds gibt, die<br />
ḥasan sind und auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, die ṣaḥīḥ sind.<br />
Das Problem dieser <strong>Erläuterung</strong> ist, dass es Ḥadīṯe gibt, die er als „ḥasan ṣaḥīḥ“ eingestuft<br />
hat, für die es allerdings nur einen ʾIsnād gibt.<br />
12.3.3 Dritte, vierte und fünfte <strong>Erläuterung</strong><br />
ما وقيلَ :<br />
ت َل ْق َاه يحو ِي العل ْيا<br />
ف َذ َاك حاو ٍ أَبدا لِلدن ْيا<br />
- 101<br />
:<br />
ك ُل ُّ صحيح ٍ حسن لا ين ْعكس<br />
وقيلَ<br />
هذ َا حيث ُ رأْي يل ْت َب ِس<br />
- 102<br />
Da je<strong><strong>de</strong>r</strong> ṣaḥīḥ-Ḥadīṯ auch ḥasan ist, jedoch nicht umgekehrt, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausdruck an sich kein<br />
Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch.<br />
Die vierte <strong>Erläuterung</strong> besagt, dass At-Tirmiḏī sich nicht hun<strong><strong>de</strong>r</strong>tprozentig entschei<strong>de</strong>n<br />
konnte, ob er ihn als ḥasan o<strong><strong>de</strong>r</strong> ṣaḥīḥ einstufen soll, weil er nicht ganz die Stufe von ṣaḥīḥ<br />
erreicht, jedoch mehr als nur ḥasan ist.<br />
وصاحب الن ُّخ ْب ة :<br />
ذ َا إِن ان ْف َرد<br />
إِسن َاده ، والث َّان ِ حيث ُ ذ ُو عدد<br />
- 103<br />
Die fünfte Auslegung (von Ibn Ḥaǧar) besagt, dass er ḥasan ṣaḥīḥ ist, weil es nur <strong>de</strong>n einen<br />
ʾIsnād gibt und er sich nicht sicher ist, ob er ihn als ḥasan o<strong><strong>de</strong>r</strong> ṣaḥīḥ einstufen soll. Insofern<br />
ist diese fünfte Ansicht dieselbe wie die vierte. Wenn es allerdings mehrere ʾIsnāds gibt, ist<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> eine ʾIsnād ḥasan und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ ingesamt ṣaḥīḥ, weil die ʾIsnāds sich gegenseitig<br />
stärken.<br />
12.3.4 Die Ansicht von As-Suy<br />
Suyūṭī<br />
وق َد<br />
بدا لِي فيه معن َيا ِن<br />
ل َم يوجدا لأَهلِ هذ َا الش َّا ِن<br />
-104
أَي حسن لِذ َاته صحيح<br />
أَو حسن عل َى ال َّذي ِ ب ِه يحد<br />
لِغ َير ِه ، ل َما بدا الت َّرج ِيح<br />
وهو أَصح ما هن َاك ق َد ورد<br />
-105<br />
-106<br />
Suyūṭī hat zwei Auslegungen:<br />
Die erste Auslegung besagt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād ḥasan ist und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ ṣaḥīḥ. Der ʾIsnād ist also<br />
an sich ḥasan (ḥasan liḏātihī) und <strong><strong>de</strong>r</strong> Matn ṣaḥīḥ aufgrund an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Überlieferungen, die<br />
ihn stärken (ṣaḥīḥ liġayrihī).<br />
Die zweite Auslegung besagt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ-Wissenschaft ḥasan ist, jedoch<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> authentischste Ḥadīṯ ist, was die Thematik <strong>de</strong>s Matn angeht.<br />
12.3.5 Übersicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausdrücke von At-Tirmi<br />
Tirmiḏī<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Auslegungen stammen von ʾImām Al-ʾAlbānī:<br />
Tirmiḏīs Ausdruck<br />
Normierter Ausdruck<br />
Ġarīb<br />
ḍaʽīf<br />
ḥasan ṣaḥīḥ ġarīb<br />
ṣaḥīḥ liḏātihī<br />
ḥasan ṣaḥīḥ<br />
ṣaḥīḥ liġayrihī<br />
ḥasan ġarīb<br />
ḥasan liḏātihī<br />
ḥasan<br />
ḥasan liġayrihī<br />
12.4 Ein Urteil über einen ʾIsnād ist nicht mit einem Urteil über <strong>de</strong>n Matn<br />
gleichzusetzen<br />
والحك ْم<br />
ب ِالصحة لِلإِسن َا د<br />
لِعل َّة أَو لِش ُذ ُوذ واحك ُ ِم<br />
والحسن ِ دون المت ْن ِ لِلن ُّق َّا د<br />
لِل ْمت ْن ِ إِن أُط ْل َق َ ذ ُو حف ْظ ن ُمي<br />
-107<br />
-108<br />
Wenn ein Gelehrter einen ʾIsnād als ḥasan o<strong><strong>de</strong>r</strong> ṣaḥīḥ usw. einstuft, ist dies noch kein Urteil<br />
über <strong>de</strong>n Matn. Es kann in Bezug auf <strong>de</strong>n Matn Grün<strong>de</strong> geben, warum <strong><strong>de</strong>r</strong> Matn nicht<br />
dasselbe Urteil erhält wie <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād, wie z. B. eine ʽIllah, Šuḏūḏ.<br />
Wenn allerdings ein großer Gelehrter <strong>de</strong>n Matn bzw. <strong>de</strong>n Ḥadīṯ als ḥasan o<strong><strong>de</strong>r</strong> ṣaḥīḥ usw.<br />
einstuft, übernimmt man dieses Urteil und versteht darunter tatsächlich <strong>de</strong>n Matn und<br />
nicht <strong>de</strong>n ʾIsnād.<br />
12.5 Weitere Ausdrücke für authentische Ḥad<br />
adīṯe<br />
والث َّاب ِت َ الصالِح والمجودا<br />
و لِل ْق َبولِ يط ْلق ُون جيدا وق َربوا مش َبهات من حسْن<br />
وهذه بين الصحي ِح و الحسن أَو يش ْملُ ال ْحسن نزاع ث َاب ِ ُت<br />
وهلْ يخ َص ب ِالصحيح ِ الث َّاب ِ ُت -109<br />
-110<br />
-111<br />
Manche Ḥadīṯ-Gelehrte verwen<strong>de</strong>ten außer ṣaḥīḥ und ḥasan an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Begriffe für Ḥadīṯe, die<br />
maqbūl (akzeptabel) sind und somit authentisch.<br />
• ǧayyid<br />
• ṯābit (wird auch z. T. nur für ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe verwen<strong>de</strong>t)<br />
• ṣāliḥ<br />
• muǧawwad<br />
• maḥfūẓ
• maʽrūf<br />
Ḥadīṯe, die so eingestuft wor<strong>de</strong>n sind, liegen irgendwo zwischen ḥasan und ṣaḥīḥ.<br />
Ein mušabbah-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong> nahe am ḥasan-Ḥadīṯ liegt.<br />
13 Ḍaʽīf<br />
هو ال َّذي عن صف َة الحسن ِ خ َلا<br />
الضعيف<br />
وهو عل َى مراتب ٍ ق َد جعلا<br />
- 112<br />
Ein ḍaʽīf-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Bedingung eines ḥasan-Ḥadīṯes nicht erfüllt. Ḍaʽīf-<br />
Ḥadīṯe sind unauthentisch und unterschiedlich schwach.<br />
وابن الصلاح ِ ف َل َه ت َعديد<br />
إِل َى ك َثير ٍ وهو لا يفيد<br />
- 113<br />
ʼAbū ʽAmr Ibn Aṣ-Ṣalāḥ hat die ḍaʽīf-Ḥadīṯe in viele Kategorien geteilt, die laut Suyūṭī<br />
unnötig viele sind.<br />
Er hat die ḍaʽīf-Ḥadīṯe entsprechend <strong>de</strong>m eingeteilt, wie viele Bedingungen nicht erfüllt<br />
sind, wobei je<strong>de</strong> dieser Bedingung, wie z. B. Geschlossenheit <strong>de</strong>s ʾIsnād, ein Grund dafür ist,<br />
<strong>de</strong>n Ḥadīṯ/ʾIsnād als ḍaʽīf einzustufen. Dann fügte er zu einer Schwachstelle eine zweite<br />
hinzu und somit entstand eine neue Kategorie, für die es zum Teil Namen gibt und zum Teil<br />
nicht.<br />
13.1 Einige schw<br />
s<br />
chwache<br />
ʾIsn<br />
Isnāds über einige Ṣaḥābah<br />
ث ُم عن ِ الصديق الاوهى ك َره<br />
صدق َة ٌ عن ف َرق َد عن مره<br />
- 114<br />
Ṣadaqah Ibn Mūsā Aṯ-Ṯaqīfī Farqad Ibn Yaʽqūb As-Sabaḫī Murrah ʼAbū Bakr<br />
Die Schwachstellen sind Ṣadaqah, welcher von Ibn Ḥaǧar als „ṣadūq lahū ʾauhām“ eingestuft<br />
wur<strong>de</strong>, und Farqad, <strong><strong>de</strong>r</strong> von Ibn Ḥaǧar als „ṣadūq ʽābid layyin al-Ḥadīṯ kaṯīr al-Ḫaṭaʾ“<br />
eingestuft wur<strong>de</strong>.<br />
وال ْبيت عمرو ذ َا عن ِ الجعفي<br />
عن ِ حار ِث الأَعور ِ عن علي<br />
-115<br />
Ein schwacher ʾIsnād über die Familie <strong>de</strong>s Propheten , in diesem Fall ʼAlī:<br />
ʽAmr Ibn Šamr Al-Ǧuʽfī 126 Ǧābir Ibn Yazīd Al-Ǧuʽfī 127 Al-Ḥāriṯ Ibn ʽAbdillāh Al-ʾAʽwar Al-<br />
Hamdānī 128 ʼAlī.<br />
Die größte Schwachstelle ist ʽAmr.<br />
ولأَب ِي هرير َة<br />
السر ِي عن<br />
داود عن والِده أَي وهن<br />
:<br />
-116<br />
Ein schwacher ʾIsnād über ʼAbū Hurayrah:<br />
As-Sarī Ibn ʾIsmāʽīl Dāwūd Ibn Yazīd Al-ʾAudī Yazīd Ibn ʽAbdir-Raḥmān Al-ʾAudī ʼAbū<br />
Hurayrah.<br />
Alle sind als ḍaʽīf eingestuft wor<strong>de</strong>n.<br />
لأَن َ ٍس<br />
داود عن أَب ِيه عن<br />
حف ْصا عن َيت ُ العدني عن ِ الحك َم<br />
أَبان واعدد لأَسانيد اليمن<br />
وغ َير ذ َاك من ت َراج ِم ٍ ت ُضم<br />
Ein schwacher ʾIsnād über ʾAnas Ibn Mālik:<br />
:<br />
-117<br />
-118<br />
126<br />
Ein übler Rāfiḍī, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Ṣaḥābah zu beleidigen pflegte.<br />
127<br />
Ibn Ḥaǧar sagte: Ḍaʽīf, ein Rāfiḍī.<br />
128<br />
Ibn Ḥaǧar sagte unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em, dass seine Überlieferungen zum Teil unauthentisch sind.
Dāwūd Ibn Al-Muḥabbar 129 Al-Muḥabbar Ibn Qaḥḏam 130 ʾAbān Ibn ʼAbī ʽAyyāš 131 <br />
ʾAnas.<br />
Ein schwacher jemenitischer ʾIsnād:<br />
Ḥafṣ Ibn ʽUmar Al-ʽAdanī Al-Ḥakam Ibn ʾAbān Al-ʽAdanī.<br />
Sie bei<strong>de</strong> sind ḍaʽīf. Sie überliefern über ʽIkrimah und dieser wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um über Ibn ʽAbbās.<br />
14 Musnad<br />
:<br />
:<br />
ال ْمسن َد<br />
المسن َد<br />
ال ْمرف ُوع ذ َا ات ِّصالِ<br />
وقيلَ<br />
أَولٌ ، وقيلَ<br />
الت َّالِي<br />
:<br />
-119<br />
Es gibt drei verschie<strong>de</strong>ne Definitionen für einen Musnad-Ḥadīṯ:<br />
1. Ein Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong> sowohl marfuʽ als auch muttaṣil ist. (Al-Ḥākim)<br />
2. Ein Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong> marfuʽ ist. (Ibn ʽAbd Al-Barr)<br />
3. Ein Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong> muttaṣil ist. (ʼAbū Bakr Al-Ḫaṭīb Al-Baġdādī)<br />
Die dritte Definition ist die zu bevorzugen<strong>de</strong>. Es spielt beim musnad-Ḥadīṯ also keine Rolle,<br />
ob die Aussage <strong>de</strong>m Propheten zugeschrieben wird o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Person.<br />
15 Marfūʽ, mauqūf, maqṭūʽ<br />
المرفوع والموقوف والمقطوع<br />
وما يضاف ُ لِلن َّب ِي المرف ُوع ل َو<br />
سواء ال ْموصولُ وال ْمق ْط ُوع في<br />
وما يضف ْ لِت َاب ِع ٍ مق ْط ُوع<br />
من ت َاب ِع ٍ، أَوصاحب ٍ وق ْف ًا<br />
رأَوا<br />
ذ َين ِ، وجعلُ الرف ْع ِ لِل ْوصلِ ق ُفي<br />
وال ْوق ْف ُ إِن ق َيدت َه مسمو ع<br />
- 120<br />
- 121<br />
- 122<br />
Die Definitionen für marfūʽ, mauqūf und maqṭūʽ sind bereits im Abschnitt „ 5“ erwähnt<br />
wor<strong>de</strong>n.<br />
Wenn ein Tābiʽī <strong>de</strong>m Propheten etwas zuschreibt, nennt man <strong>de</strong>n Ḥadīṯ ebenfalls marfūʽ.<br />
Es geht also lediglich darum, wem die Aussage zugeschrieben wird. Der ʾIsnād kann ruhig<br />
ungeschlossen sein.<br />
Ein mauqūf-Ḥadīṯ kann auch die Aussage/Handlung eines Tābiʽīs sein, jedoch muss man dies<br />
ausdrücklich dazu sagen.<br />
15.1 Ausdrücke die darauf hinweisen, dass ein Ḥad<br />
adīṯ marfūʽ ʽ ist<br />
ول ْيعط َ حك ْم الرف ْع ِ في الصوا ِب ن َح و :<br />
ك َذ َا: أُمرن َا ، وك َذ َا<br />
من السن َّة، من صحاب ِي<br />
: ك ُن َّا ن َرى في عهده،أَو عن إِضاف َ ة عرى<br />
- 123<br />
- 124<br />
Die marfūʽ-Ausdrücke kann man in zwei Kategorien einteilen: ein<strong>de</strong>utig und inhaltlich.<br />
Ein<strong>de</strong>utige Ausdrücke sind bspw.:<br />
• Der Gesandte Aḷḷāhs sagte<br />
• Jemand fragte <strong>de</strong>n Gesandten Aḷḷāhs<br />
Inhaltlich als marfūʽ wer<strong>de</strong>n u. a. folgen<strong>de</strong> Ausdrücke gewertet:<br />
129<br />
Ibn Ḥaǧar sagte: matrūk.<br />
130<br />
Ibn Ḥaǧar sagte in „Lisān Al-Mīzān“: ḍaʽīf.<br />
131<br />
Ibn Ḥaǧar sagte: matrūk.
