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1.Der erste Blick Das war die Tageszeit, zu der ich mir ... - Wikia

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gegenüber abgelehnt? Sie <strong>war</strong> selbstlos genug um so etwas <strong>zu</strong> tun. Wünschte sie s<strong>ich</strong>, sie könnte ja<br />

sagen? O<strong>der</strong> <strong>war</strong>en beide Vermutung falsch? Hatte sie an jemand an<strong>der</strong>em Interesse?<br />

„Ja, du hast recht,“ murmelte Mike, so nie<strong>der</strong>geschlagen, dass <strong>ich</strong> fast Mitleid mit ihm gehabt<br />

hätte. Fast.<br />

Er wandte s<strong>ich</strong> von ihr ab und schnitt <strong>mir</strong> den <strong>Blick</strong> auf ihr Ges<strong>ich</strong>t durch seine Gedanken ab.<br />

<strong>Das</strong> würde <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t dulden.<br />

Ich drehte m<strong>ich</strong> um, um ihren Ges<strong>ich</strong>tsausdruck selbst <strong>zu</strong> lesen, das <strong>erste</strong> Mal seit über<br />

einem Monat. Es <strong>war</strong> eine große Erle<strong>ich</strong>terung, als würde ein Ertrinken<strong>der</strong> nach Luft schnappen.<br />

Sie hatte ihre Augen geschlossen und <strong>die</strong> Hände an <strong>die</strong> Schläfen gepresst. Ihr Schultern<br />

schützend hochgezogen. Sie schüttelte langsam ihren Kopf, als versuche sie irgendeinen Gedanken<br />

los<strong>zu</strong>werden.<br />

Frustrierend. Faszinierend.<br />

Die Stimme von Mr. Banner holte sie aus ihrer Starre und sie öffnete langsam ihre Augen. Sie<br />

sah sofort <strong>zu</strong> <strong>mir</strong> herüber, vielle<strong>ich</strong>t hatte sie meinen <strong>Blick</strong> gespürt. Sie schaute <strong>mir</strong> in <strong>die</strong> Augen mit<br />

<strong>die</strong>sem verwirrten Ausdruck, <strong>der</strong> m<strong>ich</strong> so lange verfolgt hatte.<br />

In <strong>die</strong>ser Sekunde spürte <strong>ich</strong> we<strong>der</strong> <strong>die</strong> Gewissensbisse, noch <strong>die</strong> Schuldgefühle, noch <strong>die</strong><br />

Wut. Ich wusste dass <strong>die</strong>se Gefühle wie<strong>der</strong>kommen würden, bald, aber in <strong>die</strong>sem Moment fühlte <strong>ich</strong><br />

m<strong>ich</strong> seltsam beflügelt. Als hätte <strong>ich</strong> gewonnen statt verloren.<br />

Sie schaute n<strong>ich</strong>t weg, obwohl <strong>ich</strong> sie mit unangebrachter Intensität anstarrte und vergebl<strong>ich</strong><br />

versuchte ihre Gedanken in ihren flüssigen braunen Augen <strong>zu</strong> lesen. Sie <strong>war</strong>en voller Fragen statt<br />

Antworten.<br />

Ich sah dir Reflektion meiner Augen in ihren und sie <strong>war</strong>en sch<strong>war</strong>z vor Durst. Mein letzter<br />

Jagdausflug <strong>war</strong> fast zwei Wochen her; das <strong>war</strong> n<strong>ich</strong>t <strong>der</strong> s<strong>ich</strong><strong>erste</strong> Tag um meinen Willen <strong>zu</strong>m<br />

bröckeln <strong>zu</strong> bringen. Aber <strong>die</strong> Schwärze schien ihr keine Angst <strong>zu</strong> machen. Sie schaute immer noch<br />

n<strong>ich</strong>t weg, so sanft, ein umwerfendes Rot verfärbte ihre Haut.<br />

Was dachte sie bloß?<br />

Ich <strong>war</strong> kurz davor <strong>die</strong> Frage laut aus<strong>zu</strong>sprechen als Mr. Banner meinen Namen rief. Ich sah<br />

<strong>die</strong> Antwort in seinem Kopf als <strong>ich</strong> ihm einen kurzen <strong>Blick</strong> <strong>zu</strong><strong>war</strong>f.<br />

Ich atmete kurz ein. „Der Krebs-Zyklus.“<br />

Durst brannte in meiner Kehle – spannte meine Muskeln und füllte meinen Mund mit Gift –<br />

<strong>ich</strong> schloss meine Augen und versuchte m<strong>ich</strong> trotz des Verlangens nach ihrem Blut das in <strong>mir</strong><br />

aufflammte <strong>zu</strong> konzentrieren.<br />

<strong>Das</strong> Monster <strong>war</strong> noch stärker als <strong>zu</strong>vor. <strong>Das</strong> Monster frohlockte. Es begrüßte <strong>die</strong><br />

zweigeteilte Zukunft, <strong>die</strong> ihm eine fünfzig-fünfzig Chance gab, sein boshaftes Verlangen <strong>zu</strong> stillen. Die<br />

dritte mögl<strong>ich</strong>e Zukunft <strong>die</strong> <strong>ich</strong> allein durch Willenskraft hatte aufbauen wollen fiel in s<strong>ich</strong> <strong>zu</strong>sammen<br />

– zerstört von gewöhnl<strong>ich</strong>er Eifersucht – und das Monster <strong>war</strong> so viel Näher an seinem Ziel.<br />

Die Gewissensbisse und <strong>die</strong> Schuldgefühle brannten gemeinsam mit meinem Durst, und<br />

wenn <strong>ich</strong> in <strong>der</strong> Lage gewesen wäre Tränen <strong>zu</strong> produzieren, hätten sie meine Augen gefüllt.<br />

Was hatte <strong>ich</strong> getan?<br />

Mit dem Wissen, dass <strong>der</strong> Kampf sowieso schon verloren <strong>war</strong>, sah <strong>ich</strong> keine Notwendigkeit<br />

mehr darin, dem <strong>zu</strong> wid<strong>erste</strong>hen, was <strong>ich</strong> wirkl<strong>ich</strong> wollte; <strong>ich</strong> starrte wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong> dem Mädchen.<br />

Sie hatte s<strong>ich</strong> wie<strong>der</strong> hinter ihren Haaren v<strong>erste</strong>ckt, aber <strong>ich</strong> konnte zwischen den Strähnen<br />

erkennen, dass ihre Wangen dunkelrot angelaufen <strong>war</strong>en.<br />

Dem Monster gefiel es.

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