• Ein Ṣaḥābī sagt: Zur Sunnah gehört<br />
• Ein Ṣaḥābī sagt: Uns wur<strong>de</strong> das und das angeordnet<br />
• Ein Ṣaḥābī sagt: Wir waren zur Zeit <strong>de</strong>s Propheten <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass<br />
• Ein Ṣaḥābī sagt: Wir waren <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass<br />
• Ein Ṣaḥābī sagt: Wir pflegten dies und das zur Zeit <strong>de</strong>s Propheten zu tun<br />
• Ein Ṣaḥābī sagt: Wir pflegten dies und das zu tun<br />
Die vorausgegangene <strong>Erläuterung</strong> ist die richtigste. Die zweite besagt, dass die sechs<br />
Beispiele nicht als marfuʽ gewertet wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />
ث َالِث ُها: إِن ك َان لا يخ ْف َى، وفي<br />
ون َحو<br />
ك َان ُوا يق ْرعون بابه<br />
ت َصر ِيحه ب ِعل ْمه ال ْخ ُل ْف ُ ن ُفي<br />
ب ِالظ ُّف ْر ِ ، فيما ق َد رأَوا صوابه<br />
:<br />
- 125<br />
- 126<br />
Die dritte Ansicht unterschei<strong>de</strong>t, ob es im Ḥadīṯ um Dinge geht, die unter <strong>de</strong>n Ṣaḥābah<br />
bekannt gewesen und ein<strong>de</strong>utig sind, wie z. B., dass sie mit <strong>de</strong>n Fingernägeln an <strong><strong>de</strong>r</strong> Tür <strong>de</strong>s<br />
Propheten geklopft haben. Die Tatsache, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs dies gebilligt und<br />
nicht geta<strong>de</strong>lt hat, weist darauf hin, dass ihre Handlung akzeptabel ist.<br />
وما أَت َى ومث ْل ُه ب ِالرأْي ِ لا<br />
يق َالُ إِذ ْ عن سالِف ما حملا<br />
-127<br />
Dasselbe gilt für Aussagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ṣaḥābah, welche Informationen beinhalten, die sie nur vom<br />
Gesandten Aḷḷāhs gehört haben konnten, wie zukünftige Dinge o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Beschreibung<br />
von Sachen, die sie nicht gesehen haben können. Der entsprechen<strong>de</strong> Ṣaḥābī darf aber nicht<br />
bekannt dafür gewesen zu sein, die ʾIsrāʾīliyyāt 132 zu erzählen, wie im Falle von ʽAbduḷḷāh Ibn<br />
ʽAmr Ibn Al-ʽĀṣ, <strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>n Schriften <strong><strong>de</strong>r</strong> Ju<strong>de</strong>n und Christen zu erzählen pflegte.<br />
وهك َذ َا ت َف ْسير من ق َد صحبا<br />
في سبب ِ الن ُّزولِ أَو رأْيا أَبى<br />
-128<br />
Wenn ein Ṣaḥābī <strong>de</strong>n Offenbarungsgrund einer ʼĀyah erläutert o<strong><strong>de</strong>r</strong> etwas sagt, das nicht<br />
auf seine eigene Ansicht zurückzuführen ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur auf <strong>de</strong>n Gesandten Aḷḷāhs - in<br />
diesen bei<strong>de</strong>n Fällen wird die Aussage <strong>de</strong>s Ṣaḥābī als marfuʽ-Ḥadīṯ gewertet und behan<strong>de</strong>lt.<br />
وعمم ال ْحاكم في ال ْمست َدرك<br />
وخ َص في خلافه ك َما حكي<br />
-129<br />
Al-Ḥākim hat diesen Grundsatz in Al-Mustadrak nicht nur auf <strong>de</strong>n Offenbarungsgrund einer<br />
ʼĀyah angewandt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf allgemein je<strong>de</strong> <strong>Erläuterung</strong> einer ʼĀyah seitens eines Ṣaḥābī.<br />
In an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Werken als Al-Mustadrak hat er <strong>de</strong>n Grundsatz so angewandt wie vorher<br />
erwähnt. Dieser letzten Vorgehensweise sind die meisten Gelehrten nach ihm gefolgt.<br />
وق َالَ :<br />
لا ، من ق َائِلٍ<br />
مذ ْك ُو ِر<br />
وق َد عصى ال ْهادي في ال ْمش ْهو ِر<br />
-130<br />
Was <strong>de</strong>n Tafsīr <strong><strong>de</strong>r</strong> Ṣaḥābah angeht, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich nicht auf die Offenbarungsanlässe bezieht, so<br />
ist er als mauqūf und nicht als marfūʽ zu werten.<br />
Wenn ein Ṣaḥābī eine Tat als Sün<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> gute Tat bezeichnet, ist diese Aussage ebenfalls als<br />
marfūʽ zu werten. Beispiel: ʼAbū Hurayrah sagte: „Wer am Tag <strong>de</strong>s Zweifels fastet, hat ʼAbū<br />
Al-Qāsim gegenüber ungehorsam gehan<strong>de</strong>lt.“<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gelehrte sagen, dass solche Aussagen nicht zwingend marfūʽ sein müssen, weil es<br />
auch das eigene Verständnis <strong>de</strong>s Ṣaḥābī sein kann.<br />
وهك َذ َا :<br />
يرف َعه ، ين ْميه،<br />
ر ِواية ً ، يبل ُغ ْ ب ِه ، يرو ِيه<br />
-131<br />
Wenn ein Tābiʽī bestimmte Begriffe einem Ṣaḥābī zuschreibt, wie „yarfaʽuhū“, „yanmīhī“,<br />
„riwāyatan“, „yabluġu bihī“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „yarwīhi“, versteht man darunter, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ṣaḥābī diese<br />
Aussage <strong>de</strong>m Gesandten Aḷḷāhs zuschreibt.<br />
132<br />
Die Überlieferungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ju<strong>de</strong>n und Christen.
وك ُل ُّ ذ َا من ت َاب ِعي م رس ُل<br />
صحح فيه الن َّوو ِي ال ْوق ْف َا<br />
لا راب ِع جزما ل َهم ، و الأَو ُل<br />
وال ْف َرق ُ فيه واضح لا يخ ْف َى<br />
-132<br />
-133<br />
Wenn die vorigen Ausdrücke einem Tābiʽī zugeschrieben wer<strong>de</strong>n, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Matn als Mursal<br />
gewertet, und nach Nawawī auch mauqūf. Aber wenn ein Tābiʽī einen Offenbarungsgrund<br />
nennt und dieser einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Tābiʽūn ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> für <strong>de</strong>n Tafsīr bekannt gewor<strong>de</strong>n ist, wie<br />
Muǧāhid, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Matn ebenfalls als marfūʽ gewertet, weil er dies höchstwahrscheinlich<br />
von einem Ṣaḥābī erfahren hat.<br />
Wenn ein Tābiʽī sagte „Dies und das gehört zur Sunnah“, wird diese Aussage nicht als marfūʽ<br />
gewertet.<br />
16 Mauṣūl, Munqaṭiʽ ʽ und Muʽḍal<br />
:<br />
الموصول والمنقطع و المعضل<br />
مرف ُوعا ا ْو موق ُوف ًا إِذ ْ يت َّصلُ<br />
إِسن َاده<br />
ال ْموصولُ والمت َّصلُ<br />
- 134<br />
Mauṣūl o<strong><strong>de</strong>r</strong> muttaṣil be<strong>de</strong>utet, dass ein Ḥadīṯ mauqūf o<strong><strong>de</strong>r</strong> marfūʽ ist und einen einen<br />
lückenlosen ʾIsnād besitzt.<br />
وواحد ق َبلَ الصحاب ِي سق َط ْ<br />
من ْق َطع ، قي َل:<br />
أَو ِ الصاحب ِ ق َط ْ<br />
- 135<br />
Die Eigenschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschlossenheit ist nicht vorhan<strong>de</strong>n, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād munqaṭiʽ ist. Für<br />
die Defintion von munqaṭiʽ siehe „ 7.1.3“. Es gibt auch die Ansicht, dass es sich beim<br />
munqaṭiʽ-ʾIsnād nicht um einen Ṣaḥābī han<strong>de</strong>ln darf.<br />
من ْق َطع من موضعين ِ اث ْن َين ِ لا<br />
ت َوالِيا ومعضلٌ حيث ُ ولا<br />
Für die Defintion von muʽḍalʽ siehe „ 7.1.2 7.1.3“.<br />
ومن ْه حذ ْف ُ صاحب ٍ وال ْمصط َف َى<br />
ومت ْن ُه ب ِالت َّاب ِع ي<br />
وقف َا<br />
-136<br />
-137<br />
Wenn ein ʾIsnād beim Tābiʽī en<strong>de</strong>t, so nennen manche Gelehrte ihn ebenfalls muʽḍal, weil<br />
min<strong>de</strong>stens ein Ṣaḥābī und <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet fehlen. Dies ist verständlich, wenn die Aussage<br />
auch über<strong>de</strong>n Propheten überliefert wird, ansonsten, wenn es die bloße Aussage eines<br />
Tābiʽī ist, wür<strong>de</strong>n wir eher maqṭūʽ sagen.<br />
17 Mursal<br />
المرسل<br />
ال ْمرسلُ ال ْمرف ُوع ب ِالت َّاب ِع ِ، أَو<br />
ذي كبر ٍ،أَو سق ْط ُ راو ٍ ق َد حك َوا<br />
- 138<br />
Die Definition eines mursal-Ḥadīṯes ist unter „ 7.1.4“ erläutert wor<strong>de</strong>n. Es gibt allerdings<br />
noch weitere Definitionen. Die erste ist die bereits erwähnte: Egal welcher Tābiʽī sagt „Der<br />
Gesandte Aḷḷāhs sagte usw.“, so ist diese Überlieferung mursal.<br />
Die zweite Ansicht besagt: Solche Ḥadīṯe sind nur mursal, wenn es ein großer Tābiʽī war,<br />
was soviel be<strong>de</strong>utet wie, dass er viele Ṣaḥābah getroffen hat. Zu ihnen zählen auch<br />
diejenigen Menschen, die man Muḫaḍram nennt. Ein Muḫaḍram ist eine Person, die noch<br />
zur Zeit <strong>de</strong>s Gesandten Aḷḷāhs <strong>de</strong>n ʾIslām angenommen hat, ihn jedoch niemals zu Gesicht<br />
bekommen hat.<br />
Die dritte Ansicht besagt, dass je<strong>de</strong> Überlieferung, in <strong><strong>de</strong>r</strong> eine Person über eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
überliefert, von <strong><strong>de</strong>r</strong> er nicht direkt gehört hat, mursal ist. Diese Ansicht ist die unter <strong>de</strong>n<br />
ʾUṣul- und Fiqh-Gelehrten bekannte.
Die erste Ansicht ist die bekannteste unter <strong>de</strong>n Ḥadīṯ-Gelehrten.<br />
17.1 Beweiskraft eines mursal-Ḥad<br />
adīṯes<br />
أَش ْهرها الأَولُ ، ث ُم ال ْحج ُة<br />
ورده الأَق ْوى ، وق َولُ الأَك ْث َر<br />
ب ِه رأَى الأَئِمة ُ الث َّلاث َ ُة<br />
ك َالش َّافعي ، وأَهلِ عل ْم ِ ال ْخ َب ِر<br />
- 139<br />
- 140<br />
Die ʾImāme ʼAbū Ḥanīfah, Mālik und ʾAḥmad waren <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass die mursal-Ḥadīṯe<br />
Beweiskraft besitzen (Ḥuǧǧah). Doch richtiger ist die Ansicht von ʾImām Aš-Šāfiʽī, weil ein<br />
mursal-Ḥadīṯ munqaṭiʽ ist und somit eine Lücke aufweist, die nicht unbedingt nur aus einem<br />
Ṣaḥābī besteht. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Tābiʽī über einen weiteren Tābiʽī<br />
überliefert. Und dieser zweite Tābiʽī mag ṯiqah sein o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch nicht.<br />
Die meisten Gelehrten sind ʾImām Aš-Šāfiʽī in dieser Angelegenheit gefolgt.<br />
ن َعم ب ِه يحت َج إِن يعت َضد<br />
أَو ق َولِ صاحب ٍ أَوال ْجمهور ِ أَو<br />
ك َون ال َّذي أَرسلَ من كبا ِر<br />
ول َيس من ش ُيوخه من ضعف َا<br />
ب ِمرسلٍ آخ َر أَو ب ِمسن َد<br />
ق َيس ٍ ومن ش ُروطه ك َما رأَوا<br />
وإِن مش َى مع حافظ يجار ِي<br />
بيع ِ الل َّحم ِ ب ِالأَصلِ وف َا ك َن َه ي<br />
- 141<br />
- 142<br />
- 143<br />
- 144<br />
Ein mursal-Ḥadīṯ kann gelegentlich als Beweis angeführt wer<strong>de</strong>n, wie wenn er durch<br />
• einen weiteren mursal-Ḥadīṯ gestärkt wird o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
• durch einen musnad 133 , <strong><strong>de</strong>r</strong> eine kleine Schwäche aufweist o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
• durch die Aussage eines Ṣaḥābī<br />
• durch die Aussage <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ṣaḥābah im Falle einer<br />
Meinungsverschie<strong>de</strong>nheit<br />
• durch einen Qiyās<br />
Nach Ansicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Gelehrten wird <strong><strong>de</strong>r</strong> mursal-Ḥadīṯ niemals als Beweis verwen<strong>de</strong>t.<br />
Richtiger ist allerdings, dass ein mursal-Ḥadīṯ durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Hinweise gestärkt wer<strong>de</strong>n kann,<br />
und zwar nur, wenn es sich um mursal-Ḥadīṯe han<strong>de</strong>lt, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Tābiʽūn große Tābiʽūn 134<br />
waren, <strong>de</strong>nn in diesem Fall ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie <strong>de</strong>n Ḥadīṯ von einem<br />
Ṣaḥābī gehört haben. Es ist eher unwahrscheinlich, dass ein großer Tābiʽī über einen<br />
weiteren Tābiʽī überliefert. Außer<strong>de</strong>m muss gesichert sein, dass dieser Tābiʽī an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
großen Überlieferern 135 in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel nicht wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht. Die dritte Bedingung ist, dass<br />
keiner <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer dieses Tābiʽī jemand sein darf, <strong><strong>de</strong>r</strong> als ḍaʽīf eingestuft wor<strong>de</strong>n ist.<br />
Folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ als Beispiel:<br />
»<br />
عن سعيد بن المسيب ،<br />
أن النبي صلى االله عليه وسلم<br />
ى عن بيع اللحم بالحيوان<br />
„Der Gesandte Aḷḷāhs verbot <strong>de</strong>n Verkauf von Fleisch für ein Tier (von gleicher Art).“<br />
Der ʾIsnād:<br />
Saʽīd Ibn Al-Musayyib Prophet .<br />
In einem weiteren ʾIsnād überliefert Al-Ḥasan über Samurah. Bei<strong>de</strong> ʾIsnāds sind mursal und<br />
stärken sich gegenseitig.<br />
ومرسلُ الصاحب ِ وصلٌ في الأَصح<br />
ك َسامع ٍ في ك ُف ْر ِه ث ُم ات َّضح<br />
- 145<br />
133<br />
Ein Ḥadīṯ mit geschlossenem ʾIsnād.<br />
134<br />
Solche, die viele Ṣaḥābah getroffen haben. Solche, die wenige Ṣaḥābah getroffen haben, nennt man kleine<br />
Tābiʽūn.<br />
135<br />
Gemeint sind Ḥāfiẓ-Überlieferer.
إِسلامه بعد وف َاة ، وال َّذي<br />
رآه لا مميزا لا َ ت َحت َ ذي<br />
-146<br />
Der Mursal eines Ṣaḥābī ist eine Erzählung eines Ṣaḥābī, die er erzählt, ohne sie selbst erlebt<br />
zu haben. Solche Überlieferungen wer<strong>de</strong>n als muttaṣil gewertet. Dasselbe gilt für Ṣaḥābah,<br />
die vom Gesandten Aḷḷāhs eine Aussage gehört haben, als sie noch keine Muslime waren.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd ist das ʾIslām-Sein erst beim Weitererzählen eines Ḥadīṯes, wie bereits<br />
erwähnt. Dasselbe gilt wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um für einen Ṣaḥābī, <strong><strong>de</strong>r</strong> über <strong>de</strong>n Gesandten Aḷḷāhs einen<br />
Ḥadīṯ erzählt, <strong>de</strong>n er aufgrund seines jungen Alters nicht direkt gehört haben kann. All<br />
diese Ḥadīṯe sind muttaṣil.<br />
:<br />
وق َول ُهم :<br />
عن رجلٍ مت َّصلُ<br />
ك َذ َّاك في الأَرجح ِ ك ُت ْب ل َم يسم<br />
ورجلٌ من الصحاب ِ ، وأَبى<br />
وقيلَ<br />
بلْ من ْق َطع أَو مرسلُ<br />
حامل ُها أَو ل َيس يدرى ما ات َّسم<br />
الصيرفي معن ْعن ًا ، ول ْيجت َبى<br />
-147<br />
-148<br />
-149<br />
Wenn jemand über eine Person überliefert, ohne zu erwähnen wer diese Person ist, so<br />
nennt man solch eine Überlieferung nach manchen Gelehrten muttaṣil. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e nennen sie<br />
munqaṭiʽ und sagen: „Die Tatsache, dass wir die Person nicht kennen, ist genauso wie wenn<br />
sie gar nicht erwähnt wür<strong>de</strong>.“ Die dritte Ansicht ist, dass solche Überlieferungen als mursal<br />
bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Scheich ʽAbdul-Muḥsin bevorzugt die erste. Jedoch sind solche Ḥadīṯe<br />
keine Beweise, weil sie die Bedingungen für einen ḥasan-Ḥadīṯ nicht erfüllen.<br />
Wenn allerdings ein Tābiʽī über einen Freund <strong>de</strong>s Gesandten Aḷḷāhs überliefert, so spielt<br />
es in diesem Fall keine Rolle, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ṣaḥābī unbekannt ist, weil die Ṣaḥābah alle ṯiqah sind.<br />
Aṣ-Ṣayrafī war <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass solche Überlieferungen nur muttaṣil sind, wenn es<br />
zwischen <strong>de</strong>m Tābiʽī und <strong>de</strong>m Ṣaḥābī keine ʽAnʽanah gibt. ʾAḥmad Šākir macht <strong>de</strong>n<br />
Unterschied, ob dieser Tābiʽī bekannt für Tadlīs war o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Dies ist auch laut Scheich<br />
ʽAbdul-Muḥsin die richtigere Ansicht.<br />
Was die Briefe angeht, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs versandt, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Botschafter man nicht<br />
kennt, so sind sie ebenfalls muttaṣil. Entschei<strong>de</strong>nd ist nicht <strong>de</strong>n Botschafter zu kennen,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gesichert muss sein, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs diesen bestimmten Brief<br />
geschrieben hat. Ein Ṣaḥābī muss uns also berichten, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs an einen<br />
bestimmten Herrscher einen Brief geschrieben hat.<br />
وق َدم ِ الرف ْع ك َالا ْت ِّصالِ<br />
من ثق َة لِل ْوق ْف والإِرسالِ<br />
:<br />
وقيلَ:<br />
عك ْسه ، وقيلَ:<br />
الأَك ْث َر،<br />
عل َيه لا يق ْدح هذ َا من ْه في<br />
وإِن يك ُن من واحد ت َعارضا<br />
وقيلَ<br />
ق َدم أَحف َظ ًا.<br />
أَهلية ال ْواصلِ وال َّذي<br />
ف َاحك ُم ل َه ب ِال ْمرت َضى<br />
والأَش ْهر<br />
يفي<br />
ب ِمامضى<br />
-150<br />
-151<br />
-152<br />
-153<br />
Wenn verschie<strong>de</strong>ne Überlieferer einen Ḥadīṯ unterschiedlich überliefern, die einen als<br />
muttaṣil und die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en als mursal, so haben die Gelehrten hierfür unterschiedliche<br />
Ansichten:<br />
Die erste Ansicht lautet: Man akzeptiert grundsätzlich diejenige, die mehr Informationen<br />
beinhaltet. Muttaṣil geht also vor mursal und marfūʽ geht vor mauqūf.<br />
Die zweite Ansicht: das Gegenteil <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Ansicht, weil man dadurch auf Nummer sicher<br />
geht.<br />
Die dritte Ansicht: Man bevorzugt die Überlieferung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit.<br />
Die vierte Ansicht: Wenn es zwei sind und einer von bei<strong>de</strong>n kennt mehr Ḥadīṯe auswendig<br />
als <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, so ist <strong><strong>de</strong>r</strong> letztere vorzuziehen. In diesem Fall hat die Entscheidung keinen
Einfluss auf das, was <strong><strong>de</strong>r</strong> erste an an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ḥadīṯen überliefert, <strong>de</strong>nn wie gesagt, muss man<br />
nicht in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Situation <strong>de</strong>n gesamten ʾIsnād erwähnen. 136<br />
Scheich ʽAbdul-Muḥsin bevorzugt die erste.<br />
Laut ʼAbū ʾIsḥāq Al-Ḥuwaynī wird we<strong><strong>de</strong>r</strong> grundsätzlich die Ziyādah 137 einer Ṯiqah-Person<br />
akzeptiert noch verworfen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n je<strong><strong>de</strong>r</strong> Fall muss geson<strong><strong>de</strong>r</strong>t untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Und wenn ein- und <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Überlieferer einen Ḥadīṯ einmal so und einmal an<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
überliefert, gilt dasselbe, was zuvor erwähnt wur<strong>de</strong>.<br />
18 Muʽallaq<br />
ما أَولُ الإِسن َاد من ْه يط ْل َ ُق<br />
المعل َّق<br />
<br />
ول َو إِل َى آخر ِه معل َّ ُق<br />
Die Definition eines muʽallaq-Ḥadīṯes wur<strong>de</strong> bereits unter „ 7.1.1“ erläutert.<br />
وفي الصحيح ِ ذ َا ك َثير ، ف َال َّذي<br />
أُتي ب ِه ب ِصيغ َة ال ْجزم ِ خ ُ ذ<br />
- 154<br />
- 155<br />
Die muʽallaq-Ḥadīṯe in „Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī“ sind zahlreich (1341 laut Ibn Ḥaǧar inklusive <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holungen, 159 ohne). In „Ṣaḥīḥ Muslim“ sind es, wie bereits erwähnt, gera<strong>de</strong> einmal<br />
14 Ḥadīṯe.<br />
Die Aussagen, die Buḫārī als muʽallaq erwähnt, wer<strong>de</strong>n in zwei Teile geteilt:<br />
• diejenigen, die er <strong><strong>de</strong>r</strong> entsprechen<strong>de</strong>n Person direkt zuschreibt, in <strong>de</strong>m er das Aktiv<br />
verwen<strong>de</strong>t und bspw. sagt: „Soundso hat gesagt“. Diese Form <strong><strong>de</strong>r</strong> muʽallaq-Ḥadīṯe<br />
wird grundsätzlich als authentisch betrachtet.<br />
• diejenigen, die er einer Person im Passiv zuschreibt, in<strong>de</strong>m er bspw. sagt: „Es wird<br />
über Soundso überliefert, dass er gesagt hat“. Diese Form <strong><strong>de</strong>r</strong> muʽallaq-Ḥadīṯe<br />
müssen grundsätzlich geson<strong><strong>de</strong>r</strong>t auf Authentizität geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
Manchmal hat Buḫārī <strong>de</strong>n ʾIsnād <strong>de</strong>s muʽallaq-Ḥadīṯes an an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Stelle erwähnt.<br />
صحت َه عن ِ ال ْمضاف عن ْه<br />
وغ َيره ضعف ْ ولا ت ُوهن ْه<br />
- 156<br />
Suyūṭī war <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, dass diese zweite Kategorie als ḍaʽīf einzustufen ist, was nicht<br />
korrekt ist.<br />
وما عزى لِش َيخه ب ِق َالا<br />
وما ل َها ل َدى سواه ضاب ِ ُط<br />
ف َفي الأَصح احك ُم ل َه ات ِّصالا<br />
ف َت َارة ً وصلٌ وأُخ ْرى ساق ُط<br />
-157<br />
-158<br />
Wenn Buḫārī über einen seiner Lehrer sagt: „Soundso hat gesagt“, dann geht man laut<br />
Suyūṭī davon aus, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād muttaṣil ist. Aber hier ist Vorsicht geboten, wie Ibn Ḥaǧar<br />
in Al-Fatḥ sagte, weil er an manchen Stellen über seinen Lehrer indirekt überliefert – d. h.<br />
über eine weitere Person. Dies weist darauf hin, dass solche Aussagen durchaus auch<br />
136<br />
E kann durchaus sein, dass ein Überlieferer in einer extra für Ḥadīṯe einberufenen<br />
Sitzung <strong>de</strong>n vollständigen ʾIsnād erzählt und in einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Situation sagte: „Der<br />
Gesandte Aḷḷāhs sagte usw.“ Wie man <strong>de</strong>utlich erkennt, wäre hier die muttaṣil-Version<br />
vorzuziehen.<br />
137<br />
Wortwörtlich: Hinzufügung. Gemeint ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige Überlieferer in seiner Überlieferung eine<br />
Information zusätzlich erwähnt hat, die ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er nicht erwähnt hat, wie z. B., dass <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād eines marfūʽ-<br />
Ḥadīṯes beim einen beim Tābiʽī en<strong>de</strong>t (somit ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadiṯ mursal) und beim an<strong><strong>de</strong>r</strong>en beim Ṣaḥābī (somit ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ḥadīṯ muttaṣil). Der Zweite hat eine zusätzliche Person erwähnt. Dieses Thema ist unter „Ziyādah Aṯ-Ṯiqah“<br />
bekannt.
muʽallaq sein können. Da Buḫārī nicht für Tadlīs bekannt gewesen ist, kann man ihm dies<br />
nicht vorwerfen. Solche Überlieferungen sind höchstens muʽallaq.<br />
Es kann sein, dass Buḫārī manchmal diesen Ausdruck verwen<strong>de</strong>t, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ mauqūf ist<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferungskette eine Schwachstelle befin<strong>de</strong>t.<br />
19 ʽAn<br />
Anʽanah und ʾAnʾanah<br />
nah<br />
ومن روى ب ِ"عن"و"أَن"<br />
ول َم يك ُن مدل ِّسا ، وقيلَ<br />
ف َاحك ُ ِم<br />
لا<br />
المعن ْعن<br />
ب ِوصله إِن ِ الل ِّق َاء يعل َ ِم<br />
وقي َل"أَن"اق ْط َع وأَما "عن" صلا<br />
:<br />
- 159<br />
- 160<br />
Für die Be<strong>de</strong>utung von ʽAnʽanah siehe „ 7.1.5.1“. ʾAnʾanah be<strong>de</strong>utet dasselbe, nur dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Überlieferer statt ʽan <strong>de</strong>n Begriff ʾanna verwen<strong>de</strong>t.<br />
Sind solche ʾIsnāds muttaṣil?<br />
1. Ansicht: Ja. Dies ist die richtigere Ansicht, solange die zwei entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Überlieferer Zeitgenossen waren und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schüler <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>en kein Mudallis war.<br />
2. Ansicht: Nein, stets munqaṭiʽ.<br />
3. Ansicht: ʽAnʽanah gilt als muttaṣil und ʾAnʾanah als munqaṭiʽ.<br />
ومسلم يش ْر ِط ْ ت َعاصرا ف َق َط ْ<br />
وبعضهم ط ُولَ صحابة ش َرط ْ<br />
- 161<br />
ʾImām Muslim folgt <strong><strong>de</strong>r</strong> erste dieser drei Ansichten. Diese ist auch die richtigste. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Gelehrte stellten als zusätzliche Bedingung, dass die bei<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Überlieferer<br />
sich lange Zeit gekannt haben müssen.<br />
وبعضهم عرف َان َه ب ِالأَخ ْذ عن<br />
واست ُعملا إِجازة ً في ذ َا الزمن<br />
-162<br />
Die vorausgegangenen Begriffe wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n früheren Gelehrten so verstan<strong>de</strong>n. Die<br />
späten Gelehrten aus <strong>de</strong>m Osten verwen<strong>de</strong>ten ʾan und ʽan für <strong>de</strong>n Fall <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIǧāzah. 138<br />
Die späten Gelehrten aus <strong>de</strong>m Westen machen keinen Unterschied.<br />
وك ُل ُّ من أَدرك مال َه روى<br />
مت َّصلٌ ، وغ َيره ق َط ْعا حوى<br />
-163<br />
Je<strong>de</strong> Überlieferung eines Ereignisses, welches <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer selbst erlebt hat, ist als<br />
muttaṣil zu betrachten, wenn nicht, dann munqaṭiʽ. In Bezug auf die Ṣaḥābah nennt man<br />
Ḥadīṯe über Ereignisse, die sie selbst nicht erlebt haben, „Mursal Aṣ-Ṣaḥābah“. Die mursal-<br />
Ḥadīṯe <strong><strong>de</strong>r</strong> Ṣaḥābah gelten als muttaṣil.<br />
20 Tadlīs<br />
"<br />
"<br />
ت َدلِيس الاسن َاد ب ِأَن يرو ِي عن<br />
التدليس<br />
معاصر ٍ ما ل َم يحدث ْه ب ِ"<br />
أَن<br />
"<br />
يأْتي ب ِل َف ْظ يوهم ات ِّصالا<br />
وقيلَ<br />
أَن يرو ِي مال َم يسم ِع<br />
قالا وكذاك" أَن ك َ"عن"و"<br />
ب ِه ول َو ت َعاصرا ل َم يجم ِع<br />
:<br />
- 164<br />
- 165<br />
- 166<br />
Einiges zu Tadlīs wur<strong>de</strong> bereits in „ 7.1.5“ erwähnt bzw. „ 7.1.5.1“ über <strong>de</strong>n ʾIsnād-Tadlīs.<br />
138<br />
D. h. bsp.: Ein Gelehrter gibt seinem Schüler eine Schrift in die Hand und sagt: „Ich erlaube dir diese Schrift<br />
über mich zu überliefern.“
Erste Definition: A überliefert etwas über B auf eine Art, durch die man meinen könnte, er<br />
habe dies direkt von ihm gehört, was jedoch nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist.<br />
Zweite Definition: A überliefert etwas über einen Zeitgenossen B auf eine Art, durch die<br />
man meinen könnte, er habe dies direkt von ihm gehört, was jedoch nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist. Er hat<br />
aber von B auch direkt Ḥadīṯe überliefert. Diese Definition bevorzugt Ibn Ḥaǧar in „Nuḫbah<br />
Al-Fikar“.<br />
20.1 Mursal ḫaf<br />
afī<br />
Der Unterschied zwischen diesen bei<strong>de</strong>n Definitionen ist, dass die erste Definition auch <strong>de</strong>n<br />
Fall beinhaltet, dass A gar nichts von B gehört hat. Wenn also eine Person A über eine<br />
Person B durch ʽan, ʾanna o<strong><strong>de</strong>r</strong> qāla überliefert, wobei A nichts über B überliefert hat, sehr<br />
wohl aber Zeitgenossen waren, so nennt man eine solche Überlieferung „mursal ḫafī“. Bei<br />
<strong>de</strong>n ʾUṣūl- und Fiqh-Gelehrten ist je<strong>de</strong> Überlieferung von A über eine Person B mursal, wenn<br />
A sie nicht von B gehört hat. Wenn sie auch noch Zeitgenossen waren, nennt man sie<br />
„mursal ḫafī“.<br />
Die dritte Definition lautet, dass eine Person A über B überliefert, obwohl sie keine<br />
Zeitgenossen waren. Doch dieser trifft eher auf munqaṭiʽ o<strong><strong>de</strong>r</strong> mursal nach einigen<br />
Gelehrten zu.<br />
ومن ْه أَن يسمي الش َّيخ َ ف َق َط ْ<br />
ق َط ْع ب ِه الأَداة ُ مط ْل َق ًا سق َط ْ<br />
- 167<br />
Eine Form <strong>de</strong>s Tadlīs ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Überliefer einfach <strong>de</strong>n Namen eines Überlieferers erwähnt<br />
und dann <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>s ʾIsnād. Er sagt also we<strong><strong>de</strong>r</strong> „Mir hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Soundso erzählt“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „Mir<br />
hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Soundso gesagt“, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n einfach nur <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>s Lehrers und <strong>de</strong>ssen ʾIsnād.<br />
Wenn ein Mudallis dies macht, wird dies als Tadlīs gewertet.<br />
ومن ْه عط ْف ٌ ، وك َذ َا أَن يذ ْك ُرا<br />
حدث َن َا<br />
" وف َصل ُه الاسم ط َرا<br />
Eine zweite Form ist <strong><strong>de</strong>r</strong> ʽAṭf-Tadlīs, siehe „ 7.1.5.4“.<br />
Die dritte Form ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Sukūt-Tadlīs, siehe „ 7.1.5.5“.<br />
"<br />
وك ُل ُّه ذ َم ، وقيلَ<br />
بلْ جرح<br />
ف َاعل َه ، ول َو ب ِمرة وضح<br />
:<br />
- 168<br />
- 169<br />
Alle Formen <strong>de</strong>s Tadlīs sind verpönt. Manche Gelehrte sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass ein Mudallis<br />
grundsätzlich maǧrūḥ ist. Maġrūḥ be<strong>de</strong>utet, dass er auf eine Art kritisiert wur<strong>de</strong>, durch die<br />
man seine Überlieferungen zu verwerfen hat.<br />
ق َبول ُهم إِن صرحوا وال ْمرت َضى<br />
ب ِال ْوصلِ،ف َالأَك ْث َر هذ َا صححوا<br />
-170<br />
Richtiger ist allerdings, dass man unterschei<strong>de</strong>t, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Mudallis klar gesagt hat, dass er <strong>de</strong>n<br />
Ḥadīṯ von <strong><strong>de</strong>r</strong> Person Soundso gehört hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht, <strong>de</strong>nn seine Ehrlichkeit ist nicht in<br />
Frage gestellt. Wenn er also keine ʽAnʽanah usw. verwen<strong>de</strong>t, gibt es keinen Grund seine<br />
Überlieferungen zu verwerfen, es sei <strong>de</strong>nn es han<strong>de</strong>lt sich um <strong>de</strong>n Sukūt, siehe „ 7.1.5.2“.<br />
Wie fin<strong>de</strong>t man heraus, wenn ein Mudallis ʽAnʽanah gemacht hat, ob er <strong>de</strong>n Ḥadīṯ nicht<br />
trotz<strong>de</strong>m direkt gehört hat? Antwort: In<strong>de</strong>m man alle Überlieferungswege <strong>de</strong>s Ḥadīṯes<br />
untersucht und schaut, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Mudallis in irgen<strong>de</strong>inem dieser ʾIsnāds sagt, dass er <strong>de</strong>n Ḥadīṯ<br />
direkt gehört hat.<br />
وما أَت َان َا في الصحيحين ِ ب ِ"عن "<br />
ف َحمل ُه عل َى ث ُبوته ق َمن<br />
-171<br />
Was die bei<strong>de</strong>n Ṣaḥīḥ-Werke angeht, so wird die ʽAnʽanah eines Mudallis nicht als<br />
Schwachstelle gewertet, da die bei<strong>de</strong>n Autoren nur ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe aufgenommen haben und<br />
<strong>de</strong>shalb geht man davon aus, dass sie noch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Überlieferungswege dieses einen Ḥadīṯes<br />
kannten.
وش َره "الت َّجو ِيد" والت َّسو ِي ُة<br />
ك َمث ْلِ "عن" وذ َاك ق َط ْعا يجرح<br />
ب ِوصفه ب ِغ َي ِر وص ف<br />
(1)<br />
يعر ُف<br />
إِسق َاط ُ غ َير ِ ش َيخه ويث ْب ِ ُت<br />
ودون َه ت َدلِيس ش َيخ ٍ يف ْص ح<br />
ف َإِن يك ُن لِك َونه يضع ُف<br />
-172<br />
-173<br />
-174<br />
ف َقيلَ :<br />
جرح أَو لِلاستصغ َا ِر<br />
ومن ْه إِعط َاء ش ُيوخ ٍ فيها<br />
ف َأَمره أَخ َف ُّ ك َاستك ْث َا ِر<br />
اسم مسمى آخ َر ٍ ت َش ْب ِيها<br />
-175<br />
-176<br />
Die übelste Form <strong>de</strong>s Tadlīs ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Taswiyah-Tadlīs, siehe „ 7.1.5.2“. Der Überlieferer<br />
vertuscht nicht seinen direkten Lehrer, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n jeman<strong>de</strong>n nach seinem eigenen Lehrer.<br />
Man könnte also meinen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer sei daran schuld!<br />
Grün<strong>de</strong> hierfür können sein, dass man als Überlieferer ungern über eine Person überliefert,<br />
die jung war, wodurch <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād „unnötig“ lang wird. Übel ist diese Form, wenn man einen<br />
schwachen Überlieferer vertuschen will.<br />
Für die Definition <strong>de</strong>s Šuyūḥ-Tadlīs, siehe „ 7.1.5.3“. Manche Überlieferer machten dies,<br />
damit man <strong>de</strong>nkt, dass sie über die berühmte Person Soundso überliefern.<br />
21 Mursal Ḫaf<br />
afī ī und wenn ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er ʾIsn<br />
Isnād zwischen zwei<br />
Überlieferern einen zusätzlichen Überlieferer erwähnt<br />
الإرسال الخفي والمزيد في متصل الأسانيد<br />
ويعرف ُ الإِرسالُ ذ ُو ال ْخ َف َاء<br />
ومن ْه ما يحك َم ب ِان ْقط َا ِع<br />
وب ِز ِيادة ت َج ِي ، وربما<br />
ب ِعدم ِ السماع ِ والل ِّق َاء<br />
من ج ِه ة<br />
(2)<br />
ب ِزيد ش َخ ْص ٍ وا ِع<br />
يق ْضى عل َى الزائِد أَن ق َد وهما<br />
- 177<br />
- 178<br />
- 179<br />
Mit mursal ḫafī ist folgen<strong>de</strong>s gemeint: Ein Überlieferer überliefert über jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ssen<br />
Zeitgenosse er zwar war, doch er hat von ihm keine Ḥadīṯe gehört bzw. zumin<strong>de</strong>st diesen<br />
bestimmten Ḥadīṯ nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> er hat ihn nie getroffen.<br />
Man erkennt mursal ḫafī an folgen<strong>de</strong>n drei Merkmalen:<br />
• Zeitgenossen, jedoch nie getroffen<br />
• Getroffen, aber nicht voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> überliefert o<strong><strong>de</strong>r</strong> zumin<strong>de</strong>st teilweise nicht<br />
voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> überliefert<br />
• Anhand einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en authentischen Überlieferungskette, die zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Person<br />
A und B eine weitere Person C erwähnt. Diese zweite Tatsache nennt man auf<br />
Arabisch: „Al-Mazīd fī muttaṣil Al-ʾAsānīd“.<br />
.<br />
:<br />
(<br />
في النسخة التي شرحها الشيخ محمد علي بن آدم : )<br />
بوصفه بصفة لا يعرف<br />
، قال حفظه االله<br />
والمعنى واحد<br />
"<br />
"<br />
:<br />
(1)<br />
اه<br />
قال الشيخ أحمد شاكر<br />
هذا البيت زيادة في المتن الذي شرحه<br />
الترمسي<br />
داعي له ، لفهم معناه مما في الأبيات بعده ، ولعله من مسودة المؤلف ثم حذفه في النسخة الأخيرة<br />
، ولم يوجد في الأصل ،وأرى أنه لا<br />
. اه<br />
(2)
Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> kürzere von bei<strong>de</strong>n ʾIsnāds richtiger ist.<br />
Darauf weist laut Ibn Ḥaǧar hin, wenn im kürzeren ʾIsnād A ausdrücklich sagt, dass sie <strong>de</strong>n<br />
Ḥadīṯ von <strong><strong>de</strong>r</strong> Person B gehört hat.<br />
(1)<br />
حيث ُ ق َر ِين َة ٌ وإِلا َّ احت َملا<br />
وإِن َّما يعرف ُ ب ِالإِخ ْبا ِر<br />
سماعه من ذ َين ِ ل َما حملا<br />
عن ن َف ْسه والن َّص من كبا ِر<br />
-180<br />
-181<br />
Anhand <strong>de</strong>s dritten Merkmales erkennt man in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel <strong>de</strong>n ʾIrsāl ḫafī <strong>de</strong>utlich. Doch muss<br />
man je<strong>de</strong>n Fall einzeln untersuchen. Es kann durchaus sein, dass ein Überlieferer einen<br />
Ḥadīṯ über zwei verschie<strong>de</strong>ne ʾIsnāds überliefert. Dies erfährt man z. B. dadurch, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Überlieferer dies ausdrücklich sagt o<strong><strong>de</strong>r</strong> in<strong>de</strong>m ein Ḥāfiẓ uns diese Information liefert, weil<br />
er die verschie<strong>de</strong>nen ʾIsnāds kennt.<br />
22 Ṣāḏḏ und maḥfūẓ<br />
الشاذ والمحفوظ<br />
وذ ُو الش ُّذ ُوذ ما روى المق ْبولُ<br />
أَرجح محف ُوظ ٌ، وقيلَ: ما ان ْف َرد<br />
مخ َالِف ًا أَرجح ، والمجعولُ<br />
ل َو ل َم يخ َالِف ْ،قيلَ: أَوضبط ًا ف َق َد<br />
- 182<br />
-183<br />
Für die Definitionen von ṣāḏḏ und maḥfūẓ siehe „ 7.4“.<br />
23 Munkar und maʽrūf<br />
المنكر والمعروف<br />
المن ْك َر ال َّذي روى غ َير الث ِّق َه<br />
مخ َالِف ًا ، في ن ُخ ْبة ق َد حق َّق َه<br />
- 184<br />
ق َابل َه المعروف ُ ، وال َّذي رأَى<br />
ت َرادف َ المن ْك َر ِ والش َّاذ ن َأَى<br />
-185<br />
Wenn eine Person, die nicht Ṯiqah ist, einer Überlieferung wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht, die authentischer<br />
ist, so nennt man die authentischerere maʽrūf und die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e munkar.<br />
24 Matrūk<br />
المتروك<br />
وسم ب ِال ْمت ْروك ف َردا ت ُص ِب<br />
أَو عرف ُوه من ْه ف َي غ َير ِ الأَث َر<br />
راو ٍ ل َه مت َّهم ب ِال ْك َذ ِب<br />
(2)<br />
أَو فسق ٌ ا ْوغ َف ْل َة ٌ ا ْو وهم ك َث ُر<br />
- 186<br />
-187<br />
Ein Überlieferer gilt als matrūk, wenn ihm das Lügen zum Vorwurf gemacht wor<strong>de</strong>n ist.<br />
Dabei spielt es keine Rolle, ob er über <strong>de</strong>n Propheten gelogen hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> überhaupt lügt,<br />
.<br />
(<br />
)<br />
قال الشيخ أحمد شاكر :<br />
وفي طبعة الشيخ أحمد شاكر<br />
في المتن الذي شرحه الترمسي<br />
أو فسق أو غفلة أو وه ٍم<br />
من ذين ما قد حملا<br />
والمعنى واحد<br />
اه<br />
، قال الشيخ محمد علي بن آدم في شرحه<br />
: " قوله أو<br />
(<br />
فسق أو غفلة أو وهم لظاهر أنه بالجر عطف ًا على الكذب ، وليس كذلك لأن مجرد الاتهام بهذه الأمور لا يكون سببا<br />
لترك الحديث ؛ بل المراد ظهورها وكونها معلومة ، فالأَول َى كونها فاعلا ً لفعل محذوف ؛ أي ظهر فسق ٌ أو غفلة ٌ<br />
" اه<br />
) :<br />
(1)<br />
(2)
wenn er mit <strong>de</strong>n Leuten spricht. Auch jemand, <strong>de</strong>m Frevel, Unaufmerksamkeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahm<br />
vorgeworfen wird, wird als matrūk bezeichnet.<br />
25 Fard<br />
الأفراد<br />
ال ْف َرد إِما مط ْل َق ٌ ما ان ْف َردا<br />
رد ، وإِذ ْ يق ْرب من ْه ف َحسن<br />
راو ٍ ب ِه ف َإِن لِضبط بعدا<br />
أَو بل َغ َ الضبط َ ف َصحح حيث ُ عن<br />
- 188<br />
- 189<br />
Es gibt davon zwei Arten von fard-Ḥadīṯen: absolut (muṭlaq) und relativ (muqayyid).<br />
Absolut fard be<strong>de</strong>utet: Nur ein Überlieferer überliefert einen bestimmten Ḥadīṯ. Gemeint ist<br />
ein Überlieferer nach <strong>de</strong>n Ṣaḥābah, also erst ab <strong>de</strong>n Tābiʽūn, <strong>de</strong>nn erst ab <strong>de</strong>n Tābiʽūn ist es<br />
interessant zu überprüfen, ob dieser Überlieferer ṯiqah ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht.<br />
Ein Beispiel für einen fard-Ḥadīṯ, welcher absolut ist, wur<strong>de</strong> schon unter „ 8.1“ erwähnt. Erst<br />
über Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-ʾAnṣārī haben <strong>de</strong>n Ḥadīṯ viele überliefert.<br />
Bei solchen Ḥadīṯen kommt es entschei<strong>de</strong>nd auf die Überlieferer an, die ihn als einzigen<br />
überliefern. Wenn sie zu <strong>de</strong>njenigen Überlieferern gehören, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Ḥadīṯe akzeptiert<br />
wer<strong>de</strong>n, wird auch dieser fard-Ḥadīṯ von ihnen angenommen und man sagt nicht: „Da er<br />
ihn als einzigen überliefert, verwerfen wir diesen Ḥadīṯ.“ Wenn dieser Ḥadīṯ nach diesem<br />
einen Überlieferer viele überliefern, wird dadurch <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ an sich nicht authentischer,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur die Tatsache, dass dieser eine Überlieferer ihn überliefert hat.<br />
ومن ْه نسب ِي ب ِق َيد يعت َمد<br />
ف َيق ْرب الأَولُ من ف َرد ورد<br />
ب ِثق َة أَو عن ف ُلان ٍ أَو بل َد<br />
وهك َذ َا الث َّالِث ُ إِن<br />
ف َردا يرد<br />
-190<br />
-191<br />
Die zweite Art von fard-Ḥadīṯen sind die relativen (nisbī). Dies be<strong>de</strong>utet z. B., dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ<br />
von mehreren überliefert wird, jedoch nur von einem, <strong><strong>de</strong>r</strong> ṯiqah ist, o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur von<br />
Überlieferern einer bestimmten Gegend usw. Man behan<strong>de</strong>lt ihn genauso wie die fard-<br />
Ḥadīṯe, welche absolut sind.<br />
26 ʾĀḥād<br />
الغريب ، والعزيز، والمشهور، والمستفيض ، والمتواتر<br />
الأَولُ ال ْمط ْل َق ُ ف َردا ، وال َّذي<br />
وسم ال ْعز ِيز ِ ، وال َّذي رواه<br />
ق َوم يساو ِي ال ْمست َفيض والأَصح<br />
حد ت َوات ُر ٍ ، وك ُل ٌّ ين ْق َسم<br />
ل َه ط َر ِيق َان ِ ف َق َط ْ ل َه خ ُ ذ<br />
ث َلاث َة ٌ<br />
مش ْهورن َا ، رآه<br />
هذ َا ب ِأَك ْث َر ، ول َكن ما وضح<br />
لِما ب ِصحة وضعف يت َّسم<br />
- 192<br />
- 193<br />
- 194<br />
- 195<br />
Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Perspektive <strong><strong>de</strong>r</strong> Anzahl an ʾIsnāds wer<strong>de</strong>n die Ḥadīṯe in zwei Teile geteilt: ʾāḥād und<br />
mutawātir. Die folgen<strong>de</strong>n vier Arten sind alle von <strong><strong>de</strong>r</strong> Kategorie ʾāḥād:<br />
26.1 Ġar<br />
arīb<br />
Ġarīb: Gemeint ist <strong><strong>de</strong>r</strong> fard-Ḥadīṯ, welcher muṭlaq ist. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e bezeichnet auch <strong>de</strong>n nisbī-<br />
Fard als ġarīb.
26.2 ʽAz<br />
Azīz<br />
Der Ḥadīṯ wird von genau 2 Überlieferern überliefert. Man nennt ihn ʽazīz, weil er entwe<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
selten, stark an Authentizität o<strong><strong>de</strong>r</strong> schwer zu fin<strong>de</strong>n ist.<br />
26.3 Mašhūr<br />
Der Ḥadīṯ wird von genau 3 Überlieferern überliefert. Manche Gelehrte bezeichnen ihn<br />
auch mustafīḍ.<br />
26.4 Mustafīḍ<br />
Der Ḥadīṯ wird von mehr als 4 Überlieferern überliefert, allerdings erreicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ nicht<br />
die Stufe von mutawātir.<br />
26.5 Zusätzliches zu <strong>de</strong>n vier Arten<br />
وال ْغ َالِب الضعف ُ عل َى ال ْغ َر ِي ِب<br />
في مت ْنه وسن َد ،<br />
والث َّان ِ ق َد<br />
ويط ْل َق ُ ال ْمش ْهور لِل َّذي اش ْت َهر<br />
وق ُسم ال ْف َرد إِل َى غ َر ِي ِب<br />
ولا ت َرى غ َر ِيب مت ْن ٍ لا سن َد<br />
في الن َّاس ِ من غ َير ِ ش ُروط ت ُعت َبر<br />
-196<br />
-197<br />
-198<br />
Alle vorausgegangenen Ḥadīṯe können sowohl ṣaḥīḥ, ḥasan als auch ḍaʽīf sein. Die meisten<br />
ġarīb-Ḥadīṯe sind ḍaʽīf. Die ġarīb-Ḥadīṯe wer<strong>de</strong>n in zwei Teile geteilt: in Bezug auf <strong>de</strong>n Matn<br />
und in Bezug auf <strong>de</strong>n ʾIsnād. Ein Ḥadīṯ kann an sich mašhūr sein, jedoch wird er bspw. nur<br />
von einer bestimmten Gruppe von Überlieferern überliefert und <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād ist insofern<br />
ġarīb.<br />
Der Begriff mašhūr be<strong>de</strong>utet sprachlich „bekannt“ und wird auch teilweise für Ḥadīṯe<br />
verwen<strong>de</strong>t, die einfach bekannt sind und nicht unbedingt die Bedingung eines mašhūr-<br />
Ḥadīṯes erfüllt haben.<br />
27 Mutawātir<br />
وما رواه عدد جم يج ِب<br />
ف َالمت َواتر ، وق َوم حددوا<br />
وال ْق َولُ ب ِاث ْن َي عش َر ا ْو عش ْر ِين َا<br />
وبعضهم ق َد ادعى فيه<br />
ال ْعدم<br />
بلِ الصواب ِ أَن َّه ك َثير<br />
إِحا َلة ُ اجتماعه ِم عل َى ال ْك َذب<br />
ب ِعش ْرة ، وهو ل َدي أَجو د<br />
يحك َى وأَربعين أَو سبعين َا<br />
وبعضهم عزت َه ، وهو وهم<br />
وفيه لِي مؤَل َّف ن َضي ر<br />
-199<br />
-200<br />
-201<br />
-202<br />
-203<br />
Ein Ḥadīṯ ist mutawātir, wenn ihn in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Generation so viele Menschen überliefert haben,<br />
so dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstand es ausschließt, dass sie sich in irgen<strong>de</strong>iner Generation auf eine Lüge<br />
hätten einigen o<strong><strong>de</strong>r</strong> alle <strong>de</strong>nselben Fehler hätten machen können.<br />
Doch wieviele Leute müssen es pro Generation letztendlich sein? Manche sagen 10, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
12, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e 20, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e 40 und wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um an<strong><strong>de</strong>r</strong>e 70!<br />
Die Ansicht, dass es nur wenige o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar gar keine mutawātir-Ḥadīṯe gibt, ist falsch. Es<br />
gibt viele mutawātir-Ḥadīṯe. Suyūṭī hat ein Werk geschrieben, in <strong>de</strong>m er mutawātir-Ḥadīṯe<br />
aufgezählt und auch anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnāds erläutert hat, dass sie wirklich mutawātir sind. Das<br />
Werk lautet: المتكاثرة في الأحاديث المتواترة„ .“الفوائد Doch in diesem Werk hat er seine Ansicht<br />
umgesetzt, dass es min<strong>de</strong>stens 10 sein müssen pro Generation. Dieses Werk hat er dann<br />
gekürzt und „Al-ʾAzhār Al-Mutanāṯirah fī Al-ʾAḥādīṯ Al-Mutawātirah“ genannt.
27.1 Beispiele für mutawātir<br />
ātir-Ḥad<br />
adīṯe<br />
27.1.1 Erster Ḥad<br />
adīṯ<br />
Der Gesandte Aḷḷāhs sagte: „Wer über mich absichtlich lügt, soll seinen Platz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle<br />
einnehmen!“<br />
Dieser Ḥadīṯ wird von 75 Ṣaḥābah überliefert, unter ihnen die 10, <strong>de</strong>nen das Paradies<br />
versprochen wur<strong>de</strong>: die vier Kalifen, Ṭalḥah, Az-Zubayr, ʾUbay, Saʽīd, ʽAbdur-Raḥmān Ibn<br />
ʽAuf und ʾAbū ʽUbaydah Ibn Al-Ǧarrāḥ.<br />
27.1.2 Zweiter Ḥad<br />
adīṯ<br />
Es sind sehr viele Ḥadīṯe überliefert wor<strong>de</strong>n, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs beim Bittgebet die<br />
Hän<strong>de</strong> gehoben hat. Diese Ḥadīṯe sind mutawātir hinsichtlich ihrer Be<strong>de</strong>utung (mutawātir<br />
Al-Maʽnā)<br />
27.1.3 Dritter Ḥad<br />
adīṯ<br />
Die Tatsache, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs am Tag <strong><strong>de</strong>r</strong> Auferstehung von Aḷḷāh ein Becken<br />
(Ḥauḍ) mit Trinkflüssigkeit erhält, ist mutawātir.<br />
27.1.1 Vierter Ḥad<br />
adīṯ<br />
Dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs beim Wuḍūʼ über seine Le<strong><strong>de</strong>r</strong>socken gestrichen hat ist<br />
mutawātir hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utung.<br />
27.1.1.1 Weiteres über <strong>de</strong>n ʽazīz-Ḥad<br />
adīṯ<br />
ولابن ِ حبان :<br />
ولِل ْعلائِي جاء في<br />
ال ْعز ِيز ما وج ِد<br />
ال ْمأْث ُو ِر<br />
ب ِحده الساب ِق ، ل َكن ل َم يج ِد<br />
(1)<br />
ذ ُو وصف َي ال ْعز ِيز ِ وال ْمش ْهو ِر<br />
-206<br />
-207<br />
Ibn Ḥibbān sagte, dass es <strong>de</strong>n ʽazīz-Ḥadīṯe gar nicht gibt. Wenn er meint, dass die Bedingung<br />
nicht <strong>de</strong>n ganzen ʾIsnād durch erfüllt ist, kann er vielleicht recht haben, ansonsten nicht.<br />
Al-ʽAlāʾī sagte: Die Eigenschaften ʽazīz und mašhūr können sich in einem Ḥadīṯ gleichzeitig<br />
befin<strong>de</strong>n. Doch diese Aussage ist nicht einwandfrei. Er brachte als Beispiel, dass ein Ḥadīṯ<br />
von zwei Ṣaḥābah überliefert wird und hiernach von dreien. Doch wür<strong>de</strong> man solch einen<br />
Ḥadīṯ als ʽazīz bezeichnen, weil dies die engste Stelle ist.<br />
28 ʾIʽtibār, Mutābaʽah und Šāhid<br />
الاعتبار والمتابعات والشواهد<br />
الاعتبار سبر ما يرو ِيه هلْ ش َارك الراو ِي سواه في ه؟<br />
ف َإِن يش َار ِك ْه ال َّذي ب ِه اعت ُب ِر أَو ش َيخ َه أَو ف َو ُق<br />
: ت َاب ِع أُثر<br />
-208<br />
-209<br />
قال المحقق الشيخ أحمد شاكر<br />
واعلم أن هذين البيتين ، من أول قوله<br />
ولابن حبان<br />
الخ وقعا في الطبعة<br />
:<br />
..<br />
:<br />
" :<br />
...<br />
:<br />
(1)<br />
السابقة قبل قوله<br />
وسبعون<br />
خمس وسبعون<br />
، والصواب تأخيرهما إلى هذا الموضع ، تبعا لنسخة الشرح ، ولأن قوله<br />
الخ أمثلة للمتواتر ، فالمتعين أن ت ُذكر عقبه ولا يفصل بينها وبينه بشيء آخر<br />
اه<br />
خمس<br />
"<br />
...
28.1 Mutāba<br />
ābaʽah<br />
Angenommen man habe einen Ḥadīṯ A. Nach langem Suchen fin<strong>de</strong>n man einen Ḥadīṯ B, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
wörtlich o<strong><strong>de</strong>r</strong> inhaltlich mit A übereinstimmt und auch <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād spätestens ab <strong>de</strong>m Ṣaḥābī<br />
dasselbe: In diesem Fall nennt man <strong>de</strong>n Ḥadīṯ A Mutābaʽ139 und <strong>de</strong>n Ḥadīṯ B Mutābiʽ140 (Tābiʽ).<br />
Beispiel:<br />
Ḥammād Ibn Salamah ʾAyyūb Ibn Sīrīn ʾAbū Hurayrah Prophet .<br />
Gibt es jeman<strong>de</strong>n (ṯiqa), <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>nselben Ḥadīṯ über ʾAyyūb überliefert? Wenn ja, so nennt<br />
man diese zweite Überlieferung vollkommene Mutābaʽah.<br />
Gibt es jeman<strong>de</strong>n (ṯiqa), <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>nselben Ḥadīṯ über Ibn Sīrīn überliefert? Wenn ja, so nennt<br />
man diese zweite Überlieferung unvollkommen<strong>de</strong> Mutābaʽah. Dasselbe gilt, wenn eine<br />
zweite Person (ṯiqa) über ʾAbū Hurayrah o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein weiterer Ṣaḥābī über <strong>de</strong>n Propheten<br />
überliefert.<br />
Wenn alle diese Fragen mit „nein“ beantwortet wer<strong>de</strong>n, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ ein fard-Ḥadīṯ und<br />
man bezeichnet ihn als ġarīb.<br />
28.2 Šāhid<br />
وإِن يك ُن مت ْن ب ِمعن َاه ورد ف َش َاهد ،<br />
وف َاقد ذ َين ِ ان ْف َرد<br />
- 210<br />
Ein Ḥadīṯ gilt als Šāhid für einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, sobald die bei<strong>de</strong>n Ḥadīṯe wörtlich o<strong><strong>de</strong>r</strong> inhaltlich<br />
übereinstimmen, selbst wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Ṣaḥābī nicht <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe ist.<br />
وربما يدعى ال َّذي ب ِال ْمعن َى<br />
مت َاب ِعا ، وعك ْس ه<br />
ق َد يعن َى<br />
-211<br />
Teilweise wer<strong>de</strong>n die bei<strong>de</strong>n Begriffe Mutābiʽ und Šāhid untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> ausgetauscht.<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gelehrten <strong>de</strong>finieren <strong>de</strong>n Mutābiʽ als einen Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong>de</strong>m vorhan<strong>de</strong>nen<br />
inhaltlich und wörtlich übereinstimmt, wohingegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Šāhid nur inhaltlich<br />
übereinstimmt. Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um an<strong><strong>de</strong>r</strong>e drehen diese Definition genau um.<br />
Die bekannte Definition ist allerdings die erste.<br />
28.3 ʾIʽtibār<br />
ʾIʽtibār ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgang, einen Mutābiʽ o<strong><strong>de</strong>r</strong> Šāhid zu fin<strong>de</strong>n.<br />
29 Hinzufügungen einer ṯiqah<br />
iqah-Person<br />
Siehe Fußnote „137“.<br />
زيادة الثقات<br />
وفي ز ِيادات الث ِّق َات ال ْخ ُل ْف ُ جم ممن رواه ن َاقصا أَو من أَت َم<br />
ث َالِث ُها :<br />
ت ُق ْبلُ لا ممن خ َزلْ وقيلَ: إِن في ك ُل ِّ مجلس ٍ حملْ<br />
بعضا ، أَو ِ الن ِّسيان يدعيه ت ُق ْبلْ ، وإِلا َّ يت َوق َّف ْ فيه<br />
وقيلَ :<br />
إِن أَك ْث َر حذ ْف َها ت ُرد وقيلَ<br />
: فيما إِن روى ك ُلا عدد<br />
إِن ك َان من يحذف ُها لا يغ ْف ُ ُل عن مث ْلها في عادة لا ت ُق ْب ُل<br />
وقيلَ<br />
لا ، إِذ ْ لا ت ُفيد حك ْما وقي َل<br />
: خ ُذ ْ ما ل َم ت ُغ َير ن َظ ْما<br />
:<br />
- 212<br />
- 213<br />
- 214<br />
- 215<br />
-216<br />
-217<br />
139<br />
tābaʽa be<strong>de</strong>utet auf Arabisch: folgen. Mutābaʽ ist <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong>de</strong>m gefogt wird.<br />
140<br />
Derjenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en folgt.
وابن الصلاح ِ ق َالَ وهوال ْمعت َمد<br />
أَو لا، ف َخ ُذ ْ تل ْك ب ِإِجماع ٍ وضح<br />
إِن خ َال َف َت ْ ما لِلث ِّق َات ف َهي<br />
رد<br />
أَوخ َال َف َ الإِط ْلاق َ ف َاق ْبلْ في الأَصح<br />
-218<br />
-219<br />
„Ziyādah Aṯ-Ṯiqah“ 141 be<strong>de</strong>utet, dass eine ṯiqah-Person etwas Zusätzliches erwähnt, obleich<br />
in Bezug auf <strong>de</strong>n Matn o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n ʾIsnād, wobei er an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Überlieferern über <strong>de</strong>nselben<br />
Lehrer, wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht, welche genauso vertrauenswürdig sind wie er selbst o<strong><strong>de</strong>r</strong> noch<br />
vertrauenswürdiger.<br />
Es gibt diesbezüglich 9 Ansichten:<br />
1. Ziyādah Aṯ-Ṯiqah wird immer akzeptiert. Dieser Ansicht stehen die Regeln <strong>de</strong>s Šāḏḏ-<br />
Ḥadīṯes im Wege.<br />
2. Gegenteil <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Ansicht: Ziyādah Aṯ-Ṯiqah wird niemals akzeptiert.<br />
3. Ziyādah Aṯ-Ṯiqah wird akzeptiert, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusatz von einer Person stammt, die<br />
nicht gleichzeitig dafür verantwortlich ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusatz in einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Version<br />
fehlt.<br />
4. Ziyādah Aṯ-Ṯiqah wird akzeptiert, wenn ein Überlieferer <strong>de</strong>n Ḥadīṯ in zwei<br />
verschie<strong>de</strong>nen Sitzungen überliefert, wobei er in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung nur einen Teil<br />
erzählt. Dasselbe gilt wenn er innerhalb einer Sitzung <strong>de</strong>n Ḥadīṯ einmal mit <strong>de</strong>m<br />
Zusatz erzählt, weil er ihn beim ersten Mal vergessen hatte.<br />
5. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer in meisten Fällen <strong>de</strong>n Zusatz weglässt, so wird die Ziyādah<br />
Aṯ-Ṯiqah verworfen. Wenn er ihn meistens erwähnt o<strong><strong>de</strong>r</strong> genauso viel, wird <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zusatz akzeptiert.<br />
6. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusatz bzw. die Version ohne <strong>de</strong>n Zusatz von mehr als zwei Personen<br />
überliefert wird und die Überlieferer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel aufmerksam sind, so wird <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zusatz bzw. die Version ohne akzeptiert.<br />
7. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusatz kein neues Gesetz mit sich bringt, wird sie verworfen, ansonsten<br />
nicht.<br />
8. Der Zusatz wird akzeptiert, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusatz <strong>de</strong>n Kasus nicht verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, ansonsten<br />
nicht.<br />
9. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> solcher Zusatz passt in einer von drei Kategorien: 1) Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusatz<br />
ein<strong>de</strong>utig <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Version wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht und man die bei<strong>de</strong>n Versionen<br />
miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> vereinbaren kann. In diesem Fall muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusatz verworfen wer<strong>de</strong>n. 2)<br />
Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusatz mit <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Version absolut vereinbar ist, muss er akzeptiert<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn dann ist die Version mit <strong>de</strong>m Zusatz wie ein eigenständiger Ḥadīṯ.<br />
Beispiel hierfür ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ von Ibn ʽUmar in Ṣaḥīḥ Muslim: „Der Gesandte Aḷḷāhs<br />
hat je<strong>de</strong>n Sklaven, Freien, Kleinen und Großen (zur Abgabe) eines Ṣāʽ Datteln o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gerste als Fiṭr-Zakāh verpflichtet.“ In einer weiteren Version in Ṣaḥīḥ Muslim heißt<br />
es: „Der Gesandte Aḷḷāhs hat je<strong>de</strong>n Sklaven, Freien, Kleinen und Großen von <strong>de</strong>n<br />
Muslimen (zur Abgabe) eines Ṣāʽ Datteln o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gerste als Fiṭr-Zakāh verpflichtet.“ Der<br />
Zusatz „von <strong>de</strong>n Muslimen“ wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Version in keinster Weise, da<br />
nur Muslime zur Abgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Fiṭr-Zakāh aufgerufen wer<strong>de</strong>n. 3) Es gibt zwar einen<br />
Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch, jedoch keinen ein<strong>de</strong>utigen, wie wenn ein Ḥadīṯ muṭlaq (absolut) ist<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e muqayyad (eingeschränkt). Diesbezüglich gibt es unter <strong>de</strong>n<br />
Gelehrten geteilte Ansicht: Richtiger ist, dass dieser Zusatz akzeptiert wird. Beispiel:<br />
In einem Ḥadīṯ ordnete <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Aḷḷāhs an einen Teller, von <strong>de</strong>m ein Hund<br />
gefressen hat, siebenmal zu waschen, einmal davon mit Er<strong>de</strong>. In einer weiteren<br />
Version heißt es, dass die erste Waschung mit Er<strong>de</strong> sein muss.<br />
Die neunte Ansicht, von Ibn Aṣ-Ṣalāḥ, ist laut Suyūṭī, Nawawī, Ibn Ḥaǧar und Scheich ʽAbd<br />
Al-Muḥsin die richtigste.<br />
141<br />
Zusatz einer vertrauenswürdigen Person.
30 ʽIllah<br />
وعل َّة ُ ال ْحديث<br />
أَسباب خ َف َت ْ<br />
المع ُّل<br />
ت َق ْدح في صحته ، حين وف َت ْ<br />
:<br />
مع ك َونه ظ َاهره السلامه<br />
ما ر ِيء فيه عل َّة ٌ ت َق ْدح في<br />
ف َل ْيحد د<br />
ال ْمعل َّ من ق َد رامه<br />
صحته بعد سلامة ت َفي<br />
Siehe „ 7.5“.<br />
Als „muʽall“ bezeichnet man <strong>de</strong>n Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong> eine ʽIllah hat.<br />
يدر ِك ُها ال ْحافظ ُ ب ِالت َّف َرد<br />
لِل ْوهم ِ ب ِالإِرسالِ أَو<br />
ب ِال ْوق ْف أَو<br />
ب ِحيث ُ يق ْوى ما يظ ُن ، ف َق َضى<br />
وال ْوجه في إِدراكها جمع الط ُّرق ْ<br />
وال ْخ ُل ْف مع ق َرائِن ٍ ، ف َيهت َدي<br />
ت َداخ ُلٍ بين حديث َين ِ حك َوا<br />
ب ِضعفه ، أَو رابه ف َأَعرضا<br />
وسبر أَحوالِ الرواة وال ْفرق ْ<br />
-220<br />
-221<br />
-222<br />
-223<br />
-224<br />
-225<br />
-226<br />
Woher weiß man, dass ein Ḥadīṯ eine ʽIllah beinhaltet? Es gibt zwei Möglichkeiten: Ein<br />
Ḥāfiẓ, wie Dāraquṭnī teilt uns dies mit. Die praktische Möglichkeit ist, die verschie<strong>de</strong>nen<br />
ʾIsnāds eines Ḥadīṯes zu analysieren. Dadurch erkennt man beispielsweise, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād<br />
richtigerweise mursal ist und nicht muttaṣil, o<strong><strong>de</strong>r</strong> mauqūf und nicht marfūʽ. Man kann auch<br />
erkennen, dass ein Überlieferer z. B. zwei Ḥadīṯe miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> vermischt hat, obwohl sie<br />
eigentlich zwei verschie<strong>de</strong>ne Ḥadīṯe sind. Dem Ḥadīṯ-Gelehrten wird dann klar, dass diese<br />
Version <strong>de</strong>s Ḥadīṯes unauthentisch ist, auch wenn sie nach außen hin <strong>de</strong>n Anschein hat,<br />
ṣaḥīḥ zu sein.<br />
وغ َالِبا وق ُوعها في السن َد<br />
وك َحدي ث<br />
"ال ْبسمل َه"<br />
في ال ْمسن َد<br />
-227<br />
In <strong>de</strong>n meisten Fällen befin<strong>de</strong>t sich eine ʽIllah, wenn sie auftaucht, im ʾIsnād. Aber auch im<br />
Matn kann sich eine ʽIllah befin<strong>de</strong>n, wie im folgen<strong>de</strong>n Beispiel im Musnad von ʾImām<br />
ʾAḥmad nach manchen Gelehrten:<br />
حدث َنا أ َبو ال ْمغيرة حدث َنا ال ْأ َوزاعي ق َا َل ك َت ب إ ِل َي ق َتاد ُة حدث َن ِي أ َن س ب ن مال ك ق َا َل صل َّي ت خل ْ ف رسو ِل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م وأ َب ِي بك ْ ٍر<br />
وعمر وعث ْما َن رض ي الل َّه عنه م ف َك َانوا يستف ْتحو َن ال ْقراءَ َة<br />
ال ْحمد لل َّه رب ال ْعال َم ين<br />
ِب<br />
{<br />
{<br />
}<br />
ل َا يذ ْك ُرو َن<br />
ب ِس ِم الل َّه الرحم ِن الرحي ِم<br />
في أ َو ِل ال ْقراءَة ول َا في آخر ِها<br />
ʾAnas Ibn Mālik sagte: „Ich betete hinter <strong>de</strong>m Gesandten Aḷḷāhs , ʾAbū Bakr, ʽUmar und<br />
ʽUṯmān, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihnen allen. Sie begannen die Lesung mit ‚Alles Lob<br />
gebührt Aḷḷāh, <strong>de</strong>m Herrn <strong><strong>de</strong>r</strong> Welten.‘ Sie haben ‚Bismillāhirraḥmānirraḥīm‘ we<strong><strong>de</strong>r</strong> am<br />
Anfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Lesung noch am En<strong>de</strong> erwähnt.“<br />
ʾAnas sagte: „Ich betete hinter <strong>de</strong>m Propheten<br />
Lesung) mit ‚Al-Ḥamd‘ zu eröffnen.“<br />
<strong>Erläuterung</strong><br />
حدث َنا سف ْيا ُن ع ن أ َب ِي أ َيو ب ع ن ق َتاد َة ع ن أ َن ٍس ق َا َل<br />
صل َّيت خل ْ ف النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م وأ َب ِي بك ْ ٍر وعم ر ف َك َانوا يف ْتتحو َن<br />
ال ْحمد<br />
ِب<br />
{<br />
, ʼAbū Bakr und ʽUmar: Sie pflegten (die<br />
}<br />
}
ون َوع ال ْحاكم أَجن َاس<br />
ال ْعل َلْ<br />
لِعش ْرة ، ك ُل ٌّ ب ِها يأْتي ال ْخ َل َلْ<br />
-228<br />
ومن ْه ما ل َيس ب ِق َادح ٍ ، ك َأَن<br />
يبدلَ عدلا ً ب ِمساو ٍ ، حيث ُ عن<br />
-229<br />
Al-Ḥākim hat alle ʽIlal 142 in zehn Teile geteilt, wobei manche davon zur Unauthentizität<br />
eines Ḥadīṯes führen und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e nicht. Beispiel dafür, dass ein Ḥadīṯ <strong>de</strong>swegen trotz<strong>de</strong>m<br />
ṣaḥīḥ bleibt: Nach Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen ʾIsnāds eines Ḥadīṯes stellt sich heraus, dass<br />
ein Überlieferer einen Ṣaḥābī mit einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en verwechselt hat. Da allerdings bei<strong>de</strong><br />
Ṣaḥābah sind, ist diese ʽIllah unerheblich. Dasselbe gilt, wenn man zwei Tābiʽīs miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
verwechselt, wobei bei<strong>de</strong> ṯiqah sind und auch über <strong>de</strong>nselben Ṣaḥābī überliefert haben.<br />
Eine ʽIllah ist ein beeinträchtigen<strong><strong>de</strong>r</strong> versteckter Schwachpunkt in einem Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
offensichtlich authentisch ist.<br />
وربما أُعل َّ<br />
ب ِال ْجلي<br />
ك َال ْق َط ْع ِ لِل ْمت َّصلِ ال ْق َو ِ ي<br />
-230<br />
وال ْفسق وال ْكذ ْب ِ ون َوع ِ جر ِح<br />
وربما قيل َت ْ لِغ َير ِ ال ْق َد ِح<br />
-231<br />
ك َوصلِ ث َبت ، ف َعل َى هذ َا رأَوا<br />
صح معل ٌّ،وهو في الش َّاذ حك َوا<br />
-232<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gelehrte verwen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Begriff auch für je<strong>de</strong>n Fehler, <strong><strong>de</strong>r</strong> dazu führt, dass ein<br />
Ḥadīṯ als ḍaʽīf eingestuft wird, wie etwa munqaṭiʽ, mursal usw. D. h. sie verwen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Begriff ʽIllāh auch für offensichtliche Schwachstellen.<br />
Wie gesagt, muss nicht je<strong>de</strong> ʽIllah zur Unauthentizität führen. Beispiel: Eine ṯiqah-Person<br />
überliefert einen Ḥadīṯ als muttaṣil, obwohl ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er ʾIsnād munqaṭiʽ ist. In diesem Fall<br />
sagt man, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ eine ʽIllah hat und <strong>de</strong>nnoch ṣaḥīḥ ist.<br />
والن َّسخ ُ ق َد أَدرجه في ال ْعل َلِ<br />
الت ِّرمذي ، وخ َصه ب ِال ْعم ِل<br />
-233<br />
Tirmiḏī hat auch aufgehobene Ḥadīṯe (mansūḫ) als Ḥadīṯe bezeichnet, die eine ʽIllah haben.<br />
Doch aufgehobene Ḥadīṯe sind nicht unauthentisch, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie sind ungültig.<br />
31 Muḍṭ<br />
ḍṭarib<br />
المضطرب<br />
ما اخ ْت َل َف َت ْ وجوهه حيث ُ ورد<br />
من واحد أَو ف َو ُق:مت ْن ًا أَو سن َد<br />
-234<br />
ولا مرجح :<br />
هو ال ْمضط َر ِب<br />
وهو لِت َضعيف ال ْحديث موج ِ ب<br />
-235<br />
Ein muḍṭarib Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong> in mehr als einer Version überliefert wor<strong>de</strong>n ist, wobei<br />
die bei<strong>de</strong>n Versionen sich gegenseitig ausschließen und man nicht eine Version <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en vorziehen kann. Dies hat zur Folge, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ ḍaʽīf ist.<br />
إِلا َّإِذ َا مااخ ْت َل َف ُوا في اسم ٍ أَو ا ْب<br />
الزرك َشي:<br />
ال ْق َل ْب والش ُّذ ُوذ ُ عن<br />
لِثق َة ف َهو ، صحيح مضط َر ِب<br />
والاضطراب في الصحيح ِ ال ْحسن<br />
- 236<br />
- 237<br />
Dies ist jedoch nicht immer <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Es kann sein, dass man sich über <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>s Vaters<br />
einer ṯiqah-Person uneinig ist. Solange gesichert ist, dass sie ṯiqah ist, spielt solch eine Art<br />
von Iḍṭirāb keine Rolle. Dasselbe gilt, wenn man sich über einen Überlieferer uneinig ist,<br />
war es A o<strong><strong>de</strong>r</strong> B. Solange bei<strong>de</strong> austauschbar sind und <strong><strong>de</strong>r</strong> ʾIsnād dadurch nicht<br />
beeinträchtigt wird, spielt auch solche ein Iḍṭirāb keine Rolle. Insofern sagte Az-Zarkašī,<br />
dass es <strong>de</strong>n Iḍṭirāb, Qalb und Šuḏūḏ sowohl in ḥasan- als auch in ṣaḥīḥ-Ḥadīṯen geben kann.<br />
142<br />
Plural von ʽIllah.
ول َيس من ْه حيث ُ بعضها رجح<br />
بلْ ن ُك ْر ضد أَو ش ُذ ُوذ ُه وضح<br />
-238<br />
Wenn man erkennen kann, welche Version maḥfūẓ/maʽrūf und welche šāḏḏ/munkar ist,<br />
wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ nicht als muḍṭarib eingestuft.<br />
32 Maqlūb<br />
ال ْق َل ْب في ال ْمت ْن ِ وفي الإِسن َاد ق َر<br />
ب ِواحد ن َظير ِه لِيغ ْر ِبا<br />
لآخ َر ٍ ، وعك ْسه ، إِغ ْرابا ، ا ْو<br />
المقلوب<br />
إِما ب ِإِبدالِ ال َّذي ب ِه اش ْت َهر<br />
أَو جعلِ إِسن َاد حديث اجت َبى<br />
ممت َحَن ًا ، ك َأَهلِ بغ ْداد ، حك َوا<br />
-239<br />
-240<br />
-241<br />
Maqlūb be<strong>de</strong>utet „verdreht“. Gemeint ist, dass etwas entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> im ʾIsnād o<strong><strong>de</strong>r</strong> Matn<br />
verdreht ist.<br />
Beispiele hierfür:<br />
• Jemand verwechselt <strong>de</strong>n Namen eines Überlieferers namens Kaʽb Ibn Murrah und<br />
nennt ihn Murrah Ibn Kaʽb.<br />
• Die ʾIsnāds zweier Ḥadīṯe wer<strong>de</strong>n miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> vertauscht. Ein Ḥadīṯ ist<br />
beispielsweise bekannterweise von Sālim über seinen Vater Ibn ʽUmar überliefert<br />
wor<strong>de</strong>n, doch ein Überlieferer schreibt <strong>de</strong>n Ḥadīṯ Nāfiʽ statt Sālim zu. Dies kann<br />
einem Ḥadīṯ-Gelehrten als Prüfung gestellt wer<strong>de</strong>n, wie im Falle von ʾImām Al-<br />
Buḫārī, als er Baġdād betrat. Zehn Leute vertauschten jeweils von 10 Ḥadīṯen die<br />
ʾIsnāds miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Man trug ihm diese Ḥadīṯe vor, um zu prüfen, ob er sie kenne.<br />
Buḫārī erkannte die Lage und merkte, dass man ihm die Ḥadīṯe mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ʾIsnāds<br />
verband. Er merkte sich sogar von je<strong>de</strong>m einzelnen, welchen falschen ʾIsnād er mit<br />
welchem Ḥadīṯ verknüpft hat und nannte je<strong>de</strong>m einzelnen <strong>de</strong>n korrekten Ḥadīṯ zum<br />
korrekten ʾIsnād. Ibn Ḥaǧar sagte, dass die Tatsache, dass Buḫārī erkannte, dass man<br />
ihm die Ḥadīṯe verdrehte, nichts Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es sei, weil er ja die Ḥadīṯe alle auswendig<br />
kannte. Beeindruckend ist, dass er sich beim ersten Mal alle hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t verdrehten<br />
Ḥadīṯe merkte und sie <strong>de</strong>n richtigen Personen zuordnete.<br />
• Innerhalb eines Matns wird die Reihenfolge von Worten vertauscht.<br />
Beispiel für die letzte Art aus Ṣaḥīḥ Muslim: Der Gesandte Aḷḷāhs erwähnte sieben<br />
Gruppen von Menschen, die am Tag <strong><strong>de</strong>r</strong> Auferstehung im Schatten Aḷḷāhs sein wer<strong>de</strong>n. Der<br />
verdrehte Ḥadīṯ lautet:<br />
ورج ٌل تصد ق ب ِصدق َة ف َأ َخف َاها حتى ل َا تعل َ م يمينه ما تنف ق شمال ُه<br />
„Und jemand, <strong><strong>de</strong>r</strong> etwas spen<strong>de</strong>t und diese Spen<strong>de</strong> so geheim hält, dass sogar seine rechte<br />
Hand nicht weiß, was die linke gespen<strong>de</strong>t hat.“<br />
In Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī heißt es genau umgekehrt:<br />
ورج ٌل تصد ق ب ِصدق َة ف َأ َخف َاها حتى ل َا تعل َ م شمال ُه ما تنف ق يمينه<br />
„Und jemand, <strong><strong>de</strong>r</strong> etwas spen<strong>de</strong>t und diese Spen<strong>de</strong> so geheim hält, dass sogar seine linke<br />
Hand nicht weiß, was die rechte gespen<strong>de</strong>t hat.“<br />
وهو يسمى عن ْدهم ب ِالسر ِق َه<br />
وق َد يك ُون ال ْق َل ْب سهوا ً أَط ْل َق َه<br />
Einen ʾIsnād an einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ḥadīṯ zu knüpfen nennt man „Diebstahl“.<br />
33 Mudraǧ<br />
NICHT ERLÄUTERT<br />
-242
المدرج<br />
ومدرج ال ْمت ْن ِ ب ِأَن يل ْحق َ في<br />
أَولِه أَو<br />
وسط أَو ط َر ف<br />
- 243<br />
ك َلام راو ٍ ما ب ِلا ف َصلٍ ، وذ َا<br />
ب ِن َص راو ٍ أَو إِمام ٍ ، ووهى<br />
ومدرج الإِسن َاد مت ْن َين ِ روى<br />
ط َرف ب ِإِسن َاد ف َيرو ِي ال ْك ُل َّ ب ِه<br />
أَو ق َال َه جماعة ٌ مخ ْت َلف َا<br />
يعرف ُ ب ِالت َّف ْصيلِ في أُخ ْرى،ك َذ َا<br />
عرف َان ُه في وسط ا ْو أَولِها<br />
ب ِسن َد لِواحد ، أَو ذ َا سوى<br />
أَو بعض مت ْن ٍ في سواه يش ْت َب ِه<br />
في سن َد ، ف َق َالَ هم مؤْت َلف َا<br />
- 244<br />
- 245<br />
- 246<br />
-247<br />
-248<br />
وك ُل ُّ ذ َا محرم<br />
وق َاد ح<br />
وعن ْدي الت َّف ْسير ق َد يسام ح<br />
-249<br />
Mudraǧ bezeichnet man <strong>de</strong>n Teil eines Ḥadīṯes, <strong><strong>de</strong>r</strong> ursprünglich nicht Teil <strong>de</strong>s Ḥadīṯes ist,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n beispielsweise die Worte eines Überlieferers.<br />
الموضوع<br />
34 Mauḍūʽ<br />
ال ْخ َبر ال ْموضوع ش َر<br />
ال ْخ َب ِر<br />
وذك ْره لِعالِم ٍ ب ِه احظ ُ ِر<br />
-250<br />
في أَي معن ًى ك َان إِلا َّ واصف َا<br />
إِما ب ِالاق ْرار ِ ، وما يحكيه<br />
لِوضعه ، وال ْوضع فيه عر ِف َا<br />
ور ِك َّة ، و ب ِدلِيلٍ فيه<br />
-251<br />
-252<br />
وأَن ين َاو ِى<br />
ق َاطعا وما ق ُب ِلْ<br />
ت َأْو ِيل ُه ، وأَن يك ُون ما ن ُقل<br />
-253<br />
حيث ُ الدواعي ائْت َل َف َت ْ ب ِن َق ْله<br />
وما ب ِه وعد عظيم ا ْو وعيد<br />
وق َالَ بعض ال ْعل َماء ال ْك ُملِ<br />
ق َد باين ال ْمعق ُولَ أَو من ْق ُولا<br />
وحيثُلا يوجد عن ْد أَهله<br />
عل َى حقير ٍ وصغيرة ش َديد<br />
أُحك ُم ب ِوضع ِ خ َبر ٍ إِن ين ْجلى<br />
خ َال َف َه أَو ن َاق َض الأُصولا<br />
-254<br />
-255<br />
-256<br />
-257<br />
وف َسروا الأَخير :<br />
حيث ُ يف ْقد<br />
جوامع مش ْهورة ٌ ومسن َد<br />
-258<br />
وفي ث ُبوت ال ْوضع ِ حيث ُ يش ْهد<br />
مع ق َط ْع ِ من ْع ِ عملٍ ت َردد<br />
-259<br />
-260<br />
-261<br />
وال ْواضعون بعضهم لِيف ْسدا<br />
ك َذ َا<br />
ت َك َسبا ، وبعض ق َد روى<br />
دين ًا وبعض ن َصر رأْي ٍ ق َصدا<br />
Bis hier Nicht<br />
erläutert<br />
لِلأُمراء ما يوافق ُ ال ْهوى<br />
Es gibt mehrere Ursachen, warum jemand einen Ḥadīṯ erfin<strong>de</strong>t:<br />
• eine schlechte Absichte und Unruhe stiften, um die Religion zerstören
• eine bestimmte Ansicht bekräftigen, wie es die Rāfiḍah getan haben: Sie haben viele<br />
Ḥadīṯe über die Familie <strong>de</strong>s Propheten erlogen, um Leute für ihren Irrweg zu<br />
gewinnen<br />
• Geld verdienen. Manche von ihnen halten Vorträge gegen Geld. Um die Vorträge<br />
interessanter zu gestalten, erfin<strong>de</strong>t er Ḥadīṯe, wodurch die Anzahl seiner Zuhörer<br />
steigt<br />
• Sich bei <strong>de</strong>n Führern einschmeicheln, weil man ihnen Ḥadīṯe erfin<strong>de</strong>t, die sie gerne<br />
hören<br />
وش َرهم صوفية ٌ ق َد وضعوا<br />
ف َق ُب ِل َت ْ من ْهم<br />
رك ُون ًا ل َه م<br />
محت َسب ِين الأَجر فيما يدعوا<br />
حت َّى أَبان َها الأُل َى هم ه م<br />
-262<br />
-263<br />
Die übelsten Erfin<strong><strong>de</strong>r</strong> sind die <strong>de</strong>s Sufismus, <strong>de</strong>nn sie erfan<strong>de</strong>n Ḥadīṯe um dadurch<br />
Belohnung von Aḷḷāh zu erhalten. Sie waren überzeugt, dass sie durch das Erfin<strong>de</strong>n einiger<br />
Ḥadīṯe, welche die Menschen anspornen wer<strong>de</strong>n Gutes zu tun, das Wohlgefallen Aḷḷāhs<br />
erlangen wür<strong>de</strong>n, siehe „ 7.2.2“.<br />
ك َال ْواضعين في ف َضائِلِ السور<br />
وال ْوضع في الت َّرغيب ِ ذ ُو ابتدا ِع<br />
(1)<br />
ف َمن رواها في كت َاب ِه ف َذ َر<br />
جوزه مخ َالِف ُ الإِجما ِع<br />
-264<br />
-265<br />
Konkrete erfun<strong>de</strong> Beispiele gibt es im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯe, die über die Vorzüge bestimmter<br />
Suren sprechen. Sollte ein Autor solche Ḥadīṯe zitieren, ohne darauf hinzuweisen, dass sie<br />
erfun<strong>de</strong>n sind, so hat man vor solchen Werken Abstand zu nehmen. Die Sekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Al-<br />
Karrāmiyyah war <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass man Ḥadīṯe erfin<strong>de</strong>n darf, um Leute anzuspornen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zu warnen. Sie wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen dadurch <strong><strong>de</strong>r</strong> Übereinkunft <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelehrten.<br />
وجزم الش َّيخ ُ أَبو محمد<br />
ب ِك ُف ْر ِه ب ِوضعه إِن يق ْصد<br />
-266<br />
ʼAbū Muḥammad Al-Ǧuwaynī, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn von ʾImām Al-Ḥaramayn, war fest <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass<br />
eine Person, die absichtlich einen Ḥadīṯ erfin<strong>de</strong>t, Kāfir ist.<br />
وغ َالِب ال ْموضوع ِ مما اخ ْت َل َق َا<br />
ك َلام بعض ِ ال ْحك َما، ومن ْه<br />
ما<br />
واضعه ، وبعضهم ق َد ل َف َّق َا<br />
وق ُوعه من غ َير ِ ق َصد وهما<br />
-267<br />
-268<br />
Die meisten mauḍūʽ-Ḥadīṯe sind absichtlich erfun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e sind aber auch<br />
entstan<strong>de</strong>n, weil man sie mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en weisen Aussagen verwechselt hat. Es gibt auch<br />
Ḥadīṯe, die zufällig entstan<strong>de</strong>n sind, siehe „ 7.3.2“.<br />
وفي كت َاب ِ ول َد ال ْجوز ِي ما<br />
من الصحيح ِ والضعيف وال ْحسن<br />
ومن غ َر ِيب ِ ما ت َراه ف َاعل َ ِم<br />
ل َيس من ال ْموضوع ِ حت َّى وهما<br />
ضمن ْت ُه كت َاب ِي<br />
"ال ْق َولَ ال ْحسن "<br />
فيه حديث ٌ من صحيح ِ مسل ِم<br />
-269<br />
-270<br />
-271<br />
Ibn Al-Ǧauzī hat ein Werk namens Al-Mauḍūʽāt zusammengestellt, in das er nur mauḍūʽ-<br />
Ḥadīṯe aufnehmen wollte. Doch lei<strong><strong>de</strong>r</strong> befin<strong>de</strong>n sich darin zum Teil ṣaḥīḥ-, ḍaʽīf- 143 und auch<br />
(<br />
كذا في تحقيق الشيخ أحمد شاكر ، وقال الشيخ محمد علي بن آدم في شرحه : )<br />
ق َذ َر<br />
بالقاف والذال المعجمتين<br />
.<br />
(1)<br />
المفتوحتين، أي وسخ والجملة خبر من<br />
المكذوب على رسول االله <br />
والمعنى أن من نقل تلك الأخبار المختلفة ففي كتابه وسخ ، وهو ذلك الكلام<br />
143<br />
Gemeint ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ zwar ḍaʽīf ist, jedoch nicht so unauthentisch, dass man ihn als mauḍūʽ einstufen<br />
dürfte.<br />
.
ḥasan-Ḥadīṯe. Suyūṭī hat diese in seinem Werk „Al-Qaul Al-Ḥasan“ aufgezählt.<br />
Erstaunlicherweise befin<strong>de</strong>t sich in Al-Mauḍūʽāt sogar ein Ḥadīṯ aus Ṣaḥīḥ Muslim! Ibn Al-<br />
Ǧauzī ist quasi das Gegenteil passiert von Al-Ḥākim mit seinem Mustadrak.<br />
35 Schlusswort<br />
ش َر الضعيف ال ْوضع ف َال ْمت ْروك ث ُم<br />
وبعده ال ْمق ْل ُوب ف َال ْمضط َر ِ ب<br />
خاتمة<br />
ذ ُو الن ُّك ْر ِ ف َال ْمعل ُّ ف َال ْمدرج ضم<br />
وآخ َرون غ َير هذ َا رت َّبوا<br />
-272<br />
-273<br />
Was die muttaṣil-Ḥadīṯe angeht, so sind die übelsten aller ḍaʽīf-Ḥadīṯe die mauḍūʽ-Ḥadīṯe.<br />
An zweiter Stelle diejenigen, die von Überlieferern überliefert wor<strong>de</strong>n sind, welche als<br />
matrūk eingestuft wor<strong>de</strong>n sind, weil ihnen das Lügen zum Vorwurf gemacht wor<strong>de</strong>n ist. An<br />
dritter Stelle kommt <strong><strong>de</strong>r</strong> munkar- und an vierter Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> muʽall-Ḥadīṯ. An fünfter Stelle<br />
kommt <strong><strong>de</strong>r</strong> mudraǧ, an sechster <strong><strong>de</strong>r</strong> maqlūb- und an siebter Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> muḍṭarib-Ḥadīṯ.<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gelehrte haben die Reihenfolge an<strong><strong>de</strong>r</strong>s gesehen.<br />
ومن روى مت ْن ًا صحيحا يجز ِم<br />
ب ِغ َير ِ ما إِسن َاده يمرض<br />
أَو واهيا أَو حال ُه لا يعل ُم<br />
وت َرك َه بيان ضعف ق َد رضوا<br />
- 274<br />
- 275<br />
Wenn man einen Ḥadīṯ erwähnt und weiß, dass er ṣaḥīḥ ist, hat man dies klar und <strong>de</strong>utlich<br />
zum Ausdruck zu bringen, in<strong>de</strong>m man bspw. sagt: „Der Gesandte Aḷḷāhs sagte usw.“<br />
Ist man sich nicht sicher, soll man <strong>de</strong>n Passiv verwen<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m man bspw. sagt: „Es wird<br />
über <strong>de</strong>n Gesandten Aḷḷāhs überliefert usw.“ Doch man muss aufpassen: Wenn die<br />
Zuhörer keinen Unterschied zwischen diesen bei<strong>de</strong>n Formen kennen, muss man<br />
ausdrücklich sagen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ nicht authentisch ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> man sich nicht sicher ist.<br />
35.1 Darf man ḍaʽīf<br />
ʽīf-Ḥad<br />
adīṯe verwen<strong>de</strong>n?<br />
في ال ْوعظ أَو ف َضائِلِ الأَعمالِ<br />
ولا إِذ َا يش ْت َد ضعف ٌ ث ُم من<br />
لا ال ْعق ْد وال ْحرام ِ وال ْحلا لِ<br />
ضعف ًا رأَى في سن َد ورام أَن<br />
-276<br />
-277<br />
Die erste Ansicht: Ḍaʽīf-Ḥadīṯe wer<strong>de</strong>n niemals verwen<strong>de</strong>t, we<strong><strong>de</strong>r</strong> um Regeln abzuleiten<br />
noch um die Menschen dazu zu bringen, freiwillig Gutes zu tun.<br />
Die zweite Ansicht: Ḍaʽīf-Ḥadīṯe darf man nicht verwen<strong>de</strong>n, wenn es um ḥalāl und ḥarām<br />
geht, jedoch zum Ansporn, wenn die Tat, zu <strong><strong>de</strong>r</strong> angehalten wird, sowieso durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
authentische Ḥadīṯe bestätigt ist und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ nicht sehr schwach ist.<br />
Man soll sich an die erste Ansicht halten, da uns die ṣaḥīḥ-Ḥadīṯen vollkommen ausreichen,<br />
auch zum Ansporn!<br />
35.1.1 Darf man einen Ḥad<br />
adīṯ als ḍaʽīf bezeichnen, wenn im ʾIsnād eine Schwachstelle<br />
ist?<br />
يق ُولَ<br />
في ال ْمت ْ ِن: ضعيف ٌ:<br />
ق َيدا<br />
ولا ت ُضعف ْ مط ْل َق ًا ما ل َم ت َج ِد<br />
ب ِسن َد ، خ َوف َ مج ِيء أَجودا<br />
ت َضعيف َه مصرحا عن مجت َه ِد<br />
-278<br />
-279<br />
Man muss in diesem Fall sagen: „Der ʾIsnād dieses Ḥadīṯes ist ḍaʽīf.“ Man darf nicht sagen<br />
„Der Ḥadīṯ ist ḍaʽīf“, <strong>de</strong>nn es kann sein, dass es an<strong><strong>de</strong>r</strong>e ʾIsnād zu diesem Ḥadīṯ gibt, die man<br />
nicht zu Gesicht bekommen hat. Sollte allerdings ein Muǧtahid dieses Urteil gesprochen<br />
haben, darf man sich darauf stützen.
36 Wessen Überlieferungen wer<strong>de</strong>n akzeptiert und wessen nicht?<br />
من تقبل روايته ومن ترد<br />
لِن َاقلِ الأَخ ْبار ِ ش َرط َان ِ هما:<br />
مك َل َّف ًا ل َم يرت َكب<br />
فسق ًا ولا<br />
يحف َظ ُ إِن يملِ ، كت َابا يضب ُط<br />
إِن يرو ِ بال ْمعن َى،وضبط ُه عر ِف ْ<br />
عدلٌ،وضبط ٌ:<br />
أَن يك ُون مسلما<br />
خ َرم مروءة ولا مغ َف َّلا<br />
إِن يرو ِ من ْه ، عالِما ما يسق ُط<br />
إِن غ َالِبا واف َق َ من ب ِه وصف ْ<br />
-280<br />
-281<br />
-282<br />
-283<br />
Es gibt zwei Bedingungen dafür, dass die Überlieferung einer Person akzeptiert wird:<br />
Rechtschaffenheit (ʽAdālah) und Genauigkeit (Ḍabṭ). Siehe Kapitel „ 7Definition eines ṣaḥīḥ-<br />
Ḥadīṯes“.<br />
Diese Genauigkeit kann man prüfen, in<strong>de</strong>m man das, was dieser Überlieferer überliefert, mit<br />
<strong>de</strong>n Überlieferungen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Überlieferer vergleicht und schaut, ob sie immer o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
meistens übereinstimmen. In diesem Fall wäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer genau.<br />
واث ْن َان ِ إِن زك َّاه عدلُ والأَصح<br />
أَو ك َان مش ْهورا، وزاد يوس ُف<br />
عدلٌ إِل َى ظ ُهور ِ جرح ٍ ، وأَبوا<br />
ق َبول َه من عالِم ٍ عل َى الأَصح<br />
إِن عدلَ ال ْواحد يك ْفي أَو جرح<br />
ب ِأَن ك ُ َّل<br />
من ب ِعل ْم ٍ يعر ُف<br />
وال ْجرح والت َّعديلَ مط ْل َق ًا رأَوا<br />
ما ل َم يوث َّق ْ من ب ِإِجمالٍ جر ِح<br />
-284<br />
-285<br />
-286<br />
-287<br />
Wieviele Gelehrte müssen die Rechtschaffenheit einer Person bezeugen, so dass sie als ʽAdl<br />
gilt? Manche Gelehrte sagen: Es müssen zwei Gelehrte sein, weil auch bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zeugenaussage zwei Zeugen verlangt sind. Die richtigere Ansicht ist allerdings, dass ein<br />
akzeptabler Gelehrter ausreicht. Dasselbe gilt für <strong>de</strong>n Ǧarḥ 144 : Wenn ein akzeptabler<br />
Gelehrter einen Ǧarḥ äußert, so reicht er allein aus. Manche Gelehrte sagen, dass bekannte<br />
Gelehrte, wie Ibn Mubārak, ʾIsḥāq Ibn Rāhūyah, ʼImām ̕Aḥmad usw. keinen Tauṯīq 145<br />
benötigen. Ibn ʽAbd Al-Barr (gest. 463), <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥāfiẓ Nordafrikas seiner Zeit, war <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht,<br />
dass eine Person, die für sein Wissen bekannt ist grundsätzlich ʽAdl ist, es sei <strong>de</strong>nn es gibt<br />
einen Gegenbeweis. Doch diese Ansicht wird von <strong>de</strong>n Gelehrten verworfen und als zu<br />
leichtfertig bezeichnet. Eine wissensreiche Person kann sehr wohl Fāsiq sein.<br />
Wenn ein Gelehrter einen Ǧarḥ o<strong><strong>de</strong>r</strong> Taʽdīl 146 ausspricht, ist eine solche Aussage<br />
ausreichend, selbst wenn er nicht ins Detail geht und seine Aussage begrün<strong>de</strong>t. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Gelehrte akzeptieren solche Aussagen nur, wenn sie begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
machen eine Differenzierung: Unbegrün<strong>de</strong>te Aussagen wer<strong>de</strong>n von Gelehrten akzeptiert, es<br />
sei <strong>de</strong>nn ein Gelehrter äußert unbegrün<strong>de</strong>t Taʽdīl und ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er unbegrün<strong>de</strong>t Ǧarḥ. In<br />
diesem Fall wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Ǧarḥ nur vorgezogen, wenn er begrün<strong>de</strong>t ist. Ansonsten geht <strong><strong>de</strong>r</strong> Taʽdīl<br />
vor.<br />
ويق ْبلُ الت َّعديلُ من عبد ومن<br />
أُن ْث َى وفي الأُن ْث َى خلاف ٌ ق َد زكن<br />
-288<br />
Der Taʽdīl und Ǧarḥ eines Sklaven wird akzeptiert, d.h. die Tatsache, dass er ein Sklave ist,<br />
hat keinen Einfluss. Dasselbe gilt für eine Frau nach <strong><strong>de</strong>r</strong> richtigeren Ansicht. Es gibt also<br />
144<br />
Eine Kritik, die zur Folge hat, dass die Akzeptanz <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferungen zum Negativen hin beeinflusst wird.<br />
145<br />
Dass ein Gelehrter ihn als Ṯiqah einstuft.<br />
146<br />
Bzw. Tauṯīq: Ein Lob, das zur Folge hat, dass die Akzeptanz <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferungen zum Positiven hin<br />
beeinflusst wird.
keinen Unterschied zwischen Mann und Frau auf <strong><strong>de</strong>r</strong> einen Seite, und zwischen einem<br />
freien Menschen und einem Sklaven auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite.<br />
وق َدم ِ ال ْجرح ول َو عدل َ ه<br />
ف َق َالَ<br />
من ْه ت َاب ، أَو ن َف َاه<br />
أَك ْث َر في الأَق ْوى ، ف َإِن ف َصل َ ه<br />
ب ِوجه ِه ق ُدم من زك َّاه<br />
:<br />
-289<br />
-290<br />
Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Ǧarḥ mufassar ist, ist dieser <strong>de</strong>m Taʽdīl grundsätzlich vorzuziehen, selbst wenn<br />
die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Leute <strong>de</strong>s Taʽdīl (Tazkiyah) größer ist, <strong>de</strong>nn jemand, <strong><strong>de</strong>r</strong> einen Ǧarḥ mufassar<br />
ausspricht, hat offensichtlich mehr Informationen als die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Es gibt allerdings Fälle,<br />
die von dieser Regel ausgenommen wer<strong>de</strong>n:<br />
• Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Muʽaddil 147 sagte: „Es stimmt was <strong><strong>de</strong>r</strong> Ǧāriḥ gesagt hat, allerdings hat er<br />
(<strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer) diese Eigenschaft wie<strong><strong>de</strong>r</strong> abgelegt.“ D. h. er hat bsp. Taubah<br />
gemacht.<br />
• Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Muʽaddil aufzeigen kann, dass die Aussage <strong>de</strong>s Ǧāriḥ falsch ist. Beispiel:<br />
Der Ǧāriḥ sagt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer die Person Soundso ermor<strong>de</strong>t hat. Der Muʽaddil<br />
kann beweisen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> vermeintlich Ermor<strong>de</strong>te nach <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>s<br />
angeblichen Mor<strong>de</strong>s immer noch am Leben war.<br />
In diesen Fällen ist die Aussage <strong>de</strong>s Muʽaddil vorzuziehen.<br />
ول َيس في الأَظ ْهر ِ ت َعديلا ً إِذ َا<br />
عن ْه روىال ْعدلُ ول َو خ ُص ب ِذ َا<br />
-291<br />
Wenn eine Person A über eine Person B überliefert be<strong>de</strong>utet dies noch nicht, dass A die<br />
Person B als ʽAdl ansieht. Selbst wenn A dafür bekannt ist, nur über Ṯiqah-Personen zu<br />
überliefern. Erst wenn er <strong>de</strong>n Taʽdīl mit eigenen Worten ausspricht.<br />
وإِن يق ُلْ :<br />
حدث ْ من لا أَت َّه ِم<br />
ب ِثق َة ث ُم روى عن مبه ِم<br />
أَو ثق َة ٌ أَو ك ُل ُّ ش َيخ ٍ لِي وسم<br />
لا يك ْت َف َى عل َى الصحيح ِ ف َاعل َ ِم<br />
-292<br />
-293<br />
Wenn eine Person sagt „Mir hat eine Person erzählt, <strong><strong>de</strong>r</strong> ich vertraue“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „die Ṯiqah ist“,<br />
so ist diese Aussage nach <strong><strong>de</strong>r</strong> richtigeren Ansicht inakzeptabel, <strong>de</strong>nn sie kann sehr wohl bei<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gelehrten maǧrūḥ sein. Deswegen muss sie erwähnen, wen sie damit meint.<br />
:<br />
ويك ْت َف َى من عالِم ٍ في حق ِّ من<br />
ق َل َّده ، وقي َل<br />
لا ، ما ل َم يبن<br />
-294<br />
Manche sagen, dass dies doch in Ordnung sein, wenn man als Schüler eines Lehrers seinem<br />
Lehrer in dieser Ansicht vertraut. Wenn bspw. ʼImām Mālik sagte „Mir hat eine<br />
vertrauenswürdige Person erzählt“, so dürfe man als Muqallid diesem Gelehrten folgen.<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gelehrten sagen auch in diesem Fall, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelehrte die Person erwähnen muss.<br />
ومااق ْت َضى ت َصحي ح مت ْ ٍن في الأَصح<br />
ف َت ْوى ب ِما فيه ، ك َعك ْسه وضح<br />
- 295<br />
Wenn ein Muftī eine Fatwā gibt gemäß eines Ḥadīṯes o<strong><strong>de</strong>r</strong> gemäß eines Ḥadīṯes han<strong>de</strong>lt, so<br />
be<strong>de</strong>utet dies nicht, dass er diesen Ḥadīṯ als ṣaḥīḥ betrachtet und die Überlieferer als ʽadl. Es<br />
besteht die Möglichkeit, dass er sich nämlich auf einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Beweis stützt. Dasselbe gilt<br />
für <strong>de</strong>n umgekehrten Fall: Wenn ein Gelehrter nicht nach <strong><strong>de</strong>r</strong> offensichtlichen Be<strong>de</strong>utung<br />
eines Ḥadīṯes han<strong>de</strong>lt, be<strong>de</strong>utet dies nicht, dass er ihn als ḍaʽīf ansieht, da er ihn auch<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>s verstehen kann als man selbst.<br />
ولا بق َاه حيث ُما الدواعي<br />
ولا اف ْتراق ُ ال ْعل َماء ال ْك ُملِ<br />
ت ُبطل ُه ، وال ْوف ْق ُ لِلإِجما ِع<br />
ما بين محت َج و ِذي<br />
ت َأَو ِل<br />
-296<br />
-297<br />
Wenn ein Ḥadīṯ etwas beinhaltet, das auf seine Unauthentizität hinweist, so hat dies keinen<br />
Einfluss auf die ʽAdālah. Und wenn ein ʾIǧmāʽ besteht, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit einem Ḥadīṯ übereinstimmt,<br />
147<br />
Derjenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Taʽdīl ausspricht.
e<strong>de</strong>utet dies nicht, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ ṣaḥīḥ ist. Beispiel: Die Gelehrten sagen: „Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Profit, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
aus einem Kredit hervorgeht, ist Zins.“ Diesbezüglich gibt es auch einen Ḥadīṯ, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
allerdings sehr schwach ist laut Ibn Ḥaǧar. Deshalb ist ein Ḥadīṯ erst recht nicht ṣaḥīḥ, nur<br />
weil manche Gelehrte damit argumentieren.<br />
ويق ْبلُ ال ْمجن ُون إِن ت َق َط َّعا<br />
ول َم يؤَث ِّر في إِف َاق َة معا<br />
-298<br />
Die Überlieferung einer Person, die geistig krank ist, wird verworfen, <strong>de</strong>nn, wie bereits<br />
erwähnt, muss eine Person bāliġ und ʽāqil sein. Sollte diese Person allerdings nur zeitweise<br />
Ausfallerscheinungen haben, wird seine Überlieferung akzeptiert, wenn sie keinen Einfluss<br />
auf sein Überliefern hat.<br />
وت َرك ُوا مجهولَ عي ٍن: ما روى<br />
عن ْه سوى ش َخ ْص ٍ وجرحا ماحوى<br />
- 299<br />
إِن ك َان ث َالِث ُها:<br />
من عن ْه ان ْف َرد<br />
ل َم يرو ِ إِلا َّ لِل ْعدولِ<br />
: لا يرد<br />
- 300<br />
راب ِعها<br />
يق ْبلُ إِن زك َّاه<br />
حبر وذ َا في ن ُخ ْبة رآه<br />
:<br />
-301<br />
خ َامسها: إِن ك َان ممن ق َد ش ُه ِر<br />
ب ِما سوى ال ْعل ْم ِ ك َن َجدة وب ِر<br />
-302<br />
Maǧhūl Al-ʽAyn (zu Deutsch: an sich unbekannt) ist eine Person, über die nur eine einzige<br />
Person überliefert hat. Außer<strong>de</strong>m kennen wir über diese Person keinen Ǧarḥ. Wenn wir<br />
nämlich einen Ǧarḥ kennen wür<strong>de</strong>n, wäre er uns nicht unbekannt. Es gibt fünf<br />
verschie<strong>de</strong>ne Ansichten, wie man mit einer solchen Person umzugehen hat.<br />
1. Man darf seine Überlieferungen überhaupt nicht akzeptieren.<br />
2. Das Gegenteil <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Ansicht.<br />
3. Wird akzeptiert, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Schüler normalerweise nur über ʽAdl-Personen<br />
überliefert.<br />
4. Wird akzeptiert, wenn ein Gelehrter eine Tazkiyah über ihn erwähnt hat, <strong>de</strong>ssen<br />
Aussage gilt o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer über diese Person selbst. Diese Ansicht hat<br />
Ibn Ḥaǧar in „Nuḫbatul-Fikar“ bevorzugt.<br />
5. Wird akzeptiert, wenn diese Person für etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es, als das Wissen, bekannt<br />
gewor<strong>de</strong>n ist, wie etwa für seine Güte, aufgrund eines Berufes usw.<br />
والث َّالِث ُ الأَصح<br />
ل َيس يق ْبلُ<br />
من باطن ًا وظ َاهرا يجه ُل<br />
:<br />
-303<br />
Bekannterweise wird ein Maǧhūl Al-ʽAyn durch die Überlieferung zweier Personen zu<br />
Maǧhūl Al-Ḥāl (zu Deutsch: eine Person unbekannten Zustands). Suyūṭī bevorzugt die<br />
Ansicht, dass man die Überlieferung eines Maǧhūl Al-Ḥāl auch nicht akzeptieren darf, da<br />
wir auch über sie nichts wissen.<br />
Maǧhūl Al-Ḥāl steht hierarchisch über <strong>de</strong>m Maǧhūl Al-ʽAyn.<br />
وفي الأَصح:يق ْبلُ ال ْمست ُور: ف ي<br />
ظ َاهر ِه عدلٌ وباطنٍ خ َفي<br />
-304<br />
Mastūr (sprachlich: ver<strong>de</strong>ckt) ist eine Person, die offensichtlich Ṯiqah ist, aber keiner hat<br />
dies ausdrücklich gesagt. Suyūṭī bevorzugt die Ansicht, dass die Überlieferung eines Mastūr<br />
zu akzeptieren ist. Ibn Ḥaǧār sagt, dass man in diesem Fall innehalten muss, bis man eine<br />
weitere Überlieferung fin<strong>de</strong>t, die diese <strong>de</strong>s Mastūr stärkt. Er ist also auf <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Stufe wie<br />
ein Maqbūl, wie wir später sehen wer<strong>de</strong>n.<br />
ومن عرف ْن َا عين َه وحال َه<br />
دون اسمه ون َسب ٍ مل ْن َا ل َ ه<br />
-305
ومن يق ُلْ: "<br />
يق ُلْ:" ف َإِن<br />
أَخ ْبرني ف ُلان ا ْو<br />
أَوغ َيره<br />
"، أَو يجهلِ<br />
هذ َا"<br />
(1)<br />
لِعدل َين ِ ق َبول َه رأَوا<br />
بعض ال َّذي سماهما:<br />
لا َتُق ْبلِ<br />
-306<br />
-307<br />
Eine Person, die an sich (ʽAyn) und auch ihr Zustand (Ḥāl) bekannt ist, d. h. sie wur<strong>de</strong> als<br />
Ṯiqah eingestuft, jedoch kennen wir nicht ihren genauen Namen (er heißt z. B. nur: Sohn<br />
von Soundso. O<strong><strong>de</strong>r</strong> man ist sich uneinig, wie er genau heißt) o<strong><strong>de</strong>r</strong> seine Herkunft, <strong>de</strong>ssen<br />
Überlieferung wird akzeptiert. Manche Menschen sind nur durch ihre Kunyah bekannt. Dies<br />
hat keinen Einfluss auf seine Überlieferungen.<br />
Dasselbe gilt, wenn ein Überlieferer sagte: „Mir hat A o<strong><strong>de</strong>r</strong> B erzählt.“ Wenn bei<strong>de</strong><br />
gleichwertig sind, so ist eine solche Überlieferung akzeptabel. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s wäre es, wenn einer<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Ṯiqah ist und und <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Maǧrūḥ.<br />
Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferer sagt: „Mir haben A und ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er erzählt“, so hängt die<br />
Überlieferung nur von A ab.<br />
:<br />
وك َافر ب ِب ِدعة ل َن يق ْبلا<br />
ث َالِث ُها<br />
إِن ك َذبا ق َد حل َّلا<br />
-308<br />
Es gibt zwei Arten von Bidʽah: Die Eine führt zum Fisq, die An<strong><strong>de</strong>r</strong>e zum Kufr. Derjenige<br />
Mubtadiʽ, <strong>de</strong>ssen Bidʽah zum Kufr führt, <strong>de</strong>ssen Überlieferung wird vollkommen verworfen.<br />
Manche Gelehrte aber akzeptieren solche Überlieferungen, <strong>de</strong>nn eine Bidʽah, die zum Kufr<br />
führt, be<strong>de</strong>utet noch nicht, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> dies tut, automatisch Kāfir wird. Dies ist die<br />
zweite Ansicht. Die dritte Ansicht ist, dass nur akzeptiert wird, wenn seine Bidʽah ihn nicht<br />
dazu geführt hat, das Lügen für erlaubt zu erklären.<br />
Die erste Ansicht ist die <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit und die richtige.<br />
وغ َيره :<br />
يرد من ْه الرافضي<br />
ق َبول ُهم لا إِن رووا و ِف َاق َا<br />
ومن دعا ومن سواهم ن َرت َضي<br />
لِرأْيه ِم ، أَبدى أَبو إِسحاق َا<br />
-309<br />
-310<br />
Wenn jemand eine Bidʽah begeht, die nicht aus <strong>de</strong>m ʾIslām führt, so wird die Überlieferung<br />
eines Rāfiḍī 148 und einer Person, die zu seiner Bidʽah aufruft, nicht akzeptiert. Dasselbe gilt<br />
wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Mubtadiʽ etwas überliefert, das seine These (Bidʽah) bekräftigt. Die<br />
Überlieferungen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Mubtadiʽ wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Gelehrten akzeptiert.<br />
ومن يت ُب عن فسقه ف َل ْيق ْبلِ<br />
والصيرف ِي ُّ وال ْحميدي<br />
أَبوا<br />
أَو ك َذب ِ ال ْحديث ف َابن حن ْب ِل<br />
ق َبول ُه مؤَبدا ، ث ُم ن َأَوا<br />
:<br />
عن ك ُل ِّ ما من ق َبلِ ذ َا رواه<br />
وما رآه الأَول ُون أَرجح<br />
والن َّوو ِ ي<br />
ك ُل َّ ذ َا أَباه<br />
دلِيل ُه في ش َرحن َا موض ح<br />
-311<br />
-312<br />
-313<br />
-314<br />
Wenn ein Fāsiq Taubah macht, wird seine Taubah akzeptiert und auch die Gelehrten<br />
akzeptieren seine Überlieferung. Eine Ausnahme wird gemacht, wenn er über <strong>de</strong>n<br />
Propheten zu lügen und Ḥadīṯe zu erfin<strong>de</strong>n pflegte. Manche Gelehrte, wie ʼImām ̕Aḥmad,<br />
Aṣ-Ṣayrafī und Al-Ḥumaydī, akzeptieren die Überlieferungen einer solchen Person nie<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, auch wenn sie ihre Sün<strong>de</strong> bereut hat. Dies gilt für alle Überlieferungen, auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
bereits vergangenen.<br />
Die zweite Ansicht besagt, dass solche Überlieferungen akzeptiert wer<strong>de</strong>n. Dies ist die<br />
Ansicht von An-Nawawī.<br />
)<br />
.<br />
....<br />
(<br />
قال الشيخ محمد علي بن آدم في شرحه : )<br />
باطن<br />
وباط ٍن<br />
مبتدأ خبره<br />
مجرور بفي محذوفة لدلالة ما قبله<br />
خفي<br />
ويحتمل أن يكون<br />
، أي باطن منه خفي ، والجملة حال من عدل<br />
148<br />
Weil sie bekannt für ihr Lügen sind und dafür, dass sie das Lügen erlauben.<br />
(<br />
)<br />
(<br />
(1)
Suyūṭī bevorzugt die Ansicht von ʼImām ̕Aḥmad. Sie ist auch die sicherere, damit <strong>de</strong>m<br />
Gesandten Aḷḷāhs nicht Worte in <strong>de</strong>n Mund gelegt wer<strong>de</strong>n, die er nicht gesagt hat.<br />
-315<br />
-316<br />
ومن ن َف َى ما عن ْه يروى<br />
: أَو ق َالَ<br />
ف َالأَص ح<br />
لا أَذ ْك ُره ، ون َحو ذا<br />
إِسق َاط ُه ، ل َكن ب ِف َرع ٍ ما ق َدح<br />
ك َأَن ن َسي:<br />
ف َصححوا أَن يؤْخ َذ َا<br />
Wenn ein Lehrer etwas erzählt und danach leugnet, <strong><strong>de</strong>r</strong> Schüler auch darauf besteht, so<br />
muss man von dieser Überlieferung absehen, wenn bei<strong>de</strong> Ṯiqah sind. Dies hat aber keinen<br />
Einfluss auf die ʽAdālah dieser bei<strong>de</strong>n Personen und auch nicht auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Überlieferungen<br />
dieser Personen. Und wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer sagt: „Ich kann mich nicht mehr erinnern dies und<br />
das gesagt zu haben.“ Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Schüler Ṯiqah ist, ist diese Überlieferung vollkommen<br />
akzeptabel.<br />
Nicht erläutert<br />
وآخذ ٌ أَجر ال ْحديث يق ْدح<br />
جماعة ٌ ، وآخ َرون سمحوا<br />
-317<br />
وآخ َرون جوزوا لِمن ش ُغلْ<br />
عن ك َسب ِه ، ف َاخ ْتير هذ َا<br />
وق ُب ِلْ<br />
-318<br />
من يت َساهلْ في السماع ِ والأَدا<br />
وق َاب ِلَ الت َّل ْقين ِ وال َّذي ك َث ُر<br />
ك َن َوم ٍ او ك َت َرك أَصله ارددا<br />
ش ُذ ُوذ ُه أَو سهوه حيث ُ أَث َر<br />
-319<br />
-320<br />
من حف ْظه ق َالَ جماعة ٌ ك َبر<br />
ومن يعرف ْ<br />
وهمه ث ُم أَص ر<br />
-321<br />
يرد ك ُل ُّ ما روى وق َيدا<br />
وأَعرضوا في هذ ْه الأَزما ِن<br />
ب ِأَن يب ِين عالِم وعان َدا<br />
عن اعت َبار ِ هذ َه ال ْمعاني<br />
-322<br />
-323<br />
لِعسر ِها مع ك َون ِ ذ َا ال ْمراد<br />
صار بق َا<br />
سل ْسل َة الإِسن َا د<br />
-324<br />
ف َل ْيعت َبر ت َك ْليف ُه والست َر<br />
ول ْيَرو ِ من موافق لأَصلِ<br />
وما روى أَث ْبت َ ث َبت ٌ ب ر<br />
ش ُيوخه ف َذ َاك ضبط ُ الأَه ِل<br />
-325<br />
-326<br />
مراتب التعديل والتجريح<br />
وأَرف َع الأَل ْف َاظ في<br />
الت َّعدي ِل<br />
ما جاء فيه أَف ْعلُ الت َّف ْضي ِل<br />
ك َ" "<br />
أوث َق الن َّا ِس<br />
وما أَش ْبهها<br />
أَو ن َحوه ن َح و<br />
"إِل َيه ال ْمن ْت َهى"<br />
ث ُم ال َّذي ك ُرر مما يف ْرد<br />
بعد ب ِل َف ْظ أَو ب ِمعن ًى يور د<br />
"<br />
"<br />
"<br />
ثق َة ٌ أو مت ْقن ث َبت ٌ يليه" " "<br />
حافظ ٌ أَو"<br />
"أَو" ضاب ِط ٌ"أَو"حجة ٌ"<br />
"<br />
"<br />
"<br />
ث ُم"صدوق ٌ"أَوف َ"مأْمون"<br />
لا و"<br />
وت َلا خيار ك َذ َا بأْس ب ِ ه
"<br />
"<br />
"محل ُّه الصد َق""رووا عن ْه"<br />
ش َيخ ٌ<br />
مك َررين ِ أَو ف َردا ف َق َط ْ<br />
"وسط ْ"<br />
" "حسن ُه" " صالِحه" "<br />
"<br />
جيد ال ْحديث و" "<br />
يق َار ِبه أَو<br />
مق َار ِبه"<br />
ومن ْه"من يرمى ب ِب ِد ٍع"<br />
أَو يضم<br />
إِل َى"صدوق""سوء حف ْظ أَو<br />
وهم"<br />
يليه مع مشيئَة "<br />
أَرجو ب ِأَن<br />
لا بأْس ب ِه"صويلح" "مق ْبولُ<br />
Bis hier!!!<br />
عن"<br />
37 Weiteres:<br />
Wenn Buḫārī über jeman<strong>de</strong>n „fīhi naẓar“ sagt, so darf man solche Überlieferer bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Argumentation nicht anführen. Und wenn er sogar „munkar Al-Ḥadīṯ“ sagt, darf man nicht<br />
einmal über ihn überliefern. Dies berichtet Aḏ-Ḏahabī über Buḫārī.<br />
Aussagen von ʾAbū Isḥāq<br />
• Die richtigere Ansicht lautet laut ʾAbū ʾIsḥāq, dass Saʽīd Ibn Al-Musayyib von ʽUmar<br />
Ibn Al-Ḫaṭṭāb Ḥadīṯe gehört hat. Diese Ansicht vertritt Aḥmad Ibn Ḥanbal. Al-Ḥākim<br />
sagte in „Al-Mustadrak“, dass die meisten Gelehrten diese Meinung vertreten.<br />
Buḫārī scheint auch diese Ansicht zu vertreten. Mālik und ʾAbū Ḥātim waren <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ansicht, dass dies nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war.<br />
• Der Ḥadīṯ über das Verbot, samstags zu fasten, ist ḍaʽīf. Und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ḥadīṯ, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Iʽtikāf nur in drei Moscheen erlaubt ist, ist maʽlūl: Seine ʽIllah ist, dass er mauqūf ist<br />
und nicht marfūʽ.<br />
صلاة التسابيح • Auch Ḥadīṯ über Zamzam und auch Ḥadīṯ über<br />
الإيماء بالرأس لا بالجذع •
38 Ibn Ḥibb<br />
ibbān und Ibn Ḫuzay<br />
uzaymah<br />
Ibn Ḥibbān folgte seinem Lehrer in folgen<strong>de</strong>m Grundsatz: Ein Unbekannter ist<br />
grundsätzlich Ṯiqah. Doch daraus ergibt sich nicht, dass man grundsätzlich seine Ṯiqah-<br />
Erklärung ablehnt: Vielmehr muss man genauer differenzieren.